Einmalig: 50 Jahre Kapellmeister Musikerlegende mit Jubiläum – Seit 1966 gibt „Maestro Rudi Pangerl“ bei „D’Freudenseer“ Takt an Von Christoph Hauzeneder Raßreuth. Diese Jubiläum, diese Lebensleistung dürfte einmalig sein in der Region, vielleicht sogar weit darüber hinaus. Seit 50 Jahren leitet Rudolf Pangerl die Trachtenkapelle „D’Freudenseer“. Die Musik ist sein Leben. Begonnen hatte alles 1966. Der erst 18-jährige Rudolf Pangerl jun. übernahm mehr oder weniger freiwillig die Leitung der fünf Jahre zuvor gegründeten Trachtenkapelle D’Freudenseer. Man hat ihn ins „kalte Wasser“ geworfen. Ein halbes Jahrhundert später darf Rudi Pangerl ein seltenes Jubiläum feiern. Seine Begeisterung für die bayerisch-böhmische Blasmusik ist für ihn Lebensaufgabe. Die Musik und die Trachtenkapelle bestimmten und bestimmen tatsächlich das Leben von Rudolf Pangerl. Im Juni 1961 hatten der damalige Vorstand des Trachtenvereins D’Freudenseer, Ludwig Hoffmann, und der Vater des Jubilars, Rudolf Pangerl sen., die heutige Trachtenkapelle gegründet. Rudolf Pangerl jun. war ein Gründungsmitglied. Sein Vater stammte aus Böhmen, hatte Sohn Rudolf die Begeisterung für die Blasmusik vererbt. Sein Instrument ist bis heute das Flügelhorn, das er bei seinem Vater und beim damaligen Kapellmeister Hans Florian erlernte. Damals „ins kalte Wasser geworfen“ Im Jahr 1966 begann schließlich die „Ära Rudi Pangerl“. Hans Florian hatte als Kapellmeister aufgehört. Die jüngeren Musikanten und auch sein Vater bedrängten den 18-Jährigen, die Leitung der Trachtenkapelle zu übernehmen, erzählt Rudi Pangerl der PNP. „Es war eine schwierige Zeit.“ Die Grundvoraussetzungen hätten ihm komplett gefehlt. Er musste sich alles selbst erarbeiten. Er las sich durch die Literatur, ging auf Seminare. Die Freudenseer waren damals nur eine kleine Tanzkapelle. „Die Anfänge waren doch nervenaufreibend“, gibt er zu. Die ersten Jahre als Kapellmeister waren für ihn auch Jahre des Auf- und Ausbaus der Trachtenkapelle. Pangerl unterrichtete in seinen jungen Jahren, bildete viele junge Musiker für die Kapelle aus. Aber die Kapelle selbst veränderte sich So kennt man Rudi Pangerl mit seinem Flügelhorn. Seit 50 Jahren leitet er die Freudenseer Trachtenkapelle. − Foto: Hauzeneder immer wieder. „Es schieden immer wieder Musiker aus.“ Rudolf Pangerl gab auch in schwierigen Lagen nicht auf, fand immer eine Lösung und neue Musiker, damit die Kapelle bestehen konnte. Seiner ruhigen und diplomatischen Art ist es zu verdanken, dass es die Trachtenkapelle seit 55 Jahren gibt. Schon kurz nach ihrer Gründung hatte sich die Kapelle dem Trachtenverein D’Freudenseer angeschlossen. Die Kapelle ist fester Bestandteil des Vereins, hat sich der Pflege der Volksmusik verpflichtet. Neben der bayerischen und böhmischen Blasmusik pflegt die Trachtenkapelle besonders das Spielen von Volkstänzen. Dafür hat Rudi Pangerl viel Zeit investiert. In mühseliger Kleinarbeit hatte er Einzelstimmen von Instrumenten gesammelt oder von alten Harmonikaspielern aufgezeichnet. Er bearbeitete Volkstanzmelodien für die Blasmusik. So haben sich in den Jahren um die 100 Volkstänze und weitere Musikstücke angesammelt. Davon haben auch viele andere Musikkapellen profitiert. Das Schreiben der Notensätze war für Pangerl am Anfang eine große Aufgabe. Zum einen musste er sich einarbeiten, zum anderen war es eine Mühsal, die Noten per Hand zu schreiben. Eine große Hilfe war ihm dabei sein Vater, der eine saubere und exakte Notenschrift hatte. Erst 1993 erleichterte ein Computer diese Arbeit.In diesen Jahren hat Rudi Pangerl nicht nur Volkstänze für die Blaskapelle arrangiert, sondern auch Choräle und Märsche. Einige davon hat er auch selbst komponiert. Volkstanzmelodien für Blasmusik Unter der Leitung von Pangerl hat sich die Trachtenkapelle aber auch für modernere Musikstücke wie Schlager geöffnet, die von ihm für die Freudenseer bearbeitet wurden. Dies führte aber auch zu Diskussion im Trachtenverein. „Die Trachtenkapelle muss immer wieder eingebremst werden, um nicht zu sehr auf die moderne Linie einzuschwenken“, ist 1971 in einer Chronik zu lesen. Trotzdem war für Rudi Pangerl die Pflege der Volksmusik immer im Vordergrund, um das kulturelle Leben in seiner Heimatgemeinde zu bereichern, wie er selbst sagt. Die Freudenseer sind weit über die Grenzen von Hauzenberg und des Landkreises Passau hinaus bekannt. In den letzten fünf Jahrzehnten hatten die Freudenseer Auftritte auf der Grünen Woche in Berlin, der Hannovermesse, aber auch in Belgien und Holland. Bei einer der Reisen nach Italien und Rom wurde Kapellmeister Pangerl zum „Maestro“ und „Diretto“ erklärt. Auch im Dreiflüssetrachtengau ist Rudi Pangerl mit seinen Musikanten gefragt. Mehr als 25 Mal haben die Freudenseer bereits beim Gauball zum Tanz aufgespielt und sind damit eine der wenigen Kapellen, die einen kompletten Volkstanzabend bestreiten kann. Seit vielen Jahren gestalten sie auch den Festgottesdienst am Maidultsonntag mit ihren Chorälen, die oft aus Pangerls Feder stammen. Diese Lebensleistung ist ohne den Rückhalt in der Familie nicht möglich. Seine Frau, die drei Kinder und inzwischen vier Enkel sind für ihn der nötige Ausgleich und der ruhende Pol, um sich in der verbleibenden Freizeit zu entspannen.
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