Nordbayerischer Kurier Donnerstag, 27. Oktober 2016 17 Kulmbach: Klinikum wird gründlich modernisiert Neue Kassen: Harte Zeiten für Händler und Gastronomen Kinderseite: Die Geräuschemacher Seite 19 Seite 22 Seite 23 Medizincampus rückt näher KULMBACH Von Melitta Burger Das Projekt Medizincampus Oberfranken ist seiner Verwirklichung einen großen Schritt nähergerückt. Schon von 2020 an könnte es die Möglichkeit geben, dass junge Menschen in Kulmbach Medizin studieren. Das Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bayreuth hat in der Karl-LandsteinerPrivatuniversität Krems in Niederösterreich einen Partner gefunden, der sich die Gründung einer Niederlassung in Kulmbach vorstellen kann. Im Kreis Bayreuth kann sich Waischenfeld über die Höchstförderung von rund 1,6 Millionen Euro freuen. Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) bedankte sich beim Freistaat: „Den Kommunen gezielt unter die Arme zu greifen, ist genau der richtige Weg.“ Am Donnerstag wird der Stadtrat unterrichtet Nach einer ganzen Reihe von persönlichen Besprechungen und gegenseitigen Besuchen hat jetzt der Rektor der Kremser Uni, Professor Rudolf Mallinger, Oberbürgermeister Henry Schramm schriftlich bestätigt, er könne sich den „konkreten Start der Zusammenarbeit und der Realisierung des Medizincampus Oberfranken in Kulmbach im Jahr 2020 vorstellen“. Kommt die Vereinbarung zum Tragen, wäre Kulmbach in Oberfranken der einzige Standort, an dem eine vollwertige Mediziner-Ausbildung über alle Semester möglich wäre. Oberbürgermeister Schramm wird darüber am heutigen Donnerstag auch den Stadtrat unterrichten. Die Uni Bayreuth hat am Projekt mitgeplant Schramm holte für das Projekt die Uni Bayreuth ins Boot. Professor Klaus Nagels und das ganze Team vom Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bayreuth erarbeiteten die Grundlagen, sondierten verschiedenste europäische Universitäten und fanden schließlich die Karl-Landsteiner-Privatuniversität in Krems. Sie ist eine Ausgründung der beiden staatlichen Wiener Universitäten. Erste Besuche in Krems und auch Gespräche mit der Universitätsleitung in Wien verliefen laut Schramm erfolgreich. Die Standortfrage ist noch zu klären Damit das ehrgeizige Projekt Wirklichkeit werden kann, sei die Standortfrage zu klären, auch die Finanzierung und diverse Rechtsfragen. Schon vom kommenden Jahr an soll die Planung in Kulmbach sichtbar sein, kündigt Schramm an. Die Kremser Uni werde dann ein Büro in Kulmbach einrichten, in dem sich Interessenten über das Medizinstudium in Krems informieren und sich für das Studium vor Ort auch schon bewerben können. Ziel sei es, sagt Schramm, eine dreistellige Studentenzahl zu erreichen. Stadtrat, der Zweckverband des Klinikums und alle örtlichen Abgeordneten haben ihre Unterstützung schon längst bekundet. LESERSERVICE Kundenservice: Tel.: 0921 294-294, Fax: -194 E-Mail: kundenservice@ nordbayerischer-kurier.de Redaktion Kulmbach: Tel.: 0921 294-286, Fax: -180 E-Mail: kulmbach@ nordbayerischer-kurier.de Leserbriefe: Tel.: 0921 294-166, Fax: -160 E-Mail: leserbriefe@ nordbayerischer-kurier.de Foto: Ralf Münch Geldsegen aus München Doch nicht alle Kommunen und Landkreise sind glücklich über die Höhe der staatlichen Finanzhilfen BAYREUTH/KULMBACH Von Ute Eschenbacher Der Freistaat hilft auch in diesem Jahr strukturschwachen Gemeinden mit viel Geld. 75 Kommunen in Oberfranken erhalten über 66 Millionen Euro zusätzlich an staatlichen Bedarfszuweisungen. Nicht alle Landkreise und Kommunen sind mit den zugeteilten Summen zufrieden. Während der Landkreis Wunsiedel mit 2,7 Millionen Euro bedacht wird, erhält der Landkreis Bayreuth lediglich 200 000 Euro aus München. Der Bayreuther Landrat Hermann Hübner sagte in einer ersten Reaktion dazu: „Ich bedaure, dass wir statt der beantragten 700 000 Euro nur 200 000 Euro erhalten.“ Dies liege wohl darin begründet, dass sich im Landkreis die Bevölkerung stabilisiert habe. Er sei dennoch froh, so Hübner, „dass wir zu den 35 von 71 Landkreisen gehören, die überhaupt eine Bedarfszuweisung erhalten.“ Immerhin seien alle 14 Kommunen, die einen Antrag gestellt hatten, erfolgreich gewesen. Der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner ist mit der Summe von zwei Millionen Euro an Bedarfszuweisungen und Stabilisierungshilfen durchaus zufrieden. „Das hilft uns sehr“, sagte Söllner auf Kurier-Nachfrage. „Wir haben aber auch etwas dafür getan.“ Denn es sei gelungen, die Schulden nennenswert zu verringern. Die Finanzhilfe helfe dem Landkreis und seinen Kommunen, handlungsfähig zu bleiben, so Söllner. Die jetzt bewilligten zwei Millionen Euro werden zur weiteren Reduktion des Schuldenstandes verwendet: Ende 2015 war der der Landkreis mit 23,9 Millionen Euro verschuldet. Vertreter der kommunalen Spitzenverbände und des Innen- und Finanzministeriums legten am Mittwoch die aktuellen Bedarfszuweisungen und Finanzierungshilfen fest. Bayernweit werden an 175 Kommunen mehr als 145 Millionen Euro verteilt. Gut die Hälfte der Zuweisungen gehe nach Oberfranken, teilte Minister Markus Söder mit. Acht oberfränkische Landkreise bekommen zusammen 10,2 Millionen Euro. Landtagsvizepräsidentin Inge Aures (SPD) ist über die guten Nachrichten für die Region froh. Erinnerte jedoch zugleich daran, dass die Stärkung der finanziellen Situation der Kommunen in Sondersituationen eine langjährige Forderung der SPD-Landtagsfraktion sei. Die Investitionskraft der Kommunen sei dennoch gezielter zu stärken, fordert Aures. „Wir wollen, dass Städte und Landkreise beim öffentlichen Nahverkehr, bei der energetischen Sanierung ihrer Gebäude und bei der Sanierung ihrer Schwimmbäder stärker unterstützt werden.“ Die Bayreuther CSU-Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer freute sich, dass ihr Stimmkreis vom Freistaat 6,6 Millionen Euro erhält. „Die Kommunen strengen sich an, ihre Finanzlage zu verbessern“, sagte Brendel-Fischer. „Wenn Bürgermeister schreiben ,Super, danke!’, dann sind wir auf gutem Weg. Kein anderes Bundesland tut so viel für seine Kommunen wie der Freistaat.“ Rund 32,4 Millionen Euro an Bedarfszuweisungen fließen in den Stimmkreis Wunsiedel, Fichtelgebirge und Kulmbach, wie Landtagsabgeord- neter Martin Schöffel mitteilte. „Bayern lässt seine Kommunen teilhaben an gestiegenen Steuereinnahmen.“ In einigen Kommunen sei die Entlastung bei Zinsen und Tilgungen schon deutlich spürbar. Schöffel weiter: „Um staatliche Förderprogramme wie die Städtebauförderung, die Dorferneuerung oder die Schulhaussanierung umsetzen zu können, stehen die Stabilisierungshilfen teilweise auch als kommunaler Eigenanteil zur Verfügung.“ Die meisten Bürgermeister, die der Kurier gestern um eine Stellungnahme zu den Finanzhilfen bat, reagierten positiv. So sagte der Waischenfelder Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS): „Wir werden das Geld zu hundert Prozent für die Schuldentilgung verwenden.“ Da in die Stadt einige dringende Infrastrukturverbesserungen vorgenommen habe, sehe er dies als Entschädigung dafür, so Pirkelmann. „Nur so können wir unsere Verbindlichkeiten zurückführen.“ Die Stadt habe den Kindergarten saniert, das Feuerwehrgerätehaus neu gebaut und den Radweg nach Nankendorf mitfinanziert. „Ein Klotz am Bein“ sei über Jahre hinweg der Ferienpark gewesen, der 2015 endlich abfinanziert worden sei. Schon lange bevor eine staatliche Sparpolitik verordnet worden sei, habe Waischenfeld sparsam gehaushaltet. „Jetzt werden wir für unsere konsequente, straffe Haushaltspolitik belohnt.“ Der Creußener Bürgermeister Martin Dannhäußer (ÜWG/FWG) sagte, die Stadt habe sich zwar mehr erhofft. „Trotzdem freuen wir uns, weil das Geld dem städtischen Haushalt gut tut.“ Die Stadtsanierung, die Abwasseranlage und das Baugebiet Sonnenhöhe hätten die Stadt viel Geld gekostet. Mehr Einnahmen habe Creußen bereits unter anderem durch den Verkauf von Grundstücken erzielt. Der Thurnauer Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) bezeichnete die Zahlungen aus München als einen Se- „Wir freuen uns natürlich über alles, aber das ist schon wenig.“ Mehlmeisels Bürgermeister Franz Tauber (FWG) Willkommene Finanzspritze: Im Kreis Kulmbach bekommt der Markt Thurnau mit einer halben Million Euro die höchste Zuwendung. Foto: Udo Meixner DIE ZAHLEN IM ÜBERBLICK Im Landkreis Bayreuth erhalten 14 Kommunen Finanzhilfen: 50 000 Euro Bad Berneck: 1 500 000 Euro Mehlmeisel: 60 000 Euro Bischofsgrün: 400 000 Euro Pegnitz: 100 000 Euro Creußen: 500 000 Euro Schnabelwaid: 54 500 Euro Emtmannsberg: 801 176 Euro Seybothenreuth: 1 570 000 Euro Fichtelberg: 600 000 Euro Waischenfeld: 500 000 Euro Hollfeld: 790 000 Euro Warmensteinach: 1 502 098 Euro Kirchenpingarten: 254 400 Euro Weidenberg: Im Landkreis Kulmbach bekommen sieben Kommunen staatliche Hilfe: 500 000 Euro Harsdorf: 150 000 Euro Thurnau: 220 000 Euro Grafengehaig: 150 000 Euro Kupferberg: 300 000 Euro Marktleugast: 400 000 Euro Stadtsteinach: Presseck: 300 000 Euro Quelle: Bayerisches Finanzministerium gen. „Das hilft uns, alte und teure Kredite abzubauen, um finanziell wieder auf die Beine zu kommen.“ Das langfristige Ziel sei allerdings, so viele Einnahmen zu erwirtschaften, dass die Zuwendungen nicht mehr nötig seien. Besonders die Sanierung der Schule habe die Gemeinde in der Vergangenheit viel Geld gekostet. Enttäuscht zeigte sich der Mehlmeiseler Bürgermeister Franz Tauber (FWG): Nur „mickrige“ 50 000 Euro wurden der Gemeinde zugebilligt. „Ich habe mit einer sechsstelligen Zahl gerechnet“, gab Tauber offen zu. „Wir freuen uns natürlich über alles, aber das ist schon wenig.“ 200 000 bis 300 000 Euro hätte sich Tauber für Mehlmeisel gewünscht. Das benachbarte Fichtelberg bekommt dagegen 600 000 Euro. Mehlmeisel sei auch kein Industriestandort und nehme keine Gewerbesteuer ein. „Ich muss das so hinnehmen, bin aber ein bisschen überrascht und muss das erst ein Mal verarbeiten.“
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