Technische Universität Dresden Prof. Dr. Roswitha Böhm / Prof. Dr. Elisabeth Tiller Internationale Tagung: Migration und Medien 20.-22. Oktober 2016 Ohne die historischen Dimensionen des inner- und außereuropäischen Wanderungsgeschehens aus dem Blick zu verlieren, will unsere Tagung auf die besondere Aktualität der Themen Flucht, Asyl und Migration reagieren. Die Tagung fokussiert „Migration“ deshalb zum einen aus sozial-, wirtschafts- und politikwissenschaftlicher Sicht: als reale Erfahrung unserer Gegenwart im sozialpolitischen Spannungsfeld gesellschaftlichen Risikos und gesellschaftlicher Chancen, das mit medialen Mitteln eingehegt, organisiert und gedeutet wird. Abbildungs-, Archivierungs- und Bearbeitungstechniken wie Personenregister, Datenbanken, digitale Diagrammatik, Prognostik, Szenariotechnik, Statistik etc. werden zusammen mit spezifischen Diskursen produziert und in Gebrauch genommen, um mediale Stützpunkte politischer Bewältigungs- und Deeskalationsstrategien zur Verfügung zu stellen, um Daten und Zahlen zirkulieren zu lassen, um Handlungsoptionen eingängig zu begründen bzw. zu visualisieren. Zum anderen ist es Ziel der Tagung, aus literatur-, kultur-, kunst- und medienwissenschaftlicher Perspektive am Beispiel ausgewählter kultureller Artefakte die Medialisierungen und Diskursivierungen von Migration auf künstlerisch-ästhetischen Plattformen zu diskutieren. Über Beispiele aus den Bereichen Literatur, Film, Fotografie, Musik, bildender und darstellender Kunst wie Comics, Rap, Blogs, Videos, Urban Art u.a. gilt es, die spezifischen Formen medialer Repräsentation dieses Themas im kulturellen Bereich zu analysieren, die generierten Imaginarien auf ihre gesellschaftliche Wirkmacht hin zu überprüfen, die Artikulation ‚öffentlicher Meinung‘ im öffentlichen Raum zu reflektieren und die Rückkoppelungen zwischen kulturellen Artefakten, Politik, Gesellschaft und Wissenschaft zu beschreiben. Auf einer dritten Ebene soll also versucht werden, das Zusammenwirken unterschiedlichster Medialisierungsmodi von Migration zu erfassen und zu systematisieren, Interferenzen zu erkennen und die polyforme mediale Bearbeitung von Migration in ihrer ganzen Komplexität scharfzuzeichnen. Dabei wäre insbesondere Folgendes zu fragen: Welches sind die Spezifika der medialen Repräsentation ökonomisch oder politisch bedingter Migration in Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Kunst? Wie interagieren diese ganz unterschiedlichen Bereiche mithilfe ihrer je eigenen Medialisierungen von Migration, wo gibt es diskursive, mediale, strategische Verflechtungen und Überschneidungen? Durch welche Formen der journalistischen Berichterstattung bzw. Ingebrauchnahme medialer Repräsentationen entstehen in den öffentlichen Diskurs eingespeiste Bilder, die wiederum soziale und politische Effekte nach sich ziehen? Welche Bildlichkeiten werden dadurch geprägt, erzeugt, verstärkt oder abgeschattet? Welche künstlerischen Formen und ästhetischen Verfahrensweisen kommen auf ganz unterschiedlichen medialen Plattformen jeweils zum Tragen? Inwiefern entstehen durch diese Prozesse der Verbildlichung, Narrativierung und Theatralisierung Identitätsbausteine? Eröffnet die Überblendung wissenschaftlicher, künstlerischer, mediendesigngestützter oder journalistischer Medialisierungsverfahren von Migration neue Sichtweisen? Welche Reichweiten werden erzeugt, welche Resonanzräume in Gebrauch genommen, welche Emotionspolitiken lanciert? Wie wirken die unterschiedlichen medialen Aktuali- sierungen von Migration auf Migrationsrealitäten und kollektive Migrationserfahrung zurück? Mögliche Beiträge sollten daher rezente Diskurse, Narrative, Archivierungen und Visualisierungen untersuchen, die den Migrationszenarien im Gefolge der ökonomischen und sozialpolitischen Entwicklungen um die Jahrtausendwende in allen relevanten Medien Ausdruck verleihen. Geboten ist in diesem Rahmen eine Reflexion über den möglicherweise ‚transkulturellen’ Status der Medien selbst sowie über deren Grenzen in Bezug auf eine Abbildung des Migrationsgeschehens. Auf einer metapoetologischen und metamedialen Ebene geht es schließlich um ein kritisches Nachdenken über die heutigen Möglichkeiten der medialen Verhandlung gesellschaftlicher Fragen und – ein letztes Desiderat dieser Tagung – des ästhetischen Ausdrucks symbolischer Solidarität, ein Nachdenken letztendlich über die Rolle der Kunst, des Journalismus, der Wissenschaften und der Politik im Rahmen einer Ethik des care. Die Tagung wird begleitet durch ein kulturelles Programm, in dessen Rahmen Autor/inn/en und Filmemacher/innen ihre Werke präsentieren. Bitte senden Sie Ihren Vorschlag für einen Beitrag mit einem kurzen Abstract (ca. 200 Wörter) und kurzen bio-bibliographischen Angaben bis zum 30. April 2016 an: Prof. Dr. Roswitha Böhm ([email protected]) und Prof. Dr. Elisabeth Tiller ([email protected]).
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