SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Simone Peter (Bündnis90/Die Grünen), Bundesvorsitzende, gab heute, 28.10.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „Zukunft der Rente: Reform oder Wahlkampf?“. Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marie Gediehn. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 28.10.2016 "Da ist vieles offen" - Grünen-Chefin Peter zur Rentendiskussion bei der Union Baden-Baden: Grünen-Chefin Simone Peter begrüßt den Anlauf der Union, sich mit der SPD auf eine Rentenreform zu verständigen. Im SWR-Tagesgespräch sagte Peter: "Richtig ist, dass man sich damit auseinandersetzt, weil der Handlungsbedarf bei der Rente riesig ist". Das zeigten auch die Informationen aus dem Rentenbericht von Arbeitsministerin Nahles. Peter sagte, "wenn wir jetzt nicht gegensteuern, dann sinkt das Rentenniveau immer weiter" Die Grünen-Bundesvorsitzende zeigte sich aber skeptisch, ob es noch vor der Bundestagswahl zu einem Ergebnis kommt. Sie habe etwas Zweifel daran, so Peter im Südwestrundfunk, "dass die Koalition das jetzt befriedet hinbekommt". Man habe in den letzten Monaten schon einen heftigen Streit über Einzelheiten erlebt, ob es die Erst-Renten oder die Stabilisierung des Rentenniveaus seien, da sei vieles offen. Mit Blick auf die vergangene Rentenreform unter RotGrün sagte die Grünen-Chefin, es sei richtig, dass man feststellen müsse, dass die Riesterrente das Versprechen, zur Alterssicherung beizutragen nicht einhalten konnte: „Wir müssen jetzt die Rente auf nachhaltige Füße stellen und vor allem das Rentenniveau stabilisieren“. Das heiße, alles zu unternehmen, um das Rentenniveau nicht auf die 40 Prozent fallen zu lassen, die das Arbeitsministerium schon für das Jahr 2030 und danach prognostiziere. Es gelte jetzt, „das auf dem heutigen Niveau von mindestens 48 Prozent zu stabilisieren, die Altersarmut zu vermeiden und vor allen Dingen endlich auch eine eigenständige Alterssicherung von Frauen aufzubauen“. Peter wörtlich: „Da ist viel zu tun, und das geht mit dem bisherigen Rentensystem so nicht weiter“. Wortlaut des Live-Gesprächs: Gediehn: Die Rente als Chef-Sache – die Kanzlerin will das Thema offenbar mit der Großen Koalition noch vor dem Bundestagswahlkampf abräumen. Richtig so, weil tatsächlich unaufschiebbar? Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Peter: Richtig ist, dass man sich damit auseinandersetzt, weil der Handlungsbedarf bei der Rente riesig ist. Das zeigen ja auch die Vorab-Infos aus dem Rentenbericht von Frau Nahles. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, dann sinkt das Rentenniveau immer weiter. Allerdings habe ich etwas Zweifel daran, dass die Koalition das jetzt befriedet hinbekommt, weil wir in den letzten Monaten schon einen heftigen Streit über Einzelheiten erlebt haben. Ob es die Erstrenten sind oder die Angleichung beziehungsweise die Stabilisierung des Rentenniveaus. Also da ist vieles offen. Ich bin gespannt, was da heute Abend rauskommt. Gediehn: Sollte sich die Große Koalition tatsächlich noch aufraffen, die Altersvorsorge zu reformieren, geht es ja auch um Korrekturen an der Rot-Grünen Rentenreform. Nicht nur Herr Seehofer, sondern auch Sie sagen ja, die Riester-Rente ist gescheitert. Da müssten Sie ja theoretisch an einem Strang ziehen? Peter: Also richtig ist, dass wir feststellen müssen, und das zeigen einfach die Zahlen, dass die Riester-Rente das Versprechen, zur Alterssicherung beizutragen, dieses Versprechen nicht einhalten konnte und wir müssen jetzt die Rente auf nachhaltige Füße stellen und vor allem das Rentenniveau stabilisieren. Das heißt, hier alle Maßnahmen unternehmen, um das Rentenniveau nicht auf die 40 Prozent fallen zu lassen, die das Arbeitsministerium schon für das Jahr 2030 und danach prognostiziert. Sondern das auf dem heutigen Niveau von 48 Prozent mindestens zu stabilisieren. Die Altersarmut zu vermeiden und vor allen Dingen auch noch endlich eine eigenständige Alterssicherung von Frauen aufzubauen. Da ist viel zu tun und das geht mit dem bisherigen Rentenkonzept so nicht weiter. Gediehn: Jetzt haben Sie selber schon gesagt, das Rentenniveau wird, da diskutiert eigentlich auch niemand mehr drüber, nach 2030 weiter absinken. Da sind vor allem Geringverdiener betroffen. Wenn dieser Trend aufgehalten werden soll, müssten Beitragszahler mit deutlich höheren Kosten für die Rentenversicherung rechnen. Wie ehrlich wollen Sie denn da als Grüne argumentieren? Es wird ja für alle einfach weniger. Peter: Ja, deswegen braucht man Lösungen wie man das Aufkommen in der gesetzlichen Rentenversicherung grundsätzlich stärkt. Und wir haben zwei Jahre lang eine Kommission tagen lassen, die da ganz gute Vorschläge gemacht hat. Zum Beispiel, dass wir die gesamtgesellschaftlichen Aufgaben, wie die Mütterrente durch Steuern finanzieren wollen. Jetzt will die CSU einen weiteren Punkt auch über die Rentenbeiträge finanzieren. Das geht auf keinen Fall. Die Rentenkasse wird geplündert, das haben wir ja in den letzten Jahren immer wieder zum Hauptgrund oder zum Hauptbestandteil der Kritik gemacht. Wir müssen mehr Erwerbsarbeit von Frauen zulassen und die Benachteiligung am Arbeitsmarkt beseitigen. Das ist auch eine lange Forderung, die muss endlich angegangen werden. Genauso wie die Arbeitsmarkt-Integration von Zugewanderten gestärkt werden muss. Eine höhere Erwerbsbeteiligung von Älteren, soweit die das können, kein Zwang dazu und, was ein Punkt von uns ist, dass wir eine Bürgerversicherung wollen. Das heißt, dass diejenigen, die jetzt nicht einzahlen, Beamte, Selbständige, Abgeordnete, dass die nach und nach in die Rentenversicherung eingeführt werden. All das führt zur Stabilisierung. Aber damit muss man endlich mal anfangen. Gediehn: Das wäre dann sozusagen nicht eine Änderung, sondern tatsächlich ein Systemwechsel. Der Erwartungsdruck beim Thema Rente ist immer gewaltig und auch immer sehr emotional. Es geht da auch immer um Jung gegen Alt sehr schnell. Gehört dieses Thema tatsächlich in den Wahlkampf? Peter: Also ich glaube mal, dass wir es nicht raushalten können. Es gab zwar auch Stimmen aus der Koalition, die sagen, wir müssen das raushalten inklusive der Kanzlerin. Aber wenn der Handlungsbedarf groß ist und es jetzt nicht zu einer Einigung auf der groß-koalitionären Ebene kommt, wovon ich ausgehe, dass es auch nicht Vorschläge sind, die wirklich angemessen und armutsfeste Renten garantiert. Da haben wir auch eigene Vorschläge und die Gewerkschaften jetzt Druck machen, glaube ich persönlich nicht, dass man es raushält. Wenn es eine sachgemäße Diskussion ist und Vorschläge auf den Tisch kommen, wie wir dann im nächsten Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) und in den Folgejahren die Rente wirklich stabilisieren, dann muss es jetzt diskutiert werden. Verschleppen können wir es auf keinen Fall. Gediehn: Man erinnert sich an den Wahlkampf 2013 – milliardenschwere Rentenversprechen, vor allem für die Älteren. Wie wollen Sie denn da als Grüne dagegenhalten? Peter: Ja wir als Grüne haben immer deutlich gemacht, dass wir eine gute armutsfeste Rente für die heutigen Rentnerinnen und Rentner brauchen, aber eben auch für die zukünftigen. Und deswegen darf die Rentenkasse nicht weiter geplündert werden. Deswegen brauchen wir jetzt eine Stabilisierung, eine mutige, aber auch umsichtige Alterungssicherungspolitik, die eben das Rentenniveau stabilisiert. Die eine Garantierente vorgibt und die vor allen Dingen auch die Frauen in den Blick nimmt. Da brauchen wir Maßnahmen und ich glaube, dass wir mit unserem Konzept da sehr ausgewogen und gut rangehen und das werden wir im nächsten Jahr und in den nächsten Monaten auf den Tisch legen. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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