Märchen als Spiel- und Sprechanlass Mit der Standbildtechnik das Leseverstehen fördern Die „Standbildtechnik“ gilt als der theaterpädagogische Klassiker. Sie stellt eine Basisübung dar, kann in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden und soll deshalb im Folgenden auch genauer vorgestellt werden. Ein Standbild ist eine menschliche Skulptur, die in zweierlei Hinsicht als Sprechanlass dienen kann. Exemplarisch wurde im Workshop mit dem Grimmschen Märchen Vom Fischer und seiner Frau gearbeitet. Das plattdeutsche Original Von dem Fischer un syner Fru wird jeden dänischen Schüler zur Verzweiflung bringen, doch die von Franz Specht aktualisierte und für das Niveau A 2 vereinfachte Form des HueberVerlags bietet hier einen didaktisch begründeten Ausweg. Der Plot ist schnell erzählt: Ein Fischer angelt einen Fisch, den er auf das Flehen des Fisches hin wieder freilässt. Daraufhin hat der Fischer einen Wunsch frei. Und aus einem Wunsch werden viele, denn die Frau des Fischers kann sich nicht begnügen und wird nach kurzer Zeit immer wieder unzufrieden und schickt ihren Mann immer wieder zum Fisch, um immer größere Wünsche zu äußern. Am Ende verlieren die beiden alles und sitzen wieder dort, wo sie am Anfang waren. Auch im Dänischen gibt es übrigens eine vergleichbare Variante des Märchens mit der Frau im Graben. Wie kann man nun das recht lange Märchen mit der Standbildtechnik aufbereiten? 1. Zunächst wird der Märchentext aufgeteilt. Die Anzahl der Abschnitte entspricht der Anzahl der Kleingruppen. 2. Anschließend erhält jede Kleingruppe ihren Textabschnitt und die Aufgabe, drei bis fünf prägnante Standbilder darzustellen. Die Kleingruppe liest den unbekannten Text und diskutiert anschließend die Auswahl und Gestaltung der Standbilder. Mit den Standbildern sollen die anderen Kleingruppen die entsprechende Handlung nachvollziehen können. Es muss also auf Klarheit und Prägnanz des Standbilds geachtet werden. 3. Nach ca. 20 Minuten werden die Standbilder dem Plenum präsentiert. Hierbei beschreiben und interpretieren die Zuschauer die Standbilder, die somit nochmals als Sprechanlass Verwendung finden. Erst am Ende jeder Beschreibung können die Spieler selbst fehlende wichtige Details nachtragen oder Fehlinterpretationen korrigieren. Mit fortgeschrittenen Schülern können die Standbilder auch in einer „Dia-Show“ präsentiert werden, doch das ist schon wieder eine neue Übung. © Maik Walter, Workshop Märchen als Spiel- und Sprechanlass im Deutschunterricht, Aarhus & Odense 2012 www.textbewegung.de
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