PRESSEINFORMATION AFRIKAMERA 2016: African Queers - African Movies - African Cultures 1. – 6. November 2016 Kino Arsenal, Heinrich-Böll-Stiftung Queere Lebensweisen und Praktiken sind auf dem afrikanischen Kontinent zu einem zentralen gesellschaftlichen und kulturellen Streitthema geworden, das nicht selten für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Nicht erst seit den letzten Jahren gilt Afrika als homophober Kontinent par excellence - in mehr als der Hälfte der afrikanischen Staaten ist Homosexualität strafbar, in einigen Ländern steht sogar die Todesstrafe darauf. Weltweite Aufmerksamkeit erweckte zum Beispiel die Ermordung des ugandischen Schwulenaktivisten David Kato. Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle sind in Afrika immer wieder Opfer von Inhaftierungen, „korrektiven“ Vergewaltigungen und Erpressung. In vielen maghrebinischen Ländern verschlechtern sich die Verhältnisse zunehmend aufgrund des stärker gewordenen Einflusses von Islamisten. Von Uganda bis Senegal gibt es viele Länder, die ihre Gesetze gegen LGBT weiter verschärfen. Ebenso wie die Kontroversen um Homosexualität nimmt jedoch auch die Sichtbarkeit von LGBT-Identitäten in Afrika zu, was einer verstärkten Bildung von queeren Netzwerken geschuldet ist. Viele Aktivist_innen sind dabei im kulturellen Bereich aktiv, vor allem Filmemacher_innen sind eine wichtige Stimme im Kampf für die Akzeptanz von LGBT geworden. Mit ihren Filmen machen sie unermüdlich auf die Situation sexueller Minderheiten aufmerksam. Den zunehmenden Repressionen in vielen afrikanischen Ländern zum Trotz sind so gerade in jüngster Zeit eine Vielzahl von Spielund Dokumentarfilmen entstanden, die sich mit unterschiedlichen queeren Lebensentwürfen und queerem afrikanischen Alltag auseinandersetzen. In seiner neunten Ausgabe stellt das vom gemeinnützigen Kulturverein toucouleur e.V. organisierte Festival AFRIKAMERA – AKTUELLES KINO AUS AFRIKA eine Auswahl von aktuellen Spiel- und Dokumentarfilmen in den Mittelpunkt seines Programms, die sich mit LGBT-Themen auseinandersetzen und sich für die Akzeptanz queerer Lebensweisen auf dem afrikanischen Kontinent einsetzen. Engagierten Regisseur_innen und Aktivist_innen wird im Rahmen von AFRIKAMERA eine Plattform geboten, um zu diskutierten und ihre Filme vorzustellen. 1 PROGRAMM: Dienstag, 1. November 20.00 ERÖFFNUNG L‘ARMÉE DU SALUT (SALVATION ARMY) Abdellah Taïa Marokko/Frankreich 2013 DCP I OmE I 84 min In Anwesenheit von Abdellah Taïa Aufgewachsen in einer Großfamilie in einem Arbeiterviertel in Casablanca, entdeckt Abdellah als Teenager seine Sexualität und sieht sich mit den Tabus der konservativen marokkanischen Gesellschaft konfrontiert, die Homosexualität ablehnt. Für sein Studium entscheidet er, Casablanca zu verlassen und nach Genf zu ziehen und mit dem Leben im Verborgenen zu brechen. Während er sich mit den neuen Möglichkeiten der Freiheit konfrontiert sieht, ringt er zugleich mit dem Verlust seiner Heimat. ABDELLAH TAIA, 1973 in der marokkanischen Hauptstadt Rabat geboren, lebt heute in Paris. Als Autor mehrerer Romane fand er weltweite Anerkennung. Er war 2006 der erste marokkanische Schriftsteller, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte. Sein Outing war der Anstoß für eine Debatte über die Rechte von Homosexuellen in Nordafrika und der arabischen Welt. Mit seinem Debutfilm L’armée du salut, einer Adaption seines gleichnamigen semi-biographischen Romans aus dem Jahr 2006, präsentierte sich Abdellah Taïa auf dem Festival von Venedig erstmalig auch als Filmemacher. Mittwoch 2. November 19.00 L‘ARMÉE DU SALUT (SALVATION ARMY) (Wdh.) Abdellah Taïa Marokko/Frankreich 2013 DCP I OmE I 84 min In Anwesenheit von Abdellah Taïa 21.00 LOVE THE ONE YOU LOVE Jenna Cato Bass Südafrika 2014 DVD I OV I 105 min Terri arbeitet als Telefonistin bei einer Erotik-Hotline. Sie sehnt sich nach Freiheit und möchte als Englischlehrerin nach Südkorea gehen. Doch hat sie dabei nicht mit dem Widerstand ihrer Familie und Freunde gerechnet, die sie dazu drängen, mit ihrem Freund Sandile zusammenzubleiben. Als der von Liebeskummer geplagte Eugene nachts in ihrer Telefon-Hotline landet, beginnt sich das Blatt zu wenden. Das Langfilmdebut von Jenna Cato Bass erzählt in Form einer romantischen Komödie von der Utopie einer funktionierenden, multiethnischen Gesell-schaft in Südafrika. 2 JENNA CATO BASS (*1986) ist Herausgeberin eines Literaturmagazins und war als Autorin auf der Shortlist für den wichtigsten afrikanischen Literaturpreis. Ihr Kurzfilm The Tunnel (2009) lief u. a. beim Sundance Film Festival und auf der Berlinale. Donnerstag 3. November Sonderveranstaltung - Heinrich-Böll-Stiftung African Queers, African Movies, African Politics Immer mehr LGBTIQ*-Aktivist/innen in Afrika machen ihre Lebenssituation sichtbar und fordern ihre Rechte ein - trotz diskriminierender Gesetze, gesellschaftlichem Ausschluss und Gewalt. Drei Filme aus Marokko, Ruanda und Südafrika schildern die unterschiedlichen Lebenssituationen und politischen Rahmenbedingungen von LGBTIQ*-Menschen. Der Kurzfilm "As They Say" vom marokkanischen Filmemacher Hicham Ayouch beleuchtet einen Familien- und Generationenkonflikt, der durch das Outing eines Sohnes vor seinem Vater zu Tage tritt. Im Kurzfilm "She" der ruandischen Filmemacherin Ndimbira Claudine Shenge gibt sich die junge Protagonistin Laura nach langem Ringen ihren Gefühlen hin. Der Spielfilm "As You Wheren't Looking" von Catherine Stewart wirft einen Blick auf das Familienleben eines gut situierten lesbischen Paares, deren 18-jährige Adoptivtochter Asanda ein perfektes Vorzeigebeispiel für Südafrikas Diversity-Politik ist. Doch als Asanda sich in einen weiblichen Tomboy aus einem Township verliebt, sind die beiden mit Vorurteilen und Identitätsfragen konfrontiert. In einem Gespräch mit Filmemacher/innen und Aktivist/innen möchten wir erfahren, welche Räume queere Menschen in Marokko, Ruanda, Südafrika, Kenia, und Uganda haben, ihr Leben zu leben und ihre Rechte einzufordern. Wir analysieren, welche Strategien hierbei sinnvoll und erfolgreich sein können. 18.30 WHILE YOU WEREN´T LOOKING Catherine Stewart Südafrika 2015 DVD I OV I 76 min Dez und Terri sind ein lesbisches Paar und seit 20 Jahren verheiratet. Dank der liberalen südafrikanischen Verfassung führen sie ein etabliertes modernes Leben, zu dem die Kunstszene und ein schwuler Freundeskreis genauso selbstverständlich gehören wie die schwarze Hausangestellte in ihrem Luxusapartment. Ihre Adoptivtochter Asanda ist 18 und ein perfektes Vorzeigebeispiel für Südafrikas Diversity-Politik. Sie ist auf der Suche nach ihren schwarzen Wurzeln und belegt Vorlesungen in Queer Studies. Neugierig begegnet sie Shado, einem weiblichen Tomboy aus einem Township am Rande Kapstadts. Schon nach ihrer ersten Begegnung zeigen Asanda und Shado Interesse füreinander. Als sie ihr unterschiedliches Zuhause kennenlernen, erfahren sie sehr bald, dass es auch in ihrem Freundes- und Familienkreis Vorurteile gibt... Der Film erkundet die vielfältigen Grenzziehungen, die Südafrika bis heute spalten. An Originalschauplätzen gedreht und produziert vom „Out In Africa 3 Gay & Lesbian Film Festival“ wirft der Film auch Seitenblicke auf die aktuelle queere Kunst- und Musikszene des Landes. CATHERINE STEWART lebt in Johannesburg und arbeitet als freie Regisseurin, Drehbuchautorin und Dramaturgin. Seit über 25 Jahren hat sie verschiedene TV-Dramen, Serien, Mini-Serien und Kurzfilme geschrieben und gedreht. WHILE YOU WEREN´T LOOKING ist ihr erster Spielfilm. VORFILME SHE Ndimbira Claudine Shenge Ruanda 2016 DIGITAL I OV I 14 min Ihr ganzes Leben lang schon trägt Laura ein großes Geheimnis in ihrem Herzen. Alles ändert sich innerhalb eines Tages, als sie sich schließlich ihren Gefühlen hingibt. NDIMBIRA CLAUDINE SHENGE studierte Geschichte, Wirtschaft und Geographie, bevor sie verschiedene Kurse am Kwetu Film Institute in Kigali belegte. Seit 2014 ist sie Studentin am ruandischen Maisha Screenwriting Lab. AS THEY SAY Hicham Ayouch Marokko/Vereinigte Arabische Emirate 2011 DIGITAL I OmE I 13 min Ein Vater und sein Sohn fahren zu einem gemeinsamen Angelwochenende in die Berge. Doch als der Sohn seinem Vater gesteht, dass er schwul ist, eskaliert die Situation. Der Film zeigt nicht nur einen Familien- und Generationenkonflikt, sondern platziert diesen inmitten einer überwältigenden Landschaft, die selbst zum Akteur des Filmes wird. HICHAM AYOUCH, geboren 1976 in Frankreich als Sohn marokkanischer Eltern, lebt und arbeitet in Marokko. Als ausgebildeter Journalist dreht er zunächst zahlreiche Werbe- und institutionelle Filme. Er war einer von sechs Filmemacher_innen, die von der 10. Sharjah Biennale (2011) eingeladen wurden, eine Arbeit zu realisieren. AS THEY SAY ist das Ergebnis dieser Einladung. Im Anschluss an die Vorfilme: Diskussion mit Eric Gitari (LGBTI-Aktivist, Kenia), Cleopatra Kambugu (Aktivistin, Uganda), Ndimbira Claudine Shenge (Regisseurin, Ruanda) und Abdellah Taïa (Schriftsteller und Aktivist, Marokko). Kino Arsenal 21.00 KINDIL EL BAHR Damien Ounouri Algerien/Qatar/USA 2016 Blu Ray I OmE I 40 min 4 Die junge Mutter Nfissa wird beim Schwimmen im Meer unbemerkt von einer Gruppe junger Männer angegriffen und ertrinkt. Nfissas Mann schaltet die Polizei ein, aber seine Frau bleibt spurlos verschwunden. Kurz darauf kommt es am Strand unter männlichen Badegästen zu einer rätselhaften Todesserie – ein Meeresungeheuer, das Rache nimmt? Der erste Spielfilm von DAMIEN OUNOURI feierte im Rahmen der „Sélection de la Quinzaine des Réalisateurs“ in Cannes 2016 seine Premiere. Der studierte Filmwissenschaftler drehte bislang ausschließlich Dokumentarfilme. Für Fidaï (2012), einen Film über die algerische Revolution, erhielt er mehrere Preise. Vorfilm AMAL Aida Senna Marokko 2015 DIGITAL I OmE I 15 min Amal, eine Medizinstudentin, wird vergewaltigt. Sie setzt ihr Studium fort und erzählt niemandem davon. Erst als ihr bester Freund Hicham sich als schwul outet, offenbart sie ihr dunkles Geheimnis. AIDA SENNA lebt und arbeitet als Regisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin und Fotografin in Frankreich und Marokko. Amal war für die Kategorie „Compétition Internationale“ beim 38. Festival International du Court Métrange in Clermont Ferrand nominiert. Freitag, 4. November 19.00 AFRICA RISING Kurzfilmprogramm Ägypten/Äthiopien/Burkina Faso/Lesotho/Mauritius 2015-2016 DIGITAL I OmE I ca. 60 min Zu Gast: Lemohang Jeremiah Mosese (Regisseur, Lesotho) ROD ZEGWI DAN PIKAN von Azim Moollan THE PENCIL von Adjaratou Ouedraogo NEW EYES von Hiwot Admasu Getanet THE AFTERMATH OF THE INAUGURATION OF THE PUBLIC TOILET AT KILOMETRE 375 von Omar El Zohairy MOSONNGOA – THE MOCKED ONE von Lemohang Jeremiah Mosese Mit dem Programm AFRICA RISING präsentiert AFRIKAMERA eine Auswahl herausragender aktueller Kurzfilme - darunter MOSONNGOA – THE MOCKED ONE von Lemohang Jeremiah Mosese. Die junge Mosonngoa ist Außenseiterin. Ihr Vater hatte sich einen Sohn als Kind gewünscht. Heimlich übt sie sich in der Meisterschaft des Stockkampfes. Als ihr Vater seine Farm zu verlieren droht, beginnt sie zu kämpfen... Der Regisseur wird zum Screening anwesend sein. LEMOHANG JEREMIAH MOSESE arbeitet als Drehbuchautor, Regisseur und Kameramann. Einige seiner Filme wurden bereits bei renommierten internationalen Filmfestivals wie dem International Film Festival du Court Métrange von Clermont Ferrand, dem Raindance International Film Festival oder dem Festival 5 del Cinema Africano, d'Asia e America Latina gezeigt. Mosese lebt und arbeitet in Berlin und Lesotho. 21.00 THE PEARL OF AFRICA (Work in Progress I Private Preview) Jonny von Wallström Uganda/Schweden 2016 DVD I OmE I 80 min Anschließend Gespräch mit Cleopatra Kambugu (Hauptprotagonistin) Mit THE PEARL OF AFRICA zeigt AFRIKAMERA die aktuelle Arbeit von Jonny von Wallström als Private Preview. Im Jahr 2014 veröffentlichte die ugandische Boulevardzeitung Red Pepper die persönlichen Daten von 200 LGBTs in Uganda. Cleopatra Kambugus Name tauchte auf einer dieser Listen auf. Dieser mitfühlende Film erzählt die Geschichte von Cleos darauffolgender Entscheidung, Uganda gemeinsam mit ihrem Mann Nelson Kasaija zu verlassen, um sich in Thailand einer Geschlechtsumwandlung unterziehen zu können. The PEARL OF AFRICA ist ein ruhiges und expansives Porträt zweier bemerkenswerter Menschen. Anschließend Gespräch mit Cleopatra Kambugu, Hauptprotagonistin des Films und politische Aktivistin. JONNY VON WALLSTRÖM, geboren 1982, ist ein schwedischer Fotograf und Regisseur. Er studierte Film und Fotografie, bezeichnet sich aber als “selftaught artist”. Sein Film Zero Silence war u.a. in der Auswahl des Sheffield Doc/Fest Festivals im Jahr 2011 zu sehen. Samstag, 5. November 17:00 CALL ME KUCHU Malika Zouhali-Worrall und Katherine Fairfax Wright USA/Uganda 2012 I DCP I OV I 90 min Seit Jahren versuchen christlich-religiöse Gruppen in Uganda ein ver-schärftes Anti-Homosexualitäts-Gesetz durchzusetzen, das Haftstrafen für Homosexuelle vorsieht. Der Dokumentarfilm von Malika Zouhali-Worrall und Katherine Fairfax Wright beschreibt das Leben des 2011 ermordeten, ersten sich öffentlich bekennenden schwulen Aktivisten Ugandas, David Kato, und das seiner Mitstreiter. Ruhig beobachtend zeichnet der Film ein Bild extremer Homophobie, christlich-religiösen Fanatismus’ und einer gerade daraus erstarkenden LGBTGemeinschaft. MALIKA ZOUHALI-WORALL (*1984) arbeitet seit ihrem Politikstudium in Cambridge und Paris als freie Journalistin unter anderem für die Financial Times. Für CNN produzierte sie Reportagen aus Indien, Uganda und China. Eine Reportage über Arbeitsbedingungen von transsexuellen Angestellten in den USA war der Auslöser für ihren Debütfilm CALL ME KUCHU. KATHERINE FAIRFAX WRIGHT (*1983) arbeitete nach ihrem Film- und Anthropologie-Studium an der Columbia University u.a. mit Bent-Jorgen Perlmutt, Nelson Walker III. und Fellipe Barbosa. Sie ist zudem als Produzentin und Fotografin aktiv. 6 19.00 OUT IN AFRICA LGBT Kurzfilmprogramm Ghana/ Mali/ Marokko/ Ruanda/ Senegal 2011 – 2016 DIGITAL I OmE I ca. 60 min Zu Gast: Ndimbira Claudine Shenge (Regisseurin, Ruanda) L’AUTRE FEMME von Marie Ka AS THEY SAY von Hicham Ayouch RELUCTANTLY QUEER von Akuosa Adoma Owusu JE SUIS AFRICAIN, MUSULMAN ET HOMOSEXUEL von Johan Amselem SHE von Ndimbira Claudine Shenge Das Programm OUT IN AFRICA ist eine Zusammenstellung herausragender LGBTKurzfilme der letzten Jahre – darunter RELUCTANTLY QUEER von Akuosa Adoma Owusu, in dem sich ein junger Ghanaer mit der Frage auseinandersetzt, was es heißt, hier und heute queer zu sein, sowie der ruandische Beitrag SHE von Ndimbira Claudine Shenge über das Coming Out der jungen Laura. Die Filmemacherin wird zum Screening anwesend sein. NDIMBIRA CLAUDINE SHENGE lebt und arbeitet in Kigali/ Ruanda. Nach ihrem Studium der Geschichte, Wirtschaft und Geographie belegte sie verschiedene Kurse am Kwetu Film Institut in Kigali, Ruanda. 2013 wurde sie zum Luxor African Film Festival eingeladen. Seit 2014 studiert sie am Maisha Screenwriting Lab. 21.00 PRICE OF LOVE Hermon Hailay Äthiopien 2015 I Blu Ray I OmE I 99 min In einer Sondervorführung zeigt AFRIKAMERA mit PRICE OF LOVE das Spielfilmdebut der äthiopischen Regisseurin Hermon Hailay. Teddy ist Taxifahrer in Addis Abeba. Er wuchs auf der Straße auf und tut alles, um nicht wieder in alte Muster zurückzufallen – Khat zu kauen und Alkohol zu trinken. Sein Taxi ist seine Lebensversicherung. Doch als er in den Streit zwischen einer Prostituierten und deren Ex-Freund eingreift, der Frauen in den Mittleren Osten verkauft, ist der Wagen weg. Teddy steht plötzlich ohne seine Einkommensquelle da – dafür mit einer jungen Frau, die er nicht kennt... Die berührende romantische Komödie gibt seltene Einblicke in das Alltagsleben in Addis Abeba. HERMON HAILAY (*1985) ist Autodidaktin und zählt zu den führenden Drehbuchautoren und Regisseuren in Äthiopien. Ihr Langfilmdebüt PRICE OF LOVE wurde beim Filmfestival in Toronto gefeiert und gewann den Special Prize beim FESPACO-Festival 2015. Sonntag, 6. November 17.00 DAKAN Mohamed Camara Guinea/Frankreich 1997 DVD I OmU I 89 min 7 Mit DAKAN zeigt AFRIKAMERA einen Klassiker des queeren afrikanischen Kinos. Er gilt als der erste westafrikanische Spielfilm über schwule Liebe. Manga und Sori sind noch Schüler, als sie sich ineinander verlieben. Dass sich ihre Klassenkameraden über sie lustig machen, stört sie nicht. Aber als sie ihren Eltern von ihrer Liebe erzählen, stoßen sie auf Ablehnung und Unverständnis. Unter dem Druck versuchen beide Jungs, gegen ihr Schwulsein anzugehen. Manga sucht bei einer traditionellen Heilerin Hilfe, um seine Liebe zu ‚kurieren’, später geht er erfolglos eine Beziehung zu einer jungen Frau ein. Sori zieht auch mit einer Frau zusammen und wird Vater. Doch am Ende sehen die beiden jungen Männer ein, dass sie nur voreinander geflüchtet sind, und ihre Liebe triumphiert gegen alle Widerstände. MOHAMED CAMARA (*1959 in Conakry) studierte am Atelier international de Théâtre Blanche Salant & Paul Weaver in Paris. Die Premiere von DAKAN beim FESPACO 1997 wurde äußerst kontrovers aufgenommen. Später erhielt der Film zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Großen Preis der Jury beim renommierten LGBT-Filmfestival Outfest in Los Angeles. 19.00 MY NAME IS SHERIFF NOW (Work in Progress) Teboho Edkins Lesotho/Südafrika/ Deutschland 2016 I OmE I 35 min zu Gast: Teboho Edkins und Sheriff Mothopeng (Hauptprotagonist) Teboho Edkins aktuelle Arbeit erzählt aus dem Leben von Sheriff Mothopeng und seinem Umgang damit, mit dem ‚falschen’ Geschlecht geboren worden zu sein. Die zwischen Erstaunen und Neugier einerseits und einer bemerkenswerten Wärme, Liebe und Akzeptanz andererseits changierenden Reaktionen seiner Umwelt ermutigen ihn schließlich dazu, die für ihn richtige Entscheidung zu treffen. Teboho Edkins und sein Hauptprotagonist Sheriff werden zum Screening anwesend sein. Als Vorprogramm läuft die südafrikanische Produktion SEBONTA (Südafrika 2016) der beiden AFDA-Absolventen Habiso Ranthoyakgale und Ellen Phooko, in der sich ein Teenager in einen älteren, offen schwul lebenden Mann verliebt und sich von seinem homophoben Freundeskreis zu emanzipieren versucht. TEBOHO EDKINS (*1980) studierte Kunst an der Universität Kapstadt, konnte dann durch ein Stipendium zwei Jahre lang in Le Fresnoy/ Frankreich als Artist in Residence arbeiten. Diesem Stipendium folgte ein Postgraduierten-Studium an der dffb. Seit 2004 hat sich Edkins durch seine Kurz- und Dokumentarfilme über das Leben in Südafrika nach dem Ende der Apartheid einen Namen gemacht. 21.00 THE CEO Kunle Afolayan Nigeria 2016 DCP I OmE I 90 min Deutschlandpremiere Das Festival schließt mit einer weiteren Deutschlandpremiere: Im Thriller THE CEO des nigerianischen Regisseurs Kunle Afolayan sucht das global agierende Kommunikationsunternehmen TransWire Communications nach einem neuen CEO für den Geschäftsbereich Nigeria. In einem Strandressort wird für die fünf 8 aussichtsreichsten Kandidat_innen ein Assessment Center eingerichtet. Obwohl alle herzlich miteinander umgehen, wissen sie, was auf dem Spiel steht. Für einige der Anwärter_innen wird das Ressort schließlich zur Todesfalle. KUNLE AFOLAYAN ist ein nigerianischer Schauspieler, Produzent und Filmregisseur. Seit 2005 drehte er verschiedene Filme, u.a. The Figurine, der insgesamt fünf Awards bei den African Movie Academy Awards gewann. Sein Film Phone Swap feierte 2013 in Frankreich Premiere und gewann den Publikumspreis beim Nollywood Week Festival in Paris. Für THE CEO konnte er mit Wale Ojo, Lala Akindoju, Angelique Kidjo, Aurelie Eliam, Hilda Dokubo und anderen ein Schauspieler-Starensemble gewinnen. Discourse & Discussions Seit seiner Gründung engagiert sich AFRIKAMERA im Bereich kulturelle Bildung und initiiert Dialogprojekte, Panels und Workshops im In- und Ausland. Diese kontinuierliche kunst- und medienrelevante Entwicklungsarbeit ist einzigartig in der deutsch-afrikanischen Film- und Medienlandschaft und verfügt bereits über ein solides länderübergreifendes Netzwerk und eine große Medienpräsenz. Projekte finden dabei nicht nur festivalbegleitend in Berlin, sondern beispielsweise auch im Rahmen von Partnerfestivals wie dem Rencontres du Film Court (Antananarivo/ Madagaskar) und dem Kasseler Dokfest statt. Workshops werden gemeinsam mit einer Vielzahl von Partnern im In- und Ausland realisiert. Auch im Rahmen von AFRIKAMERA 2016 – African Queers – African Movies – African Cultures wird es über die Filmprogramme hinaus eine Vielzahl von Gesprächen und Diskussionsrunden geben. Filmschaffende aus Afrika gehören seit jeher zu den ersten, die politisch und gesellschaftlich tabuisierte Themen aufgreifen. Die diesjährige Ausgabe des Festivals begreift sich so nicht nur als Plattform für das aktuelle queere Kino aus Afrika, sondern auch als offener und öffentlicher Diskursraum, der zu Begegnungen zwischen der Mehrheitsgesellschaft und der LGBT-Szene aufruft. Thematisiert werden Fragen zur aktuellen gesellschaftlichen Situation der LGBTs in den afrikanischen Ländern und zu den emanzipatorischen Potentialen des queeren afrikanischen Kinos für gesellschaftlichen und politischen Wandel. Überblick über die Veranstaltungen mit Gesprächen & Diskussionen zum Themenschwerpunkt LGBT: Mittwoch, 2. November Gespräch mit Abdellah Taïa im Anschluss an das Screening von L‘ARMÉE DU SALUT Kino Arsenal Donnerstag, 3. November Diskussion mit Eric Gitari, LGBTI-Aktivist und Geschäftsführer der National Gay and Lesbian Human Rights Commission (NGLHRC, Kenia), Cleo Kambugu (Uganda), Ndimbira Claudine Shenge (Ruanda) und Abdellah Taïa (Marokko) und weiteren Gästen. Im Anschluss an das Screening von SHE und AS THEY SAY, Heinrich-Böll-Stiftung 9 Freitag, 4. November Gespräch mit Cleopatra Kambugu und Nelson Kasaija (Uganda) Im Anschluss an das Screening von THE PEARL OF AFRICA (work in progress, private preview), Kino Arsenal Samstag, 5. November Gespräch mit Ndimbira Claudine Shenge (Regisseurin, Ruanda) im Anschluss an das Screening des LGBT Kurzfilmprogramm AFRICA RISING, Kino Arsenal Sonntag, 6. November Gespräch mit Teboho Edkins (Regisseur) und Sheriff Mothopeng (Hauptprotagonist) im Anschluss an das Screening von MY NAME IS SHERIFF NOW (work in progress). Kalendarium Afrikamera 2016 Dienstag, 1. November 20.00 Eröffnung L´armée du salut Salvation Army Abdellah Taïa Marokko/Frankreich 2013 DCP I OmE 84min In Anwesenheit von Abdellah Taïa Mittwoch 2. November 19.00 L´armée du salut Salvation Army (Wdh.) Abdellah Taïa Marokko/Frankreich 2013 DCP I OmE I 84 min In Anwesenheit von Abdellah Taïa 21.00 Love the One you Love Jenna Cato Bass Südafrika 2014 DVD I OV I 105 min Donnerstag 3. November Heinrich-Böll-Stiftung I Sonderveranstaltung 18.00 While you weren´t looking Catherine Stewart Südafrika 2015 DVD I OV I 76 min VORFILME 10 She Ndimbira Claudine Shenge Ruanda 2016 DIGITAL I OV I 14 min As they say Hicham Ayouch Marokko/Vereinigte Arabische Emirate 2011 DIGITAL I OmE I 13 min Im Anschluß an die Vorfilme: Diskussion mit Eric Gitari (LGBTI-Aktivist, Kenia), Cleopatra Kambugu (Aktivistin, Uganda), Ndimbira Claudine Shenge (Regisseurin, Ruanda) und Abdellah Taïa (Schriftsteller und Aktivist, Marokko) Kino Arsenal 21.00 Kindil el Bahr Damien Ounouri Algerien/Qatar/USA 2016 Blu Ray I OmE I 40 min Vorfilm Amal Aida Senna Marokko 2015 DIGITAL I OmE I 15 min Freitag 4. November 19.00 Africa Rising Kurzfilmprogramm Ägypten/Äthiopien/Burkina Faso/Lesotho/Mauritius 2015-2016 DIGITAL I OmE I ca. 60 min Anschließend Gespräch mit Lemohang Jeremiah Mosese (Regisseur, Lesotho) 21.00 The Pearl of Africa (Work in Progress I Private Preview) Jonny von Wallström Uganda/Schweden 2016 DVD I OmE I 80 min Anschließend Gespräch mit Cleopatra Kambugu (Hauptprotagonist) Samstag, 5. November 17.00 Call me Kuchu Malika Zouhali-Worrall und Katherine Fairfax Wright USA/Uganda 2012 I DCP I OV I 90 min 19.00 Out in Africa LGBT Kurzfilmprogramm Ghana/ Marokko/ Ruanda/ Senegal 2011 – 2016 DIGITAL I OmE I ca. 60 min Anschließend Gespräch Ndimbira Claudine Shenge (Regisseurin, Ruanda) 21.00 Price of Love Hermon Hailay Äthiopien 2015 I Blu Ray I OmE I 99 min Sonntag, 6. November 11 17.00 Dakan Mohamed Camara Guinea/Frankreich 1997 DVD I OmU I 89 min 19.00 My Name is Sheriff now (Work in Progress) Teboho Edkins Lesotho/Südafrika/ Deutschland 2016 I OmE I 35 min Anschließend Gespräch mit Teboho Edkins und Sheriff Mothopeng (Hauptprotagonist) Vorfilm Sebonta Habiso Ranthoyakgale, Ellen Phooko Südafrika 2016 DIGITAL I OV I 24 min 21.00 The CEO Kunle Afolayan Nigeria 2016 DCP I OmE I 90 min Deutschlandpremiere AFRIKAMERA – AKTUELLES KINO AUS AFRIKA Die Filmtage AFRIKAMERA – AKTUELLES KINO AUS AFRIKA sind eine Initiative des Vereins toucouleur e.V., einem Zusammenschluss deutscher und afrikanischer Kulturschaffender, der sich für den interkulturellen Dialog zwischen Afrika und Deutschland einsetzt. AFRIKAMERA findet seit 2008 mit jährlich wechselnden thematischen Schwerpunkten in Berlin statt und versteht sich als neue Plattform für aktuelles afrikanisches Kino in der Hauptstadt. Um das afrikanische Kino in seiner ganzen Vielfalt abbilden zu können, kooperiert AFRIKAMERA mit den großen afrikanischen Filmfestivals von Marrakesch bis Durban. AFRIKAMERA – Aktuelles Kino aus Afrika steht unter der Schirmherrschaft von Dr. Uschi Eid. AFRIKAMERA 2016 ist gefördert von Engagement Global – Service für Entwicklungsinitiativen im Auftrag des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Auswärtigen Amt, dem Goethe-Institut Südafrika und der HeinrichBöll-Stiftung. In Partnerschaft mit dem Institut Français. AFRIKAMERA 2016: African Queers, African Movies, African Cultures 1.-6. November 2016 Kino Arsenal Potsdamer Str. 2 10785 Berlin 12 Eintrittspreise: Erwachsene: 7,50 Euro, Arsenalmitglieder: 5 Euro, Kinder: 3 Euro, Berlin-Pass: 3 Euro Kartenvorbestellung Arsenal: Tel. 030 269 55 100 [email protected] (Mo-Fr bis 17 h) www.arsenal-berlin.de Sonderveranstaltung am 3. November um 18.30 Uhr: Heinrich-Böll-Stiftung Schumannstr. 8 10117 Berlin www.boell.de Eintritt frei Programminformationen: www.afrikamera.de Pressekontakt: Christiane Dramé fabrikpublik Kreatives PR- & Projektmanagement Kanzowstr. 16 10439 Berlin Tel. +49. (0)30. 447 17 249 Mob. +49. (0)173. 874 19 39 [email protected] www.fabrikpublik.de 13
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