LISTE DER WARENZEICHEN Technische Mechanik I - Statik - von Annette Kunow -1- LISTE DER WARENZEICHEN Text Copyright © 2016 Annette Kunow All Rights Reserved -2- LISTE DER WARENZEICHEN LISTE DER WARENZEICHEN Microsoft (MS) Office 2010® ist ein Produkt der Microsoft® Coorp., U. S. A. Microsoft Excel, Corel DrawTM 7, Oracle, Visual Basic® und ähnliche sind entweder eingetragene Marken oder Marken der Microsoft Corp. und/oder anderer Unternehmen in den Vereinigten Staaten und/oder in anderen Ländern, -3- VORWORT VORWORT Die Technische Mechanik ist ein Grundlagenfach in der Ingenieurausbildung. Sie vermittelt die physikalischen Zusammenhänge, um Konstruktionen den jeweiligen Belastungen entsprechend zu dimensionieren. Im Bereich der Festkörpermechanik werden die drei Bereiche: Statik, Festigkeitslehre oder Elastostatik und Kinetik unterschieden. Die Mechanik flüssiger Stoffe wird nicht behandelt. Der erste Teil der drei Bände Technischen Mechanik I umfasst die Statik. Dort werden der Gleichgewichtsbegriff und die Bestimmung der Schnitt- und Reaktionskräfte definiert. Weiter werden der Arbeitsbegriff (Stabilität) und Haftungsund Reibungsprobleme, sowie räumliche Systeme mit vielen durchgerechneten Beispielen behandelt. In dem Buch Übungen zur Technischen Mechanik I werden die an jedem Kapitelende gestellten Übungsaufgaben vollständig, mit den möglichen Lösungswegen durchgerechnet. Die mathematischen Voraussetzungen werden im Kapitel 2 kurz zur Wiederholung dargestellt. -4- VORWORT Dieses Buch entstand aus dem Skript der Vorlesung Technische Mechanik, die ich seit 1988 kontinuierlich an der Hochschule Bochum im Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau halte. Bochum, im Oktober 2016 Prof. Dr.-Ing. Annette Kunow P.S.: Schreiben Sie mir, wenn Ihnen dieses Buch gefällt und welche Anregungen Sie haben. Sie erreichen mich unter meiner Homepage http://www.kisp.de/ Dort finden Sie unter dem Navigationspunkt http://www.kisp.de/online-bibliothek/ auch das versprochene Bonusmaterial. … und besuchen Sie meinen Blog „Selbstführung & Produktivität“ http://www.kisp.de/blog/! Ich würde mich auch dort sehr über Ihre Kommentare und Anmerkungen freuen. -5- INHALTSANGABE INHALTSANGABE Liste der Warenzeichen................................................... - 3 Vorwort ............................................................................ - 4 Inhaltsangabe .................................................................. - 6 1 Einleitung ................................................................... - 13 2 Mathematische Grundlagen ....................................... - 14 Lehrziel des Kapitels ............................................ - 14 Formeln des Kapitels............................................ - 14 2.1 Der Kraftvektor- Definition ................................... - 14 2.2 Differentialrechnung............................................. - 16 Differentiationsregeln ........................................ - 17 2.3 Integralrechnung .................................................. - 18 2.3.1 Das unbestimmte Integral ............................. - 18 2.3.2 Das bestimmte Integral ................................. - 20 3 Gleichgewicht in einem Punkt .................................... - 25 Lehrziel des Kapitels ............................................ - 25 Formeln des Kapitels............................................ - 25 - -6- INHALTSANGABE Definition ................................................................ - 27 3.1 Kräfte in der Ebene ............................................. - 27 Definition des Kraftecks .................................... - 28 3.2 Kräfte und Momente in der Ebene....................... - 32 3.2.1 Das Kräftepaar und das Drehmoment .......... - 33 Eigenschaften des Drehmoments in der Ebene - 34 3.2.2 Kraft und Drehmoment.................................. - 35 3.2.3 Das Moment einer Kraft ................................ - 36 Definition ........................................................... - 36 3.3 Aufgaben zu Kapitel 3 ......................................... - 39 4 Gleichgewicht in der Ebene ....................................... - 48 Lehrziel des Kapitels ............................................ - 48 Formeln des Kapitels ........................................... - 48 4.1 Gleichgewichtsbedingungen................................ - 50 4.2 Mögliche Kräfteverteilung in der Ebene ............... - 56 4.3 Aufgaben zu Kapitel 4 ......................................... - 63 5 Lagerreaktionen bei ebenen Tragwerken .................. - 76 - -7- INHALTSANGABE Lehrziel des Kapitels ............................................ - 76 5.1 Das Wechselwirkungsgesetz ............................... - 86 5.2 Kräftetypen .......................................................... - 88 Volumenkräfte ................................................... - 88 Flächenkräfte..................................................... - 88 Linienkräfte ........................................................ - 89 5.3 Definition der Tragwerksarten .............................. - 90 5.4 Bewegungsmöglichkeiten eines Körpers ............. - 92 5.4 Statische Bestimmtheit ........................................ - 94 5.6 Lösen eines Berechnungsproblems................... - 101 5.7 Aufgaben zu Kapitel 5........................................ - 103 6 Ebenes Fachwerk..................................................... - 114 Lehrziel des Kapitels .......................................... - 114 Formeln des Kapitels.......................................... - 114 6.1 Definition eines Fachwerks ................................ - 114 6.2 Aufbau eines Fachwerks ................................... - 119 1. Bildungsgesetz ............................................ - 122 2. Bildungsgesetz ............................................ - 123 - -8- INHALTSANGABE 3. Bildungsgesetz ............................................ - 125 Definition der Nullstäbe ................................... - 127 6.3 Analytische Lösung ........................................... - 129 6.4 Der CREMONAplan .......................................... - 136 Aufzeichnen des CREMONAplans .................. - 138 6.4.1 Graphische Kontrolle .................................. - 140 6.5 Der RITTERsche Schnitt ................................... - 140 6.6 Aufgaben zu Kapitel 6 ....................................... - 144 7 Gerader Balken und Rahmensystem ....................... - 162 Lehrziel des Kapitels .......................................... - 162 Formeln des Kapitels ......................................... - 162 7.1 Innere Kräfte...................................................... - 163 Schnittprinzip .................................................. - 163 7.2 Vorzeichenfestlegung ........................................ - 165 7.3 Bestimmung der Schnittkraftverläufe N, Q, M nach der elementaren Methode (durch Schneiden) ......... - 166 7.4 Zusammenhang zwischen Belastung und Schnittgrößen (Grundgleichungen) ......................... - 172 - -9- INHALTSANGABE 7.4.1 Gleichgewicht am infinitesimalen Element (Bild 7.12) ..................................................................... - 173 Lösungswege .......................................................... - 187 7.5 Zusammengesetzte Systeme ............................ - 196 7.5.1 Gerberträger................................................ - 196 7.5.2 Rahmen....................................................... - 203 7.6 Aufgaben zu Kapitel 7........................................ - 220 8 Der Arbeitsbegriff in der Statik ................................. - 260 Lehrziel des Kapitels .......................................... - 260 Formeln des Kapitels.......................................... - 260 8.1 Der Arbeitssatz .................................................. - 261 Elementarbeit .................................................. - 262 Arbeitssatz....................................................... - 263 8.2 Prinzip der virtuellen Verrückungen bei starren Körpern ................................................................ - 263 8.3 Stabilität einer Gleichgewichtslage .................... - 264 8.4 Ermittlung von Auflagerkräften mit Hilfe des Arbeitssatzes ........................................................... - 283 - - 10 - INHALTSANGABE 8.5 Stabilität............................................................. - 286 Beeinflussende Faktoren ................................ - 287 Ermittlung und Bewertung ............................... - 288 8.6 Aufgaben zu Kapitel 8 ....................................... - 290 9 Haftung und Reibung ............................................... - 300 Lehrziel des Kapitels .......................................... - 300 Formeln des Kapitels ......................................... - 300 9.1 Haftung .............................................................. - 301 Haftreibung ..................................................... - 301 Fälle des COULOMBschen Haftungsgesetzes - 301 9.2 Reibung ............................................................. - 302 9.3 Seilhaftung ........................................................ - 312 9.4 Aufgaben zu Kapitel 9 ....................................... - 314 10 Raumstatik ............................................................. - 328 Lehrziel des Kapitels .......................................... - 328 10.1 Aufgaben zu Kapitel 10 ................................... - 335 11 Literatur .................................................................. - 340 - - 11 - INHALTSANGABE Sachwörterverzeichnis ................................................ - 343 Bereits erschienen....................................................... - 352 Impressum .................................................................. - 354 - - 12 - 1 EINLEITUNG 1 EINLEITUNG Die Technische Mechanik ist ein Grundlagenfach in der Ingenieurausbildung. Sie vermittelt die physikalischen Zusammenhänge, um Konstruktionen den jeweiligen Belastungen entsprechend zu dimensionieren. Im Bereich der Festkörpermechanik werden die drei Bereiche: Statik, Festigkeitslehre oder Elastostatik und Kinetik unterschieden. Die Mechanik flüssiger Stoffe wird nicht behandelt. Der erste Teil der drei Bände Technischen Mechanik I umfasst die Statik. Dort werden der Gleichgewichtsbegriff und die Bestimmung der Schnitt- und Reaktionskräfte definiert. Weiter werden der Arbeitsbegriff (Stabilität) und Haftungsund Reibungsprobleme, sowie räumliche Systeme mit vielen durchgerechneten Beispielen behandelt. In dem Buch Übungen zur Technischen Mechanik I werden die an jedem Kapitelende gestellten Übungsaufgaben vollständig, mit den möglichen Lösungswegen durchgerechnet. Die mathematischen Voraussetzungen werden im Kapitel 2 kurz zur Wiederholung dargestellt. - 13 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN Lehrziel des Kapitels o Darstellung der vorausgesetzten mathematischen Grundkenntnisse des Lesers Formeln des Kapitels o Kraftvektor- Definition o Mathematische Formel der Differentiation o Mathematische Formel der Integration o Griechisches Alphabet 2.1 Der Kraftvektor- Definition Spitze Schaft Bild 2.1: "Spitze" und "Schaft" Ein Vektor wird durch drei Angaben festgelegt o Betrag (= Länge im Krafteck), o Richtung, - 14 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN o Orientierung. B A v Bild 2.2: Vektordarstellung Vektoren werden durch Pfeile abgebildet. Die beiden Enden der Vektoren nennt man "Spitze" und "Schaft" (Bild 2.1). Gibt der Vektor eine Verschiebung vom Punkt A zum Punkt B an, so wird dieser als Vektor AB bezeichnet. In allen anderen Fällen symbolisiert man einen Vektor mit einem Kleinbuchstaben und darüber stehendem Pfeil (Bild 2.2), Vektor v Zwei Vektoren nennt man gleich, wenn diese den gleichen Betrag, die gleiche Richtung und Länge besitzen. - 15 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN a) b) c) d) Bild 2.3: Gleichheit von Vektoren, a) gleicher Betrag, unterschiedliche Richtung, unterschiedliche Orientierung; b) unterschiedlicher Betrag; gleiche Richtung, gleiche Orientierung; c) gleicher Betrag, gleiche Richtung, gleiche Orientierung; d) gleicher Betrag, unterschiedliche Richtung, gleiche Orientierung Nur die Vektoren von Bild 2.3c sind gleich. 2.2 Differentialrechnung Die Ableitungsfunktion yI = fI(x) ordnet jeder Stelle x in einem Intervall I den Steigungswert der jeweiligen Kurventangente als Funktionswert zu. Es gibt folgende Schreibweisen (2.1) : - 16 - y I oder f I (x) oder dy . dx 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN Differentiationsregeln Folgende Differentationsregeln gelten (2.2) : (a f(x))I = a f I (x), mit ( 2 .3 ) : u = u(x) und v = v(x) ergibt sich die Summenregel (2.4) : (u ± v)I = uI ± v I , die Produktregel (2.5) : (u v)I = uI v + v I u und die Quotientenregel (2.6) : uI v − uv I u ( )I = . v v2 - 17 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN 2.3 Integralrechnung 2.3.1 Das unbestimmte Integral Zu jeder Funktion f(x) gehört eine Stammfunktion F(x), die folgender Regel gehorcht (2.7) : FI (x) = f(x) oder dF(x) = df(x) dx ⇒ F(x) + C = ∫ f ( x )dx . Es gibt zu jeder gegebenen Funktion f(x) unendlich viele Stammfunktionen Fi(x). Die Fi(x) werden auch als Kurvenschar bezeichnet, deren Einzelfunktion an das jeweilige Problem über die Bestimmung der Konstante C eindeutig zugeordnet werden kann. y F1(x) = F(x) + C1 F2 (x) = F(x) + C2 F3 (x) = F(x) + C3 x Bild 2.4 Stammfunktionen Fi(x), abhängig von der Konstante C - 18 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN Die geometrische Bedeutung der Stammfunktion entspricht zahlenmäßig der Fläche unterhalb der von der Funktion f(x) eingeschlossenen Fläche A(x). y = f (x) y A (x) x Bild 2.5 Die eingeschlossene Fläche A(x) entspricht der Stammfunktionen F (x) Beispiel o Erzeugung der Stammfunktion mit einem Polynom Zu dem gegebenen Polynom soll die Stammfunktion erzeugt werden. Lösung - 19 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN f(x) = a + b x + c x 2 (2.8) : ⇒ F(x) + C = a x + 1 1 b x2 + c x3. 2 3 Beispiel o Erzeugung der Stammfunktion mit einer trigonomet- rischen Funktion nach (2.4) Zu der gegebenen trigonometrischen Funktion soll die Stammfunktion erzeugt werden. Lösung (2.9) : f(x) = sin αx ⇒ F(x) + C = - 1 cos αx. α 2.3.2 Das bestimmte Integral Über ein abgeschlossenes Intervall [a, b] ergibt die Integration über eine Funktion y = f(x) eine Zahl, die dem Flächeninhalt A unterhalb der Funktion entspricht. Das Integral lautet - 20 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN b A = ∫ f ( x)dx . (2.10) : a y y = f (x) A a b x Bild 2.6 Flächeninhalt A unterhalb der Funktion f(x) Beispiel o Berechnung der Fläche unterhalb einer Geraden in einem bestimmten Abschnitt o Berechnung durch ein bestimmtes Integral und alter- native Berechnung über die Geometrie Die gegebene Funktion lautet (2.11) : y =m x - 21 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN y=mx y A a b x Bild 2.7 Fläche A unterhalb einer Geraden Lösung Die Fläche A ist (2.12) : b b a a A = ∫ y(x ) dx = ∫ m x dx = = b 1 1 m x 2 = m (b2 - a2 ) a 2 2 1 m (b - a) (b + a). 2 Die Fläche A kann alternativ aus zwei Teilflächen (Bild 2.8) berechnet werden. - 22 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN f(b) - f(a) =mb - ma f(a) = ma b-a Bild 2.8 Fläche A aus zwei Teilflächen Die Fläche A ist (2.13) : A = m a (b - a) + 1 (b - a) (m b - m a) 2 1 = m (2 a (b - a) + (b - a) (b - a) 2 1 = m (b - a) (2 a + b - a) 2 1 = m (b - a) (a + b). 2 Zur Vervollständigung wird in Tabelle 2.1 das griechische Alphabet angegeben, weil im weiteren Verlauf die Buchstaben benutzt werden. - 23 - 2 MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN Tabelle 2.1 Griechisches Alphabet Αα alpha Ιι iota Ρρ rho Ββ beta Κκ kappa Σσ sigma Γγ ∆δ gamma delta Λλ Μµ lambda my Τ τ tau Υ υ ypsilon Νν ny Φ ϕ phi Ξ ξ xi Ο ο omicron Χ χ chi Ψ ψ psi Εε epsilon Ζ ζ zeta Η η eta Θθ - 24 - theta Ππ pi Ω ω omega 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT Lehrziel des Kapitels o Definition der Kraft o Graphische Lösung zur Bestimmung der Resultierenden, der Haltekraft oder des Gleichgewichts der Kräfte in der Ebene, das Kräftepolynom oder Krafteck o Analytische Lösung zur Bestimmung der Resultierenden, der Haltekraft oder des Gleichgewichts der Kräfte in der Ebene o Definition der Kräfte und Momente in der Ebene o Definition des Kräftepaars und Drehmoments o Definition der Kraft und Drehmoment o Definition des Moments einer Kraft Formeln des Kapitels o Definition der Kraft o Schnittbild o Kräfte in der Ebene o Graphische Lösung und analytische Lösung zur Bestimmung der Resultierenden, der Haltekraft oder des Gleichgewichts (3.1) : r r R = ∑ Fi - 25 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT (3.2) : r r H =-R (3.3) : r R = 0, (3.4 ) : ∑ Fi = 0 o Komponentenschreibweise (3.5) : →: ∑ Fxi = ∑ ( Fi cos (α i )) = 0 (3.6) : ↑: ∑ Fyi = ∑ ( Fi sin (α i )) = 0 (3.7) : (3.8) : 2 2 Fi = Fxi + Fyi , tan (α i ) = Fyi Fxi o Kräfte und Momente in der Ebene (3.9) : F = Fx e x + Fy e y o Kräftepaar und Drehmoment - 26 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT (3.10) : MD = a F [Nm ] (3.11) : F= MD a (3.12) : a= MD F o Kraft und Drehmoment; Moment einer Kraft (3.15) : M 0 = h F, Definition Eine Kraft ist eine physikalische Größe, die sich mit einer anderen Kraft ins Gleichgewicht setzen lässt, zum Beispiel die Gewichtskraft wird mit der Halte- oder Lagerkraft im Gleichgewicht gehalten. 3.1 Kräfte in der Ebene Alle Wirkungslinien der Kräfte liegen in einer Ebene. Die Kräfte halten den Körper im Gleichgewicht. Sie können durch graphische oder analytische Lösungen bestimmt werden. - 27 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT Definition des Kraftecks Das Krafteck (auch Kräftepolygon) ist die Figur, die entsteht, wenn man mehrere Kräfte zeichnerisch hintereinander miteinander verbindet, dass der Anfangspunkt der folgenden Kraft jeweils mit dem Endpunkt der vorhergehenden übereinstimmt. Man hängt sozusagen die einzelnen Kraftvektoren aneinander. Dazu wird ein Kräftemaßstab, zum Beispiel 1N =ˆ 1 cm festgelegt. Das Krafteck dient dazu, verschiedene Kräfte zu einer resultierenden Kraft, der Resultierenden, zusammenzusetzen und basiert auf der Vorgehensweise vom Parallelogramm der Kräfte (Bild 3.2). Es entspricht einer zeichnerischen Variante der Vektoraddition. Als Ergebnis bildet die Verbindung zwischen Ausgangspunkt und Endpunkt der zuletzt eingezeichneten Kraft die Resultierende und schließt damit das Krafteck. Die Reihenfolge, in der die Kräfte eingezeichnet werden, spielt keine Rolle für Größe und Richtung der Resultierenden. Bringt man eine zusätzliche Kraft, die Haltekraft hinzu, welche genau entgegengesetzt zur Resultierenden wirkt (dreht - 28 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT den Kraftpfeil der Resultierenden also um), so halten sich alle Kräfte im Gleichgewicht. Das Krafteck ist geschlossen. Beispiel In Bild 3.1 a sind drei verschieden große Kräfte F1, F2 , F3 zu sehen, die in verschiedene Richtungen weisen. Die Resultierende R findet man durch das Aufzeichnen eines Kraftecks, indem man die Kräfte von einem Punkt ausgehend nacheinander so einzeichnet, dass jeder Kraftpfeil an den vorhergehenden anschließt. Wenn der Ausgangspunkt mit dem Endpunkt der zuletzt eingezeichneten Kraft verbunden wird, hat man diese Resultierende erhalten (Bild 3.1b). Mit der zusätzlichen Haltekraft H wäre das Krafteck (Bild 3.1c) geschlossen, die Resultierende also Null und die Kräfte F1, F2 , F3 im Gleichgewicht. Graphische Lösung - 29 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT F2 F3 F1 y F2 x a) R F3 F1 b) F3 F2 H c) F1 Bild 3.1 a) Lageplan mit den drei Eigenschaften: Betrag, Richtung und Angriffspunkt; b) Kräftepläne; b) Resultierende; c) Haltekraft Analytische Lösung Die Resultierende (3.1) : r r R= ∑ Fi ist die vektorielle Summe aller Kraftkomponenten. Die Halte- oder Lagerkraft (3.2) : - 30 - r r H =-R 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT wirkt der Resultierenden entgegen. Gleichgewicht herrscht dann, wenn die Resultierende (3.3) : r R = 0, beziehungsweise die vektorielle Summe aller Kräfte (3.4 ) : ∑ Fi = 0 ist. Im Folgenden werden alle Vektorpfeile wegen der einfacheren Schreibweise weggelassen! Fi = Fi Fyi α Fxi Bild 3.2 Komponenten der Kraft F In Komponentenschreibweise lauten die Gleichgewichtsbedingungen in der x- y- Ebene - 31 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT (3.5) : →: (3.6) : ↑: ∑ Fxi = ∑ ( Fi cos (α i )) = 0, ∑ Fyi = ∑ ( Fi sin (α i )) = 0. Die Kraft ergibt sich dann aus den Komponenten x und y als (3.7) : 2 2 Fi = Fxi + Fyi , mit dem Richtungswinkel (3.8) : tan (α i ) = Fyi Fxi . 3.2 Kräfte und Momente in der Ebene In einer Ebene hat der Kraftvektor zwei Komponenten (3.9) : F = Fx e x + Fy e y ex, ey sind die Einheitsvektoren in den Koordinatenrichtungen x und y. - 32 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT 3.2.1 Das Kräftepaar und das Drehmoment Zwei Kräfte F1 = F2 = F vom gleichen Betrag und entgegengesetzter Richtung (Bild 3.3), f1 f2 D a F1 = F F2 = F Bild 3.3 Drehmoment zweier paralleler Kräfte aber nicht in derselben Wirkungslinie (Wirkungslinien f1, f2) bilden ein Kräftepaar. Sie bewirken eine Drehwirkung, das Drehmoment (3.10) : Σ MD links : MD = a F [Nm ] - 33 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT Das Symbol ΣMDlinks oder ΣMDrechts zeigt die Drehrichtung um den Drehpunkt D. Durch Umstellen ergibt sich die Kraft (3.11) : F= MD a oder der Hebelarm (3.12) : a= MD . F Eigenschaften des Drehmoments in der Ebene o der Drehsinn ( ΣMDlinks oder ΣMDrechts ) unter- scheidet sich durch das Vorzeichen, o die Drehachse steht senkrecht auf der Ebene, o das Drehmoment kann durch jedes beliebige Kräftepaar vom gleichen Betrag a F und gleichem Drehsinn dargestellt werden. - 34 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT 3.2.2 Kraft und Drehmoment Ein System ist durch ein äußeres Moment M0 und eine Kraft F belastet (Bild 3.4). Das Moment M0 verschwindet durch die Parallelverschiebung um den Abstand c der Kraft. c = M0/F f f1 f F M0 F C A a) F b c F B A b) C B f1 F C A c) b c B Bild 3.4 Äquivalente Kraftsysteme; a) Grundsystem; b) M0 durch Kräftepaar ersetzt; c) äquivalentes System Das Momentengleichgewicht ist vom Bezugspunkt abhängig. Das Moment um A ist - 35 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT (3.13): ΣMA links : MA = b F + M0 = b F + c F = (b + c) F, das Moment um B (3.14): ΣMBlinks : MB = - c F + M0 = - c F + c F = 0. Umgekehrt erzeugt die Parallelverschiebung einer Kraft, von der Wirkungslinie f1 auf die Wirkungslinie f, ein zusätzliches Drehmoment. 3.2.3 Das Moment einer Kraft Definition Das Moment einer Kraft F bezüglich des Punkts 0 ist (3.15) : Σ M O links : M 0 = h F, h ist der senkrechte Abstand von 0 auf die Wirkungslinie f der Kraft F. Die Vorzeichendefinition ist + ΣMO links , ΣMOrechts -, die Dimension ist [Nm]. - 36 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT f 0 h 0 F h F 0 a F f b) f a) Bild 3.5 Drehmoment a) einer Kraft; b) eines Kräftepaares Die Summe der Momente eines Kräftepaares ist das Drehmoment. Es ist unabhängig vom Bezugspunkt 0 (Bild 3.5) (3.16) : Σ M O links : M 0 = (h + a) F - h F = a F = M 0 . - 37 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT f y F Fy α Fx y α α 0 α h x x Bild 3.6 Komponentendarstellung In Komponentendarstellung (Bild 3.6) lautet dies (3.17) : ΣMOlinks : M0 = - h F = (x sinα - y cosα) F = x (sinα F) - y (cosα F) = x Fy - y Fx . Das Moment einer Kraft F ist gleich der Summe der Momente ihrer Kraftkomponenten. - 38 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT 3.3 Aufgaben zu Kapitel 3 AUFGABE 3.1 o a) Graphische und analytische Berechnung der Resultierenden, beziehungsweise Haltekraft des Kräftesystems o b) Graphische und analytische Berechnung der Resultierenden, beziehungsweise Haltekraft des Kräftesystems unter Vorgabe der Wirkungslinie An einem Punkt 0 greifen drei Kräfte F1, F2, F3 an (Bild 3.7). a) gegeben: F1 = 3 2 N , α1 = 45 0 , F2 = 3 N, α 2 = 1800 , F3 = 5 N , α 3 = 333,45 0 gesucht: Bestimmung der Resultierenden R und der Halte- kraft H (graphisch und analytisch), b) gegeben: F1 = 3 2 N , α1 = 45 0 , F2 = 3 N, α 2 = 1800 , α 3 = 333,45 0 - 39 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT gesucht: Bestimmung des Betrags F3, für den die Resultie- rende R parallel zur Wirkungslinie von F2 fällt (graphisch und analytisch) y F1 α2 F2 0 α1 α3 x F3 Bild 3.7 Im Punkt 0 angreifende Kräfte Lösung: a) Fxi ≈ 2,00 N, Fyi ≈ 2,00 N, R = - H = 2,83 N, b) Fxi = 5,98 N, Fyi = 0, R = 5,98 N, F3 ≈ 6,71 N AUFGABE 3.2 o Graphische und analytische Berechnung der Resultiereden des Kräftesystems Vier Kräfte F1, F2, F3 und F4 haben den gemeinsamen Angriffspunkt 0 (Bild 3.8). - 40 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT gegeben: F1 = 3 kN, α1 = 300 , F2 = 4 kN, α 2 = 600 , F3 = 4.5 kN, α 3 = 135 0 , F4 = 5.5 kN, α 4 = 225 0 gesucht: Bestimmung der Resultierenden R (graphisch und analytisch). y F3 F2 α3 α4 α2 0 α1 F1 x F4 Bild 3.8 Vier Kräfte Fi mit ihrem gemeinsamen Angriffspunkt 0 Lösung: Fxi = - 2,473 kN, Fyi = 4,257 kN, R = 4,92 kN, α R = 120.15 0 AUFGABE 3.3 o Graphische und analytische Berechnung der Resultiereden des Kräftesystems - 41 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT Die in Bild 3.9 skizzierte Anordnung zeigt drei Seile, die in den Rundhaken die Zugkräfte F1, F2, F3 übertragen. gegeben: F1 = 30 N, F2 = 50 N, F3 = 180 N gesucht: Bestimmung der Gesamtkraft R, die auf den Ha- ken wirkt (graphisch und analytisch). F1 F 2 F 30° 45° 3 Bild 3.11 Drei Seile am Rundhaken Bild 3.9 a) Lageplan; b) Kräfteplan: 1 cm ≡ 20 N, R ≈ 186 N, α = 23 0 (gemessen) Lösung: Fxi = 72,28 N, Fyi = - 170,58 N, R = 185,26 N, α = 22,960 AUFGABE 3.4 o Graphische und analytische Berechnung der Kräfte unter Vorgabe der Wirkungslinien - 42 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT Eine Kraft F1 wird durch zwei Kräfte F2 und F3 mit den vorgegebenen Wirkungslinien f2 und f3 im Gleichgewicht gehalten (Bild 3.10). gegeben: F1 = 25 N und Richtungen von F1, F2 und F3 gesucht: Bestimmung der Kräfte F2 und F3 (graphisch und analytisch). f2 450 f3 0 60 45 0 F1 Bild 3.10 Kraft F1 und vorgegebenen Wirkungslinien f2 und f3 der zwei Kräfte F2 und F3 Lösung: F2 = 30,6 N, F3 = - 34,14 N - 43 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT AUFGABE 3.5 o Schnittbild zum Sichtbarmachen der Seilkraft S und der Kraft N o Graphische und analytische Berechnung einer Seilkraft S und der Kraft N zwischen Wand und Kugel Eine Kugel vom Gewicht G hängt an einem Seil an der Wand. Das Seil ist im Kugelmittelpunkt befestigt. Die Kugel ist glatt (Bild 3.11). gegeben: a = 60 cm, r = 20 cm, G = 100 N gesucht: Bestimmung der Seilkraft S und Normalkraft N zwischen Wand und Kugel - 44 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT a r G Bild 3.11 Kugel vom Gewicht G Lösung: S = 106 N, N = 35,4 N AUFGABE 3.6 o Schnittbild zum Sichtbarmachen der Zugkräfte o Graphische und analytische Berechnung der Zugkräfte unter Vorgabe der Wirkungslinien Ein Schiff wird von zwei Ufer- Lokomotiven gleichförmig geradeaus durch einen Kanal gezogen (Bild 3.12). gegeben: F1 = 3000 N, α1 = 250 , α 2 = 300 gesucht: Bestimmung des Betrags der Kraft F2 und der Resultierenden R (graphisch und analytisch). - 45 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT y F2 α2 x α1 F1 Bild 3.12 Schiff mit den Kräften der zwei Ufer- Lokomotiven Lösung: R = 4914,91 N, F2 = 2535,71 N AUFGABE 3.7 o Schnittbild zum Sichtbarmachen der Normal- kraft und der Zugkraft o Analytische Berechnung der Normalkraft und der Zugkraft über die Gleichgewichtsbedingungen unter der zusätzlichen Bedingung, dass die Walze gerade abhebt Eine glatte Straßenwalze mit dem Gewicht G und dem Radius r stößt an ein Hindernis der Höhe h. Im Walzenmittelpunkt greift eine waagerechte Kraft F an (Bild 3.13). gegeben: G, r, h gesucht: Bestimmung der Kraft F, die erforderlich ist, um die Walze über das Hindernis zu ziehen. - 46 - 3 GLEICHGEWICHT IN EINEM PUNKT r F α h Bild 3.13 Glatte Straßenwalze mit Hindernis Lösung: NH = G G sin α , F= cos α cos α - 47 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE Lehrziel des Kapitels o Kräfte in der Ebene, die nicht durch einen Punkt gehen o Gleichgewichtsbedingungen o Mögliche Kräfteverteilung in der Ebene Formeln des Kapitels o Gleichgewichtsbedingungen (4. 1) : →: ∑ Fx = 0, (4. 1) : →: ∑ Fx = 0, (4. 3) : ΣMA links : ∑MA = 0, oder ∑ Fx = 0, (4. 4) : →: (4. 5) : ΣMA links : ∑MA = 0, - 48 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE (4. 6) : ΣMBlinks : ∑MB = 0, dabei dürfen die Bezugspunkte A und B nicht auf einer Geraden liegen, die senkrecht zur x- Achse steht, oder ∑ Fy = 0, (4. 7) : ↑: (4. 8) : ΣMA links : ∑MA = 0, (4. 9) : ΣMBlinks : ∑MB = 0, dabei dürfen die Bezugspunkte A und B nicht auf einer Geraden liegen, die senkrecht zur y- Achse steht, oder (4.10) : ΣMA links : ∑ MA = 0, (4.11) : ΣMBlinks : ∑MB = 0, - 49 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE (4. 12) : ΣMClinks : ∑ MC = 0, dabei dürfen die drei Bezugspunkte A, B und C dürfen nicht auf einer Geraden liegen. 4.1 Gleichgewichtsbedingungen In einer Ebene beliebig verteilte Kräfte stehen im Gleichgewicht, wenn folgende Gleichgewichtsbedingungen erfüllt sind. Das ist entweder (4. 1) : →: ∑ Fx = 0, (4. 1) : →: ∑ Fx = 0, (4. 3) : ΣMA links : ∑MA = 0, oder ∑ Fx = 0, (4. 4) : →: (4. 5) : ΣMA links : ∑MA = 0, - 50 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE (4. 6) : ΣMBlinks : ∑MB = 0, dabei dürfen die Bezugspunkte A und B nicht auf einer Geraden liegen, die senkrecht zur x- Achse steht, oder ∑ Fy = 0, (4. 7) : ↑: (4. 8) : ΣMA links : ∑MA = 0, (4. 9) : ΣMBlinks : ∑MB = 0, dabei dürfen die Bezugspunkte A und B nicht auf einer Geraden liegen, die senkrecht zur y- Achse steht, oder (4.10) : ΣMA links : ∑MA = 0, (4.11) : ΣMBlinks : ∑MB = 0, (4. 12) : ΣMClinks : ∑ MC = 0, - 51 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE dabei dürfen die drei Bezugspunkte A, B und C dürfen nicht auf einer Geraden liegen. Beispiel o Kontrolle des Gleichgewicht an einem Träger unter Beachtung der Einschränkungen Man untersuche mit Hilfe der folgenden Gleichgewichtsbedingungen, ob die auf den ebenen Dachbinder wirkenden Kräfte (Bild 4.1) im Gleichgewicht sind für folgende Fälle: Fall 1 : Σ M A = Σ MB = ΣM C = ?; Fall 2 : ΣMA = ΣMB = ∑ Fy = ?; Fall 3 : ΣM A = ΣMB = Σ MD = ?; Fall 4 : ∑ Fx = ∑ Fy = ΣMA = ?. gegeben: F1 = 1 N, F2 = 2 N, F3 = 1 N, F4 = 8 N, F5 = 2 N, F6 = 12 N, a = 1 m gesucht: Warum können die Ergebnisse aus Fall 1 und Fall 2 nicht verwendet werden? - 52 - 2 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE 2a a 2a 2a 45° 2a y x D F6 F5 a A F4 F1 C B F2 F3 Bild 4.1 Ebener Dachbinder mit Kräften Lösung Über die Gleichgewichtsbedingungen werden die möglichen resultierenden Kräfte und Momente aufgestellt (4.13) : ΣMA links : MA = - F2 4 a - F3 8 a + F6 a 2 2 F5 4 a F5 2 a + 2 2 = a (- 4 F2 - 8 F3 + F6 + 2 F5 ) - (4.14) : 2 F5 2 a 2 = a (- 4 F1 - 4 F3 + F6 - 2 F5 ) ΣMB links : MB = - F1 4 a - F3 4 a + F6 a - - 53 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE (4.15) : ΣMC links : M C = - F1 8 a + F2 4 a + F6 a 2 2 F5 4 a F5 2 a 2 2 = a (- 8 F1 - 4 F2 + F6 - 3 2 F5 ) - (4.16) : ΣMDlinks : MD = - F1 4 a - F3 4 a + F4 2 a - F6 a = a (- 4 F1 - 4 F3 + 2 F4 - F6 ) ( 4.17) : →: ( 4.18) : ↑: ∑ Fx = F4 - F6 + 2 F5 2 ∑ Fy = F1 - F2 - F3 + 2 F5 2 Fall 1 Aus (4.13), (4.14) und (4.15) folgt (4.19) : M A = a (- 8 - 8 + 12 + 4) N = 0, (4.20) : MB = a (- 4 - 4 + 12 - 4) N = 0, (4.21) : M C = a (- 8 + 8 + 12 - 12) N = 0. - 54 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE Es herrscht scheinbares Gleichgewicht, ist aber keine Kontrolle, da die Bezugspunkte A, B und C auf einer Geraden liegen. Dieser Fall ist nicht geeignet, eine Gleichgewichtskontrolle durchzuführen. Fall 2 Aus (4.13), (4.14) und (4.18) folgt (4.19) : M A = a (- 8 - 8 + 12 + 4) N = 0, (4.20) : MB = a (- 4 - 4 + 12 - 4) N = 0, ( 4.22) : ∑ Fy = (1 - 2 - 1 + 2 ) N = 0. Es herrscht wieder scheinbares Gleichgewicht, ist aber keine Kontrolle, da die Bezugspunkte A und B senkrecht zur yRichtung liegen. Dieser Fall ist nicht geeignet, eine Gleichgewichtskontrolle durchzuführen. Fall 3 Aus (4.13), (4.14) und (4.16) folgt (4.19) : M A = a (- 8 - 8 + 12 + 4) N = 0, - 55 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE (4.20) : MB = a (- 4 - 4 + 12 - 4) N = 0, (4.23) : MD = a (- 4 - 4 + 16 - 12) N = - 4 N a. Es herrscht kein Gleichgewicht. Das System ist nicht im Gleichgewicht. Fall 4 Aus (4.7), (4.18) und (4.13) folgt ∑ Fy = F1 - F2 - F3 + 2 F5 2 ( 4.18) : ↑: (4.19) : M A = a (- 8 - 8 + 12 + 4) N = 0, (4.24) : ∑ Fx = (8 - 12 + 2) N = - 2 N. Es herrscht kein Gleichgewicht. Das System ist nicht im Gleichgewicht. 4.2 Mögliche Kräfteverteilung in der Ebene In Bild 4.2 werden die vier möglichen Kräfteverteilungen in der Ebene dargestellt. - 56 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE l l A A R a) b) R F c) l A F d) A Bild 4.2 Mögliche Kräfteverteilung in der Ebene; a) R ≠ 0 und MA = R l ≠ 0; b) R ≠ 0 und MA = 0; c) R = 0 und MA = 2 F l ≠ 0; d) R = 0 und MA = 0 Beispiel o Sichtbarmachen der Seilkraft und der Lagerkräfte durch Schneiden o Aufstellen der vier Möglichkeiten der Gleichge- wichtsbedingungen zur Bestimmung der Lager- und Seilkräfte Ein Träger (AB) mit konstantem Querschnitt ist in A drehbar an einer Wand befestigt und wird durch ein Seil (BC) in horizontaler Lage gehalten (Bild 4.3). Wie groß sind die Seilkräfte S und die Auflagerkräfte in A, wenn auf den Träger nur das Eigengewicht wirkt. gegeben: b, c, Eigengewichtsbelastung - 57 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE gesucht: Bestimmung aller Lagerkräfte. Zur Ermittlung der Lagerkräfte kann die verteilte Gewichtsbelastung durch eine Einzelkraft G, der Resultierenden aus dem Eigengewicht, in der Mitte ersetzt werden. C c A α B G b/2 b/2 Bild 4.3 Träger (AB) mit konstantem Querschnitt in A drehbar an einer Wand befestigt und durch ein Seil (BC) in horizontaler Lage gehalten. Lösung - 58 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE C c AH S α A B G AV b/2 b/2 Bild 4.4 Schnittbild 1. Lösungsmöglichkeit Das Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen ergibt ( 4.25) : →: A H - S cosα = 0, (4.26): ↑: A V + S sinα - G = 0, (4.27) : ΣM A links : M A = S sinα b - G b = 0. 2 Aus (4.27) folgt sofort mit der Geometrie tan α = c b - 59 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE (4.28): S= G , 2 sinα in (4.25) eingesetzt, ergibt (4.29) : A H = S cosα = G cot α 2 und in (4.26) ( 4.30 ) : A V = - S sinα + G = G . 2 2. Lösungsmöglichkeit Das Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen ergibt ( 4.25) : →: (4.31) : ΣMB links : MB = - A V b + G (4.27) : ΣM A links : M A = S sinα b - G - 60 - A H - S cosα = 0, b = 0, 2 b = 0. 2 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE Die Auflösung der Gleichungen ergibt die Lösungen wie im 1. Lösungsweg. 3. Lösungsmöglichkeit Das Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen ergibt (4.26): ↑: A V + S sinα - G = 0, (4.27) : ΣM A links : M A = S sinα b - G (4.32) : ΣMC links: MC = A H c - G b = 0, 2 b = 0. 2 Die Auflösung der Gleichungen ergibt die Lösungen wie im 1. Lösungsweg. 4. Lösungsmöglichkeit Das Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen ergibt (4.27) : ΣM A links : M A = S sinα b - G b = 0, 2 - 61 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE (4.31) : ΣMB links : MB = - A V b + G (4.32) : ΣMC links: MC = A H c - G b = 0, 2 b = 0. 2 Bei diesem Weg hat jede Gleichung nur eine Unbekannte und kann direkt aufgelöst werden, sonst sind die Lösungen natürlich in allen Lösungswegen gleich. - 62 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE 4.3 Aufgaben zu Kapitel 4 AUFGABE 4.1 o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Größe und Lage der Resultierenden Drei Punkte A, B und C auf einer Scheibe (Bild 4.5) bilden ein gleichseitiges Dreieck mit der Seitenlänge a. In den Eckpunkten wirken drei Kräfte Fi, die senkrecht zu den Seiten des Dreiecks stehen. gegeben: F, F1 = F, F2 = 2 F, F3 = 3 F gesucht: Bestimmung des Betrags, der Richtung und der Lage der Resultierenden R. C F2 F1 A B F3 Bild 4.5 Scheibe mit den in den Eckpunkten wirkenden drei Kräften. - 63 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE Lösung: R = 3F , α = 600 , d = 7 3a 12 AUFGABE 4.2 • Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Kräfte • Bedingung zur Bestimmung der Minimalkraft Eine vertikale Kraft F1 wirkt im Punkt A und eine Kraft F2 wirkt mit verschiedenen Richtungen in Punkt C. gegeben: F1, a, b, α1 = 500 , α 2 = 200 gesucht: Bestimmung a) des Moments der Kraft F1 bezüg- lich B, wenn F2 = 0; b) der Größe einer horizontalen Kraft F2, die im Punkt C angreift und das Gleichgewicht herstellt (Bild 4.6); c) der Größe und Richtung einer Kraft F2, die in C angreift, das Gleichgewicht herstellt und deren Betrag minimal ist. - 64 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE a A α1 F1 B b α2 C F2 Bild 4.6 System mit vertikaler Kraft F1 im Punkt A und einer Kraft F2 in Punkt C MB = F1 a sin α1 , Lösung: c) F2 = b) F2 = F1 a sin α1 , b cos α 2 F1 a sin α1 b AUFGABE 4.3 o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der äquivalenten Kraft An einer Kreisscheibe (Bild 4.7) greift im Punkt A eine Kraft F an. gegeben: r, F, α - 65 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE gesucht: Bestimmung des gleichwertigen Belastungszu- stands (unter Beibehaltung der Richtung), der entsteht, wenn die Kraft F im Punkt E (Fußpunkt des Lots von A auf die x- Achse) angreift. Wie groß wird der Wert von α , für den das Moment ME maximal wird? y A F E x α O M r Bild 4.7 Kreisscheibe mit einer Kraft F im Punkt A. Lösung: ME = F r sin 2α cos α , α max = 35,26 0 AUFGABE 4.4 o Bestimmung der inneren Kräfte und der Lager- kräfte durch Schneiden o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Kräfte - 66 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE Das Sicherheitsventil A eines Dampfkessels ist mit Hilfe der durchgehenden Stange AB (gewichtslos) an dem Hebel CD (Gewicht G) befestigt (Bild 4.8). Der Hebel CD kann sich um den festen Punkt C drehen. gegeben: CD = 50 cm , BC = 7 cm , Ventildurchmesser d = 6 cm, G = 10 N gesucht: Die Last Q, die bei D angreift und unter der sich das Ventil bei einem Kesseldruck von 11 bar von selbst öffnet (1 bar = 10 N/ cm2) C B D A Q d Bild 4.8 Sicherheitsventil eines Dampfkessels Lösung: Q = 390.78 N AUFGABE 4.5 o Bestimmung der inneren Kräfte und der Lager- kräfte durch Schneiden - 67 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Kräfte und der Geometrie Ein schwerer Stab (Gewicht G, Länge 4 a) stützt sich bei A an eine glatte Ecke und bei B an eine glatte senkrechte Wand (Bild 4.9). gegeben: a, G gesucht: Bestimmung des Winkels ϕ , für den das System nach Bild 4.13 im Gleichgewicht ist und der Lagerkräfte in A und B. 2a 4a S ϕ A G B a Bild 4.9 Schwerer Stab und seine Lagerung Lösung: ϕ = 37,5 0 , A = 1.26 G, B = 0.77 G - 68 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE AUFGABE 4.6 o Bestimmung der inneren Kräfte und der Lager- kräfte durch Schneiden o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Kräfte unter der Bedingung, dass das Rohr gerade nicht kippt Die glatten Kugeln 1 und 2 (Gewicht je Kugel G, Radius r) liegen in einem kreiszylindrischen Rohrstück (Gewicht GR, Radius a), das unten offen ist und senkrecht auf dem Boden steht (Bild 4.10). gegeben: r = 0,75 a, G gesucht: Bestimmung der Druckkräfte Hi auf die Rohrwand und die Mindestgröße GR, für die das Rohrstück nicht kippt. - 69 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE a r 1 r 2 Bild 4.10 Kugeln im kreiszylindrischen Rohrstück Lösung: GR ≥ 1,5 G cosα ≥ 0,5 G AUFGABE 4.7 o Bestimmung der inneren Kräfte und der Lager- kräfte durch Schneiden o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Kräfte und der Geometrie Ein gewichtsloser Stab (Länge a) wird horizontal zwischen zwei glatten, unter dem Winkel α und β geneigten, schiefen Ebenen gelegt. Auf den Stab wird ein Klotz (Gewicht G) gestellt (Bild 4.11). - 70 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE gegeben: a, α , β , G gesucht: Bestimmung des Abstands x des Klotzes vom Punkt A, für den der Stab in seiner horizontalen Lage im Gleichgewicht ist, und der Kontaktkräfte in A und B. a A x G B α β Bild 4.11 Gewichtsloser Stab zwischen zwei glatten schiefen Ebenen Lösung: x= sin β sin α a cot β G G, A = , B= sin(α + β) sin(α + β) cot β + cot α AUFGABE 4.8 o Bestimmung der inneren Kräfte und der Lager- kräfte durch Schneiden - 71 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Kräfte Ein Wagen mit dem Gewicht Q wird auf einer schiefen Ebene ( α = 30 0 ) durch ein Seil gehalten (Bild 4.12). gegeben: a, Q, α gesucht: Bestimmung der Seilkraft S und der Radauf- standskräfte in A und B. 2a a 2a S Q B A a α Bild 4.12 Wagen auf schiefer Ebene Lösung: A= - 72 - Q(2 cos2 α − sin2 α ) Q(5 sin2 α + 2 cos2 α) , B= 4 cos α 4 cos α 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE AUFGABE 4.9 o Bestimmung der inneren Kräfte und der Lager- kräfte durch Schneiden o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Kräfte und der Geometrie Ein Balken AB (Länge a, Gewicht Q) wird am Ende B von einem Seil BC (Länge s) gehalten, am Ende A liegt er an einer glatten, senkrechten Wand (Bild 4.13). gegeben: a, Q, s gesucht: Bestimmung des Abstands x, bei dem sich der Balken im Gleichgewicht befindet. - 73 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE C x s A S Q D B a Bild 4.13 Balken Lösung: x = AB und Seil BC s 2 −a 2 3 Aufgabe 4.10 o Bestimmung der inneren Kräfte und der Lager- kräfte durch Schneiden o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Stabkräfte - 74 - 4 GLEICHGEWICHT IN DER EBENE An einer Halbkreisscheibe (Radius r, Gewicht G) greift ein Moment M0 an (Bild 4.14). gegeben: r, G, M0, α1 = 450 , α 3 = 300 gesucht: Bestimmung der Stabkräfte S1, S2 und S3. 1 α1 r M0 α3 3 G 2 Bild 4.14 Halbkreisscheibe mit Lagerung Lösung: S1 = - M0 r 6 3 +1 , S2 = - G - M0 r 3 −1 3 +1 , S3 = - M0 r 2 3 +1 - 75 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Lehrziel des Kapitels o Definition der Lagerarten, ihre Symbolik und die dazugehörigen Lagerreaktionen o Wechselwirkungsgesetz actio = reactio o Definition der Kräftetypen o Definition der Tragwerksarten o Bewegungsmöglichkeiten eines Körpers o Definition der statische Bestimmtheit Jedes Tragwerk wird in irgendeiner Weise im Raum festgehalten. Dort werden Bewegungsmöglichkeiten verhindert, dafür gibt es Lagerreaktionen, die Lagerkräfte. In der Tabelle 5.1 werden die verschiedenen Lagerarten erläutert und die Anzahl und Richtung der Lagerreaktionen dargestellt. Tabelle 5.1 Lagerarten und deren Symbole o Lagerart: Rollenlager oder Pendelstütze oder einwertiges Lager - 76 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Lagersymbole Anzahl und Richtung der Lagerreaktionen „Einwertiges Lager“ V o Lagerart: Gelenkiges Lager oder zweiwertiges Lager Lagersymbole Anzahl und Richtung der Lagerreaktionen „Zweiwertiges Lager“ H V o Lagerart: Einspannung oder dreiwertiges Lager - 77 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Lagersymbol Anzahl und Richtung der Lagerreaktionen „Dreiwertiges Lager“ H M V o Lagerart: Parallelführung Lagersymbol Anzahl und Richtung der Lagerreaktionen „Zweiwertiges Lager“ H M o Lagerart: Freies Ende - 78 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Lagersymbol Am freien Ende/ Rand treten keine Lagerreaktionen auf. Beispiel o Bestimmung der Lagerkräfte durch Schneiden an den Lagern (einwertiges und zweiwertiges Lager) o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Be- stimmung der Lagerkräfte Ein abgewinkelter Träger wird mit einer Kraft F belastet (Bild 5.1). gegeben: a, b, F, α gesucht: Bestimmung der Lagerreaktionen in A und B F α a a F α Ay b a) b) Bx b By Bild 5.1 Abgewinkelter Träger; a) Systemskizze; b) Schnittbild - 79 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Lösung Aus den Gleichgewichtsbedingungen werden die Lagerreaktionen bestimmt (5.1) : →: B x - F cosα = 0 ( 5 .2 ) : ↑: ⇒ (5.3) : ⇒ B x = F cosα, A y + B y - F sinα = 0 B y = F (sinα - b cos α ), a ΣMB links : MB = - A y a + F cosα b = 0 ⇒ Ay =F b cos α . a Beispiel o Bestimmung der Lagerkräfte durch Schneiden an den Lagern (Einspannung) o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Be- stimmung der Lagerkräfte Ein Kragarm wird mit einer Kraft F belastet (Bild 5.2). gegeben: a, F, α - 80 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN gesucht: Bestimmung der Lagerreaktionen in A a a) B A a MA F α Ax b) F α B Ay Bild 5.2 Kragarm; a) Systemskizze; b) Schnittbild Lösung Aus den Gleichgewichtsbedingungen werden die Lagerreaktionen bestimmt A x - F cosα = 0 ⇒ (5.4) : →: (5.5) : ↑: (5.6): ΣMA links : MA - F sinα a = 0 ⇒ MA = F sinα a, A y - F sinα = 0 ⇒ A x = F cosα, A y = F sinα, oder (5.7) : →: A x - F cosα = 0 ⇒ A x = F cosα, - 81 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN (5.8): ΣMA links : MA - F sinα a = 0 ⇒ MA = F sinα a, (5.9) : ΣMB links : M A - A y a = 0 ⇒ Ay = MA = F sinα a. a Beispiel o Bestimmung der Lagerkräfte durch Schneiden an den Lagern am abgeknickten Balken o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Be- stimmung der Lagerkräfte Ein abgewinkelter Träger wird mit einer Kraft F belastet (Bild 5.3). gegeben: a, b, c, F, α gesucht: Bestimmung der Lagerreaktionen A und B - 82 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN c a b B F α a) A a c Bx MB b F α Ay b) Bild 5.3 Abgewinkelter Träger; a) Systemskizze; b) Schnittbild Lösung Aus den Gleichgewichtsbedingungen werden die Lagerreaktionen bestimmt ⇒ B x = F cosα, (5.10) : →: B x - F cosα = 0 (5.11) : ↑: (5.12): ΣMA links : MB - Bx b - F sinα a = 0, A y - F sinα = 0 ⇒ A y = F sinα, - 83 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Daraus folgt (5.13) : ΣMA links : MB = Bx b + F sinα a = F (a sinα + b cosα). Beispiel o Bestimmung der Lagerkräfte durch Schneiden an den Lagern (einwertiges Lager, Pendelstütze) o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Be- stimmung der Lagerkräfte Ein Träger wird mit den Kräften F1, F2, F3 belastet (Bild 5.4). gegeben: a, F1, F2, F3, α gesucht: die Lagerreaktionen - 84 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN 2a 2a 2a F2 F1 C B a 2a 2a F2 F1 C B a a F3 α A b) 2a 4a 2a F3 α A a) a 4a 2a Bild 5.4 Träger; a) Systemskizze; b) Schnittbild Lösung Aus den Gleichgewichtsbedingungen werden die Lagerreaktionen bestimmt (5.14) : →: A H = F2 cosα, (5.15): ΣMBlinks : - F1 a - F2 sinα 3 a + C 4 a - F3 5 a = 0. (5.16) : ΣMClinks : F1 3 a + F2 sinα a - F3 a - B 4 a = 0. - 85 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Aus (5.15) und (5.16) folgt (5.17) : F1 3 a + F2 sin α a − F3 a , 4a F a + F2 sin α 3 a + F3 5 a C= 1 . 4a B= Zur Kontrolle wird eine noch nicht benutzte Gleichgewichtsbedingung verwendet (5.18) : ↑: F1 3 a + F2 sin α a + F3 a 4a F a + F2 sin α 3 a + F3 5 a + 1 = 0. 4a - F1 - F2 sinα - F3 + Die Kontrolle bestätigt die obige Rechnung. 5.1 Das Wechselwirkungsgesetz "Die Kräfte, die zwei Körper aufeinander ausüben, sind gleich groß, entgegengesetzt gerichtet und liegen auf der gleichen Wirkungslinie." - 86 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN a) F F b) L1 L1 L2 L2 G1 G1 G2 G2 Bild 5.5 Wechselwirkungsgesetz: actio = reactio; a) ursprüngliches System; b) Schnittbild An den Kontaktstellen wird "geschnitten", zum Beispiel Wand/ Mensch, Boden/ Mensch (Bild 5.5). Die durch Schneiden sichtbar gemachten Kräfte, die Schnittkräfte, greifen an den verschiedenen Teilsystemen an. Dies können innere Kräfte, zum Beispiel Seilkräfte, oder Lagerkräfte sein, aber auch Kontaktkräfte, zum Beispiel Normalkräfte, halten den Körper wie eine Lagerung. - 87 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN 5.2 Kräftetypen Alle bisher gezeigten Kräfte sind Einzelkräfte, zum Beispiel eine Nadelspitze belastet einen Körper, oder die Gewichtskraft wird als Resultierende zusammengefasst. In der Natur kommen aber vorwiegend Volumenkräfte und Flächenkräfte vor. Sie werden für die Berechnung idealisiert. Volumenkräfte Das sind Kräfte, die über das Volumen des Körpers verteilt sind, zum Beispiel das Gewicht (5.19 ) : ∫ dG = ∫ ρ dV = ∫ ∫ ∫ ρ dt dh db = G ( G) (V) t h b für die Dicke t, die Höhe h und die Breite b, magnetische N Kräfte oder elektrische Kräfte. Die Dimension ist . mm 3 Flächenkräfte Das sind Kräfte in der Berührungsfläche zweier Körper, zum Beispiel der Wasserdruck auf eine Staumauer (Bild 5.6), die - 88 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Schneelast auf einem Dach oder der Druck eines Gewichts auf eine Fläche. Die Flächenlast hat die Dimension N 2 . mm p Bild 5.6 Schnitt in einer Staumauer als Beispiel für Flächenkräfte Linienkräfte Linienförmige Lasten werden als Strecken- oder Linienlast idealisiert, zum Beispiel eine Messerschneide gegen einen Körper. Sie hat die Dimension p [ N ]. mm p Bild 5.7 Idealisierung eine Messerschneide gegen einen Körper als linienförmige Strecken- oder Linienlast - 89 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN 5.3 Definition der Tragwerksarten Die geometrische Form und die Belastung sind für die Bestimmung des Tragwerktyps maßgebend. In der Natur kommen dreidimensionale, also räumliche Tragwerke vor. Viele dieser Tragwerke können wegen des Verhältnisses ihrer geometrischen Abmessungen zueinander als ein- oder zweidimensionale Systeme idealisiert werden. Nur wenn alle Abmessungen ähnlich groß sind, kann nicht vereinfacht werden. Dann liegen dreidimensionale Strukturen vor. q0 a) F F b) Bild 5.8 Eindimensionale (stabförmige) Bauteile; Querschnittsabmessung << Länge; a) Stab, in Achsenrichtung belastet; b) Balken, quer zur Achsenrichtung belastet - 90 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN F2 F3 F1 F4 a) F2 F1 F3 F4 b) Bild 5.9 Eindimensionale (stabförmige) Bauteile; Querschnittsabmessung << Länge; a) Bogen, gekrümmter Balken; b) Rahmen, abgeknickter Balken - 91 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN F2 F3 F1 p1 a) p2 b) F1 F2 F3 c) Bild 5.10 Zweidimensionale (ebene) Bauteile; Dicke << Seitenlängen; a) Scheibe, Belastung in der Mittelebene; b) Platte, Belastung quer zur Mittelebene; c) Schale, gekrümmte, flächige Bauteile 5.4 Bewegungsmöglichkeiten eines Körpers Die möglichen Lagerungen verbinden die Tragwerke fest mit ihrer Umgebung. Durch sie werden die Kräfte an die Umgebung übergeben (actio = reactio). Diese Lagerungen schränken aber auch die freien Bewegungsmöglichkeiten eines Körpers ein. Ohne Lager hat ein dreidimensionaler Körper sechs freie Bewegungsmöglichkeiten. Wenn alle Einzelpunkte dieselbe kongruente Bahn beschreiben, sprechen wir von einer Translations- oder Verschiebungsbewegung. Jede beliebige - 92 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Translation kann aus drei Translationen in Richtung x, y und z zusammengesetzt werden. Außer einer Translation kann ein Körper eine Rotation oder Drehung ausführen. Sie besteht in einer Drehung um eine beliebige Achse, die wieder je eine Rotation um eine zur x-, y- und z- Achse parallele Achse ist. Die allgemeinste Bewegung eines Körpers besteht damit aus o drei Translationen (Verschiebungen) in x-, y- und z- Richtung, o drei Rotationen (Drehungen) um die x-, y- und z- Achse. Der Körper hat die Freiheit, sechs voneinander unabhängige Bewegungen auszuführen. Er hat sechs Freiheitsgrade. Diese sechs Freiheitsgrade begegnen uns im Kapitel 10 bei den räumlichen Tragwerken und in der Technischen Mechanik III Kinematik und Kinetik /Kunow/ in der Kinematik (Kapitel 2) wieder. - 93 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN y ∆ϕ ∆y ∆x x Bild 5.11 Ebene Bewegung: Translation ∆x, ∆y und Rotation ∆ϕ Bewegt sich der Körper in einer Ebene, sprechen wir von einer ebenen Bewegung. In dieser Ebene kann der Körper eine Bewegung ausführen, die in drei unabhängige Teilbewegungen zerlegt werden kann (Bild 5.11): o zwei Translationen in x- und y- Richtung, o eine Rotation um die senkrecht zur Ebene ste- hende Achse. 5.4 Statische Bestimmtheit Von statischer Bestimmtheit wird gesprochen, wenn allein die drei Gleichgewichtsbedingungen ausreichen, die unbekannten Lagerkräfte zu berechnen. - 94 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Den drei unbekannten Auflagerkräften stehen drei unabhängige Gleichungen aus den Gleichgewichtsbedingungen zur Verfügung. Ein Tragwerk ist im ebenen Fall statisch bestimmt gelagert, wenn o drei Lagerkräfte existieren, die nicht parallel und nicht zentral sind (Bild 5.12, Bild 5.13), oder wenn o ein Moment und zwei nicht parallele Lagerkräf- te existieren. F a) B A F AH AV B b) Statisch bestimmter Balken; a) Systemskizze; b) Schnittbild - 95 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN MA M0 F AH a) M0 F AV b) Bild 5.13 Statisch bestimmter Balken; a) Systemskizze; b) Schnittbild Dabei muss beachtet werden, dass keine Bedingung zweimal unterschiedlich formuliert wird (siehe auch die Einschränkungen bei der Lage der Bezugspunkte für das Momentengleichgewicht), damit keine linearen Abhängigkeiten bestehen. F D A a) b) A F B B C Bild 5.14 Kinematisches Tragwerk; a) Systemskizze; b) Schnittbild; drei Lagerkräfte sind parallel: die horizontale Beweglichkeit des Systems wird nicht behindert. - 96 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN In Bild 5.14 b können die drei Momentenbedingungen formuliert werden (5.20): ΣMA links : 0 = B a + C 2 a - FV 2 a - FH b, (5.21): ΣMBlinks : 0 = - A a + C a - FV a - FH b, (5.22): ΣMDlinks : 0 = - A 2 a - B a. Aus (5.22) folgt (5.23 ) : B = - 2 A. Wird (5.23) in (5.20) und (5.21) eingesetzt, ergeben sich zwei widersprechende Gleichungen. Aus (5.20) folgt (5.24) : 0 = - 2 A a + C 2 a - FV 2 a - FH b, aus (5.21) folgt (5.25) : 0 = - A a + C a - FV a - FH b. - 97 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Es gibt unterschiedliche Lösungen für ein und dieselbe Kraft. Das System hat keine horizontale Lagerung kann somit die Horizontalkomponente der Kraft F nicht aufnehmen. In dieser Richtung ist das System kinematisch. Das heißt, es ist beweglich, kinematisch. Im Tragwerk (Bild 5.14) ist es gut sichtbar, dass das Tragwerk in horizontaler Richtung beweglich ist. Es gibt aber auch Fälle, in denen diese Beweglichkeit nicht so offensichtlich ist (Bild 5.15). - 98 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN F1 A C F2 B a) F1 A C F2 B b) Bild 5.15 Kinematisches Tragwerk; a) Systemskizze; b) Schnittbild; drei Lagerkräfte gehen durch einen Punkt: das Moment kann nicht aufgenommen werden - 99 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN MB a) b) A B Bild 5.16 Kinematisches Tragwerk; a) Systemskizze; b) Schnittbild; zwei Lagerkräfte und ein Moment: die horizontale Beweglichkeit des Systems wird nicht behindert In den obigen Systemen (Bild 5.14, Bild 5.15 und Bild 5.16) erhält man durch Schneiden jeweils 3 Auflagerkräfte, die aber nicht durch die drei Gleichgewichtsbedingungen bestimmt werden können. Das System kann durch diese drei Auflagerkräfte nicht im Gleichgewicht gehalten werden. Weiter gibt es auch statisch unbestimmte Tragwerke. Das heißt, dass das Tragwerk mehr als drei Lagerreaktionen hat, aber wieder nur drei Gleichungen aus den Gleichgewichtsbedingungen zur Verfügung stehen. Die Lagerreaktionen können nur mit Hilfe der Elastizitätstheorie bestimmt werden (Bild 5.18). Technische Mechanik II Elastostatik /Kunow/ werden einund mehrfach "statisch unbestimmt" gelagerte Tragwerke vorgestellt. - 100 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN F F AH a) B AV MA b) Bild 5.17 Einfach statisch unbestimmtes System; a) Systemskizze; b) Schnittbild F1 A a) D C B F1 AH b) F3 F2 AV F2 B F3 C D Bild 5.18 Zweifach statisch unbestimmtes System; a) Systemskizze; b) Schnittbild 5.6 Lösen eines Berechnungsproblems o Formulierung o mechanisches Ersatzmodell (Eigenschaften) - 101 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN o Lösung des Ersatzmodells o Diskussion, Bedeutung Hier wird das Hauptaugenmerk auf "Lösung des Ersatzmodells" und "Diskussion, Bedeutung" bearbeitet o Schnittbild zum Sichtbarmachen der Kräfte, o Aufstellen und Lösen der Gleichungen, o Kontrolle des Ergebnisses auf Richtigkeit und Genauigkeit. - 102 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN 5.7 Aufgaben zu Kapitel 5 AUFGABE 5.1 o Bestimmung der Lagerkräfte durch Schneiden an den Lagern o Belastung durch Einzelkräfte und Einzelmo- ment o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Lagerkräfte Ein Träger wird mit den Kräften F1, F2, F3 und einem Moment MB belastet (Bild 5.19). gegeben: α = 45 0 , F1, F2, F3, MB, a gesucht: Bestimmung der Auflagerkräfte A und B F1 A α a F2 F3 a B a MB Bild 5.19 Träger mit den Kräften F1, F2, F3 und dem Moment MB - 103 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Lösung: BH = F2 A= 1 2 (F2 a sin α + F3 2 a + MB ), , BV = 3a 2 1 (F2 2 a sin α + F3 a + F1 3 a - MB ) 3a AUFGABE 5.2 o Bestimmung der Lagerkräfte durch Schneiden an den Lagern o es handelt sich um drei einwertige Lager in verschiedenen Richtungen o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Lagerkräfte Ein Träger wird mit der Kraft F1 und dem Kräftepaar F2 * h belastet (Bild 5.20). In C hat der Träger ein schräg gestelltes, einwertiges Lager. gegeben: F1, F2, a, h, α gesucht: Bestimmung der Auflagerkräfte A, B und C - 104 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN F2 F1 C B A a) a F2 a α h a Bild 5.20 a) Träger mit der Kraft F1 und dem Kräftepaar F2 * h Lösung: A = C= 1 − F1a − F2h tan α , B= (F2 h+F1 3a), 2a 2a − F1a − F2h 2a cos α AUFGABE 5.3 o Bestimmung der Lagerkräfte durch Schneiden an den Lagern o es handelt sich links um ein zweiwertiges La- ger und rechts um ein einwertiges Lager o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Lagerkräfte Ein Träger wird mit den Kräften F1, F2 und F3 belastet (Bild 5.21). - 105 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN gegeben: α = 30 0 , F1, F2, F3, a gesucht: Bestimmung der Auflagerkräfte A und B F1 300 F2 a B a A a F3 a/2 a Bild 5.21 Träger mit den Kräften F1, F2 und F3 Lösung: A H = - F1 + F2 sin α, B= AV = 1 1 (- F1 + F2 cos α - F3 ), 3 2 1 1 ( F1 + 2 F2 cos α + 4 F3 ) 3 2 AUFGABE 5.4 o Bestimmung der Lager- und Seilkräfte durch Schneiden an den Lagern o Es handelt sich um ein zweiwertiges Lager und durch die Seilkraft jeweils um ein einwertiges Lager o Seilkraft über Umlenkrollen - 106 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN o Scheibengewicht G im Schwerpunkt o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Lagerkräfte Eine dreieckige, schwere Scheibe (Gewicht G) wird in A durch ein zweiwertiges Lager und in B und C durch ein Seil S gehalten. Das Seil wird durch zwei Umlenkrollen geführt. Das Scheibengewicht G greift im Schwerpunkt SSch der Scheibe an (Bild 5.22). gegeben: Scheibengewicht G, a, h gesucht: Bestimmung der Auflagerkraft A und der Seilkraft S G C SSch A h/3 B 2a/3 a/3 2h/3 Seil S Bild 5.22 Dreieckige, schwere Scheibe - 107 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Lösung: 2 2 1 S = G , AH = - S = G , A V = G - S = G . 3 3 3 AUFGABE 5.5 o Bestimmung der Lager- und Seilkräfte durch Schneiden an den Lagern o Es handelt sich links um ein zweiwertiges La- ger und rechts einwertiges um ein Lager o Krafteinleitung über Hebel o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Lagerkräfte Ein Träger wird mit der Kraft F am Hebel der Länge c belastet (Bild 5.23). gegeben: F, a, b, c gesucht: Bestimmung der Auflagerkräfte A und B F c A B a b Bild 5.23 Träger mit der Kraft F am Hebel - 108 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Lösung: A H = - F, c B =F , a c AV = - F . a AUFGABE 5.6 o Bestimmung der Lager- und Seilkräfte durch Schneiden an den Lagern o Es handelt sich links um ein zweiwertiges La- ger und rechts um ein einwertiges Lager o Kräfte an einem ebenen System o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Lagerkräfte Eine Scheibe wird mit den Kräften F1, F2, F3 und F4 belastet (Bild 5.24). gegeben: α1 , α 3 , F1, F2, F3, F4, a, h gesucht: Bestimmung der Auflagerkräfte A und B - 109 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN a/4 a/4 F1 F2 F3 B h A 3a/4 F4 a/4 Bild 5.24 Scheibe mit den Kräften F1, F2, F3 und F4 Lösung: A H = - F1 cos α1 - F3 cos α 3 , B = (- F1 cos α1 h 1 1 h 3 - F2 - F3 sin α 3 - F3 cos α 3 - F4 ), a 4 2 a 4 h 1 A V = ( F4 + (- F1 cosα1 - F3cosα 3 ) a 4 3 1 + F1sinα1 + F2 + F3 sinα 3 2 4 AUFGABE 5.7 o Bestimmung der Lager- und Seilkräfte durch Schneiden an den Lagern - 110 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN o Es handelt sich um zwei Pendelstützen, die jeweils einem einwertigen Lager entsprechen, da in die Stützen nur eine axiale Kraft eingeleitet werden kann, und rechts um ein einwertiges Lager. o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Lagerkräfte Ein Träger wird mit der Kraft F in zwei Punkten belastet (Bild 5.25). In A besteht das Lager aus zwei Pendelstützen, in B aus einem einwertigen Lager. gegeben: F, a gesucht: Bestimmung der Auflagerkraft B und der Stabkräf- te S1, S2 F a A 1 F 2 a B a 2a a Bild 5.25 Träger mit der Kraft F - 111 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN Lösung: S1 = 2 F, B = F, = - F. AUFGABE 5.8 o Bestimmung der Lager- und Gelenkkräfte durch Schneiden an den Lagern und Gelenken o Es handelt sich in A und B um jeweils ein zweiwertiges Lager und ein Gelenk in C o Belastung des Systems über die Seilkraft an einer Rolle auf dem System o Aufstellen der Gleichgewichtsbedingungen an Teilsystemen zur Bestimmung der Lager- und Gelenkkräfte Ein aus Balken und einer Rolle zusammengesetztes System wird über ein Seil mit dem Gewicht F belastet (Bild 5.26). gegeben: F, a gesucht: Bestimmung der Auflagerkraft A und B und der Gelenkkraft C. - 112 - 5 LAGERREAKTIONEN BEI EBENEN TRAGWERKEN E a Seil B a D C 2a A F 2a 3a Bild 5.26 Zusammengesetztes System Lösung: A = A H 2 + A V 2 = 3,91 F, B = 3,35 F, C = 4,72 F. - 113 - 6 EBENES FACHWERK 6 EBENES FACHWERK Lehrziel des Kapitels o Definition eines Fachwerks o Statische Bestimmheit eines Fachwerks o Aufbau eines Fachwerks o Analytische und graphische Lösungsmethoden: CREMONAplan, knotenweises Schneiden, RITTERscher Schnitt Formeln des Kapitels o Gleichgewichtsbedingungen an jedem Knoten (6.1) : →: ∑ Fx = 0, (6.2) : ↑: ∑ Fy = 0. Ein Fachwerk besteht aus einer Anzahl einzelner Stäbe, die zusammen wie ein Tragwerk wirken. Wegen einiger wesentlicher Einschränkungen werden Fachwerke gesondert betrachtet. 6.1 Definition eines Fachwerks o Die Stäbe sind gerade, - 114 - 6 EBENES FACHWERK o die Stäbe sind an den Verbindungspunkten, den Knoten, gelenkig angeschlossen, o die Stäbe sind an den Knoten zentrisch ange- schlossen. o Die Lasten greifen nur an den Knoten an. o Daher werden die Stäbe nur in Normalenrich- tung (in der Achse) auf Druck und Zug belastet. In Bild 6.1 wird die Vorzeichendefinition der Fachwerkstäbe angegeben. Die Stabkraft wird immer als Zugkraft, das heißt vom Knoten ziehend, mit positivem Vorzeichen angesetzt. Wenn sich das Vorzeichen in der Rechnung als negativ erweist, handelt es sich um einen Druckstab. In der Praxis muss für Druckstäbe noch ein Stabilitätsnachweis, zum Beispiel mit Hilfe des ω - Verfahren /Beitz/Grote/, durchgeführt werden. Dies würde hier zu weit führen. Es wird in diesem Buch nicht weiter darauf eingegangen. - 115 - 6 EBENES FACHWERK Knoten S S Bild 6.1 Vorzeichenfestlegung Wie alle Tragwerke werden auch Fachwerke durch die Auflager mit ihrer Umgebung verbunden (Bild 6.2). Auch hier muss jeweils kontrolliert werden, ob das System statisch bestimmt ist. Dabei muss unterschieden werden, ob das Fachwerk äußerlich statisch bestimmt und/ oder innerlich statisch bestimmt ist. - 116 - 6 EBENES FACHWERK a) b) Bild 6.2 Fachwerk; a) innerlich und äußerlich statisch bestimmt; b) äußerlich statisch unbestimmt Für ein innerlich und äußerlich statisch bestimmtes Fachwerk reichen die 3 Gleichgewichtsbedingungen am Gesamtsystem und die Gleichungen an den Teilsystemen aus, um alle Auflagerkräfte und alle Stabkräfte zu bestimmen. Für ein innerlich statisch bestimmtes und äußerlich statisch unbestimmtes Fachwerk reichen die 3 Gleichgewichtsbedingungen am Gesamtsystem nicht aus (Bild 6.3), um alle Auflagerkräfte zu bestimmen. Hier muss die Elastizitätsthe- - 117 - 6 EBENES FACHWERK orie mitberücksichtigt werden (siehe Technische Mechanik II Elastostatik /Kunow/). Bild 6.3 Innerlich statisch unbestimmtes Fachwerk Für ein innerlich statisch unbestimmtes und äußerlich statisch bestimmtes Fachwerk reichen die drei Gleichgewichtsbedingungen am Gesamtsystem aus, um alle Auflagerkräfte zu bestimmen. Die Gleichungen an den Teilsystemen reichen nicht aus, um alle Stabkräfte zu bestimmen. Jetzt muss hier die Elastizitätstheorie mitberücksichtigt werden (siehe Technische Mechanik II Elastostatik). Bild 6.4 Kinematisches Fachwerk - 118 - 6 EBENES FACHWERK Nicht erlaubt sind kinematische, also bewegliche Systeme (Bild 6.4). Dieses Fachwerk ist durch die fehlende Querverstrebung in horizontaler Richtung beweglich. Im Allgemeinen lässt sich die statische Bestimmtheit eines Fachwerks mit Hilfe der Bildungsgesetze (siehe Kapitel 6.2) bestimmen. Dies ist aber nicht immer möglich. Dann müssen die Fachwerke mit anderen Methoden, zum Beispiel mit Hilfe eines Polplans aus der Getriebeanalyse /Beitz/Grote/, auf ihre statische Bestimmtheit untersucht werden. 6.2 Aufbau eines Fachwerks In der Definition des Fachwerks wird schon gesagt, dass das Fachwerk aus einzelnen, geraden Stäben besteht, die in den Knoten zentrisch miteinander verbunden sind. Alle Lasten greifen nur an diesen Knoten an. Um das System zu ordnen, werden die Knoten mit römischen Zahlen, die Stäbe mit arabischen Zahlen gekennzeichnet (Bild 6.5). - 119 - 6 EBENES FACHWERK F F 1 2 7 8 IV 3 9 I VI 6 III 5 V 4 Bild 6.5 Nummerierung der Knoten und Stäbe Ein Schnittbild, wie wir es gewohnt sind, würde nun sehr umfangreich werden (Bild 6.6 a). Deshalb werden die Knoten nicht alle auf einmal, sondern einen Knoten nach dem anderen geschnitten, wenn die Stabkräfte berechnet werden. - 120 - 6 EBENES FACHWERK F F II S2 S2 S9 I S6 S9 S8 S7 III S1 S3 S8 S7 S1 IV S3 VI BH V S6 S5 S5 a) A F b) S1 II S4 S4 BV S2 S7 Bild 6.6 Schnittbild; a) Explosionsschnittbild; b) am Knoten II Schnittbild am Knoten II zeigt ein solches Einzelschnittbild (Bild 6.6 b). Es liegt ein zentrales Kraftsystem vor. Die Stabkräfte stehen im Gleichgewicht, wenn die Resultierende, beziehungsweise die Haltekraft zu Null wird. An jedem einzelnen Knoten lauten die Gleichgewichtsbedingungen (6.1) : →: ∑ Fx = 0, - 121 - 6 EBENES FACHWERK (6.2) : ↑: ∑ Fy = 0. Im vorliegenden Beispiel ergeben sich zwölf Gleichungen für zwölf Unbekannte, die neun Stabkräfte und drei Lagerkräfte. Wenn ein statisch bestimmtes Fachwerk vorliegt, lassen sich alle Stabkräfte und Lagerreaktionen aus den Gleichgewichtsbedingungen berechnen. Um die Fachwerke besser klassifizieren zu können, wird der Aufbau eines Fachwerks untersucht und nach Gruppen unterteilt. Die meisten Fachwerke werden nach dem 1. Bildungsgesetz aufgebaut. 1. Bildungsgesetz Drei Fachwerkstäbe, die durch Knoten miteinander verbunden sind (Bild 6.7 a), bilden eine statisch bestimmte Scheibe, zum Beispiel Scheibe 1. Von einer Scheibe ausgehend wird durch Anbringen zwei weiterer Stäbe (Stab 4 und 5) eine weitere statisch bestimmte Scheibe, zum Beispiel Scheibe 2, gebildet. - 122 - 6 EBENES FACHWERK Scheibe 2 1 Scheibe 1 1 a) 2 2 b) Bild 6.7 a) Statische bestimmte Scheibe; b) Scheibenbildung, beginnend mit der Scheibe 1 und Stab 4 und 5. Es sind die einfachsten Fachwerke, die auch bei der Berechnung, zum Beispiel durch Schneiden an den Knoten oder durch den CREMONAplan, keine Schwierigkeiten machen. 2. Bildungsgesetz Zwei Fachwerkscheiben 1 und 2, die nach dem 1. Bildungsgesetz aufgebaut sind, werden durch drei weitere Stäbe verbunden, die nicht durch einen Punkt gehen dürfen. - 123 - 6 EBENES FACHWERK a) b) Bild 6.8 Fachwerk nach dem 2. Bildungsgesetz; a) Fachwerkstäbe, die b) zwei Scheiben bilden. Hierbei muss immer kontrolliert werden, ob das Fachwerk kinematisch ist. Ein Fachwerk nach dem 1. und 2. Bildungsgesetz kann durch Wegnahme und Wiedereinfügen eines Stabes an anderer Stelle in ein anderes statisch bestimmtes Fachwerk verwandelt werden. Das ist die Gruppe von Fachwerken nach dem 3. Bildungsgesetz. - 124 - 6 EBENES FACHWERK 3. Bildungsgesetz Bild 6.9 Fachwerk nach dem 3. Bildungsgesetz Auch hier ist immer zu prüfen, ob das neu gebildete Fachwerk kinematisch ist. Als weitere, große Gruppe gibt es die zusammengesetzten Fachwerke. - 125 - 6 EBENES FACHWERK Bild 6.10 Zusammengesetztes Fachwerk Im obigen System bilden die zwei Scheiben, die jeweils nach dem 1. Bildungsgesetz aufgebaut sind, einen Dreigelenkbogen. Bei einer Vorbetrachtung können vorab Stäbe sofort als Nullstäbe erkannt oder, wenn sie sich in der Berechnung als Nullstäbe ergeben, überprüft werden. Das sind bei einer gegebenen Belastung unbelastete Stäbe (Tabelle 6.1). Sie werden nur für diesen Lastfall zu Null. Jeder andere Lastfall kann andere Stabkräfte zur Folge haben. Deshalb dürfen sie niemals aus dem Fachwerk entfernt werden. Als Lösungswege für die Berechnung der Lager- und Stabkräfte eines Fachwerks bieten sich drei Methoden an: - 126 - 6 EBENES FACHWERK o analytisch durch knotenweises Schneiden (für Systeme nach dem 1. Bildungsgesetz und wenn alle Stabkräfte gesucht werden) o graphisch nach dem CREMONAplan (für Sys- teme nach dem 1. Bildungsgesetz und wenn alle Stabkräfte gesucht werden) o RITTERsches Schnittverfahren (für Systeme nach dem 1., 2. und 3. Bildungsgesetz und wenn einzelne Stabkräfte gesucht werden). Definition der Nullstäbe o Bedingung 1: Keine äußere Kraft tritt am Knoten auf. y 0 S1 0 x S2 (6.3) : Σ in y − Richtung : S1y = 0 (6.4) : Σ in x − Richtung: S1x + S2 = 0 - 127 - 6 EBENES FACHWERK Damit wird die y- Komponente der Stabkraft S1 zu Null, das heißt, damit wird auch ihre Horizontalkomponente S1x zu Null. Wenn keine äußere Kraft angreift, ist auch die Stabkraft Null. o Bedingung 2: Die äußere Kraft F wirkt in Richtung einer der Stabachse. y 0 S2 x S1 F (6.5) : Σ in y − Richtung : S 2y = 0 (6.6) : Σ in x − Richtung: F + S1 + S2x = 0 Damit wird die y- Komponente der Stabkraft S2 zu Null, dann ist auch die x- Komponente von der Stabkraft S2 Null. Die Stabkraft S1 nimmt die Kraft F auf. - 128 - 6 EBENES FACHWERK o Bedingung 3: Zwei Stäbe liegen in derselben Richtung und ein dritter schließt an demselben Knoten in anderer Richtung an. y 0 S3 x S2 S1 (6.7) : Σ in y − Richtung : S3y = 0 (6.8) : Σ in x − Richtung: − S1 + S2 + S3x = 0 Damit wird die y- Komponente der Stabkraft S3 zu Null, dann ist auch die x- Komponente von der Stabkraft S3 Null. Die Stabkraft S1 ist gleich der Stabkraft S2. 6.3 Analytische Lösung Bei dieser Lösung betrachtet man das Fachwerk zuerst als Gesamtsystem und löst mit den drei Gleichgewichtsbedingungen am Gesamtsystem die Auflagerkräfte. - 129 - 6 EBENES FACHWERK Beispiel o Statisch bestimmtes Fachwerk nach dem 1. Bil- dungsgesetz o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleichge- wichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte durch den CREMONA- plan Ein Fachwerkträger wird durch drei Kräfte F1, F2 und F3 belastet (Bild 6.11). gegeben: a, F1, F2, F3 gesucht: Bestimmung der Lager- und Stabkräfte - 130 - 6 EBENES FACHWERK a) A F1 1 a/3 II 2 5 4 2a/3 VI 9 a/3 B 6 F2 III 7 8 10 VII 3 F3 11 IV a a a b) Ax a/3 F1 1 II 2 5 4 2a/3 9 a/3 Bx a 6 VI F2 III 7 8 10 a VII 3 F3 11 IV a By Bild 6.11 a) Fachwerkträger mit drei Kräften F1, F2 und F3; b) Schnittbild Lösung - 131 - 6 EBENES FACHWERK Für die analytische Bestimmung der Auflagerkräfte mit F1 = F2 = F3 = F gilt (6.3) : ↑: B y - F1 - F2 - F3 = 0 (6.4) : ΣMA links : B x ⇒ ( 6 .5 ) : ⇒ B y = F1 + F2 + F3 = 3 F 4a - (F1 a + F2 2 a + F3 3 a) = 0 3 9 3 B x = (F1 + 2F2 + 3F3 ) = F 2 4 →: A x + Bx = 0 ⇒ Ax = - 3 9 (F1 + 2F2 + 3F3 ) = - F 4 2 Danach können die Stabkräfte durch knotenweises Schneiden ermittelt werden. Man erhält für jeden Knoten zwei Gleichungen. Durch die Berechnung der Auflagerkräfte am Gesamtsystem ergeben sich drei zusätzliche Gleichungen, die als unabhängige Kontrollen genutzt werden können. Am besten werden immer nur die Gleichgewichtsbedingungen hingeschrieben, die sofort zum Ergebnis führen, sonst wird das Ganze zu unübersichtlich. - 132 - 6 EBENES FACHWERK S3 F3 S11 IV Bild 6.12 Stabkräfte am Knoten VI Am Knoten VI (Bild 6.12) ergeben sich die Gleichgewichtsbedingungen S 3V = S 3 sinα = F3 ⇒ ( 6 .6 ) : ↑: ( 6 .7 ) : →: S11 = - S 3 cosα = - 3 F3 . S F 2 S 3 = 10 F3 , 2 III S S 7 3 S =0 8 Bild 6.13 Stabkräfte am Knoten III Am Knoten III (Bild 6.13) ergeben sich die Gleichgewichtsbedingungen - 133 - 6 EBENES FACHWERK ( 6 .8 ) : →: S 2 cos α - S 7 cos α - S 3 cos α = 0 (6.9) : ↑: - S 3 sin α + S 2 sin α - S 7 sin α = F2 . sin α cos α Mit dem Eliminationsverfahren, ( 6.8 ) * sin α + ( 6.9 ) * cos α folgt (6.10) : 2 (S2 - S3 ) sin α cos α = F2 cos α ⇒ S2 = 10 (F2 + 2 F3 ). 2 In (6.9) eingesetzt (6.11) : S 7 = 10 F3 - 10 10 (F2 + 2 F3 ) = F2 2 2 S1 II S6 F1 S2 Bild 6.14 Stabkräfte am Knoten II - 134 - 6 EBENES FACHWERK Am Knoten II (Bild 6.14) ergibt sich die Gleichgewichtsbedingung (6.12) : ↑: S 6 = - F1. Ax S4 I S1 S5 Bild 6.15 Stabkräfte am Knoten I Am Knoten I (Bild 6.15) ergibt sich die Gleichgewichtsbedingung (6.13) : ↑: - S 4 - S5 2 10 - S1 = 0, 2 10 Daraus folgt (6.14) : S 4 = - S5 2 10 1 - S1 = - (F2 + 2 F3 ). 2 10 2 Stabkräfte und Lagerkräfte - 135 - 6 EBENES FACHWERK S1 = S 2 = 1 10 (F2 + 2F3 ) , S 3 = 10 F3 , S 4 = − (F2 + 2F3 ) , 2 2 S 5 = 0 , S 6 = −F1 , S 7 = 10 , 10 F2 S 8 = 0 , S 9 = − (F1 + 2F2 + 3F3 ) 2 4 , S10 = S11 = −3F3 , A x = -B x = - 3 (F1 + 2 F2 + 3 F3 ), 4 B y = F1 + F2 + F3 6.4 Der CREMONAplan Ein graphisches Verfahren ist der CREMONAplan. Beim CREMONAplan werden die einzelnen zentralen Kraftsysteme pro Knoten in einen einzigen Kräfteplan gezeichnet. Die Auflagerkräfte müssen immer vorab getrennt berechnet werden, weil hier das benötigte graphische Seileckverfahren, das zur Lösung notwendig wäre, nicht vorgestellt wird (siehe Literatur). Damit wäre ein vollständiges graphisches Verfahren möglich. In Bild 6.16 wird die Lösung mit dem CREMONAplan darrgestellt. Die einzelnen Kraftecke ergeben sich aus dem CREMONAplan. - 136 - 6 EBENES FACHWERK [] Bild 6.16a Kräfteplan, Kräftemaßstab 1F N = ˆ 1 cm ; CREMONAplan, Umlaufsinn - 137 - 6 EBENES FACHWERK Bild 6.16b Die einzelnen Kraftecke des Kräfteplans, Kräftemaßstab 1F [N] =ˆ 1 cm ; CREMONAplan, Umlaufsinn Aufzeichnen des CREMONAplans o Nummerierung der Stäbe und der Knoten (wird hier durch die Aufgabenstellung vorgegeben) o Kraftmaßstab wählen, Umlaufsinn wählen o Vorherige Bestimmung der möglichen Nullstä- be In den Lageplan (Bild 6.17) werden die Stabkräfte während der Erstellung des CREMONAplans als Zugkräfte (Pfeile ziehen an den Knoten) und Druckkräfte (Pfeile drücken auf - 138 - 6 EBENES FACHWERK die Knoten) eingetragen. Die Nullstäbe werden mit einer Null gekennzeichnet. I AX F1 1 II 0 4 9 BX 2 5 6 VI F2 III 7 10 08 3 F3 VII 11 IV V BY Bild 6.17 Lageplan mit Pfeilen zur Vorzeichendefinition der Stäbe und Kennzeichnung der Nullstäbe Mit F1 = F2 = F3 = F ergeben sich die Stabkräfte zu (6.15) : S1 = + 4.7 F, S2 = + 4.7 F, S3 = + 3.2 F, S 4 = - 1.5 F, S5 = 0, S6 = - F, S7 = - 1.6 F, S8 = 0, S9 = - 4.7 F, S10 = - 3 F, S11 = - 3 F. - 139 - 6 EBENES FACHWERK 6.4.1 Graphische Kontrolle Eine graphische Kontrolle kann durch das Aufzeichnen der Auflagerkräfte in den Kräfteplan durchgeführt werden. Die Kräfte werden in der Reihenfolge ebenfalls im Uhrzeigersinn, hier: F1, F2, F3, By, Bx, Ax. Das System ist im Gleichgewicht, wenn das Krafteck geschlossen ist. 6.5 Der RITTERsche Schnitt Der RITTERsche Schnitt ist ein analytisches Verfahren, das sich besonders eignet, wenn nicht alle Stabkräfte berechnet werden müssen. Es wird dann ein Schnitt genau durch die gesuchten Stabkräfte gelegt, um diese Kräfte sichtbar zu machen und zu berechnen. Das Fachwerk aus Bild 6.11 wird mit Hilfe des RITTERschen Schnitts untersucht. Die analytische Bestimmung der Auflagerkräfte erfolgt mit den Gleichungen (6.3, 6.4, 6.5). Die Nullstäbe können vorab bestimmt werden. An Knoten VII greift keine Kraft an, daraus folgt ( 6.16) : - 140 - S8 = 0 6 EBENES FACHWERK und ( 6.17) : S10 = S11. A a/3 S1 F α 1 II 2 S5 2a/3 6 7 β α S9 a/3 a VI F2 III 8 10 VII a 3 11 F3 IV a Bild 6.18 Stabkräfte S1, S5, S9 mit Hilfe des RITTERschen Schnittes Aus der Geometrie folgt mit Winkel β = 450 (6.18) : cos β = sin β = 2 , tan β = 1, 2 mit Winkel α (Bild 6.19) - 141 - 6 EBENES FACHWERK (6.19) : sin α = 10 3 10 1 , cos α = , tan α = . 10 10 3 10 a 3 a/3 a α Bild 6.19 Geometrie Die Gleichgewichtsbedingungen am rechten Teilsystem lauten (Bild 6.18) (6.20) : ΣMVI links : S1 2 a ⇒ (6.21) : S1 = cos α - F2 a - F3 2 a = 0 3 10 (F2 + 2 F3 ) 2 ΣMA links : - S9 a (cosα + sinα) - F1 a - F2 2 a - F3 3 a = 0 ⇒ S9 = - - 142 - 10 (F1 + 2 F2 + 3 F3 ) 4 6 EBENES FACHWERK (6.22) : →: - S1 cosα - S5 cosβ - S9 cosα = 0 ⇒ S5 = - 3 3 (F2 + 2 F3 ) + (F1 + 2 F2 + F3 3) 4 2 3 = (F1 - F3 ) = 0 4 Durch Schneiden an den einzelnen Knoten ergeben sich die anderen Stabkräfte. - 143 - 6 EBENES FACHWERK 6.6 Aufgaben zu Kapitel 6 AUFGABE 6.1 o Statisch bestimmtes Fachwerk nach dem 1. Bildungsgesetz o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte durch den CRE- MONAplan und durch knotenweises Schneiden Das Fachwerk (Bild 6.20) wird mit einer Kraft F belastet. gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Auflager- und Stabkräfte - 144 - 6 EBENES FACHWERK 1 A II 2 III F I 5 6 8 V IV B 3 a 7 9 a VI 4 a Bild 6.20 Fachwerk mit einer Kraft F Lösung: S1 = 2 F, S2 = F, S3 = - F, S4 = S5 = 0, S6 = F, S7 = 0, S 8 = S 9 = - 2F , AH = - BH= - 2 F, Bv = F AUFGABE 6.2 o Statisch bestimmtes Fachwerk nach dem 1. Bil- dungsgesetz o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleichge- wichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte durch den CREMONA- plan und durch knotenweises Schneiden Das Fachwerk (Bild 6.21) wird mit drei Kräften belastet. - 145 - 6 EBENES FACHWERK gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Auflager- und Stabkräfte I A II 1 2 3 III 2F a 4 5 6 B a a IV F 7 8 V 9 a a F VI Bild 6.21 Fachwerk mit drei Kräften Lösung: AV = F, AH = - F, B = 2 F, S1 = 0, -S2 = S6 = -S8 = 1.4 F, S3 = S4 = 0, S5 = 2 F, S7 = - F, S9 = - F AUFGABE 6.3 o Statisch bestimmtes Fachwerk nur teilweise nach dem 1. Bildungsgesetz o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem - 146 - 6 EBENES FACHWERK o Bestimmung der Stabkräfte durch den CRE- MONAplan Das Fachwerk (Bild 6.22) wird mit der Kraft F belastet. gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Auflager- und Stabkräfte A, I III F II 1 2 4 a 6 5 V 10 a IV 3 7 8 11 VI a 9 a B, VIII 12 VII a Bild 6.22 Fachwerk mit der Kraft F Lösung: S1 = S2 = S3 = - 2 F, S4 = S5 = S8 = S10 = 0, S6 = F, S 7 = - S 9 = 2 F , S11 = S12= - F, AH = BH = 2 F, AV = 0, BV = F AUFGABE 6.4 o Statisch bestimmtes Fachwerk - 147 - 6 EBENES FACHWERK o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte durch den CRE- MONAplan Das Fachwerk (Bild 6.23) wird mit zwei Kräften belastet. gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Auflager- und Stabkräfte F VIII 15 a VII F 16 V 13 14 VI 9 10 1 I 8 2 II 7 3 a 6 III 4 2a IV 5 a Bild 6.23 Fachwerk mit zwei Kräften - 148 - a 12 11 a/2 6 EBENES FACHWERK Lösung: S1 = -S5 = S13 = F, S2 = - S7 = S9 = S12 = - 0.5 F, S3 = S4 = 0.25 F, S6 = S8 = S10 = - S11 = 0.56 F, S14 = 0, S15 = S16 =- 1.1 F AUFGABE 6.5 o Statisch bestimmtes Fachwerk nach dem 1. Bildungsgesetz o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte durch den CRE- MONAplan Das Fachwerk (Bild 6.24) wird mit zwei Kräften belastet. gegeben: l, F gesucht: Bestimmung der Auflager- und Stabkräfte - 149 - 6 EBENES FACHWERK 2F I 1 A 4 l II 3 F 5 2 B l Bild 6.24 Fachwerk mit zwei Kräften Lösung: S1 = 3.55 F, S2 = - S4 =S5 = - 0.7 F, S3 = - 3 F, AH = - 2 F, Av = -3 F, B = 4 F AUFGABE 6.6 o Statisch bestimmtes Fachwerk o Dreigelenkbogen o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem und an den Teilsystemen o Bestimmung der Stabkräfte durch knotenwei- ses Schneiden - 150 - 6 EBENES FACHWERK Ein Dreigelenkbogen aus Fachwerkstäben wird durch die drei Kräfte F1, F2, F3 belastet (Bild 6.25). 1 1 2 II 9 3 a I F1 IV 10 4 1 5 11 6 7 2 F2 VI IX VII 8 12 15 13 16 2 III a V a 17 21 VIII a F3 XI a XIII 14 18 19 22 X a 20 XII a Bild 6.25 Ein Dreigelenkbogen aus Fachwerkstäben mit den Kräften F1, F2, F3 Lösung: S1 = S2 = 20 F, 3 S 3 = S 5 = S 7 = S 9 = S 14 = S 16 = S 18 = S 20 = 0 , S 4 = - 4 2 F , S6 = - S8 = 10 23 37 2 F , S10 = S11 = - F , S12 = S13 = F, 3 3 3 S15 = - S17 = AH = 26 8 4 F , S 21 = S 22 = F , 2 F , S19 = 3 3 3 32 26 F , Av = 4 F, BH = 6 F, B V = F 3 3 - 151 - 6 EBENES FACHWERK AUFGABE 6.7 o Statisch bestimmtes Fachwerk nach dem 1. Bildungsgesetz o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte mit Hilfe des RIT- TERschen Schnitts Das Fachwerk (Bild 6.26) wird mit drei Kräften belastet. gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Stabkräfte So, Sd, Su - 152 - 6 EBENES FACHWERK 2F III II I V F So Sd VI 5F IV a VII VIII a XII Su a a IX a X a XI a Bild 6.26 Fachwerk mit drei Kräften 5 7 F Lösung: So =- 4 F, Su = F , Sd = 2 2 AUFGABE 6.8 o Statisch bestimmtes Fachwerk nach dem 1. Bildungsgesetz o Bestimmung der Stabkräfte mit Hilfe des RIT- TERschen Schnitts Der Fachwerkturm (Bild 6.27) wird mit drei Kräften belastet. gegeben: a, F - 153 - 6 EBENES FACHWERK gesucht: Bestimmung der Änderung der Stabkraft im Stützstab ∆S1 , wenn der Stab 2 durch den symmetrisch liegenden Stab 2′ ersetzt wird. 2F I a F II III 2a F V IV 3 1 2 2´ VI a 3a 2a VII a Bild 6.27 Fachwerkturm mit drei Kräften Lösung: ∆S1 = - 154 - 10F 6 EBENES FACHWERK AUFGABE 6.9 o Statisch bestimmtes Fachwerk nach dem 1. Bildungsgesetz o Bestimmung der Stabkräfte mit Hilfe des RIT- TERschen Schnitts Das Fachwerk (Bild 6.28) wird mit zwei Kräften belastet. Das Lager in B ist um Winkel α schräg gestellt. gegeben: α von 00 bis 450 , a, F gesucht: Bestimmung der Stabkräfte S1, S2, S3 in Abhän- gigkeit von α - 155 - 6 EBENES FACHWERK 2F F I III II 1 2 IV a 3 V VI VII a a a a a α Bild 6.28 Fachwerk mit zwei Kräften und schräg gestelltem Lager in B 5 5 5 2 Lösung: S1 = (tan α - 1) F , S 2 = F , S3 = (1- tanα) F 4 2 4 AUFGABE 6.10 o Statisch bestimmtes Fachwerk nach dem 1. Bildungsgesetz o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte mit Hilfe des RIT- TERschen Schnitts - 156 - 6 EBENES FACHWERK Das Fachwerk (Bild 6.29) wird mit vier Kräften belastet. gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Auflager- und Stabkräfte S1, S2, S3, S4, S5, S6 und S7 2F 3F II I III 5 3 2 4 IV a 4F 6 VII VI 6F 7 1 VIII a 2a 2a 2a IX a Bild 6.29 Fachwerk mit vier Kräften Lösung: S1 = S7 = 0, S2 = −13 S5 = S 6 = - 15 2 F , S3 = - 6.5 F, S 4 = F , 2 2 9 2F 5 - 157 - 6 EBENES FACHWERK AUFGABE 6.11 o Statisch bestimmtes Fachwerk o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte durch knotenwei- ses Schneiden Das Fachwerk (Bild 6.30) wird mit der Kraft F belastet. gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Auflager- und Stabkräfte F II A, I α α 3 IV C a 2 1 a B,III α α 5 V 4 7 6 D a a a Bild 6.30 Fachwerk mit der Kraft F - 158 - 6 EBENES FACHWERK Lösung: S1 = S 2 = - S 3 = - S 5 = - 1 5 F , S4 = F, S 6 = S7 = F, 2 2 AH = 0, AV = B = F AUFGABE 6.12 o Statisch bestimmtes Fachwerk nach dem 1. Bildungsgesetz o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte durch knotenwei- ses Schneiden Das Fachwerk (Bild 6.31) wird mit der Kraft F belastet. gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Auflager- und Stabkräfte - 159 - 6 EBENES FACHWERK 4 I 3 1 2 F B II 5 a A a a Bild 6.31 Fachwerk mit der Kraft F Lösung: S1 = S3 = S4 = 0, S2 = F, S5 = 2 F , A = BH = - Bv =- F AUFGABE 6.13 o Statisch bestimmtes Fachwerk o Bestimmung der Lagerkräfte durch die Gleich- gewichtsbedingungen am Gesamtsystem o Bestimmung der Stabkräfte durch den CRE- MONAplan Das Fachwerk (Bild 6.32) wird mit der Kraft F belastet. gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Auflager- und Stabkräfte - 160 - 6 EBENES FACHWERK F V 1 I 8 II 2 7 3 a a 10 9 III IV 6 a/2 5 4 2a a Bild 6.32 Fachwerk mit der Kraft F Lösung: S1= 0, S2= - F, S3 = S 4 = F, S8 = F 5 , S5= - F, S 6 = F ,S7= 2 2 5 5 F F , S9 = S10 = 2 2 - 161 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Lehrziel des Kapitels o Sichtbarmachen und Ermittlung der inneren Schnittkräfte des Balkens (Normalkraft, Querkraft, Moment) durch das Schnittprinzip Formeln des Kapitels a) b) c) Bild 7.4: a) Normalkraft N, greift im Schwerpunkt des Querschnitts an; b) Querkraft Q; c) Biegemoment M, "gestrichelte" Faser durch positives Biegemoment verlängert o Querkraft (7.22) : dQ = - q(x) dx o Moment (7.25) : - 162 - dM =Q dx 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 7.1 Innere Kräfte Schnittprinzip o Sichtbarmachen der Lagerkräfte bei Auflagern o Sichtbarmachen der Stabkräfte bei Fachwer- ken o Sichtbarmachen der Schnittkräfte (Normalkraft, Querkraft, Moment) beim Balken F2 F1 I A1 A2 A3 II F3 F4 A4 A6 A5 Bild 7.1 Gesamtsystem: Teilkörper I und II - 163 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM F2 F1 A1 a) Mx I x Mz A3 A2 Qz Mz Nx Qz z Qy y x Nx My Mx b) z y Qy F3 My II F4 A4 A6 A5 Bild 7.2 a) Teilkörper I; b) Teilkörper II Die statisch äquivalenten Kräfte im räumlichen System (7.1) : Mx , My , Mz , Nx , Q y , Q z bringen die Teilkörper ins Gleichgewicht (Bild 7.2). "Wenn aus einem im Gleichgewicht befindlichen Körper ein Teilkörper herausgeschnitten wird und an den Schnittufern die inneren Kräfte angebracht werden, dann ist auch der Teilkörper unter der gemeinsamen Wirkung der an ihm verbleibenden äußeren Kräfte und der an dem Schnittufer angreifenden inneren Kräfte im Gleichgewicht." - 164 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 7.2 Vorzeichenfestlegung x negatives positives Schnittufer Bild 7.3 Definition der Schnittufer a) b) c) Bild 7.4: a) Normalkraft N, greift im Schwerpunkt des Querschnitts an; b) Querkraft Q; c) Biegemoment M, "gestrichelte" Faser durch positives Biegemoment verlängert Die Schnittkräfte werden basierend auf der x- Achse, beziehungsweise der "gestrichelten" Faser definiert. Die gestrichelte Faser wird gezogen, wenn ein positives Moment angreift. - 165 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 7.3 Bestimmung der Schnittkraftverläufe N, Q, M nach der elementaren Methode (durch Schneiden) Dazu wird das System an ausgewählten Stellen geschnitten, um die inneren Kräfte sichtbar zu machen. M0 a l a) MA F F AH AV M0 b) Bild 7.5 a) Systemskizze; b) Schnittbild Gleichgewichtsbedingungen am Gesamtsystem (7.2) : →: AH = 0 (7.3) : ↑: A V = F (7.4): ΣMA links : - MA - M0 - F l = 0 ⇒ MA = - M0 - F l Zur Bestimmung der inneren Schnittkräfte Normalkraft N, Querkraft Q und Moment M werden an ausgewählten Stellen des Trägers Schnitte durchgeführt. Dadurch werden diese inneren Kräfte sichtbar gemacht. Danach werden für - 166 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM jedes Teilsystem die Gleichgewichtsbedingungen aufgestellt MA AH AV dx N M S Q Bild 7.6 Schnitt im Abstand dx hinter der festen Einspannung (7.5) : →: N = A H = 0 (7.6) : ↑: Q = A V = F (7.7) : ΣMSlinks : M = MA + A V dx für dx → 0 folgt (7.8): M = MA = - M0 - F l - 167 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM MA a-dx AH AV N M S Q Bild 7.7 Schnitt im Abstand (a – dx) hinter der festen Einspannung, beziehungsweise dx vor dem Einzelmoment (7.9) : →: N = A H = 0 (7.10) : ↑: Q = A V = F (7.11) : ΣMSlinks : M = MA + A V (a - dx) für dx → 0 folgt (7.12) : - 168 - M = M A + A V a = - M0 - F l + F a 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM M0 MA a+dx AH AV N M S Q Bild 7.8 Schnitt im Abstand (a + dx) hinter der festen Einspannung, beziehungsweise dx hinter dem Einzelmoment (7.13) : →: N = AH = 0 (7.14) : ↑: Q = A V = F (7.15) : ΣMS links : M = MA + M0 + A V (a + dx) für dx → 0 folgt (7.16): M = MA + M0 + AV a = - F l + F a - 169 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Q M F S N dx Bild 7.9 Schnitt im Abstand dx vom freien Ende (7.17) : →: N = 0 (7.18) : ↑: Q = F (7.19) : ΣMSlinks : M = - F dx für dx → 0 folgt (7.20) : M=0 Wegen der besseren Anschaulichkeit werden die Funktionsverläufe als Diagramme dargestellt (Bild 7.10). Die Nund Q- Achse des Querkraftverlaufs zeigt nach oben, die MAchse zeigt im Allgemeinen nach unten. Eine Ausnahme dieser Konvention ist die Anordnung der Verläufe bei Rah- - 170 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM mensystemen, weil dort oft aus Platzgründen diese Konvention vernachlässigt werden kann. N a) 0 x=0 x=a 0 x=l x Q AV b) + x=0 x=a MA x=0 c) F M x=l x M0 -F(l-a) x=a x=l x Bild 7.10 Darstellung der Verläufe in Normalkraft-, Querkraft-, Momenten- Diagrammen; a) Normalkraftverlauf (N- Verlauf); b) Querkraftverlauf (Q- Verlauf); c) Momentenverlauf (M- Verlauf) - 171 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Im Momentenverlauf (Bild 7.10 c) ist die Steigung ist in beiden Abschnitten gleich. In x = a entsteht ein Sprung mit dem Betrag M0 7.4 Zusammenhang zwischen Belastung und Schnittgrößen (Grundgleichungen) Um ein einfaches Balkenproblem (Bild 7.11) allgemeinerer Art lösen zu können, geht man von der Differentialgleichung 4. Ordnung aus. Sie beschreibt an einem differentiell kleinen (infinitesimalen) Teilchen (Bild 7.12) das Verhalten der Struktur. - 172 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM dF=q(x)dx q(x) x dx z, w l q(x) y S x z Querschnitts schwerpunkt S Bild 7.11 Einfacher Biegebalken mit der Belastung q(x) 7.4.1 Gleichgewicht am infinitesimalen Element (Bild 7.12) Durch das Gleichgewicht der angreifenden Schnittkräfte, der Querkraft Q und dem Biegemoment M um die y- Achse, ergibt sich am Teilstück unter der resultierenden Belastung (7.21) : dF = q(x) dx - 173 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM dF=q(x)dx Q+dQ M M+dM C Q dx Bild 7.12 Infinitesimales Teilstück des Biegebalkens die Beziehungsgleichungen (7.22): (7.23) : ↑: Q - dF- (Q+ dQ)= 0 ∑MClinks : - M - Q dx + dF dx + (M + dM) = 0 2 Damit liegen die einfachen Differentialgleichungen für den Querkraft- und Biegemomentenverlauf in x vor (7.24) : - q(x) dx - dQ = 0 (7.25) : dM − Q dx = 0 - 174 - ⇒ ⇒ dQ = −q( x) dx dM = Q, dx 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM wobei (dx)2 gegen Null geht. Die Querkraft Q ändert sich durch die negative Gleichstreckenlast q(x). Die Ableitung des Momentes M nach x liefert die Querkraft Q! Man kann diese beiden Differentialgleichungen 1. Ordnung auch zu einer Differentialgleichung 2. Ordnung zusammenfassen (7.26) : d 2M = - q(x). dx 2 - 175 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Tabelle 7.2 Zusammenhänge aus der Integration Streckenlast q(x) Querkraft Q(x) Moment M(x) 0 konstant linear konstant linear quadratische Parabel linear quadratische Parabel kubische Parabel Lagerkräfte werden nicht mehr vorab berechnet. Sie ergeben sich automatisch aus den Schnittkraftverläufen an den Bereichsrändern. Durch Integration folgt (7.27) : Q = - ∫ q(x) dx + C1 (7.28) : M = - ∫ Q(x ) dx + C2 Die Integrationskonstanten C1 und C2 werden über die Randbedingungen bestimmt. - 176 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Tabelle 7.3 Randbedingungen in den Auflagern Auflager Querkraft Q Biegemoment M gelenkiges Lager ≠0 =0 =0 ≠0 ≠0 ≠0 ≠0 ≠0 =0 =0 Parallelführung Schiebehülse Einspannung freies Ende Beispiel o Berechnung werden der Querkraft– und Momenten- verläufe unter einer Belastung für einen Balken mit vier verschiedenen Lagerungen berechnet - 177 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Anpassung der Stammfunktionen Fi(x) wird über die Konstanten Ci an den Belastungsfall angepasst (Bild 7.12) Ein Balken (Bild 7.12) wird mit einer konstanten Gleichstreckenlast q0 belastet. Mit verschiedenen Lagerungen wird gezeigt, wie aus denselben Ausgangsgleichungen (7.25, 7.26) aus der Integration für die Querkraft– und Momentenverläufe durch Einsetzen der Randbedingungen die zu den jeweiligen Lagerungen passenden Verläufe entstehen. gegeben: l, q0 gesucht: Querkraft- und Momentenverläufe für vier unter- schiedliche Lagerungen q0 l x Bild 7.12 Balken mit Gleichstreckenlast Ausgangsgleichungen nach der Integration mit freien, also noch nicht festgelegten Konstanten (7.29): - 178 - Q = - q0 x + C1, 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.30) : M = - q0 x2 + C1 x + C 2 . 2 Die freien Konstanten werden durch die unterschiedlichen Randbedingungen der nachfolgenden Fälle bestimmt. Randbedingungen für den Fall "beidseitig gelenkige Lagerung" q0 l Bild 7.13 Randbedingungen für den Fall "beidseitig gelenkige Lagerung" Die Randbedingungen für den Fall "beidseitig gelenkige Lagerung" lauten (7.31): M(x= 0) = 0 ⇒ C2 = 0, (7.32) : M(x = l) = - q0 l2 + C1 l = 0 2 ⇒ C1 = q0 l . 2 - 179 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Die endgültigen Verläufe für den Fall "beidseitig gelenkige Lagerung" lauten (7.33) : Q = - q0 x + q0 (7.34) : M = - q0 l , 2 x2 x + q0 l . 2 2 und sind in Bild 7.14 dargestellt. Q l/2 q0l 2 + l l 2 a) - M x l + x q0l2 8 b) Bild 7.14 a) Querkraftverlauf Q; b) Momentenverlauf M dx a) AV Q(l) Q(0) b) dx BV Bild 7.15 Auflagerkraftbestimmung; a) linkes Auflager A; b) rechtes Auflager B - 180 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Die Auflagerkräfte können nun direkt aus dem Querkraftverlauf bestimmt werden (Bild 7.15) (7.35) : Q(0) = A = q0 l 2 (7.36) : B = - Q(l) = q0 l 2 Randbedingungen für den Fall "Einspannung" q0 l Bild 7.16 Randbedingungen für den Fall "Einspannung" Die Randbedingungen für den Fall "Einspannung" lauten (7.37): Q(x= l) = - q0 l + C1 = 0 ⇒ C1 = q0 l, - 181 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.38) : M(x = l) = - q0 l2 + q0 l 2 + C 2 = 0 2 ⇒ C 2 = - q0 l2 . 2 Die endgültigen Verläufe für den Fall "Einspannung" lauten (7.39) : Q = - q0 x + q0 l, (7.40) : x2 l2 M = - q0 + q 0 l x - q0 . 2 2 und sind in Bild 7.17 dargestellt. Q q0l + a) l x 2 2 - q0l / 2 b) M - q0l 8 l/2 l x Bild 7.17 a) Querkraftverlauf Q; b) Momentenverlauf M Das Einspannmoment lässt sich aus dem Momentenverlauf bestimmen. - 182 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM MA dx M l2 Bild 7.18 Einspannmoment M A = M(0) = - q0 2 Randbedingungen für den Fall "Parallelführung und gelenkige Lagerung" q0 A l Bild 7.19 Randbedingungen für den Fall "Parallelführung und gelenkige Lagerung" Die Randbedingungen für den Fall "Parallelführung und gelenkige Lagerung" lauten (7.41) : Q(x = 0) = 0 ⇒ (7.42) : M(x = l) = - q0 l2 + C2 = 0 2 C1 = 0, ⇒ C 2 = q0 l2 . 2 - 183 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Die endgültigen Verläufe für den Fall "Parallelführung und gelenkige Lagerung" lauten (7.43): Q = - q0 x, (7.44) : M = - q0 x2 l2 + q0 . 2 2 und sind in Bild 7.20 dargestellt. Q l - q0l a) l l/2 x x + q0l b) 2 2 M q0l / 8 Bild 7.20 a) Querkraftverlauf Q; b) Momentenverlauf M Beispiel - 184 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Integration der Streckenlast zur Bestimmung des Querkraft- und Momentenverlaufs o Berechnung der Auflagerkräfte aus der Querkraft- funktion Ein Kragarm wird durch eine ansteigende Streckenlast belastet (Bild 7.21). gegeben: l, q0 gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverlauf und der Auflagerkräfte q zx 0 l Bild 7.21 Kragarm mit ansteigender Streckenlast Die Querkraft- und Momentenverläufe werden durch formale Integration bestimmt (7.45) : q(x) = q0 x , l - 185 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.46) : x dQ = - q(x) = - q0 l dx ⇒ (7.47) : x2 + C1, Q(x) = - ∫ q dx + C1 = - q0 2l dM =Q dx ⇒ M(x) = ∫ Q dx + C2 = - q0 x3 + C1 x + C2 . 6l Die Integrationskonstanten werden über die Randbedingungen bestimmt l , 2 (7.48) : Q(x = l) = 0 ⇒ C1 = q0 (7.49) : M(x = l) = 0 ⇒ C 2 = - q0 Die endgültigen Verläufe lauten (7.50) : - 186 - Q(x) = q0 l x (1 - ( )2 ), 2 l l2 . 3 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.51) : l2 x x (- 2 + 3 - ( )3 ) 6 l l M(x) = q0 und sind in Bild 7.22 dargestellt. horizontale Tangente Q q0 l/2 + quadratische Parabel l x a) kubische Parabel 2 -q0 l /3 b) M l x Bild 7.22 a) Querkraftverlauf Q; b) Momentenverlauf M Lösungswege Wenn eine kontinuierlicher Belastung über einen Bereich vorliegt und die zwei Integrationskonstanten aus den zwei Randbedingungen folgen, führt die zweifache Integration von der Belastung q führt auf die Querkraft Q und das Moment M. - 187 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Wenn eine nicht kontinuierliche Belastung oder viele Bereiche vorliegen, ist die Anwendung der elementaren Methode, das punktweise Ermitteln der Querkraft Q und des Momentes M durch schneiden sinnvoll. Tabelle 7.4a Zusammenhänge zwischen Belastung und den Querkraft-, beziehungsweise Momentenverläufen; Einzellast Einzellast Q - Verlauf M - Verlauf Knick Tabelle 7.4b Zusammenhänge zwischen Belastung und den Querkraft-, beziehungsweise Momentenverläufen; Streckenlast - 188 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Belastung Gelenke Nulldurchgänge M- Verlauf Kein Knick Kein Knick Tabelle 7.4c Zusammenhänge zwischen Belastung und den Querkraft-, beziehungsweise Momentenverläufen; Einzelmoment Einzelmomente F a M=Fa oder M - Verlauf c). Sprung - 189 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Beispiel o Integration der Streckenlast zur Bestimmung der Querkraft- und Momentenverlaufs eines Balkens auf zwei Stützen o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion, das La- ger ist unterhalb des Balkens in B angebracht, deshalb werden zwei Bereiche unterteilt o Rand- und Übergangsbedingungen o Berechnung der Auflagerkräfte aus der Querkraft- funktion Ein Träger wird durch das Lager B in zwei Bereiche geteilt. Der Bereich zwischen Lager A und Lager B ist mit einer Gleichstreckenlast q0, der kragende Träger ist mit einer abfallenden Streckenlast belastet (Bild 7.23). gegeben: q0, l gesucht: Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs und der Auflagerkräfte - 190 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM q0 A B x l l/2 Bild 7.23 Träger in zwei Bereichen mit Belastung Lösung Für jeden Bereich i wird ein eigenes Koordinatensystem eingeführt, das jeweils mit Null beginnt (Bild 7.24). Es könnte aber auch ein einziges Koordinatensystem für beide Bereiche gewählt werden. Dann müssten die Rand- und Übergangsbedingungen entsprechend geändert formuliert werden. q0 A B x2 x1 Bereich 1 l l/2 Bereich 2 Bild 7.24 Einführung der Bereichen und der Koordinatensysteme - 191 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Die zweifache Integration wird in zwei Bereichen durchgeführt Bereich 1: 0 ≤ x1 ≤ l (7.52): q1(x1) = q0, (7.53): Q1(x1) = - q0 x1 + C11, (7.54) : M1(x1 ) = - q0 2 Bereich 2: 0 ≤ x2 ≤ x1 + C11 x1 + C21. 2 l 2 2q0 x2, l (7.55) : q2 (x 2 ) = q0 - (7.56) : Q 2 (x 2 ) = - q0 x 2 + (7.57) : M2 (x 2 ) = - q0 2 - 192 - q0 2 x 2 + C12 , l 3 q x x2 + 0 2 + C12 x 2 + C22 . 2 l 3 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Hier werden die Konstanten mit einer Doppelindizierung Cij versehen. Der erste Index ist die Nummer der Konstanten, der zweite gibt den Bereich an. Man könnte die Konstanten aber auch ebenso A, B, C, D oder C1, C2, C3, C4 nennen. Durch die Aufstellung der Rand- und Übergangsbedingungen erhält man die Konstanten Cij (7.58) : (7.59): (7.60) : l Q2 (x 2 = ) = 0 ⇒ 2 q l ⇒ C12 = 0 , 4 - q0 l q0 l 2 ( ) + C12 = 0 + 2 l 2 M1(x1 = 0) = 0 ⇒ C21 = 0, l M2 (x 2 = ) = 0 2 l2 q0 l3 q0 l l ⇒ - q0 + + = - C22 8 l 24 4 2 q0 l2 ⇒ C22 = , 24 - 193 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.61) : M1(x1 = l) = M2 (x 2 = 0) ⇒ ⇒ q l2 l2 + C11 l = - 0 2 24 11 C11 = q0 l. 24 - q0 Die so bestimmten Konstanten legen nun die Schnittkraftverläufe fest. Die endgültigen Verläufe lauten (Bild 7.25) x1 11 + ), 24 l (7.62) : Q1(x1 ) = q0 l (- (7.63) : x 1 x Q 2 (x 2 ) = q0 l ( - 2 + ( 2 ) 2 ), 4 l l (7.64) : 11 x 1 l x M1(x1 ) = q0 l2 (- ( 1 ) 2 + ), 24 l 2 l (7.65) : M 2 (x 2 ) = q0 l 2 (- - 194 - 1 1 x2 l x2 2 1 l 3 + - ( ) + ( ) ). 24 4 l 2 l 3 2 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Q/q0l 11 24 a) + 6 24 l/2 - - 13 quadratische Parabel + l 3l/2 x 24 l/2 + M/q 0l 2 b) 1 kubische 24 Parabel l x Parabelstich q0 l2/8 quadratische Parabel Bild 7.25 a) Querkraftverlauf Qi; b) Momentenverlauf Mi Im Querkraftverlauf Qi; ist in Punkt B unterhalb des Lagers ist ein Sprung. Die Steigung der Kurven ist an dieser Stelle parallel. Im Momentenverlauf Mi hat das Moment am freien Ende eine horizontale Tangente. Dort wird auch die Ableitung des Q- Verlaufs zu Null. Über dem Lager B tritt ein negatives Moment auf, das sogenannte Stützenmoment. Die Auflagerkräfte werden nicht aus den Gleichgewichtsbedingungen berechnet, sondern ergeben sich direkt aus den - 195 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Gleichungen für den Querkraftverlauf. Dazu schneidet man kurz (dx) hinter dem Auflager A und rechts und links neben dem Auflager B (Bild 7.26). Q1(x1 = l) Q1(x1 = 0) a) AV B Q2(x2 = 0) b) Bild 7.26 a) Auflagerkraftbestimmung; linkes Auflager A; b) rechtes Auflager B Daraus ergeben sich die Lagerkräfte zu 11 q0 l, 24 (7.66) : A V = Q1(x 1 = 0) = (7.67) : B = Q2 (x 2 = 0) - Q1(x1 = l) = = 1 11 q0 l - q0 l (- 1 + q0 ) 4 24 19 q0 l. 24 7.5 Zusammengesetzte Systeme 7.5.1 Gerberträger Bild 7.27 zeigt einen Gerberträger. Es handelt sich um einen Balken auf 3 Stützen, der zunächst statisch unbestimmt - 196 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM wäre, wenn der Träger nicht durch Anbringen eines zusätzlichen Gelenkes G statisch bestimmt gemacht wird. Beispiel o Bestimmung des Momentenverlaufs eines Gerber- trägers durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zusam- menhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Lagerung ist unterhalb des Balkens in B angebracht o Balken wird durch ein Gelenk unterbrochen o Einzellast greift am Balken an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Parabel- stich", Kontrolle des Wertes durch Schneiden Der in Bild 7.27 skizzierte Gerberträger wird durch eine bereichsweise Gleichstreckenlast q und die Einzelkräfte F1 und F2 belastet. gegeben: q, F1, F2, a, b gesucht: Bestimmung des Momentenverlaufs, der Aufla- ger- und Gelenkkräfte - 197 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM q A F1 B a F2 G a D b b Bild 7.27 Gerberträger Lösung Zur Lösung wie Balken in G geschnitten und die Momentengleichungen am linken, beziehungsweise am rechten Teilsystem gebildet (7.68) : MGlinks = 0 und MGrechts = 0. Dadurch erhalten die Bestimmungsgleichungen nicht die Gelenkkräfte GH und GV. Dann wird am Gesamtsystem eine Gleichgewichtsbedingung aufgestellt, zum Beispiel eine Momentenbedingung. Das ist im Allgemeinen übersichtlicher, als jeweils die drei Gleichgewichtsbedingungen an jedem Teilsystem zu bilden. Zur Lösung führen beide Wege. - 198 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM q AH AV B a GH GV a F1 GH F2 GV b b D Bild 7.28 Schnittbild Die Gleichgewichtsbedingungen am rechten Teilsystem lauten (7.69) : ΣMGlinks : - F1 b + D 2 b = 0 ⇒ D= 1 F1 2 Die Gleichgewichtsbedingungen am linken Teilsystem lauten (7.70) : ΣMG links : AV 2 a - B a + qa a = 0. 2 Die Gleichgewichtsbedingungen am Gesamtsystem lauten - 199 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.71) : ΣMA links : a D (2 a + 2 b) - B a + q a ( + a) + F1 (2a + b) = 0 2 mit (7.69) folgt (7.72) : B = F1 + q 3a . 2 mit (7.72) in (7.70) folgt (7.73) : AV = 1 a F1 + q . 2 2 Zur Bestimmung der Gelenkkräfte werden nun die Gleichgewichtsbedingungen am linken Teilsystem aufgestellt (7.74) : →: - A H + GH = 0 (7.75) : ↑: ⇒ GH = F2 , - A V + B - q a - GV = 0 ⇒ GV = 1 F1. 2 Zur Kontrolle wird am linken Teilsystem eine noch nicht verwendete Gleichung benutzt - 200 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.76) : ΣMA links : 3a - GV 2 a 2 a2 a2 a =3q + F1 a - 3 q - F1 2 = 0. 2 2 2 Ba -qa Die Kontrolle bestätigt die Richtigkeit der Lösung. Nun wird der Momentenverlauf durch die Konstruktion mit der "eingehängten" Parabel konstruiert (Bild 7.29). Ava qa2/8 - kein Knick x= 3 a 2 + F1/2 Bild 7.29 Momentenverlauf; ----- Hilfslinie für Parabelstich Dafür werden die Ordinaten an den Bereichsgrenzen in den Punkten B und G bestimmt. Dann wird eine Hilfslinie eingezeichnet. Der Parabelstich mit der Ordinate q a2 wird in die 8 Hilfslinie (senkrecht zur Balkenachse) vorzeichenrichtig ein- - 201 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM gehängt. Der Parabelstich ist das Momentenmaximum des Balkens auf zwei Stützen (Bild 7.15b). Durch die Superposition oder Überlagerung ergibt sich der endgültige Momentenverlauf. Zur Überprüfung wird der Ordinatenwert an der Stelle x= 3a aus der Geometrie und danach mit dem Momenten2 gleichgewicht berechnet. Die Berechnung aus der Momentenverlaufsgeometrie in (Bild 7.29) ergibt (7.77) : - 202 - M(x = 3a a a2 a2 a a2 ) = - AV + q = - (q + F1 ) + q 2 2 8 4 4 8 2 a a - F1 . =-q 4 8 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM M q AH AV B 3a/2 Bild 7.30 Momentengleichgewicht durch Schneiden an der Stelle x= 3a 2 Die Berechnung des Wertes durch das Momentengleichgewicht (Bild 7.30) ergibt (7.78) : M= AV a a2 aa a 3a - F1 . =-q +B - q 4 8 24 2 2 7.5.2 Rahmen Ein Rahmen ist die Kombination mehrerer biegesteif miteinander verbundener Balken. Zur Lösung wird er in einzelne Rahmenabschnitte zerlegt, "aufgeschnitten". An den biegesteifen Ecken werden die Momente übertragen. Die Querkraft geht anteilig in eine Normalkraft, die Normalkraft anteilig in eine Querkraft über. Dabei müssen die Vorzeichen beachtet werden. - 203 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Beispiel o Bestimmung des Normalkraft-, Querkraft- und Mo- mentenverlaufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung der Verläufe aus den Zusammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Einzelkräfte greifen am Rahmen an o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichge- wichtsbedingungen o Kontrolle der Momentenwerte an der Ecke durch Schneiden Ein Rahmen wird mit horizontalen und vertikalen Einzellasten belastet (Bild 7.31). Die gestrichelte Faser definiert die x- Richtungen der Rahmenabschnitte. gegeben: b, F gesucht: Bestimmung der Normalkraft-, Querkraft- und Momentenverläufe - 204 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM b 3b b 2F 3F b F 3b 2F b Bild 7.31 Rahmen mit horizontalen und vertikalen Einzellasten Lösung - 205 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM b 3b b 2F 3F b F 3b 2F b AH AV B Bild 7.32 Schnittbild Die Berechnung der Lagerkräfte durch die Gleichgewichtsbedingungen am Gesamtsystem ergibt →: (7.80) : ΣMA : B 4b - 2F 5b - 3F 3b + F 3b - 2 Fb = 0 - 206 - AH + 2 F - F = 0 ⇒ (7.79) : AH = - F , ⇒ 4B = 10 F + 9 F - 3 F + 2 F ⇒ B= 18 F 9 F , = 4 2 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.81) : ΣMB : A V 4b + 2 Fb - 3 Fb + 2 Fb - F 3b = 0 ⇒ A V 4 = - 2 F + 3 F - 2 F + 3F ⇒ AV = 2F F = . 2 4 Die Kontrolle wird mit einer noch nicht verbrauchten Gleichgewichtbedingung durchgeführt (7.82) : ↑: AV +B - 3 F - 2F = F 9F + - 3 F - 2 F = 0. 2 2 Die Kontrolle bestätigt die Richtigkeit der Lösung. Die Schnittkräfte und -momente werden durch bereichsweises Schneiden berechnet. Dazu wird der Rahmen an den einzelne Rahmenpunkten geschnitten. Exemplarisch wird dies hier für die obere linke Ecke durchgeführt (Bild 7.33). Dann werden die Gleichgewichtsbedingungen für die Teilsysteme wie oben aufgestellt. (7.83) : NE = - A H - 2 F = + F - 2 F = - F, (7.84) : QE = A V - 3 F = F 9F - 3F = , 2 2 - 207 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.85) : ME = - 3 F b - 2 F 3 b - A H 4 b + A V 4 b = b (- 3 F - 6 F + 4F + - 208 - F 4) = - 3Fb, 2 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 3F MG Q G ME NE QE ME AH NG M QE G NG NE 2F 2F QG ND QD MD AV ND MD QD F B Bild 7.33 Schnittbild; rechte obere Rahmenecke vollständig ausgeschnitten - 209 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 9F , 2 (7.86) : ND = - B = - (7.87) : Q D = F, (7.88) : MD = - F b, (7.89) : NG = 0, (7.90) : QG = 2 F , (7.91) : M G = - 2 F b. Daraus ergeben sich die Schnittkraftverläufe (Bild 7.34). - 210 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM - -F 0 - -F/2 -9F/2 Bild 7.34a Normalkraftverlauf; Zugkraft (+), Druckkraft (-) -5F/2 + - 2F + F/2 + F F 0 -F + Bild 7.34b Querkraftverlauf - 211 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM -3Fb -2Fb - -Fb/2 + -2Fb - -Fb 0 Fb Bild 7.34c Momentenverlauf Die Verläufe, die zu Null werden, weil keine Schnittkraft wirkt, werden mit einer Null gekennzeichnet. Durch die Angabe der Vorzeichen der Verlaufsflächen ist die Angabe der x- Richtung ist nicht mehr erforderlich. Das Vorzeichen richtet sich nach der gestrichelten Faser (Tabelle 7.4 Vorzeichendefinition). Das Momentengleichgewicht in den Rahmenecken an einer biegesteifen Ecke wird immer durch die Momentensumme bestimmt. - 212 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Greift kein Einzelmoment an der biegesteifen Ecke an, kann das Moment durch "Umklappen der Momentenordinate" erzeugt werden (Bild 7.35a). Greift ein Einzelmoment an der biegesteifen Ecke (Bild 7.35b), so können durch Bilden des Momentengleichgewichts an der Ecke entweder die anderen Momente bestimmt oder die Momentensumme kontrolliert werden. M0=- Fl/2 Mr=-Fl a) Mu=-Fl Mr=- Fl b) Mu=- 3Fl/2 Bild 7.35 Momentengleichgewicht in den Rahmenecken; a) kein Einzelmoment an der biegesteifen Ecke; b) Moment M0 an der biegesteifen Ecke Das Momentengleichgewicht in Bild 7.35 a lautet (7.92) : Momentensumme in der Ecke : - Mu + Mr = - (- F l) + (- F l) = 0 und in Bild 7.35 b lautet - 213 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.93) : Momentensumme in der Ecke : 3 1 - Mu - M0 + Mr = - (- F l) - F l + (- F l) = 0. 2 2 Beispiel o Bestimmung des Normalkraft-, Querkraft- und Mo- mentenverlaufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung der Verläufe aus den Zusammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Einzelkraft und Moment greifen am Rahmen an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Geschweißte Ecke mit drei angreifenden Rahmentei- len Ein gabelartiger Träger wird durch eine Kraft F und ein Einzelmoment M0 belastet (Bild 7.36). gegeben: l, F, M0 = - 214 - Fl 2 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM gesucht: Bestimmung der Normalkraft-, Querkraft- und Momentenverläufe, der Auflager- und Gelenkkräfte 3l/4 l/4 F 2 M0 = Fl 2 45° l/2 B l/2 A l Bild 7.36 Gabelartiger Träger mit einer Kraft F und einem Einzelmoment M0 Lösung Der Träger wird an seinen Auflagern und am Gelenk geschnitten. Damit werden die Lager- und Gelenkkräfte sichtbar gemacht (Bild 7.37). - 215 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 3l/4 BH MB GH GV BV F M0 = Fl 2 F l/2 GV GH l/2 AH l/4 l Bild 7.37 Schnittbild Durch die Gleichgewichtsbedingungen an beiden Teilsystemen werden nun die Lager- und Gelenkkräfte bestimmt. Die Gleichgewichtsbedingungen am rechten Teilsystem lauten (Bild 7.37) (7.94) : - 216 - ΣMG : AH l 5l l -F + F - M0 = 0 2 4 2 ⇒ AH = 5F , 2 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM (7.95) : →: GH = F - A H = - (7.96): ↑: GV = − F. 3F , 2 Die Gleichgewichtsbedingungen am linken Teilsystem lauten 3F , 2 (7.97) : →: BH = GH = - (7.98): ↑: BV = - GV = F , (7.99) : ΣMB : MB = G V 3l 3 = − F l. 4 4 Die Schnittkraftverläufe werden durch stückweises Schneiden berechnet (Bild 7.38). - 217 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM - 3F/2 -F - + -F 0 Bild 7.38a) Normalkraftverlauf + F -F + -5F/2 Bild 7.38b Querkraftverlauf - 218 - F 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Nulldurchgang beim Gelenk - 3 Fl - Fl 2 - 3 Fl 4 -Fl - 5 Fl 4 1 Fl 4 Bild 7.38c Momentenverlauf - 219 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 7.6 Aufgaben zu Kapitel 7 AUFGABE 7.1 o Integration zweier Streckenlasten zur Bestim- mung der Querkraft- und Momentenverläufe eines Balkens auf zwei Stützen o Vergleich zweier ähnlicher Belastungen o Berechnung der Auflagerkräfte aus der Quer- kraftfunktion Der Balken ist mit einer Streckenlast q1, bzw. q2 wie skizziert belastet (Bild 7.39). π 4q0 x(l − x ) gegeben: l, q0, q1 = q0 sin x , q 2 = l l l gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte q0 A q1, bzw. q2 B x l Bild 7.39 Balken mit der Streckenlast q1, bzw. q2 - 220 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM l π Lösung: AH = 0, für q1: Q( x) = q0 cos x , l π M( x) = q0 l π l2 sin x , A V = B V = q0 , 2 l π π 1 x2 4 x3 für q2: Q( x ) = q0 l ( − 2 2 + ), 3 l 3 l3 1 1 2 x x3 x 4 M( x ) = q0l ( − 2 3 + 4 ) , A V = B V = q0l 3 l 3 l l AUFGABE 7.2 o Integration der Streckenlast zur Bestimmung des Querkraft- und Momentenverlaufs eines Kragarms Der Balken ist mit einer Streckenlast q wie skizziert belastet (Bild 7.40). gegeben: l, q0, q = 4q0 x(l − x ) l l gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe - 221 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM q0 A x l Bild 7.40 Balken mit einer Streckenlast q 2 x2 4 x3 Lösung: Q( x ) = q0 l ( − 2 2 + ), 3 l 3 l3 M( x ) = − 1 2 x 2 x3 x 4 − 4) q0 l (1 − 2 + 3 l 3 l3 l AUFGABE 7.3 o Integration der Streckenlast zur Bestimmung des Querkraft- und Momentenverlaufs eines Balkens auf zwei Stützen o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion, deshalb werden zwei Bereiche unterteilt o Rand- und Übergangsbedingungen o Berechnung der Auflagerkräfte aus der Quer- kraftfunktion - 222 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Der Balken ist mit einer Streckenlast q wie skizziert belastet (Bild 7.41). gegeben: l, q0 gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte q0 A x l/2 B l/2 Bild 7.41 Balken mit einer Streckenlast q Lösung: AH = 0, AV = B = q0 l q q l . Q 1 ( x 1 ) = − 0 x 12 + 0 , 4 l 4 M1( x 1 ) = − q0 x 13 q0 l q x2 + x 1 , Q 2 ( x 2 ) = −q0 x 2 + 0 2 , l 3 4 i M2 ( x 2 ) = − q 0 x 22 q 0 x 32 q 0 l 2 + + l 2 3l 12l - 223 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM AUFGABE 7.4 o Bestimmung der Querkraft- und Momentenver- läufe des Kragarms mit unterschiedlich angeordneter Belastung durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist in zwei Fällen keine kontinuierli- che Funktion o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" Ein Kragarm ist mit einer Gleichstreckenlast q0 wie skizziert in drei unterschiedlichen Fällen belastet (Bild 7.42 a, b, c). gegeben: l, q0, Fall 1 Gleichstreckenlast über den gesam- ten Träger, Fall 2 Gleichstreckenlast über die erste Hälfte des Trägers, Fall 3 Gleichstreckenlast über die zweite Hälfte des Trägers - 224 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte q0 q0 A A l a) l/2 b) l/2 q0 A c) l/2 l/2 Bild 7.42 Kragarm mit einer Gleichstreckenlast q0 in drei unterschiedlichen Fällen; a) Fall 1; b) Fall 2; c) Fall 3 l l2 Lösung: AH = 0, a) AV = q0 l, MA = −q0 , b) A V = q0 , 2 2 MA = −q0 l2 l2 l , c) A V = q0 , MA = −3q0 2 8 8 - 225 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM AUFGABE 7.5 o Integration der Streckenlast zur Bestimmung des Querkraft- und Momentenverlaufs eines Balkens auf zwei Stützen o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion, das Lager ist unterhalb des Balkens in B angebracht, deshalb werden zwei Bereiche unterteilt o Rand- und Übergangsbedingungen o Berechnung der Auflagerkräfte aus der Quer- kraftfunktion Der Balken ist mit einer dreieckförmigen Last q0 wie skizziert belastet (Bild 7.44). gegeben: l, q0 gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte - 226 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM q0 B A x l l Bild 7.44 Balken mit einer dreieckförmigen Last q0 Lösung: AH = 0, A = q0 l, B = 0, Q1( x 1 ) = − Q2 (x 2 ) = q0 x 22 q x3 1 − q0 x 2 + q0 l , M1( x 1 ) = − 0 1 l 2 2 l 6 M2 ( x 2 ) = q0 x 32 q l2 x2 q l − q0 2 + 0 x 2 − 0 l 6 2 2 6 q0 x 12 , l 2 AUFGABE 7.6 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Kragarm mit Hebel durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion - 227 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Einzellasten greifen am Balken an o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" Ein Kragarm mit Hebel ist mit einer Gleichstreckenlast q0 und Einzellasten wie skizziert belastet (Bild 7.45). gegeben: a, F1 = F2 = F3 = F, q0 = F a gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte q0 A a F1 3a/2 a/2 a F2 a F3 60° B a Bild 7.45 Kragarm mit Hebel mit einer Gleichstreckenlast q0 und Einzellasten - 228 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 1 Lösung: AH = - F , AV = 3.37 F, MA = - 8.96 F a, in C von 2 links: N = F , Q = 0.87, M = 0.13 F a, 2 F von rechts: N = − , Q = 0.87F, M = - 0.87 F, 2 von unten: Q = - F2, N = 0, MC = - F2 a AUFGABE 7.7 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Balkens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Einzellasten greifen am Balken an o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" - 229 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Der Balken ist mit einer Gleichstreckenlast q0 und Einzellasten wie skizziert belastet (Bild 7.46). gegeben: a, F1 = 2 F, F2 = F, q0 = F a gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe F1 q0 F2 A B 2a a 3a 2a 2a Bild 7.46 Balken mit einer Gleichstreckenlast q0 und Einzellasten Lösung: bei x = 3a: Q = AV – F1, M= (3AV – F1) a AUFGABE 7.8 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Balkens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion - 230 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Einzellasten greifen am Balken an o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" Der Balken ist mit einer Gleichstreckenlast q0 und Einzellasten wie skizziert belastet (Bild 7.47). gegeben: a, F1 = 2 F, F2 = 3 F, q0 = F 2a gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte F2 q0 F1 A B 4a a 3a 2a Bild 7.47 Balken mit einer Gleichstreckenlast q0 und Einzellasten Lösung: AH = 0, AV = 2 F, B = - F, bei x = 4a: Q = 0, M= 4Fa - 231 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM AUFGABE 7.9 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Balkens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Lagerung ist unterhalb des Balkens in A ange- bracht o Einzellasten greifen am Balken an o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen Der Balken ist mit Einzellasten wie skizziert belastet (Bild 7.48). gegeben: a, F1 = 2 F2 = F gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte - 232 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM F1 F2 3a A 5a 4a B Bild 7.48 Balken mit Einzellasten Lösung: AH = 0, A V = − 10 11 F, B = F, 9 18 bei x = 3a: Q = - F1-AV, M= 3aF1 AUFGABE 7.10 o Integration der Streckenlast zur Bestimmung des Querkraft- und Momentenverlaufs eines Balkens auf zwei Stützen o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion, deshalb werden zwei Bereiche unterteilt o Rand- und Übergangsbedingungen o Berechnung der Auflagerkräfte aus der Quer- kraftfunktion Der Balken ist durch eine Streckenlast q(x) wie skizziert belastet (Bild 7.49). - 233 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM gegeben: a, q0 gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte q0 B A 2a 4a x Bild 7.49 Balken mit einer Streckenlast q(x) Lösung: AH = 0, A V = Q = - q0 23 10 q0 a , M A = q0 a 2 , 9 3 4 x3 x2 4 + q0a x + q0 a , M = - q0 12a 9 36a 9 AUFGABE 7.11 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Balkens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion - 234 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Lagerung ist unterhalb des Balkens in B ange- bracht o Balken wird durch ein Gelenk unterbrochen o Einzellast greift am Balken an o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" Der Balken ist durch eine Gleichstreckenlast q0 und eine Einzellast F wie skizziert belastet (Bild 7.50). gegeben: a, F, q0 = F a gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte q0 F A a a B a C a Bild 7.50 Balken mit Gleichstreckenlast q0 und Einzellast F - 235 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 3 1 Lösung: A = F , B V = F , C = 0, 2 2 bei x = 3a: Q = F, M = − 1 Fa 2 Aufgabe 7.12 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Balkens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Lagerung ist unterhalb des Balkens in B ange- bracht o Balken wird durch ein Gelenk unterbrochen o Einzellast greift am Balken an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" - 236 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Der Balken ist durch eine Gleichstreckenlast q0 und eine Einzellast F wie skizziert belastet (Bild 7.51). gegeben: a, F, q0 = F 3a gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe q0 F A C B a a a a a a Bild 7.51 Balken mit einer Gleichstreckenlast q0 und einer Einzellast F (2a)2 Lösung: bei x = 5a: Q = 0, M = q0 8 Aufgabe 7.13 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Gerberträgers durch bereichsweises Schneiden - 237 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Lagerung ist unterhalb des Balkens in B ange- bracht o Balken wird durch ein Gelenk unterbrochen o Einzellasten greifen am Balken an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen Der Gerberträger ist durch zwei Einzellasten F wie skizziert belastet (Bild 7.52). gegeben: l, F gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflager- und Gelenkkräfte F F G A C B l/2 l/2 l/3 l/6 l/2 Bild 7.52 Balken mit zwei Einzellasten F - 238 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM 1 3 1 Lösung: AH = 0, A V = F , B = F , C = F , 4 2 4 bei x = l: Q = (C- F), M = −F l 2 AUFGABE 7.14 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Gerberträgers durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Lagerungen sind unterhalb des Trägers in B und C angebracht o Träger wird durch Gelenke unterbrochen o Einzellasten greifen am Träger an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" - 239 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Der Gerberträger ist durch drei Einzellasten und eine Gleichstreckenlast q0 wie skizziert belastet (Bild 7.53). gegeben: a, b, F, q0 = 4F 3a gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe A 2F q0 B 3a/2 3a/2 a F F C a 3a/2 a 3a/2 a D Bild 7. 53 Balken mit drei Einzellasten und einer Gleichstreckenlast q0 5 31 2 Lösung: AH = GH1 = GH2 = 0, A V = F , B = F , G V1 = - F , 9 9 3 G V2 = 2 2 10 F, D = F , C = F , 3 3 3 4 bei x = 3a: Q = AV – 2F + B, M = - Fa 3 - 240 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM AUFGABE 7.15 o Bestimmung des Normalkraft-, Querkraft- und Momentenverlaufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Einzellasten greifen am Rahmen an o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" o Geschweißte Ecken mit drei angreifenden Rahmenteilen Der Rahmen ist durch Einzellasten und Gleichstreckenlasten wie skizziert belastet (Bild 7.54). gegeben: a, F, F1 = 2 F2 = F, q0 = F F q1 = a, 2a - 241 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM gesucht: Bestimmung der Normal-, Querkraft- und Momen- tenverläufe und der Auflagerkräfte 2a 3a/2 F2 2a a/2 q1 F2 2a F1 2a q0 A 2a a B Bild 7.54 Rahmen mit Einzellasten und Gleichstreckenlasten 9 17 21 Lösung: A H = - F , A V = - F B = F , am linken Rah2 8 , 8 menstiel bei x = 2a: N = F1- AV, Q = AH – q0 4a, M = 9 F a - 242 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM AUFGABE 7.16 o Bestimmung des Normalkraft-, Querkraft- und Momentenverlaufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist eine kontinuierliche Funktion über zwei Bereiche o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" o Geschweißte Ecke mit drei angreifenden Rah- menteilen Auf einem Tankstellendach (Bild 7.55) liegt eine Schneedecke (Gesamtgewicht G). Das Dach überträgt die Schneelast als Gleichstreckenlast q (kN/ m) auf ein Ständerpaar (Höhe h, Trägerlänge l = h). gegeben: q = G , h, l = h 2l - 243 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM gesucht: Bestimmung der Normal-, Querkraft- und Momen- tenverläufe und der Auflagerkräfte l G q= 2l l/3 h A Bild 7.55 Tankstellendach mit Schneedecke Lösung: AH = 0, A V = 1 G , MA = - G l , am rechten 12 2 Kragarm: N = 0, Q = - 1 1 G, M = - G l 6 9 AUFGABE 7.17 o Bestimmung des Normalkraft-, Querkraft- und Momentenverlaufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden - 244 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Einzellasten greifen am Rahmen an o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen Der Rahmen ist durch zwei Einzellasten wie skizziert belastet (Bild 7.56). gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Normal-, Querkraft- und Momen- tenverläufe und der Auflagerkräfte a a F F B a 2a A Bild 7.56 Rahmen mit zwei Einzellasten - 245 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Lösung: AH = 0, AV =F, B = F, am horizontalen Rahmen bei x = a: N = - AH, Q= 0, M = AV a AUFGABE 7.18 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Einzellast greift am Rahmen an o Berechnung der Auflagerkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" Der Rahmen ist durch eine Einzellast F und eine Gleichstreckenlast q wie skizziert belastet (Bild 7.57). gegeben: a, F, q gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflagerkräfte - 246 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM l/2 F l/2 B l q= 2F l A Bild 7.57 Rahmen mit Einzellast F und Gleichstreckenlast q l Lösung: AH = 2F, B = F, MA = - F , am vertikalen Rahmen 2 bei x = l: Q = 0, M = F l 2 AUFGABE 7.19 o Bestimmung des Normalkraft-, Querkraft- und Momentenverlaufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion - 247 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Rahmen wird im alternativen System durch ein Gelenk unterbrochen o Berechnung eines Dreigelenkbogens o Einzellast greift am Rahmen an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" o Geschweißte Ecke mit drei angreifenden Rah- menteilen o Vergleich zweier ähnlicher Systeme Der Rahmen ist durch zwei Einzellasten und eine Gleichstreckenlast q0 wie skizziert belastet (Bild 7.58). gegeben: a, F, q0 = F 5a gesucht: Bestimmung der Normal-, Querkraft- und Momen- tenverläufe, der Auflager- und Gelenkkräfte und der Änderung, wenn in C ein Gelenk und in A ein zweiwertiges Lager ist. - 248 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM q0 F C 3a F a B a A a 2a 3a Bild 7.58 Rahmen mit zwei Einzellasten und einer Gleichstreckenlast q0 Lösung: a) ohne Gelenk in C, im linken, vertikalen Rahmen bei x = 2a von oben: N = AV + F; Q = 0, M= - Fa; b) mit Gelenk in C, Festlager in A, im linken, vertikalen Rahmen bei x = 2a von oben: N = AV + F; Q = - AH, M= 0, AUFGABE 7.20 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden - 249 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Rahmen wird durch ein Gelenk unterbrochen o Einzellast greift am Rahmen an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Geschweißte Ecke mit drei angreifenden Rah- menteilen Der Rahmen ist durch eine Einzellast F wie skizziert belastet (Bild 7.59). gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflager- und Gelenkkräfte - 250 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM C D F a E a a A a a B a Bild 7.59 Rahmen mit einer Einzellast F Lösung: A H = - DH = F a F 2 , A V = - D V = , MA = F , B = F , im 2 2 2 2 oberen horizontalen Rahmen bei x = 0: Q = F F , M= a 2 2 AUFGABE 7.21 o Bestimmung des Normalkraft-, Querkraft- und Momentenverlaufs eines Trägersystems durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Schneiden von Rollen auf dem Träger o Schneiden von Seilkräften - 251 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Rahmen wird durch Gelenke unterbrochen o Einzellast greift am Rahmen an o Berechnung der Auflager-, Seil- und Gelenk- kräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen Ein Trägersystem ist über ein Seil, das über eine Rolle geschlungen ist, durch das Gewicht G wie skizziert belastet (Bild 7.60). gegeben: a, r, G gesucht: Bestimmung der Normal-, Querkraft- und Momen- tenverläufe und der Auflager-, Seil- und Gelenkkräfte - 252 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM r D 1 r E H a 2 3 G C r a B A a a Bild 7.60 Trägersystem mit dem Gewicht G Lösung: HV = G, HH = S = G, JH = JV = G, MB = G r, BH = 0, BV = -G, EH = EV = 2 G, DH = - 2 G, DV = 0, CH = CV = 2 G, AH = 0, AV = 2 G, MA = - 2 G a, im horizontalen Rahmen in E: N = 0, Q = - G, M = - G a AUFGABE 7.22 o Bestimmung des Normalkraft-, Querkraft- und Momentenverlaufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 - 253 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Streckenlast ist linear o Rahmen wird durch ein Gelenk unterbrochen o Einzellasten greifen am Rahmen an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen Der Rahmen ist durch Einzellasten und eine Streckenlast wie skizziert belastet (Bild 7.61). gegeben: a, F, q0 = F a gesucht: Bestimmung der Normal-, Querkraft- und Momen- tenverläufe und der Auflagerkräfte - 254 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Fa a Fa q0 C a a F a B a A Bild 7.61 Rahmen mit Einzellasten und Streckenlast Lösung: A H = - 3 21 17 1 F , A V = F , BH = F , BV = F , am 11 11 22 11 linken vertikalen Rahmen bei x = 2a von oben: N = - F Q=-F 21 , 11 8 6 , M = Fa 11 11 AUFGABE 7.23 o Bestimmung des Normalkraft-, Querkraft- und Momentenverlaufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden - 255 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion o Rahmen wird durch ein Gelenk unterbrochen o Einzellast greift am Rahmen an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen o Konstruktion mit "eingehängter Parabel mit Pa- rabelstich" Der Rahmen ist durch eine Einzellast F und eine Gleichstreckenlast q0 wie skizziert belastet (Bild 7.62). gegeben: a, F, q0 = F a gesucht: Bestimmung der Normal-, Querkraft- und Momen- tenverläufe und der Auflager- und Gelenkkräfte - 256 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM F q0 a B A 2a a 2a Bild 7.62 Rahmen mit Einzellast F und Gleichstreckenlast q0 1 5 1 1 4 Lösung: AH = F , A V = F , BH = F , B V = F , CH = F , 3 3 3 3 3 1 C V = - F , am linken vertikalen Rahmen bei x = 2a: 3 1 1 2 N = - F, Q = - F , M = - Fa 3 3 3 AUFGABE 7.24 o Bestimmung des Querkraft- und Momentenver- laufs eines Rahmens durch bereichsweises Schneiden o Erstellung des Momentenverlaufs aus den Zu- sammenhängen der Tabellen 7.2 und 7.4 o Belastung ist keine kontinuierliche Funktion - 257 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM o Rahmen wird durch ein Gelenk unterbrochen o Einzellasten greifen am Rahmen an o Berechnung der Auflager- und Gelenkkräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen Der Rahmen ist durch zwei Einzellasten F wie skizziert belastet (Bild 7.63). In C sind die Rahmenteile gelenkig miteinander verbunden, in A ist er verschieblich gelagert, in B fest eingespannt. gegeben: a, F gesucht: Bestimmung der Querkraft- und Momentenverläu- fe und der Auflager- und Gelenkkräfte B a F a F A C a a 2a Bild 7.63 Rahmen mit zwei Einzellasten F - 258 - 7 GERADER BALKEN UND RAHMENSYSTEM Lösung: CH = 0, MB = - 2Fa, F A V = CV = B V = , 2 BH = F, F Fa am unteren horizontalen Rahmen bei x = a: Q = - , M = 2 2 - 259 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Lehrziel des Kapitels o Anwendung des Arbeitssatzes zur Bestimmung der Gleichgewichtslagen und der Art der Gleichgewichtslage Formeln des Kapitels o Gesamtarbeit (8.2): s2 r r W = ∫ Fds. s1 o Prinzip der virtuellen Verrückungen (8.3): r r δW = ∑δWi = ∑Fi δsi = 0. i i o Potentielle Energie (8.4) : Π( z ) = − W ( z ) o Gleichgewicht aus der Variation der potentiellen Energie - 260 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK δΠ(z) =0 δz (8.5): o Stabilität einer Gleichgewichtslage > stabil 2 (8.6): δ Π(z) δz 2 =0 indifferent < labil 8.1 Der Arbeitssatz Die meisten Schwierigkeiten bereitet bei analytischen Berechnungsmethoden das Erkennen der geometrischen Zusammenhänge, vor allem dann, wenn es sich nicht mehr um gerade Stäbe oder Balken, sondern um komplexe Systeme, wie gekrümmte Balken oder zusammengesetzte Systeme, handelt. Sehr schnell wird die Grenze des Machbaren erreicht. Für diese Fälle werden dann die Energiemethoden benötigt. In den Energiemethoden spielen die geometrischen Betrachtungen zwar auch eine Rolle, aber eine untergeordnete. An Stelle der bisher verwendeten Gleichgewichtsbedingungen treten Aussagen darüber, welche Arbeit die äuße- - 261 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK ren Kräfte bei der Verformung eines Systems verrichten, in welcher Energieform und wo diese Arbeit gespeichert wird. Ein Grund für die größere Leistungsfähigkeit der Energiemethoden ist, dass Arbeit und Energie skalare (ungerichtete) Größen sind, während Kräfte und Verschiebungen vektorielle (gerichtete) Größen sind. Elementarbeit F ϕ ds Bild 8.1 Arbeit einer Kraft F entlang des Weges s Die Arbeit (8.1): r r dW = Fds = F ds cosϕ. ist Kraftkomponente in Richtung des Weges mal Weg oder Kraft mal Wegkomponente in Richtung der Kraft. Die Gesamtarbeit ist - 262 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK (8.2): s2 r r W = ∫ Fds. s1 Arbeitssatz "An einem Kräftesystem, das im Gleichgewicht steht, wird bei einer virtuellen Verrückung keine Arbeit geleistet." Als virtuelle Verrückung sind Verschiebungen und Verdrehungen gemeint, die folgendermaßen definiert werden o sie sind gedacht, das heißt, sie müssen in natura nicht vorkommen, o sie sind sehr klein, damit sich die Kräftekonstellation nicht ändert, o sie müssen geometrisch möglich sein. 8.2 Prinzip der virtuellen Verrückungen bei starren Körpern Zwei Energiemethoden werden hier ausführlicher vorgestellt, um das Grundsätzliche dieser Methoden zu zeigen: das Prinzip der virtuellen Verrückungen. Das Prinzip der virtuellen Verrückungen wird in der Statik für Starrkörper und Starrkörpersysteme definiert als virtuelle Arbeit - 263 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK (8.3): r r δW = ∑δWi = ∑Fi δsi = 0. i i "Die bei einer virtuellen Verrückung aus der Gleichgewichtslage von den eingeprägten Kräften insgesamt geleistete Arbeit ist gleich Null." Eine virtuelle Verrückung wird durch das Symbol δ gekennzeichnet. Hier liegen keine Verformungen, also auch kein Potential der inneren Kräfte vor. Dieses Prinzip ist den Gleichgewichtsbedingungen äquivalent. 8.3 Stabilität einer Gleichgewichtslage (8.4) : Π( z ) = − W ( z ) Die Funktion Π(z) wird als Funktion der Ortskoordinate z angegeben, wobei z immer nach oben zeigt. Dann folgt das Gleichgewicht aus der Variation der potentiellen Energie (8.5): - 264 - δΠ(z) =0 δz 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK die zu Null wird, wenn Gleichgewicht herrscht, und die Art der Stabilität aus dem Vorzeichen der zweiten Variation > stabil 0 indifferent < labil 2 (8.6): δ Π(z) = δz2 Beispiel o Anwendung des Arbeitssatzes zur Bestimmung der Gleichgewichtslagen o Untersuchung der Art der Gleichgewichtslage An einem einfachen mathematischen Pendel (Bild 8.2) werden die möglichen Gleichgewichtslagen und deren Stabilität untersucht. - 265 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK z zG ϕ Nullniveau l G Bild 8.2 Mathematisches Pendel in einer ausgelenkten Lage Die potentielle Energie lässt sich durch die Multiplikation des Gewichts G mit der Höhenkoordinate zG beschreiben. Dabei muss beachtet werden, dass bei der Bestimmung der potentiellen Energie die z- Koordinate immer nach oben zeigt. Da die Arbeit entgegengesetzt der potentiellen Energie (8.7) : Π = −W definiert ist, muss auf das Vorzeichen geachtet werden. Damit ergibt sich die potentielle Energie, die durch das Gewicht entsteht, zu (8.8) : - 266 - Π = G zG 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK mit der Höhenkoordinate, die vom angenommenen Nullniveau aus gemessen wird, (8.9) : z G = -l cosϕ Bedingung für Gleichgewicht Durch die Variation der potentiellen Energie Π nach der Koordinate z erhält man eine Gleichung, deren Nullstellen δΠ(z) die Gleichgewichtslagen des Systems definieren δz (8.10): δΠ(z) =0 δz Definition der Stabilität Die Untersuchung dieser Nullstellen ergeben die Hoch-, Tief-, bzw. Wendepunkte der Funktion Π . Dazu wird die zweite Variation dieser Funktion gebildet und die Werte für die gefundenen Nullstellen der Gleichung (8.10) eingesetzt. - 267 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK > stabil 2 (8.11): δ Π(z) = 0 δz2 < indifferent labil Untersuchung der Gleichgewichtslage Für das Beispiel ergibt die erste Variation mit der mathematischen Umformung (8.12) : δΠ = δ(G z G ) = Gδ z G = 0 und der Darstellung der Variationsrechnung im Allgemeinen (8.13): δf(ϕ) = df(ϕ) δϕ dϕ ergibt sich (8.14): δzG = dzG δϕ = l sinϕ δϕ. dϕ In (8.10) eingesetzt (8.15) : - 268 - δΠ = (Gl sinϕ) δϕ = 0. 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK mit der virtuellen Verrückung δϕ ≠ 0 (8.15a) : erhält man (8.16) : Gl sinϕ = 0. Damit ergeben sich die Gleichgewichtslagen für (8.17) : sinϕ = 0. Es existieren also statische Gleichgewichtslagen für (8.18): ϕ1 = 00 und (8.19): ϕ2 = π = 1800. Untersuchung der Stabilität der Gleichgewichtslagen - 269 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Für das Beispiel ergibt die zweite Variation mit der mathematischen Umformung (8.20): δ2Π = δ2(GzG) = Gδ2zG. und der Darstellung der Variationsrechnung im Allgemeinen (8.21): δ2 f (ϕ) = d2 f(ϕ) 2 dϕ δϕ2 ergibt sich (8.22): δ2 zG = d2 zG 2 dϕ δϕ2 = l cosϕ δϕ2 . So erhält man (8.23): δ2Π = Gl cosϕ δϕ2. 0 Gleichgewichtslage für ϕ1 = 0 . In (8.23) eingesetzt (Bild 8.3a) ergibt sich - 270 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK (8.24): δ2Π = Gl cos0 δϕ2 > 0. 0 Das Pendel ist in der Gleichgewichtslage ϕ1 = 0 stabil. ϕ1 = 0 a) ϕ2 = π b) Bild 8.3 Gleichgewichtslagen; a) Stabile Gleichgewichtslage für ϕ1 = 0 ; b) Instabile Gleichgewichtslage für ϕ2 = π = 1800 Gleichgewichtslage für ϕ2 = π = 1800 Den zweiten Wert in (8.23) eingesetzt (Bild 8.3b) ergibt diesmal (8.25): δ2Π = G l cosπ δϕ2 < 0. - 271 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Das Pendel ist in der Gleichgewichtslage ϕ2 = π = 1800 instabil. Diese Gleichgewichtslage ist überhaupt nur möglich, wenn das Seil durch einen masselosen Stab ersetzt wird. Beispiel o Anwendung des Arbeitssatzes zur Bestimmung der Gleichgewichtslagen o Untersuchung der Art der Gleichgewichtslage Ein Seil wird über zwei Umlenkrollen geführt. An einer Umlenkrolle hängt das Gewicht G1 (l = Seillänge). Am Ende des Seils hängt das Gewicht G2 (Bild 8.4). Der Einfluss der Rollenradien bleibt unberücksichtigt. gegeben: a, b, l, G1, G2 gesucht: Bestimmung der Gleichgewichtslagen α und der Grenzwerte von - 272 - G1 und die Art der Gleichgewichtslagen G2 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK z a/2 a/2 tanα α b G1 G2 Bild 8.4 Seil mit zwei Umlenkrollen und den Gewichten G1 und G2 Lösung Anwendung des Arbeitssatzes zur Bestimmung der Gleichgewichtslage Die potentielle Energie ist (8.17): Π = =G1 z1 +G2 z2. a/2 α y x Bild 8.5 Geometrie - 273 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Aus der Geometrie in Bild 8.5 folgt (8.18): z1 = - b - a tanα a a , z2 = −(l − 2 ) = −(l − ) 2 2cosα cosα und in Bild 8.5 folgt ( 8 .19 ) tan α = sin α yx = a cos α x 2 ⇒ y=a tan α . 2 Mit der ersten Variation der Variablen z1 und z2 (8.20): δz1 = = dz dz1 a δα = δα , δz2 = 2 δα 2 dα dα 2 cos α a sinα δα cos2 α folgt der Arbeitssatz (8.21) : δΠ = = δ(G 1 z 1 ) + δ(G 2 z 2 ) = G1 δz 1 + G 2 δz 2 . Die erste Variation δΠ muss Null werden, damit Gleichgewicht herrscht - 274 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK (8.22): δΠ = (-G1 a 2 2 cos α + G2 a sinα cos2 α ) δα = 0 Mit δα ≠ 0 folgen aus (8.22) (8.23): - G1 a 2 cos2 α + G2 a sinα cos2 α =0 cos2 a und schließlich die gesuchten Gleichgewichtslagen in Abhängigkeit der Gewichte (8.24): - G G1 + G2 sinα = 0 ⇒ sinα = 1 . 2 2G2 Damit liegen die Gleichgewichtslagen fest. 0 Der Winkel α kann nur im Bereich 0 < α < 90 liegen (sinα ≤ 1) (Bild 8.4). In Bild 8.6 ist der Funktionsverlauf einer Sinusfunktion dargestellt. - 275 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK tan phi -3 phi phi sin 0 0,39269908 0,78539816 1,17809725 1,57079633 0 0,38268343 0,70710678 0,92387953 1 1,5 1 0,5 pi/2 pi 0 2pi Bild 8.6 Funktionsverlauf einer Sinusfunktion f(phi) = sin phi; phi = ϕ ; pi = π Die erste Gleichgewichtslage ergibt sich aus der Grenzlage (8.25): a) sinα = G1 = 0 ⇒ α1 = 0. 2G2 G2 b) G1 G2 Bild 8.7 Gleichgewichtslagen a) für G1 = 0; b) für G2 = 2 G2. - 276 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Die zweite Gleichgewichtslage ergibt sich aus der Grenzlage (8.26): sinα = G1 π = 1 ⇒ α2 = . 2G2 2 Hier ist eine Gleichgewichtslage nur bei α = π möglich, aber 2 dies führt wegen der Länge a ≠ 0 zum Widerspruch! Alle Gleichgewichtslagen müssen auf ihre Machbarkeit hin untersucht werden, zum Beispiel, ob sie technisch überhaupt möglich sind, beziehungsweise zum Widerspruch führen. Die dritte Gleichgewichtslage liegt irgendwo dazwischen (8.27): sinα = G1 π < 1 ⇒ α3 < . 2G2 2 Daraus folgt das Verhältnis der Gewichte (8.28): 1> G1 2G2 ⇒ 2G2 > G1 - 277 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK 2 Die zweite Variation δ Π wird zur Bestimmung der Art der Gleichgewichtslage berechnet. Mit der zweiten Variation der Variablen z1 und z2 a 2 tanα (δα)2 2 2 cos α (8.29): δ2z1 = - (8.30): δ2z2 = a ( 2 tanα sinα 2 cos α + tan2 α cosα + cosα)(δα)2 folgt (8.31): = (- G1 δ2Π = 2 tanα sinα a 2 tanα G a ( + 2 2 cos2 α cos2 α + tan2 α cosα + cosα))(δα)2 Durch das Einsetzen der Lösungen α1, α2 , α3 werden die Stabilitätslagen untersucht. Für α1 = 0 folgt (8.32): a 2*0 2*0*0 δ2Π = - G1 + G2a ( + 0 * 1+ 1)(δα)2 2 1 1 = G2a(δα)2 > 0 - 278 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Das handelt sich um eine stabile Gleichgewichtslage. Die zweite Gleichgewichtslage wird nicht untersucht, da die Bedingung α2 = π zum Widerspruch bei der Länge a ≠ 0 2 führte. Für α3 < π folgt 2 (8.33): δ2Π = = ( G1 2 tanα3 sinα3 a 2 tanα3 + G2a ( 2 2 cos α3 cos2 α3 + tan2 α3 cosα3 + cosα3 ))(δα)2 Um die Art der Gleichgewichtslage zu bestimmen, müssen die Funktionswerte für α3 = phi abgeschätzt werden. - 279 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK 3 tan tan phi 2 cos**2 phi 1 0 -1 cos phi -2 -3 Bild 8.8 Funktionsverläufe der trigonometrischen Funktionen;phi phi = α3 Zur Funktionsauswertung (Bild 8.8) mit 2G 2 > G1 werden G1 a tan α 3 cos 2 α 3 und G2a 2 tan2 α3 cos α3 jeweils sehr groß und (G 2 a tan 2 α 3 cos α 3 ) und (G 2 a cos α 3 ) gehen gegen Null. - 280 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Es ist nur eine bereichsweise Annäherung möglich. Für α3 = 2 π π π π . Damit ergibt folgt tan = 1 und sin = cos = 4 4 4 4 2 sich (8.34): δ2Π = 2 2 * 1* a 2 *1 2 + 1* 2 + 2 )(δα)2 = - G1 + G2a ( 2 22 2 2 2 ( ) ( )2 2 2 [ ] = - G12a + G2a (3 2) (δα)2. Mit dem Gewichtsverhältnis 2G 2 > G1 folgt δ 2 Π < 1, eine labile Gleichgewichtslage. Für α3 = π 1 3 π π π folgt tan = 3 , sin = und cos = . Damit 3 3 3 2 3 2 ergibt sich - 281 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK (8.35): δ2Π = 3 2 3 a2 3 2 + 3 1 + 1)(δα)2 = - G1 + G2a ( 1 2 1 2 2 4 4 [ ] = - G1 4 3a + G2a (14) (δα)2. 2 Mit dem Gewichtsverhältnis 2G 2 > G1 folgt δ Π >1, eine stabile Gleichgewichtslage. Für α3 = π 1 3 π π π 3 sin = und cos = . Damit folgt tan = 6 6 2 6 2 6 3 , ergibt sich (8.36): δ2Π = 3 31 2 2 a 3 + G a ( 3 2 + 3 3 3 + 3 )(δα)2 = - G1 2 2 3 3 2 3 3 3 3 2 2 2 2 2 14 3 = - 4 3 G1 a + G2a ( )(δα)2 3 - 282 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Mit dem Gewichtsverhältnis 2G2 > G1 folgt δ2Π > 1, eine stabile Gleichgewichtslage. 8.4 Ermittlung von Auflagerkräften mit Hilfe des Arbeitssatzes Beispiel o Durch Schneiden wird die gesuchte Seilkraft S sicht- bar gemacht. o Die Untersuchung der statischen Gleichgewichtslage liefert die Seilkraft. Eine andere Anwendungsmöglichkeit des Arbeitssatzes dient zur Ermittlung von unbekannten Schnittkräften, zum Beispiel Auflagerkräften. Dazu wird an einem statisch bestimmten System die gesuchte Größe als Unbekannte durch Freischneiden eingeführt. Diese unbekannte Kraft wird wie eine Belastung behandelt, die das durch das Freischneiden beweglich gemachte System im Gleichgewicht halten muss. Die nachfolgende Stabilitätsbetrachtung kann entfallen, da das System von vornherein statisch bestimmt definiert ist. - 283 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Die drei Balken (Bild 8.9) sind in B und C gelenkig miteinander verbunden und in E, G und H wie skizziert gelagert. In A und D ist ein Seil S befestigt, das über eine Umlenkrolle läuft. In C wirkt die Last 3 F, in B die Last F. Gegeben sind die Kraft F und die Länge a. Gesucht ist die Seilkraft S mit Hilfe des Arbeitssatzes. Umlenkrolle D II I S ei l S a H a A B E C G II I 3F F a a a a Bild 8.9 Balkensystem mit den Einzelkräften F Lösung Durch das Aufschneiden des Seils und das Anbringen der Seilkraft S macht man zum einen die gesuchte Seilkraft - 284 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK sichtbar, zum anderen wird das System kinematisch beweglich gemacht. Die Seilkraft muss nun so gewählt werden, dass das System tatsächlich im Gleichgewicht ist. Aufstellung des Arbeitssatzes Das System kann nun virtuell ausgelenkt werden (Bild 8.10). Alle Kräfte leisten nun über den Weg, den sie verrichten, eine Arbeit. Diese Arbeit ist aber virtuell, das heißt, gedacht, klein und kinematisch möglich. Dabei werden die Vorzeichen beachtet. Zeigen Kraft und Verschiebung in dieselbe Richtung, entsteht eine positive Arbeit, zeigen sie entgegengesetzt, erhält man eine negative Arbeit (8.37) : δW = −Sδ s - Fδ s + 3 Fδ s = 0 (8.37a) : ( − S - F + 3 F)δ s = 0 mit der virtuellen Verrückung (8.37b) : δs≠0 ergibt sich dann nach Auflösung die gesuchte Seilkraft - 285 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK (8.38) : S = 2F S D δs G S δs δs E A E´ C B δs F 3F Bild 8.10 Virtuelle Verrückung des Balkensystems nach dem Aufschneiden des Seils: der Balken III bewegt sich vertikal, die Seilkraft S in D leistet keine Arbeit Der Vorteil dieser Methode ist, dass kein Schneiden des Systems in Teilsysteme notwendig ist. Damit erspart man sich einen großen Teil an Berechnungsarbeit. 8.5 Stabilität Der Begriff Stabilität bezeichnet die Möglichkeit eines Körpers, sich infolge eines belastendenden Moments durch ein Gegengewicht selbstständig wieder aufzurichten. Am Beispiel der Schiffsstabilität wird dies gezeigt. - 286 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Ein Schiff gilt im physikalischen Sinne als stabil, wenn eine positive Kraft aufgewendet werden muss, um das Schiff tiefer zu tauchen oder um es um seine Längs- oder Querachse zu drehen. Die Reaktionskräfte und Momente des Körpers wirken dem entgegen. Beeinflussende Faktoren Die folgenden Faktoren prägen die Stabilität eines Schiffes fördern oder mindern o Rumpfform, o Gewicht und Gewichtsverteilung des Schiffs- körpers, o Ladungsgewicht und Ladungsverteilung, o Verhalten der Ladung (z. B. eventuelle Beweg- lichkeit von Schüttgut oder von Fahrgästen), o Dynamisches Verhalten des Schiffes z. B. bei Kurvenfahrt mit hoher Geschwindigkeit, o Freie Oberflächen (Art der Ladung, Tankinhal- te), o Kranlasten, - 287 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK o Betriebsbedingungen, o Wasserdichte (Salzwasser/ Süßwasser), o Umwelteinflüsse (Wind, Querströmungen, Seegang, Vereisungsgefahr (Aufbauten, Eislast)). Die Stabilitätsbewertung eines Körpers bezieht sich auch immer auf unterschiedliche und im Betrieb variierende Beladungszustände (Lastfälle). Ermittlung und Bewertung Der Nachweis der Stabilität erfolgt analytisch für die Lastfälle. Ein Boot besteht im Wesentlichen aus einem offenen oder geschlossenen hohlen Rumpf und dem Mast samt Segel. - 288 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK A G A G Bild 8.11 Gewichtsstabilität, Lage und Richtung der Gewichtskraft G und der Auftriebskraft A Die Gewichtskraft G greift im Schwerpunkt des Schiffes an, die Auftriebskraft A greift im Schwerpunkt der verdrängten Wassermasse an. - 289 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK 8.6 Aufgaben zu Kapitel 8 AUFGABE 8.1 o Sichtbarmachen der gesuchten Kräfte durch Schneiden o Bestimmung der Kräfte durch Untersuchung der statischen Gleichgewichtslage Ein zusammengesetztes System besteht aus zwei Balken, die mit zwei Stäben miteinander verbunden sind (Bild 8.12). Sie werden durch Gleichstreckenlasten q1 und 2 q1 belastet. gegeben: a, q1 gesucht: Bestimmung der Stabkräfte S1, S2 und des Mo- ments MB in B q1 A S1 a S2 a 2q1 a a B Bild 8.12 Zusammengesetztes System mit Gleichstreckenlasten - 290 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Lösung: MB = − 10 4 5 q1a 2 , S1 = q1a, S2 = − q1a 3 3 3 AUFGABE 8.2 o Bestimmung der Gleichgewichtslage über den Arbeitssatz o Ermittlung der dazugehörigen Kraft Eine gewichtslose Stange AC ist in A drehbar gelagert und in C gelenkig mit der gewichtslosen Stange BC verbunden (Bild 8.13). An deren Ende sitzt ein Kolben, auf den die Kraft F wirkt. In C greift eine senkrecht zu AC gerichtete Kraft Q an. gegeben: F, r, l gesucht: Bestimmung der Kraft Q in Abhängigkeit vom Winkel α , für die das System im Gleichgewicht ist - 291 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK F B l β C Q α A r Bild 8.13 Stange mit Kolben und der Kraft F Lösung: Q = F sin α( r cos α l 2 − r 2 sin 2 α + 1) AUFGABE 8.3 o Bestimmung der Gleichgewichtslagen o Bestimmung der Art der Gleichgewichtslagen Auf einer Kreisbogenschiene CD kann eine Muffe A, an der das Gewicht G hängt, reibungsfrei gleiten (Bild 8.14). Sie wird durch die Last Q gehalten. Das Halteseil (Seillänge l) - 292 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK läuft bei B reibungsfrei über eine vernachlässigbar kleine Umlenkrolle. gegeben: G, Q, r, l, a gesucht: Bestimmung der Gleichgewichtslagen ϕ der Muf- fe in Abhängigkeit vom Verhältnis Q und die Art dieser G Gleichgewichtslagen A B a G C ϕ r Q D Bild 8.14 Kreisbogenschiene mit der Muffe A und dem Gewicht G und der Last Q - 293 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Lösung: ϕ1 π Q , außer = , beziehungsweise ϕ1 = π für alle 2 2 G für Q = 2 G, für ϕ 2 = 2ar sin Q < 1 stabil; 2G Q Q für > 1 stabil 2G 2G AUFGABE 8.4 o Bestimmung der Gleichgewichtslagen o Bestimmung der Art der Gleichgewichtslagen Eine drehbar gelagerte Scheibe (Radius r) trägt an zwei Armen (Länge a) die Gewichte G und 2 G (Bild 8.15). An einem um die Scheibe gewickeltes Seil hängt ein Gewicht Q. gegeben: a, G, Q, r, Seillänge l für ϕ = 0 gesucht: Bestimmung der möglichen Gleichgewichtslagen und des maximale Wertes des Quotienten rQ , für den aG überhaupt Gleichgewicht möglich ist und die die Art der ermittelten Gleichgewichtslagen. - 294 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK a a 2G ϕ r G l Q Bild 8.15 Scheibe mit den Gewichte G und 2 G Lösung: ϕ1 = +ϕ* für ϕ 2 = −ϕ * für rQ ≤ 1 stabile Gleichgewichtslage, aG rQ ≤ 1 labile Gleichgewichtslage, aG ϕ3 = 0 für 1= r Q indifferente Gleichgewichtslage aG AUFGABE 8.5 o Bestimmung der Gleichgewichtslagen o Bestimmung der Art der Gleichgewichtslagen - 295 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Über eine masselose Walze, die am Umfang ein Gewicht 2 G trägt, ist ein Seil gelegt, an dessen Enden die Gewichte G und 2 G hängen (Bild 8.16). gegeben: r, G gesucht: Bestimmung aller Gleichgewichtslagen und deren Art. r ϕ 2G G 2G Bild 8.16 Walze mit den Gewichten G und 2 G Lösung: ϕ1 = 600 stabile Gleichgewichtslage, ϕ2 = 3000 labile Gleichgewichtslage AUFGABE 8.6 o Bestimmung der Gleichgewichtslagen - 296 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK o Bestimmung der Art der Gleichgewichtslagen Eine Briefwaage wird mit dem Gewicht G belastet (Bild 8.17). Die Stangen sind gewichtslos. gegeben: a, b, c, d, l, G gesucht: Bestimmung aller Gleichgewichtslagen und deren Art, sowie die Lagerkräfte A und B in den Gleichgewichtslagen. G d c b 135° a Q A B l l Bild 8.17 Briefwaage mit dem Gewicht G * Lösung: ϕ1 = 300 stabile Gleichgewichtslage, AH=0, Av = 1 (G(-c cos300 ) + Q d sin150 ), 2l - 297 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK Bv = 1 * 0 (G(l + c cos300 ) + Q d sin150 ), ϕ2 = 210 labile 2l Gleichgewichtslage AUFGABE 8.7 o Bestimmung der Auflagerkräfte mit Hilfe des Arbeitssatzes o Bestimmung der Auflagerkräfte durch Untersu- chung der statischen Gleichgewichtslage Ein Balken wird mit einer bereichsweisen Gleichstreckenlast und einer Einzellast belastet (Bild 8.18). gegeben: a, q0 = F ,F 3a gesucht: Bestimmung aller Auflagerkräfte mit Hilfe des Ar- beitssatzes q0 F A C B a a a a a a Bild 8.18 Balken mit bereichsweiser Gleichstreckenlast und Einzellast - 298 - 8 DER ARBEITSBEGRIFF IN DER STATIK 2 1 1 2 Lösung: AH = 0, A V = F , MA = - Fa , B = F , C = F 3 3 3 3 - 299 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG 9 HAFTUNG UND REIBUNG Lehrziel des Kapitels o Normalkräfte N zwischen glatten Oberflächen o Tangentialkräfte (Haftung H, beziehungsweise Reibung R) zwischen rauhen Oberflächen o Tangentialkräfte (Haftung H) zwischen rauhen Oberflächen einer Seiltrommel Formeln des Kapitels o Haftungsgesetz (9. 1) : H ≤ µ 0N. o Reibungsgesetz (9.3 ) R = µN. o Seilhaftungsgesetz (9.25) : - 300 - S2 e −µ0α ≤ S1 ≤ S2 eµ0α . 9 HAFTUNG UND REIBUNG Es werden zwei Fälle unterschieden. Die Kraft wirkt normal zur Oberfläche und die Kraft wirkt normal und tangential zur Oberfläche. G G H, R N a) N b) Bild 9.1 Schnittbild a) glatte Oberfläche; b) rauhe Oberfläche 9.1 Haftung Haftreibung Tangentiale Kraft zwischen zwei Körpern in der Ruhelage. Die Haftungskraft H folgt aus den Gleichgewichtsbedingungen. Fälle des COULOMBschen Haftungsgesetzes Der Körper ist in Ruhe. Es wirkt zwischen dem Körper und der Auflageebene die Normalkraft N und die Haftkraft, die sich aus dem µ0 Haftreibungskoeffizient mit der Normalkraft - 301 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG multipliziert ergibt. Die Haftkraft hat keine vorbestimmte Richtung und wird im Haftungsgesetz als Betrag eingeführt (9. 1) : H ≤ µ 0N. Der Körper ist gerade noch in Ruhe. Es herrscht "Grenzhaftung", ein indifferenter Zustand (9. 2) : H = µ 0N. H kann den Grenzwert H 0 = µ 0N ("Grenzhaftung") nicht überschreiten. 9.2 Reibung Der Körper bewegt sich, er rutscht. Die Reibung ist eine tangentiale Kraft zwischen zwei Körpern, die sich gegeneinander bewegen (Gleitreibung). Die Reibungskraft ergibt sich aus dem µ Reibungskoeffizient mit der Normalkraft multipliziert. Das Vorzeichen von R ist immer entgegen der Geschwindigkeitsrichtung gerichtet. ( 9 .3 ) - 302 - R = µN. 9 HAFTUNG UND REIBUNG Die Reibung R hat einen festen Wert. Reibungskraft wirkt immer der Bewegungsrichtung entgegen, sowohl bei einer Absolutbewegung als auch bei einer Relativbewegung (Bild 9.2). v1 G1 R1 R N1 v G N1 v1 > v2 R1 v2 G2 N R2 a) v=0 N N2 R R2 v=0 b) Bild 9.2 Reibungskraft entgegen der Bewegungsrichtung; a) Absolutbewegung; b) Relativbewegung Tabelle 9.1 Haftungs- und Reibungskoeffizienten für verschiedene Werkstoffe Werkstoffpaarung Haftreibungskoeffizient Reibungskoeffizient µ0 µ - 303 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG trocken geschmiert trocken geschmiert 0,2 0,15 0,18 0,1 ... 0,08 Stahl auf Stahl 0,2 0,1 0,15 0,1 ... 0,05 Stahl auf Cu-Sn- 0,2 0,1 0,1 0,06 ... Stahl auf Gusseisen Legierung Stahl auf Pb-Sn- 0,03 0,15 0,1 0,1 Legierung Stahl auf Polyamid 0,05 ... 0,03 0,3 0,15 0,3 0,12 ... 0,05 Stahl auf Reibbelag 0,6 0,3 0,5 0,3 ... 0,2 Wälzlager - - 0,003 ... - 0,001 Beispiel o Haftung verhindert die Bewegung eines Körpers Ein Klotz liegt auf einer rauhen schiefen Ebene und wird durch eine Kraft F nach oben gezogen (Bild 9.3). - 304 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG gegeben: G, F, α1 = 10 0 , µ 0 = 0.5 gesucht: Bestimmung der Grenzen, zwischen denen die Kraft F liegen darf, damit sich der Klotz nicht bewegt. α F G Bild 9.3 Klotz auf einer rauhen schiefen Ebene Lösung Für eine große positive Kraft F ((F − G sin α ) > 0 ) würde sich der Körper ohne Haftung nach oben bewegen ("gedachte Bewegung"), daher wirkt die Haftungskraft nach unten. Wenn das System überschaubar ist, kann die Haftkraft physikalisch richtig angesetzt werden. Dann werden die Betragsstriche weglassen. Bei komplexen Systemen ist dies nicht möglich, von vornherein die Richtung der Haftkraft zu sehen. Sie wird dann in beliebiger Richtung tangential mit Betragsstrichen angesetzt! - 305 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG y α F x G H N Bild 9.4 Schnittbild für Bewegung nach oben Die Gleichgewichtsbedingungen lauten (9. 4) : (9. 5) : in x - Richtung : F - H - G sin α = 0 ⇒ in y - Richtung : N - Gcos α = 0 ⇒ H = F - G sin α, N = Gcos α. Das Haftungsgesetz lautet (9. 6) : H ≤ µ 0N ⇒ F − G sinα ≤ µ 0 Gcos α. Der Inhalt des Ausdrucks zwischen den Betragsstrichen wird durch Betrachten der Last F bestimmt. Wird F zu klein ((F − G sin α ) < 0 ) , würde der Körper nach unten rutschen (Bild 9.5). Die Haftungskraft zeigt dann nach oben. - 306 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG y α F x G H N Bild 9.5 Schnittbild für Bewegung nach unten Dann lauten die Gleichgewichtsbedingungen (9. 7) : (9. 8) : in x - Richtung : F + H - G sinα = 0 in y - Richtung : N - Gcos α = 0 ⇒ ⇒ H = - F + G sin α, N = Gcos α. Mit dem Haftungsgesetz (9.6) folgt (9. 9) : F ≥ G sin α - µ 0 Gcos α. Die Kraft F kann deshalb zwischen den beiden Werten (9. 10) : G (sin α - µ 0 cos α ) ≤ F ≤ G (sin α + µ 0 cos α ) liegen. - 307 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG Mit Zahlenwerten ergeben sich die Grenzwerte für die Last F für Stahl auf Stahl (Haftreibungskoeffizient µ 0 = 0.5 ) (9. 11) : 0.026 G ≤ F ≤ 0.326 G. Für den Winkel α 1 = 1 0 0 folgt (9. 12) : 3 % ≤ F ≤ 30 %. Mit F = 0 kann die maximale Größe des Steigungswinkels α * der schiefen Ebene berechnet werden. Wird der Winkel α * überschritten, rutscht der Körper immer nach unten. (9. 13) : - G sin α * ≤ µ 0 G cos α * ⇒ sin α * - µ 0 cos α * = 0. Der ist der maximale Steigungswinkel α * ist (9. 14) : Beispiel - 308 - α * = artan µ 0 . 9 HAFTUNG UND REIBUNG o Gleichgewichtszustand eines Systems durch die mögliche Haftkraft Es ist zu untersuchen, ob für das Doppelpendel (G = Eigengewicht eines Stabes) in der gegebenen Lage ein Gleichgewichtszustand möglich ist. gegeben: h = 2 m, µ 0 = 0.5 in C, l = 1.5 m, α 1 = 1 0 0 gesucht: Bestimmung des Gleichgewichts des Systems l A α1 l B h α2 µ0 C Bild 9.6 Doppelpendel in der gegebenen Lage Lösung Aus der Geometrie folgt (9. 15) : l cos α1 + l cosα 2 = h ⇒ h α 2 = arcos ( - cos α1 ). l - 309 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG Ay l Ax α1 G Bx By Bx l h By α2 G N H Bild 9.7 Schnittbild Die Gleichgewichtsbedingungen lauten am linken Teilsystem →: (9. 17) : ↑: (9. 18) : ΣMBlinks : - A y l sin α1 - A x l cos α1 + ⇒ A x - Bx = 0 ⇒ (9. 16) : A y - By - G = 0 Ay = A x = Bx, ⇒ B y = A y − G, G G - A x cot α1, B y = - A x cot α1, 2 2 und am rechten Teilsystem (9. 19) : - 310 - →: G l sin α1 = 0 2 Bx + H = 0 ⇒ B x = - H, 9 HAFTUNG UND REIBUNG (9. 20) : ↑: B y + N - G = 0 ⇒ (9. 21) : N=3 ⇒ N = G - By G - H cot α1, 2 ΣMBlinks : N l sinα 2 + H l cos α 2 - G l sinα 2 = 0. 2 Daraus folgen die Haftkraft und die Normalkraft (9.22) : H= G , cot α1 − cot α 2 (9.23) : N= G(cot α1 − 3cot α 2 ) G . − H cot α 2 = 2 2(cot α1 − cot α 2 ) Mit den Zahlenwerten α1. = 100 und aus (9.15) α 2 . = 69.6 0 ergibt sich (9.24) : H = 0.1887G < Hmax = µ 0N = 0.20149 G . Bei dem gegebenen Haftungskoeffizienten µ 0 . ist in der angegebenen Lage (α1. = 100 ) ein Gleichgewichtszustand möglich. - 311 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG 9.3 Seilhaftung Es herrscht Gleichgewicht, solange gilt (9.25) : S 2 e −µ0α ≤ S1 ≤ S 2 eµ0α . α S2 S1 a) Haftkräfte, bzw. Reibungskräfte S2 α Zugrichtung, b) wenn S2 > S1 S1 Bild 9.8 a) Seilkräfte um eine Rolle; b) am Element mit den Haftungskräften Hier kann nur der Fall "Grenzhaftung" betrachtet werden, da die Problemstellung immer statisch unbestimmt ist. Mit S 2 > S1 und festem S1 folgt - 312 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG (9.26) : Mit S2 = S1 eµ0α , S1 e −µ0α ≤ S2 ≤ S1 eµ0α . Zahlenwerten e − µ 0 α = 0.6065 folgt aus − µ0 α = 0.5 und aus µ0 α = 0.5 µ0 der Wert folgt der Wert e µ0 α = 1.65 . (9.27) : S1 0,6065 ≤ S 2 ≤ S1 1.65. Innerhalb dieser Werte wird das Gleichgewicht gehalten. Für S2 < S1e −µ0 α erfolgt ein Rutschen nach rechts, für S2 > S1eµ0 α ein Rutschen nach links. - 313 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG 9.4 Aufgaben zu Kapitel 9 AUFGABE 9.1 o Haftung an zwei Körpern, die mit einem Seil miteinander verbunden sind Zwei Walzen (Gewicht G, Radius r) liegen auf einer schiefen Ebene (Winkel β ) (Bild 9.9). Die Walze I haftet auf der schiefen Ebene (Haftungskoeffizient µ0 ), die Berührungsflächen zwischen Walze I und Walze II und zwischen Walze II und der schiefen Ebene sind glatt. Über die Walze I läuft ein Seil, das im Mittelpunkt von Walze II befestigt ist. gegeben: G, r, β , µ0 gesucht: Bestimmung der Seilkraft S, damit Gleichgewicht herrscht, und der Normalkraft N2 zwischen der schiefen Ebene und der Walze II für β = 150 . - 314 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG S r I µ0 r II G glatt G β Bild 9.9 Zwei Walzen auf einer schiefen Ebene Lösung: S = 2G sinβ , N2 = G(cosβ − sinβ) = 0.707 G AUFGABE 9.2 o Haftung an zwei Körpern, die mit einem Seil miteinander verbunden sind o Symmetrisches System Ein Fass (Gewicht G, Radius r) soll durch eine Zangenkonstruktion gehoben werden (Bild 9.10). Die beiden vertikalen Seile werden über eine Seiltrommel umgelenkt. gegeben: G, r gesucht: Bestimmung der Mindestgröße von µ0 und die Gelenkkraft C. - 315 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG 6r Seil A Seil B C a = 3/2r r µ0 G µ0 Bild 9.10 Fasshalterung durch Zangenkonstruktion Lösung: µ0 ≥ 4 3 , C=− G 3 8 AUFGABE 9.3 o Haftung an zwei Körpern, die mit einem Seil miteinander verbunden sind Zwei Quader (Gewicht G und G ) sind durch ein Seil S miteinander verbunden (Bild 9.11) und liegen auf einer unter α geneigten Ebene (Haftungszahlen µ0 und µ0 ). gegeben: G, µ0 = 0.2 , µ0 = 0.4 , α = 20 0 gesucht: Bestimmung der Mindestgröße von G , für die die Körper nicht abrutschen. - 316 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG S G G α µ0 µ0 Bild 9.11 Zwei Quader auf einer unter α geneigten Ebene Lösung: G ≥ 4 G AUFGABE 9.4 o Haftung an einem Körper o Statisch unbestimmtes System o Grenzhaftung Ein gewichtsloses Brett (Bild 9.12), das auf zwei rauhen Kanalwänden aufliegt, ist mittig mit einer schräg angreifenden Kraft F belastet. gegeben: l, α , ϕ , µ0 gesucht: Bestimmung der Reaktionskräfte in Abhängigkeit von ϕ und des größte Wertes, den ϕ annehmen darf, wenn der Haftungskoeffizient µ0 = 0.3 ist. - 317 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG l/2 F µ0 α ϕ l/2 α µ0 Bild 9.12 Gewichtsloses Brett auf zwei rauhen Kanalwänden 1 1 F cos ϕ F cos ϕ 2 2 , N2 = , Lösung: N1 = cos α + µ0 sin α cos α − µ 0 sin α 1 1 F cos ϕ F cos ϕ 2 2 H1 = µ 0 , H2 = µ 0 , cos α + µ0 sin α cos α − µ0 sin α ϕmax = 22.40 AUFGABE 9.5 o Haftung an einem Körper o Statisch unbestimmtes System o Grenzhaftung Auf einem horizontalen rauhen Boden (Haftungskoeffizient µ1 ) liegt eine Walze (Gewicht G, Radius r) (Bild 9.13) so, dass sie die vertikale, ebenfalls rauhe Wand (Haftungskoeffizient µ2 ) berührt. An der Walze greift eine Drehkraft D an. - 318 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG gegeben: µ1 , µ2 , G, r gesucht: Bestimmung des größten Wertes von D, für den sich die Walze nicht dreht. µ2 D r G µ1 Bild 9.13 Walze auf einem horizontalen rauhen Boden und an einer rauhen Wand Lösung: D = Gr = µ1 (µ2 + 1) µ1µ 2 +1 . AUFGABE 9.6 o Gleichgewichtszustand eines Systems durch die mögliche Haftkraft Ein starrer, gewichtsloser Balken (Bild 9.14) hängt an einem Seil S und lehnt in A an einer rauhen Wand (Haftungskoeffizient µ0 ). Er trägt in C eine Last F. - 319 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG gegeben: α , β , F, l, µ0 gesucht: Bestimmung der Reaktionskräfte F α A C B β l/2 l/2 Bild 9.14 Starrer, gewichtsloser Balken Lösung: S = 2F, N = 2F H=F cos β sin α , sin( δ + β) 2 cos α cos β − sin(δ + β) sin(δ + β) AUFGABE 9.7 o Gleichgewichtszustand eines Systems durch die mögliche Haftkraft Eine gewichtslose Stange (Länge l) wird bei A reibungsfrei geführt und trägt an ihrem unteren Ende einen Klotz vom Gewicht G (Bild 9.15), der auf einer rauhen Unterlage (Haf- - 320 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG tungskoeffizient µ0 ) liegt. An der Stange ist ein Seil befestigt, an dem das Gewicht Q hängt. Die Rolle ist reibungsfrei. gegeben: l, µ0 , G, Q, β gesucht: Wie groß ist die Haftungskraft zwischen Klotz und Unterlage? Ist eine Haftung des Klotzes für die Werte β = 60 0 , Q = 4 N, µ 0 = 1 und G = 3 N möglich? Wie 2 3 groß muss G mindestens sein, damit das System gerade noch in Ruhe ist? A l/2 β l/2 G µ0 Q Bild 9.15 Gewichtslose Stange bei A reibungsfrei geführt - 321 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG Lösung: G ≥ 1 Q 2µ 0 AUFGABE 9.8 o Gleichgewichtszustand eines Systems durch die mögliche Haftkraft Ein Mensch zieht an einer Kiste (Bild 9.16), die n- mal sein Gewicht wiegt. Die Kiste ruht auf rauhem Sand. Er selbst steht auf rauhem Boden. Wie weit darf er sich nach hinten neigen, bis er den Halt verliert? Der Winkel α ist gesucht, bei dem das Gleichgewicht versagt. gegeben: G, h, s, µ0 gesucht: Bestimmung des Grenzwinkels für n = 0.5 und n = 1.5 - 322 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG Q = nG S G µ0 s α h µ0 Bild 9.16 Mensch zieht an einer Kiste h h Lösung: tan α1 ≤ µ 0n, tan α 2 ≤ µ0 s s AUFGABE 9.9 o Gleichgewichtszustand eines Systems durch die mögliche Haftkraft o Statisch unbestimmtes System o Grenzhaftung Ein durch die Last Q gespanntes Seil ist über eine gewichtslose Rolle geführt (Bild 9.17), deren Träger (Höhe h, - 323 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG Gewicht G) lose auf dem rauhen Boden (Haftungskoeffizient µ0 ) steht. gegeben: h, G, µ0 gesucht: Bestimmung des Wertes für Q, damit der Rollenträger gerade nicht rutscht. G 45° µ0 h C Q Bild 9.17 Träger, durch ein Seil gehalten Lösung: Q ≤ µ0 G 2 1 − µ 0 ( 2 + 1) AUFGABE 9.10 o Gleichgewichtszustand eines Systems durch die mögliche Haftkraft - 324 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG o Bestimmung von µ0 Ein aus zwei gleichen Stangen (Gewicht G) bestehender Bock (Bild 9.18) trägt die Last Q. gegeben: a = 0, 25 h, b = 0, 5 h, G, Q, h gesucht: Bestimmung des Haftungskoeffizient µ0 bei B, damit der Bock für Q = 0, beziehungsweise G = 0 im Gleichgewicht steht. C a Seil G G h Q µ0 A b b B Bild 9.18 Bock mit der Last Q Lösung: Für Q = 0: µ0 ≥ µ0 ≥ b 1 = , für G = 0: 2h 4 2ah+bh−ab 1 = h (h − a ) 6 - 325 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG AUFGABE 9.11 o Gleichgewichtszustand eines Systems durch die mögliche Haftkraft o Statisch unbestimmtes System o Grenzhaftung Bei der skizzierten Klemmrollenbefestigung (Bild 9.19) sei der Haftungskoeffizient zwischen Tafel (Gewicht G1) und Rolle (Gewicht G2), sowie zwischen Rolle und Bügel µ0 . Die Berührfläche zwischen Tafel und Bügel sei glatt. gegeben: G1, G2, r, α , µ0 gesucht: Bestimmung der Kräfte zwischen Rolle und Tafel und der maximalen Größe G1, damit die Tafel nicht durchrutscht. - 326 - 9 HAFTUNG UND REIBUNG µ0 glatt r G2 G1 µ0 α Tafel Bild 9.19 Klemmrollenbefestigung Lösung: G1 ≤ µ0 ⋅ G2 ⋅ tanα 1 + sinα 1 − µ 0 cosα - 327 - 10 RAUMSTATIK 10 RAUMSTATIK Lehrziel des Kapitels o Freiheitsgrade in dreidimensionalen Systemen o Definition der Lagerungen o Aufstellung der dreidimensionalen Gleichgewichtsbedingungen o Bestimmung der Schnittkraftverläufe in dreidimensionalen Systemen Ein Körper, der im Raum frei beweglich ist, hat sechs Freiheitsgrade, drei Verschiebungen in x-, y-, z- Richtung und drei Drehungen um die x-, y-, z- Achse. Durch Lager werden die Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Tabelle 10.1 Lagertypen im Raum o Pendelstütze: 1 Kraftkomponente Schnittbild Az z - 328 - 10 RAUMSTATIK o Gelenkiges Auflager: 3 Kraftkomponenten z y x Ax Ay Az Schnittbild o Einspannung: 3 Kraftkomponenten und 3 Momente z y x Mz Az Ay Ax My Schnittbild Mx Beispiel o Bestimmung der Auflagerreaktion im dreidimensiona- len System Ein abgewinkelter Balken (Bild 10.1) wird mit einer Gleichstreckenlast belastet. gegeben: a, b, q0, F1, F2, M0 - 329 - 10 RAUMSTATIK gesucht: Bestimmung der Lagerkräfte und -momente an der Einspannung F2 M0 q0 z b y x F1 a Bild 10.1 Abgewinkelter Balken Lösung F2 Mz Az M0 q0 My b Ay Ax Mx F1 a Bild 10.2 Schnittbild Die dreidimensionale Gleichgewichtsbedingungen lauten (10.1) : - 330 - in x − Richtung : A x + F1 = 0 ⇒ A x = - F1 , 10 RAUMSTATIK (10.2) : in y − Richtung : A y - F2 = 0 (10.3) : in z − Richtung : A z - q0 b = 0 (10.4) : um x − Achse : MAx + M0 - q0 ⇒ MAx (10.5): ⇒ ⇒ A y = F2 , A z = q0 b, b2 =0 2 b2 = - M0 + q0 , 2 um y − Achse: - MAy + q0 b a = 0 ⇒ MAy = - q0 b a, (10.6) : um z − Achse : - MAz + F2 a = 0 ⇒ MAz = F2 a. Beispiel o Bestimmung der Auflagerreaktion im dreidimensiona- len System - 331 - 10 RAUMSTATIK Drei Stäbe sind miteinander in D verbunden (Bild 10.3) und mit Einzelkräften F1 und F2 horizontal belastet. In A, B und C sind sie als Pendelstützen gelagert. gegeben: a, b, c, F1, F2 gesucht: Bestimmung alle Stabkräfte z F2 D F1 c 3 2 b 1 C y x a A Bild 10.3 Drei Stäbe mit Einzelkräften F1 und F2 Lösung - 332 - B 10 RAUMSTATIK F2 F1 D 3 c 2 b 1 By Bz Cz a Ax Az Bild 10.4 Schnittbild Die dreidimensionale Gleichgewichtsbedingungen lauten (10.7) : in x − Richtung : (10.8) : in y − Richtung : B y + F2 = 0 (10.9) : in z − Richtung : ⇒ Cz = - F1 − A x - F1 = 0 ⇒ A x = - F1, ⇒ B y = - F2 , A z + B z + Cz = 0 c c - F2 , a b - 333 - 10 RAUMSTATIK (10.10) : um x − Achse : F2 c - B z b = 0 ⇒ B z = F2 (10.11) : c , b um y − Achse : F1 c - A z a = 0 ⇒ A z = F1 c . a Die Stabkräfte ergeben sich aus der vektoriellen Summe der einzelnen Richtungen (10.12) : 2 2 2 Si = S1x + S1y + S1z . Damit sind die Stabkräfte (10.13) : c c c S1 = ( −F1 )2 + (F1 )2 , S 2 = Cz = − F1 a − F2 , a a b (10.14) : c S3 = ( −F2 )2 + (F2 )2 . b - 334 - 10 RAUMSTATIK 10.1 Aufgaben zu Kapitel 10 AUFGABE 10.1 o Bestimmung der Auflagerreaktion im dreidi- mensionalen System o Bestimmung der Biege- und Torsionsmomen- tenverläufe Ein eingespannter Kreisbogenträger (Bild 10.5), der in der horizontalen Ebene liegt, wird durch eine vertikale Endlast F normal zur Ebene belastet. gegeben: r, F gesucht: Bestimmung der Biege- und Torsionsmomente in Abhängigkeit vom Winkel ϕ . ϕ 90° r F Bild 10.5 Eingespannter Kreisbogenträger mit vertikaler Endlast F - 335 - 10 RAUMSTATIK Lösung: MB ( ϕ) = − Fr sin ϕ, MT ( ϕ) = Fr (1 − cos ϕ) AUFGABE 10.2 o Bestimmung der Auflagerreaktion im dreidi- mensionalen System o Bestimmung der Querkraft-, Biege- und Torsi- onsmomentenverläufe Ein aus Rohren zusammengeschweißter Rahmen (Bild 10.6) ist bei A eingespannt und bei D mit der Kraft F belastet. gegeben: l, F gesucht: Bestimmung der Querkraft-, Biege- und Torsionsmomentenverläufe 3l B A l D F 2l C Bild 10.6 Aus Rohren zusammengeschweißter Rahmen - 336 - 10 RAUMSTATIK Lösung: Ax = Ay = 0, Az = F, MAx = - F l, MAy = - F l, MAz = 0 AUFGABE 10.3 o Bestimmung der Auflagerreaktion im dreidi- mensionalen System o Bestimmung der Normalkraft-, Biege- und Tor- sionsmomentenverläufe Ein Pfosten mit angeschweißtem Kragarm (Bild 10.7) ist durch sein Eigengewicht q und ein Torsionsmoment am Ende des Kragarms belastet. Das Lager B ist in y- Richtung unverschieblich. gegeben: l, q, MT0 gesucht: Bestimmung der Normalkraft-, Biegemomentenund Torsionsmomentenverläufe - 337 - 10 RAUMSTATIK l y MT0 z x l l Bild 10.7 Pfosten mit angeschweißtem Kragarm mit Momentenbelastung Lösung: an der Rahmenecke: Moben l2 l2 l2 = −q ; Mrechts = q ; Munten = q 4 2 4 AUFGABE 10.4 o Bestimmung der Auflagerreaktion im dreidi- mensionalen System Ein räumliches Tragwerk (Bild 10.8) ist bei A um die x- Achse, bei C um die x- und y- Achse biegegelenkig, bei A torsionsstarr und bei C verschieblich gelagert. gegeben: F, l - 338 - 10 RAUMSTATIK gesucht: Bestimmung der Auflagerkräfte A und C. A l l C D l F 2F B z x y Bild 10.8 Räumliches Tragwerk Lösung: Ax = 2 F, Ay = 0, Az = 0, MAy = - F l, MAz = - 4 F l, C =F - 339 - 11 LITERATUR 11 LITERATUR Assmann; Technische Mechanik I, II, II; Oldenbourg; 2009 Beitz/ Grote (Hers.); Dubbel, Taschenbuch für den Maschinenbau, 20. Auflage; Springer- Verlag; 2011 Böge; Technische Mechanik; Vieweg; 2011 Brommundt/ Sachs; Technische Mechanik; Springer- Lehrbuch; 2006 Bronstein, Ilja N./ Semendjajew, K. A./ Musiol, Gerhard/ Muehlig, Heiner; Taschenbuch der Mathematik; Deutsch (Harri); 2016 Dankert, Jürgen/ Dankert, Helga; Technische Mechanik: Statik, Festigkeitslehre, Kinematik/Kinetik; Vieweg+Teubner Verlag; 2013 Gabbert, Ulrich/ Raecke, Ingo; Technische Mechanik für Wirtschaftsingenieure; Carl Hanser Verlag; 2013 Göldner/ Holzweissig; Leitfaden der Technische Mechanik; Fachbuchverlag Leipzig; 1990 Göldner/ Pfefferkorn ; Technische Mechanik; Fachbuchverlag Leipzig; 1990 - 340 - 11 LITERATUR Göldner/ Witt; Technische Mechanik; Fachbuchverlag Leipzig- Köln; 1993 Gross, Dietmar/ Hauger, Werner/; Technische Mechanik: 1 Statik, 2 Elastostatik, 3 Kinetik; Springer-Lehrbuch; 2013 Gross, Dietmar/ Ehlers, Wolfgang Formeln und Aufgaben zur Technischen Mechanik 1 Statik, 2 Elastostatik, 3 Kinetik; Springer-Lehrbuch; 2013 Gummert/ Reckling; Mechanik; Vieweg; 3013 Herr, Horst; Technische Mechanik. Lehr- und Aufgabenbuch: Statik, Dynamik, Festigkeitslehre; Europa-Lehrmittel; 2008 Hibbeler, Russell C.; Technische Mechanik 1 – Statik, 2 – Festigkeitslehre, 3. 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342 - Technische Mechanik; SACHWÖRTERVERZEICHNIS SACHWÖRTERVERZEICHNIS ω - Verfahren - 115 - abgewinkelter - 329 - Ableitungsfunktion - 16 - Balkenproblem - 172 - Absolutbewegung - 303 - Balkensystem - 284 - actio = reactio - 87 - Bauteile Arbeit virtuelle - 263 Arbeitsbegriff der Statik - 260 Arbeitssatz - 261 Auflager gelenkiges - 329 - Auflagerkraft - 95 -, - 132 , - 181 -, - 283 Auflagerkraftbestimmung 196 - zweidimensionale (ebene) - 92 Berechnungsproblem - 101 Bereich zwei - 190 Berührungsfläche - 88 Bestimmtheit statische - 94 -, - 119 Bestimmungsgleichung - 198 - Auftriebskraft - 289 - beweglich - 98 - Balken Bewegung - 343 - SACHWÖRTERVERZEICHNIS ebene - 94 Bewegungsmöglichkeit Drehachse - 34 - 76 -, - 92 - Drehpunkt - 34 - Biegemoment - 173 Biegemomentenverlauf Drehmoment - 33 -, - 34 - Drehwirkung - 33 - 174 - dreidimensional - 90 -, 330 - biegesteif - 203 - Dreigelenkbogen - 126 - Bildungsgesetz - 122 - Druckkraft - 211 - COULOMBschen Druckstab - 115 - Haftungsgesetzes - 301 CREMONAplan - 123 -, 138 Diagramm - 170 Differentationsregel - 17 Differentialgleichung - 172 Dimension - 88 Doppelindizierung - 193 Doppelpendel - 309 - - 344 - Einheitsvektor - 32 Einspannung - 77 -, - 181 -, - 329 Einzelkraft - 88 Einzelmoment - 214 Einzelschnittbild - 121 Elastizitätstheorie - 100 -, - 118 Elastostatik - 118 Element SACHWÖRTERVERZEICHNIS Faser infinitesimales - 173 Eliminationsverfahren - 134 - Flächenkraft - 88 - Ende Flächenlast - 89 - freies - 78 - Freiheitsgrade - 328 - Energie Freischneiden - 283 - potentielle - 266 -, - 273 - Gerberträger - 196 - Energiemethode - 261 - Gesamtsystem - 117 -, - Ersatzmodell 163 - mechanisches - 101 - Geschwindigkeitsrichtung - 121 - Gewichtsbelastung - 58 - ebenes - 114 - 126 - - 302 Getriebeanalyse - 119 - Fachwerk zusammengesetztes Gelenk - 197 Gelenkkraft - 198 -, - 215 - Energieform - 262 - Explosionsschnittbild "gestrichelte" - 165 - Gewichtskraft - 88 - Gewichtsstabilität - 289 glatte Oberfläche - 301 - Fachwerkstab - 115 - - 345 - SACHWÖRTERVERZEICHNIS Gleichgewicht - 27 -, - 313 - Gleitreibung - 302 Grenzhaftung - 302 -, 312 - in der Ebene - 48 - Griechisches Alphabet - in einem Punkt - 25 - 24 - scheinbares - 55 - Grundgleichung - 172 - Gleichgewichtsbedingung - 31 -, - 50 -, - 80 -, - 81 - Haftkraft - 301 - , - 83 -, - 94 -, - 95 -, - Haftreibung - 301 - 117 -, - 121 -, - 206 -, 207 -, - 216 -, - 306 - 55 Gleichgewichtslage - 276 - Haftungsgesetz - 306 - 306 -, - 312 - stabile - 282 - Halte- oder Lagerkraft - 27 statische - 269 - - 309 Gleichstreckenlast - 175 -, - 346 - Haftung - 301 - Haftungskraft - 305 -, - , - 277 - - 190 -, - 329 - - 301 -, - 308 - Gleichgewichtskontrolle - Gleichgewichtszustand Haftreibungskoeffizient Haltekraft - 28 Hebelarm - 34 innerlich statisch bestimmt SACHWÖRTERVERZEICHNIS Krafteck - 14 -, - 28 -, - innerlich - 116 - 138 - Integration - 20 -, - 176 Integrationskonstante - Kräfteverteilung 176 -, - 186 - in der Ebene - 57 - kinematisch - 98 -, - 285 - Kraftsystem Knoten - 120 - äquivalentes - 35 - Komponentenschreibweis e - 31 - Krafttyp - 88 - Kontrolle - 86 -, - 102 -, 200 -, - 207 - Lager Koordinatensystem - 191 Kraft dreiwertiges - 77 einwertiges - 76 - elektrische - 88 - gelenkiges - 77 - innere - 87 - zweiwertiges - 77 - magnetische - 88 - 164 - Kragarm - 80 -, - 185 Lageplan - 30 -, - 139 - graphische - 140 - statisch Kräftemaßstab - 137 - äquivalente Lagerart - Symbol - 76 verschiedene - 76 - - 347 - SACHWÖRTERVERZEICHNIS Lagerkraft - 58 -, - 76 -, 87 -, - 176 - 202 -, - 212 - Lagerkräft - 76 - Normalkraft - 87 -, - 163 -, - 203 - Lagerreaktion - 76 - Normalkraftverlauf - 211 - Lagerung - 87 -, - 92 beidseitig Momentenverlauf - 195 -, - gelenkige - 179 - Nullstab - 126 Oberfläche Last - 115 - glatte - 301 - Lastfall - 288 - rauhe - 301 - Linienlast - 89 Messerschneide - 89 - Parabel eingehängte - 201 - Mittelebene - 92 - Parallelführung - 78 - Moment - 163 - Parallelführung, Momentengleichgewicht 35 -, - 96 Momentenmaximum - 202 Momentensumme - 212 - gelenkige Lagerung - 183 Parallelverschiebung - 35 Pendelstütze - 76 -, - 332 Polplan - 119 - - 348 - SACHWÖRTERVERZEICHNIS Prinzip der virtuellen Verrückungen - 263 Querkraft - 163 -, - 173 -, 203 Querkraftverlauf - 174 -, 195 -, - 211 Rahmen - 203 Rahmenecke - 213 Rahmensystem - 171 Randbedingung - 178 -, 193 Raumstatik - 328 Reibung - 302 Reibungskoeffizient - 302 Reibungskraft - 302 Relativbewegung - 303 Resultierende - 28 -, - 58 , - 88 -, - 121 - Richtungswinkel - 32 RITTERsches Schnittverfahren - 127 Rollenlager - 76 - Rotation - 93 Scheibe - 122 Scheibenbildung - 123 Schiffsstabilität - 286 Schneiden - 79 -, - 87 knotenweises - 127 stückweises - 217 Schnitt RITTERscher - 140 Schnittbild - 79 -, - 83 -, 95 -, - 102 -, - 166 Schnittkraft - 87 Schnittkraftverlauf - 166 -, - 194 Schnittprinzip - 163 - - 349 - SACHWÖRTERVERZEICHNIS Schnittufer - 165 Seilhaftung - 312 Seilkraft - 57 -, - 87 -, 312 Stab - 114 Stabilität - 286 Stabilitätsnachweis - 115 Stabkraft - 334 Stammfunktion - 18 - Struktur dreidimensionale - 90 Stützenmoment - 195 System kinematisches, bewegliches - 119 Teilchen differentiell kleinen (infinitesimal) - 172 - Starrkörper - 263 - Teilkörper - 163 - statisch bestimmt - 95 -, - Teilsystem - 118 -, - 198 -, 116 äußerlich - 116 statisch unbestimmtes innerlich - 118 - - 216 Träger abgewinkelter - 82 Tragwerk - 114 - Staumauer - 89 - ebenes - 76 - Steigungswinkel - 308 - kinematisches - 96 - Streckenlast - 89 -, - 185 - räumliches - 90 - abfallenden - 190 - - 350 - SACHWÖRTERVERZEICHNIS statisch unbestimmtes 100 - Verrückung virtuelle - 263 -, - 285 - Tragwerksart - 90 - Volumenkraft - 88 - Translation - 93 - Vorzeichendefinition - 115 Übergangsbedingung - 193 Umklappen Vorzeichenfestlegung der Momentenordinate - 213 Umlaufsinn - 137 - - 116 -, - 165 Wasserdruck - 88 Wechselwirkungsgesetz 86 - Umlenkrolle - 273 - Wirkungslinie - 33 -, - 86 - Unbekannte - 122 - Zugkraft - 115 -, - 211 - Variationsrechnung - 268 - Zusammenhang Vektor - 14 - geometrischer - 261 - Verbindungspunkt - 115 - - 351 - BEREITS ERSCHIENEN BEREITS ERSCHIENEN Annette Kunow, Technische Mechanik I - Statik- http://www.kisp.de/buchshop/ Annette Kunow, Übungen zur Technischen Mechanik I Statik-, Vollständig und mit möglichen Lösungsvarianten gelöste Übungsaufgaben http://www.kisp.de/buchshop/ Annette Kunow, Technische Mechanik II - Festigkeitslehre/ Elastostatik- http://www.kisp.de/ buchshop/ Annette Kunow, Übungen zur Technischen Mechanik II Festigkeitslehre/ Elastostatik-, Vollständig und mit möglichen Lösungsvarianten gelöste Übungsaufgaben http://www.kisp.de/ buchshop/ Annette Kunow, Technische Mechanik III - Kinetik/ Dynamik- http://www.kisp.de/ buchshop/ Annette Kunow, Übungen zur Technischen Mechanik III - Kinetik/ Dynamik -, Vollständig und mit möglichen Lösungsvarianten gelöste Übungsaufgaben http://www.kisp.de/ buchshop/ - 352 - BEREITS ERSCHIENEN Annette Kunow, Finite Elemente/ Computer Aided Engineering (CAE), Anwendungen und Lösungen http://www.kisp.de/ buchshop/ Annette Kunow, Projektmanagement & Business Coaching, Grundlagen des agilen Projektmanagements mit Methoden des Systemischen Coachings http://www.kisp.de/ buchshop/ Erscheint in Kürze unter http://www.kisp.de/buchshop/ Annette Kunow, Numerische Dynamik und Annette Kunow, Numerische Dynamik, Vollständig und mit möglichen Lösungsvarianten gelöste Übungsaufgaben - 353 - IMPRESSUM IMPRESSUM Prof. Dr.-Ing. Annette Kunow Technische Mechanik I - Statik 2. Auflage 2016 Konzeption: Annette.kunow Grafiken: Annette Kunow Umschlag: Frank Terhaag Alle Angaben/ Daten sind nach bestem Wissen erstellt, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnlichen Einrichtungen durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanla- - 354 - IMPRESSUM gen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, dem Autor vorbehalten. - 355 -
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