Präparation eines materialografisch- histologischen Dünnschliffs zur

Präparation eines
materialografischhistologischen
Dünnschliffs zur
Untersuchung der
Knochenintegration
bei dentalen
Implantaten
Jose-Iñaki Alava
F. Marín
A. Intxaurrandieta
I. Braceras
M. Maeztu
Struers
Zeitschrift
für
Materialografie
6/2005
Structure e-6
6/2005
Schriftleitung:
Knud Foldschack (verantwortlich)
Bente Freiberg
Michael Rückert
Präparation eines materialografischhistologischen Dünnschliffs zur
Untersuchung der Knochenintegration
bei dentalen Implantaten
Structure wird an Leser im Feld der
Materialografie weitergegeben.
Struers A/S
Pederstrupvej 84
DK-2750 Ballerup
Denmark
Telefon +45 44 600 800
Telefax +45 44 600 801
e-mail: [email protected]
Internet: www.struers.com
Jose-Iñaki Alava1, F. Marín, A. Intxaurrandieta2, I. Braceras3,
und M. Maeztu4
Areas of Biomaterials1, Materialography2 and Surface treatments3.
INASMET Foundation-Technology Centre for Materials
San Sebastian-Donostia, Spanien.
Private Ordination4, Paseo San Francisco, 43 A, 1 dcha. 20400 Tolosa,
Spanien.
Einführung
Wir fordern unsere Leser dazu auf, schriftliche
Beiträge über die Präparation von metallografischen, mineralogischen und keramischen
Proben und damit verwandte Gebiete einzusenden.
Geeignete Artikel werden kostenlos in Structure
aufgenommen, einschliesslich dazugehörender
Abbildungen in Farbe oder Schwarz/Weiss.
Die Beiträge sollten in Form einer Papierkopie
oder vorzugsweise auch elektronisch an die
Schriftleitung von Structure geschickt werden.
Wird ein Artikel in elektronischer Form zur Verfügung gestellt sollten Text und Illustrationen in
separaten Dateien gespeichert werden.
Wir bevorzugen die folgenden
Formate:
Text: MS Word
Bilder:
TIF oder JPG in hoher Auflösung
Zeichnungen: Corel Draw (CDR 10
oder früher) oder Adobe Illustrator
(AI 9 oder früher)
In technischer Hinsicht ist bei der Beurteilung der Knochenintegration an dentalen Implantaten der kritischste Aspekt die gleichzeitige
Erhaltung und Darstellung von hartem und weichem Gewebe und dem
Material des Implantats. Abgesehen von den verschiedenen Zellgeweben (trabekulärer Knochen, kortikaler Knochen, periodontales weiches
Gewebe, Blut usw.) hat ein dentales Implantat eine metallische Prothese die normalerweise eine poröse Schicht oder eine Oberflächenbehandlung hat. Bei dentalen Implantaten ist die Verwachsung von Gewebe
und Knochen am Übergang von Knochen/Implantat ein Hauptkriterium
für die Qualität der Verbindung mit der Metallprothese.
Die Schwierigkeit besteht in der gleichzeitigen Präparation des vergleichsweise harten Titans des Implantats zusammen mit dem weichen
Gewebematerial. Um genaue Abbildungen zu erhalten sind dafür einige
spezielle Methoden entwickelt worden. In diesem Artikel wird eine Kombination aus metallografischen und histologischen Methoden beschrieben die angewandt wurde um eine repräsentative Probe zur Beurteilung
der Knochenintegration herzustellen.
Das dentale Implantat wir normalerweise aus kommerziellem Reintitan
oder einer Ti-6Al-4V Legierung hergestellt. Diese Schraubenimplantate
werden dann in den maxillofacialen Knochen eingesetzt und dienen als
Stütze für die Zahnersatzkonstruktion (Zähne, Verbindungen oder kompletten Zahnersatz). Die richtige Befestigung des Metalls im Zahn ist
von kritischer Bedeutung, damit die Superstruktur gewährleistet ist und
die Prothese die zu erwartenden mechanischen Kräfte aushalten kann.
Der Befestigungsgrad am Knochen ist sehr schwer zu bestimmen, und
metallografisch-histologische Proben herzustellen an denen harte und
weiche Materialien beurteilte werden können verlangt die Anwendung
spezieller Techniken. Zusätzlich müssen die Ergebnisse für eine Anzahl
von Proben reproduzierbar sein.
Der Artikel beschreibt wie mit Hilfe herkömmlicher metallografischer
Methoden und ausreichend guter Hilfsmittel verschiedene Bestimmungen an einer Probe vorgenommen werden können, um ein Maximum an
Information über eine Zahnkonstruktion und den Grad ihrer Integration
zu erhalten.
3
Probenpräparation
Die Proben wurden aus halben Hundekiefern (von Experimenten an
Beaglen) entnommen und in 4%iges Formaldehyd gelegt. Mit Hilfe von
Röntgenansichten wurde an allen Proben die genaue Lage des Implantats im Kieferknochen bestimmt (Abb.1) Die Peri-Implantattasche wurde
mit einer Kunststoff-Periodontalsonde gemessen. Die Teile wurden
fotografiert und gekennzeichnet (Abb.2). Danach wurden die Proben
aus dem 4%igen Formaldehyd genommen, auf Papier abgetrocknet,
mit einer 60%igen Alkohol/Wasser Lösung gereinigt und in kleine sterile
Behälter gegeben, dabei wurde immer die Kennzeichnung beibehalten.
Dann wurden die Proben in einem Trockenschrank bei 40°C für mindestens 12 Stunden getrocknet.
Zur Probennahme wurde bei allen Proben ein Schnitt senkrecht zum
Knochen gelegt, wobei die Röntgenaufnahmen und ein Metallstab als
Hinweise für den Schnitt dienten.
Abb. 1: Röntgenaufnahme von Kiefer mit
Implantat
ref. 10-8325-I
310233.0
Trocknen und Infiltrieren
Die Proben wurden stufenweise in Ethanollösungen von 60% bis 100%
getrocknet. Die 60%, 80% und 90% Lösungen wurden mit Ethanol
(98%) hergestellt. Für die100% Lösung wurde reines Ethanol verwendet. Die Azetonlösung bestand aus 50% Azeton und 50% Ethanol
(98%), und Xylol wurde pur verwendet. Die Proben in den einzelnen
Behältern wurden wie folgt gebadet:
Lösung
Ethanol/Wasser 60%
Ethanol/Wasser 80%
Ethanol/Wasser 90%
Ethanol, absolut
Azeton/Ethanol 50%
Xylol 100%
Zeit
2 Std.
4 Std.
12 Std.
24 Std.
6 Std.
2 Std.
Nach dem letzten Bad wurden die Proben aus dem Behälter genommen, abgetrocknet und in einem Trockenofen 24 Stunden bei 60°C
getrocknet. Danach wurden die Proben mit EpoFix, einem bei Raumtemperatur langsam aushärtenden Epoxydharz, eingebettet. Nach dem
Übergießen der Probe mit EpoFix wurde die Einbettform 10 Minuten
unter Vakuum gesetzt um sicher zu stellen, dass alle Poren mit Epoxydharz gefüllt waren. Danach wurden die Proben für mindesten 48
Stunden ausgehärtet. Abb. 4 zeigt die schematische Zeichnung einer
eingebetteten Probe.
Abb. 2: Teil eines Kiefers mit Etikett zur
Kennzeichnung
Abb. 3: Schematische Zeichnung der
Probennahme an einer Knochenprobe mit
Implantat
Abb. 4: Schematische Zeichnung einer
eingebetteten Probe
Abb. 5:
ESEM Aufnahme
4
Dünnschliffherstellung
Nach dem Aushärten wurde die
eingebettete Probe mit Siliziumkarbidpapier Körnung 500
so lange vorsichtig von Hand
geschliffen bis der erste Zahn
einer Schraubenwindung sichtbar
wurde. Das Feinschleifen mit den
Körnungen 1200 und 2400 wurde
so lange fortgesetzt bis die Wurzeln der Schraubenwindung auftauchten. An diesem Punkt in der Präparation wurden ESEM (Environmental
Scanning Electron Microscopy) Aufnahmen gemacht (Abb. 5), und
mit EDS der Ca-Verlauf von ausgewählten Proben bestimmt (Abb. 6).
Vor der Dünnschliffherstellung wurde auch eine Dunkelfeldaufnahme
gemacht (Abb.7) um die neue Knochenbildung um das Implantat herum
zu zeigen.
Abb. 6: EDS Analyse von Ca und P
Für den Dünnschliff wurde die fein geschliffene Seite der eingebetteten
Probe mit 3 Tropfen EpoFix auf einen Objektträger aus Methacrylat geklebt und unter Vakuum gesetzt. Danach wurde die Probe mit Gewichten beschwert und für 48 Stunden ausgehärtet.
Abb. 8 zeigt wie nach dem Aushärten das überstehende Probenmaterial abgetrennt wurde. Die Probe wurde mit einem Vakuumhalter in
der Präzisionstrennmaschine Accutom gehalten und mit einer dünnen
Aluminiumoxid Trennscheibe vom Schraubenkopf ausgehend getrennt.
Das verbleibende Probenmaterial war 100-120 μm dick. Mit einem für
diesen Zweck hergestellten Dünnschliffhalter (Abb.
9) wurde die Probe jetzt
mit Siliziumkarbidpapier
Körnung 500, 1200, und
2400 bis zu einer Dicke
von 50±10μm (Abb.10)
geschliffen. Die Dicke wurde während des Schleifens regelmäßig mit dem
Mikroskop überprüft.
Fig. 8
Abb. 7: Neue Knochenbildung um
das Implantat
Fig. 9
Fig.10
5
Materialbeurteilung
Das am meisten verwendete Material für diese Art von Implantaten ist
Reintitan oder eine Ti-6Al-4V Legierung. Der Unterschied zwischen
diesen Materialien liegt darin, dass die Legierungselemente die Umformungstemperatur der α-β Phase verändern was bei dem Reintitan zu
einem „near-α“ Gefüge führt und bei der Ti-6Al-4V zu einem α-β Gefüge. Diese Legierungen haben drei Arten von Mikrogefügen bezüglich
ihrer chemischen Zusammensetzung: „near-α“, α-β und β Gefüge.
Zusätzlich hängt die Morphologie auf Grund der chemischen Zusammensetzung direkt von der Abkühlungsrate aus dem α-β oder dem
β-Bereich ab, was zu einer nadeligen α-Struktur oder einer martensitischen α’-, Ω - oder Ti3Al - Phase führt, welche die Materialeigenschaften bedeutend verändern können. Eine Gefügeuntersuchung sollte
durchgeführt werden um die Korngröße und die thermo-mechanische
Behandlung des Materials zu beurteilen. Da beide Werkstoffe sich unterschiedlich gegenüber Korngrenzenkorrosion verhalten ist die Auswirkung des Gefüges in Hinsicht auf die zu erwartende Lebensdauer eines
Implantats von großer Bedeutung.
Histologische Färbung
Die Proben wurden mit einer konzentrierten, alkalischen Toluidine Blau
Lösung bei 35°C gefärbt. Es wurden Aufnahmen der vollständigen
Proben gemacht um die histologische
Beurteilung und quantitative Auswertung
durchzuführen (Abb. 11).
Zum Schutz wurde die Oberfläche der gefärbten Probe mit einem Gasobjektträger
abgedeckt und die Probe im Dunklen aufbewahrt um die Färbung zu erhalten (Abb.
12).
Beurteilung der Knochenintegration
Die Quantifizierung der prozentualen Knochenintegration wurde in zwei Schritten
durchgeführt: 1. wurde die Fläche der zu
beurteilenden Probe bestimmt, und 2. wurde die Peripherielinie dieser Fläche gemessen, wie in Abb.13 gezeigt. Der Anteil der Peripherielinie der Knochen/
Implantat Verwachsung wurde ebenfalls identifiziert (Abb.14). Der
Quotient zwischen den beiden Werten ergibt den Prozentanteil
Knochen/Implantat für jede Probe (% BIQ).
Abb. 11: Dünnschliff mit Titanschraube und
Gewebe
Abb. 12: Zeichnung Querschnitt durch einen
Objektträger mit Probe und Abdeckglas
Fig. 14
Fig. 13
Zuletzt wurde mit den ermittelten Werten statistische Berechnungen
durchgeführt: die Standardabweichung wurde errechnet, und mit dem
Student’s t-test wurde die statistische Signifikanz der Resultate für jeden Typ von Implantat oder Oberfläche im Vergleich mit Kontrollproben
analysiert.
Abb. 13: Probenfläche
Abb. 14: Farbige Linie zeigt den Übergang
von Knochen/Implantat
Diese Ergebnisse stimmten mit den Ergebnissen andere Analysearten
überein, wie z.B. der ESEM Bildanalyse der gleichen Proben, und den
histomorphometrischen Beurteilungen von histologischen Präparationen nach dem Donath Verfahren aus früheren Experimenten.
Tabelle des Präparationsablaufs
Präparationsstufe
Gerät
Zeit
Probennahme
Mikromotor +Rotaflex®
5 - 10 Min.
Trocknen
Ethanol/Wasser Lösungen
24 + 8 Std.
Einbetten und Vakuumimprägnieren
EpoFix Harz (langsam aushärten)
48 Std.
Schleifen von Hand bis zu den ersten
Schraubenwindungen
Feinschleifen
Siliziumkarbid Papier 500#
3 Std.
Aufkleben der feingeschliffenen
Probenoberfläche auf Methacrylat Objektträger
EpoFix Harz Tropfen
Aushärten
48 Std.
Abtrennen des überstehenden Materials für
Dünnschliff
Accutom, mit Aluminiumoxid Scheibe
½ Std.
Feinschleifen von Hand
Siliziumkarbid Papier 1200#, 2000#
Bis 50 μm Dicke (ca. 1 Std./Probe)
1200#, 2400#
Bibliographie:
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low-density jawbone.
Paolo Trisi, Walter Rao, Alberto Rebaudi
Int J Oral Maxillofac Implants (1999); 14:689-698
El papel de los tejidos calcificados en la osteointegración de los implantes metálicos
MC Manzanares, J Franch, P Carvalho, JM Montesdeoca, JA García, Y Greco, AM
Belmonte, MP Delafuente, I Serra
Detum (2003); 3(I):6-14
Análisis estructural de los principales sistemas de implantes utilizados en la actualidad
M.A. de Maeztu, M.A. Gomez, E. Arévalo, J.I. Alava, F. Alonso
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M. A. de Maeztu, J. I. Alava, C. Gay-Escoda.
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A method for study of uncalcified bones and teeth whit attached soft tissues.
Donath K, Breuner G
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