Kupplungen Konstruktionslehre Studiengang Mechatronik III. Semester Prof. Dr.-Ing. M. Reichle Inhaltsverzeichnis -I- Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben, Funktionen und systematische Einteilung .............................. 1 1.1 Aufgaben und Funktionen .................................................................... 1 1.1.1 Funktionen ................................................................................ 1 1.1.2 Systematische Einteilung .......................................................... 2 1.1.3 Beschleunigungsdrehmoment, Trägheitsmoment........................ 3 1.1.4 Betriebsverhalten von Kraft- und Arbeitsmaschinen.................... 7 2 Nichtschaltbare Kupplungen .................................................................... 8 2.1 Auslegung nicht schaltbarer Kupplungen .............................................. 8 2.1.1 Entwurfsberechnung.................................................................. 8 2.1.2 Genauere Auslegung................................................................. 9 2.1.2.1 Anfahren ohne Last 10 2.1.2.2 Anfahren unter Last 10 2.2 Starre Kupplungen............................................................................. 11 2.2.1 Hülsenkupplung ...................................................................... 11 2.2.2 Schalenkupplungen ................................................................. 12 2.2.3 Scheibenkupplung ................................................................... 13 2.2.4 Stirn- oder Planverzahnung ..................................................... 14 2.2.5 Gewinde als Kupplung............................................................. 14 2.3 Nachgiebige Kupplungen (Ausgleichskupplungen) .............................. 15 2.3.1 Drehstarre, längsbewegliche Kupplungen ................................ 16 2.3.1.1 Klauenkupplung 16 2.3.1.2 Zahnkupplung 16 2.3.2 Drehstarre, querbewegliche Kupplungen .................................. 17 2.3.2.1 Kreuzscheiben-Kupplung (Oldham-Kupplung) 17 2.3.2.2 Parallelkupplung (Schmidt-Kupplung) 17 2.3.3 Drehstarre, winkelbewegliche Kupplungen ............................... 18 2.3.3.1 Kreuz- oder Kardangelenk 18 2.3.3.2 Tripode- (Zapfenstern) Gelenke 21 Inhaltsverzeichnis - II - 2.3.3.3 Gleichlaufgelenk 22 2.3.3.4 Bogenzahnkupplung 23 2.3.4 Drehelastische Kupplungen ..................................................... 23 2.3.4.1 Metallelastische Kupplungen 25 2.3.4.2 Gummielastische Kupplungen 27 2.3.4.2.1 Stiftkupplungen mit Federelementen 27 2.3.4.2.2 Klauenkupplungen mit Federelementen 27 Bild 2.34: Hadeflex-Kupplung .......................................................... 27 2.3.4.2.3 Wulst- und Scheibenkupplungen mit Federelementen 28 3 Schaltkupplungen ................................................................................... 29 3.1 Fremdbetätigte Schalkupplungen ....................................................... 29 3.1.1 Formschlüssige Schaltkupplungen........................................... 29 3.1.2 Kraftschlüssige Schaltkupplungen ........................................... 32 3.1.3 Selbstschaltende Schaltkupplungen ........................................ 34 3.1.3.1 Momentenbetätigte, selbstschaltende Kupplungen 34 3.1.3.2 Drehzahlbetätigte, selbstschaltende Kupplungen 35 3.1.3.3 Richtungsbetätigte, selbstschaltende Kupplungen 36 3.1.3.4 Hydrodynamische Kupplung 38 3.1.3.5 Induktionskupplungen 39 3.1.3.5.1 Synchronkupplung 40 3.1.3.5.2 Asynchronkupplung 41 3.1.3.5.3 Wirbelstromkupplung 41 4 Anhaltswerte zur Kupplungsauswahl ..................................................... 42 Literatur ....................................................................................................... 44 Aufgaben, Funktionen und systematische Einteilung -1- 1 Aufgaben, Funktionen und systematische Einteilung 1.1 Aufgaben und Funktionen Kupplungen dienen hauptsächlich zur Übertragung von Rotationsenergie zwischen Systemen, z. B. Antriebsmotor, Getriebe und Arbeitsmaschine (Bild 1.1). Bild 1.1: Schema eines Antriebs 1.1.1 Funktionen Je nach eingesetzter Kupplung wird neben der Hauptfunktion, Rotationsenergie zu übertragen, weitere Funktion an eine Kupplung gestellt: Weiterleitung von: - Biegemoment - Querkraft - Längskraft Ausgleich von Wellenversatz: - radial - axial - winklig dynamische Eigenschaften verbessern: - verändern der Drehfedersteifigkeit - dämpfen von Drehschwingungen Schalten der Drehmoment- und der Drehbewegungsleitung: - verknüpfen - trennen Aufgaben, Funktionen und systematische Einteilung -2- 1.1.2 Systematische Einteilung Die VDI-Richtlinie 2240 zeigt eine mögliche Einteilung von Kupplungen nach ihren Funktionen und Wirkprinzipien. Bild 1.2: Einteilung der Wellenkupplungen nach VDI 2240 Aufgaben, Funktionen und systematische Einteilung -3- Der Schlüssel für die Kennziffern der VDI-Richtlinie 2240 ist folgendermaßen aufgebaut: 1. Stelle 1 nicht schaltbar 2 schaltbar (Kupplungen, Bremsen) 2. Stelle 1 starr 4 drehzahlbetätigt (Fliehkraftkupplung) 2 nachgiebig (Ausgleichskupplung) 5 momentbetätigt (Sicherheitskupplung) 3 fremdbetätigt (Schaltkupplung) 6 richtungsbetätigt (Freilaufkupplung) 1 formschlüssig 5 formschlüssig-quernachgiebig 2 kraftschlüssig 6 formschlüssig-winkelnachgiebig 3 form- und kraftschlüssig 6 formschlüssig-drehnachgiebig 3. Stelle 4 formschlüssig-längsnachgiebig 4. Stelle 1 beweglich (getriebebewegliche Kupplung) (schlupfende Kupplung) 5 hydrostatisch 6 elektrodynamisch (Elektro- oder Dauer- 2 elastisch (federelastische Kupplung magnet) 3 reibschlüssig 7 elektrostatisch (elektrisches Feld) 4 hydrodynamisch (Strömungs- 8 magnetisch (Elektro- oder Dauer- kupplung) magnet), nicht reibschlüssig 1.1.3 Beschleunigungsdrehmoment, Trägheitsmoment Wenn eine Masse m, z. B. der Tisch einer Werkzeugmaschine (Bild 1.3) durch eine Antriebsspindelkraft F an in der Zeit t a von v 1 auf v 2 geradlinig beschleunigt und es wirken Reibungs- und Schnittkräfte entgegen, so gilt nach Newton: Beschleunigungskraft (ohne Last): Fa = Fan − FL = m ⋅ a = m ⋅ ( v 2 − v1 ) ta F an … Antriebsspindelkraft F L … Reibungs- und Schnittkräfte m… zu bewegende Masse a… Beschleunigung v… Geschwindigkeit ta… Beschleunigungszeit ( 1.1 ) Aufgaben, Funktionen und systematische Einteilung -4- Wird eine Drehmasse mit dem Trägheitsmoment J in der Zeit t a von der Winkelgeschwindigkeit ω 1 auf die Winkelgeschwindigkeit ω 2 beschleunigt, gilt: Beschleunigungsdrehmoment (ohne Last): Mt,a = Mt,an − Mt,L = J ⋅ α = J ⋅ (ω2 − ω1 ) ta ( 1.2 ) M t,an …Anlaufdrehmoment der Arbeitsmaschine M t,L … Lastdrehmoment Bild 1.3: J… Trägheitsmoment der gesamten Anlage α… Winkelbeschleunigung ω… Winkelgeschwindigkeit ta… Beschleunigungszeit Reduziertes Trägheitsmoment J red eines Antriebes Die kinetische Energie einer Drehmasse ist allgemein: W = J⋅ ω2 2 ( 1.3 ) Soll das Trägheitsmoment J 1 nach Bild 1.3 der sich mit der Winkelgeschwindigkeit ω 1 drehenden Welle 1 auf die sich mit der Winkelgeschwindigkeit ω 0 drehenden Motorwelle reduziert werden, gilt: W = J1 ⋅ ω2 ω12 = J0 ⋅ 0 2 2 ( 1.4 ) Aufgaben, Funktionen und systematische Einteilung -5- Das reduzierte Trägheitsmoment errechnet sich aus: 2 2 ⎛n ⎞ ⎛ω ⎞ J J0 = J1 ⋅ ⎜⎜ 1 ⎟⎟ = J1 ⋅ ⎜⎜ 1 ⎟⎟ = 21 i ⎝ n0 ⎠ ⎝ ω0 ⎠ ( 1.5 ) Soll eine mit der Geschwindigkeit v geradlinig bewegte Masse m durch ein gleichwertiges Trägheitsmoment J mit der Winkelgeschwindigkeit ω ersetzt werden, ergibt sich: W = m⋅ v2 ω2 = J⋅ 2 2 ( 1.6 ) und das reduzierte Trägheitsmoment: Jred ⎛v⎞ = m⋅⎜ ⎟ ⎝ ω⎠ 2 ( 1.7 ) Das meist auf die Motorwelle (Kupplungswelle) reduzierte Trägheitsmoment des gesamten Antriebs errechnet sich schließlich aus: 2 Jred 2 2 2 ⎛v ⎞ ⎛v ⎞ ⎛ω ⎞ ⎛ω ⎞ = J0 + J1 ⋅ ⎜⎜ 1 ⎟⎟ + J2 ⋅ ⎜⎜ 2 ⎟⎟ + ... + m1 ⋅ ⎜⎜ 1 ⎟⎟ + m 2 ⋅ ⎜⎜ 2 ⎟⎟ + ... ⎝ ω0 ⎠ ⎝ ω0 ⎠ ⎝ ω0 ⎠ ⎝ ω0 ⎠ J0 ( 1.8 ) Trägheitsmoment der mit der Winkelgeschwindigkeit ω 0 umlaufenden Drehmasse, auf die alle anderen Trägheitsmomente bezogen (reduziert) werden sollen J1, J2… Trägheitsmomente der mit der Winkelgeschwindigkeit ω 1 , ω 2 … umlaufenden Drehmassen ω0 Winkelgeschwindigkeit, auf die alle Massen bezogen (reduziert) werden sollen ω1, ω2… Winkelgeschwindigkeiten der Drehmassen J 1 , J 2 … m1, m2… geradlinig bewegte Massen v1, v2… Geschwindigkeiten der geradlinig bewegte Massen m 1 , m 2 … Die Trägheitsmomente von Maschinenteilen wie Kupplungen, Bremsscheiben, usw. sind den Katalogen der Hersteller zu entnehmen. Trägheitsmoment allgemein: J = ∫ r 2 ⋅ dm ( 1.9 ) r…Trägheitsradius (Abstand der Masse von der Rotationsachse) Aufgaben, Funktionen und systematische Einteilung -6- Trägheitsmoment eines Vollzylinders: 1 m ⋅ d2 J= = ⋅ ρ ⋅ π ⋅ d4 ⋅ h 8 32 ( 1.10 ) Trägheitsmoment eines Hohlzylinders: m ⋅ (da2 + di2 ) 1 J= = ⋅ ρ ⋅ π ⋅ h ⋅ (da4 − di4 ) 8 32 ( 1.11 ) Bei parallelen Achsen (z. B. bei Kurbelwellen) mit Massen im Abstand e von der Schwerpunktsachse, muss zur Berechnung des Massenträgheitsmomentes der Satz von Steiner angewandt werden (Bild 1.4). Bild 1.4: Reduziertes Trägheitsmoment J red eines Kurbelwellenantriebes Trägheitsmoment – Verschiebsatz nach Steiner: Jx1 = J1 + m1 ⋅ e1 → i Jx = ∑ (Ji + mi ⋅ ei ) ( 1.12 ) 1 Bei komplexen Teilen oder kompletten Arbeitsmaschinen ist eine rechnerische Ermittlung des Massenträgheitsmomentes nicht mehr möglich. Hier bietet sich die experimentelle Bestimmung an. Auslaufversuch: 1. Maschine ohne Motor von n 0 auf n = 0 auslaufen lassen und die Zeit t 1 messen. 2. Maschine mit Motor von n 0 auf n = 0 auslaufen lassen und die Zeit t 2 messen. Für das gesamte Massenträgheitsmoment gilt dann: Jred ⎛t ⎞ = J0 ⋅ ⎜⎜ 1 ⎟⎟ ⎝ t0 ⎠ 2 ( 1.13 ) J 0 …Massenträgheitsmoment des Motors (aus z. B. Prospekt) Aufgaben, Funktionen und systematische Einteilung -7- 1.1.4 Betriebsverhalten von Kraft- und Arbeitsmaschinen Die Anfahrverhältnisse und der Betriebszustand des gekuppelten Maschinenverbandes Kraft- (Antriebs-) und Arbeitsmaschine lassen sich am besten an Hand der Drehzahl-Drehmoment-Kennlinien bzw. Drehmoment-Zeit-Kennlinien (Bild 1.5) darstellen. Bild 1.5: Drehmoment-Drehzahl-Kennlinien von Elektromotoren (E) und Arbeitsmaschinen (A) Allgemein gilt: ein Motor soll so ausgewählt werden, dass er im Betriebspunkt B bei seiner Nenndrehzahl n N mit seinem Nenndrehmoment T N = M tN belastet wird. Nebenschlussmotoren, Käfig- und Schleifringläufer, haben Kennlinie (E) nach Bild 1.5 a) und b). Das beim Einschalten zunehmende Drehmoment nimmt bis zum Kippmoment das (2,5…3) fache Nennmoment an. Gleich- und Wechselstrom-Reihenschlussmotoren haben Kennlinien nach Bild 1.5 c). Das Drehmoment nimmt bei steigender Drehzahl ab, bei Leerlauf würden solche Motoren „durchgehen“. Nichtschaltbare Kupplungen -8- Bei Arbeitsmaschinen, die eine konstante Antriebsleistung P erfordern, wie z. B. Wickelmaschinen mit gleich bleibender Materialzugkraft und –geschwindigkeit, nimmt das Drehmoment proportional mit der Drehzahl ab: T L ~ 1/n (Bild 1.5 d)) Um einen stabilen Betrieb zu erreichen, muss gelten: - der Motor muss in der Lage sein, die Arbeitsmaschine und sich selbst zu beschleunigen, - im Arbeitspunkt muss das Nennmoment des Motors gleich dem Nennmoment der Arbeitsmaschine sein. 2 Nichtschaltbare Kupplungen Die Konstruktion und Fertigung von Kupplungen ist hauptsächlich Aufgabe von Spezialfirmen, so dass für den Konstrukteur die richtige Auswahl der benötigten Kupplung entscheidend ist. Bei der Auswahl ist zu unterscheiden zwischen: 1. nicht schaltbaren Kupplungen 2. schaltbaren Kupplungen 2.1 Auslegung nicht schaltbarer Kupplungen 2.1.1 Entwurfsberechnung Sind die einzelnen Massenträgheitsmomente noch nicht bekannt, so kann mit Hilfe des unten stehenden Diagramms und der Überschlagsformel das von der Kupplung aufzunehmende Drehmoment M tK ermittelt werden. Mt,K = c B ⋅ Mt,n ⋅ JL JA + JL M t,n … Nenndrehmoment des Motors φ… Betriebsfaktor J L … Trägheitsmoment der Antriebsseite J A … Trägheitsmoment der Abtriebsseite ( 2.1 ) Nichtschaltbare Kupplungen Bild 2.1: -9- Diagramm zur Abschätzung des Betriebsfaktors Ablesebeispiel: Antrieb durch Elektromotor, mittlere Anlaufverhältnisse, Volllast, mäßige Stöße, Kettentrieb und 8 h tägliche Laufzeit ergeben einen Betriebsfaktor von φ ≈ 1,6. 2.1.2 Genauere Auslegung Wenn die einzelnen Massenträgheitsmomente bekannt sind, kann mit den nachfolgenden Gleichungen die Kupplung ausgelegt werden. Nichtschaltbare Kupplungen - 10 - 2.1.2.1 Anfahren ohne Last Wenn während des Anfahrens noch kein Lastmoment anliegt, dient das von der Arbeitsmaschine abgegebene Moment dazu, die gesamten Drehmassen zu beschleunigen. Der Motor hat dabei sich selbst und die Arbeitsmaschine zu beschleunigen. Mt,K = α ⋅ JL ⋅ S A = JL ⋅ Mt, A ⋅ S A JA + JL ( 2.2 ) M t,A …Drehmoment des Motors α…Winkelbeschleunigung J L …Trägheitsmoment der Antriebsseite J A …Trägheitsmoment der Abtriebsseite S A …Stoßfaktor der Antriebsseite Der Stoßfaktor 1,8 berücksichtigt hierbei das Aufschaukeln der Drehschwingungen eines Zweimassensystems (Bild 2.2). Bild 2.2: Antrieb schematisch als Zweimassensystem 2.1.2.2 Anfahren unter Last Läuft die Anlage unter Last an, so dient das vom Motor abgegebene Drehmoment M A dazu, J A und J L zu beschleunigen. Zudem ist jetzt auch noch das Lastdrehmoment M L zu überwinden. Die Kupplung beschleunigt also beim Anfahren mit Last die Drehmassen mit dem Massenträgheitsmoment J L und muss zusätzlich das Lastdrehmoment T L aufbringen, so dass gilt: Nichtschaltbare Kupplungen Mt,K = α ⋅ JL + Mt,L = - 11 - JL ⋅ (Mt, A − Mt,L ) + Mt,L J A + JL ( 2.3 ) mit Berücksichtigung der Stoßfaktoren: Mt,K = JL JL ⋅ M t, A ⋅ S A + ⋅ Mt,L ⋅ SL J A + JL J A + JL ( 2.4 ) M t,L …Lastdrehmoment des Motors S A …Stoßfaktor der Antriebsseite S L …Stoßfaktor der Abtriebsseite Beim Anfahren mit einer veränderlichen Last kann S A = S L = 1,8 gesetzt werden. 2.2 Starre Kupplungen Die Wellen werden drehstarr und biegesteif miteinander verbunden. Die trivialste Möglichkeit ist eine stoffschlüssige Verbindung falls die Kupplung nicht lösbar sein muss. 2.2.1 Hülsenkupplung Dies sind zwei hintereinander geschaltete Welle-Nabe-Verbindungen. Bild 2.3: Hülsenkupplung mit Passfedern Nichtschaltbare Kupplungen Bild 2.4: Hülsenkupplung mit Stiften Bild 2.5: Druckölverband - 12 - Nachteilig: Diese Kupplungen sind nicht ohne weiteres radial montierbar. 2.2.2 Schalenkupplungen Bei diesen Kupplungen ist im Prinzip die Hülse in zwei Halbschalen geteilt. Der Vorteil liegt in der radialen Montage. Bild 2.6: Schalenkupplung Die Passfeder soll im Überlastfall ein Durchrutschen der Kupplung verhindern. Nichtschaltbare Kupplungen - 13 - 2.2.3 Scheibenkupplung Die Scheibenkupplung ist die wohl am häufigsten eingesetzte feste Kupplung. Die beiden Kupplungshälften besitzen eine Zentrierung, oder müssen mittels Passschrauben bzw. Zentrierstifte verbunden werden. Bild 2.7: Ausführungsvarianten von Scheibenkupplungen Bild 2.8: Scheibenkupplung mit geteiltem äußeren Zentrierring Bild 2.9: Scheibenkupplung mit Scherbüchsen Nichtschaltbare Kupplungen - 14 - 2.2.4 Stirn- oder Planverzahnung Stirn- oder Planverzahnung werden z. B. Hirthverzahnung, Plan-Kerbver-- zahnung ausgeführt. Bild 2.10: Beispiel einer Stirnverzahnung (Verschraubung beachten) Vorteil: hohe Drehmomentübertragung, selbstzentrierend Nachteil: teure Fertigung, hohe Genauigkeit erforderlich Bild 2.11: Stirnverzahnung und Verzahnungsabwicklung Wichtig: ausreichende axiale Vorspannung, da eine Relativbewegung Passungsrost bewirken kann. 2.2.5 Gewinde als Kupplung Im Maschinenbau ist diese Kupplung wenig gebräuchlich. In der Tiefbohrtechnik (Rohrverbindung bei der Erdölbohrung) als Kegelgewinde große Verbreitung. Nichtschaltbare Kupplungen Vorteil: - 15 - Zug-, Druckkräfte und Drehmomente werden übertragen, leichte Herstellbarkeit, leichte Montage und Demontage Nachteil: die Drehmomentübertragung ist nur in einer Richtung möglich, sonst löst sich die Verbindung. Bild 2.12: Gewinde-Kupplung Nachteil aller festen Kupplungen: die beiden Wellen müssen exakt ausgerichtet sein und dies auch beim Betrieb bleiben. 2.3 Nachgiebige Kupplungen (Ausgleichskupplungen) Die Ausgleichskupplungen dienen dem Ausgleich von Lagefehlern der beiden zu verbindenden Wellen. Folgende Lagefehler können auftreten: Nichtschaltbare Kupplungen - 16 - 2.3.1 Drehstarre, längsbewegliche Kupplungen 2.3.1.1 Klauenkupplung Sie wird zwei oder dreiteilig ausgeführt. Einsatz bei langen Wellen als sog. „Ausdehnungskupplung“. Bild 2.13: Klauenkupplung: a) trennbar, b) nicht trennbar (schaltbar) ausge- führt 2.3.1.2 Zahnkupplung Für große Längsbeweglichkeit und höchste Drehmomente eignet sich die Zahnkupplung. Es ist eine Schmierung der Verzahnung notwendig. Bild 2.14: Zahnkupplung Nichtschaltbare Kupplungen - 17 - 2.3.2 Drehstarre, querbewegliche Kupplungen 2.3.2.1 Kreuzscheiben-Kupplung (Oldham-Kupplung) Die Lenkerhebel wurden hier durch eine mit zwei unter 90 o angeordneten Stegen versehene Zwischenscheibe ersetzt. Diese Stege gleiten in entsprechenden Nuten in den beiden Kupplungshälften. Durch die ständige Gleitbewegung ist die Kupplung zur Vermeidung von Verschleiß und Reibungsverlusten im Ölbad zu betreiben. Bild 2.15: Kreuzscheiben-Kupplung 2.3.2.2 Parallelkupplung (Schmidt-Kupplung) Die beiden Kupplungshälften sind durch Arme mit der Zwischenscheibe verbunden. Dadurch sind sehr große Parallelverlagerungen der Wellenenden auszugleichen. Nichtschaltbare Kupplungen Bild 2.16: - 18 - Parallelkupplung (Schmidt-Kupplung) 2.3.3 Drehstarre, winkelbewegliche Kupplungen 2.3.3.1 Kreuz- oder Kardangelenk Die Kreuz- oder Kardangelenke sind für sehr große Winkelverlagerungen geeignet. Bild 2.17: Gelenkwelle: a) mit Längenausgleich, b) ohne Längenausgleich, c) Aufbau eines Gelenks Beim Umlauf beschreiben die Gelenke sphärische Bahnen, d. h. bei einem Ablenkwinkel α > 0 bewegen sich die Gelenke nicht mehr auf Kreisbahnen. Dadurch wird die gleichförmige Winkelgeschwindigkeit ω 1 der Welle 1 sinusförmig auf die Welle 2 übertragen. Zur Ermittlung des Ungleichförmigkeitsgrades wird von zwei Extremstellungen ausgegangen (Bild 2.18). Nichtschaltbare Kupplungen Bild 2.18: - 19 - Gelenkwelle: zwei Extremstellungen Für die Extremstellung φ = 0 errechnet sich: die Geschwindigkeit im Punkt A von Welle 1 v A1 = r1 ⋅ ω1 ( 2.5 ) die Geschwindigkeit im Punkt A von Welle 2 v A 2 = r2' ⋅ ω2 = r1 ⋅ cos α ⋅ ω2 ( 2.6 ) Im Punkt A gilt: v A1 = v A2 r1 ⋅ ω1 = r1 ⋅ cos α ⋅ ω2 → ω2 = ω1 = ω2,max cos α ( 2.7 ) Für die Extremstellung φ = π /2 errechnet sich: die Geschwindigkeit im Punkt B von Welle 1 v B1 = r1' ⋅ ω1 = r2 ⋅ cos α ⋅ ω1 ( 2.8 ) die Geschwindigkeit im Punkt B von Welle 2 v B2 = r2 ⋅ ω2 ( 2.9 ) Im Punkt B gilt: v B1 = v B2 r 2 ⋅ cos α ⋅ ω1 = r2 ⋅ ω2 → ω2 = ω1 ⋅ cos α = ω2,min ( 2.10 ) Die Winkelgeschwindigkeit ω 2 schwankt zwischen zwei Grenzwerten. Daraus ergibt sich der Ungleichförmigkeitsgrad: Nichtschaltbare Kupplungen δ= - 20 - ωmax − ωmin ω2,max − ω2,min = ω1 ω ω1 − ω1 ⋅ cos α 1 1 − cos 2 α sin 2 α cos α δ= = − cos α = = cos α cos α cos α ω1 δ= sin 2 α = tan α ⋅ sin α cos α ( 2.11 ) ( 2.12 ) ( 2.13 ) Allgemein gilt: ω2 = ω1 ⋅ Bild 2.19: 1 2 2 (tan α ⋅ sin ϕ + 1) ⋅ (1 − sin 2 α ⋅ cos 2 ϕ) ( 2.14 ) ω1 = (tan 2 α ⋅ sin 2 ϕ + 1) ⋅ (1 − sin 2 α ⋅ cos 2 ϕ) ω2 ( 2.15 ) ω1 cos α = ω2 1 − sin 2 α ⋅ sin 2 ϕ ( 2.16 ) Schwankung der Winkelgeschwindigkeit ω 2 gegenüber ω 1 Kardangelenke werden meist im Paar als Gelenkwelle eingesetzt. Der Nachteil der ungleichförmigen Bewegungsübertragung kann verhindert werden, wenn die Gelenke um 90 o zueinander versetzt angeordnet werden (Bild 2.20) und zusätzlich gelten: 1. Alle Wellenteile müssen in einer Ebene liegen. 2. Die Ablenkungswinkel α müssen gleich groß sein. 3. Die Gelenkgabeln der Zwischenwelle müssen in einer Ebene liegen. Nichtschaltbare Kupplungen - 21 - Bei Einhaltung dieser Bedingungen ist der Abtrieb wieder gleichförmig. Die Zwischenwelle weist immer einen Ungleichförmigkeitsgrad auf. Bild 2.20: Wellengelenk nach DIN 808: a) Einfach-Wellengelenk Form E, b) Doppel-Wellengelenk Form D Um unerwünschte Massenkräfte klein zu halten, sollte die Zwischenwelle ein möglichst kleines Trägheitsmoment aufweisen. 2.3.3.2 Tripode- (Zapfenstern) Gelenke Eine Weiterentwicklung der Kardangelenke sind die Tripode- (Zapfenstern-) Gelenke (Bild 2.21). Bild 2.21: Tripode- (Zapfenstern) Gelenk Nichtschaltbare Kupplungen - 22 - 2.3.3.3 Gleichlaufgelenk Die Idee, die sich hinter dieser Bauart verbirgt, ist, die Übertragungselemente in die winkelhalbierende Ebene des Auslenkwinkels zu legen (Erfindung von Rzeppa, 1935). Bild 2.22: Homokinetisches Gelenk Gleichlaufgelenke (Bild 2.23) haben die Kreuzgelenke im Kfz-Bau fast vollständig verdrängt und finden zunehmend im Maschinenbau Anwendung. Bild 2.23: Gleichlaufgelenkwelle mit Längsausgleich Nichtschaltbare Kupplungen - 23 - 2.3.3.4 Bogenzahnkupplung Bogenzahnkupplungen und Tonnenkupplungen arbeiten auch nach dem kardanischen Prinzip. Die Drehgelenke sind hierbei durch Wiege- bzw. Schubgelenke ersetzt (Bild 2.24). Bild 2.24: Zahnkupplung Die Kupplungsnaben sind mit schmalen Zahnkränzen versehen, deren Zahnflanken in besonderer Weise bogenförmig ausgeführt sind. Das Gegenstück bildet eine geradverzahnte Innenverzahnung in der Hohlwelle, die das Drehmoment weiterleitet. Das in der Kupplung befindliche Öl wird im Betrieb durch die Zentrifugalkraft nach außen geschleudert. Da die Kupplung nicht ganz spielfrei ist, bildet das Öl, besonders bei Drehrichtungswechsel, zwischen den kraftübertragenden Zahnflanken einen stoßdämpfenden Ölfilm. 2.3.4 Drehelastische Kupplungen Je nach Auswahl und Anordnung der elastischen Übertragungselemente können die Kupplungen drehweich, drehstarr, winkel-, axial- oder querbeweglich gestaltet werden. Das wesentliche Merkmal ist die Federkonstante der elastischen Übertragungsglieder. Nichtschaltbare Kupplungen - 24 - Die Wirkungen der elastischen Kupplungen sind: 1. Minderung von Stößen: Stoßminderung durch Energiespeicherung. 2. Dämpfung von Schwingungen 3. Beeinflussung der Eigenfrequenz Bild 2.25: Wirkungen elastischer Kupplungen Bild 2.26: Vergrößerungsfunktion bei erzwungenen Schwingungen mit Dämpfung D Die Verluste durch die Hysterese wandeln Schwingungsenergie in Wärme um und entziehen so dem System Energie. Sie dämpfen dadurch die Amplitude. Nichtschaltbare Kupplungen - 25 - Durch die nichtlineare Kennlinie wird die Eigenfrequenz verschoben. Ein Aufschaukeln d. h. das Eintreten des Resonanzfalles wird dadurch vermieden. Bild 2.27: Progressive Kennlinie: a) ohne Dämpfung. b) mit Dämpfung 2.3.4.1 Metallelastische Kupplungen Ausgleichskupplungen mit Stahlfedern haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Gummifedern temperatur- und ölbeständig sind. Die meist lineare Federkennlinie kann durch konstruktive Maßnahmen sehr oft in eine progressive Kennlinie geändert werden. Durch bewussten Einsatz von Reibungselementen lässt sich auch die Dämpfung der Stahlfedern deutlich erhöhen. Besonders zu beachten ist, dass alle elastischen Ausgleichskupplungen Rückstellkräfte auf die Wellen ausüben! Die Mehrlagen-Schraubenfeder-Kupplung (Bild 2.28) ist aus mehreren (meist 3) gegenläufigen Schraubenfedern zu einer biegsamen Welle gewunden. Sie können wegen der gegenläufigen Windungen für beide Drehrichtungen eingesetzt werden und weisen ein gutes Dämpfungsverhalten auf. Bild 2.28: Mehrlagen-Schraubenfeder-Kupplung Nichtschaltbare Kupplungen - 26 - Die Schlangenfederkupplung (Bild 2.29, Bibby-Kupplung) besitzt eine progressive Kennlinie und ist auch für große Drehmomente einsetzbar. Es ist eine Schmierung der Kupplung erforderlich. Bild 2.29: Schlangenfeder-Kupplung Die Schraubenfeder-Kupplung (Bild 2.30) besteht aus mehreren in Umfangsrichtung vorgespannter Federn und ist durch die Hintereinanderschaltung spielfrei und allseitig verlagerungsfähig. Bild 2.30: Schraubenfeder-Kupplung Mit der Verdrehfederkupplung (Bild 2.31) können gewisse axiale und winkelige Wellenverlagerungen ausgeglichen werden. Die Kupplung besitzt eine lineare Kennlinie und hat praktisch keine Dämpfung. Bild 2.31: Verdrehfederkupplung Nichtschaltbare Kupplungen - 27 - 2.3.4.2 Gummielastische Kupplungen Die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Verwendung von Gummi als Federelement sind vielfältig. Es sind alle Federkennlinien zu verwirklichen, die werkstoffspezifischen Verluste bei Wechselbeanspruchung (Hysterese) ermöglichen, ohne Einsatz von Zusatzelementen, hohe Dämpfungseigenschaften, auf eine Schmierung kann verzichtet werden. Es muss jedoch auf die chemischen (Beständigkeit) und physikalischen (Festigkeit) Eigenschaften des Werkstoffes Rücksicht genommen werden. Eine sehr einfache gummielastische Kupplung (Primitivlösung) ist die Verbindung der Wellenenden durch einen Schlauch. 2.3.4.2.1 Stiftkupplungen mit Federelementen Bild 2.32: a) Boflex-Kupplung, Bild 2.33: b) Rupex-Kupplung 2.3.4.2.2 Klauenkupplungen mit Federelementen Bild 2.34: Hadeflex-Kupplung Elco-Kupplung Nichtschaltbare Kupplungen - 28 - Bild 2.35: Taschen-Kupplung 2.3.4.2.3 Wulst- und Scheibenkupplungen mit Federelementen Bild 2.36: Radaflex-Kupplung Bild 2.37: a) und b) Periflex-Wellenkupplung, c) Periflex-Flanschkupplung Bild 2.38: Kegelflex-Kupplung Bild 2.39: Zwischenring-Kupplung Schaltkupplungen - 29 - 3 Schaltkupplungen Schaltkupplungen werden eingeteilt nach folgenden Gesichtspunkten: 1. Art der Betätigung: fremdbetätigte Kupplungen (mechanisch, elektromechanisch, hydraulisch und pneumatisch) und selbsttätig schaltende Kupplungen (drehzahl-, moment- oder richtungsbetätigte Kupplungen), 2. Art der Kraftübertragung: form- und kraftschlüssig (reibschlüssig), 3. Art der konstruktiven Ausführung: Klauenkupplung, Zahnkupplung, Lamellenkupplung. 3.1 Fremdbetätigte Schalkupplungen 3.1.1 Formschlüssige Schaltkupplungen Die formschlüssigen Schaltkupplungen, bei denen Zähne und Klauen zur Kraftübertragung dienen, lassen sich nur im Stillstand oder im Gleichlauf einschalten (Bild 3.1). Dagegen ist das Ausrücken auch unter Volllast und bei voller Drehzahl möglich. Bild 3.1: Abweisungskupplung (Maybach): a) kein Eingriff bei n B > n A , b) noch kein Eingriff bei n A = n B , c) Eingriff wenn n B < n A Eine einfache Form der ausrückbaren Klauenkupplung ist in (Bild 3.2) dargestellt. An den Gleitflächen besteht die Gefahr des Ausschlagens und Lockerns. Schaltkupplungen Bild 3.2: - 30 - Klauenkupplung In der in Bild 3.3 dargestellten Kupplung sind die Nachteile vermieden, da beide Kupplungshälften a und b fest mit den Wellen verbunden sind und die Schaltmuffe c mit ihren Klauen in die Lücken der Kupplungsscheiben eingeschoben werden. Bild 3.3: Hildebrandt-Klauenkupplung Bild 3.4: Borg-Warner-Sperrsynchronisierung Schaltkupplungen - 31 - Die zu kuppelnden Zahnräder (Bild 3.4) die je mit einem Kupplungszahnkranz versehen sind, sitzen drehbar auf der Welle, während das Kupplungszahnrad fest mit der Welle verbunden ist. Die Kupplung wird betätigt, in dem die innenverzahnte Kupplungsmuffe durch die Schaltgabel nach rechts oder links verschoben wird. Dadurch gelangt zuerst die kegelige Reibfläche der Muffe mit der kegeligen Gegenfläche am Zahnrad in Kontakt und bildet dadurch eine Kegelreibkupplung, die solange durchrutscht, bis keine Drehzahldifferenz zwischen den beiden Flächen herrscht. Danach lässt sich die Kupplungsmuffe über den Kupplungszahnkranz schieben. Plan- und Kegelflächen sind günstig, da der Abrieb an den Reibflächen durch Fliehkraftwirkung schneller nach außen gelangt. Die in Bild 3.5 dargestellte Zahnkupplung wird vielfach im Kfz-Bereich verwendet. Sie besitzt als Schaltelement eine innenverzahnte Hülse 4, die über die mit Außenverzahnung versehenen zu kuppelnden Teile geschoben wird. Bild 3.5: Schaltbare Zahnkupplung mit zylindrischen Stiften In Bild 3.6 sind Elektromagnet-Zahnkupplungen mit Stirnverzahnung dargestellt. In a) geschieht das Einrücken mit Magnet 2, das Lüften mit der Feder 6. In b) wird über die Feder 4 eingerückt, und das Lüften geschieht mit Magnet 6, d. h. die Kupplung ist im stromlosen Zustand eingerückt. Schaltkupplungen Bild 3.6: - 32 - Elektromagnet-Zahnkupplungen 3.1.2 Kraftschlüssige Schaltkupplungen Die kraftschlüssigen Schaltkupplungen haben die Aufgabe, zwei Wellenenden während des Betriebs unter Last und auch bei großen Drehzahlunterschieden zu verbinden. Dies geschieht nur mit allmählichem Kraftschluss. Das Schließen kann mechanisch (Bild 3.7, Bild 3.8 und Bild 3.9) oder elektrisch (Bild 3.10) sein. Bild 3.7: Mechanisch betätigte BSD-Lamellen-Kupplung Schaltkupplungen - 33 - Bild 3.8: Mechanisch betätigte Reibungsring-Kupplung (Conax-Kupplung) Bild 3.9: Funktionsschema einer Kfz-Haupt-Lamellen-Kupplung Bild 3.10: Elektrischmagnetisch betätigte Schleifring-Einflächen-Kupplung mit Luftspalt und Membrane Schaltkupplungen - 34 - 3.1.3 Selbstschaltende Schaltkupplungen 3.1.3.1 Momentenbetätigte, selbstschaltende Kupplungen Der Grundgedanke dieser Kupplungsart ist, dass bei Überschreiten eines eingestellten Drehmomentes ausgekuppelt wird. Sie finden daher als form- oder reibschlüssige Sicherheitskupplung Anwendung. Bild 3.11: Selbstschaltende, formschlüssige Kupplung Bild 3.13: ESKA-Kupplung Bild 3.12: Federkennlinie Schaltkupplungen Bild 3.14: - 35 - Klauen-Sicherheitskupplung: a) Normalbetrieb (eingeschaltet), b) Überlastung (ausgeschaltet) 3.1.3.2 Drehzahlbetätigte, selbstschaltende Kupplungen Sie dienen als einfache Anlaufhilfe für hochfahrende Elektromotoren. Der Motor läuft ohne Last hoch. Bei einer bestimmten Drehzahl wird selbsttätig gekuppelt. Die Rotationsenergie des Ankers unterstützt ab diesem Zeitpunkt den Anfahrvorgang (Bild 3.15). Bild 3.15: Fliehkraftkupplung Schaltkupplungen - 36 - Fliehkraftkupplungen sind erst ab einer Drehzahl von n > 700 min -1 wirtschaftlich, da sonst die Fliehkräfte zu gering sind. Das Bild 3.16 zeigt ein Vergleich des Anlaufverhaltens eines Drehstromasynchronmotors mit einer starren Kupplung und mit einer Fliehkraftkupplung. Bild 3.16: Anlaufverhaltens eines Drehstromasynchronmotors: a) mit starrer Kupplung, b) mit Fliehkraftkupplung 3.1.3.3 Richtungsbetätigte, selbstschaltende Kupplungen Die Erfinder des Freilaufs sind Fichtel und Sachs (Fahrradfreilaufnabe). Die Mitnahme des getriebenen Teiles erfolgt nur in einer Drehrichtung (Bild 3.17). In der Gegenrichtung ist der Antrieb vom Abtrieb abgekuppelt (Bild 3.18). Als Überhohlkupplung eingesetzt, kuppelt der Antrieb selbsttätig ab, wenn seine Drehzahl größer wird als die des Antriebs; Einsatz z. B. beim Anfahren eines Maschinensatzes mit einem Hilfsmotor (Verbrennungsmotor) und anschließender Übergabe an den Hauptantrieb (Elektromotor). Bild 3.17: Klemmrollen-Freilauf im Sperrzustand Schaltkupplungen Bild 3.18: - 37 - Klemmrollen-Freilauf im Leerlauf Mit Klemmkörperfreiläufen (Bild 3.19) können höhere Drehmomente übertragen werden, da mehr Klemmkörper eingesetzt werden und die Hertzsche Pressung wegen der größeren Krümmungshalbmesser kleiner ist als bei zylindrischen Klemmkörpern. Bild 3.19: Klemmkörper-Freilauf Eine einfache Form einer richtungsbetätigten Kupplung ist die Rücklaufsperre (Klinkensperre, Bild 3.20). Bild 3.20: Rücklaufsperre: a) Sperrrad mit Außenverzahnung, b) Sperrrad mit Innenverzahnung Schaltkupplungen - 38 - Die Umwandlung einer pendelnden (oszillierenden) Bewegung in eine schrittweise Drehbewegung, die nur in eine Richtung dreht, zeigt Bild 3.21. Bild 3.21: Schrittschaltwerk 3.1.3.4 Hydrodynamische Kupplung Die Strömungskupplung (Turbo- oder Föttingerkupplung) ist eine Erfindung von Föttinger aus dem Jahre 1905. Sie nützt die Strömungsenergie einer Flüssigkeit zur Drehmomentübertragung aus (Bild 3.22). Bild 3.22: Hydrodynamische Kupplung Schaltkupplungen - 39 - Funktionsprinzip: - Es besteht ein geschlossener Flüssigkeitskreislauf - Das antriebsseitige Pumpenrad wandelt die mechanische Rotationsenergie in kinetische Energie (Strömungsenergie) um. Das Fluid wird in Drehrichtung und radial nach außen beschleunigt. - Die Turbine wandelt die kinetische Energie der Flüssigkeit wieder in mechanische Energie zurück. Das Fluid trifft dabei auf die Schaufeln der langsamer laufenden Turbine. Das übertragbare Drehmoment hängt vom Schlupf ab (Bild 3.22 c), Drehmomentkennlinie). Bei Synchronlauf (n 1 = n 2 ) heben sich die Fliehkräfte der Flüssigkeit in Pumpenund Turbinenrad gerade auf, d. h. es ist keine Drehmomentenübertragung mehr möglich. Vorteile: - Fast beanspruchungsloses Hochlaufen der Antriebsmaschine (Anlaufkupplung für Verbrennungsmotoren) - Stoß- und Schwingungsdämpfend - Sicherheitskupplung (dabei ist das maximal übertragbare Kupplungsmoment T Kmax von der Flüssigkeitsmenge in der Kupplung abhängig) - Eine veränderliche Füllmenge in der Kupplung gestattet eine stufenlose Drehzahlregelung der Arbeitsmaschine. 3.1.3.5 Induktionskupplungen Die Wirkung von magnetischen Feldern kann zur Kupplung benutzt werden. Dies geschieht durch Herstellung eines Magnetschlusses oder durch Ausnutzung der elektromagnetischen Induktion. Die Induktionskupplungen übertragen das Drehmoment durch rotierende Magnetkräfte (Drehfeldkupplungen). Sie arbeiten nach dem Prinzip Drehstrommoto- Schaltkupplungen - 40 - ren. Das Drehmoment wird ohne mechanische Berührung der Kupplungshälften verschleißfrei über den Magnetschluss übertragen (Bild 3.23). Bild 3.23: Prinzip der Induktionskupplungen 3.1.3.5.1 Synchronkupplung Bei der Synchronkupplung stehen sich die Pole von Dauermagneten gegenüber und bilden einen geschlossenen Magnetfluss. An- und Abtrieb laufen synchron. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Momentenübertragung auch durch dichte Wände möglich ist (bei Scheibenbauform der Kupplung. Bild 3.24: Prinzip der Synchronkupplung Schaltkupplungen 3.1.3.5.2 - 41 - Asynchronkupplung Bei der Asynchronkupplung (Bild 3.25) werden durch den Magnetfluss in einer Gegenscheibe Wirbelströme induziert, die eine Momentenübertragung bei schlupfenden Wellen ermöglichen. Bild 3.25: Prinzip der Asynchronkupplung 3.1.3.5.3 Wirbelstromkupplung Bei einer Wirbelstromkupplung (Bild 3.26) ist eine der beiden Kupplungshälften als Polrad, die andere als Kurzschlusskäfig ausgeführt. Dem Polrad wird über Schleifringe Gleichstrom zur Erregung zugeführt. Besteht zwischen den beiden Kupplungshälften eine Drehzahldifferenz (Schlupf), so wird durch das Magnetfeld des erregten Polrades im Kurzschlusskäfig ein starker Strom erzeugt, der mit diesem Magnetfeld eine Tangnetialkraft bildet, die den Kraftfluss zwischen den beiden Läufern herstellt und das Drehmoment überträgt. Bild 3.26: Wirbelstromkupplung Anhaltswerte zur Kupplungsauswahl 4 Anhaltswerte zur Kupplungsauswahl Tabelle nach R OLOFF /M ATEK - 42 - Anhaltswerte zur Kupplungsauswahl Tabelle nach R OLOFF /M ATEK - 43 - Literatur - 44 - Literatur R OLOFF /M ATEK Muhs,D; Wittel, H; Jannasch, D; Voßiek, J.: Roloff/Matek, Maschinenelemente. Vieweg-Verlag Wiesbaden, 18. Auflage, 2007 H ABERHAUER / Haberhauer, H.; Bodenstein, F: B ODENSTEIN Maschinenelemente. Springer-Verlag, Berlin, 11. Auflage, 2001 D ECKER Decker, Karl-Heinz: Maschinenelemente. Carl-Hanser-Verlag, München, 16. Auflage, 2007 K ÖHLER /R ÖGNITZ Köhler, Günter: Maschinenteile. Teubner-Verlag, Stuttgart, 6. Auflage, 1981 S TEINHILPER / Steinhilper, W.; Röper, R: R ÖPER Maschinen- und Konstruktionselemente. Springer-Verlag, Berlin, 1982 D UBBEL Beitz, W; Küttner, K. –H.: Taschenbuch für den Maschinenbau. Springer-Verlag, Berlin, 16. Auflage, 1987 H OISCHEN Hoischen, Hans: Technisches Zeichnen Cornelsen-Verlag, Berlin, 26. Auflage, 1996
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