hr2-kultur, Zuspruch am Morgen, Donnerstag, 20. Oktober 2016 Beate Hirt, Frankfurt Wendelin Der Heilige, der heute in der katholischen Kirche gefeiert wird, ist mir gleich aus mehreren Gründen sympathisch. Heute ist der Festtag des heiligen Wendelin. Und ich gebe zu: Beim Namen Wendelin muss ich erst mal an Wim Thoelke denken und an die Sendung „Der Große Preis“ aus den 70er Jahren, mancher wird sich erinnern: Da gab es Wum und Wendelin, den Hund und den Elefanten als Zeichentrick von Loriot, die haben mich als Kind begeistert. Wendelin, der graue, freundliche Elefant, konnte sprechen und singen und sogar in seinen langen Elefantenrüssel einen Knoten machen. Irgendwie passen Hund und Elefant sogar ein bisschen zu dem Heiligen Wendelin. Denn der wird heute auch als Patron für Tiere und Natur verehrt. Er war – und auch das ist mir sympathisch, ich heiße ja Hirt mit Nachnamen – er war ein Hirte, ein Schafshirt. Was ein wenig verwunderlich ist, denn, so erzählt man sich, er wurde als schottischer Königssohn geboren. Im Märchen geht das ja meistens andersherum: Einer wird vom Schafshirten zum König oder vom Aschenputtel zur Königin. In der Heiligengeschichte von Wendelin geht der Weg in die andere Richtung: Da wird ein Königssohn zum Schafshirten. Einer lässt die Welt des Adels und Reichtums hinter sich und begibt sich unters gemeine Volk, wegen seines Glaubens. Auch das finde ich sehr sympathisch. Ansonsten weiß man nicht so viel vom Heiligen Wendelin, um das Jahr 600 soll er gelebt haben. Die bekannteste Legende zu ihm, die erinnert mich aber schon wieder an die Tiere. An das Märchen vom Hasen und vom Igel nämlich. Hase und Igel machen darin ein Wettrennen. Und der arme Hase merkt nicht, dass der Igel ihn übers Ohr haut: Als er siegesgewiss ins Ziel stürmt, ist da schon der vermeintliche Igel und ruft: Ich bin schon da! Es ist allerdings die Frau des Igels, das merkt der Hase aber nicht. Solche Tricks hat der Heilige Wendelin nicht nötig. Auch er muss ein kleines Wettrennen bestehen. Der Edelmann, für den er als Hirte arbeitet, ist zornig: Wendelin hat seine Schafsherde viel zu weit weg von zuhause geweidet. Aber als der Edelmann in seinen Hof einreitet, da sind Hirte und Herde schon da, schneller als er. Ich bin schon da! Diesmal nicht als Trick, sondern, wie es sich bei einem Heiligen gehört, als Wunder. Neben all dem Märchen- und Wunderhaften am Heiligen Wendelin gefällt mir aber besonders, dass er als Patron für Tiere und Umwelt gilt. Denn Tiere und Umwelt, die können ja gerade heute einen Beschützer ganz gut gebrauchen. Klimawandel und Massentierhaltung: Ich glaube, Wendelin hätte seine Meinung dazu. Und wenn ich selber versuche, mich für Tiere und Umwelt einzusetzen, wenn ich Bioeier kaufe und wenig Auto fahre, dann glaube ich: Er ist ganz sicher an meiner Seite. Der heilige Wendelin.
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