DONAUKURIER vom 18.10.2016 Seite: Ressort: 23 Schrobenhausener Zeitung Gattung: Auflage: Seitentitel: Ausgabe: DON_SOB_H1SOB03--_20161018_023 Schrobenhausener Zeitung Reichweite: Tageszeitung 89.279 (gedruckt) 86.673 (verkauft) 90.162 (verbreitet) 0,21 (in Mio.) Von Andreas Beschorner und Martin Hellerbrand Freisinger Übermacht Unter den Kandidaten für die Bundestagswahl ist bislang nur einer aus dem Landkreis Pfaffenhofen und keiner aus dem Schrobenhausener Land Allershausen/Au/Schrobenhausen (SZ) Thomas Neudert gegen Freising: Der FDP-Mann ist unter den bislang nominierten Kandidaten für den Bundestagswahlkreis 214 der einzige aus dem Landkreis Pfaffenhofen. Die Grüne Birgit Mooser-Niefanger, Andreas Mehltretter (SPD) und Mandatsinhaber Erich Irlstorfer (CSU) kommen aus dem südöstlichen Nachbarkreis. Und das Schrobenhausener Land als Juniorpartner dieses neu zugeschnittenen Bundestagswahlkreises ist ja eh außen vor, was die Kandidatenkür angeht. Erich Irlstorfers Nominierung steht zwar noch aus, gilt jedoch als Formsache. Ganz offiziell haben dagegen die FDP und die Grünen nun ihre Kandidaten ins Rennen geschickt. 16 FDP-Mitglieder nominierten in Au den 40-jährigen Thomas Neudert aus Wolnzach als ihren Kandidaten für die Wahl im kommenden Jahr, die Grünen bestimmten in Allershausen Birgit Mooser-Niefanger. Neudert zeigte sich vor der Wahl kämpferisch, bezeichnete die AfD als „Sammelbecken von Angsthasen und Angstmachern“ und die Rente mit 63 als „Geschenk der SPD an eine bestimmte Gruppe“. Auch der derzeitige Wahlkreisabgeordnete Irlstorfer bekam sein Fett weg: „Man sieht ihn nur auf Parteiveranstaltungen.“ Neudert wurde in Tirschenreuth geboren, seit 2007 ist der Diplom-Kaufmann mit seiner Frau und den beiden Kindern in Wolnzach zu Hause. Der ErasmusStudent hat an der Fernuni Hagen den Bachelor in Jura hinzugefügt, seit 2002 ist der Oberstleutnant der Reserve nun beim Rückversicherer Munich Re als Controller tätig. Seine politische Heimat hatte er in der CSU. Dort habe er sich engagiert, auch mehrere Ehrenämter bekleidet, 2011 trat er aber aus, seit Wörter: Ort: 2014 ist er bei der FDP. In seiner Rede geißelte er die kontinuierliche Erhöhung der Strompreise und bezeichnete die EEG-Umlage als hauptverantwortlich dafür. So steht er auch den geplanten drei Windrädern in Pfaffenhofen kritisch gegenüber. Zu Neuderts Bedauern werde bei der Flüchtlingspolitik das Engagement der ehrenamtlichen Helfer zu wenig gewürdigt. Große Defizite gebe es auch in der Steuerpolitik, wo die Bürger von den enormen Haushaltsüberschüssen wenig hätten. Mehr Einfallsreichtum sei auch bei der Rente gefragt. Als Idee erläuterte der Controller ein Finanzierungsmodell, das den Baustein Aktien verstärkt in die Rentenberechnung einbeziehe. Das Thema dritte Startbahn im Erdinger Moos griff Neudert erst auf Nachfrage auf. Die Wichtigkeit des Flughafens für Bayern sei unbestritten, weshalb er grundsätzlich den Bau der dritten Startbahn unterstütze, schloss Neudert. Die Werte grüner Politik will Birgit Mooser-Niefanger (47) vertreten. Die Grünen aus Freising, Pfaffenhofen und Schrobenhausen wollen sie im Bundestag sehen und haben die 47-Jährige zu ihrer Kandidatin gekürt. Von den 43 Wahlberechtigten bekam sie 39 Ja-Stimmen. Es war ein Soloauftritt für die stellvertretende Landrätin und Stadträtin aus Freising, denn andere Bewerber hatten sich nicht gemeldet. Und so skizzierte Mooser-Niefanger in einer 15minütigen Rede ihre Ziele, lobte die Politik und die Strategien der Grünen, kanzelte gleich zum Einstieg ihrer Rede die CSU ab: Was die Bayerische Staatsregierung in Sachen Startbahn mit den Menschen der Region mache, „das stinkt von hinten bis vorne“. Da werde erst Interesse für die Argumente geheuchelt, dann mache man aber doch alles 698 Allershausen/Au/Schrobenhausen so, wie man es schon immer vorgehabt habe. Das sei „kein guter Stil – sogar ein ganz und gar nicht guter Stil“. Dazu noch das, was Söder und Scheuer „so im Staccato rauspfeifen“ und „Zeugnis eines wirklich unterirdischen Menschenbildes ist“ – da sei das Fazit klar: Wer nicht wolle, dass so mit ihm umgegangen werde, der dürfe der CSU keine Stimme geben. Was man stattdessen in diesem Land brauche, sei „ein echtes Ringen um richtige Lösungen, Konzepte, die auch über die nächsten Wahlen hinaus Bestand haben“. Eine der zentralen Forderungen Mooser-Niefangers: „Es muss ein Maßnahmepaket her für junge Menschen mit problematischer Perspektivlage.“ Nur so könne man beispielsweise verhindern, dass chancenlose Jugendliche für Radikalisierung empfänglich seien. Applaus bekam Mooser-Niefanger auch für diesen Satz: „Es ist doch schon sehr irritierend, dass immer noch der Ausbau einer Straße politisch leichter durchzubringen ist als die Stelle für einen Sozialarbeiter.“ Was die rechtsradikalen und rechtspopulistischen „Rattenfänger“ betreffe, ist Mooser-Niefangers Einstellung klar: „Verschwenden wir doch nicht unsere Zeit damit, uns mit diesen Leuten auseinanderzusetzen – etwa mit den Parteifunktionären einer AfD.“ Mit den Menschen reden, deren Ängste spüren, genau zuhören, nachdenken – das sei der Weg und das sei eine Qualität, auf die sich die Grünen „gerne besinnen dürfen“. Denn: „Die Alternative in Deutschland, liebe Freundinnen und Freunde, des samma immer noch mia!“, rief sie den Parteifreunden zu und erntete wieder Applaus. © 2016 PMG Presse-Monitor GmbH
© Copyright 2024 ExpyDoc