97. Konjunkturbericht

Lage
Erwartungen
Exporte
Investitionen
Beschäftigung
97. Konjunkturbericht Ruhrwirtschaft Herbst 2016
2
Auf einen Blick
Wirtschaftsklima | Das konjunkturelle Umfeld für die Ruhrwirtschaft bleibt weiter freundlich. Das moderate Wachstum wird maßgeblich vom Konsum und dem Wohnungsbau getragen. Der Anstiegswinkel der
Konjunktur dürfte aber in der zweiten Jahreshälfte etwas flacher werden, nicht zuletzt wegen zunehmender Unsicherheiten im internationalen Geschäft. Der Konjunkturklimaindikator liegt bei 117 Punkten, nach
118 zu Jahresbeginn.
Geschäftslage | Die günstige Gesamtverfassung zeigt sich darin, dass neun von zehn Unternehmen ihre
geschäftliche Situation mit gut oder befriedigend beurteilen. Allerdings gibt es eine leichte Verschiebung
der Antworten zu einer mittleren Bewertung.
Geschäftsaussichten | Alles in allem erwartet gut ein Fünftel der Unternehmen in den nächsten Monaten
eine Verbesserung der Geschäftsentwicklung, jedes achte ein Verschlechterung. Unter diesen Vorzeichen
spricht vieles für eine Fortsetzung des verhaltenen Wachstums, wenngleich mit leichten Abstrichen gegenüber dem ersten Halbjahr.
Export | Für das Auslandsgeschäft sind die Unternehmen weniger zuversichtlich als noch zu Jahresbeginn.
Die ohnehin schon beträchtlichen Sorgen wiegen inzwischen noch schwerer. Knapp ein Drittel der Industriebetriebe sieht mittlerweile ein Konjunkturrisiko in der Auslandsnachfrage.
Investitionen | Nach der aktuellen Umfrage gibt es immer noch keinen Durchbruch bei den Investitionsplanungen, aber die Neigung zu investieren nimmt erkennbar zu. Inzwischen wollen 26 Prozent der Unternehmen mehr für Anlagen und Ausrüstungen ausgeben.
Beschäftigung | Das Ruhrgebiet wird von der erfreulich guten Beschäftigungskonjunktur mitgezogen. Die
Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ist erneut gestiegen.
Konjunkturklimaindex Ruhr
150
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
125
100
75
50
25
1980
Klimaindex =
97. Konjunkturbericht Ruhrwirtschaft | Herbst 2016
1985
1990
1995
2000
2005
[Lage (gut)-Lage (schlecht) + 100] x [Erwartungen (günstig)-Erwartungen (ungünstig) + 100]
2010
2015
3
Ruhrkonjunktur: weiterhin auf moderatem Wachstumskurs
Das konjunkturelle Umfeld für die Ruhrwirtschaft bleibt weiter freundlich. Im Herbst 2016 stehen die Vorzeichen auf ein anhaltend moderates Wachstum, das maßgeblich vom privaten Verbrauch und Wohnungsbau
getragen wird. Allerdings zeigt sich eine leichte Eintrübung gegenüber dem Jahresbeginn. Das liegt einmal
an einer Normalisierung des Konjunkturverlaufs nach einem starken ersten Halbjahr. Zum anderen sind die
Risiken im internationalen Geschäft noch sichtbarer geworden: Die Ausfuhrentwicklung in der Industrie war
in den ersten Monaten rückläufig. Zudem sind mit dem Putschversuch in der Türkei und der Brexit-Entscheidung in Großbritannien seit der letzten Umfrage zwei neue Unsicherheitsmomente hinzugekommen.
Die Gesamtverfassung der Ruhrwirtschaft bleibt günstig. Unverändert bewerten neun von zehn Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend. Jedoch ist eine geringfügige Verschiebung der Antworten
hin zu einer mittleren Bewertung festzustellen.
Der etwas flachere Anstiegswinkel der Konjunktur ist auch an den Umsatzmeldungen abzulesen: 38 Prozent
der befragten Unternehmen berichten von höheren Umsätzen, 22 Prozent von geringeren. Innerhalb eines
guten halben Jahres ist damit der Antwortsaldo um 7 Prozentpunkte gesunken. In der Industrie sind die
Auftragseingänge aus dem Inland leicht gestiegen, wogegen es einen doch spürbaren Rückschlag bei den
Orders aus dem Ausland gibt (von plus 8 auf minus 7 Saldopunkte).
Insgesamt erwartet aber immer noch gut jedes fünfte Unternehmen eine bessere Geschäftsentwicklung in
den nächsten Monaten, jedes achte eine Verschlechterung. Unter diesen Vorzeichen spricht vieles für eine
Fortsetzung des verhaltenen Wachstums.
Zu dieser Bewertung kommen die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet aufgrund einer aktuellen
Befragung von rund 980 Unternehmen mit zusammen 136.000 Beschäftigten. Infolge der etwas zurückgenommenen Urteile liegt der Konjunkturklimaindikator jetzt bei 117 Punkten (Jahresbeginn 2016: 118).
Trenderklärung
40
30
20
10
0
­Veränderung des ­Saldos ­gegenüber
der ­Vorumfrage um…
-10
-20
-30
-40
Lage
35,4 %
54,8 %
9,8 %
Erwartungen
20,9 %
66,9 %
12,2 %
Exporterwartungen
20,7 %
61,8 %
17,6 %
Investitionsabsichten (Inland)
26,3 %
57,5 %
16,2 %
Trend*
Beschäftigungsaussichten
17,8 %
gut
|
besser
66,9 %
befriedigend
|
gleichbleibend
15,3 %
schlecht
|
schlechter
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
Herbst 2015
2016
Jahresbeginn 2016
Herbst 2015
Jahresbeginn 2015
Herbst 2014
Jahresbeginn 2014
Herbst 2013
Jahresbeginn 2013
Herbst 2012
Jahresbeginn 2012
Herbst 2011
Geschäftslage
Geschäftserwartungen
mehr als 10,0 Punkte
um 5,1 bis 10,0 Punkte
-5,0 bis 5,0 Punkte
-5,1 bis -10,0
weniger als -10,0 Punkte
Summen über/unter 100 Prozent: rundungsbedingt
* Veränderung des Saldos im Vergleich zum Vorjahr, Erläuterung siehe Seitenrand
97. Konjunkturbericht Ruhrwirtschaft | Herbst 2016
4
97. Konjunkturbericht Ruhrwirtschaft | Herbst 2016
20
15
10
5
0
Herbst 2016
Jahresbeginn 2016
Herbst 2015
Jahresbeginn 2015
Herbst 2014
Jahresbeginn 2014
Herbst 2013
Jahresbeginn 2013
Herbst 2012
Jahresbeginn 2012
-5
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
25
20
10
5
0
-5
Herbst 2016
Jahresbeginn 2016
Herbst 2015
Jahresbeginn 2015
Jahresbeginn 2013
-20
Herbst 2014
-15
Jahresbeginn 2014
-10
Herbst 2013
Insgesamt
Industrie
Handel
Dienstleistung
Saldo in Prozentpunkten aus Zu- und Abnahmen,
nur Betriebe mit Investitionsabsichten
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
15
Herbst 2012
Die Investitionen galten lange als Sorgenkind der Konjunktur – inzwischen verstärken sich aber auch im Ruhrgebiet die Anzeichen
einer Belebung. Nach der aktuellen Umfrage wollen 26 Prozent
der Unternehmen mehr für Anlagen und Ausrüstungen ausgeben,
16 Prozent planen geringere Ansätze. Erfreulich ist, dass die Investitionsneigung auch in der Industrie zunimmt, selbst wenn sie
dort immer noch unter dem Durchschnitt liegt.
Zwei Drittel der Unternehmen planen Ersatzbeschaffungen, was
angesichts der Dauer des Aufschwungs und der erreichten Auslastung nicht überrascht. Jeweils ein gutes Viertel will mehr Geld
ausgeben für Produktinnovation, Kapazitätserweiterung und
Rationalisierung. Der Anteil von Unternehmen, die mehr für den
Umweltschutz aufwenden, ist gegenüber der letzten Umfrage
leicht gestiegen.
30
Jahresbeginn 2012
Inlandsinvestitionen | Belebung setzt
sich fort
Insgesamt
Industrie
Handel
Dienstleistung
Saldo in Prozentpunkten aus Zu- und Abnahmen
Herbst 2011
Bezüglich der Perspektiven für das Auslandsgeschäft sind die
Unternehmen weniger zuversichtlich als noch zu Jahresbeginn.
Die zurückhaltenden Stimmen können sich durch die negative
Entwicklung des industriellen Ausfuhrumsatzes bestätigt sehen
(minus 6,4 Prozent im Zeitraum Januar bis Juli gegenüber Vorjahr). Zwar bleibt der Saldo positiv – aber erkennbar ist doch,
dass die optimistischen Einschätzungen geringer ausfallen. Die
ohnehin schon bestehenden Sorgen sind im Jahresverlauf stärker
geworden. 31 Prozent der Industriebetriebe sehen mittlerweile in
der Auslandsnachfrage ein mögliches Konjunkturrisiko.
Es wird deutlich, dass besonders die Abwärtsrisiken außerhalb der
Eurozone groß geblieben sind oder zugenommen haben. Neben
der Türkei und Großbritannien, noch vor kurzem eine Wachstumshoffnung, bleibt die Situation in China trotz immer noch
hoher offizieller Raten schwierig. Der russische Markt leidet unter den niedrigen Rohstoffpreisen und den Sanktionen, und auch
Brasilien und Argentinien stecken in einer hartnäckigen Rezession. Bessere Exporte verheißen derzeit vor allem die USA und
der Iran. Angesichts dessen stellt die allmähliche Erholung in der
Eurozone keinen vollen Ersatz dar.
35
Herbst 2011
Exporterwartungen | Skeptischer Blick
in die Zukunft 5
10
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
5
0
-5
-10
-15
Insgesamt
Industrie
Handel
Dienstleistung
Saldo in Prozentpunkten aus Zu- und Abnahmen
-20
-25
Jahresbeginn 2012
Herbst 2012
Jahresbeginn 2013
Herbst 2013
Jahresbeginn 2014
Herbst 2014
Jahresbeginn 2015
Herbst 2015
Jahresbeginn 2016
Herbst 2016
Jahresbeginn 2012
Herbst 2012
Jahresbeginn 2013
Herbst 2013
Jahresbeginn 2014
Herbst 2014
Jahresbeginn 2015
Herbst 2015
Jahresbeginn 2016
Herbst 2016
-30
Herbst 2011
Auch das Ruhrgebiet wird von der bemerkenswert guten Beschäftigungskonjunktur mitgezogen. Allerdings macht sich das
weniger bemerkbar an den Arbeitslosenzahlen, die nur langsam
zurückgehen, sondern vielmehr am Anstieg der Erwerbstätigen.
Von 2014 bis Ende 2015 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region um 1,8 Prozent gestiegen
(aktuellster Wert).
Je länger der relativ flach-gedehnte Aufschwung anhält, desto
mehr wird davon auch der Arbeitsmarkt des Ruhrgebiets erfasst.
In der aktuellen Umfrage ist die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen erneut leicht gestiegen. Fast jede fünfte Firma will
mehr Personal einstellen – allerdings mit deutlichen Unterschieden in den Wirtschaftsbereichen.
Der Beschäftigungsrückgang in der Industrie dürfte weiter gehen.
Zu den Folgen der Energiewende kommen noch die Rückschläge
schwacher Auslandsmärkte hinzu. Dagegen bleibt die Einstellungsbereitschaft vor allem im Handel erfreulich positiv.
15
Herbst 2011
Beschäftigung | Stabile Nachfrage
Risiken | Wirtschaftspolitik gefordert
60
50
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
Die weitere konjunkturelle Entwicklung steht unter günstigen
Vorzeichen – trotzdem sehen die Unternehmen verschiedene
Risi­ken, die die nächsten Monate belasten können. Mehr als die
Hälfte sorgt sich, dass die Inlandsnachfrage stocken könnte. Im
Handel steigt der Anteil sogar auf knapp zwei Drittel. Viele Unternehmen sind sich sehr bewusst, dass ihre Geschäftsentwicklung
einseitig von der Konsum- und Baunachfrage abhängig ist. An
zweiter Stelle rangieren die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Dahinter verbirgt sich eine Vielzahl unterschiedlicher
Themen wie etwa die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, unzureichende Flächenausweisungen oder Defizite in der
Verkehrsinfrastruktur.
Auffällig ist, dass der Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko erstmals in der Ruhrgebietsumfrage an dritte Stelle gesetzt wird.
Einen prominenten Platz erreichen außerdem die Arbeitskosten
(37 Prozent), die von den Unternehmen über die Zeit annähernd
gleich hoch gewichtet werden und ein Zeichen für anhaltenden
Kostendruck am Standort sind. Ein gutes Viertel aller Betriebe
sieht nach wie vor ein Risiko in den Energie- und Rohstoffpreisen – in der stark energieabhängigen Industrie des Ruhrgebiets
liegt dieser Wert sogar bei 41 Prozent und damit weit über dem
Durchschnitt.
40
30
20
10
Inlandsnachfrage
Finanzierung
Fachkräftemangel Energie- und Rohstoffpreise
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen
Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich
Arbeitskosten
97. Konjunkturbericht Ruhrwirtschaft | Herbst 2016
6
30
20
10
0
-10
Trend*
Lage
34,8 %
51,6 %
13,6 %
73,3 %
9,9 %
57,7 %
19,8 %
64,0 %
20,9 %
Erwartungen
16,9 %
Investitionsabsichten (Inland)
22,5 %
Beschäftigungsaussichten
15,1 %
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
Herbst 2016
Jahresbeginn 2016
Herbst 2015
Herbst 2014
Jahresbeginn 2014
Herbst 2013
Jahresbeginn 2013
Herbst 2012
-30
Jahresbeginn 2015
Geschäftslage
Geschäftserwartungen
-20
Jahresbeginn 2012
Seit dem Jahresbeginn hat sich die Stimmung in der Industrie
weiter verbessert. 35 Prozent halten jetzt ihre Lage für gut, nur
14 Prozent sind nicht zufrieden. Gegenüber dem Herbst letzten
Jahres ist damit das Lageurteil stetig besser geworden. Aber es ist
auch spürbar, dass es ein zäher Aufstieg ist. Einen nennenswerten
Beitrag zum günstigen Lagebild leistet die Bauwirtschaft, die sich
derzeit in einer Hochkonjunktur befindet.
Durch den langen Aufschwung meldet inzwischen mehr als die
Hälfte der Industrieunternehmen eine Kapazitätsauslastung von
über 85 Prozent. Bei den Inlandsaufträgen gibt es wenig Bewegung, der Wettbewerb um Auslandsaufträge wird härter. Der Saldo ist hier in den Negativbereich gedreht. Entsprechend vorsichtiger sind auch die Exporterwartungen für die nächsten Monate.
Trotzdem rechnen knapp drei Viertel der Industrieunternehmen
mit gleichbleibenden Geschäften – nicht mehr, aber auch nicht
weniger. Nur jedes zehnte befürchtet eine Verschlechterung.
Damit haben sowohl die positiven wie die negativen Urteile mit
Blick auf die Zukunft abgenommen.
40
Herbst 2011
Industrie | Bessere Stimmungslage
Exporterwartungen
19,6 %
61,7 %
gut | besser
18,7 %
befriedigend | gleichbleibend
schlecht | schlechter
Summen über/unter 100 Prozent: rundungsbedingt
* Veränderung des Saldos im Vergleich zum Vorjahr, Erläuterung siehe Seite 3
Trend*
Lage
30,5 %
59,1 %
10,4 %
65,4 %
12,8 %
54,0 %
15,5 %
72,5 %
9,3 %
Erwartungen
21,8 %
Investitionsabsichten (Inland)
30,6 %
Beschäftigungsaussichten
18,2 %
Exporterwartungen
58,2 %
26,6 %
gut | besser
befriedigend | gleichbleibend
Summen über/unter 100 Prozent: rundungsbedingt
* Veränderung des Saldos im Vergleich zum Vorjahr, Erläuterung siehe Seite 3
97. Konjunkturbericht Ruhrwirtschaft | Herbst 2016
15,2 %
schlecht | schlechter
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
Herbst 2016
Jahresbeginn 2016
Herbst 2015
Jahresbeginn 2015
Herbst 2014
Jahresbeginn 2014
Herbst 2013
Jahresbeginn 2013
Herbst 2012
Geschäftslage
Geschäftserwartungen
Jahresbeginn 2012
Die Konsumlaune der Bürger beflügelt vor allem den Handel.
Auch hier halten neun von zehn Unternehmen ihre geschäftliche
Situation für befriedigend oder gut. Jedoch geben jetzt nur 31
Prozent ein positives Urteil ab, am Jahresbeginn waren es deutlich mehr (40 Prozent). Dies lässt sich indes mit einer starken
Saisonkomponente um den Jahreswechsel herum erklären – verglichen mit dem Wert vom Herbst 2015 hat sich die Einschätzung des Handels sogar leicht verbessert. Immerhin ein Drittel
der Händler registriert gestiegene Umsätze, wogegen nur knapp
29 Prozent von Rückgängen berichten.
Da die Konjunktur weiter aufwärts gerichtet bleiben dürfte, sind
deutlich mehr Kaufleute optimistisch als skeptisch (22 zu 13
Prozent), dass sich die Geschäfte gegen Jahresende noch weiter
verbessern werden. In dieser Branche bleiben daher die Beschäftigungsperspektiven günstig, aber auch der Fachkräftemangel
drückt hier ganz besonders.
30
25
20
15
10
5
0
-5
-10
Herbst 2011
Handel | Rückenwind durch
Verbrauchskonjunktur
7
Trend*
Lage
38,9 %
Erwartungen
23,7 %
Investitionsabsichten (Inland)
26,8 %
Beschäftigungsaussichten
19,6 %
Exporterwartungen
18,2 %
gut | besser
54,8 %
6,3 %
62,7 %
13,6 %
59,6 %
13,6 %
65,9 %
14,5 %
64,6 %
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
Herbst 2016
Jahresbeginn 2016
Herbst 2015
Jahresbeginn 2015
Herbst 2014
Jahresbeginn 2014
Herbst 2013
Jahresbeginn 2013
Herbst 2012
Geschäftslage
Geschäftserwartungen
Jahresbeginn 2012
Die Dienstleistungsunternehmen, eine heterogene Gruppe aus
den verschiedensten Branchen, sehen sich insgesamt auf der
Sonnenseite der Konjunktur. Nicht zuletzt profitieren sie von der
starken Binnennachfrage, aber häufig auch von den Aufträgen
der öffentlichen Hand, die im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise vergeben wurden. Überdurchschnittliche 39 Prozent
halten ihre aktuelle Geschäftslage für gut, nur eine Minderheit
von 6 Prozent für nicht zufriedenstellend. Besonders positiv urteilen die unternehmensnahen Dienstleister. Der Anteil der Unternehmen, der erhöhte Umsätze meldet, ist doppelt so hoch wie
der, bei dem sie geschrumpft sind.
Gleichwohl hat sich die Stimmung seit dem Jahresbeginn leicht
eingetrübt. Insbesondere die befragten Kreditinstitute, die diesem
Wirtschaftszweig zugeordnet sind, sehen sich aufgrund der Niedrigzinspolitik und der hohen regulatorischen Auflagen im Finanzsektor zunehmend unter Druck.
Insgesamt wird die Zukunft jedoch mehrheitlich positiv eingeschätzt, die Einstellungsbereitschaft bleibt hoch. Spiegelbildlich
sind hier die Sorgen wegen Fachkräftemangels und steigender
Arbeitskosten besonders verbreitet.
40
35
30
25
20
15
10
5
0
-5
Herbst 2011
Dienstleistungen | Weiter überdurch­
schnittliche Perspektiven
17,2 %
befriedigend | gleichbleibend
schlecht | schlechter
Summen über/unter 100 Prozent: rundungsbedingt
* Veränderung des Saldos im Vergleich zum Vorjahr, Erläuterung siehe Seite 3
Die gute konjunkturelle Entwicklung führt auch im Ruhrgebiet zu
einem teilweise angespannten Arbeitsmarkt. Je länger der moderat verlaufende, aber stetige Aufschwung anhält, desto mehr
rückt das Finden geeigneter Fachkräfte in den Fokus. Mittlerweile
meldet fast ein Drittel der Unternehmen (30 Prozent), dass sie
offene Stellen auch längerfristig nicht besetzen können. Noch
vor drei Jahren waren es nur 16 Prozent. Besonders hoch ist der
Anteil bei den Dienstleistern.
Auf der anderen Seite steht ein gutes Viertel der Unternehmen,
das mit der gewünschten Stellenbesetzung derzeit kein Problem
hat, weitere 43 Prozent haben im Augenblick überhaupt keinen
Personalbedarf.
Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht werden, dann
vor allem gut ausgebildetes Fachpersonal mit durchaus unterschiedlichen Abschlüssen: 42 Prozent suchten Arbeitskräfte mit
einem (Fach-)Hochschulabschluss, weitere 41 Prozent Fachkräfte
mit einer dualen Berufsausbildung, 38 Prozent mit einem Abschluss als Fachwirt/Meister. Vergleichsweise wenig nachgefragt
werden Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss (18 Prozent) – spiegelbildlich schlägt sich das in den Arbeitslosenzahlen nieder, aber
auch in der nicht selten schwierigen Vermittlung von Flüchtlingen.
Offene Stellen
100
80
60
ja
nein
Angaben in Prozent
84,0
74,3
70,1
16,0
25,7
29,9
Herbst
2013
Herbst
2014
Herbst
2016
40
20
0
Können Sie derzeit offene Stellen
längerfristig nicht besetzen?
Zukünftige Maßnahmen gegen Fachkräfteengpässe
Auszubildende aus dem Ausland
6,2
Einstellung von Flüchtlingen
10,7
Fachkräfte aus dem Ausland
17,5
Vereinbarkeit Familie/Beruf
19,2
Ältere Arbeitnehmer
25,4
Steigerung Arbeitgeber-Attraktivität
42,9
mehr Weiterbildung
46,9
mehr Ausbildung
53,1
Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich 97. Konjunkturbericht Ruhrwirtschaft | Herbst 2016
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
Im Fokus: Gesuchte Fachkräfte und
Beschäftigungschancen für Flüchtlinge
11,2 2,3
10,9 3,0
7,9
12,4 2,1
10,7 1,7
7,2
5,8
10,3
Beschäftigung von Flüchtlingen*
78,9
nein
ja
in den nächsten 2 Jahren
in den letzten 2 Jahren
76,3
Insgesamt
Industrie
80,1
Handel
80,4
Dienstleistungen
* als Praktikanten, Azubis, Einstiegsqualifikanten, Angestellte
Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich
Über die letzten Jahre hat sich vor allem die Nachfrage nach Fachkräften mit
einer klassischen Lehre deutlich verstärkt: von 32 Prozent in 2012 ist der Anteil
auf jetzt 41 Prozent gestiegen. Im selben Zeitraum ist der Anteil der Hochschulausbildung von 59 Prozent auf 42 Prozent gesunken.
Die größten Beschäftigungschancen bestehen derzeit in technischen Berufen.
41 Prozent der Unternehmen sind hier ohne Erfolg auf der Suche, besonders
in der Industrie (67 Prozent). Aber auch die Besetzung kaufmännischer Stellen
ist nicht einfach (23 Prozent, Handel: 50 Prozent). Auf Nennungen unter 20
Prozent kommen die Berufsfelder IT, Verkehrs-/Logistik- und Sicherheitsberufe
sowie personenbezogene Dienstleistungsberufe.
Bei Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel stehen drei ganz oben: mehr
Ausbildung (53 Prozent), mehr Weiterbildung (47 Prozent) und eine Steigerung
der Arbeitgeberattraktivität (Employer Branding, 43 Prozent). All dies sind klare
Signale dafür, dass der Wettbewerb der Unternehmen um gut qualifizierte Mitarbeiter in Zukunft deutlich härter werden wird.
Aber die Unternehmen schauen auch über das bisher Übliche hinaus: Ein gutes
Viertel denkt daran, mehr ältere Mitarbeiter zu beschäftigen beziehungsweise
einzustellen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern sehen 19
Prozent der Unternehmen als geeignete Maßnahme gegen Fachkräfteengpässe.
Und bemerkenswert ist, dass die Betriebe zunehmend „international“ agieren:
18 Prozent der Unternehmen wollen Fachkräfte aus dem Ausland einstellen.
Immerhin jedes neunte plant, Flüchtlinge zu beschäftigten.
Neben den geplanten Fachkräftemaßnahmen wurde zudem genauer nach der
Beschäftigung von Flüchtlingen gefragt: Immerhin ein Fünftel der Betriebe
befasst sich intensiv mit einer betrieblichen Integration. 8 Prozent der Unternehmen beschäftigt bereits heute Flüchtlinge, als Praktikanten, Einstiegsqualifikanten, Azubis oder Angestellte. Weitere 11 Prozent haben entsprechende
Planungen für die nächsten zwei Jahre. Die Bereitschaft der Unternehmen ist
also da, auf Flüchtlinge zuzugehen – es wird in den nächsten Monaten entscheidend darauf ankommen, die Hürden für eine Einstellung abzubauen.
Impressum
Sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte (zum 31.12.2015)1
Arbeitslose (Sept. 2016)2
Arbeitslosenquote (Sept. 2016)2
Umsatz im Produzierenden Gewerbe
(Jan. - Juli 2016) in 1.000 €1
davon Auslandsumsatz
(Jan. - Juli 2016) in 1.000 €1
Exportquote (Jan. - Juli 2016 in %)1
Einwohnerzahl (31.12.2015)1
1
2
Aktueller
Stichtag
Vorjahr
1.675.168
1.645.935
252.703
10,6%
256.023
10,8%
34.699.567
36.890.433
14.986.661
16.010.594
43,2
5.109.253
43,4
5.054.634
in den Grenzen des Regionalverbandes Ruhr
in der Arbeitsmarktregion Ruhrgebiet
97. Konjunkturbericht Ruhrwirtschaft | Herbst 2016
Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2016; IT.NRW 2016
Strukturkennziffern des Ruhrgebiets
97. Konjunkturbericht der Industrie- und
Handelskammern im Ruhrgebiet
(IHKs Dortmund, Duisburg, Essen, Mittleres Ruhrgebiet,
Nord Westfalen)
Herausgeber:
IHK Nord Westfalen (Federführer in 2016)
Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen
Rathausplatz 7
45894 Gelsenkirchen-Buer
Telefon 0209 388-0
Titelfoto: Raffinerieanlage in Gelsenkirchen
Foto: BP Europe SE
Quelle: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
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