Dünnschnittpräparation: Histologische Untersuchung über das Einwachsen von Knochenmaterial in die poröse Beschichtung orthopädischer Implantate Cathie Keogh Department of Medical Physics Royal Perth Hospital, Western Australia Einführung Als Alternative zur herkömmlichen Verankerung mit Acrylzement wurde für orthopädische Implantate eine biologische Verankerungsmethode entwickelt. Das Konzept einer porösen Beschichtung soll es dem Knochenmaterial ermöglichen, in die poröse Oberfläche einzuwachsen und eine dauerhafte Verzahnung zwischen lebendem Gewebe und der Metallprothese herzustellen. Normalerweise besteht das Implantat aus einem Metallgrundkörper, der mit einer porösen Metalloberfläche beschichtet ist. Der kompakte Grundkörper stellt die erforderlichen biomechanischen Eigenschaften zur Verfügung, wogegen die poröse Oberfläche das Medium darstellt, in welches das lebende Gewebe eindringen kann. Normalerweise besteht die poröse Oberfläche aus einigen Perlenschichten aus Co/Cr-Legierung, die auf das Grundmaterial aufgesintert wurden (Abb. 1) oder aus einem Titangitter, das mittels Diffusionsbindung auf dem Grundmaterial aus Ti-6Al-4V befestigt wurde (Abb. 2). Eine der Hauptschwierigkeiten beim chirurgischen Gelenkersatz ist die Lockerung des Implantats, wobei in der Regel der Ablösevorgang an der Grenzfläche zwischen Knochen und Implantat auftritt. Soll die Stärke der Einwachsung von Knochen und Gewebe in die Grenzfläche untersucht werden, muß ein durch die Grenzfläche gelegter Dünnschnitt präpariert werden. Für die Herstellung einer repräsentativen Probe des Implantat/ Gewebeübergangs kommen sowohl metallographische als auch histologische Techniken zum Einsatz. Das biologische Gewebe muß wegen der Härteunterschiede zwischen Implantatlegierung und angrenzendem Gewebe/Knochenmaterial gehärtet werden, und zudem ist in der Umgebung der Metallkomponente eine feste Stützmatrix zu erzeugen. Aus genannten Gründen wird die Probe in einem geeigneten Einbettmittel eingebettet, eine Maßnahme, die die Unversehrtheit des strukturellen Aufbaus beim Trenn- und Schleifvorgang bewahrt. Eingebettet wird mit Methylmetacryalat (MMA), das wegen seiner günstigen Einbetteigenschaften bezüglich Viskosität, Durchsichtigkeit und Infiltrierfähigkeit ausgewählt wurde. Nach abgeschlossener Aushärtung liegt dieses Einbettmittel als transparenter Block vor, der sich ausgezeichnet Trennen und Schleifen läßt und somit einen Dünnschnitt ermöglicht, der bei der anschließenden histologischen Untersuchung das Einwachsen von Gewebe und Knochen in die porös beschichtete Oberfläche des Implantats zeigt. Probenpräparation Zur Fixierung der Einzelteile und zur Haltbarmachung des natürlichen Zustandes des biologischen Gewebes, wird das Implantat sofort nach Entnahme in eine Formalsalzlösung gelegt. Außerdem verhindert diese Konservierung das Schrumpfen oder die Verformung von Zellen. Mit einer Schleiftrennmaschine wird eine repräsentative Probe herausgetrennt, wobei eine Trennscheibe benutzt wurde, die sich für den Typ der Implantatlegierung eignet und eine Überhitzung von Gewebe und Implantatmetall vermeidet. Die Probe wird auf die Abmessung der für den Einbettvorgang vorgesehenen Einbettformen zugeschnitten. Trocknung und Infiltration Nachdem die Probe maßgerecht zugeschnitten war, wurde sie nacheinander in gradierte Alkohollösungen, von 70% auf 100% ansteigend, gelegt. Daran schlossen sich zwei je 24 stündige Durchgänge in Toluol an. Zum Schluß wurde sie mehrfach in unpolymerisiertes Einbettmittel eingelegt, so daß das MMA in die Zellen eindringen konnte. Die auf einen Aluminiumhalter aufgeklebte Probe wurde in eine mit frischem MMA gefüllte, speziell an- Abb. 1: Poröse Beschichtung mit Co/Cr Perlen Abb. 2: Poröse Beschichtung mit Ti-Gitter Abb. 3: Eingebettete Probe auf Aluminiumhalter gefertigte Teflonform gelegt und in eine Vakuumkammer aus rostfreiem Stahl gestellt. Der Aluminiumhalter dient zum leichteren Einspannen der Probe bei der Dünnschnittherstellung (Abb. 3). Die Kammer wurde evakuiert, und die Einbettung wurde im Wärmeschrank bei 37 °C ausgehärtet. Herstellung der Dünnschnitte Von der eingebetteten Implantat/ Knochenprobe wurden mit einer niedrigtourigen Trennmaschine relativ dünne (300 µm) Schnitte abgetrennt. Eine mit synthetischem Schleifmaterial besetzte Trennscheibe wurde dem üblicherweise benutzten Diamantrennblatt vorgezogen. Die Trennzeiten sind kürzer und es entstehen dünnere und glattere Proben. Eine Kombination aus 3 Abb. 4: Struers Rotopol/Pedemat Abb. 5a: Speziell angefertigte Probenhalterplatte Abb. 5b: Probenhalterplatte mit befestigter Probe Abb. 6: Pedemat mit eingespannter Probenhalterplatte Trenn/Schmiermittelflüssigkeit wird beim gesamten Trennvorgang benutzt, und die Trennscheibe wurde zur Verbesserung der Trennergebnisse regelmäßig abgerichtet. Auf die Probentrennfläche wurde ein Mikroskopträger geklebt, wodurch die Probe eine feste Unterlage erhält und vermieden wird, daß sie sich beim Trennen aufrollt. Zur Herstellung einer repräsentativen Schnittreihe der Probe ist eine Anzahl von Schnitten abgetrennt worden. Dabei wurde die eingebettete Probe mit einer Mikrometervorschubschraube quer zur Trennblattebene geführt, so daß die Schnitte plan und mit gleichbleibender Dicke abgetrennt wurden. Implantatlegierung unterschiedlich lang. Einige Legierungen (Co/Cr beispielsweise) erfordern längere Schleifzeiten als Titanlegierungen. Abhängig vom Implantattyp und Probenlage im Implantat ist auch die Metallschnittfläche unterschiedlich groß. gangs geschah von Hand auf einer Lunn-Major Schleifbank, wobei mit den SiC-Grobschleifpapieren der Körnung 220 bzw. 320 begonnen wurde. Präparationsziel ist ein planer Dünnschnitt, dessen biologisches Gewebe die Zellstruktur erkennen läßt und nur ein minimaler Verlust von Metallperlen oder Drahtfäden aufgetreten ist. Eine Schnittdicke von weniger als 100 µm wäre wünschenswert, doch läßt sich dieses Ziel nicht immer ohne Zerstörung der Probe erreichen. Das Ganze gleicht einer Gratwanderung zwischen einer vollständigen Probe mit korrekten Zelldetails und dem völligen Verlust der Probe. Dieser Optimierungsvorgang läßt sich nur durch regelmäßige Probenkontrolle im Mikroskop erzielen. Zwei Mikroskopträger, die mit vergleichbar großen Metallflächen gleicher Metalltypen bestückt waren, wurden auf die Probenhalterplatte des Pedemat gespannt. Die erste Schleifstufe ist bei allen Schnitten gleich. Tabelle 1 verzeichnet die verwendeten Parameter. Tabelle 1: Unterlage Schleifen Das Schleifen des Dünnschnitts wurde in zwei Stufen durchgeführt, wobei die Grobschleifstufe auf dem automatischen Struers Schleifgerät Rotopol/Pedemat (Abb. 4) erfolgte und die abschließende Feinschleifstufe auf einer Lunn-Major Schleifbank von Hand ausgeführt wurde. Der Fortgang dieses Schleifvorgangs ist laufend im Mikroskop überprüft worden. Eine den Erfordernissen entsprechend angefertigte rostfreie Probenhalterplatte diente als Halterung für den Mikroskopträger und wurde in das Pedemat Gerät eingespannt (Abb. 5a, b und 6). Zur momentanen Fixierung des Trägers wurde dessen Rückseite mit Silikongel eingestrichen. Mit dem MD-Fuga System wurden SiC-Schleifpapiere verwendet, und die Schleifzeiten waren je nach Entnahmeort des Metalls am Implantat und abhängig vom Typ der 4 SiC-Papier Körnung # 220 Schmiermittel Wasser Rotation Gleichlauf U/min 150 Andruckkraft (N) 30 - 40 Zeit (min) 5 Weitere Schleifmaßnahmen wurden individuell vorgenommen, wobei die Probendicke zu berücksichtigen war, aber noch viel mehr auf die Unversehrtheit von Knochen/Gewebe geachtet werden mußte. Die Details des biologischen Gewebes wurden im Lichtmikroskop untersucht. Der Schleifvorgang im Rotopol/ Pedemat wurde so lange fortgesetzt, bis etwa eine Dicke von 200 µm erreicht war. Unterhalb dieser Dicke ging die Probe in einen sehr instabilen Zustand über, und das biologische Gewebe wurde leicht weggeschliffen und der hauchdünne Metallteil begann wegzubrechen. Die Fortsetzung des Schleifvor- Histologisches Anfärben und Untersuchung Für das histologische Anfärben werden mindestens zwei Schnitte je Probe präpariert, wovon die eine mit Giemsa, die andere mit Toluidin-Blau angefärbt wurde (Abb. 7). Die Färbung macht die Unterscheidung von Knochen und Fasergewebe möglich. Die Proben wurden im Lichtmikroskop untersucht und die Eindringtiefe von Knochen oder Gewebe bestimmt. Obwohl die Untersuchungsergebnisse lediglich bestimmte, kleine Bereiche des Implantats repräsentieren, kann sich der Chirurg trotzdem ein ausreichend gutes Bild von der Unversehrtheit der örtlichen Einbindung des orthopädischen Implantats machen. Abb. 7: Dünnschnitt mit Toluidin-Blau angefärbt,siehe Abb.11 Abb. 8: Knieimplantat - Aus dem Bereich der Patella. (Co/Cr Perlen) Knochenmaterial umgibt die Perlen. 32x Abb. 9: Knieimplantat - Aus dem Bereich der Patella. (Co/Cr Perlen) Fasergewebe am Grund der porösen Beschichtung, Knochen an der Oberfläche. 10x Abb. 10: Knieimplantat - Aus dem Bereich des Femurs. (Co/Cr Perlen) Fasergewebe am Grund der porösen Beschichtung, Knochen an der Oberfläche. 12,5x Abb. 11: Knieimplantat - Aus dem Bereich der Patella. (Titangitter) Knochenmaterial umgibt das Gitter. Siehe Abb. 7. 10x Abb. 12 Hüftgelenkimplantat - Aus dem Bereich des Femurs. (Titangitter) Knochenmaterial umgibt das Gitter. 7,5x Kay Geels erhält den Henry Clifton Sorby Preis 31. Jahresversammlung der IMS im Juli in Ottawa, Kanada an Kay Geels überreicht, anläßlich dessen er den Vortrag, “Das wahre Gefüge von Werkstoffen - metallographische Präparation von Sorby bis zur Gegenwart” gehalten hat. Der Henry Clifton Sorby Preis ist eine hohe Auszeichnung, die von der International Metallographic Society (IMS) überreicht wird. Jedes Jahr wird ein Preisträger ausgewählt, der sich durch hervorragende Beiträge auf dem Gebiet der Metallographie ausgezeichnet hat. Dieser Preis wurde 1998 auf der Kay Geels wurde 1934 geboren und 1962 in der metallographischen Abteilung der Struers Chemiske Laboratorium, als Maschinenbauingenieur eingestellt. 1964 wurde er Leiter dieser Abteilung. In den folgenden Jahren hat Struers ein komplettes Programm für die metallographische Probenpräparation entwickelt. Nach 10 Jahren bei Struers ging Kay Geels als technischer Ratgeber nach Kenia, angestellt vom däni- schen Außenministerium, kehrte jedoch 1976 als Entwicklungs- und Produktionsleiter zu Struers zurück. Mehr als 30 Jahre hat Kay Geels in leitenden Positionen bei Struers dazu beigetragen, daß sich die Firma von einem relativ kleinen Lieferanten für materialographische Geräte und Verbrauchsmaterialien zu einem der größten auf der Welt entwickelt hat und er hat bei der Entwicklung von neuen Produkten und Methoden eine wesentliche Rolle gespielt. Kay Geels ist ein Mitglied des Redaktionsausschusses von Structure seit die Zeitschrift 1981 gegründet wurde. 5
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