50 E Eingang zur Abteilung Landesgeschichte mit schmiedeeisernem Tor einem hannoverschen Gartenhaus, 1985 Röhrbeins Nachfolger Thomas Schwark überarbeitete dieses Konzept im Sinne einer Verknüpfung von Stadt- und Landesgeschichte in dem Ausstellungsabschnitt vom Mittelalter bis zum Ende des Königreichs Hannover 1866. Szenografie wurde zu einem konstitutiven Element der Ausstellungen. Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg, der ehemalige Museumsdirektor Helmut Plath und Museumsdirektor Waldemar R. Röhrbein (zentral v.l.n.r.) bei Eröffnung der Sonderausstellung „Reichskristallnacht in Hannover“, 1978 50 5 0 1991 entstand anlässlich der 750-Jahrfeier eine neue Dauerausstellung mit einer chronologisch vom Mittelalter bis in die 1950 Jahre gegliederten Stadtgeschichte und einer thematisch strukturierten Volkskunde. Pferdestaße 6, 30159 Hannover Telefon (0511) 168-43052 [email protected] www.hannover-museum.de ÖFFNUNGSZEITEN Di 10-19, Mi-Fr 10-17, Sa-So 10-18 24.12., 25.12., 31.12., 1.1., 14.4. geschlossen EINTRITT Kinder bis 5 Jahre freier Eintritt; Kinder bis 12 Jahre und Schulklassen 1,- Euro; Erwachsene 5,- / 4,- Euro; freitags frei © Landeshauptstadt Hannover – Der Oberbürgermeister – Historisches Museum 2016 AUSSTELLUNGSKURATOREN: Dr. Andreas Fahl, Dr. Andreas Urban TEXT: Dr. Andreas Urban GESTALTUNG: www.schwanke-raasch.de REPROS: Reinhard Gottschalk HIS M U TS O R I S HOH EUM CHES EN U F AE M R Waldemar R. Röhrbein, 1978 Das 50jährige Bestehen des Museums nutzen wir als Anlass für einen Blick zurück auf die Museumsgeschichte. Wir schauen aber auch auf die Zukunft des Hauses. Wir laden Sie herzlich ein, unsere Überlegungen zur zukünftigen Entwicklung des Museums kennenzulernen und mit uns über die Planungen für das Historische Museum von morgen zu sprechen. JAHR deutlich machen, daß die Gegenwart ständig Zukunft in Vergangenheit verwandelt. Das Historische Museum steht heute an der Schwelle zu einer grundlegenden Neuausrichtung. Bislang haben die drei Sammlungsbereiche Landesgeschichte, Stadtgeschichte und Volkskunde die Gliederung und die Themen der Ausstellungen bestimmt. In der neuen Dauerausstellung werden wir aktuelle Interessen der Menschen in Stadt und Region in das Zentrum stellen. Unsere „Fragen an die Geschichte“ beziehen sich auf die Lebenswirklichkeit der Menschen von heute. Denn: Geschichte bietet Anknüpfungspunkte, um über die Gegenwart nachzudenken und Perspektiven für die Zukunft zu entwerfen. CHI CHT E! Die Berufung Waldemar R. Röhrbeins zum Museumsdirektor wurde 1976 mit dem Auftrag verbunden, das Museum an die Gegenwart heranzuführen und die Geschichte der Arbeiterschaft zu berücksichtigen. Röhrbein erarbeitete erfolgreiche Sonderausstellungen zur Zeitgeschichte. Das Historische Museum Hannover im 21. Jahrhundert 50 1966 eröffnete das Historische Museum mit einem Ausstellungskonzept, das nach traditionellem Muster die Sammlungen zur Landesgeschichte, Stadtgeschichte und Volkskunde auf drei Etagen präsentierte. Ein Schmuckstück des Museums war die im ehemaligen Zeughaus errichtete Halle mit den Kutschen der Welfendynastie. Das Interesse der Öffentlichkeit war überwältigend. Aber kaum zehn Jahre nach der Eröffnung meldeten sich kritische Stimmen. ›› Denn die Darstellung der Geschichte darf in einem historischen Museum nicht nur ein Rechenschaftsbericht über längst vergangene Zeiten sein, sondern sie muß, das Fortschreiten der Zeit aufzeigend, mit der Einbeziehung der jüngeren und jüngsten Vergangenheit sowohl den Besuchern Identifikationsmöglichkeiten mit dem eigenen Erleben und mit eigenen Kenntnissen bieten als auch EIN HAU SM GESACHT Das Historische Museum am Hohen Ufer seit 1966 FRAGEN AN DIE GESCHICHTE 왘 왘 BILDUNG, ENTSPANNUNG, ERLEBNIS Eine Ausstellung zum Geburtstag 21. OKTOBER 2016 – 31. JULI 2017 EIN GEBURTSTAGSFEST UND EINE AUSSTELLUNG 왘 ›› IMPROVISATION UND VERDRÄNGUNG Zur Vermittlung von Vergangenheit im Museum gehören Distanz, Fiktion, Traum. Das Geheimnis des erfolgreichen kulturgeschichtlichen Museums ist eine subtile Balance Das Niedersächsische Heimatmuseum 1945 - 1966 zwischen Studienort und Märchenhaus. Der Bereich „Volkstümliche Festspeisen“ im Niedersächsischen Volkstumsmuseum, 1939 Willibald Sauerländer, 1999 Das Historische Museum am Hohen Ufer von der Leineseite, um 1970 WAS IST ÜBERHAUPT EIN GESCHICHTSMUSEUM? 왘 EIN BLICK ZURÜCK NACH VORN Museen machen nicht nur Geschichte, sie haben auch Geschichte. Am 21. Oktober 1966 wurde das von Architekt Dieter Oesterlen entworfene und von Museumsdirektor Helmut Plath eingerichtete „Historische Museum am Hohen Ufer“ der Öffentlichkeit übergeben. Welche Art von Museum sie erwarteten, hatten die Repräsentanten der Bürgerschaft 1960 im Text zum Architektenwettbewerb unmissverständlich benannt: „Die Einbindung des Beguinenturms und der Zeughausruine mit Teilen der alten Stadtmauer“ in den Museumsbau sowie „ein modernes Museum“. Fülle im Magazin des Heimatmuseums in der Prinzenstraße, 1950er Jahre Ehrenhalle der hannoverschen Armee im Vaterländischen Museum, um 1910 TRADITION UND RETTUNG 왘 Museen sind Orte des Sammelns, des Bewahrens, des Erforschens, des Ausstellens und des Vermittelns von gegenständlichen Zeugnissen der Vergangenheit. Die Aufmerksamkeit von Geschichtsmuseen richtet sich auf alle Aspekte, die das Zusammenleben betreffen: auf Politik, Wirtschaft, Kultur, Alltag und Freizeit – von Frauen und Männern. Das Historische Museum bezieht sich auf Stadt und Region Hannover. Seine Sammlungen greifen aber weit darüber hinaus: auf die Gebiete des ehemaligen Königreichs Hannover. Wie bei allen Museen bestimmten beim Historischen Museum sich wandelnde Interessen und Wertorientierungen die Sammlungen und Ausstellungen. 왘 왘 RASSE UND KRIEG Das Vaterländische Museum 1903-1935 Als der Neubau des Historischen Museums 1966 eröffnet wurde, hatte es bereits eine über 50jährige Geschichte hinter sich. Unter dem Namen Vaterländisches Museum war es 1903 in der Cumberland-Galerie Prinzenstraße erstmals eröffnet worden. Der Gründung des Vaterländischen Museums lagen drei Motive zu Grunde: 쮿 das Bedürfnis, die Erinnerung an das 1866 untergegangene Königreich Hannover wach zu halten; 쮿 die Rettung von Überresten der ländlichen Kultur, die sich im 19. Jahrhundert durch Modernisierungen veränderte; 쮿 die Bewahrung von Zeugnissen der Lebensverhältnisse in der vorindustriellen Stadt. Die Ausstellung des Vaterländischen Museums zeigte auf drei Etagen Einrichtungen einer Apotheke und eines Bauernhauses, Uniformen, eine „Ehrenhalle der hannoverschen Armee“ sowie die Sammlung zur Stadtgeschichte. Unter der Leitung des Volkskundlers Wilhelm Peßler wurde die bis dahin unsystematisch zusammengetragene Sammlung verzeichnet. Die Neuordnung des Vaterländischen Museums 1935-1945 Der Museumsbetrieb begann 1952 in der wiederaufgebauten Cumberland-Galerie. Das in „Niedersächsisches Heimatmuseum“ umbenannte Haus eröffnete die erste Ausstellung „Hannover – Wie es wurde und lebte“. Es folgten bis 1963 fünf weitere Ausstellungen. Museumsleiter Helmut Plath führte seit 1947 in der zerstörten Altstadt Grabungen zur Stadtarchäologie durch. Eine Fülle von mittelalterlichen Funden gelangte dadurch in die Museumssammlung. 1950 regte Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht den Bau eines neues Geschichtsmuseum an. 1962 begannen die Bauarbeiten. Kurator Ulrich Stille mit Grabungsfunden, 1959 Museumsdirektor Peßler veranlasste die Aufteilung der Sammlung auf vier Gebäude. Die neu konzipierten Ausstellungen glorifizierten den Krieg, akzentuierten die Besonderheiten der Volksrassen und betrieben modernitätsfeindliche Heimattümelei. 쮿 ab 1935 die „Heeresgedenkstätte im Leineschloss“ 쮿 ab 1937 das „Niedersächsische Volkstumsmuseum“ in der Cumberland-Galerie. 쮿 ab 1939 die Landesgeschichte als „Museum im Georgengarten“ im Wallmodenschloss 쮿 stadtgeschichtliche Ausstellungen im Haus Calenberger Straße 37 und im Alten Rathaus. Im Zweiten Weltkrieg waren die Ausstellungen geschlossen. Die Auslagerung der Objekte an bombensichere Orte erfolgte erst 1943 nach erheblichen Zerstörungen und Verlusten. ›› Aus dem Leben für das Leben! Das sollte der Wahlspruch für alle Museen sein. Die Museen sollen aus der Fülle des Lebens der Vergangenheit und der Gegenwart Kraft und Wärme sammeln und diese an die Gegenwart und die Zukunft weitergeben. Wilhelm Peßler, 1921
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