Telemanns Gelegenheitsmusik als musikalisches Tagebuch

Der Komponist als Chronist:
Telemanns Gelegenheitsmusik als musikalisches Tagebuch
Symposium, Frankfurt am Main, 5.−7. Oktober 2017
Tagungsort: Holzhausenschlössschen der Frankfurter Bürgerstiftung
Veranstalter: Frankfurter Telemann-Gesellschaft e. V. in Kooperation mit dem
Institut für Musikwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt
Georg Philipp Telemann wurde durch seine 86 Lebensjahre Zeuge einer sich stark
wandelnden Epoche. Seine anlassgebundenen Kompositionen erscheinen aus
heutiger Sicht wie Eintragungen in einem Tagebuch, in dem wichtige Ereignisse
festgehalten werden. So dokumentieren sowohl die Textvorlagen als auch die
Vertonungen Reaktionen auf zeitgeschichtliche Ereignisse wie Krieg und Frieden,
Naturkatastrophen oder einen ‚Börsencrash‘ und begleiten das Leben Telemanns an
seinen Wirkungsstätten (etwa bei Hochzeiten, Predigereinführungen,
Beerdigungen, Feiern bestimmter Bevölkerungsgruppen) und im höfischen Umfeld
(Geburtstagsmusiken). Telemanns Kompositionen eröffnen somit Einblicke in eine
Welt lokaler Ereignisse, die in der Zusammenschau vielfältige Wechselwirkungen
zwischen Komponist und Gesellschaft transparent werden lassen. Die
Kompositionen – gemeinhin mit dem Terminus Gelegenheitsmusik gefasst – sind
somit nicht allein von musikalischem Interesse, sondern sie stellen in ihrer
Gesamtheit einen zeitgeschichtlichen Spiegel des Wirkungsumfeldes von Telemann
dar.
Mit einem Symposion, dessen Thematik sich an gesellschafts- und
kulturgeschichtlichen Kontexten orientiert, soll im Telemann-Jahr 2017 dieser
Facette des Wirkens von Telemann besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Dabei wird die wissenschaftliche Diskussion auch Gelegenheit dazu bieten, sich
kritisch mit älteren, oftmals pejorativen Stellungnahmen und Urteilen zu
Telemanns funktionsorientiertem Wirken auseinanderzusetzen bzw. dieses neu zu
bewerten. In das nähere Betrachtungsfeld werden hierfür auch Werke gerückt, die
bisher nur punktuell erforscht oder noch nicht erschlossen respektive ediert sind
(Kantaten zu Kircheneinweihungen, Predigereinführungsmusiken,
Hochzeitsmusiken, Geburtstagsserenaden, Werke zu politischen Feiern,
Kompositionen für Hamburger und Altonaer Schulen).
Die Teilnehmer des Symposiums sind eingeladen, sich mit Kompositionen aus den
oben skizzierten Themenfeldern und bevorzugt den genannten Werkgruppen
auseinanderzusetzen. Willkommen sind aber auch weiter gefasste Beiträge zum
Themenbereich anlassgebundenen Komponierens im 18. Jahrhundert, sei es in
historischer, soziologischer oder kulturwissenschaftlicher Perspektivierung.
Für die Referenten ist eine Vortragszeit von jeweils 30 Minuten mit anschließender
Diskussion (15 Min.) vorgesehen. Kongresssprachen sind Deutsch und Englisch.
Themenvorschläge mit einem Abstract (max. 500 Wörter) werden bis zum
15. Januar 2017 (vorzugsweise per E-mail) erbeten an:
Prof. Dr. Thomas Betzwieser
Goethe-Universität Frankfurt
Institut für Musikwissenschaft
Senckenberganlage 31–33
D-60325 Frankfurt am Main
E-Mail: [email protected]
Das Tagungsprogramm wird Anfang März 2017 publiziert werden. Eine
Veröffentlichung der Referate des Symposiums ist geplant.
In einem Konzert mit Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende
Kunst Frankfurt werden vornehmlich die während der Konferenz diskutierten
Kompositionen erklingen.