Visite vom 18. 10. 2016

Visite
am 18. Oktober 2016
im NDR Fernsehen
Themen:
Künstliche Hüfte – so hält der Gelenksersatz lange
Patientenverfügung: Worauf es neuerdings ankommt
Usutu-Virus breitet sich in Deutschland aus
Glaukom – Mini-Stent als Abfluss
Kartoffeln – lecker, aber auch gesund?
Abenteuer Diagnose: Antiphospholipidsyndrom
Künstliche Hüfte: So hält der Gelenkersatz lange
Schmerzen in der Leiste, die über den Oberschenkel bis ins Kniegelenk ausstrahlen
– oder Hüftschmerzen an der Außenseite des Hüftgelenks: So macht sich der
Gelenkverschleiß (Arthrose) im Hüftgelenk bemerkbar. Die Kugelgelenke in den
Hüften sind enormen Stoßbelastungen ausgesetzt. Solange noch genügend
puffernde Knorpelmasse zwischen Hüftkopf und -pfanne vorhanden ist, lässt sich das
Gelenk schmerzfrei bewegen. Bei einer Arthrose kommt es zu einem Knorpelabrieb,
der Gelenkspalt verengt sich, bis schließlich Knochen auf Knochen reibt und zu den
heftigen Schmerzen führt. Der Knorpelverschleiß macht sich meist erst im
fortgeschrittenen Alter bemerkbar und führt unbehandelt im schlimmsten Fall in den
Rollstuhl. Aber auch jüngere Menschen leiden oft schon unter Arthrose.
Wann ist ein neues Hüftgelenk erforderlich?
Im frühen Stadium der Erkrankung empfehlen Experten zunächst eine konservative
Behandlung mit Medikamenten, Spritzentherapie und Krankengymnastik.
Häufig nehmen die Beschwerden aber schleichend zu, wobei sich schmerzhaftere
Phasen und weniger schmerzhafte oder gar schmerzfreie abwechseln. Der
Verschleiß im Hüftgelenk lässt sich nicht rückgängig machen und deshalb ist eine
Operation letztlich unvermeidbar, damit sich Betroffene wieder schmerzfrei bewegen
und vielleicht sogar wieder leichten Sport treiben können.
Den richtigen Zeitpunkt zur Operation bestimmen die Schmerzen des Patienten. Zu
lange warten sollte man nicht, denn wenn bereits der Knochen geschädigt ist, wird
die Operation deutlich aufwändiger und belastender. Es kann dann sein, dass sich
die ursprüngliche Beweglichkeit nicht wieder herstellen lässt. Um zu erkennen, ob
eine Operation erforderlich ist, prüft der Arzt vier Faktoren: Schmerz, Röntgenbild,
Funktionseinschränkung und Einschränkung der Lebensqualität. Vor der Operation
wird zu einem leichten Bewegungs- und Krafttraining geraten, um nach dem Eingriff
schneller wieder auf die Beine zu kommen.
Bei einem starken Knorpelschaden oder einer irreparablen Gelenkfehlstellung muss
in der Regel das komplette Gelenk durch eine Totalendoprothese (TEP) ersetzt
werden.Mehr als 200.000 Hüftprothesen werden in Deutschland jedes Jahr
eingesetzt. Doch die künstlichen Gelenke halten nicht ewig: Wenn es in der Hüfte
knarzt, ist es höchste Zeit für eine Wechseloperation. Dabei kann häufig statt der
ganzen Prothese auch nur die Einlage (Inlay) ausgetauscht werden.
Das können Sie tun, damit das Kunstgelenk lange hält:
Wie lange eine künstliches Hüftgelenk hält, hängt nicht nur vom Operateur und dem
Prothesentyp ab. Auch der Patient selbst kann viel zur langen Haltbarkeit beitragen.
Statt neueste Prothesenmodelle zu wählen, über deren Haltbarkeit es noch
keine Aussagen gibt, lieber auf bewährte Modelle setzten, zu denen die Klinik
zuverlässige Angaben zur Haltbarkeit machen kann.
Richtiges Verhalten direkt nach der Operation ist wichtig! Die Frühphase ist
die wichtige Heilphase und trägt wesentlich zur Haltbarkeit des neuen Gelenks
bei. Darum anfangs keinen falschen Ehrgeiz entwickeln oder bei
Schmerzfreiheit übermütig werden. Einige Experten empfehlen, beide
Unterarmstützen während der ersten drei bis vier Wochen zu benutzen – bis
sich alles gefestigt hat und die inneren Wunden verheilt sind.
In der Reha erlernte Übungen zur Kräftigung der Hüftmuskulatur unbedingt
zuhause täglich mehrmals gewissenhaft durchführen – auch während der
folgenden Jahre! Nur starke Muskeln führen das künstliche Gelenk sicher und
schützen vor Überlastung. Natürlich gilt es dabei, wie bei allen Tätigkeiten,
ein gesundes Mittelmaß einzuhalten.
Jegliches Risiko von Stürzen unbedingt vermeiden, da die Knochen um die
Prothese herum leichter brechen können! Besonders auf Treppen immer mit
einer Hand am Geländer sichern, um Stolpern zu vermeiden. Beim
nächtlichen Toilettengang besonders achtsam sein und immer das Licht
einschalten.
Am künstlichen Gelenk können sich Bakterien sammeln. Haustierbesitzer
sollten besonders vorsichtig sein und sich nach jeder Bissverletzung in
ärztliche Behandlung begeben.
Nur ein starker Knochen kann das künstliche Gelenk gut halten. Darum muss
der Knochenabbau (Osteoporose) vermieden werden. Den Vitamin-D-Spiegel
im Blut jährlich kontrollieren lassen. Teilen Sie der Krankenkasse zuvor die
Begründung mit, damit sie die Kosten übernimmt. Wichtig ist auch eine
ausgewogene, kalziumreiche Ernährung.
Übergewicht belastet das neue Gelenk. Eine Ernährungsberatung kann
helfen, ein gesundes Körpergewicht zu erreichen.
Nach der Hüft-Operation sind häufig die Beine unterschiedlich lang, was zu
einer vermehrten Belastung führt. Mit Einlagen oder einer SchuhsohlenErhöhung kann der Arzt die Beinlängen ausgleichen.
Bewegung ist wichtig, aber Jogging, Basketball, Badminton, Kampfsportarten,
und Fußball sind Höchstbelastungen, die unbedingt zu vermeiden sind. Auch
wenn man keine Schmerzen verspürt, sind Springen oder Rennen verboten.
Beim Skifahren auf Langlauf mit einfachen Loipen und beim Tennis auf ein
gemütliches Doppel beschränken.
Mediziner empfehlen den Patienten mit Kunstgelenk regelmäßige
Nachuntersuchungen: Auch ohne Beschwerden sollte das künstliche Gelenk
alle drei bis fünf Jahre kontrolliert werden. Treten Beschwerden auf, sofort
zum Arzt gehen, um den Schaden gering zu halten.
Modelle und Materialien
Moderne Hüftprothesen werden nach dem Baukastenprinzip zusammengefügt. Für
die Einzelteile Hüftpfanne, Einlage (Inlay), Prothesenkopf und Prothesenschaft
stehen stehen in Deutschland drei verschiedene Materialtypen zur Auswahl, die
unterschiedlich miteinander kombiniert werden können: Edelstahl, Keramik und
Polyethylen.
Kurzschaft-Prothese: geeignet für Erstimplantation, bei stabilen Knochen (z.B.
jüngere Patienten).
Langschaft- Prothese: notwendig z. B. bei Wechseloperation, instabilen Knochen
und Schenkelhalsfrakturen.
Duokopfprothese: Die Schaftprothese endet in einem kleinen Gelenkkopf, auf dem
beweglich ein zweiter, größerer Prothesenkopf angebracht wird. Die natürliche
Hüftpfanne bleibt erhalten. Für Patienten ab 75 Jahren, mit starken
Bewegungseinschränkungen, rheumatischen Erkrankungen und hochgradiger
Osteoporose.
Hüftkappenprothese: Der Hüftkopf wird lediglich überkront und nicht wie bei der
Totalendoprothese (TEP) zusammen mit dem Schenkelhals entfernt. Das Verfahren
erhält mehr Knochensubstanz. Die Kappenprothese wird aber nur noch selten
implantiert.
Zement: Es gibt zementierte und zementfreie Hüftgelenkprothesen. Der „Zement“ ist
ein Kunststoff, in dem die Implantate befestigt werden. Er härtet innerhalb weniger
Minuten zu einer starren Masse, die Knochen und Prothesen fest miteinander
verbindet. Für ältere Patienten, deren Knochenstruktur keine andere Möglichkeit
zulässt. Das Bein kann nach der Operation sofort belastet werden.
Zementfrei: Zementfreie Implantate eignen sich für Patienten, deren Knochen noch
fest und aktiv sind. Die Prothese wird direkt in den Knochenschaft eingetrieben, das
Knochengewebe verbindet sich innerhalb von sechs bis zwölf Wochen mit der
rauhen Oberfläche des Implantats. Oft darf das Bein erst drei bis acht Wochen nach
der Operation voll belastet werden. Manche Kliniken erlauben die volle Belastung
auch schon kurz nach der Operation. Das hängt von der Vorerkrankung, aber auch
von der Stabilität des Implantats im Knochen ab.
Material: Als Material für den Prothesenschaft, der im Oberschenkelknochen
verankert wird, hat sich beim zementfreien Typ Titan bewährt. Beim zementierten
Typ werden meist Edelstahl- oder Kobalt-Chrom-Molybdän-Prothesen eingesetzt.
Bewegliche Teile: Für die so genannten Gleitteile, also Prothesenkopf und
Hüftpfanne, gibt es folgende Kombinationsmöglichkeiten:
Material
Metallkugel und
Polyethylenschale
Vorteile
billig
Keramikkugel und
Polyethylenschale
hält recht
lange
Kugel und Schale aus
Keramik
fast kein
Abrieb
langlebig
Nachteile
in dem Plastik bildet sich
schnell Abrieb
ist schnell verschlissen
Abrieb
muss früher oder später
ausgetauscht werden
kann brechen
Interviewpartner im Studio:
Prof. Dr. Thorsten Gehrke, Orthopäde, Orthopädische Chirurgie und Sportmedizin
Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Abteilung Gelenkchirurgie
Helios Endo-Klinik Hamburg
Holstenstraße 2, 22767 Hamburg
Tel. (040) 31 97-12 25, Fax (040) 31 97-19 38
E-Mail: [email protected]
Internet: www.helios-kliniken.de/klinik/hamburg-endoklinik/fachabteilungen/gelenkchirurgie
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Bernd Hinkenjann
Chefarzt Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie
St. Agnes-Hospital Bocholt
Barloer Weg 125, 46397 Bocholt
Tel. (02871) 20-29 21, Fax (02871) 20-21 88
Internet:
www.klinikum-westmuensterland.de/bocholt/leistungen/fachabteilungen/orthopaedieund-unfallchirurgie
Prof. Dr. Marc N. Thomsen, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie,
Spezielle orthopädische Chirurgie, Orthopädische Rheumatologie,
Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Klinikum Mittelbaden – Baden-Baden, Standort Balg
Balger Straße 50, 76532 Baden-Baden
Tel. (07221) 91 25 35, Fax (07221) 91 25 36
E-Mail: [email protected] (Sekretariat)
Internet: www.klinikum-mittelbaden.de
Dr. Karl Christian Westphal, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle
Orthopädische Chirurgie, Physikalische Therapie
Chefarzt Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Schön Klinik Neustadt
Am Kiebitzberg 10, 23730 Neustadt in Holstein
Tel. (04561) 54-45 30 00, Fax (04561) 54-33 75 00
Internet: www.schoen-kliniken.de/ptp/kkh/neu/faz/orthopaedie
Weitere Informationen:
Deutsches Arthrose Forum
Internet: www.deutsches-arthrose-forum.de
Deutsche Arthrose Hilfe e.V.
Postfach 11 05 51, 60040 Frankfurt
Internet: www.arthrose.de
Ratgeber:
Robert Kipping: Operation Hüfte – Fragen an den Spezialisten.
88 S.; Urban und Vogel (2012); € 16,95
Christoph Schönle, Thomas Hess, Silke Rödig:
Schmerzfrei und beweglich mit dem neuen Hüftgelenk.
104 S.; TRIAS (2. Auflage; 2012); € 14,99
Michael Lehmann: Hüftarthrose – von der Diagnose bis zum Gelenkersatz.
136 S.; dpv (2012); € 23,80
Ulrich Hinkelmann, Michael Fleischhauer:
Das neue Hüft- und Kniegelenk: Die Endoprothese Schritt für Schritt erklärt.
104 S.; Urban & Fischer/Elsevier (2012); € 24,99
Heidi Rauch, Peter Herrchen: Mut zur neuen Hüfte!
247 S.; Rauch und Herrchen (2012); € 19,90
Patientenverfügung: Worauf es neuerdings ankommt
Ein Unfall, ein Schlaganfall oder eine schwere Erkrankung: Die Vorstellung, nicht
mehr über die eigene medizinische Behandlung entscheiden zu können, ist für viele
Menschen eine beängstigende Situation. Eine Patientenverfügung kann für diesen
Ernstfall vorsorgen.
Was ist eine Patientenverfügung?
Eine Patientenverfügung ist eine vorsorgliche Erklärung des Willens. Wenn der
Patient nicht mehr in der Lage ist, seine Zustimmung oder Ablehnung zu einer
medizinischen Behandlung zu geben, wird sie wirksam. In der Patientenverfügung
beschreibt der potenziell Betroffene mögliche Situationen und die gewünschte oder
eben gerade nicht gewünschte Behandlung. Er legt damit fest, ob er in bestimmte
Untersuchungen oder ärztliche Eingriffe einwilligt. Für Ärzte ist eine solche Verfügung
unmittelbar verbindlich - zumindest dann, wenn sie konkret genug formuliert ist. Doch
was gehört in eine solche Verfügung?
BGH-Entscheidung vom 6. Juli 2016: Möglichst konkrete Anweisungen
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat am 6. Juli 2016 entschieden, dass pauschale oder
vage Formulierungen wie "keine lebenserhaltenden Maßnahmen" nicht ausreichen.
Die Ausführungen in der Patientenverfügung sollten möglichst konkrete
Anweisungen zu den Themen künstliche Ernährung, künstliche Beatmung,
Schmerzbehandlung, Wiederbelebung, Organspende sowie zu weiteren
medizinischen Fragen enthalten. Um die eigenen Wünsche nachvollziehbarer zu
machen, sollte jeder ein paar zusätzliche Zeilen zu seiner persönlichen Situation
notieren.
Beispiele für die Anweisung zur künstlichen Ernährung:
„Wenn ich mich im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit
befinde, selbst wenn der Todeszeitpunkt noch nicht absehbar ist, dass …
… eine künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr begonnen oder weitergeführt
wird, damit mein Leben verlängert wird“
„... eine künstliche Ernährung und/oder eine künstliche Flüssigkeitszufuhr nur bei
palliativmedizinischer Indikation zur Beschwerdelinderung erfolgen“
„... keine künstliche Ernährung unabhängig von der Form der künstlichen Zuführung
der Nahrung (z. B. Magensonde durch Mund, Nase oder Bauchdecke, venöse
Zugänge) und keine künstliche Flüssigkeitszufuhr erfolgen.“
(Textbausteine des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz)
Persönliche Beratung empfohlen
Ärzte und Anwälte können mehr mit einer Patientenverfügung anfangen, die auf der
Basis gut formulierter Vordrucke erstellt wurden. Zahlreiche Vordrucke und
Textbausteine zu einer Patientenverfügung finden sich im Internet. Doch nicht alle
Vordrucke sind gut – Experten empfehlen die Textbausteine, die das
Bundesjustizministerium im Internet anbietet. Bei diesem komplizierten Thema
empfiehlt sich auch eine ausführliche Beratung. Mögliche Anlaufstellen sind
Verbraucherzentralen mit ihren Beratungsstellen, Kirchen, Wohlfahrtsverbände,
Hospize oder ein Arzt. Er kann erklären, welche medizinischen Folgen bestimmte
Wünsche und Entscheidungen haben. Für eine persönliche Beratung muss generell
mit Kosten gerechnet werden - je nach Aufwand und Länge der Beratung.
Grundsätzlich muss eine Patientenverfügung nicht notariell beglaubigt sein. Wirksam
wird sie mit der eigenhändigen Unterschrift. Wer noch umfassender vorsorgen will,
der sollte die Patientenverfügung mit einer Vorsorgevollmacht und einer
Betreuungsverfügung verbinden. Wichtig: Eine bestehende Patientenverfügung kann
jederzeit geändert, ergänzt oder widerrufen werden.
Person des Vertrauens benennen
Es ist sinnvoll, in der Patientenverfügung eine Person des Vertrauens zu
bevollmächtigen. Diese Person hat die Aufgabe, Medizinern im Ernstfall die Wünsche
des Patienten zu verdeutlichen und darauf zu achten, dass sie auch berücksichtigt
werden. Ohne entsprechende Vollmacht bekommen Vertrauenspersonen von Ärzten
keine Auskünfte über Gesundheitszustand und Behandlung. Es ist wichtig, alle
Aspekte der Patientenverfügung rechtzeitig mit der auserwählten Person zu
besprechen.
Tipps: Im Ernstfall schnell gefunden
Wichtige Unterlagen wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Testament oder
anderes in einem "Notfall-Ordner" zu Hause auffindbar hinterlegen
Kopien für Angehörige, Bevollmächtige oder auch für den Hausarzt (nach
Rücksprache) anfertigen und aushändigen
Hinweis auf Patientenverfügung, die Vorsorgevollmacht oder Ansprechpartner bei
sich tragen, zum Beispiel im Portemonnaie
Die Vorsorgevollmacht
Die Betreuungsverfügung
erlaubt einer Person, im Namen des
Vollmachtgebenden zu handeln und zu
entscheiden. Es handelt sich um eine
privatrechtliche Vereinbarung. Sie wird
von keiner Institution geprüft oder
kontrolliert.
Ist im Gegensatz zur Vorsorgevollmacht
ein Dokument, in dem für den
Betreuungfall schriftlich festgelegt ist,
wer im Ernstfall als Betreuer eingesetzt
Die Patientenverfügung
werden soll. Mit Betreuung ist in diesem
Fall eine rechtliche Betreuung gemeint,
die von staatlicher Stelle beauftragt und
kontrolliert wird.
teilt den Ärzten mit, welche Handlungen
sie vornehmen oder unterlassen sollen.
Häufig bezieht sich das auf die Frage
lebensverlängernder Maßnahmen. Es ist
sinnvoll, eine Patientenverfügung als
Ergänzung der Vorsorgevollmacht
aufzusetzen. Gesetzlich ist die
Patientenverfügung in § 1901a BGB
geregelt.
Interviewpartner im Studio:
Dr. Ulrich Müllerleile, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, internistische
Onkologie, Palliativmedizin
Interviewpartner im Beitrag:
Christine Eberle
Deutsche Stiftung Patientenschutz
Europaplatz 7, 44269 Dortmund
Patientenschutztelefon: (0231) 738 07 30
Internet: www.stiftung-patientenschutz.de
PD Dr. Stefan Kluge, Direktor
Dr. Kathrin Bangert, Oberärztin
Klinik für Intensivmedizin
Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Tel. (040) 74 10-0
Internet: www.uke.de/kliniken/intensivmedizin
Weitere Informationen:
Leitfaden und Musterformulare für das Erstellen einer Patientenverfügung:
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
Mohrenstraße 37, 10117 Berlin
www.bmjv.de/SharedDocs/Publikationen/DE/Patientenverfuegung.pdf?__blob=public
ationFile&v=9
Bundesärztekammer
Herbert-Lewin-Platz 1 (Wegelystraße), 10623 Berlin
www.bundesaerztekammer.de/patienten/patientenverfuegung/muster-formulare/
Ratgeber:
Stiftung Warentest: Das Vorsorge-Set: Patientenverfügung, Testament,
Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht.
144 S; Stiftung Warentest (2. aktualisierte Ausgabe; 2016); € 12,90
Verbraucherzentrale NRW (Hg.):
Patientenverfügung: Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung.
168 S.; Verbraucher-Zentrale NRW (18. Auflage; 2016), € 9,90
Usutu-Virus breitet sich in Deutschland aus
Es trifft besonders Amseln, aber auch andere Vogelarten: Das Usutu-Virus ist nach
einigen Jahren zurück in Deutschland und sorgt für ein Massensterben unter Vögeln.
Vogelexperten des Naturschutzbundes Deutschland e. V. (NABU) und Virenforscher
vom Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) sind der Krankheit
auf der Spur, denn auch der Mensch kann sich infizieren.
2012 löste das tropische Usutu-Virus, das durch Stechmücken auf Vögel übertragen
wird, in einigen Regionen am Rhein ein großes Vogelsterben aus. Jetzt scheint es
sich über ganz Deutschland zu verbreiten.
Eigentlich brauchen exotische Viren auch exotische Wirtstiere. Beim Usutu-Virus ist
das anders: Es wird von heimischen Mücken übertragen und kann sich in ihnen auch
vermehren. Wandert also ein infizierter Vogel in den Norden und wird dort von einer
Mücke gestochen, wird diese Mücke infiziert und infiziert wieder andere und so
weiter. Das Virus wandert in die Eier der Mücken und die schlüpfenden Larven
enthalten dann bereits die Viren, ohne jemals Blut gesaugt zu haben. So steigt die
Wahrscheinlichkeit, dass auch Menschen von infizierten Mücken gestochen werden
können. Sie können Fieber, Gliederschmerzen oder Hautausschlägen bekommen.
Schwere Verläufe sind kaum bekannt. Menschen mit einem geschwächten
Immunsystem können im schlimmsten Fall an einer Gehirnentzündung erkranken.
Experten glauben, die Viruserkrankung werde nicht diagnostiziert, weil sie nicht
bekannt ist. Die Virologen des BNI haben darum verschiedene Unikliniken informiert.
Die Hamburger Forscher fanden in untersuchten toten Vögeln zwei Varianten des
Usutu-Virus – einen ganz frischen afrikanischen Stamm und einen schon seit 2012
bekannten. Die Virologen stellten fest: Von Jahr zu Jahr gibt es mehr Mückenarten in
Deutschland, die Überträger verschiedener tropischer Viruserkrankungen sind,
insbesondere des Dengue-Fiebers zum Beispiel in der Tiger-Mücke. Sollten sich
Fälle und Ausbrüche von Usutu häufen und es in Menschen nachgewiesen werden,
wäre die Entwicklung eines Impfstoffes denkbar, meinen die Experten.
Weil vom Usutu-Virus besonders viele Amseln betroffen sind, wird die Krankheit auch
als ‚Amselsterben’ bezeichnet. Befallene Vögel wirken krank, werden apathisch und
flüchten nicht mehr. Sie sterben meist innerhalb weniger Tage. Ein toter oder kranker
Vogel sollte nur mit Handschuhen angefasst werden. Die Experten von NABU und
BNI arbeiten daran, die Ausbreitung des Virus und seine Auswirkungen auf die
Vogelwelt zu dokumentieren und zu erforschen. Dabei sind sie auf die Hilfe der
Bevölkerung angewiesen: Denn die wichtigste Datengrundlage bilden Meldungen
toter und kranker Amseln, sowie eingeschickte Proben toter Vögel, die auf das Virus
untersucht werden können. Daher bittet der NABU darum, tote oder kranke Amseln
über ein Online-Formular zu melden.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. rer. nat. Renke Luehken
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg
Tel. (040) 428 18-0, Fax (040) 428 18-400
Internet: www.bni-hamburg.de
Dr. Stefan Bosch
Vogelexperte Baden Württemberg
NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
Internet: www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/aktivitaeten/bfaornithologie/02517.html
Prof. Dr. Norbert Becker
Wissenschaftlicher Leiter der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der
Schnakenplage (KABS) e.V.
Internet: www.kabsev.de
Weitere Informationen:
Meldeaktion zum Amselsterben
NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
Internet: www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/krankheiten/usutu-melden.html
(mit Online-Formular und Versandhinweisen)
Glaukom – Mini-Stent als Abfluss
Das auch als „Grüner Star“ bekannte Glaukom gehört zu den häufigsten
Erkrankungen des Sehnervs und ist hierzulande die häufigste Ursache einer
dauerhaften Erblindung. Tückisch ist, dass die Erkrankung sehr langsam
voranschreitet und von den Betroffenen oft lange nicht bemerkt oder nicht ernst
genommen wird. Erst sind es nur Schatten am Rand, kleine Ausfälle – doch das
Gesichtsfeld verschwindet immer mehr, bis zur vollständigen Erblindung. Als Ursache
für den kontinuierlichen Verlust von Nervenfasern und die zunehmenden
Gesichtsfeldausfälle gilt ein zu hoher Augeninnendruck: Das Auge produziert das
Kammerwasser, eine Art Nährlösung, die die Linse versorgt. Durch einen kleinen
Kanal fließt es nach außen, wo es vom Blutkreislauf aufgenommen wird. Ist dieser
Abfluss gestört oder wird zu viel Flüssigkeit produziert, kommt es zum Stau und der
Druck im Auge steigt, der Sehnerv stirbt langsam ab, das Auge erblindet. Um den
Verlust des Sehvermögens abzuwenden, muss ein Glaukom möglichst früh erkannt
und behandelt werden. Ist der Augendruck stark erhöht, der Sehnerv aber noch nicht
geschädigt, kommen drucksenkende Augentropfen zum Einsatz. Allerdings sind sie oft
kompliziert zu handhaben (mehrere verschiedene Tropfen, mehrmals am Tag) und
können Nebenwirkungen wie gereizte, trockene Augen verursachen. Reichen die
drucksenkenden Tropfen nicht aus, hilft nur eine relativ aufwändige Operation, die den
Abfluss wieder herstellt.
Nun steht für manche Patienten eine schonende, mikro-invasive Alternative zur
Verfügung: Stents, winzige Röhrchen aus hauchdünnem Titan, die das Auge kaum
reizen, sollen den Augendruck senken. Zur Implantation ist nur ein kleiner Eingriff
nötig: Über eine winzige Öffnung in der Hornhaut führt der Augenarzt das Instrument
mit dem Stent ein – bis in den Winkel der vorderen Augenkammer, zwischen Linse
und Hornhaut, wo das Kammerwasser natürlicherweise abfließt. Hier können auch
gleich zwei Stents gesetzt werden, damit mehr Wasser abfließen kann.
Das Verfahren eignet sich allerdings nur für Patienten, deren Glaukom noch nicht weit
entwickelt ist und deren Augendruck nicht zu sehr erhöht ist (unter 30 Millimeter Hg).
Weil bei dem Eingriff nahezu keine Blutungen entstehen, eignet sich das Verfahren
besonders gut für ältere Patienten, die zum Beispiel blutverdünnende Medikamente
einnehmen und diese vorher nicht absetzen müssen. Außerdem lässt sich das
Einsetzen der Stents gut mit einer Operation gegen den Grauen Star kombinieren.
Mehr als die Hälfte der bislang behandelten Patienten kommt nach dem Eingriff ohne
Augentropfen aus – andere benötigen nur noch eine Sorte Tropfen.
Interviewpartnerin im Beitrag:
Prof. Dr. Maren Klemm
Komm. Direktorin Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Tel. (040) 74 10-533 05
E-Mail: [email protected]
Internet: www.uke.de
Prof. Dr. Norbert Pfeiffer
Direktor Augenklinik und Poliklinik
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz
Internet: www.unimedizin-mainz.de/augenklinik
Weitere Informationen:
Informationen des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands.
Internet: www.augeninfo.de
Kartoffeln – lecker, aber auch gesund?
Sie wird Erdapfel, Krumbeere oder Grundbirne genannt: die Kartoffel. Rund um die
Welt gehört sie zu den wichtigsten Nahrungsmitteln - in Deutschland allerdings mit
abnehmender Tendenz. Während die Deutschen in den 50er-Jahren noch mehr als
150 Kilogramm Kartoffeln pro Kopf verzehrten, sind es aktuell nur noch etwa knapp
60 Kilogramm im Jahr. Dazu zählen auch die zahlreichen Kartoffelprodukte wie
Pommes frites, Chips oder Klöße. Inzwischen greifen deutsche Verbraucher häufiger
zu diesen verarbeiteten Kartoffeln als zu frischen.
Gesundes Nahrungsmittel
Dabei sind frische Kartoffeln gesund. Zwar bestehen sie zu rund 80 Prozent aus
Wasser, enthalten aber auch Mineralstoffe, darunter viel Kalium, die Vitamine B und
C sowie essenzielle Aminosäuren im Eiweiß. Der Energieträger in der Kartoffel ist
Stärke, die erst beim Kochen für Menschen verwertbar wird. Fette kommen kaum vor
und werden erst bei der Zubereitung etwa als Pommes frites, Bratkartoffeln oder
Chips in erheblicher Menge zugefügt.
So machen Kartoffeln nicht dick
Kaum ein anderes Gemüse macht auch in kleinen Mengen so satt. Der Grund dafür
sind die langen Kohlenhydrat-Ketten, die wir nur langsam verdauen können. Doch
alles, was nicht sofort verbarucht wird, lagert sich als Hüftgold ab. Wer auf seine
Linie achten muss oder will, sollte Kartoffeln am Besten kalt werden lassen: Denn
beim Abkühlen verändert sich die Stärke in den Kartoffeln – sie wird resistent und
macht gar nicht dick. Die Verdauungsenzyme im Magen können die Stärke nicht
umwandeln – kalte Kartoffeln rutschen quasi durch bis in den Darm. Dort machen
spezielle Bakterien aus der resistenten Stärke unter anderem Buttersäure – und die
ist wiederum sehr gesund für unsere Darmzellen. Der Schlank-Effekt bleibt auch
erhalten, wenn man abgekühlte Kartoffeln wieder erwärmt oder in gutem Fett brät.
Festkochend oder mehlig?
In der Küche unterscheidet man besonders die Eigenschaften der Kartoffeln beim
Kochen.
Festkochende Kartoffeln eignen sich für Salate oder Bratkartoffeln. Sie
behalten beim Kochen ihre feste Struktur und lassen sich gut schneiden.
Vorwiegend festkochende Sorten werden etwas weicher und sind als
Pellkartoffeln oder Salzkartoffeln beliebt.
Mehlige Sorten haben einen höheren Stärkegehalt und lassen sich gut zu
Püree, Knödeln, Puffern oder in Suppen verarbeiten.
Beim Einkauf auf Runzeln und Druckstellen achten
Die Kartoffeln sollten sauber und fest, trocken und gleichmäßig gefärbt sein. Ideal ist
ein erdiger Geruch. Finger weg von glitschigen oder feuchten Kartoffeln mit Runzeln
oder Druckstellen - sie schimmeln schnell.
Mit oder ohne Schale essen?
Die beliebteste Zubereitungsform in Deutschland sind Salzkartoffeln. Die geschälten
Kartoffeln werden in mundgerechte Stücke geschnitten und in gesalzenem Wasser
gekocht. Frische, junge Kartoffeln können auch mit Schale verzehrt werden, denn
dort stecken viele Nährstoffe. Allerdings können sich bei älteren Knollen unter der
Schale schädliche Substanzen bilden. Diese Knollen sollten daher geschält werden.
Grüne Stellen abschneiden
Auch grüne Stellen und die Ansätze von Keimen sind giftig und müssen großzügig
ausgeschnitten werden. Geschälte, zerkleinerte Kartoffeln verfärben sich rasch braun
und verlieren dabei einen erheblichen Teil ihres C-Vitamins. Die wertvollen
Inhaltsstoffe werden beim Kochen geschont, wenn man Kartoffeln mit wenig Wasser
in einem Topf mit gut schließendem Deckel gart. Pellkartoffeln, die mit Schale und
unzerkleinert gekocht werden, bewahren ihre Vitamine und Mineralstoffe besonders
gut.
Frühe und späte Sorten
Kartoffeln unterscheiden sich deutlich in ihrer Reifezeit. Knollen, die vor August
geernet werden, heißen im Handel Speisefrühkartoffeln, spätere Sorten
Speisekartoffeln. Sie kommen in den Handelsklassen I und - in besonders guter
Qualität - Extra auf den Markt. In Deutschland beginnt die Kartoffelernte im Juni und
dauert bis in den Oktober. Bereits zu Jahresbeginn finden sich in Supermärkten
Frühkartoffeln aus Ländern südlich des Mittelmeeres wie Marokko oder Ägypten.
Ihnen folgen Sorten aus Italien oder Spanien.
Botanisch gesehen gehört die Kartoffel zu den Nachtschattengewächsen wie auch
Tomaten oder Auberginen. Der essbare Teil wächst als Knolle unter der Erde.
Kommt er an das Tageslicht, färbt er sich wie die oberirdischen Teile der Pflanze
grün. Kartoffeln vermehren sich aus Saatkartoffel, die in Deutschland je nach Sorte
im April und Mai in den Boden gelegt werden.
Trocken und dunkel lagern
Wer sich einen Wintervorrat anlegen möchte, sollte auf eine hohe Qualität seiner
Kartoffeln achten. Späte Sorten eignen sich grundsätzlich besser als frühe. Einige
Tests geben Hinweise auf gute Ware: Die Hälften einer durchgeschnittenen Kartoffel
sollten zusammenkleben, wenn sie aneinander gerieben werden. Bei Druck auf eine
Kartoffelhälfte darf kein Wasser austreten und beim Kochen müssen sie gleichmäßig
weich werden. Der ideale Lagerplatz für Kartoffeln ist trocken, dunkel, luftig und hat
eine Temperatur von etwa fünf Grad Celsius. Bei Temperaturen unter drei Grad
verwandelt sich ein Teil der Stärke in Zucker. Die Kartoffeln schmecken dann süß. Zu
hohe Temperaturen regen die Keimung an.
Nur wenige Sorten im Handel
Obwohl es eine breite Vielfalt an Kartoffeln gibt, haben sich im Handel nur wenige
Sorten durchgesetzt. Grund: In der modernen Kartoffelzucht mit Zucht- und
Handelsgesellschaften ist es wirtschaftlicher, mit wenigen Sorten zu arbeiten. Nur
solche, die reiche Erträge versprechen und industriell gut verwertbar sind, werden im
großen Stil angebaut. Bio-Landwirte und Liebhaber sorgen aber dafür, dass auch
seltene Sorten in kleinen Mengen auf den Markt kommen. In Deutschland sind rund
200 Varianten zugelassen. Das Bundessortenamt in Hannover veröffentlicht jährlich
eine aktuelle Liste mit Sorten, die in den Handel kommen dürfen. Das führt
gelegentlich zu Streit wie bei der beliebten "Linda". Als sie ab 2004 nicht mehr
verkauft werden durfte, gab es Proteste und einen Rechtsstreit. Seit Februar 2010 ist
sie wieder als deutsche Kartoffelsorte zugelassen.
Kartoffel-Land Niedersachsen
Allein in Deutschland holen Landwirte pro Jahr rund elf Millionen Tonnen Kartoffeln
aus der Erde, weltweit sind es etwa 300 Millionen Tonnen. Fast jede zweite deutsche
Knolle stammt aus Niedersachsen, das weit vor Bayern und Nordrhein-Westfalen
Kartoffel-Land Nummer eins ist.
Kartoffeln kamen erst im 16. Jahrhundert aus Südamerika nach Europa und wurden
hier zunächst hauptsächlich als Zierpflanze angebaut. 1744 befahl Preußenkönig
Friedrich der Große, Saatkartoffeln zu verteilen und ließ sie auf einem Feld
bewachen. Erst als sich herumsprach, dass die Knollen gekocht werden müssen, das
Kraut und die rohen Knollen jedoch unbekömmlich sind, begann der Siegeszug der
Kartoffel.
Rezepte:
Kartoffel-Gurkensalat
600 g festkochende Kartoffeln
300 g Salatgurke
1 Zwiebel
1 EL körniger Senf
100 ml Apfelessig
100 ml Sonnenblumenöl
1 Bund glatte Petersilie
Salz
schwarzer Pfeffer
Zubereitung: Kartoffeln waschen und schälen. In Salzwasser in einem Topf bedeckt
gar kochen. Abgießen und in Scheiben schneiden. Gurken schälen, vom
Kerngehäuse befreien und in grobe Würfel schneiden. Die Zwiebel schälen und in
feine Würfel schneiden.
Restliche Abschnitte der Zwiebel in einen Topf mit kaltem Salzwasser geben.
Petersilie waschen und vom Strunk befreien. Den Strunk zu den Zwiebelabschnitten
geben und langsam aufkochen. Der Fond aus Resten, der hier entsteht gibt dem
Kartoffelsalat später etwas mehr Geschmack. Fond für 30 Minuten auskochen
lassen.
Zwiebel im Sonnenblumenöl anschwitzen. Senf hinzugeben und mitschwitzen. Mit
Apfelessig ablöschen und mit Sonnenblumenöl und passiertem Fond auffüllen.
Kartoffeln und Gurken in die Marinade geben und ziehen lassen. Mit Salz und
schwarzem Pfeffer abschmecken. Petersilienblätter schneiden und in den
Kartoffelsalat geben.
Ofenkartoffeln
400 g festkochende Kartoffeln
Rapsöl
Salz
Pfeffer
Muskat
frischer Knoblauch
frischer Thymian
Kartoffeln schälen und so lange wie möglich wässern. Dann halbieren, einritzen und
auf ein Backblech legen. Mit Salz und Pfeffer bestreuen und mit reichlich Rapsöl
übergießen. Einige Hälften mit Muskat bestreuen. Dann frischen Knoblauch und
Thymian fein hacken und ebenfalls auf die Kartoffelhälften geben. Die Kartoffeln im
Backofen backen, bis sie gar sind und eine leicht braune Kruste haben.
Zwischendurch immer wieder mit Öl beträufeln, damit sie nicht verbrennen. Vor dem
Essen abkühlen lassen.
Interviewpartner im Beitrag:
Karsten Ellenberg, Biobauer
Ellenberg’s Kartoffelvielfalt GbR
Ebstorfer Straße 1, 29576 Barum
Internet: www.kartoffelvielfalt.de
(Informationen und Onlineshop)
Thomas Sampl, Küchenchef
Süderstraße 159a, 20537 Hamburg
E-Mail: [email protected]
Internet: www.thomas-sampl.de
Ratgeber:
Dagmar Braunschweiger-Pauli: Gesund mit Kartoffeln.
160 S.; Herbig (2016); € 10,Léa Linster (Hg.): Kartoffeln.
64 S.; Gräfe und Unzer (2015); € 3,99
Abenteuer Diagnose: Anti-Phospho-Lipid-Ssyndrom
Plötzlich schlägt ihr das Herz bis zum Hals – Renate W. bekommt Panik. Dann ist der
Spuk wieder vorbei. Die gelernte Krankenschwester glaubt, das sei
psychosomatisch. Doch drei Monate später hat die 68-Jährige mehrmals täglich
solche beängstigenden Anfälle, die manchmal bis zu eineinhalb Stunden andauern –
und ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Der Hausarzt endeckt eine Verdickung der
Herzklappe und schickt sie zum Kardiologen. Der vermutet eine Entzündung der
Herzklappe – eine Endokarditis. Doch der Spezialist im Krankenhaus stutzt, denn
Patienten mit einer Endokarditis sind schwerstkrank mit Fieber, Schüttelfrost,
Kaltschweiß, fühlen sich hundeelend und kommen meistens mit dem Notarztwagen
in die Klinik. Renate W. jedoch geht aufrecht, mit relativ wenig Beschwerden. Auch
im Blut weisen keinerlei Entzündungszeichen auf eine Endokarditis hin. Mit einem
Schluckecho – einer hochauflösenden Ultraschalluntersuchung des Herzens über die
Speiseröhre – untersucht der Kardiologe nun seine Patientin. Er entdeckt einen
kastaniengroßen Tumor im Herzen. Renate W. muss operiert werden. Doch weil die
Blutgerinnung bei Renate W. vermindert, das Blut also zu dünn ist, muss die OP erst
einmal abgesagt werden. Aber dann gibt ein Gerinnungsspezialist grünes Licht: Die
Geschwulst kann entfernt werden.
Der Herzchirurg hat solch einen Tumor noch nie gesehen. Er entfernt das Ganze und
schickt es in die Pathologie. Dort finden sich keine Krebszellen, sondern Fibrin und
Kalk. Es ist kein Tumor, sondern ein Thrombus, der wahrscheinlich schon
monatelang da war. Ein Blutgerinnsel am Herzen, obwohl ihr Blut zu dünn ist? Das
kommt Renate W. seltsam vor. Der Gerinnungsspezialist lässt ihr Blut in einem
aufwendigen High-Tech-Verfahren analysieren: Im Blut seiner Patientin kursieren
massenhaft Antikörper. Sie lassen das Blut extrem schnell verklumpen. Das
Gegenteil passiert beim Bluttest im Reagenzglas: Die gleichen Antikörper verhindern
hier die Blutgerinnung. Also hat der Standardtest bei Renate W. versagt: Sie gar kein
dünnes, sondern viel zu dickes Blut! Renate W. leidet an einer seltenen AntikörperKrankheit, die sich im Reagenzglas nicht aufspüren lässt: dem
Antiphospholipidsyndrom. Dadurch ist der Thrombus entstanden, der das Herz
immer wieder aus dem Takt bringt und so die beängstigenden Attacken auslöst.
Renate W. saß monatelang auf einer tickenden Zeitbombe: Jederzeit hätten die
Antikörper eine weitere Thrombose auslösen können – mit Herzinfarkt, Schlaganfall
oder einer Lungenembolie als Folge. Jetzt nimmt sie einen Blutverdünner ein – und
die schlimmen Herzanfälle und die Panikattacken sind vergessen.
Interviewpartner im Beitrag:
Torsten Lauf, Internist, Kardiologe
Klinik für Innere Medizin - Kardiologie und Intensivmedizin
Elbe-Kliniken Stade
Bremervörder Straße 111, 21682 Stade
Internet: www.elbekliniken.de/de/stade-innere-medizin-kardiologie-undintensivmedizin
Dr. Lenard Conradi, Herzchirurg
Klinik und Poliklinik für Herz- und Gefäßchirurgie
Universitäres Herzzentrum Hamburg GmbH (UHZ)
Dr. Andrea Hinsch, Pathologin
Institut für Pathologie mit den Sektionen Molekularpathologie und Zythopathologie
Zentrum für Diagnostik
Priv. Doz. Dr. Florian Langer, Internist, Hämatologe, Onkologe
II. Medizinische Klinik und Poliklinik
Onkologisches Zentrum
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Tel. (040) 71 04-0
Internet: www.uke.de
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