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Compliance: Umweltschutz? Standard!
Keyfacts
- Zunehmende rechtliche Verpflichtungen
- Compliance durch integrierte Managementsysteme
- Unterstützung der internen Revision
19. Oktober 2016
Die Chemie- und Pharmaindustrie hat noch häufig genug mit Schwarz-Weiß-Klischees zu
kämpfen: Immer wieder schreiben unterschiedliche Medien darüber, was die gesamte Branche
nicht alles an umweltschädigenden Produkten auf den Markt brächte und was die Rückstände
aus der Produktion mit unserer Natur machten.
Doch wie so häufig nützt das Schwarz-Weiß-Raster nur bedingt: Bei genauer Betrachtung lässt
sich gerade in der Entwicklung der Standards eine Branche erkennen, die redlich bemüht ist,
gesetzgeberisches Handel und den eigenen Anspruch mit erfolgreichem unternehmerischen
Handeln zusammen zu bringen: Auf nationaler Ebene, in Europa sowie im internationalen
Kontext werden immer größere Auflagen abverlangt. Hinzu kommen Selbstverpflichtungen, wie
Responsible Care oder der Access to Medicine Index. Einige der Anforderungen, wie z.B.
Seveso III, sind als Folge von Ereignissen mit bedeutenden Auswirkungen auf Umwelt und
Bevölkerung entstanden.
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Wenn man sich vor Augen führt, wie vielschichtig diese Herausforderungen in
der Umsetzung sind, dann ist es nicht verwunderlich, dass die ersten
Managementsysteme bereits in den 1970er Jahren Einzug in die Branche hielten.
Der zunehmenden Prozesskomplexität, rechtlichen Anforderungen an Produktsicherheit und –
qualität musste, ebenso wie Kundenanforderungen, entsprochen werden.
Tatsächlich geht die weltweit genutzte Norm ISO9001 (Qualitätsmanagementsystem) auf genau
diese Zeit zurück. Die britische Standards Institution (BSI) legte 1979 den BS 5750 auf, der als
Vorläufer der heute bekannte ISO9000er Normserie gilt.
Seit 1946 hat sich die International Standards Organisation (ISO) zum Dreh- und Angelpunkt für
weltweit gültige Regelungen entwickelt. Sie ist eine unabhängige, nichtstaatliche internationale
Organisation mit 163 nationalen Normungsgremien. Die Mitglieder bringen Experten
zusammen, um freiwillig und im Konsens marktrelevante internationale Standards zu
entwickeln, die Innovation unterstützen und Lösungen für globale Herausforderungen bieten.
Durch die unabhängige Zertifizierung nach einer ISO-Norm können heute Aussagen zur
Qualitätssicherung und Prozessen verlässlich gemacht werden. So können Markenversprechen
und Qualitätsansprüche nachhaltig gesichert werden und Unternehmen sich von ihren
Konkurrenten absetzen.
1979
legte die British Standards Institution den BS 5750 auf, den
Vorläufer der ISO9000er Serie.
Auf die seit der 70er und 80er Jahren steigenden Anzahl an Umweltauflagen und damit
einhergehenden Kundenanforderungen reagierte die ISO mit der Einführung der ISO14001
Norm zum Umweltmanagement in den 90ern.
2011 folgte dann die Norm ISO50001 zu Energiemanagementsystemen, um den gestiegenen
Rechtsanforderungen wie beispielsweise die EU-Energieeffizienzdirektive, den volatilen
Energiepreisen sowie den neuen Erkenntnissen über die Auswirkung von Emissionen gerecht
zu werden und Unternehmen zu unterstützen ihren Energieverbrauch zu optimieren.
Synergien nutzen – Integrierte Managementsysteme
Die Novellierungen der ISO14001 (2000/2004) sowie der ISO9001 verdeutlichen, dass die
Normen eine Reihe von Anforderungen teilen. Die logische Konsequenz heißt Synergien
nutzen. Die Integration von Managementsystemen ist unter dem Gesichtspunkt der Compliance,
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Verantwortlichkeiten oder Änderungsmanagement sinnvoll und den jeweils damit verbundenen
Risiken und dem Risikomanagement. Gleichzeitig verschlankt die Integration parallele
Strukturen. Man spricht dann von einem QHSE-System. QHSE ist das englische Akronym für
Qualität, Gesundheit und Arbeitssicherheit sowie Umweltschutz. (Quality, Health and Safety,
Environment)
Mit unterschiedlichen Mandanten der Chemiebranche sind wir diesen Weg gegangen und
haben ein integriertes Managementsystem (IMS) für QHSE-Aspekte entwickelt oder bereits
bestehende Systeme dahingehend angepasst.
Gerade weil die Branche zurzeit unter starkem Restrukturierungdruck steht, ist es häufig
unumgänglich Prozesse systematisch zu erfassen,, um rechtlichen Anforderungen weiterhin
gerecht zu werden und Know-how langfristig zu sichern.
Derzeit ist es oft so, dass in großen Unternehmen unterschiedliche Bereiche quasi an
derselben Sache arbeiten. Ein IMS ist durch die Nutzung von Synergieeffekten und den Wegfall
von Parallelstrukturen deutlich effizienter als parallel gepflegte Einzelsysteme.
Das ist noch nicht alles: Ein funktionsfähiges integriertes Prozessmanagement
ist Grundlage für jedwede Effektivität, die präventiv Fehler aufdeckt.
Verschiedene Managementsysteme verlangen eine Berichterstattung an die Geschäftsleitung.
Die daraus entstehende Dokumentationspflicht ermöglicht zudem eine effiziente und
kostenschonende Durchführung von internen und externen Audits – einschließlich der internen
Revision, der Erstellung von Jahresabschlüssen und der Sicherung der Rechtskonformität.
Ein IMS ermöglicht folglich eine deutlich effizientere Unternehmenssteuerung und die flexible
Anpassung an umfassende (rechtliche) Anforderungen in einem dynamischen, stark
international ausgerichteten Umfeld.
Zusammengefasst
»Ein funktionsfähiges Prozessmanagement ist Grundlage für jedwede Effektivität, die präventiv
Fehler aufdeckt. «
Die Anforderungen an die Chemiebranche nehmen zu. Die ersten Managementsysteme entstanden, um
die gesetzlich geforderte Qualitätssicherung systematisch zu gestalten. Durch die Einführung weiterer
Managementsysteme Nutzung von Synergien und den Wegfall von Parallelstrukturen ist ein IMS
effizienter als parallel gepflegte Einzelsysteme. Die jährliche Managementbewertung informiert die
Geschäftsleitung, inwieweit die Unternehmensprozesse den Anforderungen des Managementsystems
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entsprechen. Das umfassende Prozessverständnis unterstützt die Interne Revision und bietet den
Managern bessere Entscheidungsgrundlagen.
Joachim Ganse
Director, Audit
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