fokus ungarn

La Rabbia/Der Zorn
La Rabbia ist ein Klagelied, dass über
die mit Unglück und Katastrophen erfüllte Geschichte
der Menschheit trauert. Der Prolog enthält die Grundstruktur en miniature: Budapest 1956, Lynchjustiz, sowjetische Panzer, kommunistische Embleme, russische
Nachschubkolonnen, flüchtende Zöllner, demontierte
FOKUS
UNGARN
Stalindenkmäler, internationale Protestdemonstrationen, Flüchtlingsströme, auf den Suezkanal vorstoßende
britische Panzer. Die Montage organisiert die Vorfälle
in Ungarn nicht chronologisch, nicht nach Ursache und
Wirkung. Pasolini spürt den universalen Fragen, Zusammenhängen hinter den Ereignissen nach: die Offensive
La Rabbia/Der Zorn
der Engländer und Franzosen in Suez bedeutet das Ende
der ungarischen Hoffnungen auf Hilfe von außen. Als
Poet möchte Pasolini Zeugnis geben: „Mein Ehrgeiz war
die Erfindung eines neuen Genres: ein Film als ideologisch-poetischer Essay.“ (Paese Sera, 14.4.1963).
La Rabbia/Der Zorn (I 1963, 60‘, OmU, Pier Paolo Pasolini)
Die Revolution im Fernsehen
Grandfathers and Revolutions
Der Filmemacher erzählt die Geschich-
te seines Großvaters András Hegedus, der 1956 Ministerpräsident des kommunistischen Regimes in Ungarn
war. Man wirft ihm vor, die Sowjettruppen zur Niederschlagung der ungarischen Revolution gerufen zu
haben. Dabei starben Tausende und noch mehr flohen
aus dem Land. Der Filmemacher bricht von Australien
auf, um in das Land seiner Geburt zurückzukehren und
seinen Großvater nach jener Entscheidung zu befragen,
die Osteuropa für so viele Jahrzehnte prägen sollte.
Seine persönlich vielfach ausgezeichnete Enquete erforscht die Vergangenheit, als sie zur Zukunft wurde.
Im Dezember 1989 reist ein ungarischer
Filmemacher erstmals nach seiner illegalen Ausreise vor
zehn Jahren wieder in seine Heimat. Gemeinsam mit der
Großmutter verfolgt er die Berichterstattung über die revolutionären Ereignisse 1989 in Osteuropa und China im
Fernsehen. Der vielfach ausgezeichnete Videoessay bezieht auch Archivaufnahmen des Ungarn-Aufstandes von
1956 und des Prager Aufstandes von 1968 mit ein, zudem
Gespräche mit Fernsehmachern über die Macht der Bilder,
die nicht bloß „dokumentieren“, sondern auch Geschichte gestalten. Haben die aufständigen Ungarn 1956 die Rolle der Bildmedien unterschätzt.
Die Revolution im Fernsehen (D 1989, 58‘, DF, Gusztáv Hamos)
Vorfilm: Ungarian Immigrants (USA 1965, 14‘), aus der Serie „Report from America“.
Di. 8.11. 17.00 Uhr
Grandfathers and Revolutions (AUSTRALIEN/HU 1999, 53‘, eOF und engl.
UT, Peter Hegedus)
Einführung Thomas Tode
Mo. 14.11. 19.00 Uhr Di. 25.10. 17.00 Uhr
Einführung Thomas Tode
Tschaikowsky-Saal
Prof. Norbert Spannenberger (Leipzig): Der Aufstand in Ungarn
1956 und seine Rezeption in Deutschland.
Tschaikowsky-Haus, Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg
Metropolis Kino
Kleine Theaterstrasse 10, 20354 Hamburg, Tel 342353
Ungarn in Flammen
The Face of the Revolution
Ungarn in Flammen
The Face of the Revolution –
In Search of a Budapest Girl
Freiheitskampf der Ungarn beim antisowjetischen Auf-
vom 10. November 1956 war die ungarische Revolution,
stand von 1956. „Ein von Betroffenen gefertigter Film,
illustriert mit einem Foto, das am 30. Oktober auf dem
der politisch und historisch Lücken aufweisen mag, aber
Budapest Múzeum Boulevard aufgenommen worden
durch seine Unmittelbarkeit erschüttert“ (Filmdienst).
war. 45 Jahre später beschlossen die ungarische Histori-
Khittl, er verlas 1962 das Oberhausener Manifest, drehte
kerin Eszter Balázs und der französische Journalist Phil
mitten im Kalten Krieg diese sehr direkte, zeitgenössi-
Casoar, jenes auf dem Foto abgebildete Paar zu suchen.
sche Reaktion; aus westlicher Sicht eingeleitet durch ein
Wer sind sie? Haben sie überlebt? Falls ja, ist es möglich,
von Maria Schell vorgetragenes Trauergedicht und einen
sie nach all diesen Jahren wiederzufinden?
kurzen historischen Abriß zur Geschichte Ungarns.
A forradalom arca – Egy pesti lány nyomában (HU 2006, 71‘, OmeUT,
Attila Kékesi)
Eindrucksvoller Dokumentarfilm über den
Ungarn in Flammen (D 1956/57, 83‘, DF, Ferdinand Khittl)
Der Aufmacher der „Paris Match“-Ausgabe
Di. 11.10. 17.00 Uhr
Di. 18.10. 17.00 Uhr
Einführung Thomas Tode
Einführung Thomas Tode
Fokus Ungarn
Im Oktober jährt sich zum 60. Mal der Jahrestag
des ungarischen Volksaufstandes von 1956 und dessen gewaltsame Niederschlagung durch Sowjettruppen. Breite gesellschaftliche Kräfte erhoben sich gegen das Kommunistische Regime. In Erinnerung an diese Ereignisse stellen die
Landeszentrale für politische Bildung und das Kommunale
Kino Metropolis einen Fokus Ungarn vor, kuratiert von
Thomas Tode. Zeitgenössische Empörung und neuere Revisonen arbeiten mit Archivbildern; zur Einordnung ergänzen wir ein poetisches Klagelied und kritische Hinterfragung
zur Rolle der Medien in derartigen Krisensituationen.
Der Eintritt ist frei.