Erfahrungsbericht über meinen Aufenthalt an der State University of New York at Albany im akademischen Jahr 2015/16 Bewerbung: Meine Entscheidung, ein Jahr in den USA studieren zu wollen, habe ich wirklich sehr kurzfristig getroffen: Kurz vor Beginn der Weihnachtsferien 2014 wurde ich im International Office vorstellig, habe mich über die Möglichkeiten informiert und hatte auch recht schnell meinen Plan im Kopf, wo es denn hingehen sollte. Ich habe mich im Anschluss umgehend für den TOEFL-Test angemeldet und selbigen gleich vier Tage später gemacht. Da ich, wie ihr lesen könnt, wirklich keine Zeit hatte, mich auf den Test vorzubereiten, bin ich lediglich mit dem Vertrauen auf meine Englischkenntnisse angetreten, womit ich erfolgreich war. Allerdings hätte ich mich mit einer Vorbereitung doch leichter getan. Wenn Ihr also nicht ganz so spontan seid wie ich, dann nutzt die Zeit und macht Euch mit den Testparametern vertraut und der Aufgabenstellung vertraut. Während der Weihnachtsferien habe ich meine Gedanken, wieso ich gerade in Albany studieren möchte, auch gleich zu Papier gebracht und mich auch um die restlichen Bewerbungsunterlagen, die das International Office benötigt, gekümmert. Dabei ist es wichtig, ehrlich eure Absicht zu bekunden, wieso es gerade die Universität Eurer Wahl sein sollte. Das Angebot ist wirklich breit gefächert, und jeder sollte eine Uni finden, die seinen persönlichen Interessen entspricht. Hierzu bietet das IO zahlreiche Informationen auf seiner Homepage und auch die entsprechenden Seiten der US-Unis helfen Euch, Eindrücke über die Studienprogramme zu gewinnen. Es ist ebenfalls wichtig, sich über eventuelle Ausweichunis zu informieren, falls es mit dem Erstwunsch nicht klappt. Behaltet auch das im Auge und macht Euch Gedanken darüber. Hier gilt auch: Die Advisor im IO haben immer ein offenes Ohr bzw. EmailPostfach für Euch und stehen Euch mit Rat und Tat zur Seite. Nachdem ich alle Unterlagen eingereicht hatte, war also warten und hoffen angesagt – et voilá: es hat geklappt. Reisevorbereitungen etc. Nun heißt es: Papierkram, Papierkram, Papierkram! Schaut, dass Ihr einen gültigen Reisepass besitzt (mit biometrischem Foto etc.). Als TA müsst Ihr noch zwei Onlinebewerbungen im Online-Portal der SUNY Albany ausfüllen. Hierzu benötigt ihr einen Account, dessen Passwort etc. euch zugeschickt wird. Arbeitet alles so früh wie möglich ab und verpasst auch nicht, sobald ihr euren myUAlbany-Account habt, regelmäßig die Emails zu checken, die Ihr an Eure studentische Emailadresse dort bekommt. Bei den Onlinebewerbungen kann es manchmal zu Fragen und Ungereimtheiten kommen, aber keine Angst: Macht alles nach bestem Wissen und Gewissen und falls es dennoch Probleme gibt, geht zum IO, da wird man Euch helfen. Meistens sind es nur Kleinigkeiten und manchmal bedarf nur einer kurzen Konversation mit dem/der Sachbearbeiter/in in Albany. Bevor Ihr das Visum beantragt, solltet Ihr euch darum kümmern, den Vermögensnachweis für das Studium in den USA zu erbringen und eine entsprechende Bestätigung Eurer Bank kümmern. Wie viel Geld es sein muss, erfahrt Ihr auf der Homepage der Uni in Albany (als TA müsst ihr unter Graduate Student nachschauen). Die ganzen Unterlagen ladet Ihr einfach auf der zugegeben unübersichtlichen Seite hoch (fast alles kann aus der Bewerbung, die Ihr an das IO in Würzburg geschickt hab, eins zu eins übernommen werden) hoch. Nach einiger Zeit, bekommt Ihr dann einen Umschlag voll Unterlagen direkt von der Uni in Albany zugeschickt (evtl. an das IO in Würzburg, das Euch dann benachrichtigt). Diese Unterlagen sind essentiell ein Visum beantragen zu können. Sobald Ihr dieser Unterlagen habt, geht Ihr auf die Homepage der US-Botschaft, und beantragt dort euer Visum. Leider ist es so, dass ein Visum und das Drumherum, das man dafür benötigt (Stichwort: SEVIS-fee) doch etwas Geld kostet. Ihr folgt den Instruktionen auf der Seite und macht dann entsprechend einen Termin bei einer US-Botschaft aus, was bei mir zwei Wochen gedauert hat. Natürlich müsst ihr auch die Fragen beantworten bezüglich Terrorismus etc. So verlockend es auch sein mag: macht keinen Unfug und setzt absichtlich falsch Kreuze bei so dummen Fragen. Da stehen die nicht so drauf und Ihr seid schließlich nicht so weit gekommen, um wegen so etwas euer Visum verweigert zu bekommen und somit Euren Studienplatz in den USA zu verlieren. Vergesst nicht, ein biometrisches Passbild dabeizuhaben und sämtliche Unterlagen, die aufgelistet sind! Nehmt keinen Rucksack mit in die Botschaft, denn das ist untersagt. Drinnen angekommen, geht es zu, wie auf einem Amt: Man bekommt eine Nummer und wartet bis man aufgerufen wird. Eure Fingerabdrücke werden genommen etc. Dann werdet Ihr an einen Schalter gerufen, beantwortet ein paar Fragen, gebt Euren Pass ab, der dann mit dem Visum zu Euch zurückgeschickt wird. Keine Angst vor den Fragen! Das waren Standardfragen, wie „Wo studieren Sie?“, „Was studieren Sie?“, „Wie lange?“ etc. Bei mir hat das keine drei Minuten gedauert. Also Ruhe bewahren und wahrheitsgemäß Antworten. Gebt am besten gleich einen frankierten Umschlag mit eurer Adresse zusammen mit eurem Ausweis ab, denn das Porto schenkt Euch die US-Regierung nicht. Mein Pass war 1,5 Wochen später mit Visum wieder bei mir. Eine kleine Randnotiz: vergesst nicht, euch bei der Uni Würzburg als Student im Urlaubssemester bzw. für zwei Urlaubssemester anzumelden. Da gibt es ein Formular, das Ihr ausfüllt, und dann an das zuständige Referat schickt. Ein Mitarbeiter aus dem IO bestätigt, dass Ihr dort für zwei Semester seid und Euch somit zwei Urlaubssemester angerechnet werden. Sucht nach Flügen: Die Auswahl ist groß und die Portale zahlreich. Am geschicktesten ist ein Flug zu einem Flughafen in NYC (LaGuardia, JFK). Von dort aus gibt es dann eine Fülle von Möglichkeiten um an den Port Authority Bus Terminal zu kommen. Ich habe den NYC Airporter genommen. Ein Bus der einen dann direkt dort hinbringt. Von dort aus bin ich mit dem Greyhound Bus oder Trailways (gehört ebenfalls zu Greyhound) nach Albany. First things first: Um was ihr Euch zuerst kümmern solltet In Albany angekommen, gibt es einiges zu tun: Ihr solltet Euch eine SIM-Karte bzw. eine Handynummer und, entsprechend, einen rate plan zulegen. Es gibt eine Vielzahl von Varianten und Anbietern. Das Beste wäre es, schon mal vorab zu vergleichen, welcher Anbieter welche Tarife zu welchen Konditionen bietet. Ich war bei at&t und habe 40$ im Monat gezahlt, was gratis SMS und gratis Anrufe sowie ein 2GB Datenvolumen beinhaltete. Recht teuer, ich weiß. Aber wie gesagt: Schaut einfach bei T-Mobile und anderen Anbietern. Ihr solltet natürlich auch ein Konto bei einer Bank abschließen. Hier bietet sich SEFCU, KeyBank, Bank of America uvm. an. SEFCU ist ganz bequem, da es einen eigenen Schalter am Campus gibt und auch dementsprechend überall Geldautomaten. Als TA braucht ihr ebenfalls eine Social Security Number. Dazu müsst ihr bestimmte Unterlagen vorlegen. Ein entsprechendes Merkblatt bekommt ihr vom ISSS. Habt ihr all das, müsst ihr zu dem Federal Building in Downtown gehen und die Unterlagen einreichen. Nach 4 Wochen habt ihr eure Sozialversicherungsnummer. A propos Sozialversicherungsnummer: Ihr benötigt sie für quasi alles, was mit behördlichen Angelegenheiten zu tun hat und das beinhaltet auch euer Gehalt. Ihr müsst zum payrolloffice, das an der Western Avenue liegt. Auch dort müsst Ihr ein Sammelsurium an Formularen – am besten bereits ausgefüllt – einreichen. All diese Unterlagen wurden Euch bereits vorab als pdf-Dateien zugesendet. Macht euch Kopien von all den ausgefüllten Formularen! Es kam bereits öfter vor, dass Unterlagen verloren gegangen sind, was bedeutet, dass euer Gehalt solange ausbleibt, bis all die Informationen in das System eingepflegt sind. Tut Euch außerdem den Gefallen, nach einem tax-treaty-Formular zwischen Deutschland und den USA zu fragen. Wenn Ihr das ausgefüllt und abgegeben habt, ziehen euch die Bundesbehörden nicht jedes Mal ca. 60$ pro pay check ab, die Ihr später über die Steuererklärung wieder zurückfordern müsst. In Sachen Versicherung seid ihr als internationaler Student automatisch in einem health plan versichert. Nach ca. 5 Wochen bekam ich allerdings Post vom human resources office, die besagte, dass ich berechtigt bin, mich in einer Versicherung einzuschreiben für Angestellte des Staates New York, was ich dann auch gemacht habe, da diese – im Fall der Fälle natürlich – mehr Sachen abdeckt als die Standardversicherung für alle internationalen Studenten. Hierbei müsst ihr allerdings beachten, dass die Beiträge hierfür von eurem pay check abgezogen werden und nicht, wie sonst üblich, alles über euren student account und somit vom Stipendium abgedeckt werden. Diese Entscheidung müsst ihr also selbst treffen. Es gibt auch die Möglichkeit, sich eine Übersetzung eines Zertifikats Eurer deutschen Versicherung ausstellen zu lassen, was Euch dazu berechtigt, keinen Versicherungsschutz einer US-Versicherung wahrzunehmen. Allerdings wird eine genaue Auflistung verlangt, die besagt, in welchem Fall, für was und wie viel eure deutsche Versicherung abdeckt, was, wie ich gehört habe, sehr nervig sein kann, da die dafür Zuständigen Leute in den USA sehr penibel sein sollen, was das angeht. Redet vorab mit eurer deutschen Versicherung, legt ihr die Sachlage dar und entscheidet, was für Euch am besten ist. Alltag an der SUNY Albany: Macht Euch bereits vor Beginn des Semesters mit den für Euch wichtigsten Anlaufstellen am Campus vertraut: ISSS, humanities building, library, gym, etc. Nutzt die Vorlesungsfreie Zeit um schon mal das LLC-department genauer unter die Lupe zu nehmen und einige Leute kennenzulernen: da wären die Sekretärinnen Joane und Amber, deren Vorgesetzte Janna, euren Vorgesetzten im CLIC Frédéric und Eure Kollegen, mit denen Ihr Euch das Büro teilt und die restlichen TAs. Alles unheimlich nette und Hilfsbereite Leute, die Euch gerne Helfen und Fragen beantworten etc. Setzt Euch auch gleich mit Undine Giguere, eurer direkten Vorgesetzten, in Verbindung (am einfachsten via Email) und stellt Euch kurz vor. Mit Undine bin ich immer sehr gut zurechtgekommen. Sie hat immer ein offenes Ohr für Euch und hilft Euch, wo es geht. Ihr werdet insgesamt 20 Stunden pro Woche arbeiten, 15 davon entfallen auf den Deutschunterricht, Sprechstunden und Hausaufgaben korrigieren und 5 davon im CLIC. Der Unterricht ist meistens fest in Undines Händen. Ihr seid meist für den PC und die Technik verantwortlich und steht mit Rat und Tat zur Seite, was das Lebensweltliche angeht. Will sagen, Ihr relativiert manchmal das, was das Textbuch vorgibt und sagt, wie es wirklich ist in Deutschland. Die Sprechstunden werden nicht so sehr häufig genutzt, was bedeutet, dass Ihr sie zusätzlich hernehmen könnt, um Hausaufgaben zu korrigieren, die normalerweise innerhalb einer halben Stunde korrigiert sind. Eure Arbeit im CLIC beinhaltet die Beaufsichtigung von Studenten, die im Sprachlabor an PCs arbeiten. Es geht um recht einfach Sachen: Ordnung, Einhaltung der Regeln und Assistenz beim Aufzeichnen und Umwandeln von Audio- und Videodateien. Zusätzlich zu Eurem Arbeitspensum müsst Ihr pro Semester 9 Credits als Studienleistung erwerben, um Euren Status als ordentlich eingeschriebener Student aufrechtzuerhalten. Eigentlich sind es 12, da Ihr jedoch 20 Stunden arbeitet sind es für Euch nur 9. Dafür gibt es ein Formular beim ISSS, das reduced course load form heißt. Fragt danach, füllt es aus, lasst es Euch bestätigen und gebt es ab. Ihr habt die Wahl, ob Ihr graduate courses belegen wollt (was Sinn macht, wenn ihr bereits weiter fortgeschritten in Eurem Studium seid), oder undergraduate courses. Der Unterschied ist zum einen das Niveau und zum anderen, dass die grad classes 4 credits und die undergrad classes 3 credits pro Kurs geben. Wenn ihr, wie ich, grad classes belegt, wird Euch auffallen, dass das mit den 9 credits etwas problematisch wird. Kein Problem: fragt bei einem Professor, ob ihr eine Sache bei ihm/ihr machen dürft, die sich directed reading nennt. Das sind Sitzungen, die Ihr bei einem Prof. (normalerweise in seinem/ihrem Büro) abhaltet, zu einem bestimmten Thema und einer Bibliographie, die Ihr vorab mit ihm abstimmt und dann darüber redet. Ihr vereinbart dann noch, welche Form von Leistungserhebung am Ende des Semesters stattfindet und schon geht die Rechnung mathematisch auf. Generell ist das Unisystem viel mehr verschult als in Deutschland. Man kommt sich oftmals doch sehr gegängelt vor: Hausaufgaben, Anwesenheit etc. In grad classes ist es nicht gar so schlimm, dennoch werdet Ihr schnell merken, was ich meine. Das Arbeitspensum während des Semester ist höher als an deutschen Unis: Im Schnitt zwei written assignments pro Kurs während des Semesters, ein Referat, zusätzlich die Lektüre und am Schluss eine Hausarbeit von 20 Seiten (in grad classes). Dafür sind, zumindest aus meiner Erfahrung, die Dozenten großzügiger bei der Bewertung von Arbeiten, was wiederum für den Arbeitsaufwand während des Semesters entschädigt. Sonstiges: Nehmt Euch die Zeit, um auch mal andere Ecken zu erkunden. Albany ist die Hauptstadt des Bundesstaats New York, was heißt, dass kulturell einiges geboten ist. Hier gilt die Devise: informiert Euch und haltet Ohren und Augen offen. Fragt auch Eure Kollegen und andere TAs. Dazu kommt, dass Albany geographisch sehr gut gelegen ist, um zu reisen: 2,5 Stunden mit dem Bus nach NYC, das auch die Drehscheibe ist, für die meisten weiteren Reisen entlang der Ostküste, sei es aufgrund der Flughäfen oder der Bus Terminals, die von dort aus in viele Richtungen weiterfahren (Flugtickets, egal wohin, sind vom JFK aus billiger als von Albany). Auch Nationalparks sind quasi um die Ecke, v.a. wenn man in Richtung Norden mit dem Auto fährt. Mietwägen, wenn man einige Zeit im Voraus einen Wagen reserviert, sind recht erschwinglich. Eventuell solltet Ihr Euch informieren, ob es eines internationalen Führerschein bedarf, den Ihr in Deutschland beantragen könnt (40€). Eine Reise mit dem Auto macht v.a. dann Sinn, wenn ihr zu dritt oder viert reist (Stichwort: Kosten aufteilen) und der Trip nicht allzu lang ist. Beispielsweise lässt sich lange im Voraus planen, wann und wie lange springbreak dauert. Auch Halloween lohnt sich für eine Reise. Macht Euch auf jeden Fall frühzeitig Gedanken, denn da lässt sich Geld sparen (egal ob Bus, Flug oder Mietwagen!). Wer ebenfalls immer ein offenes Ohr und Ratschläge für mich hatte, war Anton, der building manager und Bewohner des dritten Stocks des Hauses, in dem ich gelebt habe. Abschließendes: Egal wie groß Eure Skepsis und Zweifel auch sein mag – nutzt die Chance und packt diese einmalige Gelegenheit beim Schopf. Ihr lernt als junger Mensch ein anderes Land, eine neue Kultur und neue Menschen kennen. Stereotypen und Clichés werden bestätigt, widerlegt und meistens erfährt man auch den Grund, warum die Dinge so sind und gemacht werden wie sie sind und gemacht werden. Die Erfahrung war einfach einmalig und unvergesslich. All das Kennenlernen von Land und Leuten hat auch noch einen unschätzbaren Nebeneffekt: Man lernt sich selbst besser kennen und einschätzen. Meine Erfahrung war durchweg positiv: man knüpft Freundschaften, erweitert seinen Erfahrungsschatz und verbessert sein Englisch. Ich kann jedem nur wärmstens ans Herz legen, sich zu bewerben und einen anderen Teil der Welt zu entdecken. Es dient der Persönlichkeitsbildung und trägt dazu bei, ein weltoffener Mensch zu werden. Beste Grüße Christopher P.S. Bei Fragen steh ich Euch natürlich gern zur Verfügung: [email protected]
© Copyright 2024 ExpyDoc