Freizeitbad oder Sanierung der bestehenden - mm

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Memmingen - Freizeitbad oder Sanierung der bestehenden Einrichtung - Stadtrat
Helmuth Barth
Der Memminger Stadtrat Helmuth Barth, vom Christilichen Ratshausblock (CRB), hat Anfang Oktober diesen Jahres einen Brief an
den Memminger Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger verfasst. In diesem Schreiben regt er an, dass Thema "Memminger Hallenbad
und Freizeitbad" nochmals zu überdenken. Er stellt die hohen Sanierungskosten und die Kosten eines Neubaus gegenüber und bringt
einige Ansätze, wo ihm die Unterstützung der Memminger Bürger sicher sein dürfte. Aber lesen Sie selbst ...
"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Holzinger, liebe Kollegen und Kolleginnnen des Stadtrates,
nachdem ich in der letzten Zeit von vielen Bürgerinnen und Bürgern in Memmingen angesprochen wurde, die bevorstehende
Sanierung bzw. Erweiterung unseres Hallenbades nochmals öffentlich zu diskutieren, wende ich mich an Sie, diese Planungen
grundsätzlich zu überdenken und das Ganzjahresbad nochmals aufzugreifen. Dies ist auch der Tatsache geschuldet, sollte das Bad
wie beabsichtigt saniert werden, dass für die Zukunft jegliche weitere Aktivität für 25 Jahre verhindert wird, da Fördermittel des
Freistaates eingeplant sind und diese an sog. Rückzahlverpflichtungen beinhalten.
Da in der Bevölkerung neuerdings, insbesondere im derzeitigen OB-Wahlkampf, vermehrt wieder ein Erlebnis- bzw. Spaßbad
diskutiert wird möchte ich daran erinnern, dass dieses Thema nie zur Diskussion stand. Der Stadtrat hat sich immer für ein
umfassend nutzbares Sport-Funktions-Bad entschieden.
Ausgehend von diesen Anfragen gehe ich nochmals auf die jetzige Situation ein. Geplant ist, das derzeitige Hallenbad mit einem
Kostenaufwand von ca. 6 Mill. Euro zu sanieren. Zusätzlich soll nach einer weiterführenden Erhebung, ein Anbau an das bestehende
Hallenbad mit weiteren 2-3 Bahnen, 25 m lang, mit einem Kostenaufwand von ca. 3 Mill. Euro Kosten, gebaut werden. Auch wenn
dieser Vorschlag im ersten Moment sinnvoll erscheinen könnte, diese Idee ist bei genauer Betrachtung nicht zielführend. Durch die
Erweiterung der Schwimmfläche kann vermutlich mit einer bescheidenen Entzerrung bei der Problematik Öffentlichkeit und
Vereinstraining zu rechnen sein, unberührt davon sind jedoch die vielen, weiteren Probleme, die das derzeitige Hallenbad liefert.
- Fehlende bzw. ausreichende Parkflächen
- Keine Erweiterungsmöglichkeiten wie Kinderplanschbecken, Wickelbereich usw.
- Keine vorhandene Sauna die Erlöse einbringt
- Erhöhter Personalbedarf durch nach wie vor 2 getrennte Bäder
- Fehlender Gastronomiebereich
- Fehlendes Freigelände in der Übergangszeit
- kein weiteres Übungsbecken für Schwimmunterricht
- kein ununterbrochener Ganzjahresbetrieb (im Wesentlichen für die Öffentlichkeit)
- weiterhin hohe Betriebskosten
Und nun die entscheidende Frage: Wer sollte dann zusätzlich zu den jetzigen Besuchern angesprochen werden?
Wir investieren also in ein Bäderkonzept mindestens 10 Millionen Euro, ohne Sanierung des Freibades mit weiteren 3-5 Millionen,
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ohne erkennbaren Zusatzgewinn.
Die Ansprüche der Gäste an ein Bad sind erheblich gestiegen. Badegäste erwarten ein ansprechendes Umfeld, attraktive
Schwimmangebote, eine freundliche Atmosphäre und vor allem Aufenthaltsflächen rund um Schwimmflächen. Kinder und
Jugendliche wollen spielen, rutschen, sich frei im Wasser bewegen und dabei frei fühlen. Dies zieht dann vor Allem Kinder und
Familien an. Durch das Anbieten von täglichen Fitnesskursen, Schwimmkursen und Gesundheitsaktionen sind Einnahmen im
6-stelligen Bereich möglich.
Die Baustruktur des in den 70er Jahren gebaute Bades ist nach den Normen des Verbandsschwimmens, rechteckig, funktional,
sachlich. Dies ist für den heutigen Besucher im Schwimmbad - einfach gesprochen - zu langweilig.
Ein kommunales Bad wird immer ein Zuschussbetrieb sein. Aber die Höhe des Zuschusses ist steuerbar. Es gibt wirkungsvolle
Hebel um Zuschüsse zu minimieren. Hierzu bedarf es einer neuen Sichtweise auf das Bad und auf die bisherigen Nutzer:
Die nachgefragten und tatsächlichen Nutzungen der Schulen, Vereine und Öffentlichkeit
Das Angebot für den Badegast
Die Preispolitik
Heute belegen die Schulen hauptsächlich am Vormittag und frühen Nachmittag, die Vereine vom späten Nachmittag bis 22:00 Uhr
das Bad. Die restlichen Zeiten und Bahnen gehören der Öffentlichkeit.
Damit ein Bad wirtschaftlich geführt wird, muss es optimal ausgelastet sein, d.h. zwischen 85 ? 100%. Die Personenzahl / Bahn
werden derzeit mit 12 bis 15 Personen angegeben. 85 % wären demnach 10 Personen. Die Realität sieht jedoch völlig anders aus.
Vereine benötigen grundsätzlich mehr Wasserfläche als bisher angenommen, dies ist abhängig von der Leistungsstärke der Gruppe
und von der Sportart (Wasserball), obwohl sie nur einen Teil ausnutzen. Die Öffentlichkeit erhält dagegen Zeiten die ziemlich
unattraktiv sind. Starre, unveränderliche Öffnungs- und Belegungszeiten, passen nicht mehr in eine Zeit flexibler Arbeitszeiten und
geänderter Lebenskonzepte.
Deshalb ist es wichtig die Nachfrage durch Anreize zu steuern. Die bisherige Praxis des Angebotes von Schwimmzeiten ist wirklich
nichtmehr zeitgemäß und sollte unter Einschluss aller Beteiligten neu gestaltet werden. Eine Änderung wird jedoch nur dann
gelingen, wenn sich ?Alle? von Ihrem Besitzstanddenken lösen, neue Ideen zulassen, die zur Wirtschaftlichkeit eines neuen Bades
beitragen.
Die Nachfrage durch Preispolitik steuern
Die knappe Ressource ist die Wasserfläche! Wenn der geringe Preis die Nutzer nicht reizt die gemieteten Flächen optimal zu nutzen,
verknappt man das hohe Gut und belohnt diejenigen die das Angebot optimal nutzen:
Abrechnung nach Nutzungszeiten
Mieten pro Bahn
Wasserflächen in attraktiven Zeiten (abends) sind teurer als unattraktive Zeiten (morgens)
Insbesondere für die Vereine ist es dabei wichtig, ein für beide Seiten akzeptables Ergebnis zu erreichen.
Ebenso ist eine Änderung bei der Preispolitik für die Öffentlichkeit anzustreben. Attraktive Zeiten sind zu erhöhen, unattraktive
können vergünstigt werden. Ebenso ist bei der Dauer des Aufenthaltes im Bad zu verfahren. Diese Staffelung hat sich schon in
anderen Bädern bewährt.
Den Besucher als Gast sehen
Badegäste erwarten ein ansprechendes Umfeld, attraktive Schwimmangebote und eine freundliche Atmosphäre. Wenn sich der
Badegast wohlfühlt, kommt er häufiger. Wie oben erwähnt ist die Baustruktur des Hallenbades, rechteckig, funktionell und sachlich.
Dies ist für den Schwimmsport sicherlich ausreichend, für den heutigen normalen Gast wirklich langweilig. Kinder und Jugendliche
wollen spielen, rutschen, in Gruppen zusammen sein, sich frei im Wasser bewegen und sich frei fühlen. Dies ist im jetzigen
Hallenbad - auch nach der angedachten Erweiterung - keinesfalls möglich. Daneben ist jedoch auch die Erweiterung des
Badeangebotes notwendig, z.B. Spielevents, Fitness- und Gesundheitskurse, Schwimmkurse, Schnellschwimmbahn usw. zwingend
notwendig, das ist auf der angedachten Bestandsfläche nicht darstellbar.
Will man als Stadt Memmingen langfristig eine hohe Belegung, einen konstant hohen Deckungsgrad erreichen, dann muss wie ein
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Dienstleistungsunternehmen versucht werden, die Badegäste an sich zu binden. Unser Hallenbad ist nicht eine Verrichtungsstätte für
Schwimmleistungen, sondern eine Stätte für Menschen die in Ihrer Freizeit Erholung, Bewegung, Geselligkeit, Gesundheit und Spiel
erleben wollen.
Dies hat auch auf die Tätigkeiten des Schwimmpersonals Auswirkungen. Das heutige Schwimmmeister- und
Fachangestelltenpersonal ist weit vielseitiger und besser ausgebildet. Es ist nicht nur Technik- und Aufsichtspersonal, sondern bringt
sich auch ein in das aktive Schwimmangebot und beim Service der Gäste. Es wird sich als Dienstleister verstehen und vermehrt um
das Wohl der Gäste kümmern.
Kosten Neubau eines Ganzjahresbades
In der derzeitigen Diskussion wird immer, insbesondere bei einem Bau mit 50 m Becken, mit unrealistischen Zahlen gearbeitet. Als
gute Beispiele für zeitgemäße Ganzjahresbäder gelten das ?Bambados? in Bamberg und das ?Sportbad? in Ingolstadt. Beide Bäder
sind ausgestattet mit einem 50 m Becken 8 bzw. 10 Bahnen. Zusätzlich noch Saunen mit Ruheraum und Außenbereich, ?1-2
Lehrschwimmbecken, Großwasserrutschen, Freizeitbecken, Planschbecken, Gastronomie, ausreichend Umkleiden und
Funktionsbereiche. Beide Bäder wurden mit einem Investitionsvolumen von ca. 23 Millionen Euro erstellt. In Bamberg wurden in
Passivhausqualität, Energiekonzept und Parkplätze zusätzlich nochmals 9 Mill. ? investiert. Dass auch bei Hallenbädern ein
Passivhausstandart möglich und zukunftsweisend ist, zeigt das Bambados. Die Betriebskosten liegen weit unter dem Durchschnitt.
Der Heizwärmeverbrauch wurde um 50% reduziert, ebenso hohe Einsparungen bei den Stromkosten. Hier liegt das große Potential
für Verbesserungen. [siehe hierzu www.passiv.de/downloads/05_hallenbad_bambados_monitoring_endbericht.pdf]
Wie festgestellt werden kann, bauen andere Kommunen größere, attraktivere Sportbäder, während Memmingen für die gleichen
Kosten angeblich nur ein 25 m Becken erstellen kann. Das gilt es zu hinterfragen.
Die zusätzlichen Nutzungen
Ein großes Becken mit Teilungsmöglichkeit bringt eine ganztägige Nutzung für Öffentlichkeit, Schulen und Vereine zur gleichen
Zeit. Eine gute Auslastung ist die Folge und eine wichtige Grundlage in der wirtschaftlichen Diskussion. Wenn Memmingen als
Oberzentrum weiterhin eine führende Rolle spielen möchte, sollte es auch im Bäderbereich eine wichtige Rolle einnehmen. Mit
einem Ganzjahresbad haben wir ein Alleinstellungsmal, welches seinesgleichen in der Umgebung sucht und sich von Bädern in
anderen Städten abhebt.
Sollten wir dann zusätzlich den Mut haben, die Standortfrage nochmals zu diskutieren, wäre der Weitblick auf 2020 gefordert. Bis
2020 soll auch der S-Bahn-Anschluss an Ulm bzw. Region Donau-Iller, erfolgen. Nördlich von Memmingen(Stadtteil) wird dann ein
Haltepunkt errichtet. Von hier wären es nur wenige Meter bis zu einem ?Neuen Ganzjahresbad?. Der komplette S-Bahn
Einzugsbereich wäre dann Nutznießer eines kurzen Weges. Die Grundstücke von Hallenbad und Freibad wären dann für andere
(gewinnbringende) Nutzungen frei.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,?liebe Kolleginnen und Kollegen,
überdenken Sie nochmals die anstehende Sanierung und blicken Sie zukunftsweisend nach vorne. Noch ist nichts zu spät. Lassen Sie
uns über die alternative Lösung eines Ganzjahresbades diskutieren. Die Menschen in unserer Stadt, die Gesundheit der Bevölkerung
und der Sport werden es Ihnen danken.
Helmuth Barth
Stadtrat CRB"
Vielleicht muss man sich wirklich das Thema nochmals vornehmen und prüfen, denn so wie es hier dargestellt wird ist der
Neubau eines Freizeitbades, dann wohl doch die bessere Entscheidung.
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