Booklet

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Anton von Webern (1883–1945)
Sämtliche Lieder mit Klavier
Anton Friedrich Wilhelm von Webern wurde am 3.
Dezember 1883 in Wien als Sohn eines Bergbauingenieurs geboren. Sein erster seriöser Musikunterricht
bestand in Klavier- und Cellostunden am Gymnasium
von Klagenfurt, wo er auch seine ersten Kompositionsversuche unternahm (seine frühesten Stücke entstanden
1899). Seit 1902 studierte Webern an der Wiener
Universität Musikwissenschaft, und von 1904 bis 1908
war er überdies – neben Alban Berg – einer der ersten
Kompositionsschüler von Arnold Schönberg, dessen
Freund und Weggefährte er später wurde. Das erste Werk,
dem Anton Webern eine Opuszahl gab, war die 1908
vollendete Passacaglia für Orchester. Allmählich
entfernte er sich immer weiter von der klassischen
Tonalität, und seine Kompositionen wurden immer
knapper: Einige Stücke dauern weit weniger als eine
Minute. Kürze und äußerste Konzentration wurden
Weberns stilistische Kennzeichen.
Anton Webern hat eine Vielzahl von Vokalwerken
hinterlassen, die mehr als die Hälfte seines Schaffens
ausmachen. Dazu gehören Chorwerke, Stücke für
Singstimme und verschiedene Instrumentalensembles
sowie nicht zuletzt Lieder für Singstimme und Klavier.
Die ersten Lieder verfasste Webern als Sechzehnjähriger,
die letzten brachte er Mitte der 1930er Jahre heraus. In
keinem anderen Genre dürfte sich Weberns rasante
kompositorische Entwicklung so vollständig und
umfassend darstellen wie auf dem Gebiet des Liedes.
Webern sah in dieser Gattung vor allem eine Welt
der Melodien. Die von Schönberg erfundene und von
vielen seiner Zeitgenossen akzeptierte Rezitation war
seine Sache nicht: Er hielt nicht viel davon, Poesie von
einer Sprechstimme zu musikalischer Begleitung
vortragen zu lassen. Selbst seine atonalen Lieder gründen
sich auf eine auskomponierte Melodie. Zugleich wahrte
er sein Gespür für die dichterischen Worte, ihre
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Bedeutung und ihren sprachlichen Klang. In Weberns
späten Liedern ist die wechselseitige Beziehung zwischen
Text und Musik ausgeglichener – die musikalische
Intonation scheint jetzt das Wort zu symbolisieren, nicht
mehr direkt auszudrücken.
Die drei ersten Zyklen, die Webern vor seinem
Studium bei Schönberg geschrieben hatte, zeigen den
kompositorischen Anfänger im Umgang mit klassischen
Modellen der Vokalmusik. Der junge Webern ließ sich
von großen Liedkomponisten wie Robert Schumann,
Hugo Wolf, Edvard Grieg und Richard Strauss leiten.
Traditionelle Formen von der Art der Barkarole
(„Vorfrühling“, „Sommerabend“) und des Chorals
(„Fromm“, „Gebet“) kamen zur Anwendung. Zugleich
bediente sich Webern auch umfangreicherer Gebilde. Das
„Nachtgebet der Braut“ etwa kommt mit seinen
herrlichen Leidenschaften im Stile Liszts oder Wagners
einem Opernmonolog nahe, und der „Heimgang in der
Frühe“ hat etwas von einer Ballade.
Neue Merkmale zeigen die Fünf Lieder nach Richard
Dehmel mit ihrer komplexeren musikalischen Sprache,
die bisweilen wie Gedichte für Singstimme und Klavier
wirken. Dann kommt die Phase, in der sich Webern,
womöglich unter dem Einfluss Schönbergs, mit der
Poesie von Stefan George befasste. Die ohne Opuszahl
hinterlassenen Vier Lieder zeigen eine bemerkenswerte
Dominanz dunkler Farben sowie erstaunliche harmonische Wendungen und scharfe emotionale Ausbrüche.
Diese vier Lieder waren bis 1965 unbekannt. Dann
wurden sie glücklicherweise wiederentdeckt und ein Jahr
später veröffentlicht. Die Lieder op. 3 und op. 4 sind
knapper und reflektieren noch einige Elemente des
expressiven Webern. Klassische Einfachheit und Klarheit
bestimmen dann den Ton der Vier Lieder op. 12 –
besonders im ersten Titel, der auf Folklorematerial basiert
(„Der Tag ist vergangen“).
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Die zwei letzten Liederzyklen op. 23 und op. 25
gehören in die spätere Schaffensphase, in der Webern mit
der Dodekaphonie experimentierte. Ihre filigrane
musikalische Textur korrespondiert mit der lyrischen
Reinheit von Hildegard Jones Versen, in denen
persönliche Empfindungen mit religiösen Symbolen
kombiniert erscheinen.
Svetlana Savenko
Deutsche Fassung: Cris Posslac
Svetlana Savenko
Photo by Viktor Akhlomov
Complete Songs
with Piano
Svetlana Savenko, Soprano
Yuri Polubelov, Piano
Yuri Polubelov
Photo by Sergey Abramenkov
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WEBERN
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Drei Gedichte
Vorfrühling (Ferdinand Avenarius)
Nachtgebet der Braut (Richard Dehmel)
Fromm (Gustav Falke)
Acht Lieder
Tief von fern (Richard Dehmel)
Aufblick (Richard Dehmel)
Blumengruß (Johann Wolfgang von Goethe)
Bild der Liebe (Martin Greif)
Sommerabend (Wilhelm Weigand)
Heiter (Friedrich Nietzsche)
Der Tod (Matthias Claudius)
Heimgang in der Frühe (Detlev von Liliencron)
Drei Lieder (Ferdinand Avenarius)
Gefunden
Gebet
Freunde
Fünf Lieder (Richard Dehmel)
Ideale Landschaft
Am Ufer
Himmelfahrt
Nächtliche Scheu
Helle Nacht
Vier Lieder (Stefan George)
Erwachen aus dem tiefsten traumes-schoose
Kunfttag I
Trauer I
Das lockere saatgefilde
1:37
2:55
2:10
1:14
2:29
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a
b
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Fünf Lieder, Op. 3 from “Der siebente Ring”
(Stefan George)
Dies ist ein lied …
1:22
Im windesweben
0:33
An baches ranft
1:09
Im morgentaun
1:12
Kahl reckt der baum
1:35
Fünf Lieder, Op. 4 (Stefan George)
Eingang
3:22
Noch zwingt mich treue
1:37
Ja heil und dank
2:02
So ich traurig bin
0:45
Ihr tratet zu dem herde
1:18
Vier Lieder, Op. 12
Der Tag ist vergangen (Volkslied)
1:30
Die geheimnisvolle Flöte (Li-Tai-Po, from
Hans Bethge’s “Chinesische Flöte”)
1:51
Schien mir’s, als ich sah die Sonne (from
August Strindberg’s “Gespenstersonate”)
1:52
Gleich und gleich (JohannWolfgang von
Goethe)
0:54
Drei Gesänge, Op. 23 (Hildegard Jone)
Das dunkle Herz
3:06
Es stürzt aus Höhen
1:58
Herr Jesus mein
2:27
Drei Lieder, Op. 25 (Hildegard Jone)
Wie bin ich froh!
1:01
Des Herzens Purpurvogel
1:54
Sterne
1:33
Complete song texts and translations may be accessed on-line at http://www.naxos.com/libretti/570219.htm
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Anton Friedrich Wilhelm von Webern was born in Vienna
on 3rd December, 1883 in the family of a mining engineer.
He received his first serious musical tuition, as a pianist
and cellist, while at the Gymnasium at Klagenfurt, where
he also tried to compose (his earliest pieces dating back to
1899). In 1902 Webern entered Vienna University where
he studied musicology. Between 1904 and 1908 Webern
studied composition with Arnold Schoenberg. Together
with Alban Berg, he was among Schoenberg’s first pupils,
later becoming his close friend and associate. Webern’s
first composition to which he gave an opus number,
Passacaglia for orchestra, was completed in 1908. His
compositions, gradually revealing his departure from
classical tonality, turned out to be more and more laconic,
sometimes lasting less than one minute. Brevity and sheer
concentration became hallmarks of Webern’s style.
Webern left behind a large number of vocal compositions, constituting over half of his output. These
compositions include choral works, pieces for voice and
different ensembles of instruments and, last but not least,
songs for voice and piano. Webern wrote his first songs
when he was sixteen, and his last songs came out in the
mid-1930s. In all probability no other genre in Webern’s
output outlines the composer’s rapid evolution so
completely and profoundly.
Webern viewed the song genre primarily as a world of
melodies. The composer did not particularly subscribe to
reciting poetry to musical accompaniment (Sprechstimme,
speech-song) invented by Schoenberg and accepted by
many of his contemporaries. Even his atonal songs are
based on a drawn-out melodic line. At the same time, the
composer remained sensitive to poetic words, their
meaning and phonation. In Webern’s later songs the
interconnection of text and music becomes more mediated
– musical intonation seems to symbolize the word, rather
3
than expressing the word directly.
The first three cycles written by Webern, before his
studies with Schoenberg, reveal a beginner composer at
work with classical models of vocal music. The young
Webern was guided by major composers of the Lied such
as Schumann, Hugo Wolf, Grieg and Richard Strauss.
Traditional forms such as barcarolle (Vorfrühling;
Sommerabend) and chorale (Fromm; Gebet) were employed. Webern also pursued more extended forms. For
example, Nachtgebet der Braut is an almost operatic
monologue with its sumptuous passions in the vein of
Liszt and Wagner, or the ballad-like piece, Heimgang in
der Frühe.
New features appear in Fünf Lieder , set to verses by
Richard Dehmel, which are more intricate in their musical
language, sometimes akin to poems for voice and piano.
Then came the period of Stefan George, whose verses
Webern turned to, probably under the influence of
Schoenberg. The Vier Lieder , left without an opus number,
are remarkable for their predominantly murky colours,
harmonic rambles and sharp emotional outbursts. These
four songs remained unknown until 1965, when they were
fortuitously discovered and at long last brought out in the
following year. The songs in Op. 3 and Op. 4, more
laconic, still reflect some elements of Webern’s expressive
style. Classical simplicity and clarity set the tone in Vier
Lieder Op. 12, particularly with the first song, which was
based on folk material (Der Tag ist vergangen).
The last two song cycles, Op. 23 and Op. 25, belong
to the later period in Webern’s work, which saw the
composer’s experimentation with dodecaphonic technique.
Their filigree musical texture corresponds to the lyrical
purity of Hildegard Jone’s verses, combining personal
feelings with religious symbols.
Svetlana Savenko
8.570219
Svetlana Savenko, soprano
Svetlana Savenko, born in Moscow, graduated from the Moscow State Tchaikovsky Conservatoire where she studied
with Juri Kholopov as a musicologist. As a singer she was a student of Dora Beljavskaja. She is Professor of Russian
Music at the Moscow State Conservatoire, and author of more than 100 publications (including several books) in
Russian, English and German. The major fields of her specialization as a musicologist and as an interpreter are
Russian music, music of the twentieth century including avant-garde and contemporary music. Her extensive repertoire
includes works by Schoenberg, Berg, Webern (complete songs with pianist Yuri Polubelov), Bartók, Cage, Eisler,
Hindemith, Křenek, Zemlinsky; those of Russian composers (Stravinsky, Prokofiev, Roslavets, Mosolov, Myaskovsky,
Shillinger among others); as well as works written specially for her (such as Vladimir Tarnopolsky’s Chevengur ).
Savenko has performed as a soloist of Ensemble Studio New Music (Moscow), with which she has appeared in such
prestigious concert halls as the Moscow Conservatoire, the Berlin Philharmonic Hall and Grosses Konzerthaus in
Berlin. She has participated in many festivals in Russia and abroad, and has toured in Ukraine, Belarus, Slovakia,
Germany, The Netherlands, Switzerland, Great Britain and USA.
Yuri Polubelov, piano
Born in Vitebsk, Belarus, Russian pianist Yuri Polubelov studied piano at Lvov Secondary Music School with
Alexander Eidelman. He gave his first solo recital at the age of thirteen and became winner of the Ukrainian Young
Musicians’ Competition in Kiev. Polubelov graduated from the Moscow State Tchaikovsky Conservatoire (piano
class of Vera Gornostayeva and chamber ensemble class of Konstantin Adjemov). Polubelov has participated in
festivals in Germany, France, Italy, Slovakia, Estonia, Russia and Ukraine. He has performed both as soloist and in
chamber ensembles with prominent Russian musicians such as Alexei Lubimov, Tatiana Grindenko, Ivan Monighetti,
Alexander Rudin, Nelli Lee and Mark Pekarsky. He has also given premières of a number of works by contemporary
Russian and Ukrainian composers and pays special attention to rarely performed works by composers such as
Zemlinsky, Schoenberg, Webern, Křenek, Hindemith (Marienleben) and Brahms (choral works with piano). Polubelov
has helped organize several festivals in Moscow and served as artistic director and pianist in stage performances of
chamber operas by V. Rebikov and A. Zemlinsky in Russia and Germany.
As a Duo Svetlana Savenko and Yuri Polubelov have performed together since 1997. Their repertoire comprises
more than 350 songs for voice and piano, from Stravinsky and Schoenberg to Russian composers. They have given
a number of world premières, among them compositions written specially for the Duo, such as the song cycles of
Valentin Silvestrov and the vocal pieces of Leonid Hofman and Alexander Knaifel. The Duo are also committed to
promoting vocal repertoire under special themes, for instance “Silhouettes of the Silver Age”, “In Schoenberg’s
Direction”, “Hundred Years of New Music”, “Stravinsky: Nursery and Music Hall”.
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Drei Gedichte
Vorfrühling (Ferdinand Avenarius)
Nachtgebet der Braut (Richard Dehmel)
Fromm (Gustav Falke)
Acht Lieder
Tief von fern (Richard Dehmel)
Aufblick (Richard Dehmel)
Blumengruß (Johann Wolfgang von Goethe)
Bild der Liebe (Martin Greif)
Sommerabend (Wilhelm Weigand)
Heiter (Friedrich Nietzsche)
Der Tod (Matthias Claudius)
Heimgang in der Frühe (Detlev von Liliencron)
Drei Lieder (Ferdinand Avenarius)
Gefunden
Gebet
Freunde
Fünf Lieder (Richard Dehmel)
Ideale Landschaft
Am Ufer
Himmelfahrt
Nächtliche Scheu
Helle Nacht
Vier Lieder (Stefan George)
Erwachen aus dem tiefsten traumes-schoose
Kunfttag I
Trauer I
Das lockere saatgefilde
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Fünf Lieder, Op. 3 from “Der siebente Ring”
(Stefan George)
Dies ist ein lied …
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Im windesweben
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An baches ranft
1:09
Im morgentaun
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Kahl reckt der baum
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Fünf Lieder, Op. 4 (Stefan George)
Eingang
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Noch zwingt mich treue
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Ja heil und dank
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So ich traurig bin
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Ihr tratet zu dem herde
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Vier Lieder, Op. 12
Der Tag ist vergangen (Volkslied)
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Die geheimnisvolle Flöte (Li-Tai-Po, from
Hans Bethge’s “Chinesische Flöte”)
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Schien mir’s, als ich sah die Sonne (from
August Strindberg’s “Gespenstersonate”)
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Gleich und gleich (JohannWolfgang von
Goethe)
0:54
Drei Gesänge, Op. 23 (Hildegard Jone)
Das dunkle Herz
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Es stürzt aus Höhen
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Herr Jesus mein
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Drei Lieder, Op. 25 (Hildegard Jone)
Wie bin ich froh!
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Des Herzens Purpurvogel
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Anton Friedrich Wilhelm von Webern was born in Vienna
on 3rd December, 1883 in the family of a mining engineer.
He received his first serious musical tuition, as a pianist
and cellist, while at the Gymnasium at Klagenfurt, where
he also tried to compose (his earliest pieces dating back to
1899). In 1902 Webern entered Vienna University where
he studied musicology. Between 1904 and 1908 Webern
studied composition with Arnold Schoenberg. Together
with Alban Berg, he was among Schoenberg’s first pupils,
later becoming his close friend and associate. Webern’s
first composition to which he gave an opus number,
Passacaglia for orchestra, was completed in 1908. His
compositions, gradually revealing his departure from
classical tonality, turned out to be more and more laconic,
sometimes lasting less than one minute. Brevity and sheer
concentration became hallmarks of Webern’s style.
Webern left behind a large number of vocal compositions, constituting over half of his output. These
compositions include choral works, pieces for voice and
different ensembles of instruments and, last but not least,
songs for voice and piano. Webern wrote his first songs
when he was sixteen, and his last songs came out in the
mid-1930s. In all probability no other genre in Webern’s
output outlines the composer’s rapid evolution so
completely and profoundly.
Webern viewed the song genre primarily as a world of
melodies. The composer did not particularly subscribe to
reciting poetry to musical accompaniment (Sprechstimme,
speech-song) invented by Schoenberg and accepted by
many of his contemporaries. Even his atonal songs are
based on a drawn-out melodic line. At the same time, the
composer remained sensitive to poetic words, their
meaning and phonation. In Webern’s later songs the
interconnection of text and music becomes more mediated
– musical intonation seems to symbolize the word, rather
3
than expressing the word directly.
The first three cycles written by Webern, before his
studies with Schoenberg, reveal a beginner composer at
work with classical models of vocal music. The young
Webern was guided by major composers of the Lied such
as Schumann, Hugo Wolf, Grieg and Richard Strauss.
Traditional forms such as barcarolle (Vorfrühling;
Sommerabend) and chorale (Fromm; Gebet) were employed. Webern also pursued more extended forms. For
example, Nachtgebet der Braut is an almost operatic
monologue with its sumptuous passions in the vein of
Liszt and Wagner, or the ballad-like piece, Heimgang in
der Frühe.
New features appear in Fünf Lieder , set to verses by
Richard Dehmel, which are more intricate in their musical
language, sometimes akin to poems for voice and piano.
Then came the period of Stefan George, whose verses
Webern turned to, probably under the influence of
Schoenberg. The Vier Lieder , left without an opus number,
are remarkable for their predominantly murky colours,
harmonic rambles and sharp emotional outbursts. These
four songs remained unknown until 1965, when they were
fortuitously discovered and at long last brought out in the
following year. The songs in Op. 3 and Op. 4, more
laconic, still reflect some elements of Webern’s expressive
style. Classical simplicity and clarity set the tone in Vier
Lieder Op. 12, particularly with the first song, which was
based on folk material (Der Tag ist vergangen).
The last two song cycles, Op. 23 and Op. 25, belong
to the later period in Webern’s work, which saw the
composer’s experimentation with dodecaphonic technique.
Their filigree musical texture corresponds to the lyrical
purity of Hildegard Jone’s verses, combining personal
feelings with religious symbols.
Svetlana Savenko
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Svetlana Savenko, soprano
Svetlana Savenko, born in Moscow, graduated from the Moscow State Tchaikovsky Conservatoire where she studied
with Juri Kholopov as a musicologist. As a singer she was a student of Dora Beljavskaja. She is Professor of Russian
Music at the Moscow State Conservatoire, and author of more than 100 publications (including several books) in
Russian, English and German. The major fields of her specialization as a musicologist and as an interpreter are
Russian music, music of the twentieth century including avant-garde and contemporary music. Her extensive repertoire
includes works by Schoenberg, Berg, Webern (complete songs with pianist Yuri Polubelov), Bartók, Cage, Eisler,
Hindemith, Křenek, Zemlinsky; those of Russian composers (Stravinsky, Prokofiev, Roslavets, Mosolov, Myaskovsky,
Shillinger among others); as well as works written specially for her (such as Vladimir Tarnopolsky’s Chevengur ).
Savenko has performed as a soloist of Ensemble Studio New Music (Moscow), with which she has appeared in such
prestigious concert halls as the Moscow Conservatoire, the Berlin Philharmonic Hall and Grosses Konzerthaus in
Berlin. She has participated in many festivals in Russia and abroad, and has toured in Ukraine, Belarus, Slovakia,
Germany, The Netherlands, Switzerland, Great Britain and USA.
Yuri Polubelov, piano
Born in Vitebsk, Belarus, Russian pianist Yuri Polubelov studied piano at Lvov Secondary Music School with
Alexander Eidelman. He gave his first solo recital at the age of thirteen and became winner of the Ukrainian Young
Musicians’ Competition in Kiev. Polubelov graduated from the Moscow State Tchaikovsky Conservatoire (piano
class of Vera Gornostayeva and chamber ensemble class of Konstantin Adjemov). Polubelov has participated in
festivals in Germany, France, Italy, Slovakia, Estonia, Russia and Ukraine. He has performed both as soloist and in
chamber ensembles with prominent Russian musicians such as Alexei Lubimov, Tatiana Grindenko, Ivan Monighetti,
Alexander Rudin, Nelli Lee and Mark Pekarsky. He has also given premières of a number of works by contemporary
Russian and Ukrainian composers and pays special attention to rarely performed works by composers such as
Zemlinsky, Schoenberg, Webern, Křenek, Hindemith (Marienleben) and Brahms (choral works with piano). Polubelov
has helped organize several festivals in Moscow and served as artistic director and pianist in stage performances of
chamber operas by V. Rebikov and A. Zemlinsky in Russia and Germany.
As a Duo Svetlana Savenko and Yuri Polubelov have performed together since 1997. Their repertoire comprises
more than 350 songs for voice and piano, from Stravinsky and Schoenberg to Russian composers. They have given
a number of world premières, among them compositions written specially for the Duo, such as the song cycles of
Valentin Silvestrov and the vocal pieces of Leonid Hofman and Alexander Knaifel. The Duo are also committed to
promoting vocal repertoire under special themes, for instance “Silhouettes of the Silver Age”, “In Schoenberg’s
Direction”, “Hundred Years of New Music”, “Stravinsky: Nursery and Music Hall”.
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Nachtgebet der Braut (Richard Dehmel)
Fromm (Gustav Falke)
Acht Lieder
Tief von fern (Richard Dehmel)
Aufblick (Richard Dehmel)
Blumengruß (Johann Wolfgang von Goethe)
Bild der Liebe (Martin Greif)
Sommerabend (Wilhelm Weigand)
Heiter (Friedrich Nietzsche)
Der Tod (Matthias Claudius)
Heimgang in der Frühe (Detlev von Liliencron)
Drei Lieder (Ferdinand Avenarius)
Gefunden
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Freunde
Fünf Lieder (Richard Dehmel)
Ideale Landschaft
Am Ufer
Himmelfahrt
Nächtliche Scheu
Helle Nacht
Vier Lieder (Stefan George)
Erwachen aus dem tiefsten traumes-schoose
Kunfttag I
Trauer I
Das lockere saatgefilde
1:37
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Dies ist ein lied …
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Im windesweben
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An baches ranft
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Im morgentaun
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Kahl reckt der baum
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Fünf Lieder, Op. 4 (Stefan George)
Eingang
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Noch zwingt mich treue
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Ja heil und dank
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So ich traurig bin
0:45
Ihr tratet zu dem herde
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Vier Lieder, Op. 12
Der Tag ist vergangen (Volkslied)
1:30
Die geheimnisvolle Flöte (Li-Tai-Po, from
Hans Bethge’s “Chinesische Flöte”)
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Schien mir’s, als ich sah die Sonne (from
August Strindberg’s “Gespenstersonate”)
1:52
Gleich und gleich (JohannWolfgang von
Goethe)
0:54
Drei Gesänge, Op. 23 (Hildegard Jone)
Das dunkle Herz
3:06
Es stürzt aus Höhen
1:58
Herr Jesus mein
2:27
Drei Lieder, Op. 25 (Hildegard Jone)
Wie bin ich froh!
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Des Herzens Purpurvogel
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Anton Friedrich Wilhelm von Webern was born in Vienna
on 3rd December, 1883 in the family of a mining engineer.
He received his first serious musical tuition, as a pianist
and cellist, while at the Gymnasium at Klagenfurt, where
he also tried to compose (his earliest pieces dating back to
1899). In 1902 Webern entered Vienna University where
he studied musicology. Between 1904 and 1908 Webern
studied composition with Arnold Schoenberg. Together
with Alban Berg, he was among Schoenberg’s first pupils,
later becoming his close friend and associate. Webern’s
first composition to which he gave an opus number,
Passacaglia for orchestra, was completed in 1908. His
compositions, gradually revealing his departure from
classical tonality, turned out to be more and more laconic,
sometimes lasting less than one minute. Brevity and sheer
concentration became hallmarks of Webern’s style.
Webern left behind a large number of vocal compositions, constituting over half of his output. These
compositions include choral works, pieces for voice and
different ensembles of instruments and, last but not least,
songs for voice and piano. Webern wrote his first songs
when he was sixteen, and his last songs came out in the
mid-1930s. In all probability no other genre in Webern’s
output outlines the composer’s rapid evolution so
completely and profoundly.
Webern viewed the song genre primarily as a world of
melodies. The composer did not particularly subscribe to
reciting poetry to musical accompaniment (Sprechstimme,
speech-song) invented by Schoenberg and accepted by
many of his contemporaries. Even his atonal songs are
based on a drawn-out melodic line. At the same time, the
composer remained sensitive to poetic words, their
meaning and phonation. In Webern’s later songs the
interconnection of text and music becomes more mediated
– musical intonation seems to symbolize the word, rather
3
than expressing the word directly.
The first three cycles written by Webern, before his
studies with Schoenberg, reveal a beginner composer at
work with classical models of vocal music. The young
Webern was guided by major composers of the Lied such
as Schumann, Hugo Wolf, Grieg and Richard Strauss.
Traditional forms such as barcarolle (Vorfrühling;
Sommerabend) and chorale (Fromm; Gebet) were employed. Webern also pursued more extended forms. For
example, Nachtgebet der Braut is an almost operatic
monologue with its sumptuous passions in the vein of
Liszt and Wagner, or the ballad-like piece, Heimgang in
der Frühe.
New features appear in Fünf Lieder , set to verses by
Richard Dehmel, which are more intricate in their musical
language, sometimes akin to poems for voice and piano.
Then came the period of Stefan George, whose verses
Webern turned to, probably under the influence of
Schoenberg. The Vier Lieder , left without an opus number,
are remarkable for their predominantly murky colours,
harmonic rambles and sharp emotional outbursts. These
four songs remained unknown until 1965, when they were
fortuitously discovered and at long last brought out in the
following year. The songs in Op. 3 and Op. 4, more
laconic, still reflect some elements of Webern’s expressive
style. Classical simplicity and clarity set the tone in Vier
Lieder Op. 12, particularly with the first song, which was
based on folk material (Der Tag ist vergangen).
The last two song cycles, Op. 23 and Op. 25, belong
to the later period in Webern’s work, which saw the
composer’s experimentation with dodecaphonic technique.
Their filigree musical texture corresponds to the lyrical
purity of Hildegard Jone’s verses, combining personal
feelings with religious symbols.
Svetlana Savenko
8.570219
Svetlana Savenko, soprano
Svetlana Savenko, born in Moscow, graduated from the Moscow State Tchaikovsky Conservatoire where she studied
with Juri Kholopov as a musicologist. As a singer she was a student of Dora Beljavskaja. She is Professor of Russian
Music at the Moscow State Conservatoire, and author of more than 100 publications (including several books) in
Russian, English and German. The major fields of her specialization as a musicologist and as an interpreter are
Russian music, music of the twentieth century including avant-garde and contemporary music. Her extensive repertoire
includes works by Schoenberg, Berg, Webern (complete songs with pianist Yuri Polubelov), Bartók, Cage, Eisler,
Hindemith, Křenek, Zemlinsky; those of Russian composers (Stravinsky, Prokofiev, Roslavets, Mosolov, Myaskovsky,
Shillinger among others); as well as works written specially for her (such as Vladimir Tarnopolsky’s Chevengur ).
Savenko has performed as a soloist of Ensemble Studio New Music (Moscow), with which she has appeared in such
prestigious concert halls as the Moscow Conservatoire, the Berlin Philharmonic Hall and Grosses Konzerthaus in
Berlin. She has participated in many festivals in Russia and abroad, and has toured in Ukraine, Belarus, Slovakia,
Germany, The Netherlands, Switzerland, Great Britain and USA.
Yuri Polubelov, piano
Born in Vitebsk, Belarus, Russian pianist Yuri Polubelov studied piano at Lvov Secondary Music School with
Alexander Eidelman. He gave his first solo recital at the age of thirteen and became winner of the Ukrainian Young
Musicians’ Competition in Kiev. Polubelov graduated from the Moscow State Tchaikovsky Conservatoire (piano
class of Vera Gornostayeva and chamber ensemble class of Konstantin Adjemov). Polubelov has participated in
festivals in Germany, France, Italy, Slovakia, Estonia, Russia and Ukraine. He has performed both as soloist and in
chamber ensembles with prominent Russian musicians such as Alexei Lubimov, Tatiana Grindenko, Ivan Monighetti,
Alexander Rudin, Nelli Lee and Mark Pekarsky. He has also given premières of a number of works by contemporary
Russian and Ukrainian composers and pays special attention to rarely performed works by composers such as
Zemlinsky, Schoenberg, Webern, Křenek, Hindemith (Marienleben) and Brahms (choral works with piano). Polubelov
has helped organize several festivals in Moscow and served as artistic director and pianist in stage performances of
chamber operas by V. Rebikov and A. Zemlinsky in Russia and Germany.
As a Duo Svetlana Savenko and Yuri Polubelov have performed together since 1997. Their repertoire comprises
more than 350 songs for voice and piano, from Stravinsky and Schoenberg to Russian composers. They have given
a number of world premières, among them compositions written specially for the Duo, such as the song cycles of
Valentin Silvestrov and the vocal pieces of Leonid Hofman and Alexander Knaifel. The Duo are also committed to
promoting vocal repertoire under special themes, for instance “Silhouettes of the Silver Age”, “In Schoenberg’s
Direction”, “Hundred Years of New Music”, “Stravinsky: Nursery and Music Hall”.
4
8.570219
570219bk Webern:557541bk Kelemen 3+3
15/1/07
4:02 PM
Page 1
Anton von Webern (1883–1945)
Sämtliche Lieder mit Klavier
Anton Friedrich Wilhelm von Webern wurde am 3.
Dezember 1883 in Wien als Sohn eines Bergbauingenieurs geboren. Sein erster seriöser Musikunterricht
bestand in Klavier- und Cellostunden am Gymnasium
von Klagenfurt, wo er auch seine ersten Kompositionsversuche unternahm (seine frühesten Stücke entstanden
1899). Seit 1902 studierte Webern an der Wiener
Universität Musikwissenschaft, und von 1904 bis 1908
war er überdies – neben Alban Berg – einer der ersten
Kompositionsschüler von Arnold Schönberg, dessen
Freund und Weggefährte er später wurde. Das erste Werk,
dem Anton Webern eine Opuszahl gab, war die 1908
vollendete Passacaglia für Orchester. Allmählich
entfernte er sich immer weiter von der klassischen
Tonalität, und seine Kompositionen wurden immer
knapper: Einige Stücke dauern weit weniger als eine
Minute. Kürze und äußerste Konzentration wurden
Weberns stilistische Kennzeichen.
Anton Webern hat eine Vielzahl von Vokalwerken
hinterlassen, die mehr als die Hälfte seines Schaffens
ausmachen. Dazu gehören Chorwerke, Stücke für
Singstimme und verschiedene Instrumentalensembles
sowie nicht zuletzt Lieder für Singstimme und Klavier.
Die ersten Lieder verfasste Webern als Sechzehnjähriger,
die letzten brachte er Mitte der 1930er Jahre heraus. In
keinem anderen Genre dürfte sich Weberns rasante
kompositorische Entwicklung so vollständig und
umfassend darstellen wie auf dem Gebiet des Liedes.
Webern sah in dieser Gattung vor allem eine Welt
der Melodien. Die von Schönberg erfundene und von
vielen seiner Zeitgenossen akzeptierte Rezitation war
seine Sache nicht: Er hielt nicht viel davon, Poesie von
einer Sprechstimme zu musikalischer Begleitung
vortragen zu lassen. Selbst seine atonalen Lieder gründen
sich auf eine auskomponierte Melodie. Zugleich wahrte
er sein Gespür für die dichterischen Worte, ihre
5
Bedeutung und ihren sprachlichen Klang. In Weberns
späten Liedern ist die wechselseitige Beziehung zwischen
Text und Musik ausgeglichener – die musikalische
Intonation scheint jetzt das Wort zu symbolisieren, nicht
mehr direkt auszudrücken.
Die drei ersten Zyklen, die Webern vor seinem
Studium bei Schönberg geschrieben hatte, zeigen den
kompositorischen Anfänger im Umgang mit klassischen
Modellen der Vokalmusik. Der junge Webern ließ sich
von großen Liedkomponisten wie Robert Schumann,
Hugo Wolf, Edvard Grieg und Richard Strauss leiten.
Traditionelle Formen von der Art der Barkarole
(„Vorfrühling“, „Sommerabend“) und des Chorals
(„Fromm“, „Gebet“) kamen zur Anwendung. Zugleich
bediente sich Webern auch umfangreicherer Gebilde. Das
„Nachtgebet der Braut“ etwa kommt mit seinen
herrlichen Leidenschaften im Stile Liszts oder Wagners
einem Opernmonolog nahe, und der „Heimgang in der
Frühe“ hat etwas von einer Ballade.
Neue Merkmale zeigen die Fünf Lieder nach Richard
Dehmel mit ihrer komplexeren musikalischen Sprache,
die bisweilen wie Gedichte für Singstimme und Klavier
wirken. Dann kommt die Phase, in der sich Webern,
womöglich unter dem Einfluss Schönbergs, mit der
Poesie von Stefan George befasste. Die ohne Opuszahl
hinterlassenen Vier Lieder zeigen eine bemerkenswerte
Dominanz dunkler Farben sowie erstaunliche harmonische Wendungen und scharfe emotionale Ausbrüche.
Diese vier Lieder waren bis 1965 unbekannt. Dann
wurden sie glücklicherweise wiederentdeckt und ein Jahr
später veröffentlicht. Die Lieder op. 3 und op. 4 sind
knapper und reflektieren noch einige Elemente des
expressiven Webern. Klassische Einfachheit und Klarheit
bestimmen dann den Ton der Vier Lieder op. 12 –
besonders im ersten Titel, der auf Folklorematerial basiert
(„Der Tag ist vergangen“).
8.570219
Die zwei letzten Liederzyklen op. 23 und op. 25
gehören in die spätere Schaffensphase, in der Webern mit
der Dodekaphonie experimentierte. Ihre filigrane
musikalische Textur korrespondiert mit der lyrischen
Reinheit von Hildegard Jones Versen, in denen
persönliche Empfindungen mit religiösen Symbolen
kombiniert erscheinen.
Svetlana Savenko
Deutsche Fassung: Cris Posslac
Svetlana Savenko
Photo by Viktor Akhlomov
Complete Songs
with Piano
Svetlana Savenko, Soprano
Yuri Polubelov, Piano
Yuri Polubelov
Photo by Sergey Abramenkov
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WEBERN
8.570219
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Anton von Webern (1883–1945)
Sämtliche Lieder mit Klavier
Anton Friedrich Wilhelm von Webern wurde am 3.
Dezember 1883 in Wien als Sohn eines Bergbauingenieurs geboren. Sein erster seriöser Musikunterricht
bestand in Klavier- und Cellostunden am Gymnasium
von Klagenfurt, wo er auch seine ersten Kompositionsversuche unternahm (seine frühesten Stücke entstanden
1899). Seit 1902 studierte Webern an der Wiener
Universität Musikwissenschaft, und von 1904 bis 1908
war er überdies – neben Alban Berg – einer der ersten
Kompositionsschüler von Arnold Schönberg, dessen
Freund und Weggefährte er später wurde. Das erste Werk,
dem Anton Webern eine Opuszahl gab, war die 1908
vollendete Passacaglia für Orchester. Allmählich
entfernte er sich immer weiter von der klassischen
Tonalität, und seine Kompositionen wurden immer
knapper: Einige Stücke dauern weit weniger als eine
Minute. Kürze und äußerste Konzentration wurden
Weberns stilistische Kennzeichen.
Anton Webern hat eine Vielzahl von Vokalwerken
hinterlassen, die mehr als die Hälfte seines Schaffens
ausmachen. Dazu gehören Chorwerke, Stücke für
Singstimme und verschiedene Instrumentalensembles
sowie nicht zuletzt Lieder für Singstimme und Klavier.
Die ersten Lieder verfasste Webern als Sechzehnjähriger,
die letzten brachte er Mitte der 1930er Jahre heraus. In
keinem anderen Genre dürfte sich Weberns rasante
kompositorische Entwicklung so vollständig und
umfassend darstellen wie auf dem Gebiet des Liedes.
Webern sah in dieser Gattung vor allem eine Welt
der Melodien. Die von Schönberg erfundene und von
vielen seiner Zeitgenossen akzeptierte Rezitation war
seine Sache nicht: Er hielt nicht viel davon, Poesie von
einer Sprechstimme zu musikalischer Begleitung
vortragen zu lassen. Selbst seine atonalen Lieder gründen
sich auf eine auskomponierte Melodie. Zugleich wahrte
er sein Gespür für die dichterischen Worte, ihre
5
Bedeutung und ihren sprachlichen Klang. In Weberns
späten Liedern ist die wechselseitige Beziehung zwischen
Text und Musik ausgeglichener – die musikalische
Intonation scheint jetzt das Wort zu symbolisieren, nicht
mehr direkt auszudrücken.
Die drei ersten Zyklen, die Webern vor seinem
Studium bei Schönberg geschrieben hatte, zeigen den
kompositorischen Anfänger im Umgang mit klassischen
Modellen der Vokalmusik. Der junge Webern ließ sich
von großen Liedkomponisten wie Robert Schumann,
Hugo Wolf, Edvard Grieg und Richard Strauss leiten.
Traditionelle Formen von der Art der Barkarole
(„Vorfrühling“, „Sommerabend“) und des Chorals
(„Fromm“, „Gebet“) kamen zur Anwendung. Zugleich
bediente sich Webern auch umfangreicherer Gebilde. Das
„Nachtgebet der Braut“ etwa kommt mit seinen
herrlichen Leidenschaften im Stile Liszts oder Wagners
einem Opernmonolog nahe, und der „Heimgang in der
Frühe“ hat etwas von einer Ballade.
Neue Merkmale zeigen die Fünf Lieder nach Richard
Dehmel mit ihrer komplexeren musikalischen Sprache,
die bisweilen wie Gedichte für Singstimme und Klavier
wirken. Dann kommt die Phase, in der sich Webern,
womöglich unter dem Einfluss Schönbergs, mit der
Poesie von Stefan George befasste. Die ohne Opuszahl
hinterlassenen Vier Lieder zeigen eine bemerkenswerte
Dominanz dunkler Farben sowie erstaunliche harmonische Wendungen und scharfe emotionale Ausbrüche.
Diese vier Lieder waren bis 1965 unbekannt. Dann
wurden sie glücklicherweise wiederentdeckt und ein Jahr
später veröffentlicht. Die Lieder op. 3 und op. 4 sind
knapper und reflektieren noch einige Elemente des
expressiven Webern. Klassische Einfachheit und Klarheit
bestimmen dann den Ton der Vier Lieder op. 12 –
besonders im ersten Titel, der auf Folklorematerial basiert
(„Der Tag ist vergangen“).
8.570219
Die zwei letzten Liederzyklen op. 23 und op. 25
gehören in die spätere Schaffensphase, in der Webern mit
der Dodekaphonie experimentierte. Ihre filigrane
musikalische Textur korrespondiert mit der lyrischen
Reinheit von Hildegard Jones Versen, in denen
persönliche Empfindungen mit religiösen Symbolen
kombiniert erscheinen.
Svetlana Savenko
Deutsche Fassung: Cris Posslac
Svetlana Savenko
Photo by Viktor Akhlomov
Complete Songs
with Piano
Svetlana Savenko, Soprano
Yuri Polubelov, Piano
Yuri Polubelov
Photo by Sergey Abramenkov
6
WEBERN
8.570219
Also available:
8.557076
8.557373
8.557245
8.570019
NAXOS
NAXOS
One of Schoenberg's leading pupils and disciples, Anton Webern continued to write
songs throughout his life. It is thus possible to follow his development as a composer,
from early traditional writing to the more experimental work of his later years, from the
tonal to the atonal, and to the sparer textures for which his work became well known.
8.570219
WEBERN
Playing Time
(1883–1945)
79:51
Complete Songs with Piano
1–3
4–!
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%–(
)–£
›–‡
°–‚
a–c
Sommerabend / Heiter / Der Tod / Heimgang in der Frühe)
15:38
Drei Lieder (Gefunden / Gebet / Freunde)
4:56
Fünf Lieder (Ideale Landschaft / Am Ufer / Himmelfahrt / Nächtliche Scheu /
11:36
Helle Nacht)
Vier Lieder (Erwachen aus dem tiefsten traumes-schoose / Kunfttag I /
Trauer I / Das lockere saatgefilde)
7:47
Fünf Lieder, Op. 3 from “Der siebente Ring” (Dies ist ein lied… /
Im windesweben / An baches ranft / Im morgentaun / Kahl reckt der baum) 5:52
Fünf Lieder, Op. 4 (Eingang / Noch zwingt mich treue / Ja heil und dank /
9:05
So ich traurig bin / Ihr tratet zu dem herde)
Vier Lieder, Op. 12 (Der Tag ist vergangen / Die geheimnisvolle Flöte /
Schien mir’s, als ich sah die Sonne / Gleich und gleich)
6:08
Drei Gesänge, Op. 23 (Das dunkle Herz / Es stürzt aus Höhen /
Herr Jesus mein)
7:31
Drei Lieder, Op. 25 (Wie bin ich froh! / Des Herzens Purpurvogel / Sterne) 4:29
Recorded at Studio No.1, Film Studio “Mosfilm”, Moscow, Russia on 23, 26, 27 June & 7 July 2003;
8, 9, 13, 14, 26 January 2004 • Recording Engineer & Mastering: Alexander Volkov
Booklet notes: Svetlana Savenko • Cover image: Soldeandalucia / Dreamstime.com
8.570219
8.570219
Svetlana Savenko, Soprano • Yuri Polubelov, Piano
 & 훿 2007
Naxos Rights International Ltd.
ª–‹
6:42
Booklet notes in English
Kommentar auf Deutsch
Made in the EU
¢–•
Drei Gedichte (Vorfrühling / Nachtgebet der Braut / Fromm)
Acht Lieder (Tief von fern / Aufblick / Blumengruß/ Bild der Liebe /
WEBERN: Complete Songs with Piano
DDD
www.naxos.com
WEBERN: Complete Songs with Piano
Anton