9. Oktober 2016
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Der Sonntag
Die Tür zu Ihrem Tor
am Hochrhein
Kinder der Zukunft
Rosberg vorn
>> Unschlagbare Leasingangebote!
MitdemSegendesDalaiLamahatderIndustrielle
Charles Aeschimann in den 1960er Jahren eine
heute umstrittene Hilfsaktion gestartet. 200 tibetische Flüchtlingskinderwurden an Pflegefamilienvermittelt. Eines erinnert sich auf SEITE 3
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Fromm und dennoch frei
Schäuble fordert für ein friedliches Zusammenleben einen DEUTSCHEN ISLAM – doch was ist damit gemeint?
Eine aufgeheizte Islam-Debatte, geprägt von Solidarität, aber auch Vorurteilen,
Sorgen, Ängsten und Hass,
ist zur Herausforderung für
ein friedliches Zusammenleben geworden. Ein „deutscher Islam“ soll helfen, Gegensätze zu überwinden.
Doch schon dieser Begriff
ist nicht unumstritten.
TONI NACHBAR
Der
Gastbeitrag
Wolfgang
Schäubles in der jüngsten Welt
am Sonntag klang wie ein Hilferuf. Der Bundesfinanzminister
beklagt vor dem Hintergrund
der
Aufnahme
zahlreicher
Flüchtlinge aus muslimischen
Ländern und „der Fortsetzung
türkischer Innenpolitik auf
deutschen Straßen“ eine „unsortierte und aufgewühlte“ Debatte
und wünscht sich einen „deutschen Islam“ – für das Selbstwertgefühl der hierzulande lebenden Muslime. Als Schäuble,
damals Innenminister, vor genau zehn Jahren im Schloss
Charlottenburg eine Islamkonferenz ins Leben rief, sprach er
zuversichtlicher: Der Islam sei
ein Teil Deutschlands, Teil unserer Gegenwart und Zukunft, sagte der Politiker aus der Ortenau.
Und: „Muslime sind in Deutschland willkommen. Sie sollen ihre
Talente entfalten und unser
Land weiter voranbringen.“
Ein Jahrzehnt später haben die
Debatten um die Flüchtlingspolitik, Terrorangst, die Übergriffe
der vergangenen Silvesternacht,
Pro-Erdogan-Demonstrationen
sowie das Erstarken der AfD ein
Alternative zum Koranunterricht: islamischer Religionsunterricht an einer Freiburger Schule.
anderes Klima geschaffen: „Muslime, die in Deutschland integriert sind, fühlen sich durch die
aktuelle Debatte zurücksortiert
in eine problematische Großgruppe“, klagt Schäuble. Dagegen helfe nur ein „deutscher Islam“. Dieser soll ermöglichen,
dass Muslime im deutschen Gemeinwesen ihren Glauben sichtbar leben könnten – im Einklang
mit den Grundwerten einer freiheitlichen Gesellschaft.
„Ich halte einen deutschen Islam für unrealistisch“, kontert
Bilkay Öney. Die 46-jährige ausgebildete Betriebswirtin und
ehemalige TV-Journalistin war
zuletzt fünf Jahre lang Integrationsministerin in Baden-Württemberg. Ausgestattet mit wenig
Personal und wenig Geld hat
Öney während dieser Zeit versucht, Migranten und Einheimische einander näherzubringen.
Sie organisierte „Runde Tische“,
bei denen über unterschiedliche
Wertvorstellungen
diskutiert
wurde, sie betrieb Aufklärung
gegen Homophobie und Antisemitismus. Heute lebt sie in Berlin und die Stadt vor der Haustür
liefert ihr politisches Argument:
Im Berliner Schmelztiegel erlebe
man täglich, wie das Zusammenleben zahlreicher Menschen aus
unterschiedlichen Herkunftsländern gelingen könne. Danach
erwähnt Bilkay Öney jedoch den
Stadtteil Neukölln, der wie kaum
ein anderer deutscher Kiez das
Stigma einer Parallelgesellschaft
FOTO: SASSE
trägt. Daraus könnte man die
These ableiten, säkularisierten
Migranten falle die Integration
in Deutschland leichter. Wer
aber der Religion oder traditionalen Sitten seines Herkunftslands verhaftet bleibt, riskiere in
Deutschland die Abschottung.
–
Der Pluralismus
der Muslime
–
So drastisch hat es Bilkay Öney
nicht ausgedrückt, aber der Befund liegt nahe, wenn sie sagt, sie
wünsche sich Muslime in
Deutschland, die nicht auffallen.
Und vor allem nicht mit ihrer Religion Politik machen. Ein „deutscher Islam“ scheitere jedoch
schon am Pluralismus der Musli-
me: Unter ihnen gebe es nicht
nur Schiiten, Sunniten oder Alewiten: „Oft fragen sich auch
gläubige Türken, Araber oder
Bosnier, was sie denn miteinander zu tun hätten“, sagt Öney.
Die Frage, wer den Islam in
Deutschland legitim vertrete,
brachte die Berliner Islamkonferenz an den Rand der Verzweiflung. An den Debatten, bei denen man sich über Islamismus
und innere Sicherheit, über
deutsche Gesellschaftsordnung
und muslimische Werte die Köpfe heißredete, waren und sind
muslimische Verbände, Wissenschaftler und Künstler beteiligt.
„Die Verbände vertreten alle einen konservativen Islam, aber
höchstens 15 Prozent der in
Deutschland lebenden Muslime“, kritisiert der Freiburger Religionspädagoge Abdel-Hakim
Ourghi.
Anders ausgedrückt: Die deutsche Politik verhandele das Zusammenleben zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen mit
einer organisierten, aber nicht
repräsentativen und schon gar
nicht legitimierten Minderheit
einer großen inhomogenen islamischen Community. „Der liberale Islam hat keine Institutionen“, sagt Ourghi. Sondern nur
Einzelkämpfer, seien sie noch so
prominent wie Necla Kelek, Navid Kermani oder Feridun Zaimoglu.
Noch eklatanter offenbare
dies die Diskussion um islamischen Religionsunterricht an
staatlichen Schulen. Dieser soll
für muslimische Kinder eine Alternative sein zum Koranunterricht an Moscheen und zugleich
den interreligiösen Dialog fördern. Da es politischer Wunsch
ist, an Schulen nicht bloß Islamkunde, sondern islamische Religion zu unterrichten, bedarf es
rechtlich eines religiösen Trägers ähnlich den christlichen
Kirchen, der als Partner des Staates auftritt. Deshalb verhandelt
nolens volens nun das badenwürttembergische Kultusministerium darüber auch mit der
Türkisch-Islamischen Union der
Anstalt für Religion (Ditib). Doch
Ditib gilt als verlängerter Arm
des Erdoganismus in Deutschland und ist gleichzeitig von
höchstem Interesse für den Verfassungsschutz.
Der Freiburger Arzt Zahir Nazary ist ein freundlicher und
nachdenklicher Mann. Seit 1978
lebt der Afghane in Deutschland,
er beschreibt sich als säkular. Nazary engagiert sich für neuangekommene Flüchtlinge, deren
prekäre Situation er beredt beschreiben kann, und kritisiert im
gleichen Atemzug den „fehlenden Realismus“ der Merkel’schen
Flüchtlingspolitik:
„Um das friedliche Zusammenleben in Deutschland muss man
sich Sorgen machen.“ Die Entwicklung sei für ihn so ungewiss
wie die weltanschaulichen Wege,
die die Flüchtlinge in Deutschland beschreiten: „Für die einen
wird der Islam künftig eine niedrigere Bedeutung haben, die anderen werden in ihm einen Halt
finden. Es gibt auch die, die sich
erst hier radikalisieren werden“,
sagt der Allgemeinmediziner.
Aber einen „deutschen Islam“
würde Nazary nicht ablehnen –
im Gegenteil. „Es muss gelingen,
dass Muslime in Deutschland
glauben und beten und gleichzeitig die ihnen hier gebotene
Freiheit umarmen können.“
Wer geht, wer bleibt?
Mitarbeiter von Umicore müssen weiter auf klare Aussagen warten, wer durch die STANDORTSCHLIESSUNG seinen Job verliert und wer weiter benötigt wird
Die Nachricht zur Standortschließung von Umicore in
Rheinfelden kam für die Öffentlichkeit überraschend, für die
Belegschaft weniger. Unsicher
ist weiterhin, wer der 370 Mitarbeiter aus Rheinfelden und Bad
Säckingen den Betrieb verlassen
muss, denn 190 Arbeitsplätze an
beiden Standorten und in allen
Abteilungen können betroffen
sein.
Das Wichtigste für Betriebsrat
Jörg Heinig ist es derzeit, Panik
unter den Mitarbeitern zu vermeiden. Die von der Geschäftsleitung in den Raum gestellte
Zahl von 190 Arbeitsplätzen, die
bis zum Umzug 2019 wegfallen
soll, „gilt es zu prüfen“, so Heinig.
Klar sei, dass bei einem Wegfall der Hälfte der Standorte
nicht alle Mitarbeiter weiter beschäftigt werden könnten, doch
ihm ist wichtig, dass es um 370
Einzelschicksale der Beschäftigten in beiden Werken geht, die
bei der Frage nach einer Weiterbeschäftigung am Standort
Bad Säckingen gleichwertig behandelt werden.
Das „faire Umgehen“ mit dem
Mitarbeitern, die über die Schließung frühzeitig informiert wurden, ist Heinig wichtig, der zwar
versteht, wenn sich einzelne Mitarbeiter nun bereits nach neuen
Jobs umsehen, aber dennoch
hofft, dass das entgegengebrachte Vertrauen erwidert wird. Denn
Umicore sei mit der Entscheidung, die Pläne offenzulegen,
ebenfalls ein Risiko eingegangen, weil 2017 der Betrieb in beiden Werken noch wie bisher ablaufen soll, 2019 soll der Umzug
abgeschlossen sein.
Von 370 Mitarbeitern in beiden Werken kommen derzeit 35
für die Altersteilzeit in Frage, 30
Leiharbeiter werden bis Ende des
Jahres beschäftigt sein, 80 haben
einen befristeten Vertrag. „Auch
für befristet Beschäftigte gibt es
Hoffnung“, verspricht Heinig.
Auch soll verhandelt werden, ob
ein Vorruhestand für weitere
Mitarbeiter in Frage kommen
würde, bisher war dies betriebsintern für Mitarbeiter ab Jahrgang 1960 möglich.
Für genaue Aussagen, wie viele Mitarbeiter wirklich entlassen
werden müssen, ist es aber noch
zu früh. Am liebsten wäre es Heinig zwar, gar keinen Sozialplan
zu brauchen, doch trotz einer Investition von 20 Millionen Euro
in den Standort Bad Säckingen
werden voraussichtlich nicht alle Mitarbeiter weiter beschäftigt
werden können. „Unser Fokus ist
es, so viele Arbeitsplätze wie
möglich zu erhalten“, verspricht
Heinig, auch von der Umicore-
Geschäftsleitung habe man das
Versprechen bekommen, die betriebsbedingten Kündigungen
so niedrig wie möglich zu halten.
Mit dem Umzug sollen Modernisierungen einhergehen und Prozesse optimiert werden, weshalb
noch nicht gesagt werden kann,
wie viele Mitarbeiter benötigt
werden.
Erste Gerüchte innerhalb der
Belegschaft über eine mögliche
Schließung gab es bereits Mitte
des Jahres, als Umicore ein Werk
im polnischen Nowa Ruda eröffnete. Die Katalysatorenherstellung in Deutschland steht unter
Konkurrenzdruck durch Unternehmen, die im Ausland viel billiger produzieren können. Zwar
versicherte Schühlin damals
„die deutschen Standorte bleiben davon unberührt“, doch der
Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, den EBIT, also den Gewinn
Ein riesiges Areal, das Platz für Expansionen bieten soll: In den Umicore-Standort in Bad Säckingen sollen bis zu 20 Millionen Euro investiert
FOTO: MARTINA PROPRENTER
werden.
vor Zinsen und Steuern zwischen 2014 und 2020 verdoppeln zu wollen. Die Zahlen im
Geschäftsbericht weisen hingegen einen stetigen Rückgang
aus: Von 416,1 im Jahr 2011 auf
273,7 Millionen Euro (2104), erst
2015 gab es wieder einen Anstieg
auf 330,3 Millionen Euro.
MARTINA PROPRENTER
2 AUS DER REGION
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
Staudinger-Schule stellt
sich der Diskussion
STRASSENNAMEN II
Debatte über Namensgeber
Die erste Bürgeranhörung zur
Überprüfung der Freiburger
Straßennamen am Donnerstagabend war so, wie sie sich Kommissionsvorsitzender
Bernd
Martin gewünscht hat: Die Diskussion war sachlich, konstruktiv und emotionsfrei. Es kamen
aber nur rund 30 Bürgerinnen
und Bürger in den Ratssaal.
Am intensivsten wurde über
Hermann Staudinger debattiert.
Der Nobelpreisträger ist Namensgeber der Gesamtschule
(Der Sonntag berichtete) und der
Straße, die zur Schule führt. Die
Kommission war nur für Straßennamen zuständig. Doch
Martin informierte in einem
Brief die Staudinger-Gesamtschule über die Erkenntnisse.
Darauf erhielt er aber nie eine
Antwort. Schulleiter Martin
Baumgarten, der unter den Zuhörern war, zeigte sich betroffen: Der Brief muss in der Hektik
des Amtswechsels untergegangen sein. Er habe erst vor einigen
Wochen durch das Schreiben des
Freiburger Lehrers Christoph
Schwarz, der die Schule auf die
antisemitischen Ausfälle Staudingers hinwies, davon erfahren.
„Das hat bei uns einiges ausgelöst“, sagte der Rektor. Bislang
fühlte man sich mit Staudinger
„auf der sicheren Seite“: Der Chemiker war Nobelpreisträger und
im Ersten Weltkrieg Pazifist. „Wir
sind tolerant und weltoffen“, sag-
te Baumgarten und versprach eine intensive Auseinandersetzung. Martin hatte empfohlen,
dass sich ein Oberstufenprojekt
mit Staudinger beschäftigt und
eine Schulversammlung über
den Namen befinden soll.
Für Martin ist Staudinger
nicht einfach einzuordnen. Seine pazifistische Haltung brachte
ihn im Ersten Weltkrieg in die
Bredouille. Unter den Nationalsozialisten war seine Einstellung
nicht vergessen. 1933 denunzierte ihn Unirektor Martin Heidegger. Staudinger wurde verhört.
„Er bangte um seine Existenz“, so
Martin. Erst darauf habe er die
„antisemitische Trommel“ gerührt. Und zwar so sehr, dass sich
selbst Kollegen wunderten. „Es
stellt sich die Frage, wo Opportunismus aufhört und Niedertracht anfängt“, meinte Oberbür- Noch bis Februar 2017 wird kein Dampf aus dem Schweizer Atomkraftwerk Leibstadt steigen.
germeister Dieter Salomon. RIX
FOTO: MANFRED HERBST
Leibstadt bis 2017 vom Netz
Nach Block 1 des AKW Beznau fällt nun auch das ATOMKRAFTWERK LEIBSTADT aus
Staudinger
FOTO: KEYSTONE
Herbstmesse Hela
Das produktionsstärkste
Schweizer Atomkraftwerk,
das AKW Leibstadt, geht
voraussichtlich erst im Februar 2017 wieder ans Netz.
Laut Betreiberin muss wegen Oxidablagerungen auf
den Brennstäben der Reaktorkern neu beladen werden.
NINA LIPP
Während der Jahreshauptrevision des mit einer Jahresproduktion von rund 9600 Gigawattstunden produktionsstärksten
AKWs der Schweiz, dem AKW
Leibstadt, sind Auffälligkeiten
an den Brennelementen festgestellt worden. Dabei handelt es
sich um Verfärbungen an mehreren Hüllrohren der Brennelemente beziehungsweise der
Brennstäbe, teilte die Kernkraftwerk Leibstadt AG (KKL) am
Donnerstag mit. Die notwendi-
gen Untersuchungen hätten zu
einer Verlängerung der Jahreshauptrevision geführt.
Die 0,6 Millimeter dicken
Rohre der Brennstäbe, welche
den Brennstoff umlagern und
als Bündel die Brennelemente
bilden, bestehen aus Zirconium,
einem korrosionsbeständigen
Schwermetall. Darauf habe sich
eine Oxidschicht abgelagert, die
sich im Mikrometerbereich bewege, präzisierte die Betreiberin
gegenüber der Schweizer Nachrichtenagentur sda.
Seit August sind laut KKL
mehrere visuelle Inspektionen
und
Oxidschichtmessungen
durchgeführt worden. Diese hätten gezeigt, dass mehrere Brennelemente Anzeichen für eine
Oxidation aufweisen und die
Wiederinbetriebnahme der Anlage nur mit einer neuen Kernauslegung möglich sei.
Laut Betreiberin werden nun
in den nächsten Wochen die betroffenen Brennelemente in
Stand gesetzt oder ausgetauscht.
Parallel dazu werden die Berechnungen der neuen Reaktorkernbeladung der nationalen Atomaufsichtsbehörde ENSI zur Prüfung eingereicht. Die KKL geht
davon aus, dass die Freigabe des
ENSI bis Januar 2017 erfolgt und
plant mit der Beladung ebenfalls
im Januar.
–
Greenpeace fordert
transparentes Verfahren
–
Die Gründe für die Oxidation
konnten laut Kernkraftwerk bisher noch nicht analysiert werden. Greenpeace Schweiz spekuliert indes darüber, ob die wiederholten Leistungserhöhungen an dem Reaktor die Schäden
der Brennelemente verursacht
oder zumindest dazu beigetragen haben.
Seit der Inbetriebnahme des
AKW Leibstadt wurde dessen
Leistung um rund einen Drittel
erhöht. „Dies führt dazu, dass
der Reaktor stärker beansprucht
wird als ursprünglich vorgese-
hen. Auch in den letzten Jahren
wurde die Leistung weiter erhöht“, heißt es in einer Pressemitteilung der Umweltorganisation. Florian Kasser, Atomexperte von Greenpeace Schweiz, zeigt
sich besorgt: „Möglicherweise
erhält Leibstadt nun die Quittung für den Versuch, die Zitrone
bis zum letzten Tropfen auszupressen.“
Greenpeace Schweiz fordert
von der Atomaufsichtsbehörde
ENSI und der KKL, alle bekannten Informationen zu veröffentlichen. „Wir bedauern, dass sich
das ENSI seit August nicht zum
Vorfall geäußert hat. Experten
und Öffentlichkeit müssen
nachvollziehen können, was in
Leibstadt genau passiert ist“,
kommentiert Florian Kasser.
Gerade vor dem Hintergrund
der Schweizer Abstimmung
über einen geordneten Ausstieg
aus der Atomenergie am 27. November sei es für die Bevölkerung wichtig, umfassend informiert zu werden.
WAR NOCH WAS?
Die Woche vom 3. bis 8. Oktober
Montag
DIE HERBSTMESSE HELA lockt auch am heutigen Sonntag noch in
die Schweizer Schwesterstadt Laufenburg. Am Schulhaus Burgmatt
sorgen die Fahrgeschäfte für Spaß und Nervenkitzel. 100 Marktstände
reihen sich aneinander. 16 Beizli und Bars bewirten die Besucher, die
sich in der Stadthalle ein Bild von der Leistungsfähigkeit des regionalen Gewerbes machen können. Shows auf der Bühne, ein internationales Drehorgel-Treffen, Ponyreiten und Helikopter-Rundflüge
sind weitere Attraktionen. Auch in Laufenburg/Baden ist heute noch
jede Menge viel los: Beim traditionellen Apfelmarkt sind die Obstbauern aus Stadenhausen, der auch die „Mainau von Laufenburg“ genannt wird, wieder mit dabei.
KURZ GEFASST
AQUALON -STREIT
Der Betrauungsakt kommt
In der morgigen Gemeinderatssitzung wird die Stadtverwaltung
Bad Säckingen den Gemeinderäten vorschlagen, dem nun
vorliegenden Betrauungsakt zuzustimmen, auf den sie sich
mit der Betreiberin der Aqualon-Therme, der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden Stiftung, einigen
konnte. Darin wird definiert, welche gemeinnützigen Aufgaben
die Therme für die Stadt erfüllt. Damit könnte ein monatelang
anhaltender Streit zwischen der Verwaltung und der Stiftung
beigelegt werden. Seit neun Jahren subventioniert Bad Säckingen
die Therme mit 600 000 Euro jährlich, der Vertrag läuft bis
2027. Im Dezember hatte Bürgermeister Alexander Guhl die
Zahlungen eingestellt, da vermutet wurde, der Vertrag könne
EU-Recht verstoßen. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr in der
DS
Schulmensa des Scheffel-Gymnasiums.
Geschützt vor Wasser, Staub,
Stürmen und anderen Katastrophen lagern im BARBARASTOLLEN bei Oberried
wichtige Dokumente der
deutschen
Geschichte.
Jüngster Neuzugang ist die
Originalausgabe des deutschen Grundgesetzes. Ebenso wie die bereits eingelagerten Zeugnisse wurde es in
zwölffacher Verkleinerung
auf Mikrofilm gebannt. Das
Archiv im Stollen umfasst
mehr als 31 Tausend Kilometer Mikrofilm, hermetisch
verwahrt in rund 1 500 Edelstahlfässern.
Der aufmerksame Ladendetektiv will die Frau zur Rede
stellen. Die aber schlägt um
sich, ist nicht zu halten und
sucht eiligst das Weite, wird
aber später von der Polizei gefasst. Laut deren Aussage handelt es sich um eine ausländische Touristin, zur Sicherung
des Verfahrens wird eine Kaution erhoben.
Freitag
Die Freiburger Regierungspräsidentin BÄRBEL SCHÄFER ist zu Gast in Murg. Dort
übernimmt sie die Schirmherrschaft über das Zechenwihler Hotzenhaus und verspricht, sich für die Förderung des Projekts einsetzen.
Mittwoch
Schäfer ist entzückt – und beIn einem Dachgeschoss eines
zeichnet es als „Glücksfall der
mehrstöckigen Gebäudes in Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer stattete am Freitag der Gemeinde
Geschichte“, dass das „sehr beder Nähe des Bad Säckinger Murg einen Besuch ab – und war voll des Lobes ob des bürgerschaftlichen En- eindruckende“ Haus aus dem
FOTO: MICHAEL GOTTSTEIN Jahr 1748von den Murger BürBahnhofes dringt Rauch aus gagements.
den Ziegeln – auf dem Dachgern so gepflegt wird. Mit
speicher breitet sich ein FEUER letzt wird niemand.
Blick auch auf die Initiative lobt
Donnerstag
aus. Weil das Feuer droht, auf die DOMINOEFFEKT auf der B 34:
Schäfer das bürgerschaftliche
umliegenden Häuser überzug- Weil ein Fahrer abgelenkt ist, In einem Drogeriemarkt in der Engagement, das sich in Murg
reifen, werden rund 40 Bewoh- knallen gegen 17 Uhr auf Höhe Bad Säckinger Innenstadt steckt „wie ein roter Faden“ durch das
ner der angrenzenden Wohnun- des Brennetareals drei Autos eine Frau KOSMETIKARTIKEL in kommunale Leben ziehe.
ZET/NIL
ihre Handtasche und haut ab.
gen und Häuser evakuiert. ver- aufeinander.
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
Kinder der Zukunft
Geleg Chodak war eines von 158 tibetischen FLÜCHTLINGSKINDERN , die in den 60er Jahren an Schweizer Familien vermittelt wurden
NINA LIPP
es war zugleich das letzte Mal.
Nach so vielen Jahren hatte er
seine Muttersprache verlernt,
die beiden konnten sich nicht
verständigen. „Als wir dann endlich alleine waren, fing sie an, auf
tibetisch auf mich einzureden,
und weinte. Ich hatte mir vorher
die tibetischen Worte eingeprägt, damit ich ihr sagen kann,
dass sie trotz dieser langen Trennung meine einzige und wirkliche Mutter ist. Doch mir fielen
die Worte nicht mehr ein. Dann
erinnerte ich mich an unsere
Flucht über den Himalaya. Ich
muss vier Jahre alt gewesen sein,
meine Mutter hatte mich auf ihren Rücken gebunden. An einem
Fels machten wir halt, meine
Mutter setzte mich ab. Ich wollte
ihr etwas Gutes tun und habe ihr
in den Nacken geblasen. Sie lachte und freute sich darüber. An
diesem indischen Pilgerort kam
mir diese Szene wieder in den
Sinn. Und als sie so sehr weinte,
habe ich sie zu mir genommen
und ihr sanft in den Nacken gepustet. Sie drehte sich sofort um
und wir spürten beide, dass wir
wieder verbunden sind.“ Diese
Begegnung hat Geleg geholfen,
seine frühe Entwurzelung zu
verarbeiten.
Ankunft 1964 auf dem Flughafen in
Zürich: der damals siebenjährige Geleg Chodak (Mitte) Hand in Hand mit
seinem Freund Losi.
W
enn der 14. Dalai Lama
am kommenden Freitag, 14. Oktober, nach
Zürich kommt, wird er erfahrungsgemäß umjumbelt wie ein
Popstar. Die tibetischen Gemeinschaften der Schweiz und
Lichtenstein (TGSL) haben angekündigt, dass ihr geistliches
Oberhaupt Vorträge zu buddhistischen Themen halten wird.
Nicht zu erwarten ist, dass er sich
über die vom Schweizer Industriellen Charles Aeschimann privat organisierte Hilfsaktion vor
mehr als 50 Jahren äußern wird.
Mehrfach haben Journalisten in
den vergangenen Jahren versucht, dem Friedensnobelpreisträger eine Stellungnahme zu
diesem Thema abzuringen, ohne Erfolg. Der hatte 2005 die
ehemaligen Pflegekinder zu einer Privataudienz eingeladen.
M
ehr als 50 Jahre sindvergangen, seitdem Geleg
Chodak 1964 als Siebenjähriger Hand in Hand mit seinem Freund Losi und 40 weiteren tibetischen Flüchtlingskindern über das Rollfeld des Flughafens Zürich-Kloten marschierte. Wenig später wurden die Kindervon ihren künftigen Pflegeeltern in Empfang genommen.
Charles Aeschimann hatte die
Hilfsaktion mit dem Segen des
Dalai Lama in die Wege geleitet
und zwischen 1960 und 1964
200 „Tibeterlis“, wie die tibetischen Flüchtlingskinder genannt wurden, die Einreise in die
Schweiz ermöglicht. Sie alle
stammten aus dem unter der
Obhut des Dalai Lama stehenden Kinderheim „Nursery for Tibetan Refugee Children“ in Dharamsala, seit 1960 Sitz der tibetischen Exilregierung. 44 dieser
Kinder wuchsen im PestalozziDorf Trogen in der Ostschweiz
auf, die anderen bei den von Aeschimann ausgewählten Pflegefamilien.
1959 war das religiöse und politische Oberhaupt der Tibeter
aus dem von den Chinesen besetzten Tibet über den Himalaya
nach Indien geflohen. Tausende
seiner Landsleute waren ihm gefolgt. Geleg erinnert sich kaum
an die Zeit im Kinderheim, wo er,
getrennt von seinen Eltern, die
beiden Jahre vor seiner Abreise
in die Schweiz lebte. Andere Pflegekinder schildern, dass sie dort
zusammengepfercht Tag ein,
Tag aus vor sich hin vegetierten.
Sie litten an Tuberkulose, Ekzemen und Bandwürmern, einige
starben.
Die Schweizer Medien berichteten damals über die Flucht des
Dalai Lama und die Not in den
Flüchtlingslagern – und über
den Wunsch des Dalai Lama,
westliche Familien mögen tibe-
tische Kinder aufnehmen, um
ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen. Die Eidgenossen
hegten Sympathie für das Volk
vom Dach der Welt, 1963 bewilligte der Schweizer Bundesrat
die Einreise von 1 000 Flüchtlingen. Als erstes Land außerhalb
Asiens nahm die Schweiz tibetische Flüchtlinge auf.
Mit Hilfe des Schweizer Roten
Kreuzes wurden in den Flüchtlingslagern in Nepal und Indien
Gruppen ausgewählt und in eigens für sie eingerichteten Heimen oder Kinderdörfern in der
Schweiz angesiedelt. Anders lief
es bei der Aeschimann-Aktion.
Der war 1960 in das Kinderdorf
Pestalozzi gereist, wo man ihm
ein zweijähriges tibetisches Kind
übergab, das fortan bei ihm und
seiner Familie lebte. Um Nachahmer zu motivieren, lud er
Schweizer Journalisten ein, die
über sein Pflegekind berichteten.
Auch Gelegs zukünftige Pflegefamilie meldete sich. Der Basler Pfarrer und seine Frau waren
zu diesem Zeitpunkt über 50
Jahre. Ob sie als Pflegeeltern geeignet waren, prüften die Behörden nicht. Aeschimann zählte als
Direktor eines erfolgreichen
Stromkonzerns zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der
Schweizer Wirtschaft, man ließ
ihn gewähren. Nach welchen Kriterien Aeschimann die Familien
auswählte, ist nirgendwo offizi-
ell dokumentiert.
G
eleg Chodak lebt mit seiner Frau Jutta unweit von
Basel. Seine beiden Kinder
seien die treibende Kraft gewesen, die erfahrene Entwurzelung
zu meistern, sagt er. Als Sozialpädagoge betreut er Jugendliche in
schwierigen Lebenslagen, zudem hat er sich zum tibetischmedizinischen
Therapeuten
ausbilden lassen. Mit seiner Frau
kümmert er sich seit einigen Jahren regelmäßig um ein liberianisches Mädchen, dessen Mutter
als Flüchtling in der Schweiz lebt.
Mit siebzehn begann Geleg eine
Ausbildung, zog in ein Lehrlingswohnheim. Als er volljährig wurde, legte er den Namen seiner
Pflegefamilie ab.
D
ie indische Regierung hatte den tibetischen Flüchtlingen Arbeit im Straßenbau vermittelt. Die Frauen und
Männer klopften Steine im Himalaya. Der Dalai Lama soll seine ältere Schwester, die spätere
Leiterin des „Nursery for Tibetan
Children“, gebeten haben, sich
um deren Kinder zu kümmern.
Sie und ihre Mitarbeiter wie der
Mönch Tenzin La sollen die Kinder für die Schweizer Pflegefamilien ausgewählt haben – auch
sie hofften, die Flüchtlingskinder würden später als gut ausgebildete Erwachsene zurückkehren. Mit dem Dalai Lama hatte
Aeschimann die Bedingungen
für die Aufnahme von tibetischen Flüchtlingskindern verhandelt. In dem „Agreement“, einem englischsprachigen Vertrag, den die zukünftigen Pflegeeltern und der Repräsentant des
Dalai Lama im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen, Rakra Thubten
Chothar, unterschreiben mussten, heißt es: „Die Pflegeeltern
und seine Heiligkeit der Dalai Lama werden die Kinder stets ermahnen, später wieder nach Indien oder Tibet zurückzukehren,
da die Gefahr besteht, dass die tibetische Rasse von der Erde ausgelöscht wird.“
Genutzt hat der Vertrag Geleg
nichts. „Mir wurde sehr schnell
klar, dass sich meine Pflegeeltern nicht für meine Herkunft
interessieren. Sie ließen mich
spüren, dass ich mich anpassen
soll und die tibetische Kultur in
ihren Augen minderwertig ist.“
In dem herrschaftlichen Haus
seiner Pflegeeltern fühlte er sich
unwohl, einen Haustürschlüssel
bekam Geleg nicht; im Haus
durfte er nur eine einzige Toilette benutzen, der Kühlschrank
war tabu. Entsprach Geleg nicht
den Erwartungen seiner Pflegeeltern, wurde er in den Gewölbekeller gesperrt oder kassierte
Schläge, die der Pfarrer mit dem
Gürtel austeilte. „Als mich mein
Pflegevater, als ich neun Jahre alt
war, zu sich rief, um mich über
den Tod meines leiblichen Vaters
in Indien zu informieren, verbat
er mir, vor ihm zu weinen.“
Trotz alldem hegt Geleg heute
keinen Groll, nicht gegen Aeschimann, den Dalai Lama und auch
nicht gegen seine Pflegeeltern.
„Heute geht es mir so gut wie nie
zuvor, und ich kann sagen, dass
mir meine Pflegeeltern leidtun,
weil sie mir keine Liebe geben
konnten.“ Andere tibetische
Pflegekinder haben es nicht wie
Geleg geschafft, ihre Entwurzelung
aufzuarbeiten.
Geleg
sprichtvon Missbrauchsfällen in
den Pflegefamilien, auch Suizide
gab es unter den privat vermittelten Flüchtlingskindern. Die
Gründe für die Ablehnung kennt
Geleg bis heute nicht. Als er viele
Jahre später den Mut fand, die
Pflegemutter mit seinen Fragen
zu konfrontieren, verweigerte
die ihm Antworten. „Dass ich
meine beiden Kinder lieben
konnte, zeigt mir, dass ich in den
ersten Jahren von meinen leiblichen Eltern Liebe erfahren habe
und sie an meine eigenen Kinder
weitergeben konnte.“
B
V
or 17 Jahren reiste Geleg
nach Bodhgaya in Indien,
um zum ersten Mal seiner
leiblichen Mutter zu begegnen,
is heute hat keine wissenschaftliche Beschäftigung
mit der Hilfsaktion von
Charles Aeschimann stattgefunden. Zahlreiche Dokumente wie
die Korrespondenz zwischen Aeschimann und dem Dalai Lama
oder den künftigen Pflegeeltern
befinden sich im Privatarchiv
von Jacques Aeschimann, dem
heute über 70-jährigen Sohn des
1981 verstorbenen Aeschimann.
Seit ein paar Jahren interessieren
sich Schweizer Journalisten für
die Hilfsaktion des Vaters, denen
Einblicke gewährt werden. Für
den Dokumentarfilm „Tibi und
seine Mütter“, der 2013 in den
Schweizer Kinos lief, gab Jacques
Aeschimann dem Filmemacher
Ueli Meier Interviews und Einblick in sein Archiv. Auch Tibi
wurde an eine Schweizer Familie
im Zürcher Oberland vermittelt.
2015 begleitete die Journalistin
Natalie Nad-Abonji Geleg für ein
Radiofeature des WDR („Gelegs
Reise“) nach Indien, wo sie zusammen mit ihm das Kinderheim besuchte, das heute noch
existiert. Auch sie durfte Dokumente des Privatarchivs von
Charles Aeschimann einsehen.
Dessen Sohn legt großen Wert
darauf, die Aktion seines Vaters
zu verteidigen. Immer wieder
betont er, sein Vater habe in bester Absicht gehandelt.
RAUSVERKAUF
Geleg Chodak bei sich zu Hause in der Nähe von Basel mit seiner tibetischen Geburtsurkunde, rechts mit dem Mönch Tenzin La, der vor mehr als
FOTOS: ZVG/NINA LIPP
50 Jahren die Kinder ausgesucht hat, die zu Schweizer Pflegeeltern geschickt wurden.
Wegen Umbau
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4 AUS DER REGION
GESICHT DER WOCHE
ZUKUNFTSPREISTRÄGER MARKUS BOHNERT
St. Peter in Japan vorgestellt
D
er Forstingenieur Marbringen können“, erklärt Bohkus Bohnert hat am Frei- nert. „Viele verbinden Energietag in Weisweil den
wende mit Strom, aber dieser
Klaus-Bindner-Zukunftspreis
macht nur zehn Prozent der
verliehen bekommen. Der För- Energie in den Haushalten aus,
derverein Zu55 Prozent ist Wärkunftsenergien Some“, fügt er an.
larregio KaiserBohnert ist überstuhl würdigte dazeugt: „Die Enermit Bohnerts
giewende muss
Einsatz – stellvervon unten komtretend für alle ehmen. Wir möchten
renamtlichen Mitnicht warten, bis
streiter, die St. Pedie Politik so weit
ter zum Bioenerist.“ Daniel Rösch,
giedorf gemacht
Steinbildhauer
Markus Bohnert erklärt und Künstler aus
haben. Die
Interessierten das Öko- St. Peter, hatte desSchwarzwaldgemeinde hat inzwi- dorf-Konzept. FOTO: ZVG halb angeregt, mit
schen einen interregionalen Invesnationalen Ruf. Selbst in Japan toren und aus regionalen Quelhat Markus Bohnert schon vor- len Wärme zu erzeugen und so
gestellt, wie St. Peter die Enerviele Menschen wie möglich in
giewende hingekriegt hat. Boh- St. Peter daran teilhaben zu lasnert ist Geschäftsführer und
sen. Das Ergebnis war die GeMitgründer einer 2009 gegrün- nossenschaft, in der Waldbaudeten Bürger-Energie-Genosern, die für die Gewinnung von
senschaft. „St. Peter ist ein
Wärme und Strom das Holz beiLeuchtturmprojekt, das in die
bringen, und die Eigentümer
Welt ausstrahlt: Delegationen
von 214 Gebäuden, in denen die
auch aus Frankreich, USA, Süd- Wärme genutzt wird, zusamkorea, Japan und Taiwan kamengeschlossen sind. Die
men, um das erfolgreiche Bür- nächsten Erweiterungen stegerengagement zu verstehen“,
hen bereits an. Jedes Neubaugebilanzierte Erhard Schulz von
biet wird angeschlossen.
der Solarregio am FreitagBohnert, Förster und Gemeinabend. Bohnert ist zuständig
derat in St. Peter, ist von Anfang
für die Öffentlichkeitsarbeit
an mit dabei. Geboren und aufund damit das Gesicht der Ge- gewachsen ist er in Ottenhöfen
nossenschaft. Dieser ist es geim mittleren Schwarzwald. Der
lungen, mit Sonne, Wasser,
Vater von vier Kindern zog 2001
Wind und Biomasse eine ener- mit seiner Familie nach St. Pegieautarke Gemeinde zu schaf- ter. Er arbeitete in Oberried als
fen. Wind und Sonne werden in Vertreter eines Försters, unterSt. Peter schon seit Längerem
richtete an der Waldarbeiterzu Strom gemacht. In der Ener- schule Gengenbach und war in
giebilanz der Haushalte und öf- der Abteilung Personal und Orfentlichen Gebäude ist aber die ganisation der Forstdirektion
Wärme der größte Faktor. „Wir
Freiburg beschäftigt. 2005 wurhaben uns auf die Wärme gede er Revierleiter in St. Peter.
stürzt, weil wir mit ihr die Ener- Nebenamtlich arbeitet er für
HAB
giewende entscheidend voran- die Bürgerenergie.
BEILAGEN
Teile der heutigen Ausgabe unserer Zeitung enthalten Beilagen
der Firmen ALDI Süd, Thomas Philipps, Penny, KIK, Woolworth,
Bäckerei Heitzmann und Reha Aktiv Plus.
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
Behutsame Korrektur
STRASSENNAMEN I
Freiburger Historikerkommission empfiehlt zwölf Umbenennungen
Eine Historikerkommission
zur Überprüfung von Freiburger Straßennamen
empfiehlt die Umbenennung von zwölf Straßen.
Die Stadt setzte die Kommission ein, nachdem es
immer wieder Kritik an einzelnen Namen gegeben hatte.
KLAUS RIEXINGER
Freiburg ist die erste Stadt in
Deutschland, die alle Namen ihrer Straßen von einer Expertenkommission beleuchten ließ.
Das hat Kultur- und Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach
bei der Vorstellung der sehr
gründlichen dreieinhalbjährigen Untersuchung in dieser Woche hervorgehoben. Die von der
Stadt und dem Gemeinderat eingesetzte Historikerkommission
verfasste 27 Einzelgutachten
und zeigte, dass es sinnvoll war,
sich nicht auf die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur zu
beschränken.
Sonst wäre etwa die RennerStraße im Stühlinger nicht thematisiert worden. Der 1613 gestorbene Johann Jacob Renner
hatte sein beträchtliches Vermögen den Armen in Freiburg vermacht, weshalb nach ihm 1882
eine Straße benannt wurde. Nun
empfiehlt die Kommission ihre
Umbenennung. Renner fällt für
sie in die Kategorie „Frauenfeind“, womit Renners Rolle fast
verharmlost wird: Als Statthalter
des Schultheißen brachte Renner 1599 zwölf Frauen als Hexen
auf den Scheiterhaufen. 1603 initiierte er Folter und Hinrichtungen weiterer Frauen. Ausschlaggebend für die Historikerkommission war, dass es damals
auch Kritik an Hexenverbrennungen gab. Man ging also nicht
zwangsläufig von der Richtigkeit
des bestialischen Vorgehens aus.
Folgerichtig schlägt die Kommission vor, die Straße nach
dem damaligen Gegner der Hexenverbrennung, Friedrich von
Spee, zu benennen.
Auch in den anderen elf Fällen
bestechen die vorgeschlagenen
Alternativnamen. So soll die
Hindenburgstraße künftig OttoWels-Straße heißen. Der Sozial-
Die Stadt Karlsruhe hatte sich 2011 entschieden, Namen nicht zu ersetzen, sondern – wie im Fall Treitschke
– mit Ergänzungen zu versehen. Freiburg geht einen anderen Weg. In einigen Fällen sollen Namen – wie
FOTOS: DPA, RIX
der von Hindenburg (links) – ersetzt werden.
demokrat hielt 1933 eine mutige
Rede gegen das Ermächtigungsgesetz, während Paul von Hindenburg als Reichspräsident das
Gesetz zur Beseitigung der Gewaltenteilung unterschrieb und
somit den Weg in die NS-Diktatur ebnete. Als Propagandist der
Dolchstoßlegende hatte Hindenburg zudem die antidemokratischen Kräfte in der Weimarer Republik befeuert.
–
Kein Exorzismus
–
Die 2012 von der Stadt eingesetzte Kommission unter der Leitung des Historikers Bernd Martin hat sich alle 1 300 Straßennamen angesehen. Etwa 600 sind
Namen von Personen. Zwischen
50 und 70 davon kristallisierten
sich als untersuchungsrelevant
heraus. Im Ergebnis empfehlen
die Wissenschaftler die Umbenennung von zwölf Straßen –
das ist weniger als ein Prozent.
Geschichtsprofessor Martin betonte, dass es keine verbindlichen Kategorien zur Bewertung
der Biografien gebe. Zudem wollte es die Kommission vermeiden, einen historischen Exorzismus zu vollziehen – also Namen
aufgrund der heutigen ethischen Maßstäbe zu entsorgen.
„Die Reinigung der Geschichte
steht uns nicht an“, sagte Martin.
Selbst die getilgten Namen sollen in einem Ergänzungstext erwähnt werden.
Die Kommission teilte alle Namen in drei Kategorien ein: Um-
benennung (Kategorie A), Erläuterungsschild (Kategorie B) und
beibehalten (Kategorie C). Die
sechs Historiker, eine Soziologin
und eine Politologin stimmten
über die Einteilung jeweils ab.
Martin hob hervor, dass sich die
Gruppe nur in einem Fall nicht
einig war: Beim 1887 gestorbenen Anatomen Johann Ecker gab
es eine Gegenstimme. Ecker hatte auf fragwürdige Weise eine
Schädelsammlung angelegt und
damit rassistischen Ideologien
ein Fundament geliefert.
Auslöser der Debatte war die
wiederkehrende Kritik an den
Straßennamen im sogenannten
Heldenviertel an der Merzhauserstraße. Das nationalsozialistische Freiburg hatte im November 1934 deutsche Kriegshelden
und Schlachten des Ersten Weltkriegs glorifiziert: Langemarck,
Skagerrak, Gallwitz, Admiral
Spee, Richthofen, Boelcke und einige andere. Auf der Streichliste
der Kommission landete nur ein
Name: General Maxvon Gallwitz
– ein fanatischer Befehlshaber,
der den Krieg im Herbst 1918 unbedingt fortsetzen wollte und
am Ende der Weimarer Republik
am Aufstieg der Nationalsozialisten mitwirkte. Stattdessen
empfiehlt die Kommission Erich
Maria Remarque, den Verfasser
des realistischen Antikriegsromans „Im Westen nichts Neues“.
Für die übrigen Straßen rät die
Kommission zur Umwidmung:
Ein Mahnmal soll auf die Opfer
der Schlachten hinweisen.
Oberbürgermeister Dieter Salomon führtevor der Bekanntgabe Gespräche mit Unirektor
Hans-Jochen Schiewer und Erzbischof Stefan Burger. Die meisten belasteten Namen betreffen
frühere Wissenschaftler. Die Uni
begrüßt die Untersuchung daher und will nun selbst eine
Kommission einsetzen. Burger,
so Salomon, war sehr gefasst, als
er ihn mit den Gutachten über
Erzbischof Conrad Gröber (Kategorie B) und Theologie-Professor
Alban Stolz (A) konfrontierte.
Gröber war anfangs glühender
Unterstützer und dann Kritiker
der Nationalsozialisten, Stolz einer der wichtigsten antisemitischen Publizisten. Diskussionen
dürfte es auch um den Philosophen Martin Heidegger (A) und
um den in Freiburg geschätzten
Pfarrer und Schriftsteller Heinrich Hansjakob (B) geben. Entscheiden über die Straßennamen muss nun der Gemeinderat. Im Kulturausschuss signalisierten
die
Fraktionen
Unterstützung für die Arbeit der
Kommission. Zudem soll es Anhörungen für die Bewohner der
betroffenen Straßen geben.
Die letzte große Straßenumbenennung liegt 61 Jahre zurück.
Sieben Wochen nach der Besetzung Freiburgs gaben die Franzosen per Dekret 22 Straßen
neue Namen. Darunter war die
Adolf-Hitler-Straße, die heutige
Kaiser-Joseph-Straße.
> Bericht unter: www.freiburg.de
Blick auf die vielen Stars der Stadt
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Die Dreharbeiten für die dritten multimedialen Bad Säckinger STADTGESCHICHTEN beginnen
Dokumentationen über weit
entfernte Kulturschätze oder berühmte Personen fesseln. Doch
noch spannender sind persönliche Einblicke in das Leben der
Nachbarn, Freunde und Mitbürger – finden zumindest die Macher der Bad Säckinger „Stadtgeschichten.“ Bereits zum dritten
Mal wirft daher Produzent Rainer Jörger einen Blick auf die großen und kleinen Stars der Trompeterstadt.
Die Drehbücher sind geschrieben, die Schauplätze und Protagonisten ausgewählt, der Dreh
kann bald beginnen. Wen der Kameramann, Fotograf und Journalist Jörger diesmal auf die große Leinwand bringen wird? Alles
möchte er noch nicht verraten.
Aber: Wie in den beiden Vorjahren gibt es Kurzfilme, die in Kinoqualität gezeigt und durch
Showakts – mehr als im Vorjahr –
ergänzt werden. „Alles, was im
Film passiert, endet live auf der
Bühne“, erklärt Jörger das besondere Konzept der Stadtgeschich-
ten. Die Suche habe diesmal länger gedauert als im Vorjahr.
Denn anders als andere Städte –
in acht bietet er seine Stadtgeschichten derzeit an – habe Bad
Säckingen keine besonders große Musikszene. „Die Show fällt
und steht mit der Musik“, erklärt
er, der nicht nur Videos zeigen,
sondern vor allem Emotionen
transportieren will.
Das sollen in diesem Jahr wieder die „Kindernachrichten“
schaffen, für die in der Obersäckinger Grundschule demnächst die Castings beginnen.
Musikbeiträge wird es etwa aus
der Partnerstadt Glarus geben,
zudem eine Mittelalterband und
einen Flamencogitarristen, der
bereits seit 25 Jahren tätig ist,
aber dennoch nicht jedem bekannt ist. Besonders der „kleinste Mitarbeiter des DRK“, wie Jörger vielversprechend formuliert,
soll in seinem Videobeitrag begeistern.
Geld verdient die Stadt mit
diesem Angebot keins, im Ge-
genteil. Obwohl die beiden
Shows im Vorjahr beinahe ausverkauft waren, zahlte die Stadt
einen „unteren vierstelligen Betrag“ drauf, so Bürgermeister
Alexander Guhl. Der Stadt gehe
es aber darum, sich aus einer
neuen Perspektive zu zeigen,
neue Bürger kennenzulernen,
und für diese etwas auf die Beine
zu stellen. Jörger ergänzt: „Wir
zeigen eine Erlebnisreise durch
die eigene Stadt.“
Trotz aufwendiger Produktion: Kaufenwird man die fertigen
Videos nicht können, denn diese
würden nur im Zusammenspiel
mit den Liveauftritten ihren vollen Zauber entfalten, findet JörMARTINA PROPRENTER
ger.
> DIE MULTIMEDIAREPORTAGE
Martina Kupczynski (Projektleiterin Tourismus GmbH, von links),
Stefan Thomas (Geschäftsführer
Tourismus GmbH), Bürgermeister
Alexander Guhl und Produzent
FOTO: PROPRENTER
Rainer Jörger.
„Bad Säckinger Stadtgeschichten“
wird am Wochenende des 1. und 2.
April 2017 im Kursaal Bad Säckingen gezeigt. Jeweils 500 Karten
gibt es im Vorverkauf bei der Tourist Info Bad Säckingen sowie an
der Abendkasse.
AUS DER REGION 5
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
BuntesTeam bei derWeinlese
In Ettenheim helfen FLÜCHTLINGE bei der Ernte
Junge Männer, die nichts zu tun
haben, und Weinberge, wo es gerade jede Menge Arbeit bei der
Ernte gibt. „Da habe ich gedacht:
Das passt, die könnten doch mitmachen“, sagt Petra Ohnemus
vom Obst- und Weinbau Ohnemus in Ettenheim. Seither setzt
der Betrieb Flüchtlinge bei der
Weinlese ein und hat – neben
den europäischen Saisonarbeitern – inzwischen ein buntgemischtes internationales Team
von Lettland bis China am Start.
„Unsere Flüchtlinge bringen
an den Erntetagen manchmal
Freunde mit, die mitarbeiten
wollen“, sagt Petra Ohnemus. So
groß sei die Motivation ihrer
Erntehelfer und jener in den Unterkünften für Geflüchtete, die
vom Job in den Reben erfahren.
Doch die Freunde muss sie wieder wegschicken. Denn ihnen
fehlt der Vermerk im Ausweis,
dass sie hier arbeiten dürfen.
Die Geflüchteten sind nicht
nur froh, der Langeweile in den
Unterkünften in Kippenheim
und Lahr zu entkommen. Die Arbeit macht ihnen auch noch
Spaß und sie verdienen etwas.
Der Weinbaubetrieb bezahlt den
Mindestlohn. In den Weinbergen gibt es im Moment viel zu
schaffen. Die Familie Ohnemus
betreibt einen Hof im Ettenheimer Ortsteil Altdorf. Auf 15 Hektar Reben wird gerade geherbstet.
Die Familie baut auch Obst und
Gemüse an, was im eigenen Hofladen verkauft wird. Zudem wer-
„Nicht mit dem
Zeigefinger“
Grünen-Kandidat
HOFREITER
Zärtlich greift Anton Hofreiter in
den Auberginenstrauch, legt eine dunkle pralle Frucht in seine
Hand und betrachtet sie ehrfürchtig. „Die Sachen schaun
wirklich gut aus“, sagt er anerkennend. Ökogärtner Horst Ritter erzählt ihm etwas über Saatgutgewinnung, klagt über Bürokratie-Probleme und die Landwirtschaftspolitik. „Wir haben
diese Sachen im Blick“, antwortet
Hofreiter. „Nur im Moment sind
wir leider in der Opposition.“
Der Grünen-Politiker ist ins
Markgräflerland gereist, weil er
antreten will, dies zu ändern.
Hofreiter ist auf Wahlkampftour, zunächst parteiintern. Der
46-jährige Bayer mit den langen
blonden Haaren möchte Spitzenkandidat der Grünen bei der
kommenden Bundestagswahl
werden. Seine Kollegin Katrin
Göring-Eckardt gilt als gesetzt,
denn sie ist die einzige Frau unter den aussichtsreichen Kandidaten. Doch um den männlichen Part des Spitzenduos konkurriert der Fraktionsvorsitzende
Hofreiter
mit
zwei
Schwergewichten:
Parteichef
Cem Özdemir und Robert Habeck, Umweltminister in Schleswig-Holstein. Bis Januar entscheidet die Parteibasis per Urwahl, wer sich durchsetzen wird.
In die Hügelheimer DemeterGärtnerei Piluweri hat ihn diese
Woche Bärbl Mielich geführt. Sie
ist die örtliche Landtagsabgeordnete der Grünen und zählt wie
Hofreiter zum linken Flügel der
Partei. Und da der promovierte
Biologe den ökologischen Umbau der Landwirtschaft zu seinem politischen Leib- und Magenthema erklärt hat, bieten die
Gewächshäuser mit Auberginen,
Tomaten und Schlangengurken
eine passende Kulisse.
–
EU-Geld für Biobauern
statt für Agrarkonzerne
zu Gast in Hügelheim
Bayern noch gibt, müssten ums
Überleben kämpfen, während in
anderen Teilen der Republik Agrarkonzerne mit Steuergeld gepäppelt würden. „Wir wollen weg
von der Flächenförderung“, sagt
Hofreiter. Die Subventionen
müssten daran bemessen werden, was ein Betrieb für den Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz leistet. „Öffentliches Geld
für öffentliche Leistungen“,
nennt er dieses Prinzip.
Die Gefahr, mit der Forderung
nach einer ökologischen Agrarwende ähnlichen Schiffbruch zu
erleiden wie mit dem „Veggieday“ bei der Bundestagswahl
2013, sieht Hofreiter nicht. „Ich
halte nichts davon, in das Verhalten des Einzelnen reinzuregieren, ihm vorzuschreiben, was er
zu essen hat“, erklärt er. „Wir
müssen an die Strukturen ran.
Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger kommen, sondern die
Rahmenbedingungen schaffen,
damit der Verbraucher beim Lebensmittelkauf eine echte Wahl
hat.“
Umsetzen würde Hofreiter
diese Ideen am liebsten in einer
Koalition mit der SPD. „Aber wir
sind nicht naiv und wissen, dass
es für Rot-Grün wahrscheinlich
keine Mehrheit gibt“, sagt er. Was
als Alternative bleibt: SchwarzGrün oder Rot-Rot-Grün. Beides
würde schwierig, meint der bodenständig wirkende Bundespolitiker. Vor allem die Merkel-kritische CSU unter Seehofer könnte Probleme bereiten. Dass Hofreiter eher zu einer Koalition mit
der Linken tendiere, bestreitet er
allerdings mit einem Hinweis
auf einen schon länger zurückliegenden Wahlkampftermin.
„Sie erinnern sich vielleicht, dass
Peter Altmaier mein Buch über
Landwirtschaftspolitik vorgestellt hat. Das ist ja kein ganz unwichtiger Mann in der CDU.“
DANIEL GRÄBER
–
Im Gasthaus erklärt Anton Hofreiter anschließend bei Waldpilzsuppe und Fleischküchle, was
ihn umtreibt: „Essen müssen wir
alle. Wir stehen vor der großen
Herausforderung, sieben bis
acht Milliarden Menschen satt
zu kriegen, ohne unsere Lebensgrundlagen zu zerstören.“ Dann
wettert er gegen die falsche Verteilung von EU-Fördermitteln.
Von den in Deutschland verteilten Agrarmilliarden lande über
ein Viertel bei den drei bis vier
Prozent größten Betrieben. Kleinere Bauernhöfe, wie es sie gerade in Baden-Württemberg und
den Felder mit Soja und Mais beackert.
Was sich Petra Ohnemus vorgenommen hat, war jedoch
nicht so einfach zu bewerkstelligen. Kandidaten für den Job zu
finden, war zwar nicht schwer. 16
Geflüchtete wollten beim Herbsten mitmachen. Doch die Politik
hat einige Hürden für die Beschäftigung von Geflüchteten
ohne Status eingebaut und so
brauchte die Bürokratie ihre
Zeit. Das bedeutete für die Winzerin viel Papierkram und ein
banges Warten, bis die Bescheide
den Weg über die Auslandsvermittlungsstelle der Arbeitsagentur in Duisburg wieder zurück
nach Lahr und dann zur Antragstellerin gefunden haben. Erst
„Reben, Sonne und Essen: Alles ist gut“: Den Flüchtlingen gefällt ihre
FOTO: MICHAEL HABERER
Arbeit in den Weinbergen.
mit den Trauben. Er ist vor sechs
Jahren als Langzeitarbeitsloser
ins Team gekommen und dabei
geblieben.
Ein Höhepunkt der täglichen
Arbeit ist das gemeinsame Mittagessen. International und im
Alter von 15 bis 55 Jahre ist das
Team um den Tisch. „Sie probieren alles“, sagt Ohnemus. Manches, was auf den Tisch kommt,
kennen die Flüchtlinge zwar
nicht. Aber das Essen schmecke
so gut, dass sie auch dafür ihre
Liebe zum Traubenschneiden
entdeckt haben.
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„Essen müssen wir alle“: Der Grünen-Politiker Hofreiter zu Besuch
in der Demeter-Gärtnerei
FOTO: GRÄBER
Piluweri.
kurz vor knapp kam das Okay
der Behörden.
Aus China, Afghanistan und
Syrien kommen nun ihre Erntehelfer. „Ich habe selten so liebe
und arbeitsame Mitarbeiter erlebt“, meint Petra Ohnemus. „Reben, Sonne und Essen: Alles ist
gut“, sagt dazu Ab Martin Ghanizadah aus Afghanistan. Zu Hause sei er Schneider gewesen und
wolle nun im kommenden Jahr
eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker beginnen. Er spricht schon
Deutsch, während andere zwischen den Rebzeilen kaum eine
deutsche Silbe herausbringen.
„Wer’s nicht versteht, lernt vom
Zugucken“, sagt Petra Ohnemus.
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im Veranstaltungskalender von Murg. 34 Teilnehmer sind bei der aktuellen Auflage
am Sonntag, 9. Oktober, von 11 bis
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Brotz in Murg mit von der Partie. Zudem öffnen die Murger Geschäfte
von 13 bis 18 Uhr ihre Türen zum
Sonntagsverkauf.
Gewerbe und Betriebe warten
mit Infoständen unterschiedlichster Sparten auf dem Areal des Möbelhauses Brotz auf. Sie informieren über Neuheiten auf dem Markt
und geben Einblicke in ihr Sortiment. Dabei ist das Handwerk
ebenso vertreten wie das Gewerbe
oder Dienstleister und Hilfsorganisationen. Themen sind unter anderem Kaminöfen, Energie, Freizeit
und Gesundheit.
Die Organisation des Oktobermarkts Murg lag einmal mehr in den
Händen von Daniel Ehrler. Ihm ist es
erneut gelungen, ein attraktives und
abwechslungsreiches Programm
für Besucher jeden Alters zusammenzustellen. Höhepunkt ist eine
Rock’n’ Roll offerieren Danny &
FOTO: ZVG
The Chicks.
Rock ’n’ Roll-Show aus den 50erJahren mit der Gesangs- und Tanzgruppe Danny & The Chicks. Seit gut
zehn Jahren gilt die fünfköpfige Formation aus Essen in Deutschland
als die Nummer eins im Bereich des
deutschsprachigen
Rock ’n’ Roll.
Diese Position haben sie sich durch
viele TV-Auftritte und erfolgreiche
CD-Veröffentlichungen erarbeitet.
Danny & the Chicks bestehen aus
Frontmann Danny und mehreren
singenden und tanzenden Girls –
den sogenannten Chicks. Sie zeigen ihre Show in drei Blöcken von
13.45 bis 14.15 Uhr, von 14.45 bis
15.15 Uhr sowie von 15.45 bis 16
Uhr. Eine Autogrammstunde mit allen Künstlern findet von 16.15 bis
16.45 Uhr statt.
Musikalisch, unterhaltsam und
informativ führt einmal mehr das
bekannte und bewährte Coverduo
Toptoo mit Jasmin und Markus
Kaufmann durch den Tag. Die beiden haben mehr als 500 nationale
und internationale Songs im Repertoire.
Natürlich fehlt auch der Spaß für
die jüngsten Besucher nicht: Kinderschminken, Ballons, Malbogen
und eine Hüpfburg sorgen für jede
Menge Spielspaß und Kurzweil. Um
das leibliche Wohl kümmern sich
die Feuerwehr Murg und das Möbelhaus Bistro mit herzhaften und süOLD
ßen Speisen.
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AUS DER REGION 7
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
Der Stall des Anstoßes
Vereint unterm
Bollenhut
Rheinfelden will einen illegalen HÜHNERSTALL beseitigen; die Besitzer vermuten Rache
Die Geschichte aus dem kleinsten Rheinfelder Ortsteil Nordschwaben hat alle Zutaten, die es
für eine Dorfposse braucht: eine
Stadtverwaltung, die auf das Gesetz pocht, ein Ehepaar, das seine
Hühner hegt und pflegt, ein halbes Dorf, das die Tiere liebt, eine
Tierschützerin, die eine Verschwörung gegen die Tiere wittert, und eine zuständige Politikerin, die sich nicht äußern will.
Die Politikerin – soviel schonmal vorweg – ist Nordschwabens
Ortsvorsteherin Rita Rübsam.
Auf Anfrage von Der Sonntag
sagt sie lediglich, sie wolle die
Geschichte nicht „aufbauschen“:
Allein die Stadt müsse diesen
Fall entscheiden.
–
Bekochte Hühner im
ungenehmigten Stall
–
Und die entschied zunächst im
Sommer dieses Jahres anhand
des Paragraphen 35 des Baugesetzbuches, dass der Hühnerstall
des Ehepaars Daniela und Lutz
Schadt am südlichen Rand von
Nordschwaben entfernt werden
müsse. Grund: Er stehe ohne Genehmigung im Außenbereich
und sei deshalb baurechtlich
nicht zulässig. Bisher haben
Schadts nur eine Aufforderung
zur Räumung erhalten; der
rechtsfähige
Beseitigungsbescheid werde aber in den nächsten Tagen bei ihnen im Briefkasten landen, sagt Bauamtsleiter
Wolfgang Lauer. Dann habe die
beiden einen Monat Zeit, Widerspruch beim Regierungspräsidium einzulegen.
Und das werden sie auch tun.
„Die werden mich verhaften
müssen, bevor ich zulasse, dass
sie die Hühner holen“, sagt Daniela Schadt im Esszimmer ihres
Nordschwabener Hauses, in
dem sie mit ihrem Mann seit
drei Jahren wohnt. Das Haus ist
das letzte am südlichen Ortsrand; zwischen ihm und dem
Hühnerstall liegen etwa 300 Me-
Rübsam im Verdacht. Sie habe
vor ihnen das Grundstück von
Rainer Späne gepachtet gehabt, es aber selber illegal weiterverpachtet. Als die Schadts
laut eigener Auskunft vergangenes Jahr bei Späne wegen
verfügbaren Pachtlands angefragt hätten, habe Späne Rübsam gekündigt, weil ihn die Situation gestört habe, und das
Grundstück den Schadts überlassen. Die beiden vermuten
nun, dass Rübsam sie bei der
Stadt angezeigt habe. Rübsam
will sich auch zu diesem Vorwurf nicht äußern. Bauamtsleiter Lauer darf natürlich nicht
sagen, wer Anzeige erstattet
hat. Dem Vorwurf der Willkür
widerspricht er aber mit dem
Hinweis, dass auch zwei andere
Hobbyhühnerhalter in NordDa lachen ja die Hühner: Weil er baurechtlich nicht zulässig sei, soll der schwaben aufgefordert wurFOTO: BURKHARDT den, ihre illegalen Bauten zu
Hühnerstall der Schadts entfernt werden.
entfernen. Das will Daniela
ter. Den Stall von etwa sechs dem Schlüpfen landen sollten.
Schadt so nicht gelten lassen: In
Quadratmetern Fläche haben
Inzwischen habe sich „das hal- der Nachbarschaft zu ihrem
Schadts nach eigener Aussage be Dorf“ (das wären 150 Men- Hühnerstall seien weitere Geim Mai dieses Jahres auf dem schen) für den Verbleib der Hüh- bäude illegal errichtet worden
Wiesengrundstück eingerichtet, ner ausgesprochen, erzählen und bisher unbehelligt gebliedas sie im November 2015 vom Schadts; Unterschriften für den ben. Ihr Besitzer sei ein Mitglied
Besitzer Rainer Späne gepachtet Erhalt hätten sie mit rund 1 000 der Familie Rübsam.
hatten. Das Paar liebt seine Hüh- schon viel mehr gesammelt.
Auch Hannelore Nuß bleibt
ner; Lutz Schadt bezeichnet sie Denn das Paar, das in der Kern- bei ihrer Meinung, dass der Paraals „unsere Leidenschaft“. Danie- stadt eine Druckerei und einen graph 35 Ausnahmen zulasse,
la Schadt bereitet den Tieren je- Friseurladen betreibt, verkauft die die Stadt Rheingfelden beden Tag Nudeln oder Kartoffeln die Eier seiner Hühner nicht nur; schließen könne.
mit jeder Menge Kräuter zu: Kinder dürfen die Tiere auch
Offensichtlich hat Nuß’ Pro„Das schmeckt man nachher in streicheln und Eier suchen. Die test Wirkung gezeigt: Lauer teilt
den Eiern“, bekräftigt sie.
Schadts haben sogar Kindergär- auf Nachfrage mit, dass die Stadt
43 Hennen und drei Hähne ten angeboten, sie zu besuchen. dem Ortschaftsrat vorschlagen
sind es derzeit, darunter fünf Auch Hannelore Nuß, die ein- werde, den Hühnerstall mit eiHühner der beinah ausgestorbe- gangs erwähnte Tierschützerin nem Bebauungsplan nachträgnen Rassen Augsburger und und SPD-Gemeinderätin, ist ab- lich zu legalisieren: „Eventuell ist
Sundheimer. Dazu kommen solut
begeistert
vom ein anderer Standort möglich.“
acht Gänse, wovon eine mit ei- Schadt’schen Hühnerstall: Die
Das wäre übrigens überhaupt
nem blinden Auge die einzige Tiere würden nach den höchsten kein Problem: Der Stall steht auf
Überlebende eines Fuchsüber- Standards gehalten. Sie unter- Rädern, sodass Schadts ihn samt
falls in Herten ist. Auch von stützt das Paar in seinem Kampf dem rund 250 Quadratmeter
Schulen haben Schadts drei jun- gegen die Behörde und vermu- großen Gehege auf dem insgege Hühner übernommen: Laut tet: „Es geht nicht wirklich ums samt 55 Ar großen Grundstück
ihnen bekamen die Schüler Eier Baurecht. Jemand hat etwas ge- von Zeit zu Zeit verschieben könzum Ausbrüten, ohne dass sich gen die Hühner.“
nen, um dem genutzten Boden
jemand Gedanken darüber geAls dieser Jemand steht für immer wieder Zeit zur Erholung
BORIS BURKHARDT
macht hätte, wo die Küken nach Schadts die schweigsame Rita zu geben.
TOURISMUS -Fachleute wollen von Südtirol lernen
Alpine Landschaft mit mediterranem Flair: Die italienische Provinz Südtirol gilt im Regionalmarketing als leuchtendes Vorbild. In Müllheim trafen sich
Bürgermeister und Hoteliers,
um das Geheimnis des Erfolgs
zu erfahren. Denn Politiker und
Branchenexperten sehen beim
südbadischen Tourismus noch
Wachstumspotenzial.
„Die Welt ist unsicherer geworden, deshalb wollen die Leute im
eigenen Land bleiben. Davon
profitieren wir, aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen“, sagte Patrick Rapp zur Eröffnung eines Fachgesprächs, zu dem er gemeinsam mit Armin Schuster
diese Woche nach Müllheim eingeladen hatte. Den beiden CDUParlamentariern ging es um die
Frage, wie Südbaden seine Außenwirkung verbessern kann.
Ein stärkeres gemeinsames Regionalmarketing ist ihr Ziel. Und
ein Vorbild haben sie dafür
schon ausgemacht: Südtirol.
„Was die geschafft haben, kann
für uns nicht so falsch sein“ , sagte der Bundestagsabgeordnete
Armin Schuster. „Die ökologische Ausrichtung auf schonenden Tourismus, die Markenbil-
Berge und Palmen: Das ist die
FOTO: ZVG
Marke Südtirol.
dung.“ Wie dies gelingen kann,
stellte dann der Europaabgeordnete Herbert Dorfmann vor. Er
war zehn Jahre lang Direktor des
Südtiroler
Bauernverbandes
und gestaltete in dieser Zeit den
Aufstieg Südtirols als Ferienregion mit. Eine einheiltliche Dachmarke wurde geschaffen, deren
farbenfrohes Logo auf Reiseplakaten genauso prangt wie auf
Südtiroler Äpfeln, Speck oder
Schnaps.
–
Gemeinsamer Auftritt
statt Marken-Wirrwarr
–
„Das ist die wichtigste Entwicklung der vergangenen 15 Jahre“,
bilanzierte Dorfmann vor den
südbadischen Bürgermeistern
und Hoteliers. „Aus einem Marken-Wirrwarr, in dem jedes Tal
seinen eigenen Werbeauftritt
hatte, wurde die gemeinsame
Marke Südtirol.“
Christopher Krull, Geschäftsführer der Schwarzwald-Tourismusgesellschaft, nahm den Ball
gerne auf. Seinem Dachverband
gehören mehr als 300 Städte
und Gemeinden von Pforzheim
bis Lörrach an. Zur „Ferienregion
Schwarzwald“, die mit ihrem Bollenhut-Logo um Touristen wirbt,
zählen auch Landschaften, die
mit dem Schwarzwald im eigentlichen Sinn nur am Rande zu tun
haben. Vorbehalte dagegen gibt
es zuhauf. Dennoch meinte
Krull, dass man „die starke Marke Schwarzwald“ auch am Kaiserstuhl oder im Markgräflerland besser nutzen könnte.
„Schauen Sie sich Südtirol an:
Palmen und Bergkiefern. Das
geht auch bei uns: mit Fichten
und Weinreben.“
Zwei große Unterschiede zu
der italienischen Alpenregion
sieht Krull allerdings. Zum einen
sei sein Werbebudget viel kleiner, zum anderen fehle der
Schwarzwald-Region ein „politischer Kopf“. Südtirol hat als autonome Provinz Bozen eine eigene
Regionalregierung, was geschlossenes Handeln erleichtere. Auch Müllheims Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich
hielt es für wichtig, die gemeinsamen Dachmarke zu stärken:
„Aber unter Bewahrung der jeweils eigenen Identität. Dazu
brauchen wir eine kluge Marken-
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8 MENSCHEN UND MÄRKTE
Über Städte und
Landschaften fliegen
Der Europapark INVESTIERT in das „Project V“
s ist eine Information, die aufhorchen lässt: Die größte Einzelinvestition in der Geschichte des
Europaparks bei Rust sei das
„Project V“, das in dieser Woche
erstmals vorgestellt wurde und
im Frühling 2017 fertiggestellt
sein soll.
Dabei handelt es sich nicht um
eine neue spektakuläre Achterbahn, sondern um eine Mischform aus Kino und Fahrgeschäft.
„Wie in einem Sessellift“, so Unternehmenssprecher
Jakob
Wahl, werden die Gäste beim
„Project V“ – der Name ist ein Arbeitstitel – in Gondeln für jeweils
zehn Personen sitzen und in eines von zwei kuppelförmigen
Filmtheatern befördert. Dort erwartet sie ein etwa fünfminütiger Film-Flug über Europa. Der
Europapark selbst wird dabei zu
den „überflogenen“ Zielen gehören, auch Norwegen und diverse
Metropolen, mehr will man auf
Seiten des Parks noch nicht verraten.
Einen Durchmesser von 21
Metern werden die Leinwände
besitzen, die Besucher schaukeln
bei ihrem Kinobesuch in der Höhe, sollen durch Kippbewegungen zur Seite oder nach hinten
und vorne das Gefühl erhalten,
zu fliegen. 14 Gondeln sind zeitgleich unterwegs. So hofft das
Unternehmen, bis zu 1 400 Gästen innerhalb von einer Stunde
seinen Film zeigen zu können.
Bauten angelehntDass hier
ein imposantes neues Gebäude
entsteht, ist jetzt schon an den
Bauarbeiten erkennbar. Eine Höhe von 15 Metern, eine Länge von
62 Metern und eine Breitevon 39
Metern werden die zwei kuppelförmigen Filmtheater besitzen.
Ihr Äußeres soll sich laut Parkvorstellungen an ein großes, historisches, europäisches Stadtgebäude anlehnen, Bauten wie die
Rathäuser in Manchester und
Bremen oder das Reichsmuseum in Amsterdam seien Inspirationen gewesen.
Als teuerste Einzelinvestition
in der Geschichte löst „Project V“
das Themenfahrgeschäft „Arthur im Königreich der Minimoys“ ab. Laut Informationen
der Badischen Zeitung sollen
Entwicklung und Umsetzung
rund 25 Millionen Euro gekostet
haben. Für das Fahrgeschäft
greift der Park auf das Unternehmen Brogent aus dem taiwanischen Kaohsiung zurück, den
Film entwickelt Mack Media in
Zusammenarbeit mit Ambient
Entertainment.
Platziert wurde „Projekt V“ in
der Deutschen Straße, also in der
Nähe des Haupteingangs des
Parks. „Wir wollen auf diese Weise die Besucherströme etwas
besser verteilen“, sagt Jakob
Wahl. Denn bislang sei der Eingangsbereich des Parks eine vergleichsweise ruhige Ecke. OSC
Im Bau: das Project V soll den Eingangsbereich des Europaparks aufFOTO: ZVG/BERNHARD REIN
werten.
Fußballfahrt nach München (inkl. Karte)
10.12.–11.12. FC Bayern München – VFL Wolfsburg
Seelisberg Vierwaldstättersee mit Schiffahrt
Luzern mit Aufenthalt
Suserfahrt einsch.neuer Wein u. Zwiebelkuchen
Romantisches Elsaß
„So laufen die Jungs ins Leere“
Bärbel und Sebastian Rockstroh geben Tipps zum FRAUENWIRTSCHAFTSTAG
Wie können Frauen die berühmte gläserne Decke
durchstoßen und im Beruf
erfolgreich sein? Bei den
landesweiten Frauenwirtschaftstagen nächste Woche gibt es guten Rat und
Erfahrungsaustausch. Bärbel und Sebastian Rockstroh aus Münstertal sprechen in Emmendingen über
Selbstcoaching für Frauen.
Betriebe, die ausschließlich Männer in ihrer Führungsriege haben,
kommen inzwischen recht gestrig daher. Ist da nicht bereits ein
Wandel im Gange – und sei es
fürs Image oder um die gesetzliche Quote zu erfüllen?
BÄRBEL ROCKSTROH: Wir leben
in der Tat in einer Umbruchphase. Nach Jahrhunderten des Patriarchats merken viele Menschen, dass es neue Qualitäten
braucht: weniger Konkurrenz
und Hierarchie, mehr Vielfalt
und Miteinander. Tatsächlich
gibt es mehr Frauen in Führungspositionen, und die gesetzliche Quote bewirkt einen Bewusstseinswandel. Doch die
Zahlen zeigen: Die gläserne Decke gibt es nach wie vor. Frauen
kommen bis zur Teamleiterebene, die Spitzenpositionen haben Männer inne. Der Umbruch
ruft Kräfte auf den Plan, die den
Wandel verhindern und das Alte
bewahren wollen. Man sieht es in
Debatten in den sozialen Netzwerken: Sobald jemand einen
ansatzweise feministischen Gedanken äußert, bricht der Sturm
los. Da ist ein erstarkender Maskulismus zu beobachten...
… der sich zuweilen als schlichter
Sexismus äußert, wie etwa die
Berliner CDU-Politikerin Jenna
Behrends jüngst in einem vieldiskutierten offenen Brief geschildert hat. Machen Ihre Klientinnen ähnliche Erfahrungen
mit Männern, die weibliche Konkurrenz fürchten?
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Die schönsten Tagesfahrten
Di. 11.10.
Di. 11.10.
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BÄRBEL ROCKSTROH: Unbedingt. Die Übergriffe sind natürlich nicht überall derart offen,
sondern oft subtil. Das macht es
so schwierig, sie zu benennen
und zurückzuweisen. Hinzu
kommt: Die jungen Frauen, die
jetzt in die Betriebe strömen,
sind die erste Generation, die ohne Diskriminierungserwartung
aufgewachsen ist. Meine Generation, ich bin 52, wusste, wer der
Feind ist (lacht), dass sie kämpfen muss. Junge Frauen heute leben in der irrigen Annahme, es
gäbe Chancengleichheit. Wenn
sie dann vor die Wand laufen,
werten sie das nicht als strukturelle Benachteiligung, sondern
als persönliches Versagen.
Sie sagen, der Grund, warum
karrierewillige Frauen oft nicht
vorankommen, sei ihre Unkenntnis gewisser „Jungs-Regeln“.Welche sind das?
SEBASTIAN ROCKSTROH: Es
sind die Regeln, die Männer
schon als Kind beim Spielen lernen: Es geht darum, sich zu messen, seinen Platz in der Rangordnung zu finden, auf dem Siegertreppchen zu stehen. Daher fällt
es Männern leichter, sich im Betrieb in das dort nach wie vor
herrschende hierarchische System einzugliedern, in dem genau dieser Wettbewerb täglich
abläuft. Männer können sich im
Meeting verbal prügeln und
trotzdem abends miteinander
„Unser Vorteil ist, dass wir als gemischtes Doppel arbeiten“, sagt Sebastian Rockstroh. Er erklärt, wie Männer
ticken, Bärbel Rockstroh zeigt, wie Frauen damit geschickt umgehen können. FOTO: NG-FOTOGRAFIE.DE/ZVG
BÄRBEL ROCKSTROH: Hat die
Frau das Projekt ergattert, muss
sie ihre Erfolge trommeln. Eine
unserer Coachees, eine Software-Entwicklerin, hatte das
Projekt ihres Lebens an Land gezogen, es war ihre Chance, endlich zu zeigen, was sie kann. Ein
junger Hiwi wurde ihr an die Seite gestellt, der sie unterstützen
Wie soll eine Frau mit dem Wissollte und dem sie einige für sie
sen um diese Spielregeln umgehen: Soll sie sie selbst anwen- lästige Arbeiten delegierte. Zu
denen gehörte auch der monatden, übergehen, brechen?
liche Bericht an die GeschäftsBÄRBEL ROCKSTROH: Vor allem führung – und dreimal dürfen
soll sie sie kennen und bewusst Sie raten, wer befördert wurde.
entscheiden, an welchen Stellen
sie mit wenig Aufwand große
Das wird wohl er gewesen sein...
Wirkung erzielen kann. Ein Beispiel: Wenn wir Frauen es uns BÄRBEL ROCKSTROH: Ganz geleichter machen wollen, fahren nau. Sie hat die Chance verpasst
wir mit der großen Karre vor und klarzustellen: Ich habe den Bähaben das neueste Smartphone. ren erlegt. Er hat sie genutzt. Eine
Statussymbole drücken aus, wel- weitere Frauenfalle ist mangelnche Bedeutung jemand hat, des Selbstbewusstsein. Wenn in
durch sie gewinnt man in Männerrunden Achtung.
ein Bier trinken gehen. Frauen
hingegen bilden schon als Kinder Teams und Netzwerke, sie
binden Schwächere ein, es geht
um Miteinander statt Gegeneinander. Deshalb tun sie sich oft
schwer mit den täglichen Rangeleien um die Macht.
FAKTEN
Das ist doch billig.
BÄRBEL ROCKSTROH: Ja, aber
wirkungsvoll. Frauen brauchen
Strategien, um mit den Rangkämpfen der Männer umzugehen. Sich ihnen entgegenzustellen oder entziehen zu wollen,
funktioniert nicht. Die Welt ist,
wie sie ist – auch die Berufswelt.
Ich kann aber einen Tanz daraus
machen und mit Humor gewisse
Dinge an mir abgleiten lassen.
Dann laufen die Jungs ins Leere
und ich ziehe mein Ding durch.
SEBASTIAN ROCKSTROH: Unser
Vorteil ist, dass wir als gemischtes Doppel arbeiten. Ich erkläre
das Spielfeld und verrate den
Frauen, wie Jungs ticken. Meine
Frau zeigt ihnen Wege auf, weiblich clever damit umzugehen.
Lassen Sie es uns an einem Beispiel anschauen: In einer Abteilung ist ein Projekt zu vergeben,
im Meeting geht es darum, wer
was einbringen kann. Was ist
ein typischer Fehler von Frauen?
SEBASTIAN ROCKSTROH: Projekte sind eine sehr gute Plattform, um sich zu profilieren. Für
eine Frau, die vorankommen
will, geht es darum, sich die Vorhaben herauszupicken, die sichtbar und prestigeträchtig sind.
Wenn ich mich auf alle möglichen Projekte stürzte, in der
Hoffnung, mit Fleiß zu punkten,
werde ich nicht weiterkommen.
Denn: Die fleißigen Lieschen befördert niemand – wer soll denn
dann die ganze Arbeit machen?
DER FRAUENWIRTSCHAFTSTAG am 20. Oktober in Rheinfelden steht unter dem Motto „Stärkung von
Frauen im beruflichen Kontext“. Er beginnt um 15.30
Uhr mit einem interaktiven
Vortrag von Nina Bessing,
Direktorin bei der EAF in
Berlin. Ihr Thema ist„Einund Auftritt im Job – Erfolgreich auftreten im Beruf“.
Bessing möchte ihre Zuhörerinnen in ihre Überlegungen miteinbeziehen. Veranstaltungsort ist die Energiedienst Holding AG, Schönenberger Straße 10 in
Rheinfelden.
NETZWERK-CAFÉ UND DISKUSSION
Nach dem Vortrag können
die Teilnehmerinnen während eines Apéros an Thementischen (Kommunikation, Diversity, Wiedereinstieg und Auftritt, Netzwerken und Persönlichkeitsentwicklung und Aufstiegsfortbildung) diskutieren. Der
Austausch wird moderiert.
ANMELDUNG
Bei der Wirtschaftsregion
Südwest GmbH per E-Mail
an [email protected] oder unter
Telefon 07621/5500150, dort
kann auch ein Flyer angefordert werden. De Teilnahmegebühr von 20 Euro ist
am Veranstaltungsort zu
NIL
zahlen.
einer Stellenanzeige perfekte
Englischkenntnisse
verlangt
werden, sagt sich eine Frau, die
Anglistik studiert hat: Na ja, ich
spreche ganz gut, aber perfekt ist
es nicht. Ein Mann, der ein paar
Jahre in der Schule Englisch hatte, bewirbt sich. Dann heißt es:
Wir würden gern Frauen einstellen, aber es bewerben sich keine
geeigneten. Deshalb sensibilisieren wir Personaler für die Formulierung von Stellenanzeigen
– mit messbaren Ergebnissen.
Das könnte sich für die Unternehmen rechnen. Studien zeigen
doch immer wieder, dass gemischteTeams erfolgreicher sind.
SEBASTIAN ROCKSTROH: Ja,
wenn es bei Einstellungen tatsächlich um Eignung geht, zahlt
sich das für die Betriebe aus. Bisher kann es passieren, dass ein
Mann, der für die Position nicht
wirklich geeignet ist, allein
durch sein testosterongesteuertes Auftreten die besonnenere,
erfahrenere, besser ausgebildete
Frau verdrängt, weil auf der Entscheiderseite Männer sitzen, die
sagen: Ich war auch mal so ein
junger Wilder, den nehmen wir
und schleifen ihn uns zurecht.
Eines Ihrer Seminarmodule trägt
den Titel „Der RabenmutterKomplex“. Ist das schlechte Gewissen letztlich das größte Karrierehemmnis der Frauen?
BÄRBEL ROCKSTROH: Frauen
sind auch im Jahr 2016 zerrissen
zwischen dem Anspruch, eine
gute Mutter zu sein und im Beruf voranzukommen. Da die Verantwortung für die Kinder noch
immer größtenteils bei ihr liegt,
wird sie nie so leicht wie ein
Mann zu einer Beförderung Ja
sagen können. Deshalb geht es
darum, Mutterschaft zu planen:
Das klingt unromantisch, aber es
braucht ein Konzept. Das heißt,
ich warte nicht, ob mein Chef
mir ein Teilzeitmodell anbietet,
sondern ich erarbeite selbst einen wohl durchdachten Vorschlag mit Kinderbetreuung,
Teilzeit, Telearbeit, Job-Sharing
und vor allem mit einer angemessenen Beteiligung des Kindesvaters.
SEBASTIAN ROCKSTROH: Und
damit kommt Frauenförderung
auch den Männern zugute. Denn
auch viele junge Männer sehnen
sich nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Karriere.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
SIGRUN REHM
NACHRICHTEN 9
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
Hinweise auf Sprengstoff
Vortrag mit dem innovativen Naturholzpionier und
Entwickler vom preisgekrönten Holz100Haus
Einlass ab 18.00 Uhr
Kultur- und Bürgerhaus Denzlingen
Polizei sucht nach Anschlagswarnung in CHEMNITZ nach verdächtigem Mann
Berlin (AFP). Nach einem
Großeinsatz in Chemnitz
wegen möglicher Anschlagsvorbereitungen
sucht die Polizei nach einem Mann aus Syrien. Er
stehe im Verdacht, einen
Sprengstoffanschlag vorbereitet zu haben. Drei Bekannte des Verdächtigen
wurden festgenommen.
BURGERHolz100HAUS.
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Veranstalter: Sigmund Burger Bauunternehmen / 79215 Elzach-Yach
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Wir bitten um Anmeldung bis 14.10.2016
unter: www.burgerholz100.de/vortrag oder Tel.: 07682 - 442
„Es gab drei Festnahmen,
zwei im Bereich des Hauptbahnhofes, eine weitere im
Bereich der Innenstadt“, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) Sachsen.
„Das sind Kontaktpersonen
oder zumindest Bekannte des
gesuchten Tatverdächtigen, die
wir über die Ermittlungen identifizieren konnten.“ Der wegen
möglicher Anschlagspläne gesuchte Syrer war aber demnach
nicht unter den Festgenommenen. Bei ihm handele es sich um
den 22-jährigen Jaber A., teilte
die Polizei mit.
Inwiefern die drei vorläufig
Festgenommenen mit den mutmaßlichen Plänen des 22-Jährigen in Verbindung stehen, ist
dem LKA-Sprecher zufolge noch
unklar. „Die Vernehmungen laufen, die Ergebnisse stehen noch
aus“, sagte er in einem Video, das
die Polizei Sachsen auf Facebook
veröffentlichte.
Sondereinsatzkräfte der Polizei besprechen sich am Morgen in einem Wohngebiet
FOTOS: DPA/AFP
in Chemnitz, links ein Bild des Verdächtigen Jaber A.
Die
Polizei
rief die Bevölkerung zur Mithilfe
auf. Der Gesuchte sei „mit einem
schwarzen Kapuzensweatshirt
mit auffälligem Druck bekleidet“. Zuvor hatten Sicherheitskräfte eine Wohnung in Chemnitz gestürmt und durchsucht,
die von dem Verdächtigen genutzt worden sein soll. Dort fanden sie nach Angaben eines
Sprechers des Landeskriminalamts Sachsen zwar keine Bombe,
aber Hinweise darauf, dass „hier
mit entsprechenden Materialien
hantiert wurde“. Die Materialien
würden analysiert.
Den Hinweis auf die mögliche
Gefahr hatte die Polizei in Sachsen am Freitagabend vom Bundesamt für Verfassungsschutz
(BfV) in Köln bekommen, wie ein
BfV-Sprecher bestätigte. Aufgrund der Warnung startete die
Polizei in Chemnitz ihren Einsatz in der Nacht auf Samstag.
Die durchsuchte Wohnung im
Fritz-Heckert-Gebiet soll von
dem Verdächtigen genutzt worden sein, wie der LKA-Sprecher
in einem von der Polizei Sachsen
auf Facebook veröffentlichten
Video sagte. „Eine relevante Person konnte nicht angetroffen
werden“, teilte die Polizei Sachsen über Twitter mit. Eine „zu
hörende Explosion war eine Zugriffsmaßnahme der Polizei“.
Focus Online berichtete unter
Berufung auf Sicherheitskreise,
Jaber A. sei offenbar im vergangenen Jahr als Flüchtling nach
Deutschland gekommen. Er
stehe seit längerem unter Beobachtung des Bundesamtes für
Verfassungsschutz und werde
verdächtigt, einen Sprengstoffanschlag auf einen deutschen
Flughafen geplant zu haben. Der
BfV-Sprecher bestätigte diese
Angaben nicht.
Die Polizei hatte während des
Einsatzes aktiv über Twitter informiert und von einem „Verdacht der Vorbereitung eines
Sprengstoffanschlages“ und einer „statischen Gefährdungslage“ gesprochen. Sie sei „mit starken Einsatzkräften vor Ort“. Die
Bürger in dem betroffenen
Stadtteil riefen die Beamten auf:
„Bitte bleibt innerhalb des abgesperrten Bereichs in Euren Wohnungen und beachtet die Weisungen der Polizei.“
Ringen um Resolution für Aleppo
Der UN-SICHERHEITSRAT stimmt über zwei rivalisierende Entwürfe zum Krieg in Syrien ab
NEW YORK/ALEPPO (DPA/AFP).
Nach Frankreich hat auch Russland dem UN-Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf für eine
erneute Waffenruhe in Syrien
vorgelegt. Noch gestern Abend
mitteleuropäischer Zeit wollte
das Gremium bei einer Sitzung
in New York über beide Papiere
abstimmen. Erwartet wurde
aber, dass keiner der Entwürfe
verabschiedet werden würde.
Beide Entwürfe rufen alle Beteiligten zu einer sofortigen Waffenruhe auf, im russischen Entwurf fehlt allerdings die Forde-
rung nach einem Ende aller Luftangriffe und militärischen Flüge
über Aleppo. Russland kündigte
bereits vorab an, den französischen Entwurf, der von Großbritannien und den USA unterstützt wird, nicht durchkommen
zu lassen.
Um verabschiedet zu werden,
braucht eine Resolution im Sicherheitsrat neun Ja-Stimmen.
Die ständigen Mitglieder – Russland, die USA, Frankreich, Großbritannien und China – können
allerdings mit einem Veto jede
Resolution verhindern.
Derweil haben syrische Regierungstruppen ihre Offensive auf
die von Aufständischen kontrollierten Teile der belagerten Stadt
Aleppo fortgesetzt. Die Regierungstruppen seien inzwischen
im Stadtteil Bustan al-Bascha auf
dem Vormarsch und hätten den
Stadtteil Uwaidscha eingenommen, auch gebe es Kämpfe im
Stadtteil Scheich Said, erklärte
der Leiter der Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.
Bundesaußenminister FrankWalter Steinmeier (SPD) warnte,
die aktuelle Lage sei „gefährlicher“ als im Kalten Krieg. „Der
Konfliktstoff zwischen Russland
und den USA wächst an“, sagte
Steinmeier der Bild-Zeitung.
Russland unterstützt die syrischen Regierungstruppen vor allem mit Luftangriffen bei deren
Kampf gegen die Rebellen, die
den Osten von Aleppo kontrollieren. Aus Protest gegen die zunehmenden Angriffe auch auf
zivile Ziele hatten die USA am
Montag ihre Gespräche mit
Russland über eine Waffenruhe
in Aleppo für beendet erklärt.
HELFEN SIE UNS ZU HELFEN!
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Krieg in Syrien
und niemand
ginge hin.
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Um die medizinische Basisversorgung sicherzustellen,
unterstützen wir drei Hospitäler, indem wir sie mit Medikamenten sowie Verbrauchsmaterial beliefern und
die Gehälter für das Krankenhauspersonal bezahlen. In
Jordanien betreiben wir zwei weitere Kliniken, in denen syrische Bürgerkriegsopfer versorgt werden. Ein
zusätzliches Projekt für syrische Flüchtlinge planen wir
DA S W E T TE R
11°
3° Lahr
Ettenheim
12°
6°
Rhe
in
12°
3°
isam
Breisach a. Rh.
Dre
Emmendingen
Elzach
Elz
Waldkirch
Freiburg
Im Norden und Osten stark bewölkt oder trüb
mit etwas Regen oder Sprühregen. Nach Südwesten im Tagesverlauf etwas Sonne. Höchstwerte: 10 bis 13 Grad. Schwacher Nordwind.
Lörrach
Bad Säckingen
morgen
12°
2
Titisee
Neustadt
FELDBERG
1493 m
1°
Schluchsee
-1°
Bonndorf
8°
St. Blasien
0°
11° Schopfheim
WaldshutWeil a. Rh. 5°
Tiengen
Rheinfelden
Kühle und teils feuchte Luft bestimmt das Wetter in Südbaden. Am Vormittag ist es überwiegend bedeckt oder stark bewölkt. Am Nachmittag werden die Wolkenlücken größer und
die Sonne scheint abschnittsweise. Rund um
den Schwarzwald bilden sich vereinzelt leichte
Schauer. Bei maximal 12 Grad weht schwacher
Nordwind. In den kommenden Tagen bleibt es
herbstlich kühl und leicht unbeständig. Dichte
Wolkenfelder wechseln sich mit Sonne ab.
heute
12°
Müllheim
Basel
DEUTSCHLANDWETTER
8°
0°
12°
3°
Bad Krozingen
Furtwangen
10°
4°
derzeit im Libanon. Helfen Sie uns zu helfen!
REGIONALWETTER
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Niederschlag
übermorgen
10°
2
2
0 l/m²
g
Niederschlag
3 l/m²
Niederschlag
20°
15°
10°
Kiel
10°
4°
Bremen
Rostock
Hamburg
Hannover
NOTDIENSTE
Dresden
Nürnberg
0°
6 12 18 0
6 12
18
0
6 12 18 Uhr
Windstärken in den Kreisen in Beaufort
07:38/18:52Uhr
15:06/00:39Uhr
Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg
Saarbrücken
Stuttgart
12°
3°
Freiburg
10°
8°
10°
6° Berlin
Essen
13°
12°
3°
4°
Köln
Frankfurt
5°
1
www.cap-anamur.org
11°
3°
10°
4° München
10°
6°
Polizeinotruf:
110
Feuerwehr/Rettungsdienst:
112
Krankentransporte:
DRK 07761/1 92 22
Ärztlicher Bereitschaftsdienst:
116 117
Apotheken-Notdienst-Infotelefon:
Festnetz: 0800/0022833 (kostenfrei);
Mobilfunk: 22833 (max. 0,69 €/Minute);
Im Internet: mehr.bz/apotheken
Frauenhaus:
0 77 51/35 53
Giftnotruf:
0761/19240
Notfallpraxis Bad Säckingen:
9 bis 13 und 15 bis 19 Uhr
0 7761/9 33 72 22
Notfalldienst Wehr:
11 bis 12 und 18 bis 18.30 Uhr
Tel. 0 18 05/19 29 24 30
Telefonseelsorge:
08 00/1 11 01 11
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Der Sonntag · 9. Oktober 2016
Einladung zum Einkaufsbummel
Die Mitgliedsgeschäfte der WEHRER SERVICEGEMEINSCHAFT öffnen am heutigen Sonntag ihre Türen
Stressfrei einkaufen: Dazu laden
die Mitgliedsgeschäfte der Servicegemeinschaft Wehr am heutigen Sonntag, 9. Oktober, ein.
Von 12 bis 17 Uhr öffnen sie ihre
Türen und offerieren ihr Sortiment fernab der Alltagshektik.
Es darf in aller Ruhe gebummelt werden, denn kein Fahrzeugverkehr stört das Einkaufsvergnügen in der gesperrten
Hauptstraße. Rund 40 Geschäfte
haben offene Türen und locken
mit Aktionen und Schnäppchen.
Aber nicht nur in der Innenstadt
können Kauflustige sich ausgiebig über das aktuelle Sortiment
informieren.
Auch die Outletgeschäfte Trigema, CAM, Birkenstock, Silit
und Grace im Gewerbegebiet
Hemmet sind mit von der Partie,
ebenso das Schuhhaus Dede,
Radsport Büche in der Todtmooser Straße sowie der Schmidtsmarkt, der zum Herbstfest mit
regionalen Verkostungen ein-
Gaumenfreuden offeriert der italienische Markt.
lädt. Weitere Vielfalt offerieren
verschiedene Autohäuser. Sie
kommen mit den aktuellen Modellen, die der Markt zu bieten
hat, in die Hauptstraße. Bereits
ab 11 Uhr laden die Stände des
von Susanne Güdemann organisierten Flohmarkts entlang der
FOTOS: SIEBOLD
Todtmooser Straße zum Kruschteln und Stöbern. Überall in der
Hauptstraße bieten darüber hinaus Marktbeschicker, Vereine
und Kindergärten kulinarische
Vielfalt. Involviert ist auch die
Wehrer Gastronomie mit besonderen Speiseangeboten. Und je-
de Menge Musik steckt wieder
drin im verkaufsoffenen Sonntag in Wehr. Beim Schmidtsmarkt warten die Fidelen Dorfmusikanten mit schwungvoller
Blasmusik auf, bei der Sparkasse
singt der Wehrer Gospelchor
Happy People seine Lieder, und
vor der Volksbank gibt es böhmisch-mährische Weisen mit
d’Freneberger.
Kontraste dazu setzt der italienische Markt auf dem Talschulplatz: mediterranes Gemüse,
würzige Salami, luftgetrockneter Prosciutto, pikanter Käse, edler Wein und knusprig gebackenes Brot warten auf echte Feinschmecker. Der Markt ist übrigens bereits seit Freitag, 7., bis
Sonntag, 9. Oktober, in Wehr zu
Gast. Und nicht zuletzt können
die jüngeren Besucher luftige
Runden auf dem Karussell drehen und sich an den Zauber-Späßen von Clown Pat beim
Schmidtsmarkt vergnügen. OLD Bunt zeigt sich die Wehrer Hauptstraße.
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Der Sonntag
Sport
Melancholie und Wahn
Georg Ringsgwandl schien als ewiger
Paradiesvogel altern zuwollen. Nun
zeigt er sich im Jackett und so entspanntwie nie. Ein Interviewvor seiSEITE 13
nem Konzert in Lörrach
9.Oktober2016
Eine Winzigkeit besser
Mercedes-Teamkollege
Hamilton musste sich hauchdünn
geschlagen geben. Gerade einmal 83 Zentimeter trennten das
Silberpfeil-Duo nach seiner Runde auf dem 5,8 Kilometer langen
Hochgeschwindigkeitskurs, wie
eilige Berechnungen ergaben.
„Ich wusste, dass ich es kann“,
sagte Rosberg. In allen drei Trainingseinheiten war der 31-Jährige zuvor schneller als Hamilton
gewesen. „Es läuft schon das ganze Wochenende gut, damit bin
ich einfach zufrieden“, sagte Rosberg. Eswar bereits die achte Pole
Position dieser Saison, damit
schloss der Deutsche zu Hamilton auf. Insgesamt wird Rosberg
heute, 7 Uhr, zum 30. Mal in seiner Karriere auf Startplatz eins
stehen.
Hamilton fächerte sich in der
kurzen Fragerunde nach der
Qualifikation immer wieder Luft
zu. Der ständige Zweikampf mit
seinem deutschen Konkurrenten bringt den dreimaligen
Champion zunehmend ins
Schwitzen. Vor dem 17. der 21 Saisonrennen hat Hamilton 23
Punkte Rückstand auf Rosberg
und benötigt dringend einen
Sieg für die Wende. „Ich habe getan, was ich konnte“, versicherte
Hamilton.
Nach den Übungseinheiten
hatte der 31-Jährige sogar noch
einmal sein Auto umbauen las-
sen. „Es warviel Arbeit, wir haben
viel verändert. Es war nicht
leicht, mit einem ganz neuen
Auto in der Qualifikation zu fahren“, erklärte Hamilton. Der Weltmeister muss alles versuchen,
um Rosberg endlich wieder einzubremsen. Zuletzt hatte Hamilton in Malaysia ein Motorschaden den sicher geglaubten Sieg
gekostet.
Allerdings weiß der Brite, dass
er auch in den vergangenen beiden Jahren in Japan von Platz
zwei ins Rennen ging und Rosberg in beiden Fällen noch hinter sich ließ. „Ich muss nicht von
der Pole starten, um zu gewinnen“, sagte Hamilton.
Auch Rosberg ist gewarnt. „Es
ist noch ein weiter Weg. Ich muss
jetzt alles zusammenbekommen“, sagte der gebürtige Wiesbadener. Schafft er am Sonntag
seinen neunten Saisonerfolg,
reichen ihm in den verbleibenden vier Grand Prix schon jeweils zweite Plätze, um zum ersten Mal den WM-Triumph zu feiern. „Ich bin guter Dinge“, beteuerte Rosberg.
Als Dritter startet der Finne Kimi Räikkönen. Vierter der Qualifikation wurde sein Teamgefährte Sebastian Vettel. Der Hesse
wird jedoch um drei Plätze nach
hinten strafversetzt, weil er zuletzt in Malaysia in Kurve eins einen Unfall mit Rosberg verursachte. „Ich habe die letzte Schikane ein bisschen verpatzt“, erklärte Vettel seine neuerliche
Niederlage im internen Duell
mit Räikkönen. Für das Rennen
sieht er aber durchaus Chancen
auf einen Podiumsplatz. „Es ist
immer eine Lücke da, ich hoffe,
dass wir sie ergreifen können“,
sagte der viermalige Weltmeister.
Rang neun belegte Force-India-Pilot Nico Hülkenberg. Manor-Fahrer Pascal Wehrlein kam
nicht über den letzten Platz hinaus. Wegen eines unerlaubten
Getriebewechsels war der Neuling aber ohnehin schon zu einer
Strafversetzung um fünf Startplätze verdonnert worden. DPA
FAKTEN
DAS GESTRIGE Qualifikationsspiel zur WM 2018 zwischen den Fußball-Nationalmannschaften Deutschlands
und Tschechiens in Hamburg war beim Druck dieser
Ausgabe leider noch nicht
DS
beendet.
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SC FREIBURG
W
„Ich wusste, dass ich es kann“: Nico Rosberg hat in Suzuka die große Chance, seinen Vorsprung auf den
FOTO: AFP
Rivalen Lewis Hamilton auszubauen.
Leserbrief im INTERNET schreiben:
STANDPUNKT
Formel 1: Beim Großen Preis von Japan startet NICO ROSBERG von der Pole Position
Es war die Winzigkeit von
13 Tausendstelsekunden,
mit der Nico Rosberg das
nächste Duell mit Formel1-Titelrivale Lewis Hamilton
für sich entschied. Mit einer
letzten schnellen Runde
schnappte sich der deutsche WM-Spitzenreiter in
Suzuka doch noch zum dritten Mal in Serie die Pole
Position für den Großen
Preis von Japan.
Ihre Meinung
interessiert uns!
Schöne Herbsttage,
um zufrieden zu sein
enn seine
„In der ersten Liga
Mannzählt jeder Punkt, da
schaft gesteht die Effizienz
gen Eintracht Franküber allem.“
furt gewänne, würde
So gesehen – ist der
er die zwei Wochen
Saisonstart des SC
bundesligafreie Zeit
Freiburg geglückt:
glücklicher verbrinNeun Punkte aus
TONI NACHBAR
gen – sagte Sportsechs Spielen –
club-Trainer Chrismehr hatten sich
tian Streich vor dem Spiel gevor einigen Wochen vielleicht
gen die Hessen. Nun: Seine
nicht mal die Leipziger geSchützlinge errangen gegen
wünscht. Ohne die vermaledie Kovac-Elf den dritten
deite Minute in Berlin wäre
Heimerfolg der jungen Saison, der Freiburger Opener gerader Freiburger Fußball-Lehrer dezu perfekt gewesen.
kann derzeit stressfrei den
Dass dem überaus ehrgeizigen
nächsten Auswärtsauftritt bei Freiburger Trainer solche Zei1899 Hoffenheim vorbereiten. len nicht wie Honig über die
Weil nur Amir Abrashi, Caglas Lippen laufen, spricht für ihn.
Söyüncü, Jannik Haberer und
Denn auf dem SC-TrainingsMats Möller Daehli bei Ausgelände ist von Zufriedenheit
wahlteams weilen, verfügt er
oder von Selbstgefälligkeit
zudem über den Großteil seinichts zu spüren.
nes Kaders. Das Wetter ist trai- Die Auswärtsniederlagen wurningsideal, an so schönen
men fast noch mehr, als die
Herbsttagen wäre pure Zufrie- Heimsiege Erleichterung
denheit an der Schwarzwaldbrachten.
straße zu genießen.
Mit der Aussicht auf eine „ru„Was halten Sie eigentlich von hige Saison“ braucht man
der Dreier-Abwehr?“, fragte ein Streich, Vossler und Co. nicht
paar Tage vor Saisonbeginn
zu kommen. Zu jung ist die
während eines Gesprächs un- Spielzeit, zu groß ihr Eifer,
vermittelt SC-Präsident Fritz
diese junge Mannschaft rasch
Keller. Da er nicht prompt geweiterzuentwickeln. Und bei
nug die erhoffte oder befürch- den wiedererstarkten Hoffentete Entgegnung erhielt, beheimern wollen sie am Samsantwortete er die Frage selbst: tag nicht wieder verlieren.
KURZ GEFASST
DOPING
Wada soll Bekämpfung intensivieren
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) soll ein neues zentralisiertes, globales System zum Kampf gegen Sportbetrüger
und deren kriminelles Umfeld schaffen. Diesen Vorschlag
machten die Teilnehmer des fünften Olympic Summit gestern
in Lausanne in einer Deklaration. „Die Wada ist die Plattform
in diesem gemeinsamen Kampf“, sagte IOC-Chef Thomas Bach
nach der vierstündigen Konferenz hinter verschlossenen Türen.
Das gesamte System soll mit Beginn der Olympischen WinDPA
terspiele 2018 unabhängig von Sportorganisationen sein.
Brasilien aufWM-Kurs
5:0-Sieg der FUSSBALL-NATIONALELF in der Qualifikation gegen Bolivien
Angeführt vom starken Neymar
hat Brasiliens Fußball-Nationalmannschaft in der Qualifikation
für die WM 2018 zurück in die
Spur gefunden. Der 5:0 (4:0)Kantersieg gegen Bolivien in Natal war für das Team der dritte
Sieg im dritten Spiel unter dem
neuen Trainer Tite.
Die Seleção liegt in der WMQualifikation Südamerikas damit weiter auf Rang zwei hinter
Uruguay, das Venezuela 3:0 (1:0)
besiegte. Barcelonas Neymar
war in Natal der Mann des Spiels.
Das 1:0 (11. Minute) erzielte der
24-Jährige selbst, zwei der vier
weiteren Tore durch Philippe
Coutinho (26.), Filipe Luís (39.),
Gabriel Jesus (43.) und den ExHoffenheimer Roberto Firmino
(75.) bereitete er vor.
Nach Angaben des brasilianischen Verbandes war Neymars
Treffer zum 1:0 sein 300. ProfiTor in seiner Karriere, 49 davon
erzielte er für Brasiliens Nationalelf und liegt damit auf Rang
vier der ewigen Torschützenliste
hinter Pele, Ronaldo und Romario. In der 68. Minute verließ der
Olympiasieger nach einem Ellbogenschlag mit einer blutenden Platzwunde am Kopf den
Platz. Am Mittwoch gegen Venezuela wird er nach seiner dritten
Gelben Karte ohnehin gesperrt
fehlen.
Mit nur einem Punkt Rückstand auf Uruguay, das in neun
Partien 19 Zähler holte, hat der
fünfmalige Weltmeister gute
Chancen auf die Teilnahme an
der WM in zwei Jahren in Russland. Die besten Vier der Südamerika-Gruppe qualifizieren
sich direkt für das Turnier 2018.
Dabei holte das Team unter ExTrainer Carlos Dunga aus den
ersten sechs Partien der Qualifikation nur neun Punkte. Mit Tite
gelang mit drei Siegen in Serie
dann die Wende. „Wir spüren,
dass die Stimmung sich zum
Besseren gewandelt hat“, sagte
Verteidiger Dani Alves. Etwas
den Anschluss verlor Argentinien, das ohne den verletzten Lionel Messi in Peru nicht über ein
2:2 hinauskam und auf Platz
fünf liegt. Ramiro Funes Mori
(15.) und Torjäger Gonzalo Higuain (77.) brachten Argentinien
zweimal in Führung, Ex-Bundesligaprofi Paolo Guerrero (58.)
und Christian Cueva (84./Elfmeter) glichen aus.
Um das WM-Ticket bangen
muss Copa-América-Champion
Chile, der mit dem Münchner
Arturo Vidal in der Startelf gegen
Ecuador überraschend deutlich
mit 0:3 (0:2) verlor. Ecuador ist
mit 16 Punkten nun Dritter, fünf
Zähler vor den Chilenen auf
Rang sieben. Sein Team sei unterlegen gewesen, gab Chiles
DPA Brasiliens Star Neymar (rechts), hier gegen den Bolivianer Ronald Raldes
Trainer Juan Pizzi zu.
FOTO: AFP
12 SPORT · EXTRA
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
Ronaldo-Gala in Aveiro
Qualifikation zur FUSSBALL-WM 2018 : Klare Siege für Portugal, Frankreich und Holland
Europameister Portugal
und EM-Finalist Frankreich
haben nach schwachen Auftaktspielen in der WM-Qualifikation die ersten Siege
gefeiert. Bei Portugal überragte Superstar Ronaldo mit
vier Toren - zum ersten Mal
schaffte CR7 das für sein
Nationalteam überhaupt.
Superstar Cristiano Ronaldo
hat Portugal mit vier Toren zum
ersten Sieg in der WM-Qualifikation geschossen. Der Europameister gewann am 2. Spieltag in
der Gruppe B mit 6:0 (3:0) gegen
Fußballzwerg Andorra und betrieb Wiedergutmachung für die
0:2-Auftaktniederlage in der
Schweiz.
Auch EM-Finalist Frankreich
kam beim 4:1 (3:1) gegen Bulgarien zum ersten dreifachen Punktgewinn. Die Niederlande besiegten Weißrussland ebenso mit 4:1
(2:0) und führt die Gruppe A mit
vier Punkten aufgrund der mehr
erzielten Tore vor Frankreich (4)
an.
Ronaldo brachte Portugal in
Aveiro blitzschnell 2:0 in Führung (2./4. Minute). In der
Schweiz hatte der Stürmer von
Real Madrid noch gefehlt. Joao
Cancelo legte zum 3:0 nach (44.).
CR7 markierte mit seinem dritten Treffer das 4:0 (47.) - sein ins-
Anzeige
gesamt vierter Dreierpack für
Portugal. Auch das 5:0 steuerte
Ronaldo bei (68.). Andre Silva traf
zum 6:0 (86.). Andorra musste
gleich zwei Platzverweise verkraften.
Nach dem überlegenen Sieg
schrieb die Zeitung Publico vom
„Hurrikan Ronaldo“ und lobte,
der „unaufhaltsame Cristiano“
habe durch diese Leistung einen
weiteren wichtigen Meilenstein
in einem ohnehin an Rekorden
reichen Jahr erzielt.
Tatsächlich war es das erste
Mal in seiner Karriere, dass der
Stürmer von Real Madrid für die
Nationalelf viermal in einem
Spiel traf. „Ich bin glücklich, meinen ersten „Poker“ für Portugal
hingelegt zu haben“, twitterte
Ronaldo am Abend.
Das Blatt Sabado bejubelte die
„historische Nacht des Capitão“,
der den Europameister bereits
innerhalb der ersten fünf Minuten mit 2:0 in Führung gebracht
hatte. Auch dies war eine Premiere für den dreimaligen Weltfußballer des Jahres. „Es lief gut
für uns, und nach den zwei Toren
in den ersten Minutenwurde das
Spiel einfacher“, kommentierte
Ronaldo. Jedoch hätte die portugiesische Elf gegen „eines der
schlechtesten Teams Europas“
eigentlich noch sechs Tore mehr
schießen können, urteilte Sabado.
Frankreich musste nach der
Nullnummer zum Auftakt in
Vier Tore gegen Andorra: Cristiano Ronaldo (Mitte) bejubelt einen seiner Treffer mit den MannschaftskolFOTO: DPA
legen Andre Gomes und Pepe.
Weißrussland den schnellen
Rückstand durch Mihail Aleksandrows verwandelten Elfmeter hinnehmen (6.). Doch die
Gastgeber drehten im Stade de
France die Partie. Kevin Gameiro
köpfte das 1:1 (24.). Nur zwei Minuten später erhöhte Dimitri
Payet auf 2:1 für die Equipe Tricolore (26.). Antoine Griezmann
schoss noch vor der Pause das 3:1
(38.). Gameiro war mit seinem
zweiten Tor zum 4:1 zur Stelle
(59.). Die Niederlande, die ohne
Bayern-Star Arjen Robben (Rip-
penprellung)
auskommen
mussten, gingen durch Quincy
Promes in Rotterdam verdient
2:0 in Führung (15./31.).
Kurz nach der Pause verkürzte
immerhin Alexei Rios auf 1:2
(47.). Doch Davy Klaassen stellte
mit dem 3:1 den Zweitore-Vorsprung wieder her (56.). Vincent
Janssen machte mit dem 4:1 (64.)
alles klar. Am Montag empfängt
Frankreich die Holländer zum
Top-Duell.
Der ehemalige Erfolgs-Trainer
der niederländischen Eisschnell-
LOHGERBE-CENTER
Bad Säckingen
Wir feiern mit Ihnen vom Do., 13. – Sa., 15. Oktober
läufer Gerard Kemkers wird
künftig als Manager für Leistungsport im niederländischen
Fußballverband KNVB arbeiten.
Das bestätigte Hans van Breukelen, technischer Leiter des KNVB,
dem niederländischen Fernsehsender NOS.
Kemkers hatte früher als Chefcoach im Privatteam TVM unter
anderen die Stars Sven Kramer
und Ireen Wüst zu Olympiasiegen, WM- und EM-Titeln geführt.
Internationales Aufsehen erregte Gerard jedoch Kemkers bei
den Winterspielen 2010 in Vancouver. Nachdem sein Schützling Kramer über 5 000 Meter
Olympia-Gold geholt hatte, unterlief danach Kemkers im
10 000-Meter-Rennen ein folgenschwerer Fehler.
Er wies den erneut auf Goldkurs liegenden Kramer an, auf
die Innenbahn zu wechseln, obwohl er auf der Außenbahn hätte
laufen müssen. Das führte zur
Disqualifikation des Top-Favoriten und schließlich zur Trennung des Erfolgsgespanns.
Kemkers war zuletzt für die Talententwicklung beim FC Groningen verantwortlich und will
diese Funktion weiter ausüben.
Hans Nijland, der Vereinsvorsitzende des FC Groningen, ist über
die Entscheidung des KNVB
nicht glücklich. „Ich war ein wenig irritiert. Ich denke, der KNVB
sollte den Clubs nicht die Expertise nehmen. Er sollte selbst geeignete Leute aus anderen Sportarten finden“, sagte er der Agentur ANP.
Die Schweiz gewann mit 3:2
(0:0) in Ungarn und führt die
Gruppe B mit sechs Punkten an.
Die Tore für die Gäste, die mit
sieben Bundesliga-Profis starteten, erzielten der Frankfurter
Haris Seferovic (51.), Ricardo Rodriguez (67.) und Herthas Valentin
Stocker (90.). Für die von Bernd
Storck trainierten Ungarn traf
der Hoffenheimer Adam Szalai
DPA
doppelt (54./72.).
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15 Jahre
Eine Bereicherung der Innenstadt
Das
LOHGERBE-CENTER
in Bad Säckingen feiert den 15. Geburtstag und zeigt sich gut aufgestellt
15 Jahre Lohgerbe-Center Bad Säten eine große Ananas- und Exotenckingen: Vom 15. bis 17. November
show, Verkostungsaktionen und
2001 wurde die Einweihung des
Superknüller an der Theke. Das ReiEinkaufszentrums in Bad Säckinsebüro Tui lädt zum Gewinnspiel
gen gefeiert. Und auch, wenn es
und verlost unter allen Neubuchunkein wirkliches Jubiläum ist, möchgen bis 15. Oktober Handgepäckten die ansässigen Geschäfte den
Trollys. Auch in der SchwarzwaldGeburtstag mit ihren Kunden feiApotheke gibt es Rabatte auf alle
ern.
Kosmetiklinien und eine individuel„Im Prinzip gibt es im ganzen Mole Hautberatung.
nat Oktober einzelne Aktionen“,
Mit Schnäppchen und Sonderrasagt Stephan Ruthe von der Wir-fürbatten feiern auch Vodafone, CultSie-Parfümerie Ruthe. So gewährt
Fashion, der DM-Drogeriemarkt,
das Geschäft seinen Kunden noch
das Modefachgeschäft Vögele, Tabis zum 15. Oktober Prozente auf
bak Werne und Schwarzwaldbrot
alle nicht reduzierten Parfümeriemit ihren Kunden den Geburtstag.
Artikel. Von Donnerstag, 13., bis
Zehn Geschäfte sind heute unter
Samstag, 15. Oktober, folgt die heidem Dach des Lohgerbe-Centers
ße Phase. Dann gibt es in jedem
vereint. Seit der Eröffnung vor 15
Geschäft eine besondere Attrakti- Das Lohgerbe-Center wird 15
Jahren haben sich dennoch einige
FOTO: OLD Veränderungen ergeben. Der größte
on. Die Schmidtsmärkte etwa bie- Jahre jung.
Wechsel war der Auszug von Migros
2008. Der Schweizer Einkaufsriese
zog sich zurück, weil seine wirtschaftlichen Erwartungen sich nicht
erfüllt hatten. Das Familienunternehmen Schmidtsmarkt führte den
Markt nach dem Umbau weiter.
„Heute ist das Lohgerbe-Center
gut aufgestellt“, bilanzieren Michael
Schmidt und Stephan Ruthe unisono. Und auch die erweiterten BeckArkaden begrüßen beide sehr. Damit verfüge Bad Säckingen über ein
optimales Zentrum, dass sich von
den Beck-Arkaden über Sparkasse
und Woolworth bis zum LohgerbeCenter erstrecke und alle möglichen Bedürfnisse der Kunden abdecke. Für ein Mittelzentrum wie die
Trompeterstadt sei alles, was die Innenstadt bereichere, positiv. OLD
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zum 15-jährigen Jubiläum.
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Der Sonntag
Kultur
9.Oktober2016
Deutsches Leben im
20. Jahrhundert
GUNTRAM VESPER
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Im März mit dem Leipziger Buchpreis 2016 ausgezeichnet: GuntFOTO: ZVG
ram Vesper.
ein Studium der Germanistik
und Medizin in Gießen. Seit 1963
lebt Guntram Vesper in Göttingen und in Steinheim am Vogelsberg als Schriftsteller, Herausgeber, Filmemacher, Kritiker,
Zeichner, Büchersammler und
kritischer Zeitgenosse.
„Frohburg“ gilt als das Opus magnum von Guntram Vesper, und
ist zugleich für den Autor der
Ausgangspunkt von allem: der
Ort, in dem er geboren wurde
und in dem er seine Jugend verbracht hat. Dann kam die Flucht,
wobei das umliegende Land die
Folie der Geschichtsbetrachtung
einer deutschen Epoche bildet.
Der Roman „Frohburg“ hält ein
Land und eine Zeit gültig fest,
Kultur und Politik, Krieg und
Nachkrieg. Vesper zeichnet ein
umfassendes, großartiges Porträt deutschen Lebens im 20.
Jahrhundert.
„Frohburg“ gilt ist ein gewaltiges Prosawerk, das neben die
großen Bücher von Peter Kurzeck, Walter Kempowski und Uwe
Johnson zu stellen ist. Der Roman ist zugleich ein Füllhorn an
Geschichten, zumeist grundiert
mit eigenem Erleben, eine große
autobiografische Erzählung, ein
Weltbuch im Überschaubaren.
Die Veranstaltung wird von der
Badischen Zeitung unterstützt.
Im Anschluss an die Lesung, die
um 20 Uhr beginnt, findet ein
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Vier Stunden brutzelt ein Spanferkel
auf dem Grill, dann kommt es auf
den Tisch. Ein Besuch in Gerteisers
Spanferkelstube im Laufenburger
SEITE 15
Ortsteil Rotzel.
„ Wahnsinn lauert
immer irgendwo“
liest in Bonndorf aus „Frohburg“
Der Träger des Leipziger Buchpreises 2016, Guntram Vesper,
kommt am Samstag, 15. Oktober,
ins Schloss Bonndorf. Dort liest
er aus seinem Roman „Frohburg“, benannt nach der gleichnamigen Stadt in Westsachsen,
für den er im März mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnet
wurde.
Der 1941 geborene Schriftsteller floh 1957 aus der DDR über
West-Berlin in die Bundesrepublik nach Friedberg in Hessen.
Dort war er zunächst als Hilfsarbeiter in Landwirtschaft und Industrie und auf dem Bau tätig.
Nach dem Abitur begann Vesper
Spezialität Spanferkel
GEORG RINGSGWANDL spielt jetzt in völlig
normalen Klamotten entspannten Blues
und erzählt melancholische Geschichten
Georg Ringsgwandl schien
als ewiger Paradiesvogel
altern zu wollen. Nun aber
zeigt er sich entspannt wie
nie und kommt mit einem
neuen, akustischen Programm voller melancholischer Songs nach Lörrach.
mals in einer sehr schwierigen
Situation und wollte das Musikmachen eigentlich sein lassen
und mir wieder einen Arztjob suchen. Wir hatten mit der alten
Band am Album „Untersendling“ gearbeitet, aber es wurde
immer zentrifugaler. Die Atmosphäre war so trostlos, ich konnte die Truppe einfach nicht mehr
begeistern und hatte das Gefühl,
Herr Ringsgwandl, als wir zum
ich schreibe nur noch Schrott
letzten Mal miteinander spraund es macht niemandem mehr
chen, waren sie ein wilder, junger Spaß. Das ging ein paar Monate
Bursche, der in ausgeflippten
und wurde immer trübseliger.
Kostümen laute Rockmusik spiel- Ich dachte, ich kann’s nicht
te. Jetzt posieren Sie im Jackett
mehr. Ich war deprimiert und
und spielen entspannten Akusdachte, lass den ganzen Scheiß.
tik-Blues. Was ist in diesen sieben
Jahren passiert?
Wie kamen Sie da raus?
(lacht) Oh, war das die Tour mit
Strumpfhose und Blumenkübel? Ja, da haben wir es ordentlich krachen lassen. Das ist eine
durchaus legitime Darstellungsform, die ihre Berechtigung und
ihren Reiz hat.
Markiert dann die jetzige Darstellungsform den Übergang ins
Alterswerk?
Nein, ich will das schon sehr lange, und hatte schon ein paarmal
mit der Band ausprobiert, in einem ganz intimen Rahmen zu
spielen, rein akustisch. Hatte
aber nie so richtig funktioniert.
Wissen Sie, es ist wahnsinnig
schwierig, die Musik so leicht
klingen zu lassen, als könnte
man sich grade mal hinsetzen
und das grade so runterrotzen.
Aber das Gegenteil ist der Fall.
Dafür braucht es die richtigen
Musiker, man muss wahnsinnig
eingespielt sein und sehr genau
aufeinander hören können. Jetzt
sind wir so weit, dass wir so ein
Album live einspielen können.
Wir saßen alle in einem Zimmer
und spielten unverstärkt und
live. Die meisten Songs waren
nach ein oder zwei Takes im Kasten. Wenn so was klappt, ist das
ungeheuer beglückend, das gibt
es nur in dieser Situation.
Man hört aber auch wirklich
selten Funk auf der Mandoline.
Das war eigentlich nur Gaudi
und ist etwas bizarr, funktioniert
aber super. Das ist so etwas wie
unsere Prince-Gedenknummer,
ein musikalischer Grabstein.
Wie lange spielen Sie schon mit
dieser Band?
Seit sieben Jahren. Ich war da-
akzeptable Art, auf die Welt zu aus dem Keller und nimmt es
blicken.
mit ins Finanzamt.
Melancholie als Haltung?
Melancholie ist ein Blick auf die
Dinge, der mit Bedauern zur
Kenntnis nimmt, dass nicht alles
gut geht. Der aber auch weiß,
dass nicht alles nur furchtbar ist
und man nicht alles furchtbar
ernst nehmen darf. Melancholie
ist eine der wenigen anständigen
Haltungen, die man gegenüber
der Welt einnehmen kann. Ich
glaube dem wütenden Protestler
nicht, der alles besser weiß und
mit dem Finger auf die Welt
zeigt. Aber nur Sack und Asche
ist es auch nicht. Man selbst ist
auf der Welt gar nicht so wichtig.
Es war wohl meine Frau, die ei- Nicht so einfach einzulösen.
nen Freund von mir angerufen
hat. Der hat in Frankfurt ein StuDie Welt hat sich verändert, wedio und lud mich ein, mich mit
niger verrückt st sie nicht geworein paar Musikern, die er kannte,
den. Aber ihre Wut ist sublimiert,
hinzusetzen. Wenn’s klappt,
selbst in kritischen Liedern.
wär’s gut, und sonst würde es
mich nix kosten. Ich fuhr hin Das ist so, ja. Darum habe ich
und nach einer halben Stunde mich auch bemüht. Wenn ich
hatten wir den ersten Song auf Konzerte von bestimmten KolleBand. Das sind die Typen, mit de- gen anschaue, die die Faust renen ich seither spiele.
cken gegen Krieg und Umweltverschmutzung, Putin, Trump
Geändert hat sich nicht nur die
und Ausbeutung und alle stehen
Musik. Sie haben zwar nie nur
zusammen und fassen sich an
satirische und scharfe Texte geden Händen, dann glaube ich
macht, aber die neuen Lieder
das nicht. Das ist zu billig. Wer
erzählen recht melancholische,
nimmt das ernst, wer glaubt den
dabei menschenfreundliche Ge- Scheiß?
schichten.
In „Woanders“ kritisieren sie
Nachdem ich mehrfach darauf
prompt auch eher eine Haltung,
angesprochen wurde, habe ich
die Selbstgefälligkeit: Wenn nur
mal meine ersten zehn, zwölf
alle so gut wären wie wir, sähe
Platten genommen – das war ja
es bei denen auch besser aus.
nicht nur Disco-Gaudi, sondern
auch Nachdenklicheres. Aber na- Den Song habe ich als einzigen
türlich habe ich über die Jahre schon vor sechs Jahren geschrieversucht, es besser zu machen. ben. Im schön sanierten und
Und der Blick auf die Dinge än- wohlhabenden Teil von Bayern,
dert sich, wie die Dinge selbst. in dem ich lebe, ist das eine ganz
Man kann nicht ungestraft sei- verbreitete Haltung, auch in
nen alten Stiefel durchziehen. meiner Umgebung von KünstIch verarbeite ja die Welt, was ich lern ist mir das auf den Senkel
sehe, höre und erlebe.
gegangen. Warum machen die
anderen keine Mülltrennung
Wie wichtig ist Ihnen dabei Husondern Korruption und so, die
mor?
sind doch selber an ihrem Elend
schuld. Aber wir haben hier einEinen Hauch von Humor fach Glück gehabt.
braucht es immer, sonst ist alles
unerträglich. Ich glaube weder
Doch selbst in der bayerischen
an eine nur lustige, noch an eine
Provinz ist der Terror eingebronur triste Platte. Beides ist keine
chen.
gültige Erzählweise, es braucht
ein bestimmtes Spektrum. Ich Der ist nicht bestellt worden,
will weder Tralala noch nur mit sondern trotz stabiler CSUDepressionen gequält werden. Mehrheit
gekommen.
VerKeine Vorgaukeleivon Schönhei- dammt. Aber selbst in der
ten, noch auf künstlerisch tiefe Schweiz dreht ab und zu mal eiTristesse machen. Ich suche eine ner durch und holt sein Gewehr
Hatten Sie nach Ansbach ein
mulmiges Gefühl auf der Bühne?
Eine Stunde vor dem Amok-Lauf
in München ist unser Gitarrist
aus dem Olympiaeinkaufszentrum rausgelaufen in sein Hotel
nebenan, wo er dann die ganze
Nacht durchgebibbert hat. Da
waren wir etwas nah dran. Ich
würde mich ungern abknallen
lassenvon einem Wahnsinnigen.
Ich gehe aber nicht mit Angst auf
der Bühne oder in die U-Bahn.
Der Wahnsinn lauert immer irgendwo.
In mehreren Liedern bricht plötzlich das Leben in geordnete Verhältnisse ein, oder die Liebe oder
eine Sehnsucht.
Wir leben in einem wohlgeordneten und superregulierten System mit Wärmedämmung und
Mülltrennung und Gitter über
dem Sandkasten, damit die Katze nicht reinkackt. Was sich in
den Häusern aber abspielt, ist
auch nicht immer so ermunternd, da schleicht sich eine Art
von Elend ein. Unsere psychotherapeutische Industrie übertrifft schon bei weitem die
Kriegsindustrie. Das ist kein Zufall. Ich mag es, wenn jemand einen Schritt macht und sich befreit aus einer erstickenden Situation. Wenn jemand inkorrekt
ist und das Leben bricht sich
Bahn. In der „Schokoladenfee“
ist das ja fast schon zu kitschig.
Dieser Mann, der einmal in seinem Leben etwas erlebt hat und
sein ganzes Leben lang daran
denkt, an diesen Moment und
diese Sehnsucht hat. Aber er hat
es immerhin erlebt.
Wie sieht das neue Programm
insgesamt aus?
Wir spielen fast alle Songs von
der neuen Platte. Der Rest setzt
sich aus Songs der letzten 30 Jahre zusammen mit Fundstücken,
die zu Unrecht lange Zeit nicht
mehr gespielt worden sind, aber
ins akustische Programm passen. Es wird filigraner und feiner,
entwickelt aber auch erstaunliDAS GESPRÄCH
chen Druck.
FÜHRTE RENÉ ZIPPERLEN
> GEORG
RINGSGWANDL
Dienstag, 11. Oktober, 20 Uhr,
Burghof Lörrach. Karten zu 30 Euro
unter 0761/4968888 oder unter
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14 KULTUR IN DER REGION
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
Kunst ist Verwandlung
LESESTOFF
SCHLANGEN, GUILLOTINEN UND EIN ELEKTRISCHER STUHL
AufstiegundFallvonAliceCooper
A
lice Cooper ist in diesem
Buch nur einer von fünf.
Denn „Schlangen, Guillotinen und ein elektrischer Stuhl“, das der
Bassist Dennis Dunaway mit dem Journalisten Chris Hodenfield geschrieben hat
(Übersetzung: Allan
Tepper), handelt vor
allem von der Band,
nicht von der Person.
Es spielt in den 60er
und 70er Jahren und
beginnt mit der
Gründung der Schülerband The
Earwigs, die Dunaway und Vincent Furnier (aus dem später
Alice Cooper wurde), zwei
schlaksige jungen Langstreckenläufer, ins Leben riefen.
Aus den Earwigs wurden The
Spiders, dann The Nazz und
schließlich, 1968, Alice Cooper.
Zunächst als Coverband, später
mit eigenen Songs machte die
Gruppe auch durch ihre schrillen Auftritte immer mehr von
sich reden. Dunaway hat reichlich Anekdoten parat aus der
Zeit, in der aus dem Rock’n’Roll
der Hardrock wuchs, vom barfuß nach Hause laufenden Jim
Morrison, von Begegnungen
mit den höflichen Briten von
Pink Floyd und von der Zusammenarbeit mit Frank Zappa, der
Absolut sehenswert: RONI HORN in der Fondation Beyeler
Befragungen, sinnliche Rätsel und Skulpturen, an denen man sich erfreuen
kann: Die Fondation Beyeler zeigt Roni Horns vielfältiges Schaffen.
die ersten beiden Alben von
Alice Cooper produzierte. Man
muss mit Dunaways amerikanischer Großspurigkeit klarkommen,
aber das Buch ist ein
schöner Einblick in
die Zeit von Sex,
Drugs und
Rock’n’Roll. Durch
die Zusammenarbeit
mit Produzent Bob
Ezrin und Hits wie
„I’m Eighteen“ und
„School’s Out“ und
die berüchtigten
Bühnenshows stieg Alice Cooper zu einer der größten Bands
ihrer Zeit in den USA auf. Doch
damit begann auch ihr Untergang: Gitarrist Glen Buxton
verfiel ebenso dem Alkohol wie
Vince Furnier; eine Bandpause
nutzte das Management, um
fortan Alice Cooper als Solokünstler zu etablieren. Nach einem gewaltigen Zeitsprung
gibt es ein versöhnliches Ende
mit der kurzen Wiedervereinigung der Band – außer dem verstorbenen Glen Buxton – zur
Aufnahme der Band 2010 in die
Hall of Fame. KATHRIN GANTER
NIKOLAUS CYBINSKI
Sechs Säle mit fotografischen
Installationen, Arbeiten auf Papier und Skulpturen aus gegossenem Glas: Es ist ein Spiel der
Verwandlungen, das die 1955 in
New York geborene Amerikanerin hier vorführt. Sie misstraut
der begrifflich fixierten Realität,
und was der österreichische Romancier Robert Musil vor bald
einem Jahrhundert den „Möglichkeitssinn“ nannte, das ist Roni Horns Sache: Leben und Kunst
als Prozess ständiger Veränderungen.
Gleich eingangs der von Theodora Vischer kuratierten Schau
verraten 15 Porträtpaare ein und
derselben Person – es ist Roni
Horn selbst – die Verwandlung,
die die Zeit, hier im Verlauf der
Lebensjahre, in einem Gesicht
bewirkt. Das Kind Roni und die
junge Frau: Sind sie noch dieselbe? Sie sind es – und zugleich
sind sie es nicht mehr. Was die 30
Fotografien
so
sehenswert
macht, ist das Gewahrwerden
der Augenblicke der äußeren
und inneren Verwandlungen.
„Rose is a rose is a rose is a rose“, sagte 1913 Gertrude Stein, als
sie nach dem Verhältnis zwischen Objekt und seinem Begriff
gefragtwurde. Und die Redewendung „come up smelling like a
rose“ besagt im Englischen, etwas erfolgreich zu Ende bringen.
Horn verband beide Aussagen
und schuf 46 Aquarelle mit dem
Titel „Th Rose Prblm“, die sie als
Weiterentwicklung der Serie
„Hack Wit“ verstand. In der ging
es ihr um das geistreiche (wit)
Zerschneiden (hacking) einer Sache, woraus Horn nun von 2013
bis 2015 ein buntes Thema mit
Variationen gemacht hat. Jetzt
erinnern die Wörter daran,
> SCHLANGEN, Guillotinen und
ein elektrischer Stuhl, Dennis Dunaway und Chris Hodenfield,
Hannibal Verlag, 23 Euro.
KURZ GEFASST
WEHR
ungezählten Reflexen, und in
ganz kleiner Schrift wird unter
den Fotos ein Text lesbar, der in
bis zu 35 Notaten erläutert, worum es geht. Also lesen wir zum
Beispiel: „1 You say Water is
troubled or calm“, „4 Water is sexy“, „11 Black Water isn’t sexy“, „19
Black Water is only the idea of
water“. Man muss genau hinschauen, um die winzigen Ziffern in den Wasserreflexen zu
entdecken; hat man sie jedoch
gefunden, wird die Fotografie
zur spannenden Erzählung widersprüchlichster Geschichten.
Die zu lesen und zu sehen macht
einfach Spaß.
Chanson- und Kabarett mit Pfeffer & Likör
Im Rahmen des Kleinkunstprogramms
der Kulturkooperation SchopfheimWehr kommt das weibliche Chansonund Kabarettduo Pfeffer&Likör mit
ihrem Programm „Die Nacht ist nicht
allein zum Schlafen da“am Samstag,
22. Oktober, um 20 Uhr, ins Storchehus
in Wehr. Gefährliche Liebeleien und
Verbrechen aus Leidenschaft sind der
blutrote Faden dieses berauschenden
Chansonabends. Karten kosten 15, ermäßigt 13 Euro bei Lotto Erhart, Wehr, Tel. 07762-2756, PipeCorner in Schopfheim (07622-64366) oder bei allen ReserDS
vix-Vorverkaufsstellen.
–
Große Formenvielfalt
–
Exotische Findlinge: Roni Horns Skulpturenreihe „Water Double“. Darunter ihre Selbstporträtserie „a.k.a“, in der sie verschieden alte Ichs einFOTOS: ZVG
ander gegenübersetzt.
scheinbar losgelöst vom chaotisch zerschnittenen Grund,
dass die Rose eben doch eine Rose ist, aber das neue „Hack Wit“
wird nun zum fröhlichen Spiel,
das sich permanent selbst erfindet.
Von hier führt ein Gedankenweg zum fünften Saal, in dem
die zehn großformatigen „Pigment Drawings“ von 2007-13
hängen. Wieder ist der Grund
der Bilder zerschnitten und zu
kaum wahrnehmbaren Linien-
KREUZWORTRÄTSEL
erhöhter Fußbodenteil
poetisch:
Adler
weibl.
Vorname
Männername
Tresor
Grazie,
Liebreiz
5
kaufm.:
Sollseite
eines
Kontos
8
Stadt in
Nordfrankreich
richterliche
Verfügung
früherer
Gatte,
Gemahl
provisorisch
zusammenfügen
Blasinstrument
Hauptstadt
von
Ägypten
sibir.
Eichhornfell
4
persönl.
Fürwort,
2. Person
Plural
heißer
Jazz
(amerik.)
Held bei
Shakespeare
Riesenschlange
2
3
4
5
6
7
8
Öffnung
auf
Schiffen
11
Liebe: Was Sie sagen, hat Gewicht und wird von Ihren Lieben verstanden. Beruf: Überlassen Sie ruhig einmal den Kollegen die
Entscheidungen. Allgemein: Finger weg
von Geschäften, die nicht transparent
sind!
Kosename d.
Großmutter
Märchenroman v.
Michael
Ende
LÖWE
®
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sprichwörtlich dickes Fell sind Sie gut geschützt. Allgemein: Guter Zeitpunkt, jemandem endlich die Hand zu reichen.
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können. Beruf: Idealer Zeitpunkt, um zielgerichtete Handlungen
vorzunehmen. Allgemein: Geben Sie sich
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9
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Singular
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Frucht
IHR HOROSKOP VOM 9. BIS 15. OKTOBER
ugs.:
großartig
3
segmenten verformt, über denen sich mineralische Pigmente
als amorphe Formen ausbreiten.
Das desorientiert die Blicke,
denn die suchen vergeblich nach
Fixpunkten, und das macht diese Drawings wiederum so sehenswert.
Im dritten Saal wird ein ganz
anderes Spiel gespielt. Hier hängen die 15 Fotografien, denen > RONI HORN Fondation Beyeler,
Horn 1999 den Titel „Still Water, Riehen. Täglich von 10 bis 18 Uhr,
The River Thames, for Example“ mittwochs bis 20 Uhr (bis 1. Janugab. Das Wasser spiegelt sich in ar).
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
lat.:
auf dem
Wege
über
hin
und ...
Kloster
Deckung
gegen
Sicht
Märchengestalt
Kfz-Z.
Bulgarien
Mit Wasser zu tun haben auch
die neuen Arbeiten Horns, sechs
1,30 Meter hohe zylindrische Objekte aus gegossenem farbigen
Glas, deren opake makellos reine
Oberflächen
eine
stumpfe
Transparenz erzeugen. Die
Lichtverhältnisse im großen Saal
lassen sie wie exotische Findlinge erscheinen, schöne monumental-elegante
Skulpturen,
einzig geschaffen, wie es scheint,
um sich an ihnen zu erfreuen.
Den Abschluss der Ausstellung bilden „The Selected Gifts“,
eine Kollektion von 67 Fotografien, die die Fondation erstmals
zeigt. Horn hat von 1974 bis 2015
die Geschenke ihrer Bekannten
und Freunde gesammelt, etwa
ein Paar Handschuhe, ein Buch,
einen Liebesbrief, das versteinerte Ei eines Dinosauriers, und
dieses Sammelsurium hat sie fotografiert. Es zu sehen, ist kurzweilig-unterhaltsam, doch eher
harmlos. Allerdings erinnert es
an den Beginn der Ausstellung,
an die 30 Fotografien der Künstlerin, und ihr Credo, dass das Leben und die Kunst in all ihren Facetten eine ständige Verwandlung sind.
s1813-0880
Lösung vom vergangenen Sonntag:
HALBLEINEN
Liebe: Lassen Sie sich von Ihrem Schatz einmal wieder
schick ausführen. Beruf: Geduld und Ausdauer sind im Moment die
Schlüssel zum Erfolg. Allgemein: Der
Konkurrenzkampf ist nicht so stark wie
befürchtet.
JUNGFRAU
Liebe: Manchmal ist es nötig,
mehr aufeinander zuzugehen.
So wie jetzt. Beruf: Dass Sie Ihr
Fach beherrschen, haben Sie oft genug
bewiesen. Allgemein: Sie dürfen sich zuversichtlich in eine Aktion stürzen.
WAAGE
Liebe: Alles, was den Schatz
verletzen könnte, sollte vermieden werden. Beruf: Dank
kosmischer Unterstützung sind Sie besonders inspiriert. Allgemein: Jemand
macht Ihnen einen Vorschlag, der Sie irritiert.
SKORPION
Liebe: Vorsicht, Beziehungsstress! Anschuldigungen unbedingt vermeiden. Beruf: Für
kniffelige Angelegenheiten sind Sie der
Ansprechpartner. Allgemein: Ihre Argumentationstechnik ist so gut wie unschlagbar.
SCHÜTZE
Liebe: InveSTIERen Sie nicht zu
viel Gefühl in eine neue Bekanntschaft. Beruf: Genießen
Sie eine entspannte Woche ohne Sorgen
und Probleme. Allgemein: Spannungen
der letzten Zeit lösen sich allmählich auf.
STEINBOCK
Liebe: Singles tun alles, um das
Hintertürchen gut im Auge zu
behalten. Beruf: Man kann auf
Ihre weitsichtigen Vorschläge nicht verzichten. Allgemein: Ein interessantes Projekt kann jetzt gestartet werden.
WASSERMANN
Liebe: Sie zeigen es deutlich,
wie wichtig Ihnen die Partnerschaft ist. Beruf: Bringen Sie
ein Anliegen klar und trotzdem diplomatisch vor. Allgemein: Bitten Sie sich Bedenkzeit bei einer Entscheidung aus.
FISCHE
Liebe: Seien Sie nicht so ängstlich, Sie können den ersten
Schritt tun. Beruf: Entscheiden
Sie nichts über die Köpfe Ihrer Kollegen
hinweg. Allgemein: Gute Aussichten für
die Unternehmungen in dieser Zeit.
DREI GÄNGE 15
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
Wie bei Muttern
LESESTOFF
BADISCHE WINZER
Beim Ehepaar Gerteiser in Laufenburg-Rotzel kommt SPANFERKEL auf den Tisch
F
Spanferkel ist etwas für Genießer, die keine Scheu haben, der Wahrheit ins Auge
zu sehen: Was so schmackhaft auf dem Teller landet,
ist unverkennbar ein Tier.
In Gerteisers Spanferkelstube im Laufenburger
Ortsteil Rotzel wird das
Fleisch aus Hausschlachtung an zwei Sonntagen im
Monat serviert.
TINA SAUR
Der Hof von Bernhard und Roswitha Gerteiser liegt mitten im
Ort. „Entbindungsstation“ nennen Gerteisers die einstige Funktion der heutigen urig-modern
eingerichteten Stube scherzhaft:
Ursprünglich befand sich hier
der Stall, in dem die Ferkel von
ihren Müttern gesäugt wurden.
Nach dem Umbau wurde er Anfang 2014 als Gaststube eröffnet.
Nun riecht es hier nicht mehr
nach Schweinestall, sondern ein
Duft von gebratenem Fleisch
und Holzfeuer liegt in der Luft.
Hin und wieder öffnet Bernhard
Gerteiser den Grill und wirft einen prüfenden Blick hinein.
Wem die Hitze nichts ausmacht,
kann ihm über die Schulter
schauen: Anders als vielleicht erwartet, gart das sogenannte
Spanferkel – ein junges Schwein,
das ganz gebraten wird – nicht
an einem waagerechten Drehspieß, sondern brutzelt stehend
in einem Metallkorb. Die Holzspäne im Feuer darunter haben
übrigens nichts mit der Bezeichnung zu tun: Der mittelhochdeutsche Begriff „spänen“ bedeutet „säugen“ und bezieht sich
auf das Alter des Schweines.
Nach ungefähr vier Stunden
ist das Spanferkel fertig. Als
„Spanferkelmenü“
servieren
Gerteisers es mit gemischtem
Salat, Pommes frites oder Kartoffelsalat, den Roswitha Gerteiser selber macht. Dazu passt ihre
hausgemachte Knoblauchsoße
sowie dunkles Exportbier der
Lörracher Brauerei Mülhaupt.
Die bis zu 70 Gäste bekommen
eine üppige Portion aufgeschnittenes Spanferkel auf den
Teller. Für Vegetarier und Veganer gibt es Sellerieschnitzel.
Ungefähr vier Stunden brutzelt ein Spanferkel auf dem Grill (Symbolbild).
Sitzt eine gesellige Runde beisammen, stellen Gerteisers die
Beilagen gern in großen Schüsseln auf den Tisch, für alle griffbereit, wie bei Muttern. Das
Fleisch schmeckt zart und würzig, die Kruste ist schön kross.
Trotz der familiären Atmosphäre versucht man vergeblich, Roswitha Gerteiser die Zutaten zu
entlocken, die in der Würzmischung für das Spanferkel enthalten sind: „Wir haben das Rezept von der Schwiegermutter
übernommen.“ Mehr verrät sie
nicht und reicht lieber den Spanferkelsalat. Auf Wunsch gibt es
auch Spareribs.
Auf die Zubereitung von Spanferkeln spezialisiert haben sich
Gerteisers 2013. Der Landwirt
und die gelernte Erzieherin haben dafür den seit 1965 bestehenden Familienbetrieb mit
Mast und Schweinezucht aufgegeben. „Um existieren zu können, müssen sich Landwirte
heute Nischen suchen“, meint
Roswitha Gerteiser. Derzeit beziehen sie jede dritte Woche etwa
30 bis 40 Ferkel von einem Landwirtschaftsbetrieb aus Wutöschingen. „Sie sind dann zehn
Wochen alt und wir ziehen sie
hoch bis zu einem Gewicht von
50 Kilogramm“, erklärt Bernhard
FOTO: BENSHOT/FOTOLIA
Gerteiser. Den größten Teil mästet er mit einer Mischung aus
Getreide und Mineralfutter. Einige Tiere schlachtet er selbst,
verarbeitet werden sie von einem Metzger aus dem Rickenbacher Ortsteil Glashütten. „Wir
sind bodenständig und natürlich“, beschreibt Roswitha Gerteiser ihre Haltung. Zum Nachtisch
kredenzt sie Obst aus dem Garten, außerdem gibt es Heidelbeerrahmkuchen,
Brombeerschnitten und Bienenbecher.
Für Feiern aller Art bieten
Gerteisers Selbergrillen an: Vorbereitete Spanferkel und verschiedene Leihgrills kann man
bei ihnen bestellen und abholen.
Spanferkel im Wecken auf die
Hand servieren der Grillmeister
und seine Frau auf Märkten in
der Umgebung. Gerteisers Mut,
sich neu zu erfinden, fand auch
beim Landratsamt Waldshut Anklang: Unter dem Motto „Landwirtschaft – natürlich innovativ“
erhielt die Spanferkelstube im
Wettbewerb „Innovationspreis
2014“ einen Anerkennungspreis.
ast unbemerkt vom heimischen Publikum haben
sich badische Weine in der
Weltliga nach oben gespielt. Für
den BZ-Verleger und bekennenden Weingenießer Christian
Hodeige ist das nichts Geringeres als eine „Badische Revolution“. In dem
gleichnamigen
Buch ist er 2014
mit einem
knappen Dutzend Autoren
dem Wesen
dieser Revolution auf den
Grund gegangen. Im Bookazine „Badische
Winzer“ widmet sich Hodeige nun den Akteuren der
(Wein-)Revolution. Darunter
finden sich Namen wohlbekannter Weingüter wie Dr. Heger, Johner, Salwey, Franz Keller
und Bernhard Huber. Daneben
stellt Hodeige auch kleinere
Produzenten wie Enderle und
Moll mit nur zwei Hektar Anbaufläche in Münchweier vor.
Sven Enderle und Florian Moll
schwören auf biodynamischen
Anbau und Handarbeit und
lehnen Maschinen im Weinberg ab, während sie im Weinkeller den Wein kaum anrühren. Das zeitigt mitunter kuriose Resultate: Der Grauburgunder entfaltet erst drei Tage nach
dem Öffnen seine höchste
Trinkqualität. Biowinzer-Pionier Heinrich Gretzmeier in
Merdingen schätzt ebenso den
maximalen Einsatz im Weinberg, wo er bis zu 1 000 Arbeits-
stunden pro Hektar im Jahr verbringt. Zum Missfallen der
Weinbaufunktionäre und zur
Freude seiner Kunden hat der
Merdinger zudem der Altsorte
Elbling wieder zu einer gewissen Popularität verholfen. Es ist
wohl die Eigenwilligkeit und
der absolute
Wille zur Qualität, der die Spitze der badischen Revolution ausmacht.
So schwärmt
der Ihringer
Joachim Heger
von seinen
acht Meter langen Rieslingwurzeln im
Winklerberg.
„Mehr Terroir geht nicht“, sagt
er. Uniforme Weine sind Heger
ein Gräuel. Er will die ganze Partitur bespielen und experimentiert auch mal mit früher geernteten Spätburgundertrauben. Fritz Keller hält auch nach
40 Jahren nichts von der Rebflurbereinigung im Kaiserstuhl
und glaubt an die Kraft der ursprünglichen kleinen Parzellen.
Stimmungsvolle Porträt- und
Detailfotos von Michael Wissing verleihen dem Band einen
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würdigen Rahmen.
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Von Einsichten undWeggabelungen
Ausflugstipp: Der LEBENSWEG von St. Ulrich ist ein spiritueller Pfad, der zum Nachdenken einlädt
Der Lebensweg führt nicht nur
durch die zu jeder Jahreszeit
schöne Landschaft rund um den
kleinen Bollschweiler Ort St. Ulrich und sein ehemaliges Benediktinerpriorat, das 1087 gegründet wurde. Der Lebensweg
ist ein spiritueller Weg, der zum
Gehen und zum Innehalten einlädt. 15 Haltepunkte geben Impulse zu Lebensthemen.
Natürlich kann man den 3,8
Kilometer langen Weg, der auf
Wanderrouten des Schwarzwaldvereins verläuft, auch einfach als
Spazierpfad gehen und dabei St.
Ulrich und die verstreut liegenden Schwarzwaldhöfe aus allen
Himmelrichtungen betrachten.
Wer allerdings auf die Denkanstöße des Lebenswegs neugierig
ist, der erstehe am besten eines
der drei Begleithefte. Die Hefte
mit unterschiedlicher Ausrichtung – mal nach Klaus von der
Flüe, mal nach benediktinischer
Tradition, mal eher allgemein –
sind für je einen Euro an der
Pforte des Bildungshauses, im
Bollschweiler Rathaus und auf
Die Akteure der Revolution
der Internetseite www.bollschweil.de zu haben.
Der Rundweg startet beim
Haupteingang des Bildungshauses, das in der ehemaligen Klosteranlage beheimatet ist. Ums
Aufbrechen geht es beim ersten
Haltepunkt – für neue Erfahrungen, Gedanken, die Begegnung
mit sich selbst. Schnell gewinnt
der Weg an Höhe, vorbei an ausladenden Buchen eröffnen sich
Blicke auf Kloster und Ortschaft,
etwas weiter oben sieht man im
Westen das Rheintal. Geschickt
nutzten die Gestalter des Weges
die Topographie: Um Entscheidungen geht es an einer Wegkreuzung, gleich zwei Kunstobjekte geben hier Anstöße zur
Selbstreflexion. Spätestens an
diesem Haltepunkt wird deutlich, dass es von Vorteil ist, den
Weg alleine zu gehen. Denn die
Innenschau gelingt am besten
ohne Ablenkung. Da stören gesprächswillige Begleiter nur.
Entwickelt wurde der Weg
vom Bildungshaus Kloster St. Ulrich in Zusammenarbeit mit der
die Speichen des Rades außen
und innen verbinden, so will der
Weg durch äußere Eindrücke zur
Mitte des Menschseins weisen
und helfen, Antworten für den
Alltag zu finden, heißt es im Begleitheft. „Wo fordert mich mein
Leben auf, mit dem Strom des
Lebens zu gehen, wo bin ich gefragt, gegen den Strom zu
schwimmen?“, lautet die Frage
am Haltepunkt Quelle. Nach einem Weg durch den Wald steht
ein mächtiger Felsklotz, der an
einer Kette liegt, für das Schwere
und Belastende im Leben. Unzählige kleine Steine habe die Lebensweg-Wanderer auf den Felsklotz gelegt und sich durch diese
Symbolhandlung vielleicht von
etwas Schwerem befreit.
Kunst und Natur: 15 Haltepunkte
Der Weg wird schmal und verFOTO: HEG läuft steil hinab zum Heinehof,
geben Denkanstöße.
wo die Hofkapelle zum StillwerGemeinde Bollschweil, der Ka- den einlädt. Von hier ist es nicht
tholischen Landvolkbewegung mehr weit bis zum Endpunkt des
Freiburg und weiteren Unter- Pfads, dem Haltepunkt Leben.
GABRIELE HENNICKE
stützern. Wegzeichen ist das Rad
aus dem Meditationsbild des
Bruders Klaus von Flüe: So wie > www.lebensweg-st-ulrich.de
PUMPKIN PICKING heißt es in den USA alljährlich im Herbst. Zu
einem solchen gemeinschaftlichen Kürbisernten und -feiern lädt der
Männergesangverein Kolping aus Bad Krozingen-Tunsel am Samstag, 22. Oktober, ab 12.30 Uhr und am Sonntag, 23. Oktober, ab 11.30
Uhr ein. Das Festgelände ist dabei nicht wie gewohnt der Vorplatz der
örtlichen Turn- und Festhalle, sondern befindet sich zwischen der
Bahnlinie und der Bundesstraße 3 in Tunsel direkt am Kürbisfeld.
Zufahrt mit dem Auto nur über die Kreisstraße 4983. Für die Kleinen
FOTO: DPA
gibt es einen Streichelzoo mit Nutztieren.
QUERBEET
MUNZINGEN
Zwiebelkuchenfest der Winzerkapelle
Die örtliche Winzerkapelle lädt dieses Wochenende zu ihrem
52. Zwiebelkuchenfest in den gemütlich beheizten Dreschschopf
in Freiburg-Munzingen. Im Mittelpunkt stehen natürlich
selbstgemachter Zwiebelkuchen und Neuer Süßer, außerdem
gibt es Schnitzel, Würste und Käseteller. Für die Kleinen ist
eine Mini-Kirmes mit Karussell, Schießbude und Süßigkeitenstand aufgebaut. Verschiedene Kapellen sorgen für UnDS
terhaltung, los geht es heute um 12 Uhr.
BLOTZHEIM
Französische Winzer laden zur Weinprobe
Mit dem Weinglas in der Hand von Stand zu Stand schlendern
und Weine direkt bei Winzern aus ganz Frankreich probieren:
Das bietet die Weinmesse des Berufsverbands Vignerons
Indépendants de France vom 14. bis 16. Oktober im AirportClub-Hotel im elsässischen Blotzheim, 3, Rue de l’Industrie,
beim Euro-Airport. Die Messe ist am Freitag, 14. Oktober, 18
bis 21 Uhr, Samstag, 15. Oktober, 11 bis 19 Uhr, und Sonntag,
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16. Oktober, 11 bis 18 Uhr, geöffnet.
16 ANZEIGEN
Der Sonntag · 9. Oktober 2016
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