2 0 16 / N r. 3
CLASS : aktuell
Association of Classical Independents in Germany
Gelb wie Lebensfreude
Amaryllis Quartett
Klassik: XL ECHO Klassik - Preisträger in Konzert | Efa Hoffmann Lieder von Schumann
und Brahms | Arabella Steinbacher Vorlieben | Berliner Philharmoniker Eigenes
Label | Opus Vocale Zeit für Reger | Elisaveta Blumina Musikalische Verbrüderung
AM 9. OKTOBER 2016 AB 15:30 UHR IM KONZERTHAUS BERLIN
MODERATION: THOMAS GOTTSCHALK
IM TV: 9. OKTOBER 2016 UM 22:00 UHR IM ZDF
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CLASS : aktuell
Class: aktuell 3 / 2016
Inhalt
Im Musikunterricht haben wir einmal gelernt, dass es genau zwei Tongeschlechter
gibt – Dur („hart“) und Moll („weich“). Nun ist es mit den Geschlechtern so eine
Sache, wie wir heute wissen. Es gibt da eben kein Entweder-oder, Schwarz oder
Weiß. Heute unterscheiden wir biologisches und soziales Geschlecht, sprechen von
Inter- und Transsexuellen, von Transgendern, Gender-Crossern und Cross-Dressern.
Und warum, bitte, sollte das bei den Tongeschlechtern anders sein? Die alten Griechen
zum Beispiel, die auch mit Hermaphroditen und sexuellen Metamorphosen vertraut
waren, kannten nicht nur zwei, sondern gleich sieben unterschiedlich gebaute
Tonleitern. Der Philosoph Platon lobte die ermutigende Kraft des dorischen Modus
und den milde stimmenden Einfluss der phrygischen Skala. Dagegen hätte er die
ionische, lydische und mixolydische Tonleiter am liebsten verbieten lassen. In der
indischen und arabischen Musik sind sie übrigens noch heute in Gebrauch. Man
kann alle sieben altgriechischen Modi auf den weißen Tasten des Klaviers spielen.
Gender Diversity
Aber wenn wir die beiden Halbtonschritte der Dur- und Mollskala ein wenig näher
zusammenschieben, erhalten wir sogar noch 14 weitere Tonleitern oder Geschlechtervariationen. Eine davon heißt „alterierte Skala“, eine andere „Melodisch Moll“.
Fügen wir dagegen in unsere siebentönige Leiter einen Hiatus ein, eine übergroße
Sekunde, ergeben sich noch einmal 140 neue Tongeschlechter, darunter „Harmonisch
Dur“ und „Harmonisch Moll“, die jüdischen Skalen „Phrygisch-Dominant“ und
„Mi Sheberach“, die aufsteigende Enigmatische Leiter, das sogenannte „Blues-Dur“
oder auch verschiedene arabische Maqamat (Modi) wie Sikah und Higaz.
Mit zwei Hiatus erhalten wir weitere 105 Tonleiter - Variationen wie die absteigende
Enigmatische Leiter, das politisch unkorrekt bezeichnete „Zigeuner - Dur“ und
„Zigeuner - M oll“ sowie diverse Skalen indischer Ragamusik.
Soll ich fortfahren? Theoretisch nämlich gibt es 462 Möglichkeiten, innerhalb einer
chromatischen Oktave eine siebentönige Tonleiter zu bilden. Von wegen zwei
Geschlechter! Und wissen Sie was? Tonleitern müssen gar nicht immer sieben Töne
haben. Deshalb benutzen wir Begriffe wie Hexatonik und Pentatonik: Auch sechs
oder fünf Töne können eine Leiter bilden. Rechnet man die Extremfälle mit ein –
nämlich die komplette chromatische Skala bzw. nur ein einziger Ton pro Oktave –,
dann erhält man die sagenhafte Zahl von 2048 möglichen Tonleitern mit dem
Ambitus einer Oktave. Mathematiker können das gerne nachprüfen anhand des
Pascalschen Dreiecks, zwölfte Zeile von oben.
Soll ich immer noch weitermachen? Dann so: Auch Tonleitern mit einem größeren
oder kleineren Umfang als der Oktave sind natürlich denkbar – sogar solche mit
unendlichem Ambitus. Außerdem müssen sich Tonleitern gar nicht grundsätzlich an
die chromatische Skala halten: Viertel- und Mikrotöne finden wir bei John Cage
und Morton Feldman ebenso wie in vielen außereuropäischen Musikkulturen. Diese
Riesenzahl der Tongeschlechter sollte uns lehren, auch bei unseren Mitmenschen
die Vielfalt und das Allerlei zu schätzen.
4 Lebensfreude in Gelb
Amaryllis Quartett vollendet seine
erfolgreiche CD-Farbenreihe
6 Venus & Adonis
Weltpremiere der ersten
englischsprachigen Oper
7 Unbegreifliche Schönheit
Efa Hoffmann singt Lieder von
Schumann und Brahms
8 Regers Klarinettensonaten –
leidenschaftlich und mitreißend
von Robert Oberaigner und Michael Schoech
9 Fantasien, Rhapsodien & Tagträume
Arabella Steinbachers Vorlieben
10 „...zu tun, was uns fasziniert“
Die Berliner Philharmoniker
mit eigenem CD-Label
11 Debut – Werke für Gitarre
Jonas Khalils vermittelt einen
Kosmos von Gefühlen
12 Eine musikalische Freundschaft
Julia Fischer und Daniel Müller-Schott
13 Zeit für Reger
Opus Vocale präsentiert eine Werkschau
14 Eine musikalische Verbrüderung
gelingt Elisaveta Blumina mit ihrem
neuesten Album
15 Schumann – neue Verve für die
romantische Welt
durch Cappella Aquileia und Markus Bosch
16 Musik von Les Six
Miki Aoki im Paris um 1920
17 Fingerfertig, leichtfüßig und livehaftig
Vladimir Soltans
beeindruckendes Klarinettendebut
18 CLASS stellt vor:
Preisträger des ECHO Klassik 2016
22 Klassik: XL
ECHO Klassik-Preisträger im Konzert
27 Classical: NEXT 2016
Die Klassikwelt trifft sich in Rotterdam
28 Im Blickpunkt
Neuheiten vorgestellt von CLASS
Impressum
Herausgeber/Verlag:
CLASS e.V.
Association of Classical Independents in Germany
Bachstraße 35, 32756 Detmold
Tel. 05231- 938922
[email protected]
Redakteur (v.i.S.d.P): Dr. Rainer Kahleyss
Anzeigen: Gabriele Niederreiter
Grafische Gestaltung: Ottilie Gaigl
Druck: Westermann Druck, Braunschweig
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben
die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die
Meinung der Redaktion wieder.
Lächelnd am Fuße aller Tonleitern grüßt Sie
Hans-Jürgen Schaal
Druckauflage: 133.600
2. Quartal 2016
ISSN: 2195-0172
Titel-Foto: Tobias Wirth
geprüfte Auflage
Alle Tonträger dieser Ausgabe finden Sie auch unter
www.bielekat.de
Ausgabe 2016/3
3
Fotos: © Tobias Wirth, Berlin
CLASS : aktuell
Gelb wie Lebensfreude
Amaryllis Quartett vollendet erfolgreiche CD-Farbenreihe mit YELLOW
W
iener Klassik und Zweite Wiener
Schule sind ein erstaunliches Erfolgs-Gespann: Den hoch gelobten,
bei Genuin Classics erschienenen
CDs mit Streichquartetten von Haydn und Webern
(White), von Beethoven und Berg (Red) schickt
das Amaryllis Quartett nun eine neue Aufnahme
mit Werken von Mozart und Schönberg hinterher. Als fünfte CD in der damit vollendeten Farbenreihe – in der noch Schumann mit Kurtág
(Green) sowie Debussy und Ravel mit Yang (Blue)
gekoppelt wurden – segelt sie unter gelber
Flagge. Das hat einen besonderen Grund: Wassilij
Kandinskys Gemälde „Impression III“.
Geigerin Lena Sandoz berichtet, dass das
junge Amaryllis Quartett sich während seiner
Arbeit mit Walter Levin in Basel vor rund zehn
Jahren schon intensiv mit Schönberg auseinander gesetzt hat. „Wir haben damals förmlich
mit dem 4. Streichquartett Schönbergs ge-
Yellow
Streichquartette von
W.A. Mozart und
Arnold Schönberg
Katharina Persicke, Sopran
Amaryllis Quartett:
Gustav Frielinghaus und
Lena Sandoz, Violine
Tomoko Akasaka und
Lena Eckels, Viola
Yves Sandoz, Violoncello
Genuin classics
GEN 16438 ( 2 CDs )
kämpft, es hat uns viel Mühe gekostet, aber
Walter Levin hat uns sehr sensibel in diese
Welt eingeführt. Auch ein Ausstellungsbesuch
gehörte damals dazu. Dabei entdeckten wir
Kandinskys Gemälde Impression III, das er
nach einem Konzert mit Werken Schönbergs
– unter anderem eben dem zweiten Streichquartett – gemalt hat. Anschließend entwickelte sich daraus sogar ein intensiver Briefwechsel zwischen den beiden Künstlern.“
Das flutende Gelb dieses Bildes, das auch
im Booklet der neuen CD „Yellow“ abgedruckt
White
Streichquartette von
Joseph Haydn und Anton Webern
Amaryllis Quartett
Genuin classics GEN 11218
4
Ausgabe 2016/3
CLASS : aktuell
ist, vereint nun also Mozart und Schönberg.
Dessen zweites Quartett beschäftigt die vier Musiker des Amaryllis Quartetts schon seit Jahren,
und da sie es oft und erfolgreich mit Katharina
Persicke live aufgeführt haben, ist die Sopranistin nun auch auf der CD mit dabei. „Dieses Werk
spiegelt in seinen vier Sätzen ganz wunderbar Schönbergs Entwicklung und damit ein
Stück Musikgeschichte auf engem Raum. Der
Weg führt vom 1. Satz in fis-Moll immer weiter
weg in die freie Tonalität. In dieses Visionäre
fügen sich die wie aus einem Fiebertraum
geschaffenen Gedichte von Stephan George
– ‚Tief ist die trauer, die mich umdüstert‘
im 3. Satz Litanei und ‚Ich fühle luft von anderem planeten‘ im 4. Satz Entrückung –
wunderbar ein“, erläutert Lena Sandoz.
Mit Schönbergs revolutionierendem Komponieren korrespondiert Mozarts Kühnheit. Sie
wird in seinem 1784 / 85 entstandenen und damals vielfach abgelehnten Streichquartett C-Dur
KV 465 aus der Reihe der Haydn gewidmeten
Quartette hörbar. „Vor allem mit der Einleitung
irritierte Mozart seine Zeitgenossen. Er ist auf
seine Weise eben auch an Grenzen gegangen“,
bestätigen die vier Streicher.
In diesem sogenannten „Dissonanzenquartett“
präsentiert sich das Amaryllis Quartett auf CD
erstmals mit der neuen Bratscherin Tomoko
Akasaka. Die in Japan geborene Musikerin konzertiert weltweit als Solistin und Kammermusi­
kerin. Sie studierte Violine an der Franz-LisztMusikakademie in Budapest und Viola an der
Toho Musik Universität Tokyo und am Genfer
Musikkonservatorium bei Nobuko Imai, als
Red
Alban Berg: Streichquartett Op. 3 (1909 /10)
Ludwig van Beethoven:
Streichquartett in cis-Moll, Op. 131 (1826)
Amaryllis Quartett
deren Assistentin sie gleichzeitig tätig war.
Im die CD eröffnenden B-Dur-Werk – ebenfalls zu den sechs Haydn gewidmeten Streichquartetten gehörend – und auch im SchönbergOpus ist noch Lena Eckels an der Bratsche
aktiv. Somit beschert die CD „Yellow“ (Gelb)
den Zuhörern das Amaryllis Quartett in alter
und neuer Besetzung.
Das B-Dur Quartett KV 458 lässt Mozarts harte
Arbeit, von der er bei diesen Streichquartetten
Green
Streichquartette von
Robert Schumann und György Kurtág
Amaryllis Quartett
Genuin classics GEN 13290
Genuin classics GEN 13261
berichtet hat, nicht erahnen. „Dieses ‚Jagdquartett‘ setzt eher einen Kontrast zum C-Dur-Werk
und wirkt unkompliziert, bejahend und leicht
hingeworfen…“, finden die vier Interpreten.
Dass die langsamen Sätze in den beiden
Mozart-Quartetten – das Adagio in KV 458 und
das Andante cantabile in KV 465 – so gesanglich
und arios klingen, schafft eine weitere, zarte
Verbindung von Mozart zu Schönbergs tatsächlich im Gesang ausklingenden Opus 10.
Gabriele Luster
Blue
Streichquartette von
Claude Debussy, Lin Yang und
Maurice Ravel
Amaryllis Quartett
Genuin classics GEN 15373
Ausgabe 2016/3
5
Foto C. Hendrick: © Raphaelle Photography
Brahms
CLASS : aktuell
in
Vollendung
The Harmonious Society Of Tickle-Fiddle
Gentlemen (o.), Sopranistin Philippa Hyde ( l.)
und Mezzo-Sopranistin Ciara Hendrick (r.)
Johann Christoph Pepusch
Christian Tetzlaff,
Venus & Adonis
Violine
Die Weltpremiere der ersten englischsprachigen Oper
ist eine Entdeckung!
Lars Vogt,
B
Klavier
ereits zehn Jahre bevor Georg Friedrich
Händel erstmals seinen Fuß auf englischen
Boden setzte, hatte sich bereits ein anderer
deutscher Musiker in der Stadt an der Themse
niedergelassen: Johann Christoph Pepusch. Dem
in Berlin geborenen Komponisten eilte europaweit
der Ruf als Meister seiner Kunst voraus, und so
machte er in London rasch eine steile Karriere.
Seine Tätigkeit als musikalischer Direktor
am Royal Theatre Drury Lane verschaffte Pepusch
die perfekte Ausgangsposition, um die moder­
ne italienische Oper, die es beim skeptischen
Photo © Giorgia Bertazzi
ODE1284-2
„An diesem lebendigen, sich in den
Gehörgängen festsetzenden Dialog und
dieser für mich fast schon magischen
gestalterischen Reife werden sich alle noch
kommenden Einspielungen der BrahmsViolinsonaten messen lassen müssen.“
Christof Jetzschke in www.klassik-heute.de
Im Vertrieb
von NAXOS
Deutschland
Johann Christoph Pepusch (1667 - 1752)
Venus & Adonis – An English Masque
Philippa Hyde, Sopran
Ciara Hendrick, Mezzo-Sopran
The Harmonious Society Of Tickle-Fiddle Gentlemen
Ramée RAM 1502
www.ondine.net
6
Londoner Publikum recht schwer hatte, mit der
englischen Sprache in Einklang zu bringen und
so den Grundstein für die Tradition des englisch­
sprachigen Musiktheaters zu legen.
Mit „Venus & Adonis“ schuf der risikofreudige
Komponist eine englischsprachige opera seria
en miniature, die jedoch mit allen musika­
lischen Raffinessen des italienischen Vorbilds
ausgestattet war. Als die Oper 1715 mit zwei
herausragenden Sängerinnen in den Hauptrol­
len und einer erlesenen „Kapelle der besten
Meister in der Instrumentalmusik“ erstmals im
Drury Lane Theater zu sehen war, gab es nichts
Vergleichbares in englischer Sprache. Die Oper
wurde ein riesen Erfolg!
Der sorgfältigen Recherche von „The Harmo­
nious Society Of Tickle-Fiddle Gentlemen“ ist es
zu verdanken, dass Englands älteste Oper nun
erstmals auf CD zu hören ist. Dem Gründungs­
mitglied Robert Rawson und seinen Mitstreitern
ist es gelungen, anhand eines erhaltenen Satzes
der kompletten Stimmen und eines Drucks des
Werkes von 1716 die Premieren-Version von
„Venus & Adonis“ aus dem Drury Lane Theater
zu rekonstruieren. In historischer Aufführungs­
praxis, bei der u.a. auch aus dem Ensemble
heraus dirigiert wird, können wir nun ein Stück
vergessener Musikgeschichte genießen.
„Venus & Adonis“ ist jedoch nicht nur mu­
sik­historisch eine echte Entdeckung, sondern
auch musikalisch eine Perle der barocken
Komponierkunst. Veronika Lindenmayr
Ausgabe 2016/3
CLASS : aktuell
Von unbegreiflicher Schönheit
www.efahoffmann.com
W
er jemals einen Fürst Pücklerschen
Park, etwa in Bad Muskau oder den
Branitzer Park in Cottbus besucht
hat, hat das Wesen der Romantik
am eigenen Leibe erfahren: Es geht nicht darum
möglichst schnell und geradewegs ein Ziel zu
erreichen, sondern die Wege um der Wege willen
zu gehen, dabei unerwartete Abzweigungen zu
beschreiten und hinter jeder Biegung neue,
überraschende Eindrücke zu gewinnen –
nirgendwo hat der Sinnspruch vom „Weg
als Ziel“ mehr Berechtigung als hier.
In der Musik gehört Robert Schumanns
„Liederkreis“ zum romantischsten, was die
Kunst je hervorgebracht hat. Das liegt nicht zu­
letzt an Joseph von Eichendorffs wunderbaren
Gedichten: Das tief empfundene Suchen, Seh­
nen und Verlangen ist wohl kaum eindrück­
li­cher in Worte gefasst worden. Dass dabei
manche sicher geglaubte Gewissheit über
Bord geworfen werden muss – wen schert´s?
Für ihr CD-Debüt hat Efa Hoffmann dem
„Liederkreis“ eine Auswahl Volkslieder aus
der Feder von Johannes Brahms zur Seite ge­
stellt und offeriert so eine facettenreiche Aus­
sicht auf die verbindende „Waldeinsamkeit“,
die sie in ihren auch optisch besonders gestal­
teten Liederabenden dem Publikum präsentiert.
Dabei stand ein Irrtum am Anfang ihrer Aus­
einandersetzung mit dem „Liederkreis“ – eigent­
lich wollte Efa Hoffmann eine ganz andere Noten­
ausgabe erwerben. Aber auch das ist typisch
Romantik: Das Geplante aufgeben, Überraschen­
des entdecken und aufsaugen, was auf einen
zukommt… Und so begann eine Liebesgeschichte,
die mit dieser Aufnahme des „Liederkreises“,
gemeinsam mit Edward Rushton, einen vorläu­
figen Höhepunkt erlebt.
„Hüte dich, sei wach und munter!“ mahnt
Eichendorff am Schluss von „Zwielicht“. Dass
Schumann dies als Motto über „Der Vogel als
Prophet“ aus den „Waldszenen“ setzt, zeigt seine
innige Verbundenheit mit der Ideenwelt der ro­
mantischen Dichter. Da ist das Ungewisse, Unbe­
herrschbare und Zwielichtige mit den Ohren zu
greifen! Johannes Brahms wählt eine Gene­
ration später einen anderen Weg: Seine
„Volkslieder“ nehmen den volkstümlichen
Tonfall in ergreifender Einfachheit auf; da
ist nichts zu viel und nichts zu wenig, viel­
sagende Andeutungen werden vermieden.
Und dennoch – oder gerade deswegen? –
gehen die Lieder direkt zu Herzen – das ist
schlicht ergreifend und von unbeschreib­
licher Schönheit! Klaus Friedrich
Meine Lieder – Waldeinsamkeit
Lieder und Klavierwerke
von Robert Schumann und Johannes Brahms
Efa Hoffmann, Sopran
Edward Rushton, Klavier
Audiomax 703 1958-2
Ausgabe 2016/3
7
Foto: © Eva Friederike Hoffmann
Schumann / Brahms Liederrezital Efa Hoffmann
CLASS : aktuell
Aktuelle Konzerte:
20. 10. 2016 H all in Tirol, Österreich
25. 06. 2017 Garmisch-Partenkirchen ( Richard Strauss Tage )
28. 06. 2017 Schloss Wolkenburg, Sachsen ( Verein „artis causa“)
Foto: Arturo Fuentes
08. 10. 2016 Weiden ( Abschlusskonzert der Max Reger Tage )
Robert Oberaigner und Michael Schoech
Reger heute: Frisch.
Leidenschaftlich. Mitreißend.
Max Reger
Neueinspielung der Klarinettensonaten
‚‚S
chön, werde ich auch solche zwei Dinger
schreiben!“ kommentierte Reger eine Aufführung mit Brahms´ Klarinettensonaten.
Und hielt nur wenige Wochen später
Wort: Gleich im Doppelpack komponierte er
seine ersten beiden Klarinettensonaten op. 49.
Robert Oberaigner, junger Soloklarinettist in
der Dresdner Staatskapelle, und ARD-Preisträger Michael Schoech präsentieren diesen Geniestreich zusammen mit der Sonate
op. 107, und wie sie das tun, sollte
auch eingefleischte Reger-Skeptiker
bekehren. Als willkommene Zugaben
runden „Tarantella“ und „Albumblatt“ mit unerwartetem Tonfall das
klarinettistische Oeuvre des Oberpfälzer Meisters ab.
Schon der Beginn von op. 49 / Nr. 1
nimmt absolut gefangen: „ Allegro
affannato“ schreibt Reger den Ausführenden vor, und wie Oberaigner
und Schoech den Charakter irgendwo zwischen „atemlos“, „gehetzt“ und
„bedrückt“ einfangen, muss man
gehört haben. Von ganz besonderem
Reiz ist die Einflechtung des Volkslieds „Ach, wie ist´s möglich denn“
im zweiten Satz, eine Passage, die auch schon die
Zeitzeugen der Uraufführung tief berührt hat.
Regers dritte Sonate, etwa acht Jahre nach
den ersten beiden entstanden, erzielt ihre Wirkung auf gänzlich andere Weise: Von klassizis­
tischer Übersichtlichkeit, überzeugt das Werk
mit einer Klarheit und Einfachheit von größter
Meisterschaft. Die Uraufführung, bei der auch
der Widmungsträger Großherzog Ernst Ludwig zu
Hessen zugegen war, muss ein überwältigender
Erfolg gewesen sein. Kein Wunder – man höre
nur einmal den Schluss des ersten Satzes: Wie
Oberaigner und Schoech das ersterbende Ende
gestalten, hat ganz große Klasse!
Die beiden bilden ein kammermusikalisches
Traumpaar, wie es selten zu finden ist. Da werden
Klangfarben und Ausdrucksgesten übernommen
und weitergereicht, dass es eine Freude ist; man
überbietet sich in dynamischer Expression – bei
Reger ein absolutes Markenzeichen – und findet auch im Unbestimmt-Suchenden zu einer
gemeinsamen Haltung. Oberaigners` „Gerold“
Klarinette und der Steinway „Manfred Bürki“
von 1901 sind im luxuriösen 2+2+2-Klang mit
feinsten Raumwirkungen auf Super Audio CD
eingefangen. Fazit: So klingt Reger heute. Frisch,
leidenschaftlich, mitreißend.
Lisa Eranos
Max Reger (1873 - 1916)
Sämtliche Werke für Klarinette und Klavier
Robert Oberaigner, Klarinette
Michael Schoech, Klavier
MDG 903 1963-6 (Hybrid-SACD)
8
Ausgabe 2016/3
WERGO
CLASS : aktuell
Enjott Schneider
bei WERGO
Metamorphosen
WER 51102 (CD)
China Meets
Europe
Foto © Sammy Hart
WER 51112 (CD)
Ganz nah dran…
Erdgebunden
Seelengemälde
WER 51122 (CD)
WER 51132 (CD)
Bach, Dracula,
Vivaldi & Co.
Shadows in the
Dark / Schatten
im Dunkel
Arabella Steinbacher gilt als eine der emotionalsten Geigerinnen.
Auf Ihrem neuesten Album erleben wir die Künstlerin so vertraut und
persönlich, wie nie zuvor.
PENTATONE PTC5186536
W
enn das Publikum gefragt wird, was
es an Arabella Steinbacher so schätzt,
so ist oft die Antwort: Ihre emotional
berührende Art des Vortrags. In der Tat hat sich
die Münchnerin bislang weniger als Virtuosin
hervorgetan (obwohl ihre makellose Technik
jegliche spieltechnische Hürde vergessen lässt),
als vielmehr als eine wirkliche und wahrhaftige
Poetin der Musik, eine Poetin der Violine.
Immer wieder legt Steinbacher bei ihren
Programmen ganz besonders viel Wert darauf,
dass sie nicht einfach irgendwelche Repertoirestandards aufwärmen. Sondern ihr Hauptaugen-
merk gilt vor allem der persönlichen Beziehung,
die sie zu den Stücken hat. Spricht das Stück zu
mir? Und kann ich dem Stück etwas von mir geben? So scheint Arabella Steinbacher häufig zu
denken, und so klingt, was sie interpretiert.
„Fantasies, Rhapsodies & Daydreams“ ist
das bislang persönlichste, ja, intimste Album
Arabella Steinbachers. Für dieses Programm hat
die Violinistin ganz ausdrücklich nur solche Werke
ausgewählt, die zu ihren persönlichen Lieblingsbeiträgen zur Welt der Violinliteratur gehören.
Dabei herausgekommen ist ein Rezital mit
überwältigend schönen Stücken und weltbekannten Melodien: Angefangen mit Massenets
„Méditation“ aus der Oper „Thaïs“ über Sarasates
feurige „Zigeunerweisen“ und Saint-Saëns exo­
tische „Havanaise“ bis hin zu Ralph Vaughan
Williams tagverträumter sinfonischer Dichtung
„The Lark Ascending“, die den Flug einer Lerche
beschreibt.
Mit dem Orchestre Philharmonique de Mon­
te-Carlo unter der empathischen Leitung Lawrence Fosters ist dieses neue Album Arabella
Steinbachers nicht nur eine vielversprechende
Novität. Es ist vielmehr ein echtes Juwel, denn
es ist ein zutiefst persönliches, nahe gehendes
Künstlerstatement, wie man es heute nicht mehr
oft findet. René Brinkmann
Ausgabe 2016/3
9
WER 51142 (CD)
WER 51152 (CD)
demnächst erhältlich:
Fatal Harmonies
WER 51162 (CD)
Confessions
in East-West
WER 51182 (CD)
Mystic Landscapes
WER 51172 (CD)
Ancient Mysteries
of China
WER 51192 (CD)
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin / Kevin
John Edusei / László Fenyö / Johannes Fischer /
Christoph Hartmann / Vesselina Kasarova /
Xincao Li / Wolfgang Lischke / Jens Peter Maintz /
Albrecht Mayer / Dorothee Oberlinger /
Alondra de la Parra / Wolfgang Emanuel Schmidt /
Tonkünstler-Orchester / Oliver Triendl /
Ingolf Turban / Wu Wei / Ariel Zuckermann …
Fordern Sie bitte unseren Katalog an!
WERGO, Weihergarten 5, 55116 Mainz, Deutschland,
[email protected] | www.wergo.de
CLASS : aktuell
Foto: © Sebastian Hänel
Ein Gesamterlebnis, das
neue Standards setzt
Olaf Maninger über das Label
Berliner Philharmoniker Recordings
D
er neue Sibelius-Zyklus mit Simon Rattle
und den Berliner Philharmonikern, erschienen auf dem eigenen Label des
Orchester, gehört zu den Gewinnern
des diesjährigen ECHO Klassik. Aus diesem Anlass sprach CLASS: aktuell mit Olaf Maninger,
Solocellist und Medienvorstand der Berliner
Philharmoniker.
Herr Maninger, die Musik der Berliner
Philharmoniker wurde auf unzähligen
Aufnahmen der großen Plattenfirmen
dokumentiert. Warum dann ein eigenes
CD-Label?
Für uns als Berliner Philharmoniker ist das
ein logischer Schritt in die weitere Selbstständigkeit. Im audiovisuellen Bereich sind wir mit der
Digital Concert Hall bereits autonom geworden
und haben uns einen weltweiten Online-Freundeskreis aufgebaut. Vor diesem Hintergrund liegt es
einfach nahe, auch eigene Audio-Produktionen
zu entwickeln und zu vertreiben. Wobei es hier
nicht nur um CDs geht, sondern wir verbinden
die Audio-Aufnahmen mit vielfältigen Video-Materialien. Damit schaffen wir ein Gesamterlebnis,
das unsere Arbeit umfassend abbildet. Das geht
schon über das hinaus, was Label normalerweise
anbieten. Gerade auch weil wir hier qualitativ
neue Standards setzen möchten, mit High-Resolution-Audio für die absoluten Technik-Fans und
mit einer besonders schönen Produktgestaltung.
Soviel zur Präsentation. Aber worum geht
es Ihnen inhaltlich?
Wir haben als erstes die vier SchumannSymphonien mit Simon Rattle veröffentlicht,
und das sagt schon viel über unsere inhaltliche
Ausrichtung. Es geht uns um das Repertoire, das
uns besonders nahe ist: die großen Orchester-
werke der Klassik und Romantik. Bei den großen
Labels kommen Orchester heute ja eher als
Begleitung in Solokonzerten und Arien-Alben
zum Einsatz. Wir setzen dazu einen Kontrapunkt,
mit symphonischen Zyklen von Schumann,
Schubert, Sibelius und Beethoven. Und wenn
wir so außergewöhnliche Projekte wie die BachPassionen in der Inszenierung von Peter Sellars
realisieren, werden natürlich auch die – als
reine Videoveröffentlichung – publiziert. Insofern freut es uns besonders, wenn eine Edition
wie die Sibelius-Symphonien mit einem ECHO
ausgezeichnet wird – einfach weil uns diese
Projekte selbst so am Herzen liegen.
Hinter den großen Labels stehen immer
auch große Firmen mit vielen Mitarbeitern.
Wie ist das bei Ihnen?
Unser Team hat auch schon eine substan­
tielle Größe erreicht. Zum Beispiel mit Christoph
Franke, unserem Recording Producer, mit dem
wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten
und der auch in der Digital Concert Hall für
beste Tonqualität sorgt. Denn natürlich steht
für uns immer der Klang im Zentrum unserer
Produktionen. Auch sonst arbeitet das Team
der Digital Concert Hall am Label mit. Es hat
uns viel Spaß gemacht, alle diese Menschen
zusammenzuführen und mit ihnen genau die
Produkte zu machen, die uns selbst gefallen.
Ob die dann auch beim Publikum auf Gegen­
liebe stoßen, muss man genau beobachten. Da
befinden wir uns immer noch in einem Lernprozess, der auch eine ordentliche Portion
Selbstkritik erfordert. Das Ziel ist natürlich,
eigene künstlerische und konzeptionelle Ideale
mit den Erfordernissen des Marktes in Über­
einstimmung zu bringen. Das ist dann die Königsklasse der Label-Produktion.
10
Ausgabe 2016/3
Die Musiker der Berliner Philharmoniker
sind auch in Sachen Kammermusik
sehr aktiv. Wird sich das in Ihren Veröffentlichungen niederschlagen?
Das ist auf der einen Seite ein unglaublich
reizvoller Gedanke. Auf der anderen Seite ist das,
was wir kammermusikalisch machen, so vielfältig,
dass es die Kapazitäten unseres Labels sprengen
würde. Immerhin gibt es bei uns an die vierzig
Kammermusik-Gruppen. Aber wie gesagt: die
Idee an sich ist wahnsinnig schön.
Wenn nicht die Kammermusik
im Fokus steht, was sind dann die
aktuellen Projekte?
Wir haben ja gerade eine für uns ganz zentrale Edition veröffentlicht: die Beethoven-Symphonien mit Simon Rattle, die wir im Oktober 2015
live in der Philharmonie aufgenommen haben. Das
ist für uns ein wirklicher Gipfelpunkt, weil wir uns
damit in die Tradition vieler großer BeethovenZyklen auf Tonträger stellen, die die Berliner
Philharmoniker mit ihren Chefdirigenten aufgenommen haben. Unsere nächste Veröffentlichung
ist dann wieder etwas ganz anderes: eine VinylEdition der vier Brahms-Symphonien. Vinyl ist sowieso ein spannendes Thema für uns, wir haben
hier schon ein paar Veröffentlichungen vorgelegt.
Aber die Brahms-Aufnahme ist nochmal aufregender, weil wir diese im Direktschnittverfahren
produziert haben. Das heißt, das Signal wurde
live beim Konzert in die Vinyl-Master-Folien
geschnitten – ohne jede Nachbearbeitung. Für
Analog-Fans ist das das Nonplusultra. Ein bisschen aben­teuerlich ist so ein Projekt schon, aber
genau dafür brauchen Sie ein eigenes Label:
Um das zu tun, was Sie selbst fasziniert.
Weitere Informationen unter:
www.berliner-philharmoniker-recordings.com
www.jonaskhalil.com
Foto: © Alexander Wunsch
CLASS : aktuell
Ein Kosmos von Gefühlen
Vor Jahren hat Jonas Khalil in mehreren Aufführungen der Oper
„The Fall of the House of Usher“ von Philip Glass im
Pforzheimer Theater mitgespielt. Die Horrorstory aus der Feder
Edgar Allan Poes hat Glass in der für ihn typischen Form
der Minimal Music in düsteren Farben musikalisch verarbeitet.
A
ls Jonas Khalil vor einiger Zeit, gesundheitlich angeschlagen, zum Nichtstun gezwungen war, fielen ihm Motive dieser Oper
wieder ein und er nutzte diese Zeit, mit ihnen für
sein Instrument eine Rhapsodie als Hommage an
Philip Glass zu schreiben – diese Debut-CD endet
mit ihr. Alle fünf Werke auf dieser Jonas-KhalilDebut-CD stehen in Moll-Tonarten. Der junge
Gitarrist betont, dass die Auswahl der Stücke seine
Gemütsverfassung widerspiegelt, als er sie traf.
Auf den sechs Saiten der Konzertgitarre zeigt
Khalil, wie in vielfältiger Anschlags-, Zupf- und
Grifftechnik farbige Klangwolken entstehen und
ein Kosmos von Gefühlen vermittelt wird. Die
bewusst gewählte Werkabfolge der Debut-CD
scheint darauf hinzudeuten, dass dieser junge
Musiker sich auf einen Weg gemacht hat „per
aspera ad astra“, vom Dunkel ins Licht. Alle
Werke dieser CD unterwerfen sich diesem Muster.
In den für sich selbst bearbeiteten beiden
Sätzen der zweiten Violinsonate aus op. 27 des exzentrischen Belgiers Eugen Ysaÿes zeigt sich Jonas
Khalils Vertrautheit mit Bachs Kompositionskunst, die er mit vielen Gitarristenkollegen teilt;
geprägt von der Beschäftigung mit Bach versteht
Khalil seine Bearbeitung der bereits phantasievoll verfremdeten Vorlage als dankerfüllte Huldigung an einen seiner großen Lehrmeister.
Gaspar Cassadó wirkt als zeitgenössischer
Impulsgeber, wenn Khalil in zwei Sätzen seiner
Cellosuite deren spanisches Flair in mitreißend
rhythmischer Klangfülle in seinem eigenen Arrangement auf die Saiten seiner Gitarre überträgt
und auch in diesen in Moll-Stimmung gehaltenen
Klangfiguren Lichtpunkte findet.
In seinen 1991 entstandenen sechs „BalkanMiniaturen“ beschwört der 1955 in Serbien geborene Gitarrist Dušan Bogdanovic, nach dem
schrecklichen Austoben lebensfeindlicher Leidenschaften in seiner Heimat, die Sehnsucht nach
Frieden in ergreifenden Bearbeitungen folkloristischer Vorlagen seiner Heimat: der Einführungstext der Partitur endet nämlich mit den Worten:
„I dedicate this music to World Peace“.
Auch in diesen Miniaturen – jede dauert nur
etwa eineinhalb Minuten – erscheinen hinter
den verstörenden Klängen immer wieder kleine
Lichtpunkte einer tiefen Versöhnungssehnsucht.
Diether Steppuhn / Kerstin Hänßler
Debut: Werke für Gitarre von Ysaÿe,
Cassadó, Bogdanovic, Arnold und Khalil
Jonas Khalil
Hänssler Classic HC16044
Ausgabe 2016/3
11
Profil
Edition
Günter
Hänssler
CLASS : aktuell
PROFIL &
hänssler CLASSIC
NEUERSCHEINUNGEN
Eine musikalische Freundschaft
Julia Fischer und Daniel Müller-Schott
NEU
Violine und Cello sind eine Besetzung, für die nur sehr wenige Werke geschrieben
wurden. Dabei ist die Kombination beider Instrumente höchst reizvoll:
Manchmal kann man kaum erraten, welches Instrument gerade spielt: das Cello
Foto © Christine Schneider
in der hohen Lage? Die Violine auf den tiefen Saiten?
ANTON BRUCKNER – Messe Nr. 3, Psalm 146, Orgelwerke
Gerd Schaller, Orgel · Philharmonischer Chor München
Philharmonie Festiva · Gerd Schaller
CD PH16034
ANTON BRUCKNER – Symphonie „Die Nullte“
Philharmonie Festiva · Gerd Schaller
CD PH15035
31 CD
KARL RICHTER EDITION – Bach, Mozart, Händel, Haydn
Maria Stader · Hertha Töpper · Ernst Haefliger · Dietrich Fischer-Dieskau
Münchener Bach-Chor · Münchener Bach-Orchester
Solistengemeinschaft der Bach-Woche Ansbach u.v.m. · Karl Richter
31 CD PH16010
12 CD
Orfeo C902161
SVIATOSLAV RICHTER plays Beethoven
Mstislav Rostropovich · USSR RTV S.O. · Kurt Sanderling
USSR State Symphony Orchestra · Hermann Abendroth
Moscow Philharmonic · Kirill Kondrashin
12 CD PH16030
Erhältlich im Fachhandel
Profil
Edition
Günter
Hänssler
Profil Medien GmbH
Edition Günter Hänssler . www.haensslerprofil.de
Vertrieb: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH . www.naxos.de
F
ür diese Kombination braucht es Meister
der Kompositions- und Instrumentierungskunst auf der einen Seite und Interpreten,
die diese Meisterschaft adäquat vermitteln können, auf der anderen.
Maurice Ravel, Zoltan Kodály und Erwin
Schulhoff gehören zu den meisterhaften Komponisten des 20. Jahrhunderts. Ihre inspirierten Sonaten für Violine und Cello treffen hier
auf die interpretatorische Ausnahmeklasse von
Daniel Müller-Schott und Julia Fischer.
12
Julia Fischer und Daniel Müller-Schott sind
seit vielen Jahren eng befreundet und musizieren
immer wieder miteinander, zumeist als Idealbesetzung des berühmten Doppelkonzerts von
Johannes Brahms. Als Zugabe spielten sie dabei
gerne Johan Halvorsens „Passacaglia“ nach einem Thema Georg Friedrich Händels und fanden
beim Publikum derart begeisterten Zuspruch,
dass sie dieses Stück – zusammen mit den anderen verfügbaren Werken für die Besetzung
Violine und Cello – auch einspielen wollten.
Das Album „Duo Sessions“, das die wichtigsten
Kompositionen für Cello und Violine im 20. Jahrhundert in sich vereint, ist das Ergebnis. Ein
echtes Tondokument also, das bei Orfeo nun in
bestem Klangbild und grandioser Optik vorliegt.
Julia Fischer und Daniel Müller-Schott ließen dem Album Konzerte in mehreren Ländern
folgen und stellten die enthaltenen Meister­
werke einem begeisterten Publikum vor. Echte
musikalische Partnerschaft, jahrelange Bekanntschaft und Sympathie spiegeln sich auf „Duo
Sessions“ wider und zeugen von höchster musikalischer Klasse. René Brinkmann
Ausgabe 2016/3
CLASS : aktuell
Reger und seine Zeit
Johannes Brahms (1833 - 1897)
Fest- und Gedenksprüche op. 109
Anton Bruckner (1824 - 1896)
Christus factus est, Ave Maria
Max Reger (1873 - 1916)
Acht geistliche Gesänge op. 138
Arnold Schönberg (1874 - 1951)
Friede auf Erden op. 13
Opus Vocale, Volker Hedtfeld
MDG 902 1959-6 (Hybrid-SACD)
Zeit für Reger
Opus Vocale mit einer spannenden Werkschau
A
ser auch technisch brillant produzierten SACD
zeigt Franz Marcs „Kämpfende Formen“ (1914)
– wie passend…
Das Programm schlägt einen Bogen von Advent und Weihnachten über die Passions- und
Osterzeit bis zu den Gedenktagen zum Ende
des Kirchenjahres. Protestantisches Kirchenlied
und Teile der katholischen Messfeier stehen in
ökumenischer Verbundenheit nebeneinander.
Reger hätte das sicher gefreut: Katholisch erzogen, faszinierte ihn die persönliche Frömmig-
keit des evangelischen Lieds immer wieder, und
die Korrektur der Druckfahnen zu den „Acht
geistlichen Gesängen“ beschäftigte ihn noch auf
dem Sterbebett.
Wie Reger war auch Bruckner ein begnadeter
Organist. Und wie kein anderer übertrug er die
Prinzipien der Orgel auf andere Besetzungen,
schichtete gewaltige Klänge übereinander und
wurde so zu einem – zu Lebzeiten unverstandenen
– Wegbereiter der Moderne. Schönberg wiederum
sprengte die harmonischen Grenzen, an denen
der etwa gleichaltrige Reger sich
zeitlebens abarbeitete; beide führten
die von Bach über Beethoven bis zu
Brahms reichende Tradition virtuoser Motivverarbeitung zu neuen,
unerreichten Höhepunkten.
Hervorragend ausgebildete Sängerinnen und Sänger kann Volker
Hedtfeld in seinem bis zu acht
Stimmen aufgefächerten Kammerchor Opus Vocale für dieses anspruchsvolle Projekt aufbieten,
und von Brahms´ „Fest- und Gedenksprüchen“ bis zu Schönbergs
„Friede auf Erden“ zeigt sich die
Flexibilität, Klangfülle und Wandlungsfähigkeit des jungen Ensembles von der überzeugendsten
Seite, ein chorisches Lehrstück im
unbegleiteten a capella-Gesang,
das durch die Tiefe der Textausdeutung besticht, aber vorrangig
www.opusvocale.de
einfach Spaß macht. Lisa Eranos
Foto: Götz Schleser
ls er zwischen die verhärteten Fronten
der „Brahmsianer“ und „Wagnerianer“
zu geraten drohte, bezeichnete Max
Reger sich selbstbewußt als „Selbianer“.
Zum Gedenken an den 100. Todestag stellt der
preisgekrönte Kammerchor Opus Vocale Regers
berühmtes op. 138 in den Kontext seiner Zeitgenossen Brahms, Bruckner und Schönberg
und spürt dabei überraschende Verbindungen
auf, die den meisterhaften Chromatiker in ganz
neuem Licht erscheinen lassen. Das Cover die-
Aktuelle Konzerte:
26. 11. 2016 20:00 Uhr | CD-Release-Konzert
Sophienkirche, Berlin-Mitte
27. 11. 2016 18:00 Uhr | KulturRaum Zwinglikirche
Berlin-Friedrichshain
Ausgabe 2016/3
13
CLASS : aktuell
Musikalische Verbrüderung
Was in der realen Welt nicht klappt,
geschieht auf Elisaveta Bluminas neuestem Album zumindest musikalisch:
Musik aus Russland, der Ukraine und Georgien erklingt in friedlicher Koexistenz.
N EU !
rid )
AR S 38218 (SACD hyb
n
per cus sio
Uw aga ! | Ma x Kla as,
mo za rtovic N EU !
rid )
ARS 38220 (SACD hyb
ker
Philharmoni
Uwaga! | Dortmunder
swan fake rundfunks (SWR) mitgeschnittenen Studioaufnahme das Tüpfelchen auf dem i.
Die enthaltene Musik ist übrigens typisch
für die eingespielten Komponisten: Harmonisch-melodisch ganz unmittelbar zugänglich,
und doch allzeit modern und ganz gegenwärtig
haben Silvestrov, Ustvolskaya und Kancheli ein
Idiom gefunden, das die Neue Musik Europas
bedeutend bereichert und gleichzeitig ein Publikumsmagnet geworden ist.
Auch diese Eigenart ist vielen Komponisten
aus der Ukraine, Georgien und Russland gemeinsam, aus jenen drei Ländern, die an sich so viel gemeinsam
haben – nicht nur in der Musik! Es ist
an der Zeit, sich dieser gemeinsamen
Werte wieder zu besinnen. Alben wie
dieses von Elisaveta Blumina und
Thomas Sanderling können dazu ein
Beitrag sein. René Brinkmann
Ustvolskaya, Silvestrov,
Kancheli
Werke für Klavier und Orchester
Elisaveta Blumina, Klavier
Stuttgarter Kammerorchester
Thomas Sanderling
„So ein bisschen fragt man sich schon:
was soll danach noch kommen?
Anderes vielleicht, aber besser kann man
den Geist von classical crossover kaum
transportieren…„ Pirmasenser Rundschau
Vertrieb: Note 1 | Tel. 06221 - 720226
www.ars-produktion.de
Foto: © Frances Marshall
S
ie gehören zu den bekanntesten, auch einem Publikum abseits von eingeschworenen „Neue
Musik“-Zirkeln vertrauten Komponisten unserer Zeit: Valentin Silvestrov
aus der Ukraine, Giya Kancheli aus
Georgien und die Russin Galina
Ustvolskaya. Musikalisch stehen sie,
deren Länder sich politisch so fremd
geworden sind, wie seit vielen Jahren
nicht mehr, auf einem neuen Album
des Klaviermusik-Labels Grand Piano
ganz einträchtig nebeneinander.
Dies ist nicht zuletzt das Verdienst der
Pianistin Elisaveta Blumina und des Dirigenten
Thomas Sanderling. Sie wählten das Programm
aus, das so gut in unsere Zeit passt und mit
zwei bedeutenden Weltersteinspielungen von
Silvestrov und Kancheli auch musikalisch un­ge­
mein viel zu bieten hat.
Das Stuttgarter Kammerorchester, seit Jahrzehnten bekannt für aufregende Programme
abseits ausgetretener Pfade, ist bei dieser von
den ausgezeichneten Tonmeistern des Südwest-
Grand Piano GP678
14
Ausgabe 2016/3
CLASS : aktuell
CD-Debüt mit Robert Schumann
Cappella Aquileia – neue Verve
Es gehört eine gute Portion Selbstbewusstsein dazu, sich mit den Sinfonien Robert Schumanns dem
Urteil der deutschen und internationalen Musikwelt zu stellen. Der besondere Blick auf die Aufführungssituation
zur Entstehungszeit, der zum Markenkern der Cappella Aquilea gehört, lässt die Debut-Einspielung des
Orchesters so lohnend erscheinen wie die Leidenschaft und eine gewisse „Hitze“ im musikalischen Tun des
2011 von Marcus Bosch gegründeten und geleiteten Orchesters der Opernfestspiele Heidenheim.
W
as beim Hören der neuen SchumannCD der Cappella Aquileia gleich ins
Ohr dringt, ist die Musizierhaltung,
die so gar nichts mit der üblichen
Orchesterroutine zu tun hat. Neben der unbändigen Spielfreude ist es der ganz eigene Klang des
Orchesters. Man spürt sofort die symbiotische
Lust von Dirgent und Orchester, mit der hier an
jedem Detail gefeilt und den Extremen und ständigen Stimmungswechseln in Schumanns Musik
nachgegangen wird. Das völlig andere Klangbild ist frappierend: Die Mär über Schumann, er
habe schlecht – weil zu dick – instrumentiert, ist
bei dieser Aufnahme ad absurdum geführt. Das
Geheimnis liegt möglicherweise darin, dass die
Cappella bei der Klanggestaltung, Artikulation
und Phrasierung sich einigermaßen dezidiert an
der Uraufführungssituation orientiert: die Cappella
weist die nahezu identische Besetzungsgröße des
damaligen Leipziger Gewandhaus-Orchesters
auf und unterscheidet sich damit deutlich von
üblicherweise größeren heutigen Orchestern,
wie der Booklettext vermerkt.
www.cappella-aquileia.de
es wird mit Hochspannung und, wenn es sein
muss, auch explosiv Musik gemacht. Hier ist
ein Meister der emotionalen Klugheit am Werk,
der in der Cappella Aquileia seinen idealen
Partner gefunden hat.
Weltklasse auf der Schwäbschen Alb
Die Cappella Aquileia wurde 2011 gegründet.
Seither steht das Orchester der Opernfestspiele
Heidenheim für die künstlerische Qualität des
hochkarätigen Festivals, das bereits mit den
Stuttgarter Philharmonikern und dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn zusammenarbeitet. Marcus Bosch, GMD am Staatstheater
Nürnberg und Dirigent mit internationalem
Renommee, leitet das Festival und Orchester
seiner Heimatstadt. Fernab der großen Metropolen führt die Cappella Aquileia (benannt nach
dem römischen Namen für Heidenheim) handverlesene Musiker zusammen, um sich ähnlich
wie andere renommierte Festspielorchester jenseits der Orchesterroutine auf eine besondere
musikalische Arbeit zu konzentrieren.
Meister der emotionalen Klugheit
Die ungewohnte Streicher-Bläser-Balance lässt
die Holzbläser plastischer erscheinen. Samtweich fügt sich das Blech in den Klang, um dann
durchaus auch mal kernig zu werden. Akribische
Phrasierungen, durchdachte Artikulation und ein
entschlackter Orchesterklang ermöglichen es
endlich mal, Schumanns polyphone Klanggestalt
nachzuvollziehen. In der 2. Sinfonie spulen die
Streicher die Sechzehntel im irrwitzigen Per­
petuum mobile des 2. Satzes mühelos ab, der
heikle Violin-Übergang zum 2. Thema im 4. Satz
Allegro molto vivace gelingt mit bravuröser
Leichtigkeit. Bosch musiziert mit zügigen, herrlich unsentimentalen, aber nie überhasteten
Tempi. Bei aller Sorgfalt in der Gestaltung der
Details geraten die großen Steigerungsbögen
nie aus dem Blick. Das ganz Besondere aber:
Orchester mit ausgezeichnetem Ruf
Robert Schumann (1810-1856)
Sinfonie Nr. 4 & 2; Genoveva-Overtüre
Cappella Aquileia, Marcus Bosch
Coviello CLASSICS
COV 91621 (Hybrid-SACD)
Ausgabe 2016/3
15
Die Cappella ist mit Konzert und Oper mittlerweile eine tragende Säule der Festspielprogramms
und aus der Sicht von Marcus Bosch ein Kraftzentrum der Opernfestspiele. Auch im Winter
wird sie mit einer konzertanten Produktion zum
Opernorchester. Die Musiker entstammen überwiegend namhaften Orchestern aus dem ganzen
deutschsprachigen Gebiet. Bei Festivals in der
Schweiz, der Bretagne und demnächst erstmals
in Italien haben sie bereits von sich reden gemacht. Das jüngste Projekt widmet sich chronologisch allen frühen Opern Giuseppe Verdis. Die
Premiere von dessen Erstling „Oberto. Conte di
San Bonificio“ wurde jetzt frenetisch gefeiert –
Deutschlandradio Kultur übertrug zeitversetzt den
fulminanten Livemitschnitt. Ansgar Menze
Foto M. Bosch: © Thomas Niedermüller; Aquileia: © Pete Schlipf
für die romantische Welt
Foto: © Matthias List / Schubidu Quartet
CLASS : aktuell
„Analysieren
Sie meine Musik nicht
… lieben Sie sie!“
Francis Poulenc
www.miki-aoki.com
Musik von Les Six
Ein Einblick in die faszinierende Pariser Welt der 1920er Jahre
„Wir, die „E-Musiker“ von heute, sind ständig darum bemüht, musikalische Trends
und klassische Musik einander näher zu bringen. In dem Versuch, auch ein jüngeres
Publikum anzusprechen, führen wir klassische Musik in Nachtklubs und Bars auf.
Auch Crossover gewinnt an Popularität.“
„Im Zuge meiner Vorbereitungen
auf diese CD wurde mir klar, dass das,
was wir heute tun, im Grunde schon
von den mutigen Pariser Komponisten
und Künstlern vor fast hundert Jahren
verfochten wurde.“
Ü
Mélancolie
Auric, Durey, Honegger, Milhaud, Poulenc,
Tailleferre; Satie
Miki Aoki, Klavier
Profil Edition Günter Hänssler PH15023
PH11040.Booklet_Miki Aoki
24.06.2011
10:44 Uhr
bereits erschienen:
Seite 1
Profil
Edition
Günter
Hänssler
Zoltán Kodály
Klavierwerke
Miki Aoki, Klavier
Profil Edition Günter
Hänssler PH11040
The Belyayev Project
ZOLTÁN KODÁLY
works for piano
MIKI AOKI
Werke von Ljadow,
Glasunov, Rimski-Korsakov,
Konstantinovich und
Blumenfeld
Miki Aoki, Klavier
Andrey Baranov, Violine
Alexey Zhilin, Violoncello
Profil Edition Günter
Hänssler PH12033
16
ber ihre Einspielung schreibt Miki Aoki:
Meine Botschaft an die Zuhörer dieses
Albums ist keine akademische, sondern
die Bitte, mich auf meiner Reise zu begleiten.
Für mich war dieses Projekt wie die Entdeckung von Juwelen in einer Schmuckschatulle.
Die Musikauswahl führte mir das Paris von damals lebhaft vor Augen: das glamouröse Nachtleben, die Lichter und die Geräusche der Stadt,
ja sogar den Duft von Parfüm. Ich hoffe, Sie
können diese Erfahrung mit mir teilen.
Meine erste Begegnung mit Poulencs Musik
hatte ich vor mehreren Jahren, als man mich
bat, seine Violinsonate zu spielen. Ich war fasziniert von dieser Musik – zarte Melodien werden plötzlich unterbrochen von ironischen
oder scherzhaften, manchmal sogar grotesken
Einwürfen. Über die Jahre habe ich dieses
Stück immer wieder aufgeführt. Anfangs aber
versetzte mir diese Musik fast einen Schock;
es war wie die erste Begegnung mit Picassos
Malerei, wenn man bis dahin nur Monet und
Renoir in einem Raum ausgestellt gesehen hat.
Die Violinsonate brachte mich auf den Geschmack, ich wollte mehr über Poulencs Musik
und seine Zeit in Paris in Erfahrung bringen.
Für mein neues CD-Projekt nahm ich mir sofort
seine Klaviermusik vor. Miki Aoki
Ausgabe 2016/3
CLASS : aktuell
Fingerfertig. Leichtfüßig. Livehaftig.
Vladimir Soltans Klarinettendebüt mit den Hamburger Symphonikern
A
Klarinettenkonzerte von
Nielsen, Debussy und Françaix
Vladimir Soltan, Klarinette
Hamburger Symphoniker
José Luis Gomez, Dirigent
MDG 901 1964-6 (Hybrid-SACD)
Foto: © Olga Kachura
temberaubende Virtuosität, opulente
Klangschwelgerei, zum Bersten gespannte Expression: Für sein Debütalbum
zieht Vladimir Soltan alle Register. Und
mit den Hamburger Symphonikern hat der junge
weißrussische Klarinettist ein bestens aufgelegtes
Ensemble zur Seite, das unter der Leitung von
José Luis Gomez im konzertanten Wettstreit mit
dem Solisten schier über sich hinauswächst.
Was Carl Nielsen der Klarinette abverlangt,
muss für die Zuhörer der Uraufführung einfach
unglaublich gewesen sein. Da werden die extremsten Lagen des Instruments ausgelotet, vom zartesten Pianissimo bis zum brachialen Fortissimo
reicht die dynamische Palette, und auch die
Fingerfertigkeit kommt nicht zu kurz. Immer
wieder muss sich das Soloinstrument gegenüber
dem durchaus kraftvoll auftretenden Orchester
durchsetzen. Besonderer Clou: In der ansonsten
eher übersichtlichen Besetzung tritt immer wieder
eine kleine Trommel solistisch hervor, mal in
zwingendem Rhythmus, mal kammermusikalisch mit der Klarinette im Duett.
Claude Debussy setzt da mehr auf Klangschönheit, und in der Tat entfaltet die „Première
Rhapsodie“ eine betörende Atmosphäre, in der
das Soloinstrument dann und wann vollständig in
den orchestralen Klang integriert ist. Wirklich
aberwitzig virtuos, und zwar für Solisten wie
Orchester gleichermaßen, hat Jean Françaix sein
Concerto angelegt. Wie immer bei Françaix hat
das Werk einen hohen Unterhaltungswert – dafür sorgen schon die pfefferminzigen Harmonien,
die dem einen oder anderen Schlager entstammen
könnten. Wunderbar leichtfüßig instrumentiert,
gehört das Stück, an dessen Aufführbarkeit man
zur Entstehungszeit noch erhebliche Zweifel hatte,
heute zu den beliebtesten Werken seiner Gattung.
Wie Vladimir Soltan und die Hamburger
Symphoniker sich dabei die Bälle zuwerfen, ist
absolut hörenswert. Das sprüht vor Lebensfreude
und Musizierlust, dass es ein Vergnügen ist. Und
in MDGs 2+2+2 Recording in drei Dimensionen
ist das Erlebnis noch mal so schön: Mittendrin
im Geschehen, eröffnet sich dem Publikum das
live­haftige Erlebnis hautnah – bitte anschnallen…!
Lisa Eranos
www.vladimir-soltan.com
Ausgabe 2016/3
17
CLASS : aktuell
ECHO KLASSIK-GEWINNER 2016
Klassik: XL
Konzert mit ECHO Klassik-Preisträgern
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
der Monat der ECHO Klassik ist der Oktober. Daher
stellen wir Ihnen auf den nächsten Seiten die diesjährigen ECHO Klassik - Preisträger und ihre ausgezeichneten
Einspielungen vor, veröffentlicht von CLASS-Mitgliedern.
Alle Informationen über Klassik: XL
finden Sie auf den Seiten 22 bis 26
oder unter www.class-germany.de
Unser Medienpartner KLASSIK.TV wird das Konzert
aufzeichnen und live über das Internet übertragen.
Mit dem
Klassik: XL – Konzert
*Die Einnahmen aus dem Benefizkonzert unterstützen
die Anschaffung eines neuen Flügels für den Kammersaal.
lädt CLASS Sie auch in diesem Jahr wieder
ein zu einem außergewöhnlichen Benefizkonzert mit ECHO Klassik-Preisträgern, die
von der Echo - Klassik - Jury ausgezeichnet
werden, aber aufgrund der begrenzten Sendezeit nicht in der vom ZDF veranstalteten
ECHO Klassik - Sendung am Sonntag den
9. Oktober musizieren können.
ARS 38196 (Hybrid-SACD)
Klassik: XL

Ein Benefizkonzert* mit Preisträgern des
Deutschen Musikpreises ECHO Klassik
am 8. Oktober um 19:00 Uhr im
Konzertsaal der UdK, Hardenbergstraße 32, 10623 Berlin Charlottenburg
(Weitere Informationen unter www.class-germany.de | Karten unter www.klassik-xl.reservix.de)
&
Franz Liszt: Fantasie und Fuge
über das Thema B-A-C-H
Johann Sebastian Bach:
Capriccio B-Dur, BWV 992
Contrapunctus XIV 8 : 39
J. S. Bach / Ferruccio Busoni:
Ich ruf‘ zu dir, Herr Jesu Christ
BWV 639;
Komm, Gott Schöpfer, heiliger Geist
BWV 667;
Durch Adams Fall ist ganz verderbt
BWV 637/705;
Toccata und Fuge d-Moll
BWV 565
Aurelia Shimkus, Piano
CLASS : aktuell
Zum diesjährigen ECHO Klassik verlosen wir mehrere Eintrittskarten und Alben
mit der Musik von ECHO Klassik-Preisträgern.
Sollten Sie terminlich gebunden sein, kreuzen Sie Ihren Wunschgewinn an.
je 2 Karten für das Klassik: XL Konzert am Samstag den 8. Oktober
je 2 Karten für die Aufzeichnung der ECHO Klassik Fernsehsendung des ZDF am 9. Oktober
bitte ein ECHO Klassik-Preisträger Album 2016 (ab 7. Oktober im Handel )
bitte ein Klassik: XL – Album
Bitte beantworten Sie uns noch folgende Frage. Meine CLASS: aktuell - Ausgabe lag folgender Zeitschrift bei:
Bitte senden Sie uns Ihre Antwort bis zum 26. 9. 2016 wie folgt zu: per Mail an: [email protected] |
per Post an: CLASS e.V., Bachstr. 35, 32756 Detmold | per Fax an: 05231-26186 | Absender: (bitte in Druckbuchstaben)
Name, Vorname
Straße / Nr.
PLZ / Ort
Aurelia Shimkus zählt zu den jungen
und hochtalentierten Pianistinnen, die
bereits für Ihre erste Einspielung große
Anerkennung erhielt.
Jetzt, auf ihrer zweiten Einspielung
geht sie der Frage nach, ob Bachs Musik
jenseitig ist und ob sich in ihr seine
Gottesfurcht erkennen lässt.
Eine weitere Anforderung an diese
Einspielung war ihre Idee, dass dieses
Konzept aufgrund der Tonarten-Beziehung geeignet ist, den Zuhörer zu leiten.
Und so lässt sie anhand ausgesuchter
Werke den Zuhörer an ihrer Suche teilnehmen und beginnt mit Liszts „Fantasie
und Fuge auf das Thema B-A-C-H“. Dabei
versteht sie es, den Flügel zu einem
Klang zu bringen, der dem einer Orgel
vielleicht näher ist als einem Cembalo
aus Bachs Zeit.
Sie fasziniert mit einer Interpretation,
wie man sie eher von älteren und arrivierten Künstlern erwarten würde. Mit Stärke
und kraftvollem Ton gestaltet Shimkus
diese Einspielung. Das ist größter Ausdruck von Emotion und per­sönliches
Klavierspiel auf sehr hohem Niveau, was
sich auch im letzten Contrapunktus aus
Bachs „Kunst der Fuge“ widerspiegelt.
Eine großartige Scheibe zum Hören, aber
vielleicht auch ein großes Gebet.
Telefon E-Mail
Es gilt das Datum des Poststempels, bzw. des Eingangs. Die Gewinner werden telefonisch /schriftlich benachrichtigt.
Eine finanzielle Vergütung des Gewinns ist nicht möglich. CLASS garantiert eine ordnungsgemäße Verlosung.
CLASS-Mitglieder, deren Mitarbeiter und der Rechtsweg sind ausgeschlossen.
18
Ausgabe 2016/3
Nachwuchskünstlerin
des Jahres (Klavier)
CLASS : aktuell
ECHO KLASSIK-GEWINNER 2016
Acht Jahreszeiten
Antonio Vivaldi
Le quattro stagioni
Astor Piazzolla
Las cuatro estaciones porteñas
mit Sonetten von Vivaldi
und Tango-Texten
gelesen von Cecilia Ingenito-Neutsch
Yury Revich, Violine
Kurpfälzisches Kammerorchester
Johannes Schlaefli
ARS 38170 (Hybrid-SACD)
Existieren acht Jahreszeiten? Mu­
sikalisch auf jeden Fall. Vier wurden
komponiert von Vivaldi in Italien und
vier von Piazzolla in Argentinien. Vivaldis
Jahreszeiten ist jeweils ein Sonett vorausgestellt, das vermutlich von ihm
selbst stammt – Piazzollas Jahreszeiten,
arrangiert von Leonid Desyatnikov für
Streichorchester und Solo, dagegen sind
verbunden durch Tango Lyrik argentinischer Poeten, deren Texte typische
Szenen in Buenos Aires beschreiben.
Es ist eine künstlerisch absolut gelungene Besetzung, die sich mit Yury
Revich und dem Kurpfälzischen Kammerorchester unter der Leitung von Johannes
Schlaefli den Herausforderungen dieser
Einspielung stellt.
Yury Revich ist ein hochbegabter
Künstler, technisch hervorragend und
trotz seines jungen Alters musikalisch
außerordentlich weit entwickelt. Sein
Spiel ist virtuos, leidenschaftlich, technisch herausragend und reich an Farben – sein Piazzolla ist gerade in dieser
Hinsicht phänomenal. Eine Aufnahme
kann durch Einzelleistungen bestechen
oder in seiner Gesamtwirkung. Optimal
wird sie, wenn alle Beteiligten, Solist,
Orchester, Dirigent und Tonmeister sich
zu einer Einheit zusammenfinden. Und
so gelingen solche, zum Niederknien
magischen Momente.
Nachwuchskünstler
des Jahres (Violine)
Fernande Decruck: Sonate cis-Moll
(1943); William Albright: Sonate
für Altsaxofon und Klavier (1984)
Jean-Denis Michat: Shams (2010)
Jacques Ibert:
Concertino da Camera (1935)
Asya Fateyeva, Saxofon
Valeriya Myrosh, Klavier
Brandenburger Symphoniker
Michael Helmrath, Dirigent
GENUIN GEN 16401 / Ed.: Primavera
Das klassische Repertoire für Alt­
saxofon ist begrenzt und wenig bekannt.
Das zu ändern, ist die Mission der ECHO
Klassik-Preisträgerin Asya Fateyeva. Die
25-jährige auf der Krim geborene und in
Hamburg lebende Saxofonistin öffnet die
Ohren für neue Facetten ihres Instruments. Sie lässt das Mitte des 19. Jahrhunderts von Adolphe Sax erfundene
Saxofon sowohl als Solo-Instrument im
Orchesterkonzert als auch in der Kammermusik glänzen, wie sie als Mitglied
des Alliage Quintetts bewies. Ob in
zeitgenössischen Kompositionen oder
in Bearbeitungen aus Barock, Romantik und Klassik – alles scheint möglich,
jenseits aller Repertoiregrenzen! 2014
erreichte Asya Fateyeva als erste Frau
überhaupt die Finalrunde des „Concours
International Adolphe Sax“ – bei Weitem
nicht ihr erster Wettbewerbserfolg.
Auf ihrer Debüt-CD, die sie als Gewinnerin des Deutschen Musikwettbewerbs
bei Genuin Classics veröffentlichte, schlägt
uns die junge Saxofonistin gleich von den
ersten, sehnsüchtig schmeichelnden Tönen der Sonate von Decruck in ihren Bann.
Über Iberts unbeschwertes Concertino
da Camera fliegt die Musikerin mit einer
Leichtigkeit, als seien seine technischen
Schwierigkeiten nicht existent. Und in
Michats „Shams“ lockt ihr Saxofon mit
arabischem Zungenschlag – auf ge­
nauso atemberaubend virtuose Weise.
Beste Voraussetzung für eine Karriere,
ihr Publikum wird begeistert sein!
Georg Christoph Wagenseil
(1715-1777)
Cello Concertos in C and A
Symphonia in C
Christophe Coin, Violoncello
Orchester Le Phénix
Coviello Classics
COV91518 (Hybrid-SACD)
Schon der fünfjährige Wolfgang
Amadeus Mozart konstatierte am Wiener
Hof im Beisein der Monarchin Maria
Theresia unmissverständlich, man solle
doch bitte den Herrn Wagenseil holen,
der verstehe was von Musik. Mozart lag
mit seinem Urteil sicher richtig, dennoch blieb dem Herrn Wagenseil eine
nachhaltige Verbreitung im Konzert­
leben versagt: wie viele Angehörige seiner Generation – der nach den großen
Spätbarockmeistern Bach, Händel und
Telemann – leidet er bis heute darunter, in die Schublade mit dem unseligen
Begriff „Vorklassik“ gesteckt zu werden; als sei die Musik dieser Zeit kurz
nach der Mitte des 18. Jahrhunderts
nur eine unfertige Vorstufe zur eigent­
lichen Klassik. Dass diese Einschätzung
nicht stimmt und die frühe Klassik
Wagenseils mit ihrer frischen Melodik
ihre eigenen musikalischen Qualitäten
hat, wird beim Hören schnell klar:
Christophe Coin, anerkannter Spezialist im Aufspüren bislang verborgener
Repertoireperlen, zeigt mit zwei Cellokonzerten nicht nur seine eigene interpretatorische, sondern auch die Klasse
des Komponisten. Entsprechendes bietet
das ihn kongenial begleitende Orchester
Le Phénix, das zusätzlich mit einer Sinfonie den Status Wagenseils als unbedingt
lohnende Entdeckung untermauert.
Nachwuchskünstlerin
des Jahres (Saxofon)
Ausgabe 2016/3
Konzerteinspielung d. J.
Musik des 18. Jh.
19
Dmitri Shostakovich
Konzert für Klavier, Trompete und
Streicher, Op. 35
Konzert für Klavier und Orchester,
Op. 102
Concertino, Op. 34
Tarantella für zwei Klaviere
Anna Vinnitskaya, Klavier
Kremerata Baltica
Alpha 203
Spätestens seitdem Anna Vinnistkaya
2007 den Queen Elisabeth Wettbewerb
in Brüssel gewann, nahm die Karriere
der Pianistin, die bei Sergey Ossipenko
und bei Evgeni Koroliov studiert hat, so
richtig an Fahrt auf.
Mit ihrem Debüt-Album beim Label
Alpha Classics, das jetzt mit einem ECHO
Klassik ausgezeichnet wird, hat sich
Anna Vinnitskaya einen Herzenswunsch
erfüllt. Schon früh hatte sie die Musik von
Schostakowitsch entdeckt und lieb gewonnen, doch auch nach jahrelanger
Beschäftigung mit dem Werk eines Komponisten gibt es Neues zu entdecken.
So enthüllt Anna Vinnitskaya zwei
Facetten von Schostakowitsch und stellt
das „freche“ erste Klavierkonzert in
c-Moll op. 35, bei dem Schostakowitsch
alle Register in Sachen stilistische und
atmosphärische Vielfalt zieht, dem eher
traditionellen, jugendlichen Übermut verströmenden Konzert in F-Dur gegenüber.
Vinnitskaya enttarnt mit ihrer hochgelobten Interpretation den lange missverstanden Schostakowitsch: Hinter den
Gefälligkeiten an das kommunistische
Regime und dem vaterländischen Pathos
verbirgt sich eine Mischung aus Spott
und Sarkasmus – eine nicht selten subtile bis deutliche und vom einheimischen Publikum durchaus verstandene
Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Zuständen unter Stalin.
Konzerteinspielung d. J.
Musik des 20. / 21. Jh.
CLASS : aktuell
ECHO KLASSIK-GEWINNER 2016
Jean Sibelius
Symphonien 1 – 7
Berliner Philharmoniker
Sir Simon Rattle, Dirigent
Erik Satie (1866 -1925)
Mélodies et Chansons
Holger Falk, Bariton
Steffen Schleiermacher, Klavier
Berliner Philharmoniker
Recordings 150071
(4 CDs, 1 Pure Audio Blu-ray Disc,
1 Video Blu-ray Disc, 24-Bit-Download-Code)
MDG 613 1926-2
Die Geschichte, die Jean Sibelius mit
den Berliner Philharmonikern verbindet,
erreichte 1902 einen frühen Höhepunkt,
als der Komponist selbst seine Tondichtung „En Saga“ mit dem Orchester
aufführte. In späteren Jahren standen
Sibelius‘ Werke unter der Leitung von
Dirigenten wie Richard Strauss, Wilhelm
Furtwängler und Sergiu Celibidache auf
dem Programm, Chefdirigent Herbert
von Karajan verantwortete einige glanzvolle Aufnahmen. An diese Erfahrungen
konnte das Orchester mit Sir Simon
Rattle anknüpfen, für den Sibelius seit
seiner Jugend zu den „aufregendsten,
originellsten Komponisten“ gehört. Bei
einem ersten gemeinsamen Zyklus der
sieben Symphonien im Jahre 2010 interpretierten die Berliner Philharmoniker
dabei erstmals den dritten Gattungs­
beitrag des finnischen Komponisten.
2015, zu dessen 150. Geburtstag, folgte
die Reprise des Zyklus. Die nun erschienene Aufnahme entfaltet den ganzen
Reichtum des nordischen Tondichters:
von den spätromantischen Anfängen in
den ersten beiden Symphonien über die
erstaunlichen formalen Experimente der
vierten und sechsten und die triumphale
Finalsteigerung der fünften bis zum
rhapsodischen Charakter der siebten
Symphonie fasziniert Sibelius‘ Klang­
sprache in rhythmischer Prägnanz und
überwältigender Farbigkeit.
Orchester des Jahres
Bisher gehörten Erik Saties Lieder
nicht zu den Dauerbrennern. Völlig zu
Unrecht, wie Holger Falk und Steffen
Schleiermacher mit dieser Neuaufnahme
sämtlicher Mélodies und Chansons beweisen: Von zartester Ernsthaftigkeit bis
zur derbsten Komik reicht die Palette
des legendären Eigenbrötlers, der Zeit
seines Lebens in bitterster Armut existieren musste. Der eigenwillige Humor,
der viele seiner Klavierkompositionen
prägt, findet auch in den Liedern seinen Niederschlag.
Mit Contamine de Latour, seinem Jugendfreund katalanischer Herkunft, wagt
er die ersten Versuche. Als Satie notgedrungen Nacht für Nacht den Chansonnier
und Clubbetreiber Vincent Hyspa auf dem
Klavier begleiten musste, entstanden et­li­
che Kabarettlieder auf Hyspas Texte. Unter
anderem der Evergreen „Je te veux“.
Äußerst verdichtet sind Saties eigene
„Trois Poèmes d´Amour“; kurze Lieder,
keines länger als acht Takte, mit den für
Saties spätere Kompositionen so charakteristischen „Erklärungen“ – Zusatztexte,
deren Zusammenhang mit der Kom­
position sich keineswegs erschließt…
Und auch in diesen Miniaturen zeigen
sich Holger Falk und Steffen Schleiermacher als die idealen Sachwalter für
Saties Musik: Ohne falsche Albernheit,
mit feinem Humor und einer gehörigen
Portion Ironie sorgen sie für ein unterhaltsames Programm mit Tiefgang.
Solistische Einspielung
d. J. (Lied)
20
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartette
G-Dur KV 387 „Frühlingsquartett“
& B-Dur KV 458 „Jagdquartett“
Hagen Quartett
J. S. Bach (1685 -1750)
Goldberg-Variationen BWV 988
(arr. für Fagott-Consort
von Henrik Rabien)
Bassoon Consort Frankfurt
myrios classics MYR017
(Hybrid-SACD)
MDG 903 1914-6 (Hybrid-SACD)
Fast zehn Jahre lang hatte Mozart kein
Streichquartett mehr geschrieben – für
sein kurzes Leben eine bemerkenswert
lange Zeitspanne. Die beiden Streichquartette KV 387 und KV 458 gehören zur
Gruppe der sechs so genannten „HaydnQuartette“. Mozart komponierte sie zwischen 1782 und 1785 in Wien und widmete sie seinem „väterlichen Freund“
und in vielerlei Hinsicht großem Vorbild Joseph Haydn. Mozart lässt es dabei
nicht unerwähnt, dass die Komposition
die „Frucht langer und mühsamer Arbeit“ für ihn darstellt.
Nach einer ausgiebigen Mozart-Tournee hat sich das Hagen Quartett der Neuaufnahme dieser beiden Quartette als
Quintessenz des Zyklus angenommen.
Es ist zugleich seine erste Aufnahme mit
dem „Paganini-Quartett“, dem einzigen
heute noch existierenden Instrumenten­
satz bestehend aus vier aufeinander
abgestimmten Stradivari-Instrumenten,
welche sich zudem einmal im Besitz
von Niccolò Paganini befanden. In dieser
herausragenden Einspielung vereint sich
die musikalische Intensität des Hagen
Quartetts mit dem warmen Schönklang
der historischen Instrumente.
Kammermusikeinsp. d. J.
17. / 18. Jh. (Streicher)
Ausgabe 2016/3
Acht Fagotte und ein Kontrafagott
bilden das Bassoon Consort Frankfurt.
Henrik Rabien als spritus rector hat
Bachs Goldberg-Variationen für diese
ungewöhnliche Besetzung eingerichtet.
Vom Duo bis zum Nonett setzt Rabien
sein Instrument ein. Variationen von im
wahrsten Sinne des Wortes atemberaubender Virtuosität, die man dem Fagott
gar nicht zutrauen würde, wechseln mit
kantablen Teilen, in denen das Instrument voll in seinem Element erscheint.
Anders als manch andere Bearbeitung
behält Rabien die originale Tonart G-Dur/
g-Moll konsequent bei. Das Instrumentarium verlangt lediglich eine Oktavierung
nach unten, mit fulminantem Effekt:
Durch das Kontrafagott ergibt sich ein
profunder Basso, der seinesgleichen
sucht! Insbesondere die groß besetzten
Variationen gewinnen dadurch eine geradezu orchestrale Opulenz, aber auch
in den intimeren Teilen sorgt das überaus flexible Spiel des wendigen Continuoisten für ungetrübtes Hörvergnügen.
Die neun Spieler erreichen eine
klangliche Differenzierung, die Bachs
virtuosem Spiel zwischen linearer Kontrapunktik und vertikaler Harmonie
aufs Vortrefflichste entgegenkommt.
In Henrik Rabiens Bearbeitung gewinnt das unangefochtene Gipfelwerk
der Variationskunst eine völlig neue
Dimension hinzu.
Kammermusikeinsp. d. J.
17. / 18. Jh. (Bläser)
CLASS : aktuell
ECHO KLASSIK-GEWINNER 2016
Hugo Kaun (1863-1932)
Oktett op. 26,
Streichquintett op. 28 und
Klavierquintett op. 39
Berolina Ensemble
MDG 948 1937-6 (Hybrid-SACD)
Bereits zu Lebzeiten hatte der ge­bür­
tige Berliner Kaun beachtliche Erfolge als
Komponist, aber auch als angesehener
Chorleiter erzielt. Dies allerdings in
Milwaukee, fern der Zentren europäischer Musikkultur um die Wende zum
20. Jahrhundert. Das Berolina Ensemble
startet mit einer attraktiven Neueinspielung die längst fällige Ehrenrettung:
Oktett, Klavierquintett und das 1. Streichquintett zeigen einen eigenständigen
Charakter, der die Traditionen deutscher
romantischer Musik in sehr selbständigem Ausdruck zu bündeln versteht.
In den USA setzte sich Kaun ganz besonders für die Pflege dieser Traditionen
ein. Dass sich das Chicago Symphony
Orchestra vertieft mit den Werken
Brahms´ und Bruckners auseinandersetzte, war nicht zuletzt Kauns Eintreten
geschuldet. Das Engagement mag nicht
ganz uneigennützig gewesen sein: Das
renommierte Orchester nahm auch Kauns
eigene Kompositionen ins Programm –
was bereits erste Rückschlüsse auf die
hohe kompositorische Qualität seiner
Arbeiten zulässt.
Trotz aller Triumphe in Amerika
machte sich Kaun 1902 in die deutsche
Heimat auf. Aber erst langsam stellte
sich auch hier der Erfolg ein, und besonders sein oratorisches Schaffen erlebte mit der Zeit große Popularität.
Kammermusikeinsp. d. J.
19. Jh. (gem. Ensemble)
Niederländische Cellosonaten
Vol. 7
Alexander Batta
Joseph Hollman
Andrée Bonhomme
Emile Wesly
Doris Hochscheid, Violoncello
Frans van Ruth, Klavier
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Orgel-Toccaten
Christoph Schoener
an allen vier Orgeln der Hauptkirche
St. Michaelis, Hamburg
Johann Georg Linike (ca. 1680-1762)
Mortorium – Kammermusik und
Concerti für Bläser
(Traversflöte, Oboe, Trompete)
Ensemble Concert Royal, Köln
MDG 949 1893-6 (Hybrid-SACD)
Musicaphon M56972
Doris Hochscheid und Frans van Ruth
haben sich die Pflege der niederländischen Kammermusik zur Lebensaufgabe
gemacht. Die beiden hervorragenden
Solisten erarbeiteten ein umfassendes
Repertoire für Cello und Klavier
Nach sechs überaus erfolgreichen
Folgen mit niederländischen Sonaten für
Violoncello und Klavier machen sich
Doris Hochscheid und Frans van Ruth
auf die Reise nach Paris – und entdecken dort zu ihrer Überraschung eine
ganze Reihe von Landsleuten, die das
musikalische Leben der Seine-Metropole maßgeblich beeinflusst haben.
Alexander Batta eroberte mit seinem Cellospiel die Pariser Salons im
Sturm. Sowohl Berlioz als auch Balzac
äußersten sich euphorisch über den
singenden Ton Meyerbeers „Robert le
Diable“ und Verdis „Il Trovatore“ liefern
die Vorlage für ein wahres Feuerwerk
an Virtuosität, die in Abwechslung mit
lyrischstem Gesang für theatralische
Dramatik sorgt.
Etwas später verzaubert Joseph
Hollman die Gesellschaft mit Miniaturen,
die wie für den Salon geschaffen sind.
Ob „Extase“, „Souvenir de Berck“
oder „Sérénade“ – Das ist immer beste
Unterhaltung auf höchstem Niveau!
In einer sehr spannenden Neu­
produktion spielt Christoph Schoener,
Organist an der Hamburger Michaeliskirche, die fünf Toccaten von Johann
Sebastian Bach an allen vier Orgeln im
Hamburger Michel. Dabei kommen für
die berühmte d-Moll-Toccata sogar drei
Instrumente auf einmal zum Einsatz!
Opulente Raumwirkung war auch
das Anliegen, das der erst kürzlich
durchgeführten Restauration der Orgeln
zu Grunde lag. Dabei bildet die gewal­
tige „Große Orgel“ im Westen mit ihren
86 Registern auf fünf Manualen natürlich den Mittelpunkt. Eine romantische
Farbe bringt die „Konzertorgel“ auf der
Südempore ein, und dank glücklicher
Fügung konnte ein ungewöhnlich reichhaltig ausgestattetes Fernwerk auf dem
Dachboden errichtet werden, das ebenfalls von der zentralen Spielvorrichtung
aus wie eine komplette eigenständige
Orgel genutzt werden kann. Von besonderem Reiz ist die „Carl-Philipp-EmanuelBach-Orgel“, die mit ungleich-schweben­
der Stimmung natürlich nur als Solitär
auf der Nordempore zum Einsatz kommt.
Auf der fein ausbalancierten Super
Audio CD erklingt jedes Instrument an
seinem originalen Platz, und der prachtvolle barocke Raum der hanseatischen
Hauptkirche kommt in überragender
Natürlichkeit zur Geltung.
Linike wurde ca. 1680 in eine
Musikerfamilie geboren. 1696 trat er
in die Königliche Kapelle in Berlin ein.
Nach der Auflösung der Kapelle wird
Linike 1714 als Konzertmeister an den
Hof von Sachsen-Weißenfels berufen.
1718 half er am Köthener Hof aus, an
dem zu dieser Zeit Bach wirkte. 1721
bekam er die Erlaubnis für einen
England-Aufenthalt. Hier wirkte er in
Händels Opernorchester mit. 1725 wurde Linike Konzertmeister und stell­
vertretender Leiter an der Hamburger
Oper am Gänsemarkt. In den Jahren
1725/26 wirkte er unter der Leitung von
Telemann an Aufführungen Händelscher
Opern mit. 1728 wurde er als Kapellmeister an den Hof von MecklenburgStrelitz berufen, wo er bis zu seinem
Tode 1762 blieb.
Die qualitativ hochstehenden Werke wurden eingespielt vom Ensemble
Concert Royal Köln, das bereits 2015
mit einem ECHO Klassik ausgezeichnet
wurde.
Neben einer „herkömmlichen“ SACD
(CD Stereo – DSD Stereo – DSD 5.1)
enthält die Jewel Box eine weitere
SACD, bei der es sich um dieselbe Aufnahme in anderer Aufnahmetechnik
handelt, nämlich per Kunstkopf (auch
binaural 3D genannt). Auch diese zweite
SACD kann über Lautsprecher wiedergegeben werden, optimal funktioniert
das 3D Verfahren aber bei der Wiedergabe per Kopfhörer.
Editorische Leistung
des Jahres
Audiophile Mehrkanal­
einspielung d. J.
Audiomax 903 1910-6 (Hybrid-SACD)
Ausgabe 2016/3
21
Audiophile Mehrkanaleinsp.
d. J. (Erste 3D-Kopfhöreraufnahme)
CLASS : aktuell
ECHO - Preisträger 2016 gemeinsam für mehr
Mit dem Benefizkonzert Klassik: XL eröffnen ECHO - Preisträger am 8. Oktober das Klassik - der Künste. Veranstalter ist CLASS Germany.
Der Verband unabhängiger Klassiklabels und
Klassikvertriebe stellt mit sicherem Gespür bereits
zum vierten Mal eine ganz erlesene Auswahl zusammen. Denn von den insgesamt 57 Auszeichnungen des diesjährigen ECHO Klassik kann nicht
jede gezeigt werden. „Mit unserem Konzertabend
www.aurelia-shimkus.com | Foto: © Kristine Krauze Slucka
www.yuryrevich.com | Foto: © MV Photography
D
as zweite Oktoberwochenende steht
ganz im Zeichen der renommierten
Preisverleihung ECHO Klassik. Am
8. Oktober, am Vorabend der vom ZDF
übertragenen Gala, präsentieren sich zahlreiche
ECHO-Preisträger im Rahmen des Benefizkonzertes Klassik: XL im Konzertsaal der Universität
Aurelia Shimkus
Yury Revich
22
Ausgabe 2016/3
möchten wir an die zentrale Idee des ECHO-Klassik - Preises erinnern,“ sagt Werner Dabringhaus,
Mitglied des Vorstands von CLASS Germany.
„Neben der Auszeichnung besonderer Produktionen geht es vor allem darum, junge Talente zu
fördern und die Vielfalt klassischer Musik abseits des Quotenrummels erlebbar zu machen.“
Fotos Konzertsaal: © Matthias Heyde
CLASS : aktuell
Mit transparentem Foyer und spröder Klarheit gilt der
Konzertsaal der UdK Berlin von P. G. R. Baumgarten
als herausragendes Zeugnis der Berliner Baukultur der
Fünfzigerjahre. Denkmalgeschützt seit 1995.
Vielfalt
Wochenende des Jahres
u.a. Holger Falk, Steffen Schleiermacher, das
Ensemble für Alte Musik Concert Royal Köln,
Doris Hochscheid und Frans van Ruth stehen
neben den Shooting-Stars von morgen wie Yury
Revich, Aurelia Shimkus, dem Berolina Ensemble
und dem Bassoon Consort Frankfurt.
Kerstin A. Dorscht
Vielfarbiges, spannungsvolles Spektrum
klassischer Kammermusik
www.berolina-ensemble.de | Foto: © Tim Klöcker
Die Förderung des Nachwuchses versteht
CLASS auch ganz praktisch: Der Erlös des Abends
geht an die Universität der Künste für den Erwerb eines neuen Konzertflügels.
Klassik: XL präsentiert einen spannungsvollen Reigen im Superformat: Während bei der
offiziellen ECHO-Klassik-Verleihung nur Zeit für
kurze Kostproben bleibt, erleben die Konzertbesucher hier gleich acht Konzerte an einem Abend.
Die Preisträger präsentieren ein spannungsvolles Programm: von Juwelen Alter Musik über
Neuinterpretationen von Liszt oder Satie bis hin
zu selten Gehörtem von Waldemar von Bausznern
oder Rudolf Escher. Renommierte Künstler wie
Berolina Ensemble
Ausgabe 2016/3
23
www.bassoonconsort.de | Foto: © Barbara Aumüller
CLASS : aktuell
Bassoon Consort Frankfurt
Concert Royal Köln
Biografie
Biografie
Klavierunterricht ab vier.
Mit neun 1. Preis beim lettischen Wettbewerb
für junge Pianisten.
Mit elf erstes Solokonzert.
Mit 16 Deutschland-Debut mit dem Warschau
Symphony Orchester und erste CD-Einspielung .
Mit 17 Konzert mit dem English Chamber Orchestra im Dortmunder Konzerthaus: Mozarts Klavierkonzert KV 456.
Mit 18 zweite CD-Einspielung „B-A-C-H Ich ruf zu
Dir“ ausgezeichnet mit dem ECHO Klassik 2016 in
der Kategorie Nachwuchskünstlerin d. J. Klavier.
Geigenunterricht ab fünf.
Mit sieben Besuch der Musikschule des Staat­
lichen Moskauer Konservatoriums.
Mit 13 Unterricht bei Victor Pikayzen.
Mit 17 Besuch des Konservatoriums in Wien und
Debut in der Carnegie Hall in New York.
Mit 21 Debut an der Mailänder Scala.
Mit 23 Young Artist of the Year 2015 (International
Classical Music Awards).
Einspielung der „8 Jahreszeiten” von Vivaldi / Piazolla ausgezeichnet mit dem ECHO Klassik 2016
in der Kategorie Nachwuchskünstler d. J. Violine.
Biografie
Yury Revich
www.dorishochscheid.nl | www.fransvanruth.nl
Foto: © www.cellosonate.nl
Aurelia Shimkus
Bassoon Consort
Frankfurt
Das Ensemble dieser Ersteinspielung besteht
aus Lehrenden, Studierenden und Ehemaligen der
Fagottklasse von Prof. Henrik Rabien an der
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in
Frankfurt am Main. Die vorliegende Transkription
der Goldberg-Variationen für Fagott­ensemble
wurde im Mai 2013 anlässlich eines Konzertes im
Frankfurter Senckenbergmuseum mit großem
Erfolg aus der Taufe gehoben und seither in
zahlreichen Konzerten aufgeführt. Die Musiker
haben in diesem besonders mitreißenden Meis­
terwerk Bachs große spieltechnische und koor­
dinatorische Anforderungen zu meistern.
Sollte es darüber hinaus gelingen, mit dieser
Fassung der Goldberg-Variationen Hörer für die
vielseitigen Qualitäten von Fagott und Kontra­
fagott zu begeistern, wäre dies eine ganz be­
sondere Freude. Immerhin ergibt sich hier die
Gelegenheit, den besonderen Fagott-Ensembleklang in mannigfaltigen Farben, Registern und
Situationen höchst abwechslungsreich und
plastisch zu erleben.
Biografie
Berolina Ensemble
Der Geiger David Gorol gründete 2009 das
Berolina Ensemble, angeregt von den richtungsweisenden Einspielungen des Melos Ensembles,
der Pionierarbeit des Consortium Classicum auf
dem Gebiet der kammermusikalischen Wiederentdeckung und dem Wunsch nach vielfältigen
Konzertprogrammen in variablen Besetzungen.
Seitdem hat das junge Ensemble in Konzerten
Frans van Ruth und Doris Hochscheid
24
Ausgabe 2016/3
CLASS : aktuell
Benefizkonzert „Klassik: XL“ auf einen Blick
www.concert-royal.info | Foto: © Kalle Meyer
Datum: 8. Oktober 2016
Konzertbeginn: 19:00 Uhr
Ort: Konzertsaal der Universität der Künste, Hardenbergstraße / Ecke Fasanenstraße
Durch das Programm führt der Komponist und Pianist
Steffen Schleiermacher
Künstler / Programm CD
ECHO Klassik-Preisträger 2016
„Nachwuchskünstler Geige“
Yury Revich Violine
Guiseppe Tartini (1692 - 1770) – Teufelstrillersonate
Antonio Vivaldi (1678 - 1741)
Der Sturm aus „Die vier Jahreszeiten“
ARS 38170 (Hybrid-SACD)
ECHO Klassik-Preisträger 2016
„Editorische Leistung des Jahres“
unter anderem des Thüringer Orgelsommers,
des Louis-Braille-Festivals, des crescendo-Musikfestivals und in der Berliner Philharmonie
überzeugt. Neben der Konzerttätigkeit forschen
die Berliner Musiker nach spätklassischen und
romantischen Komponisten, denen durch unterschiedlichste Gegebenheiten der nachträgliche
Ruhm verwehrt blieb. Mit dieser Suche erweitert
das Berolina Ensemble stets sein Repertoire
und kann bereits auf eine beachtliche Sammlung von Werken der gemischten und großbesetzten Kammermusik blicken.
Biografie
CONCERT ROYAL Köln
Bläserensemble auf historischen
Instru­menten wurde 1987 von der Oboistin
und Cembalistin Karla Schröter gegründet.
Der Name des Ensembles, das zur Zeit seiner
Gründung einen Schwerpunkt auf die Interpretation französischer Barockmusik gelegt hatte,
leitet sich ab von F. Couperins Sammlung der
Concerts Royaux. Das Ensemble arbeitet sowohl
als Kammermusikensemble als auch in Orches­ter­
formationen mit barockem und klassischem
Instrumentarium des 18. Jahrhunderts, im
Bereich der Kammermusik insbesondere als
Holzbläserensemble mit und ohne Continuo­
instrumente, bei einigen Programmen unter Hinzunahme von Instrumenten wie Viola d‘amore,
Naturhörnern oder Naturtrompete. Erstmalige
Wiederaufführung von Werken des 18. Jahrhunderts im kammermusikalischen, orchestralen
und oratorischen Bereich sind eine Spezialität
dieses Ensembles.
Doris Hochscheid Cello + Frans van Ruth Klavier
Rudolf Escher (1912 - 1980)
Sonate concertante
Audiomax 903 1910-6 (Hybrid-SACD)
ECHO Klassik-Preisträger 2016
„Nachwuchskünstlerin Klavier“
Aurelia Shimkus Klavier
Franz Liszt (1811 - 1886)
Fantasie + Fuge über das Thema B-A-C-H
ARS 38196 (Hybrid-SACD)
ECHO Klassik-Preisträger 2016
„Kammermusikeinspielung“ 17. / 18. Jh. / Bläser
Bassoon Consort Frankfurt Fagott-Oktett
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Goldbergvariationen (Auszug)
MDG 903 1914-6 (Hybrid-SACD)
ECHO Klassik-Preisträger 2016
„Surround Einspielung“ erste 3D Kopfhörer Aufnahme
Concert Royal Köln
Johann Georg Linike (ca. 1680 - 1762) – Sonate für Violine,
Oboe und Bc + Sonate für 2 Oboen und Bc
Musicaphon M56972 (Hybrid-SACD)
ECHO Klassik-Preisträger 2016
„Solistische Einspielung / Lied / Gesang“
Holger Falk Bariton +
Steffen Schleiermacher Klavier
Erik Satie (1866-1925) – Mélodie et Chansons
MDG 613 1926-2
ECHO Klassik-Preisträger 2016
„Kammermusik-Einspielung“ 19. Jh. / gemischtes Ensemble
Berolina Ensemble
Waldemar von Bausznern (1866-1931) – Oktett (1. + 2. Satz),
Zug durch die Puszta + Czardas
MDG 948 1937-6 (Hybrid-SACD)
Tickets: 20 Euro, Schüler & Studierende 5 Euro
unter www.klassik-xl.reservix.de oder an der Konzertsaalkasse UdK Berlin,
Tel. 030/31 85 28 04 | Das Konzert wird von KLASSIK.TV aufgezeichnet.
Ausgabe 2016/3
25
Holger Falk
www.schleiermacher-leipzig.de | Foto: © MDG
www.holgerfalk.de | Foto: © Wonge Bergmann
CLASS : aktuell
Steffen Schleiermacher
Biografie
Doris Hochscheid und
Frans van Ruth
studierte bei Dimitri Ferschtman in Amsterdam,
Melissa Phelps in London und Philippe Muller
in Paris. Gleich zweimal wurde sie während des
Tanglewood Festivals in den USA mit dem Prize
for an outstanding cellist ausgezeichnet.
Auch war sie über viele Jahre Mitglied des LeoSmit-Ensembles und ist jetzt Mitglied des Stolz
Quartetts. Doris Hochscheid spielt ein Bernardel-Cello, das ihr von einem Bewunderer zur
Verfügung gestellt wurde.
haben sich im Laufe der Zeit ein gemeinsames
Repertoire von fast hundertfünfzig Kompositionen erarbeitet, das von den Gambensonaten von
J.S. Bach zu einer immer wachsenden Zahl von
eigens für sie komponierten Stücken reicht.
Beide Musiker unterrichten an der Musikfa­
kultät der Amsterdamer Hochschule der Künste
(Conservatorium van Amsterdam).
Doris Hochscheid
Frans van Ruth
begann seine Ausbildung bei dem Pianisten und
Komponisten Hans Osieck. Er studierte Sprachund Literaturwissenschaft an den Universitäten
von Utrecht und Paris, setzte aber gleichzeitig sein
Musikstudium an der Utrechter Musikhochschule
fort. Während des Hugo-Wolf-Wettbewerbs
wurde ihm von der Jury der Preis als bester
Liedbegleiter verliehen. Seit den 1980er Jahren
beschäftigt er sich intensiv mit der im eigenen
Lande ernsthaft vernachlässigten musikalischen
Vergangenheit. 1995 war er Mitbegründer der
Leo-Smit-Stiftung und bis 2004 künstlerischer
Leiter der von der Stiftung organisierten Konzertreihen, in denen er anspruchsvolle Solowerke
wie die Jazz-Etüden von Erwin Schulhoff und
die Zweite Klaviersonate von Karl Amadeus
Hartmann aufführte. 2011 war er Mitherausgeber
einer Neuausgabe in drei Bänden des gesammten
Liedschaffens von Leander Schlegel.
Biografie
Holger Falk
Beweglichkeit, Farbigkeit und Unmittelbarkeit
im Ausdruck machen Holger Falk zu einem der
international gefragtesten Interpreten zeit­
ge­
nös­­si­schen Musiktheaters.
Er hat Stücke von Peter Eötvös, Beat Furrer,
Georges Aperghis, Steffen Schleiermacher und
vielen anderen uraufgeführt, sowie zahlreiche
klassische Rollen von Monteverdis „Orfeo“ bis zu
Wolfgang Rihms großen Opern gesungen. Einla­
dungen führen ihn an Opernhäuser in aller Welt.
Holger Falk nahm als erster Sänger zusammen
mit Alessandro Zuppardo am Klavier eine Gesamt­
einspielung aller 115 Mélodies für Männerstimme
von Francis Poulenc auf. Nun folgt diese Gesamteinspielung der Mélodies und Chansons
von Erik Satie. Zusammen mit Steffen Schleiermacher am Klavier veröffentlichte er außerdem
Einspielungen von Liedzyklen Wolfgang Rihms und
der „Hölderlin-Vertonungen“ Josef Matthias Hauers.
Holger Falk und St. Schleiermacher wurden 2015
26
Ausgabe 2016/3
v. d. Hugo-Wolf-Stiftung u. d. Bundeskulturstiftung
eingeladen, das Festival „Sind noch Lieder zu singen“ zur Zukunft des deutschen Lieds zu gestalten.
Steffen Schleiermacher
Pianist, Komponist, Festival- und
Konzertorganisator
Studium a. d. Musikhochschule „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ Leipzig. Seit 1988 Leitung d. Konzertreihe „musica nova“ am Gewandhaus Leipzig,
1989 Gründung d. Ensemble Avantgarde, 1993 2000 Leitung des Januarfestivals am Museum d.
Bildenden Künste Leipzig, 2000 - 2010 Leitung
d. Festivals „KlangRausch“ beim MDR.
Zahlreiche Auftragswerke, in jüngerer Zeit u.a. für
die Oper Bonn, das Gewandhausorchester, das
Kirchenmusikfestival Oslo, das WDR Sinfonie­
orchester und den RIAS Kammerchor.
Z. Zt. Arbeit an Kompositionen für das Gewandhausorchester, die Akademie für Alte Musik
Berlin, das Orchestre Français des Jeunes, das
Konzert­hausorchester Berlin und das Festival
„pélegrinage“ Weimar.
Konzert- u. Vortragsreisen in viele Länder Europas,
Amerikas und des Fernen Ostens, Konzerte u.a.
mit dem Gewandhausorchester, dem Deutschen
Sinfonieorchester Berlin, den Münchner Philharmonikern, dem Orchestre de la Suisse Romande und weiteren – u.a. unter W. Ashkenasy,
I. Metzmacher, F. Luisi und W. Jurowski.
Ca. 60 Einspielungen bei verschiedenen Labels
(Hat Art, Wergo, MDG), darunter die Ersteinspielung des gesamten Klavierwerks von John Cage.
KLASSIK
NEU ERLEBEN.
DAS BESTE AUS
KONZERT, OPER
UND TANZ AUF
KLASSIK.TV
CLASS : aktuell
Bis 30. September können alle Klassikpioniere
wieder Vorschläge für Konzerte und Konferenz
der nächsten Classical: NEXT einreichen
Hunderte von internationalen
Spitzenproduktionen mit Stars wie
Daniel Barenboim, Gustavo Dudamel,
Christian Thielemann, Zubin Mehta,
Herbert von Karajan, Anne-Sophie
Mutter u.v.m. sowie Hintergrund-Infos, Künstler-Interviews,
Themenschwerpunkte und vieles
mehr...
Foto: © Eric van Nieuwland
Erneuerung leicht gemacht
Die Classical: NEXT öffnet ihren Call for Proposals und zeigt,
wo die Klassikwelt auf einem guten Weg ist.
W
er kennt sie nicht, die beliebten Checklisten der Ratgeberindustrie, mit denen
jeder noch so schwere Lebenswandel gelingt. „Befolgen Sie diese zehn einfachen
Schritte und schon.... Sie werden überrascht sein.“
Wäre die Classical: NEXT ein solcher 10-Punkte-Plan zur
Erneuerung der Klassik, heute – fünf Jahre nachdem
CLASS und Piranha Arts die Klassikmesse gründeten
– wären mindestens die Hälfte der Punkte abgehakt.
Und in der Tat dürfen die weit über eintausend Klassikprofis, die sich regelmäßig in Rotterdam treffen,
überrascht und auch ein wenig stolz sein:
Das jährliche Treffen ist zur größten und wichtigsten Fachkonferenz und - Messe der internationalen
Klassikwelt geworden. Viele Firmen und Künstler, darunter Größen wie Apple und die Deutsche Grammophon,
legten Ankündigungen neuer Kooperationen in die
Woche der Classical: NEXT Jubliläumsausgabe in diesem
Mai in Rotterdam. Weltbekannte Vorreiter von Google
bis Barbara Hannigan nutzen die Plattform, um die
vielen enthusiastischen Künstler, Manager und Labels
der Szene dort zu erreichen.
Denn um diese Szene der ‚Klassikmacher‘ geht es
letztlich. Nicht große Namen und Leuchtturmprojekte
allein haben das Genre nachhaltig verändert: Noch mehr
beeindruckt, dass sich auch in der Breite eine echte
Gemeinschaft derer gebildet hat, die den Mut zur Erneuerung haben. Wer vor etwas mehr als fünf Jahren
die Klassikszene umkrempeln wollte, der sah sich damals doch eher allein auf weiter Flur. Heute gehört es –
auch Dank der „NEXT“ – fast überall zum guten Ton,
etwas Neues auszuprobieren: Neue Geschäftsmodelle,
andere Konzertformate, neue Aufnahmetechniken. Die
Erneuerer sind über die Classical: NEXT nun weltweit
vernetzt, und haben gemerkt, dass sie viele sind. Gemeinsam sind wir stärker – und auch optimistischer.
Die Classical: NEXT ist natürlich nicht der alleinige
Grund dafür, dass die Szene endlich neue Wege geht,
sie hat diesen Prozess nur angestoßen, katalysiert. Es
ist eben ganz wie mit den Checklisten, (und den guten
Vorsätzen zu Neujahr) – sie sind ein guter Anfang. Aber
erfolgreich ist damit nur, wer wirklich etwas ändern
möchte, sich ernsthaft an die Ratschläge hält und vor
allem: selbstständig weiter macht. Dafür wird die
Classical: NEXT auch in den nächsten 5 Jahren stehen
und eine Anlaufstelle für die bieten, die nach KnowHow oder Partnern suchen.
Denn nun folgt eben die zweite Hälfte des 10-PunkteProgramms. Es wird eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre, die vielen guten Ansätze und
die neuen Experimente zur Routine werden zu lassen.
Einige, die seit Jahren Erneuerung lautstark begrüßen,
werden sich nun ehrlich machen müssen. Dazu zählen
auch Fördertöpfe und nationalen Exportprogramme.
Aber auch so mancher kleine Unternehmer und aufstrebende Künstler muss Wissen sammeln und Personal
schulen. „Capacity Building“ nennt man das heute.
Ob es um transdisziplinäre Aufführungen geht, in
denen Tanz und visuelle Untermalung mit Orchestermusik harmoniert, oder um internationale Kooperationen zur Wiederaufführung zeitgenössischer Werke
auch nach der „UA“. Um innovative Aufnahmetechniken
oder um die ernsthafte Auseinandersetzung mit OnlineMarketing und digitalem Vertrieb. Nicht zu vergessen
Inklusion und Frühförderung. Es gibt viel zu tun, packen
wir es an!
Ein Beispiel kann man sich etwa an den 30 Projekten nehmen, die in diesem Jahr für den Classical: NEXT
Innovation Award nominiert waren. Unter den Finalisten auch der Rundfunkchor Berlin, das Berliner
Radialsystem sowie der gewählte Gewinner – das
Hamburger Ensemble Resonanz.
Als nächsten Schritt schlagen wir selbst­ver­ständ­lich
wieder die Präsentation auf der Classical: NEXT vor.
Diese Woche öffnete der Call for Proposals für die
Classical: NEXT 2017 (wieder im Mai, wieder in Rotterdam, Stichwort Routine). Bis 30. September können
die Fachbesucher und alle die, die es werden wollen,
Vorschläge für Konferenz und Showcase-Konzerte der
kommenden Ausgabe einreichen. Paul Bräuer
Ausgabe 2016/3
Wann immer und so oft Sie wollen.
Ihr persönlicher Konzertsaal und Ihr
privates Opernhaus ist nur einen
Mausklick entfernt.
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A NEW VISION - THE NEW CLASSICAL
Streichinstrumente
Klavier
Gitarre
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NEUERSCHEINUNGEN
Im Blickpunkt
CLASS : aktuell
Cecilia Pillado & Friends
Homage to
GUASTAVINO
THE SCHUBERT
OF THE PAMPAS
CARLOS GUASTAVINO (1912-2000)
Romantische Kammermusikduos
CECILIA PILLADO, Klavier
KATIA GUEDES, Sopran
UNOLF WÄNTIG, Klarinette
ERIC KIRCHHOFF, Flöte
CARLOS MARÍA SOLARE, Bratsche
TaMa261219303 (CD)
s
CexiliaTa’ngos
Cecilia Pillado
Argentine Piano Music
TaMa261219310 (CD)
ARGENTINISCHE TANGOS
Virtuos, brillant, feurig
CECILIA PILLADO: Klavier
200 JAHREN KLASSISCHE
BRASILIANISCHE LIEDER
KATIA GUEDES, Sopran
EVELYN ULEX, Klavier
IM FACHHANDEL
ERHÄLTLICH
& Release Konzert
23 Oktober, 16 Uhr
Kammermusik, Gesang
und Tangos
Û
Frédéric Kummer
François Schubert
Duos für Violine und Cello
Friedemann Eichhorn, Violine
Alexander Hülshoff, Cello
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Sämtliche Klaviertrios – Vol. 1
Trio op. 8 (Version 1889) & op. 87
Vienna Piano Trio
MDG 942 1962-6 (Hybrid-SACD)
NAXOS 8.573000
Mit den Violinkonzerten des Beethoven-Zeitgenossen Pierre Rode hat der
Weimarer Violinvirtuose Friedemann
Eichhorn für etliche hochgezogene Augenbrauen gesorgt. Auch diesmal wird
es ihm nicht anders ergehen, denn
Friedemann Eichhorn und sein Duettpartner Alexander Hülshoff haben veritable
Juwelen der Musikgeschichte gehoben,
die bislang höchstens Fachleuten bekannt
gewesen sein dürften. Die Rede ist von
den quirligen, höchst unterhaltsamen
und atemberaubend effektvollen Duetten von Frédéric Kummer und François
Schubert. Kummer war einer der Mitbegründer der Dresdner Cello-Schule,
während François Schubert zu seiner Zeit
vor allem als Komponist heiterer Opern
im Fahrwasser Rossinis bekannt war.
Verblüffende
Ausdruckspalette
Ihre hypervirtuosen Duette klingen
manchmal wie Rossini auf Speed oder
wie Boccherini nach einer eindrucksvollen Begegnung mit Beethoven oder wie
Paganini und Sarasate beim musikalischen Shakehands, oder, oder, oder…
Die Ausdruckspalette dieser Stücke ist
verblüffend vielgestaltig und vermag
selbst Hörer zu erstaunen, die glauben,
sie würden schon alles kennen. Zudem
ist das Ganze auch einfach sehr unterhaltsam. Die Zeit vergeht beim Hören
wie im Flug.
Es ist einer der ganz großen Glücksfälle der Musikgeschichte, dass das frühe
H-Dur-Klaviertrio op. 8 in zwei Versionen
überliefert ist. Der über-selbstkritische
Brahms hatte ja an­sonsten alle Früh­
fassungen, Skizzen und Entwürfe seiner
Werke recht vollständig vernichtet. Das
Wiener Klaviertrio eröffnet seine BrahmsEdition neu im überlegenen Super-AudioKlang bei MDG mit der späten Fassung
dieses Jugendwerkes, der es das reife
op. 87 gegenüberstellt.
Glücksfall
Gegenüber der romantisch-ungestümen Erstfassung besticht die späte Version durch eine deutlich konzen­trierte
Anlage. An seinen Verleger kommentierte
Brahms die Revision, gewohnt maliziös:
„…dass das alte zwar schlecht ist, ich aber
nicht behaupte, das neue sei gut!“ 30 Jahre brauchte Brahms dann, um ein zweites
Klaviertrio zu beginnen; in vermeintlich
schlichtem C-Dur eröffnet op. 87 tiefe
Abgründe, die immer wieder von grandiosem Leuchten abgelöst werden.
Von außergewöhnlicher Schwierigkeit ist der Klavierpart. Kein Wunder, ist
das Werk des begnadeten Pianisten doch
im Umfeld des 2. Klavierkonzerts entstanden. Besonders das elfengleiche Scherzo
hat es in sich; eine lohnende Aufgabe für
Stefan Mendl, der mit seinen Wiener
Kollegen auf dem ehrwürdigen Steinway
D „Manfred Bürki“ einen geisterhaften
Spuk zelebriert, dass einem wohlig der
Schauer über den Rücken läuft.
Kulturscheune
Gutshof Woldzegarten
www.gutshof-woldzegarten.de
www.tangomalambo.com
28
Ausgabe 2016/3
Royal
John Dowland
Fantasias / Tänze
Benjamin Britten
Nocturnal after John Dowland op. 70
Hans Werner Henze
Royal Winter Music: Second Sonata
Stefan Koim, Gitarre
Musicaphon M56975
„ROYAL ..., edler Klang in höfischem
Kontext“ so könnte man die Musik des
berühmten Renaissancelautenisten John
Dowland beschreiben, die im Mittelpunkt der zweiten CD von Stefan Koim
steht. Dabei werden auf der einen Seite
Kompositionen von Dowland selbst vorgestellt; Kompositionen, die eine beeindruckende Verbindung von Herz, Geist
und Intellekt aus der Feder eines weltgewandten Musikers des 16. Jahrhunderts
darstellen. Auf der anderen Seite stehen die beiden bedeutenden modernen
Kompositionen von Benjamin Britten
und Hans Werner Henze, die in ihren
Werken Bezug auf Dowland und die
Lautenmusik des Elisabethanischen Zeitalters nehmen. Explizit geschieht dies
in Brittens Nocturnal, einem Variationswerk über John Dowlands Air Come
heavy sleep. Eher implizit ist der Bezug
bei Hans Werner Henze, der sich die
Inspiration für seinen Zyklus Royal
Winter Music in den Werken des englischen Lyrikers und Dramatikers William
Shakespeare holte, bekanntlich ein Zeitgenosse Dowlands. Unvorstellbar daher,
dass er bei der Abfassung seines Werks
für Sologitarre nicht auch Dowlands
Lautenmusik im Ohr hatte ...
Dowland im Ohr
Und so sollen die auf dieser CD versammelten Kompositionen vor allem
auf zweierlei aufmerksam machen: auf
den immer noch faszinierenden Klang
einer Zeit, die vielfach als das „Goldene
Zeitalter“ der englischen Geschichte
bezeichnet wird, sowie auf das auch
nach 400 Jahren immer noch inspirierende Potential dieser Musik für die
Musik der Moderne.
Im Blickpunkt
CLASS : aktuell
Konzert
TAGE
ALTER MUSIK
Jean Sibelius
Symphonie Nr. 3 C-Dur op. 52
Symphonie Nr. 6 d-Moll op. 104
Symphonie Nr. 7 C-Dur op. 105
Minnesota Orchestra
Osmo Vänskä
BIS-SACD-2006
Mit dieser SACD kommt der schon
hoch gelobte Sibelius-Symphonien-Zyklus
von Osmo Vänskä und dem Minnesota
Orchestra zu seinem Abschluss. Hier findet sich die 3. Symphonie, 1907 vollendet,
in Kombination mit den beiden letzten
Werken dieses Genres, mehr oder weniger parallel zwischen 1922 und 1924
komponiert. Die 3. Symphonie ist Sibelius‘ „klassischste“ Symphonie, ein radikaler Gegensatz zu ihrem opulenten Vorgänger. Und der Dirigent Koussevitzky,
einer der großen Apologeten von Sibelius,
sprach von dieser Symphonie als „Musik,
die ihrer Zeit weit voraus ist.“ Fünfzehn
Jahre später, nach der heroischen 5. Symphonie, überraschte Sibelius wieder alle,
die auf „mehr“ in dieser Art gehofft
hatten. Denn die 6. Symphonie lebt von
einem raffinierten modalen und moderaten Fluss. Der Komponist vermied
virtuosen Orchestersatz ebenso wie
massive Höhepunkte. Und dann folgt
der symphonische Schwanengesang, die
strenge und majestätische 7. Symphonie.
Symhonischer
Schwanengesang
Ein einsätziges Werk, bei der Erstaufführung noch „Fantasia sinfonica“ betitelt, und doch eine komplette Symphonie.
Denn der Satz enthält alle typischen Elemente einer viersätzigen symphonischen
Anlage. Drei fundamentale Werke eines
Komponisten, von dem Kollege Vaughan
Williams einmal sagte, er habe die Fähigkeit, einen C-Dur-Akkord ganz neu
klingen zu lassen.
Das klassische Klavierkonzert
Vol. 3
Franz Xaver Mozart
Klavierkonzerte Nr.1 & 2
Muzio Clementi
Klavierkonzert C-Dur
Sinfonieorchester St. Gallen
Howard Shelley
IN HERNE
hyperion CDA 68126
Franz Xaver Wolfgang Mozart
(1791 - 1844) war das jüngste der beiden
überlebenden Kinder von Constanze und
Wolfgang Amadeus. Nur der lediglich
vier Monate vor dem Tod seines Vaters
geborene Junge schlug eine musikalische Laufbahn ein. Constanze hegte große
Erwartungen in ihn, hatte ihm doch der
Hofkapellmeister Antonio Salieri höchstselbst eine Musikerkarriere prophezeit, die „derjenigen seines gefeierten
Vaters nicht unterlegen“ sein würde.
Im Schatten von
Amadeus
Der Knabe erhielt Unterricht u.a.
von Salieri und Hummel, doch im
über­großen Schatten seines genialen
Vaters war ihm nur eine bescheidene
Karriere als Pianist und Komponist vergönnt. Seine beiden Klavierkonzerte sind
Meisterwerke, die das Vorbild seines
Vaters aufgreifen und mit Elementen
des Spieltechnik und Ausdrucksweise
der Frühromantik anreichern. Howard
Shelley und das Sinfonieorchester St.
Gallen stellen die beiden Konzerte in
der dritten Folge der Hyperion-Reihe
„Das klassische Klavierkonzert“ vor
und machen die unleugbaren Quali­
täten der Musik nachhörbar. Ergänzt
wird die Einspielung durch das Klavierkonzert des immer noch unterschätzten Muzio Clementi. Auch hier gelingt
Shelley eine umfassende Ehrenrettung,
die unser Bild vom klassischen Klavierkonzert um wirklich hörenswerte Musik bereichert.
Ausgabe 2016 /3
29
HOMMAGE
Konzerte mit
Le Concert Spirituel, MainBarockorchester Frankfurt,
Conjunto de Música Ars
Longa Havanna, Graindelavoix,
Ensemble 1700 u. a.
MUSIKINSTRUMENTEN-MESSE
10. BIS 13. NOVEMBER 2016
auf der Bühne und im Radio
INFOS
Stadt Herne / 02323 162839
tage-alter-musik.de
Eine Veranstaltung mit der
Im Blickpunkt
CLASS : aktuell
Klangsammlung
„The Audiophile Sound of MDG“
28 ausgewählte Musikbeispiele
in Diabolo-Qualität
MDG 906 1800-6 (Hybrid-SACD)
Wer das Hören von Musik zu seinem
Hobby macht, investiert auf seiner Suche nach der „richtigen“ HiFi-Anlage
Zeit und Geld. Dabei ist viel Hören für
das richtige Finden unerlässlich. Und
so nehmen Sie entweder einige Ihrer
Lieblings-CDs mit oder Sie benutzen
die neue Klangsammlung „The Audiophile Sound of MDG“ zum Hören beim
Händler Ihres Vertrauens – nur eine
Scheibe, aber alles drin.
Musik vom Feinsten, wie man es von
MDG kennt, präsentiert diese SACD in
einer einmaligen Zusammenstellung. Mit
dabei die Crème de la Crème der Klassikszene: Elisabeth Leonskaja, Christian
Zacharias, Hariolf Schlichtig, Jin Ju, das
Beethoven Orchester Bonn, das Mozart
Piano Quartet, Frank Bungarten, der
Norddeutsche Figuralchor und viele
mehr, die ein musikalisches Feuerwerk
der Spitzenklasse liefern. 78 Minuten
Spielfreude von Bruckner bis Beethoven, von Chopin bis Schostakowitsch,
von Scheidemann bis Schönberg lassen
MDGs legendäre Aufnahmeräume in allen
Facetten im Wohnzimmer entstehen, in
einer nie gehörten, atembe­raubenden
Plastizität.
Alles drin!
Sinfonik
Oper
Haydn 2032 – Vol. 3
Solo e Pensoso
Sinfonien Nr. 4, 42 & 64
Konzertarie „Solo e pensoso“
Ouvertüre zu „L’isola disabitata“
Francesca Aspromonte
Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini, Ltg.
Serpent & Fire
Arien für Dido und Cleopatra
Werke von Purcell, Graupner,
Händel, Hasse u.a.
Anna Prohaska
Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini, Ltg.
ALPHA 672
Die Sopranistin Anna Prohaska ist
eine Künstlerin, die sich eingehend mit
den von ihr verkörperten Figuren und
ihrer Geschichte beschäftigt. Aus diesem Grunde liegt ihr das Programm
ihrer neuen CD „Serpent & Fire“ auch so
sehr am Herzen. Die beiden Königinnen
Dido und Kleopatra waren beliebte Figuren der ‚Opera seria‘ im 17. und 18. Jahrhundert: zwei schöne und mächtige
Frauen, denen als starke Persönlichkeiten in einer patriarchalisch dominierten Welt weder Sieg geschweige
denn Happy End beschieden war, sondern vielmehr Scheitern, Verlust und
letzten Endes der verzweifelte Ausweg
in den Freitod mittels Schlangenbiss
bzw. Selbstverbrennung.
Das verdienstvolle Musikprojekt
„Haydn 2032“ wurde ins Leben gerufen, um bis zum 300. Geburtstag von
Joseph Haydn im Jahr 2032 alle 107
Sinfonien in einem einzigartigen Konzertzyklus mit Giovanni Antonini europaweit aufzuführen und anschließend auf
Tonträger zu veröffentlichen. Die dritte
Folge der schon jetzt hochgelobten
Gesamtaufnahme stellt neben den selten eingespielten, aber ausgesprochen
originellen Sinfonien Nr. 4, 42 und 64
eine weitere bemerkenswerte HaydnRarität vor: die 1798 in London entstandene Konzertarie Solo e pensoso Hob.
XXIVb:20 auf einen Text des Renaissance-Dichters Francesco Petrarca.
Haydn-Raritäten
Zu hören ist hier nichts weniger als
subtil vertonte Weltliteratur. Solistin ist
hier die junge Sopranistin Francesca
Aspromonte. Giovanni Antonini und
sein Ensemble Il Giardino Armonico
garantieren erneut ein aufregendes
Haydn-Erlebnis.
Mit dieser Hybrid-SACD, die nicht
nur in hochauflösendem Stereo oder in
Mehrkanalqualität, sondern auch auf
jedem CD-Spieler in CD-Qualität wiedergegeben werden kann, liefert MDG
wieder eine neue Ausgabe seiner berühmten Klangsammlungen.
30
Ausgabe 2016/3
ALPHA 250
Ergreifendes
Hörerlebnis
Anna Prohaska blickt hier zwar in
die Vergangenheit, doch es ist gerade
der Bezug zur Gegenwart, der ihren
Gesang so authentisch werden lässt. Als
moderne Frau, weiß sie, dass sie heute
weitaus mehr Möglichkeiten hat als
viele ihrer historischen und mytholo­
gischen Geschlechtsgenossinnen. Dass
sie bei ihrer Einspielung mit Giovanni
Antonini und Il Giardino Armonico als
hellwachen Begleitern, nicht nur auf
Altbekanntes zurückgreift, sondern mit
Arien von Graupner, Sartorio oder
Hasse auch gleich mehrere kostbare
Raritäten präsentiert, macht diese Veröffentlichung umso wertvoller.
Im Blickpunkt
CLASS : aktuell
Barockmusik
ARABELLA
STEINBACHER
Kammermusik
PTC 5186536
„Stilsicherheit par excellence!“
Concerti
Diese SACD enthält drei Sonderwerke
im Schaffen Bachs. Das bekannteste, die
Bauernkantate, entstand zu einer Feier
auf dem Land außerhalb Leipzigs. Die
Solisten porträtieren keine römischen
Götter oder allegorischen Figuren, sondern stellen ein Bauernmädchen und
einen Landarbeiter vor. In breitem Dialekt preisen die beiden zu Musik, die
Bezug auf Volkslieder und bürgerliche
Tänze nimmt, den neuen Besitzer des
Landguts und seine Familie, teilen aber
auch kleine Spitzen auf den Pfarrer und
den örtlichen Steuerinspektor aus.
Bach
auf italienisch
Es folgen die beiden einzigen Kantaten Bachs, die italienische Texte haben.
Gerade deshalb wurden sie schon von
Bachs Schülern besonders beachtet.
Beides sind Solokantaten und halten
eine Reihe von Überraschungen für den
Hörer bereit. Die längere, BWV 209, ist
vielleicht ein musikalischer Abschied von
einem jungen Schüler bei seiner Abreise
aus Leizig nach Abschluss seiner Studien.
Die Arien zeigen deutlich Einflüsse der
italienischen Oper. In Amore traditore
klagt ein enttäuschter Liebhaber Amor
des Betrugs an. Überraschend ist die
Rolle des Cembalos, das über seine
Begleitfunktion weit hinausgehend solistische Aufgaben übernimmt.
Mozart: Trio; Schumann: Märchenerzählungen op. 132
Kurtág: Hommage à R. Sch.
Prokofjew: Ouvertüre über hebräische Themen op. 34
Kovács: Greetings from the Balkan
László Kuti, Klarinette; Konstantin Sellheim, Viola
Katharina Sellheim, Klavier
Musicaphon M56969
Die auf dieser CD zu hörende außergewöhnliche
Konstellation Klarinette, Viola und Klavier faszinierte schon
viele große Komponisten verschiedener Epochen. Die
Verschmelzung dunkler, edler und sinnlicher Klang­
farben mit brillanten, virtuosen und melodischen Ausdrucksmöglichkeiten ermöglichen diesem besonderen
Ensemble abwechslungs- und facettenreiche Klangwelten
– sie entführen die Hörer in ungewöhnliche lyrische
Sphären. Der erste große Komponist für diese Besetzung
war W.A. Mozart, der sein Trio Es-Dur KV 498 als Bratschist selbst mit uraufführte – zusammen mit seinem
Freund, dem Klarinettisten Anton Stadler und seiner ehemaligen Schülerin Franziska von Jacquin. Ganz an den
beiden Instrumenten Klarinette und Viola ausgerichtet,
beeindruckt das „Kegelstatt-Trio“, das Mozart einer Anekdote nach während eines Kegel­abends komponierte, durch
seinen intimen Charakter und die Verschmelzung der
Klangfarben der beiden Instrumente mit dem Klavier. Viola
und Klarinette sind dabei absolut ebenbürtig und lassen
sich vom Klavier durch feine Klangwelten tragen.
Beeindruckende
Besetzung
Nicht nur W.A. Mozart, sondern auch Robert Schumann
war von der Besetzung Klarinette – Viola – Klavier besonders beeindruckt. Seine Märchenerzählungen op. 132 sind
nach einer Aufführung des „Kegelstatt-Trios entstanden.
In diesem Werk knüpft er an seine vier „Märchenbilder“
op. 113 für Viola und Klavier an und stellt neben die
Viola noch die Klarinette. Beide Instrumente – auch hier
absolut gleichgestellt – verschmelzen durch ihre ähnliche
Lage einerseits zu einer Einheit, und lassen andererseits
durch die klanglich unterschiedlichen Möglichkeiten der
Instrumente verschiedenste, märchenhafte Charaktere
erscheinen. Florestan und Eusebius, auch Meister Raro
sind ebenso zu hören wie Feen, Ritter und andere romantische Gestalten. Nicht ohne Grund nannte er seine
Stücke zunächst „Mährchenphantasien“ – so dass es ein
Geheimnis bleibt, wen oder was man in seiner Musik hören
mochte. Das Märchenhafte, Fantastische nimmt Gestalt
an, wunderbare Begebenheiten werden beschrieben,
Zeit und Raum verschmelzen mit Vorstellung und Traum.
Ausgabe 2016 /3
31
ues
Ne um
Alb
PTC 5186 504
BIS-SACD-2191
Märchenerzählungen für Klarinette,
Bratsche und Klavier
PTC 5186 479
Johann Sebastian Bach
Weltliche Kantaten – Vol. 7:
Mer hahn en neue Oberkeet
(Bauernkantate), BWV 212
Non sa che sia dolore, BWV 209
Amore traditore, BWV 203
Mojca Erdmann, Sopran
Dominik Wörner, Bass
Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki
0 m
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GR
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www.pentatonemusic.com
Im Vertrieb von NAXOS Deutschland
klanglogo
Ausgezeichnet mit dem
Gramophone Editor‘s Choice:
s this year
One of the most exciting album
azine
Mag
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Charlotte Gardner, Gramophon
Simon Borutzki
BACH ALL‘ ITALIANA
Johann Sebastian Bachs Bearbeitungen
italienischer Konzerte gipfeln
in einer wunderbaren Mischung
aus italienischem Feuer und
deutscher Satzkunst.
Simon Borutzki und Clemens Flick
haben diesen Konzerten
durch erneutes Bearbeiten eine
weitere Ebene hinzugefügt:
den unnachahmlichen weichen Klang
von Blockflöte und Continuo-Ensemble.
www.rondeau.de/CD/KL1517
... few could deny that there
His tone and control are
is charm and skill in the way
excellent. [...] Borutzki does
Borutzki imitates nature‘s
set a high standard that other
songsters [...] or disapprove of
wind players should emulate.
the fun that is being had here.
Lindsay Kemp,
Charles Brewer,
Gramophone Magazine
American Record Guide
EARLY BIRDS
Simon Borutzki
Hofkapelle Schloss Seehaus
www.rondeau.de/CD/KL1503
ww w.klanglogo.de
im Vertrieb von Naxos Deutschland
Georg Philipp Telemann
12 FANTASIAS
12 RECORDERS
www.rondeau.de/CD/KL1509
Eine Produktion aus dem Hause