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Kabinettdruck 46
Edition Brusberg Berlin
Schule Reimann 1902 - 1943
Schule Reimann
1902 – 1943
Ausstellung der Galerie Brusberg
zur Eröffnung der »Wunderkammer«
Kabinettdruck 45
Ansichtspostkarte
mit dem Gebäude der Schule Reimann, Berlin
Verlagsabteilung der Schule Reimann ca.1931-32
Papier
Jüdisches Museum Berlin
Edition Brusberg Berlin
Schule Reimann
1902 – 1943
»Ein silberner Teelöffel kann ein Kunstwerk sein,
ein Gemälde mit hundert Figuren nicht«
Albert Reimann, 1921
Kabinettdruck 46
Ausstellung der Galerie Brusberg
zur Eröffnung der »Wunderkammer«
Ausstellung.
vom 14. Oktober bis 19. November 2016
Öffnungszeiten:
Freitag von 11 bis 18:30 Uhr
Samstag von 10 bis 14 Uhr
und nach Vereinbarung
Galerie Brusberg
»Wunderkammer«
Friedbergstraße 29
14057 Berlin
[email protected]
Inhalt
Felix Brusberg
Einleitung
»Reimann-Schule? - Kenne ich nicht!«
Felix Brusberg
Einleitung1
Dr. Tobias Hoffmann
Die Reimann-Schule Berlin im Kontext der Schulen
der Reformbewegung um 1900
Katalog
Albert Reimann
Kleinplastiken und frühe Arbeiten
7
Schulalltag und Feste
Ephemera und Modezeichnungen
15
Max Hertwig und die Schulzeitschrift
»Farbe und Form«
Lehrer und Schüler (I)
Malerei und Grafik, Fotografie
Georg Tappert, Jeanne Mammen,
Ernst Fritsch, Georg Muche und WOLS
Lehrer und Schüler (II)
Reklamekunst, Grafik und Bücher
Jupp Wiertz, Paul Scheurich,
Kurt Heiligenstaedt, Jeanne Mammen
und Werner Graeff
Informationen
3
23
29
So war meist die Reaktion auf meine Ankündigung,
die erste Ausstellung in den kleinen Räumen unserer
neuen »Wunderkammer« dieser großartigen und
anscheinend heute fast vergessenen Berliner Kunstund Kunstgewerbeschule zu widmen. Dabei liegt das
Thema in dieser Stadt ja quasi vor der Tür und es kann
verwundern, dass bislang keine Institution sich der
Schule Reimann mit einer Ausstellung angenommen
hat.
Schon bald nach ihrer Gründung im Jahr 1902 als
»Schülerwerkstätten für Kleinplastik« wandte sich die
nun in »Schule Reimann« umbenannte Einrichtung
auch anderen Gebieten der Kunst und des Kunst­
gewerbes zu. Gemessen an der Schülerzahl wuchs die
»Schule Reimann« innerhalb einiger Jahre zur größten
privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule in Deutschland heran: Schätzungsweise 15.000 Studierende
haben in über drei Jahrzehnten dort eine künstlerische
Ausbildung erhalten.
45
Lehrer und Schüler (III)
Karl Heubler und die Metallwerkstatt
55
Chronologie der Schule Reimann
61
Kurzbiographien der Künstler
65
Aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Lage
in Deutschland unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, sah sich der jüdische Albert Reimann 1935
gezwungen, mit dem Architekten Hugo Häring einen
Mietkaufvertrag über seine Schule abzuschließen.
Es ist ein merkwürdiger und bitterer Gang der
Geschichte, dass im November 1943 in Berlin die
von Albert Reimann gegründete Lehranstalt durch
britische und 1944 in London die 1937 gegründete
Reimann School and Studios durch deutsche Bomber
zerstört worden ist. Einen Wiederaufbau gab es in
beiden Fällen nicht.
Im Jahr 1949 schrieb Frau Prof. Maria May, damalige
Direktorin der Werkkunst-Schule der Stadt Hamburg
und vormalige langjährige Leiterin der Textilwerkstätten an der Reimann-Schule in der Zeitung »Die Welt«:
»Wenn das Berlin der zwanziger Jahre ein Zentrum
neuer Kunst, eine Stätte künstlerischen Aufschwungs
wurde, so ist das nicht zum Wenigsten dem Wirken
der Reimanns zu verdanken. Die Jugend drängte sich
nach ihren neuen Lehren, sie fand in der ReimannSchule schöpferische Atmosphäre und Rüstzeug für
die eigene Arbeit. Einen Nährboden, der zu künstlerischer Freiheit und Disziplin zugleich führte.«
In unserer »Wunderkammer« ermöglichen wir beispielhaft durch Ephemera der Reimann-Schule und einige
Arbeiten der freien und angewandten Kunst von
ausgewählten Lehrern und Schülern einen pointierten
Einblick in das umfangreiche und so vielschichtige
Repertoire dieser Unterrichts- und Lehranstalt. Nicht
alle ausgestellten Werke entstanden in der Zeit, in der
die jeweiligen Künstler an der Schule Reimann tätig
waren. Aber sie haben dort ihren Einfluss geltend
gemacht oder wurden von ihr beeinflusst. So veranschaulicht unsere Auswahl die enorme Bandbreite
künstlerischer Positionen der Schule.
Das Lebenswerk des Namensgebers und seine wunderbare »Schule Reimann« wieder ein wenig in das
öffentliche Bewusstsein dieser so geschichtsträchtigen
wie geschichtsvergessenen Stadt zu rücken – es wäre
schön, wenn unsere kleine Ausstellung und dieser
Kabinettdruck auch dazu dienen könnten.
1
Dr. Tobias Hoffmann
Die Reimann-Schule Berlin
im Kontext der Schulen der
Reformbewegung um 1900
In drei Jahren, 2019, wird weltweit mit vielen Ausstellungen der 100. Geburtstag des Bauhauses gefeiert.
Das Bauhaus wird zum wiederholten Male als die
Speerspitze der Avantgarde in Deutschland und als
die wichtigste – wenn nicht gar einzig relevante –
moderne Schule für Gestaltung dargestellt werden.
So wenig die eine Aussage richtig ist, so problematisch ist die andere Behauptung. Denn als das
Bauhaus 1919 gegründet wurde, gab es zum Beispiel
die Reimann-Schule in Berlin schon seit 17 Jahren.
Beide Schulen – wie auch eine ganze Reihe weiterer
wichtiger Kunstgewerbeschulen, von denen hier nur
die Burg Giebichenstein in Halle, die Debschitzschule
in München und die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin, die älteste in Deutschland,
genannt seien, – basieren auf der Reformbewegung
um 1900, die eng mit dem Jugendstil verbunden ist.
Mit dem Beginn der Industrialisierung wurden immer
mehr Waren maschinell und industriell hergestellt,
was zu einer Überflutung des Marktes mit günstig
produzierten, aber vielfach schlecht gestalteten
historistischen Objekten führte. Gleichzeitig löste dies
ein Massensterben von handwerklichen Betrieben und,
damit verbunden, einen Verlust von handwerklichem
Wissen aus. Die Reformbewegung versuchte, diesem
Phänomen zu begegnen. Zum einen suchte man nach
einem neuen Stil für das vor der Tür stehende neue
Jahrhundert. Zum anderen wollte man der maschinellen Produktion in den Fabriken etwas entgegensetzen
und förderte das Handwerk. Diese Entwicklung begann
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgerichtig
in England, dem Mutterland der Industrialisierung, mit
der Arts-and-Crafts-Bewegung, breitete sich jedoch
schnell auch auf dem Kontinent aus. Dem entindividualisierten, technisch produzierten Produkt sollte ein
gut gestaltetes und handwerklich perfekt gefertigtes
Objekt gegenübergestellt werden, das eine persönliche
Handschrift tragen sollte. Um die Individualität des
Objekts zu garantieren, einen sich stets erneuernden
ästhetischen Reiz der Produktion zu gewährleisten,
suchte man einen engen Schulterschluss von Kunst
und Handwerk. Die beiden Bereiche waren bis zu diesem Zeitpunkt streng hierarchisch getrennt. Die Kunst
schwebte in abgehobenen Sphären und hatte nichts
mit dem niederen Handwerk zu tun.
Arts and Crafts – Kunst und Handwerk – und die
deutschen Begriffe Kunstgewerbe oder angewandte
Kunst sind Wortneuschöpfungen aus dieser Zeit, die
den Anspruch auf eine neue Einheit von Kunst und
Handwerk verbalisieren.
Als völlig neuer Museumstyp – und auch dies verdeutlicht das gestiegene Prestige des Handwerks, das nun
museumstauglich wurde – entstanden die Kunstgewerbemuseen, angelegt als Vorbildsammlungen, die
die Spitzenleistungen des handwerklichen Könnens
präsentieren sollten und als Lehranstalten verstanden
wurden. Viele dieser Museen – so das MAK in Wien,
aber auch das Kunstgewerbemuseum in Berlin – waren deshalb an eine Schule gekoppelt. Die Mustersammlungen und die Schulen sollten das handwerkliche Vorbild gleich in die Praxis überführen. Man wollte
einen neuen Beruf ausbilden: einen künstlerisch denkenden und arbeitenden Handwerker, einen Gestalter.
Er sollte kein Künstler sein, denn er sollte keine freien
Kunstwerke entwickeln, sondern Dinge des täglichen
Gebrauchs – aber eben künstlerisch umgesetzt. Und
damit war er viel mehr als ein Handwerker, der zwar
die technische Verarbeitung der Materialien perfekt
beherrscht, dem aber die künstlerische Herangehensweise fehlt. Der Gestalter als Mischwesen aus Künstler
und Handwerker war geboren.
Natürlich machte die Ausbildung dieses Mischwesens
auch neue Unterrichtskonzepte erforderlich. Stärker
als in anderen europäischen Nationen entschied man
sich in Deutschland, die Ausbildung der Gestalter aus
der klassischen Ausbildung der Künstler herauszulösen. Die Jugendstilgestalter, von Richard Riemer-
2
3
Dr. Tobias Hoffmann
schmid, Peter Behrens, Bruno Paul bis zu Henry van
de Velde, hatten alle ursprünglich an Kunstakademien
Malerei studiert und waren dann autodidaktisch zu
Gestaltern und Architekten geworden. Die nächste Generation von Gestaltern sollte nun an eigens gegründeten Kunstgewerbeschulen jenseits des Lehrbetriebs
der Akademien ausgebildet werden. Man überließ
sozusagen den Akademien den reinen Kunstbetrieb
– das Wolkenkuckucksheim – und wollte an den
Kunstgewerbemuseen die Ideen und Ideale der Kunst
erden und sie für die Realität nutzbar machen. Hinzu
kam in Deutschland spätestens seit der Gründung des
Deutschen Werkbunds die entschiedene Bejahung der
industriellen Produktion. Die Ausbildung der Gestalter
sollte auf die industrielle Produktion abgestimmt sein.
Die Kunstakademie schien hierfür nicht der geeignete
Ort zu sein.
In gewisser Weise stellt das Verhältnis von Kunst und
Gestaltung die Krux aller Kunstgewerbeschulen, von
der Reimann-Schule über das Bauhaus bis zur HfG
Ulm, dar. Die Einheit von Kunst und Gestaltung, die
Förderung von künstlerischer Kreativität, handwerklichem Können und der Sensibilität für gesellschaftliche
Notwendigkeiten im Kontext der Produktgestaltung
war das Ziel dieser Schulen. Doch wie viel Kunst sollte
man an diesen Schulen zulassen? Künstler wurden berufen, um die Studierenden zu unterrichten, um ihnen
maßgebliche künstlerische Methoden beizubringen.
Aber Kunst selbst sollte gar nicht unterrichtet werden.
Über das Verhältnis von Kunst und Gestaltung wird
in Deutschland bis heute kontrovers diskutiert – viel
mehr als etwa in Frankreich, wo die Gestaltung immer
an den Akademien geblieben ist und man keinen Wert
auf die Trennung der Disziplinen legte.
Die Reimann-Schule, ursprünglich 1902 von dem
Bildhauer Albert Reimann als »Schülerwerkstätten
für Kleinplastik« gegründet, entwickelte sich rasch
zu einer Kunstgewerbeschule. Präsentierte man sich
Dr. Tobias Hoffmann
mit Schülerarbeiten anfangs in der großen Berliner
Kunstausstellung, so wechselte man doch bald zu
Ausstellungen der angewandten Kunst. Ein deutliches
Indiz für den Schwenk in den angewandten Bereich
ist die Teilnahme an der bedeutenden Kunstgewerbe­
ausstellung 1906 in Dresden, wo auch die Idee für
den Deutschen Werkbund geboren wurde und wo
Riemerschmid mit seinem Maschinenmöbelprogramm
ein erstes Fanal für die industrielle Produktion setzte.
Die Reimann-Schule entwickelte sich sozusagen im
Schulterschluss mit der deutschen Gestaltung und
versuchte sofort, auf die neuesten Entwicklungen zu
reagieren. Es machte sich dabei der Vorteil einer privat
geführten Schule bemerkbar, die viel unmittelbarer
Veränderungen aufgreifen und umsetzen kann.
Abgesehen von der revolutionären Tatsache, dass in
der Reimann-Schule anders als an den staatlichen
Schulen von Anfang an auch Frauen zum Studium
zugelassen waren, beschritt die Schule auch bei ihren
Unterrichtsfächern neue Wege. 1910 wurde erstmals
eine Klasse für Modezeichnung eingerichtet, 1911
eine Klasse für Plakatgestaltung und 1912 die »Höhere
Fachschule für Dekorationskunst« angegliedert.
Reimann hatte offensichtlich ein sehr gutes Gespür
dafür, welche Gestalter für das moderne Großstadtleben gefragt sein würden. Und auch in den 20er Jahren
setzte sich die Innovationskraft der Schule fort. 1928
gründete sich an der Schule eine Filmabteilung.
Sucht man abschließend noch einmal den Vergleich
zum Bauhaus, so muss die Reimann-Schule, die
sich ab 1913 mit staatlicher Anerkennung Kunstgewerbeschule nennen durfte, diesen Vergleich nicht
fürchten. Noch weit vor der Gründung des Bauhauses
entwickelte in Berlin Julius Klinger als Dozent eine
Plakatgestaltung, die zur Grundlage der modernen
Typografie der 20er Jahre wurde. Und sicherlich
kam der Schule auch ihr Standort in der Metropole
zugute. In der deutschen Modehauptstadt Berlin,
mit den Ufa-Studios vor der Haustür lag es nahe, in
Fachklassen Gestalter für diese Bereiche auszubilden.
Reimann hatte einen Blick für die Notwendigkeiten
der modernen Gesellschaft, er war in Berlin am Puls
der Zeit. In Weimar, der Stadt der deutschen Klassik,
und später in der Arbeiterstadt Dessau sah man keine
Notwendigkeit für Modezeichnung, Schaufensterdekoration oder Film.
Bauhaus und Reimann-Schule waren auf ihre je
eigene Weise radikal moderne Institutionen. Die Zäsur
der Nazi-Tyrannei und des Zweiten Weltkriegs führte
dazu, dass beide Schulen geschlossen wurden. Die eine
Schule ist heute weltberühmt und die andere fast vergessen. Dass es so kam, hat viele Gründe wie etwa die
brillanten Selbstvermarktungsstrategie von Gropius.
Mit der Qualität und den historischen Leistungen der
Schulen hat es nichts zu tun.
Rede des Direktors des Bröhan-Museums, Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus,
anlässlich der Ausstellungseröffnung
Ausweis der Schule Reimann Berlin
von Fräulein Hildegard Bartsch
22.09.35
11,5 x 15,5 cm
Lager-Nr. BE 9064
4
5
Albert Reimann
Kleinplastiken und frühe Arbeiten
»Junge Frau im Profil«
Kupferrelief, um 1900
27,5 x 22 cm mit Rahmen
u.r. A. Reimann
Lager-Nr. BE 9058
6
7
Albert Reimann
Zweiarmiger,
figuraler Lampenständer
Bronze, um 1900
H 38 cm, B 29 cm, T 16,5 cm
r. am Sockel: REIMANN
Lager-Nr. BE 9056
Albert Reimann
Figuraler Lampenständer
Bronze, ca. 1902/3
H 53,9 cm B 35,5 cm T 14,3 cm
am Fuß rückseitig: Reimann
Lager-Nr. BE 9057
Zweiarmiger Kerzenleuchter
Zinn, 1903
H 38,5 cm, B 21,5 cm, T 10 cm
Lager-Nr. BE 9059
Kleinplastik nach Originalentwürfen und Modellen
von Bildhauer Albert Reimann
Verlag Bruno Hessling
Berlin/New York, 1903
Mappe mit Bildtafeln
32,6 x 24 cm
Lager-Nr. BE 9062
8
9
Albert Reimann
Albert Reimann
Kaffeeservice, vierteilig
Zinn, 1905
Höhe der Kanne 23 cm
Lager-Nr. BE 9053
Übertopf
Kupfer, um 1905
Höhe 8,6 cm
Durchmesser 12,5 cm
Plakette der Schule Reimann auf der Bodenfläche
Lager-Nr. BE 9047
10
11
Albert Reimann
»Putto mit Fruchtgirlande«
Bronze, ca. 1905
Höhe 11 cm
Rückseitig am Sockel: A. Reimann
Lager-Nr. BE 9055
Albert Reimann
»Sitzender Affe mit Brief«
(Petschaft)
Bronze, 1916
Höhe 12 cm
Rückseitig am Sockel: Albert Reimann
Lager-Nr. BE 9054
Collier
Versilbert, um 1905
Höhe des Anhängers 6,4 cm
Lager-Nr. BE 9060
12
13
Schulalltag und Feste
Ephemera und Modezeichnungen
»Farbe und Form« Ein Bildprospekt der Schule Reimann
Private Kunst- und Kunstgewerbeschule.
An illustrated prospectus
of the Reimann School Berlin
Berlin, vermutlich 1935
32,7 x 23,8 cm
Lager-Nr. BE 9072
14
15
Schule Reimann - Ephemera
»Modellier-Kasten Schule Reimann«
ohne Utensilien, mit Heft
um 1905
H 7,6 cm B 33,6 cm T 23,2 cm
Lager-Nr. BE 9063
Schule Reimann - Ephemera
»Batik-Kasten Schule Reimann«
mit Utensilien und Heft
um 1905
H 8,2 cm B 26,2 cm T 18,5 cm
Lager-Nr. BE 9047
»An unsere ehemaligen Schüler
und Schülerinnen…«
Werbebrief
o.J.
28,7 x 22,5 cm
Lager-Nr. BE 9146
»…Verkaufsstelle Spezial Photound Künstlerbedarf…«
Werbebrief
April 1932
28,7 x 22,5 cm
Lager-Nr. BE 9066
16
17
Schule Reimann - Ephemera
»Gauklerfest der Schule Reimann
24. Februar 1925 (Künstler)«
Eintrittskarte
6,4 x 11,3 cm
Lager-Nr. BE 9081
Schule Reimann - Ephemera
»Wir zeigen Ihnen das Interessanteste...
von allen Bällen der Erde«
Doppelkarte
eingelegt ein Filmstreifen
Je 11,1 x 15,5 cm
Lager-Nr. BE 9074
»Einladung zum Gauklerfest
der Schule Reimann am 24.II.1926«
5-teilige Faltkarte
Mit einer Illustration von Rolf Niczky
Je 8,7 x 14,3 cm
Lager-Nr. BE 9073
»Reimannball 1928 bei Kroll
Die 10 Gebote der Gaukler«
Flyer
21,5 x 15,5 cm
Lager-Nr. BE 9076
»An den Festausschuss
der Schule Reimann«
Karte
9,9 x 14,2 cm
Lager-Nr. BE 9077
»Programm zum Gauklerfest
der Schule Reimann
Am 4. Februar
und 18. Februar 1928«
29,1 x 22,6 cm
Lager-Nr. BE 9075
18
19
Schule Reimann - Ephemera
»Reimann-Ball
Sonnabend 15. Februar«
Einladungskarte, 1930
Illustration: Erna Schmidt-Caroll
14,9 x 10,5 cm
Lager-Nr. BE 9049
Schule Reimann (zugeschrieben)
»Reimannball
7. Februar 1931«
Eintrittskarte
14,5 x 7,8 cm
Lager-Nr. BE 9083
»Einladung zum Reimann Ball
am 26. Januar 1936«
5-teilige Faltkarte
Illustration: Carl Gadau
Je 14,8 x 10,5 cm
Lager-Nr. BE 9079
»Regenbogen«
Kostümentwurf
Tusche, Aquarell, Bleistift
auf dünnem Papier, um 1928
25 x 18 cm
Lager-Nr. BK 15983
»Frechdachs«
Kostümentwurf
Tusche, Aquarell, Bleistift
auf dünnem Papier, um 1928
25 x 18 cm
Lager-Nr. BK 15984
»Die wandelnde Glocke«
Kostümentwurf
Aquarell, Bleistift, Deckweiß
auf dünnem Papier, um 1928
25 x 18,2 cm
Lager-Nr. BK 15985
20
21
Schule Reimann - Ephemera
Max Hertwig und
die Schulzeitschrift
»Farbe und Form«
»Reimann Studios
Photography / Commercial Art«
London, um 1939
Prospekt
18,5 x 21,2 cm
Lager-Nr. BE 9070
»25 Jahre Schule Reimann 1902 – 1927«
Sonderband der Zeitschrift »Farbe und Form«
April 1927
30,5 x 23,5 cm
Lager-Nr. BE 9109
22
23
Farbe und Form
Farbe und Form
»Farbe und Form«
Monatsschrift für Kunst und Kunstgewerbe
Mit der Beilage »Mitteilungen der Schule Reimann«
Verlag Farbe und Form, Berlin
Graphik: Max Hertwig
Je 30,5 x 23,5 cm
9. Jahrgang, 9. Heft,
November 1924
Titel: Max Hertwig
Lager-Nr. BE 9085
10. Jahrgang, 7. Heft,
Sept./Okt. 1925
Sonderheft Mode
Titel: Rolf Niczky
Lager-Nr. BE 9092
11. Jahrgang, 2. Heft,
Februar 1926
Titel: Karl Heubler
Lager-Nr. BE 9095
11. Jahrgang, 3. Heft,
März 1926
Titel: Max Hertwig
Lager-Nr. BE 9096
11. Jahrgang, 6./7. Heft,
Juni/Juli 1926
Sonderheft
Kunst – Handwerk – Maschine
Lager-Nr. BE 9099
11. Jahrgang, 8. Heft,
August 1926
Titel: W.E. Schade
Lager-Nr. BE 9100
24
25
Farbe und Form
Farbe und Form
»Farbe und Form«
Monatsschrift für Kunst und Kunstgewerbe
Mit der Beilage »Mitteilungen der Schule Reimann«
Verlag Farbe und Form, Berlin
Graphik: Max Hertwig
Je 30,5 x 23,5 cm
12. Jahrgang, Heft 9,
1927: Oktober
Titel: Herta Jess
Lager-Nr. BE 9113
12. Jahrgang, Heft 10/11,
1927: November
Sonderheft: Das Schaufenster
Titel: Else Taterka
Lager-Nr. BE 9114
13. Jahrgang, Heft 9,
1928: September
Titel: Otto Karguth
Lager-Nr. BE 9121
14. Jahrgang, Heft 9,
1929: September
Sonderheft Das Schaufenster
Titel: Else Taterka
Lager-Nr. BE 9125
15. Jahrgang, Heft 1,
Januar 1930
Lager-Nr. BE 9126
15. Jahrgang, Heft 9,
September 1930
Titel: Carl Gadau
Lager-Nr. BE 9129
26
27
Lehrer und Schüler (I)
Malerei und Grafik, Fotografie
Georg Tappert, Jeanne Mammen,
Ernst Fritsch, Georg Muche und WOLS
Georg Muche
»Die schöne Jahreszeit«
(frontales Porträt)
abgezogenes Freskenbruchstück
auf Pergament, 1942
44 x 47,3 cm
Lager-Nr. BE 9022
28
29
Georg Tappert
Georg Tappert
»Masken«
Öl auf Pappe, um 1912
45 x 39 cm
Wvz. Wietek Nr. 140
Lager-Nr. BK 15974
»Gespräch im Hof«
Tuschpinsel auf Bütten, o.J.
28,5 x 22,3 cm
Lager-Nr. BE 9028
30
31
Georg Tappert
Jeanne Mammen
»Am Tisch stehender Akt«
Tuschpinsel auf Papier, 1913
34,5 x 23,8 cm
Lager-Nr. BK 15958
»Cabaretsängerin«
Aquarell und Tuschfeder
auf Papier, 1920er Jahre
32 x 21,8 cm
Lager-Nr. BK 16957
»Der Biertrinker«
Aquarell und Bleistift
auf Papier, ca. 1910-14
19 x 13 cm
Lager-Nr. BK 15962
»Der Zeitungsleser«
Aquarell und Bleistift
auf Papier, ca. 1914
19 x 11 cm
Lager-Nr. BK 15963
32
33
Jeanne Mammen
Jeanne Mammen
»Der Damenimitator (Babette I)«
Aquarell und Feder auf Papier,
um 1930
49 x 41 cm
Wvz. A 375
Lager-Nr. BK 15959
»Mädchen mit Katze«
Lithografie, um 1930
53,5 x 44,5 cm
Wvz. D 17
Ex. ohne Nummer
17 Exemplare nachweisbar
Lager-Nr. BK 15961
»Kurfürstendammpaar«
Lithografie, aquarelliert,
um 1930
46 x 32 cm
Wvz. D 14
Ex. 4/6
Lager-Nr. BK 15960
34
35
Ernst Fritsch
Ernst Fritsch
»Die Blinde«
Öl auf Leinwand, 1920
92,5 x 68 cm
Lager-Nr. BK 15955
»Post in Ahrenshoop«
Öl auf Leinwand, 1925
74 x 91 cm
Lager-Nr. BK 15956
36
37
Georg Muche
Georg Muche
»Die schöne Jahreszeit«
(Porträt nach rechts)
abgezogenes Freskenbruchstück
auf Velin, 1942
53 x 37,5 cm
Lager-Nr. BE 9024
»Schon wieder Scheuchen über dem Horizont 20. Kap.«
Bleistift auf gelblichem Zeichenpapier, 1948
48,7 x 63,8 cm
Lager-Nr. BE 9023
38
39
WOLS
WOLS
ohne Titel
Tusche auf Papier, 24.8.1951
24,5 x 16,3 cm
Wvz. Gutbrod A 683
Lager-Nr. BK 15982
»Pinienwald«
Fotografie, November 1933
Silbergelatineabzug
vom Originalnegativ,
1976
17,8 x 24 cm
Lager-Nr. BK 15980
ohne Titel
Aquarell und Tuschfeder auf Papier, 1944
16 x 10 cm
Wvz. Gutbrod A 606
Lager-Nr. BK 15981
40
41
WOLS
WOLS
»Cimitière Montparnasse«
Fotografie, Paris 1932/33
Silbergelatineabzug
vom Originalnegativ,
1976
24 x 17,8 cm
Lager-Nr. BK 15976
»Fantasie de Wols«
Fotografie, Paris um 1938/39
Silbergelatineabzug
vom Originalnegativ,
1976
24 x 17,8 cm
Lager-Nr. BK 15978
»Germaine Demeure«
Fotografie, Paris 1938
Silbergelatineabzug
vom Originalnegativ,
1976
24 x 17,8 cm
Lager-Nr. BK 15977
»Hände im Pavillon d’Elegance«
Fotografie, Paris 1937
Silbergelatineabzug
vom Originalnegativ,
1976
24 x 17,8 cm
Lager-Nr. BK 15975
»Fantasie de Wols«
Fotografie, Ibiza (?) um 1936
Silbergelatineabzug
vom Originalnegativ,
1976
17,8 x 24 cm
Lager-Nr. BK 15979
42
43
Lehrer und Schüler (II)
Reklamekunst, Grafik und Bücher
Jupp Wiertz, Paul Scheurich,
Kurt Heiligenstaedt, Jeanne Mammen
und Werner Graeff
»Gebrauchsgraphik.
International Advertising Art«
Juli 1929
31 x 23,5 cm
Titelillustration: Jupp Wiertz
Lager-Nr. BE 9138
44
45
Jupp Wiertz
Jupp Wiertz
»Spanihel – Der grosse Lump«
Plakat, 1921
90,5 x 60 cm
Lager-Nr. BE 9050
»Spanihel – Der grosse Lump«
Hermann Wagner
Paul List Verlag Leipzig, 1921
Buch mit Original-Umschlag
18,4 x 13,8 cm
Lager-Nr. BE 9140
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47
Jupp Wiertz
Jupp Wiertz
»Manoli Dose«
Plakat, um 1930
84 x 60 cm
Lager-Nr. BK 15972
»Köln«
Plakat, 1938
84 x 59 cm
Lager-Nr. BE 9046
48
49
Paul Scheurich
Kurt Heiligenstadt
Wandfries im deutschen Repräsentationshaus
auf der Weltausstellung in Brüssel 1910
Farblithografie auf Papier, um 1910
8 Teile eines ursprünglich 12-teiligen Plakates
vermutlich Unikat
Drucker: Hollerbaum & Schmidt, Berlin
Gesamtmaße 196 x 500 cm
Lager-Nr. BK 15989
»Für alle Wäsche Persil«
Emailschild, 1922
58,5 x 39,3 cm
Lager-Nr. BE 9144
50
51
Jeanne Mammen
»Die schöne Frau
Eine Monatsschrift für Frauenkultur«
Jg. 2, 1927, Nr. 3
Titelillustration: Jeanne Mammen
31,2 x 23,5 cm
Lager-Nr. BE 9135
Werner Graeff
»Des Herrn Munkepunke Cocktail und Bowlenbuch«
von Alfred Richard Meyer
Titelillustration: Jeanne Mammen
Rowolt Verlag Berlin 1929
Buch im Schuber
Schuber: 19,6 x 13,4 cm
Lager-Nr. BE 9137
»Ottos Fotos«
Buch
K. Thienemann-Verlag-Stuttgart, 1932
22,8 x 15,8 cm
Lager-Nr. BE 9051
»Das Buch vom Auto«
Buch
K. Thienemann-Verlag-Stuttgart, 1931
23 x 16,8 cm
Lager-Nr. BE 9142
»Das Buch von der Eisenbahn«
Buch
K. Thienemann-Verlag-Stuttgart, 1931
23 x 16,7 cm
Lager-Nr. BE 9143
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Lehrer und Schüler (III)
Karl Heubler und die Metallwerkstatt
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Metallwerkstatt der Schule Reimann / Max Heubler
Handleuchter
Messing, ca. 1930-1935
Höhe 15,5 cm
Prägestempel auf der Unterseite:
Chase Design by Reimann
Hersteller Chase Company
Lager-Nr. BE 9034
Metallwerkstatt der Schule Reimann / Max Heubler
Kerzenständer
Messing, ca. 1930-1935
Höhe 21,5 cm
Prägestempel auf der Unterseite:
Chase Design by Reimann
Hersteller Chase Company
Lager-Nr. BE 9036 und 9037
Kerzenständer
Messing, versilbert, 1930
Höhe 28,4 cm
Auf der Unterseite:
Ges. gesch. A. Reimann
Made in Germany
Leihgabe aus Privatbesitz
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Metallwerkstatt der Schule Reimann / Max Heubler
Kerzenständer
Kupfer, ca. 1930-1935
Höhe 21,7 cm
Prägestempel auf der Unterseite:
Chase Design by Reimann
Lager-Nr. BE 9038
Metallwerkstatt der Schule Reimann / Max Heubler
Vierarmiger Kerzenständer
Kupfer, ca. 1930-1935
Höhe 6,7 cm
Prägestempel auf der Unterseite:
Chase Design by Reimann
Lager-Nr. BE 9039
Puderdose
Kupfer, ca. 1930-1935
Höhe 7,7 cm
Prägestempel auf der Unterseite:
Chase Design by Reimann
Lager-Nr. BE 9040
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Chronologie der
Schule Reimann
1. April 1902
Der Bildhauer Albert Reimann (1874 – 1976) gründet
die »Schülerwerkstätten für Kleinplastik« in der
Kreuzberger Ritterstraße 59. In Kursen für Zeichnen
und Modellieren, für Holz- und Metallarbeiten, sowie
für Elfenbein-, Perlmutt- und Schildpattschnitzerei
werden Entwurf und Herstellung kunstgewerblicher
Gegenstände gelehrt. Ein enger Praxisbezug, sowie
Material-und Funktionsgerechtigkeit bilden die Grundlagen der Ausbildung. Eine Besonderheit ist, dass auch
Frauen hier studieren können.
1903
Die Schule zieht nach Schöneberg in das Eckhaus
Hohenstaufenstraße 13 / Landshuter Straße 38.
1905
Der Bildhauer Karl Heubler wird als erster Lehrer
eingestellt.
1908
Einrichtung einer Batik-Klasse
1908/09
74 Schüler und Schülerinnen sind eingeschrieben.
Fortlaufend werden neue Lehrgebiete eingerichtet.
Alle Lehrer bleiben freiberuflich in ihrem Metier
tätig, sodass Sie den Bezug zur Praxis und zu neuen
Entwicklungen behalten. 1912 werden 16 Lehrer
in 23 Abteilungen unterrichten.
1910
Erste Klasse für Modezeichen, aus der sich das wichtigste Lehrgebiet der Schule entwickelt mit diversen
Einzelabteilungen.
1911
Gründung einer Klasse für Plakatkunst unter Leitung
von Julius Klinger
1912
Angliederung der »Höheren Fachschule für Dekorationskunst«, die 1910 u.a. vom Deutschen Werkbund
gegründet worden war. Die Schule Reimann wird
damit zur wichtigsten Ausbildungsstätte für Schaufenstergestalter.
ab 1912
Zur Karnevalszeit organisieren Schuler und Lehrer die
Gauklerfeste und statten sie aus. Der Erlös kommt
der »Schülerunterstützungskasse« zu Gute. Die Feste
tragen stark zur Bekanntheit der Schule bei. Der
ReimannBall wird in den 20ern zum größten Berliner
Karnevalsfest.
1913
Max Hertwig übernimmt die Klasse für Schrift,
Gebrauchsgrafik und Flächenkunst. Er wird bis zur
Zerstörung der Schule an ihr wirken und verantwortlich sein für die gesamte grafische Außenwirkung der
Schule, ihre Schulzeitschrift, Einladungen, Plakate,
Briefformulare und Drucksachen.
1913
Albert Reimann gründet die »Höhere Fachschule für
Theaterkunst«. Der preußische Staat erteilt die Genehmigung, die Schule »Kunst- und Kunstgewerbeschule«
zu nennen - als einzige unter den preußischen Privatschulen. Ziel ist nicht die Ausbildung von Künstlern,
sondern von Gestaltern für Handwerk und Industrie.
Vorkurse im Zeichnen nach der Natur sollen zum
Sehen anleiten. Anschließend erfolgt eine praxisnahe
Schulung in Lehrwerkstätten.
1914
Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen, wie z.B. der
»Weltausstellung für Buchgewerbe und Grafik« in
Leipzig, wo die Schule ein Ehrendiplom erhält.
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Chronologie der Schule Reimann
1916
Trotz des Krieges steigt die Zahl der Schüler und
Schülerinnen auf 450.
1916
Die erste Ausgabe der Schulzeitschrift erscheint
unter dem Titel »Mitteilungen an die Schüler der
Schule Reimann«, ab 1920 titelt sie »Farbe und Form.
Mitteilungen der Schule Reimann«, ab 1923 »Farbe
und Form. Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe«.
Schon die Änderungen des Titels zeugen davon, dass
sich die Zeitschrift mehr und mehr an eine Leserschaft
weit über den Kreis der Schüler hinaus wendet. Die
grafische Gestaltung der Zeitschrift stammt bis zur
letzten Ausgabe 1934 von Max Hertwig, die Titelillustrationen zeigen Arbeiten verschiedener Fachlehrer und
vereinzelt auch von Schülern.
1919
Georg Tappert wird Lehrer für Aktzeichnen.
1921
Im Erdgeschoss eröffnet ein Ausstellungs- und Verkaufsraum, in dem Schüler ihre Arbeiten präsentieren.
1922
Maria May, Textilkünstlerin und bekannt für ihre »MayStoffe«, lehrt bis 1931 Textilentwurf und Dekorative
Malerei.
1923
Gründung des »Freundeskreises der Schule«
1927
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Schule
Reimann findet eine Ausstellung im Kunstgewerbe­
museum Berlin statt und wandert danach durch zahlreiche deutsche Städte (Stuttgart, Chemnitz, Krefeld,
Köln, Breslau, Hamburg u.a.) und durch die USA (New
York, Philadelphia, Chicago, Detroit, San Francisco u.a.)
Chronologie der Schule Reimann
1928
Gründung der Filmabteilung unter Leitung von Adolf
Rheinholdt, ab 1932 auch mit einem »Tonfilm-Seminar«, im selben Jahr richtet die Schule im »Capitol am
Zoo« die Lehr-Ausstellung »ABC des Filmens« aus.
1930
990 Schüler- und Schülerinnen, davon 350 aus dem
Ausland, studieren an der Schule Reimann.
1931
Umbau und Erweiterung des Schulgebäudes durch den
Berliner Architekten Leo Nachtlicht
1932
Einrichtung eines Fotostudios, geleitet von dem ehemaligen Bauhaus-Schüler Werner Graeff
1932
Feiern zum 30-jährigen Bestehen der Schule. Albert
Reimann betont die Bedeutung seiner Einrichtung für
die Industrie. Gründung von Meisterwerkstätten für
besonders begabte Schüler.
1933
Trotz des großen Erfolges einer »Leistungsschau«
im Herbst 1933 wird es für Albert Reimann aufgrund
seiner jüdischen Abstammung immer schwerer, die
Schule weiterzuführen.
Gestaltung« umbenennt. Durch das Fernbleiben zahlreicher jüdischer und ausländischer Studenten sinken
die Schülerzahlen und damit die Einkünfte. Dennoch
führt Häring die Schule weiter und stellt mehrere
verfemte Künstler ein, unter ihnen den ehemaligen
Bauhaus-Meister Georg Muche und den Maler Ernst
Fritsch, denen er auf diese Weise eine Einkommensmöglichkeit verschafft.
13. Januar 1937
Während Albert Reimann in Berlin bleibt, eröffnet
sein Sohn Heinz Reimann in London auf Betreiben der
britischen Regierung die »Reiman School and Studios«
und führt dort die Arbeit seines Vaters fort.
November 1938
Nach der Reichsprogromnacht, in der die »Verkaufsstelle für Künstlerbedarf« im Erdgeschoss der ehemaligen Schule Reimann zerstört worden war, emigriert
Albert Reimann - seiner letzten Einkommensquelle
beraubt – nach London.
1943/1944
Die Schule in Berlin wird durch britische Bomben
zerstört und die Schule in London wird durch deutsche
Bomben zerstört. Damit endet die Geschichte der
Schule Reimann.
AC
1934
Mit Heft 4 des Jahrganges stellt die Zeitschrift
»Farbe und Form« ihr Erscheinen ein.
1935
Nach dem Erlass der »Nürnberger Gesetze« muss
Reimann die Schule verkaufen. Neuer Inhaber ist der
Architekt Hugo Häring, ehemals Mitglied der avantgardistischen Architekten-Vereinigung »Der Ring«,
der sie nun in »Kunst und Werk – Private Schule für
Quelle:
Swantje Kuhfuss-Wickenheiser, Die Reimann-Schule
in Berlin und London 1902 – 1943. Ein jüdisches
Unternehmen zur Kunst- und Designausbildung
internationaler Prägung bis zur Vernichtung durch das
Hitlerregime, Aachen 2009
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Kurzbiographien
der Künstler
Albert Reimann
Gnesen 1874 – 1976 in London
1902 – 1935 Gründer, Inhaber und
Leiter der Schule Reimann
Albert Reimann wächst in
Berlin auf und macht eine
Lehre als Holzschnitzer.
Ab 1894 studiert er an
der »Unterrichtsanstalt
des Königlichen
Kunstge­werbemuseums«
in Berlin. Dabei erfährt er die Begrenztheit der
damaligen Lehrmethoden, die sich auf das Kopieren
historischer Vorbilder beschränken. 1897 Arbeitet er
in verschiedenen deutschen Städten, zuletzt in Kiel.
Schnitzereien von Reliefs für die Gesellschaftsräume
eines Dampfschiffes. 1898 Rückkehr nach Berlin und
Eröffnung eines eigenen Ateliers für Kleinplastiken
und kunstgewerbliche Gegenstände aller Art aus Holz,
Marmor, Glas, Bronze, Zinn und Keramik, sowie
Schmuck in Formen des Jugendstils. Er fertigt nicht
nur Einzelstücke, sondern auch Vorlagen für die
industrielle Produktion, z.B. für die Lüdenscheider
Metallwarenfabrik Gerhardi & Ci. Das Atelier floriert
derart, dass er Mitarbeiter einstellen muss. 1901
Reimann wird Mitglied im Verein »Die Kunst im Leben
des Kindes«. Zusammen mit seiner Frau Klara
veranstaltet er in seinem Atelier an Sonntag-Vormittagen Modellierkurse für Kinder von 3 bis 14 Jahren, in
denen diese ohne Zwang ihre Kreativität entfalten
können. 1902 gründet Reimann die »Schülerwerk­
stätten für Kleinplastik« zunächst aus dem Antrieb,
geeignete Mitarbeiter für sein Atelier zu schulen.
Schon bald wächst die Einrichtung über diesen Ansatz
hinaus und wird – mit Unterstützung seiner Frau Klara
– zu der fortschrittlichen Schule Reimann mit
zahlreichen Abteilungen und Klassen. 1903
veröffentlicht Reimann die Mappe »Kleinplastik«. Auch
namhafte kunstgewerbliche Zeitschriften publizieren
seine Arbeiten. Dennoch tritt seine künstlerische
Tätigkeit mehr und mehr hinter seine Aktivitäten als
Kunstpädagoge und Schulleiter zurück. 1933 Zwar
kann Reimann auch nach der national­sozialistischen
Machtergreifung seine Schule zunächst weiterführen,
da es sich um eine private Einrichtung handelt und er
daher nicht unter das Berufsverbot für jüdische,
beamtete Lehrer fällt, dennoch ist er zahlreichen
Repressalien ausgesetzt, bis er 1935 die Schule an
den Architekten Hugo Häring verkauft, der den
Kaufpreis u.a. in Form jährlicher Raten und Pensionszahlungen an Reimanns Frau Klara begleichen soll. Die
finanziellen Vereinbarungen gestalten sich als
kompliziert und für Reimann sehr nachteilig. Obwohl
er seiner Lebensgrundlage zusehends verlustig geht,
bleibt Reimann zunächst in Berlin, erst 1938 nach der
Reichsprogromnacht entschließen er und seine Frau
sich endlich, dem Sohn nach London zu folgen, wo
dieser im Jahr zuvor die »Reimann School and Studios«
geründet hat. Nach 1945 engagiert sich Reimann in
der »Association of Jewish Refugees«. 1958 erhält er
das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.
Ernst Fritsch
Berlin 1892 – 1965
1939 - 1942 Lehrer für Malerei an der nun
»Kunst und Werk – Private Schule für Gestaltung«
genannten Schule Reimann
1909 Nach einer
Lehre in einem
Entwurfsatelier für
Wandstoffe und
Tapeten macht
Fritsch 1911-1914
eine Ausbildung zum
Zeichenlehrer an der Königlichen Kunstschule Berlin
und studiert 1913-14 an der Unterrichtsanstalt des
Kunstgewerbemuseums. 1914 Soldat im Ersten
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Kurzbiographien der Künstler
Weltkrieg 1919 Mitglied der Berliner Secession und
der Novembergruppe 1919-1921 Tätigkeit als
Zeichenlehrer, danach als freischaffender Künstler.
Fritsch beginnt mit kubistisch-expressiven Darstellungen und wendet sich später einer neusachlichen
Malweise zu. Immer aber stehen einfache Menschen in
ihrer Alltagswelt im Mittelpunkt seines Interesses,
daneben malt er vereinfachte Stadtansichten und
Landschaften, in denen die Zeit still zu stehen scheint.
1927 Fritsch erhält den »Rompreis« der Preußischen
Akademie der Künste. 1933 Ausstellungsverbot 1939
Bei der Gemäldeverbrennung im Hof der Berliner
Hauptfeuerwache wird ein großer Teil seines Werkes
vernichtet. 1942-1945 Militärdienst 1946 Berufung
an die Berliner Hochschule für Bildende Künste, an der
er von 1953 bis zu seiner Emeritierung die Leitung der
Abteilung Kunstpädagogik übernimmt.
Werner Graeff
Wuppertal 1901 – 1978 Blacksberg/Virginia
1931­1932 Lehrer für Fotografie
an der Schule Reimann
Künstler, Ingenieur, Erfinder,
Schriftsteller, Fotograf,
Filmemacher, Lehrer – es ist
beinahe unmöglich, ein so
vielseitiges Schaffen, wie das
von Werner Graeff in wenigen
Zeilen zusammenzufassen.
Schon als Schüler begann
Graeff zu malen, zunächst impressionistisch und
ab 1919 kubistisch. 1920 Abitur in Berlin-Tegel
1921 Schüler von Johannes Itten und Oskar Schlemmer
am Bauhaus in Weimar. Wird jüngstes Mitglied der De
Stijl-Gruppe, deren führender Kopf Theo van Doesburg
in dieser Zeit ebenfalls in Weimar weilt. 1922
Teilnahme am »Kongress der Konstruktivisten und
Dadaisten« ebendort. Stellt mit der Novembergruppe
Kurzbiographien der Künstler
in Berlin aus. 1923 Graeff begründet mit Hans
Richter, Ludwig Mies van der Rohe und El Lissitzky die
Avantgarde-Zeitschrift »G«. 1924/25 Technisches Studium an der TU Charlottenburg 1926 Da seine Familie
ihn nicht mehr unterstützen kann, bricht er das
Studium ab und gründet eine Fahrschule. Mitglied im
Deutschen Werkbund. Mies van der Rohe beruft Graeff
zum »Presse- und Propagandachef« der Stuttgarter
Werkbund-Ausstellung »Die Wohnung«, berühmt unter
dem Namen »Weißenhofsiedlung«. Graeff stellt für 25
Jahre seine Arbeit als bildender Künstler ein, widmet
sich zusehends Film und Fotografie, schreibt
Filmmanuskripte, publiziert Sachbücher. 1931/32
Lehrer für Fotografie und Leiter des Fotostudios an der
Schule Reimann, bevor er sich mit einer eigenen
Fotoschule selbständig macht. 1934 Emigration nach
Spanien und nach dem Sieg Francos 1936 weiter in
die Schweiz 1946-49 Graeff erfindet eine Minikame­
ra, die nur 50 Gramm wiegt. 1950 Bestärkt von
seinem Freund Willi Baumeister nimmt er seine
künstlerische Tätigkeit wieder auf. 1951 Rückkehr
nach Deutschland, Graeff leitet bis 1959 die Klasse
für Fotografie an der Folkwangschule in Essen.
1960 bezieht er einen Bauernhof in Mülheim an der
Ruhr und arbeitet dort als freischaffender Künstler bis
zu seinem Tod während einer Auslandreise.
Kurt Heiligenstaedt
Roßleben 1890 – 1964 Berlin
nach 1910 Schüler der Schule Reimann
1907-10 Vor seiner Ausbildung
bei Karl Klimsch an der Schule
Reimann arbeitet Kurt
Heiligenstaedt zunächst im
Verlagsbuchhandel. Schnell hat
er nach seinem Studium Erfolg
als Gebrauchsgrafiker,
Plakatkünstler und Cartoonist.
1922 Der Künstler entwirft für Henkel das Plakat mit
der bis heute berühmten weißen Persil-Dame, für die
seine Freundin Modell gestanden haben soll.
Zahlreichen Zeitschriften, wie z.B. »Lustige Blätter«,
»Die Woche«, »Fliegende Blätter« veröffentlichen seine
Illustrationen und Karikaturen. 1923/24 arbeitet
Heiligenstaedt erstmals für den »Simplicissimus«, hier
ist er ab 1935 und bis in die Nachkriegszeit fester
Mitarbeiter.
nimmt die Berliner Kunstbibliothek einige seiner
Arbeiten und solche seiner Schüler in ihre Bestände
auf. Ab 1960 lebt Hertwig in Oberbayern.
Max Hertwig
Bunzlau 1881 – 1975 Dorfen (Oberbayern)
1913 – 1943 Lehrer für Gebrauchsgraphik, Schriftzeichnen und Ornament, sowie stellvertretender
Schulleiter der Schule Reimann
1900-1904 Fachschüler an
der von Peter Behrens
geleiteten Kunstgewerbeschule
in Düsseldorf bei dem Ziseleur
Julius Peyerimhoff Ab 1905
Gehilfe in Albert Reimanns
Privatatelier. An der Schule übernimmt er die
Metallklasse. Sein Unterricht widmet sich im
Wesentlichen der Werkstattarbeit und der Ausbildung
technischer Fähigkeiten als Grundlage der künstlerischen Begabung. Folgerichtig übernimmt er auch
bald die Leitung der Metallwerkstatt. Diese bildet unter
seiner Führung eine besonders prominente und auch
wirtschaftlich erfolgreiche Abteilung der Schule
Reimann bis zur ihrer Zerstörung 1943. Über Karl
Heubler ist danach nichts mehr bekannt.
Von 1902 bis 1905 studiert
Hertwig an der Kunstgewerbeschule unter Peter Behrens
und bei dem Schriftkünstler
Fritz Helmut Ehmcke. Durch
seine Vermittlung erste
Tätigkeit als Gebrauchsgraphiker in Hannover. Ab 1908 im
Büro von Peter Behrens in Berlin, der seit 1907 nicht
nur für die gesamte Bautätigkeit, sondern auch für die
Produktgestaltung und Graphik der AEG verantwortlich ist. 1911/12 Ausstellung von Arbeiten Hertwigs in
der Bibliothek der Königlichen Kunstgewerbeschule
Berlin 1913 Mitglied im Deutschen Werkbund,
Aufnahme seiner 30 Jahre währenden Tätigkeit an der
Schule Reimann, Hertwig ist als Graphiker für das
gesamte Erscheinungsbild der Schule, nicht zuletzt der
Schulzeitzeitung »Farbe und Form« verantwortlich.
Schwerpunkt seines Unterrichts bildet die Schrift.
1919 Gründungsmitglied des »Bundes Deutscher
Gebrauchsgraphiker« 1920 entwirft er ein Plakat für
die Schule Reimann mit dem Motiv von Auge, Pinsel
und Stift, aus dem ihr sinnfälliges Signet wird. 1921
Karl Heubler
geb. 1884 in Düsseldorf
1905 bis 1943 Lehrer für Ziselieren,
Gold- und Silberschmieden an der Schule Reimann,
Leiter der Metallwerkstatt
Jeanne Mammen
Berlin 1890 - 1976
Um 1916 Schülerin für Modezeichnen
an der Schule Reimann
1895 Jeanne Mammens
Familie – der Vater ist ein
erfolgreicher und wohlhabender
Kaufmann – zieht nach Paris.
1906-10 Kunststudium
zusammen mit ihrer älteren
Schwester Mimi in Paris, Brüssel
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Kurzbiographien der Künstler
und Rom 1912 erstes gemeinsames Atelier in Paris.
Mammen zeichnet Straßen- und Alltagsszenen. 1914
Nach Kriegsausbruch muss die Familie aus Frankreich
fliehen, das Vermögen wird konfisziert, die Gemälde
der Künstlerin gehen verloren. 1916 Über Holland
gelangt die Familie völlig mittellos nach Berlin. Die
Schwestern müssen nun selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Mammen studiert dennoch an der
Reimann-Schule Modezeichnung. 1919 Die
Schwestern Mammen beziehen ein gemeinsames
Wohnatelier im Gartenhaus Kurfürstendamm 29, wo
Jeanne bis zu ihrem Tod 1976 leben und arbeiten wird.
Ab 1922 erste Filmplakate und Modezeichnungen in
Zeitschriften wie »Styl«, »Die Dame«, »Die deutsche
Elite« oder »Der Junggeselle« 2. Hälfte der 20er
Jahre Ihre neusachlich-realistischen Zeichnungen, in
denen sie einfühlsam das Leben der einfachen Berliner
festhält, werden in Zeitschriften wie »Die Woche«,
»Uhu« oder »Simplicissimus« publiziert und machen sie
größeren Kreisen bekannt. Aquarell und Bleistiftzeichnung sind ihre bevorzugte Techniken. 1930 Erste
Einzelausstellung in der Galerie Franz Gurlitt 1933
Mammen verweigert die Zusammenarbeit mit den
gleichgeschalteten Redaktionen und zieht sich in die
innere Emigration zurück. 1937 Parisreise, unter dem
Eindruck des Werks Pablo Picassos wendet sie sich
einem kubistisch-expressiven Malstil zu. Während der
Kriegsjahre leidet sie erneut bittere Not, ihr Atelier
bleibt aber vor der Zerstörung bewahrt. 1947 Durch
Vermittlung ihres langjährigen Künstlerfreundes Hans
Uhlmann stellt sie in der Galerie Rosen aus. Auch wirkt
sie im Künstlerkabarett »Die Badewanne« sowie »Der
Quallenpeitsche« mit. 1960 zum 70. Geburtstag
Einzelausstellung in der Akademie der Künste Berlin.
Kurzbiographien der Künstler
Georg Muche
Querfurt 1895 – 1987 Lindau
1935 – 1939 Lehrer für Künstlerische Grundgestaltung
an der Schule Reimann.
1913 noch vor Abschluss
seiner Schulzeit geht
Muche nach München, um
an der privaten AžbeSchule Malerei zu
studieren. 1914 wird seine
Bewerbung von der
Bayerischen Akademie abgelehnt, woraufhin er 1915
nach Berlin zieht und über Herwarth Walden rasch
Anschluss findet an die Künstler rund um dessen Galerie »Sturm«, wo er 1916 erstmals ausstellt. Auch wird
er trotz seines jugendlichen Alters und ohne
Vorbildung Lehrer für Malerei an der neu gegründeten
Kunstschule des »Sturm«. 1918 einjähriger Militärdienst 1919 Mitglied in der Novembergruppe 1920
Walter Gropius beruft Muche als Meister ans Bauhaus
nach Weimar. Er ist zunächst mit organisatorischen
Aufgaben betraut und für pädagogische Grundfragen
zuständig. 1921 übernimmt er die Webereiklasse.
1923 leitet er mit Johannes Itten Vorkurse und
organisiert die Erste Bauhaus-Ausstellung. 1924
Studienreise in die USA 1927–30 Rückkehr nach
Berlin und Lehrer an der privaten Kunstschule Ittens
1931 Professor für Malerei an der Akademie für Kunst
und Kunstgewerbe in Breslau 1933 Muche wird von
den Nationalsozialisten entlassen, seine Werke in
öffentlichen Sammlungen werden 1937 beschlagnahmt, zwei davon in der Ausstellung »Entartete
Kunst« gezeigt. 1935 stellt ihn Hugo Häring, der in
diesem Jahr die Schule von Albert Reimann
übernommen hat, an dieser ein. 1939 übernimmt
Muche die Meisterklasse für Textilkunst an der von
Itten geleiteten Textilingenieurschule in Krefeld.
Parallel arbeitet er mit Oskar Schlemmer und Willi
Baumeister am Institut für Malstoffkunde Dr. Herberts
in Wuppertal. Intensiv beschäftigt er sich mit der
Freskotechnik und veröffentlich ein Buch zu diesem
Thema. 1945 Seine Meisterklasse in Krefeld behält
Muche auch in der Nachkriegszeit. Er führt mehrere
Fresken in öffentlichen Gebäuden aus. 1958 nach
seiner Emeritierung zieht Muche nach Lindau an den
Bodensee.
Paul Scheurich
New York City 1883 – 1945 Brandenburg an der Havel
1917 – 1919 Lehrer für Aktzeichnen und Modellieren
an der Schule Reimann
Berühmtheit erlangt
Scheurich vor allem
als Porzellanplastiker,
prägt er doch nach
seiner Berufung
durch den Direktor
der Meissener
Porzellanmanufaktur Max Adolf Pfeiffer zwischen
1918 und 1936 die künstlerische Erneuerung der
Manufaktur, entwirft aber ebenso für die KPM in
Berlin und die Nymphenburger Porzellanmanufaktur.
1900-1902 Studium an der Berliner Kunstakademie.
Sein Interesse gilt zunächst Zeichnungen und
Illustrationen. Ab ca. 1910 entwirft Scheurich
regelmäßig Plakate für die führende deutsche
Kunstanstalt Hollerbaum & Schmidt in Berlin, u.a.
einen Fries aus 12 Lithografien für die Weltausstellung
in Brüssel. 1913 Bühnenbildner für Max Reinhardt
1915 Ehrenmitglied des Vereins der Plakatfreunde Ab
1919 für den »Simplicissimus« tätig Um 1923
Scherenschnitte für erste Werbe-Trickfilme 1929
Entwurf für Banknoten der Deutschen Reichsbank
1935 Auftrag für die Ausstattung des neuen
Opernhauses in Berlin-Charlottenburg, u.a. für ein 13
mal 9 Meter großes Vorhanggemälde 1939-42
Scheurich schafft 25 Modelle für einen Tafelaufsatz
der KPM für das Außenministerium. 1940-45
aufgrund eines psychischen Leidens kann Scheurich
nicht mehr arbeiten.
Georg Tappert
Maler und Kunstpädagoge
Berlin 1880 – 1957
1919 – 1924 Lehrer für Akt und
Komposition an der Schule Reimann
Nach einer Lehre und zwei
Berufsjahren als Schneider
studiert Tappert – gefördert
von Max Liebermann – an der
Karlsruher Akademie. 1905
zurück in Berlin hat er eine
erste Einzelausstellung bei
Paul Cassirer. 1906
Übersiedlung nach Worpswede, wo er im engen
Kontakt zu Paula Modersohn-Becker steht und eine
private Kunstschule gründet. 1909 Rückkehr nach
Berlin 1910 Nachdem seine Werke von der Berliner
Secession für ihre Ausstellung abgelehnt werden,
gründet Tappert mit anderen Künstlern die Neue
Secession. 1912 Er ist mit Arbeiten auf der Sonderbundausstellung in Köln und der Ausstellung des
»Blauen Reiters« in München vertreten. Tappert malt
Frauen und immer wieder Frauen. Beeinflusst von
Gauguin und Matisse entwickelt er einen farbinten­
siven Expressionismus. Auch beschäftigt er sich
intensiv mit Holzschnitt und anderen Drucktechniken.
1913 Tappert unterrichtet an der Königlichen
Kunstschule Berlin und der privaten Berlin-Wilmersdorfer Kunstschule. 1915 Einberufung zum
Militärdienst 1918 Mitglied der Novembergruppe und
des Arbeitsrates für Kunst 1919–1924 Lehrer an der
Schule Reimann, gleichzeitig Berufung zum Professor
an der Staatlichen Kunstschule. Auch in den 20er
Jahren bleiben Frauenbildnisse, Porträts ebenso wie
68
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Kurzbiographien der Künstler
Akte, Tapperts bevorzugtes Motiv. Seine Modelle findet
er in Nachtcafés, Varietés und Bordellen, er schildert
sie in einem expressiven Realismus und intensiver
Körperlichkeit ohne Zynismus und Sozialkritik. Die
Druckgrafik tritt in dieser Zeit in den Hintergrund,
stattdessen schafft Tappert zahlreiche Zeichnungen
und Aquarelle. 1937 Tappert wird aus dem Lehramt
entlassen, erhält Ausstellungs- und Malverbot. Von
seinen als entartet diffamierten Werken gelten rund
100 als verloren. Tappert geht in die innere Migration,
malt zunächst noch Landschaften, gibt aber 1944
seine künstlerische Arbeit vollends auf. 1945 nach
dem Krieg wirkt Tappert ausschließlich als Pädagoge.
Er baut die Hochschule für Kunsterziehung wieder auf
und ist verantwortlich für ihre Fusion mit der
Hochschule der Künste Berlin unter Karl Hofer. Hier
unterrichtet er bis zu seiner Emeritierung.
Jupp Wiertz
Aachen 1888 – 1939 Berlin
1914 – 1916 Lehrer für Plakatgestaltung
an der Schule Reimann
Um 1912/13
Wiertz studiert an
der Berliner
Kunstgewerbeschule bei dem
Grafiker und
Karikaturisten
Ernst Neumann 1914 Leitung des »Ateliers für
künstlerische Reklame-Ausstattung« in Berlin-Schöneberg 1914-1916 Lehrer an der Schule Reimann
1916 3. Preis im Wettbewerb für die Gestaltung des
Plakates für die Nitralampe der AEG, ausgeschrieben
vom Verein der Plakatfreunde, dieses wird realisiert
und macht ihn bekannt. Arbeitet zu dieser Zeit im
Atelier Neumann. 1919 gründet er mit Hans Meyer
und Max Hertwig den »Bund der Deutschen
Kurzbiographien der Künstler
Gebrauchsgraphiker« 1920er Jahre Wiertz ist
zunächst vor allem für Zeitschriftenverlage als
Illustrator tätig, ab Mitte der Zwanziger aber immer
mehr als Werbegrafiker für große Unternehmen wie
Odol, Manoli, Kaloderma, Sunlicht. 1929 Teilnahme an
der Ausstellung »Das internationale Plakat« in
München Um 1930 Werbevertrag mit der »Reichsbahnzentrale für den deutschen Reiseverkehr«, Plakate
für den Fremdenverkehr sowie andere Transportunternehmen stehen fortan im Mittelpunkt seiner Tätigkeit
(Deutsche Luft Hansa AG, Deutsche Zeppelin Reederei
u.a.). Er erhält zahlreiche Preise. 1939 Jupp Wiertz
stirbt an den Folgen einer Wundinfektion, die er sich
in seinem Atelier zugezogen hatte.
entsteht. Auch als Porträtist namhafter Künstler,
Schriftsteller und Schauspieler ist er erfolgreich. 1939
nach dem Kriegsausbruch wird WOLS als feindlicher
Ausländer interniert. Im Lager beginnt er zu zeichnen.
1940 kommt er durch die Heirat mit Gréty frei. Es
sind Jahre großer, materieller Not. Ein Versuch, in die
USA zu emigrieren, scheitert. Aquarelle und
Zeichnungen entstehen. 1945 erste Ausstellung bei
Drouin in Paris, danach widmet WOLS sich zusehends
der Ölmalerei und wird zum Vorläufer des Tachismus.
Weitere sehr erfolgreiche Ausstellungen in Paris, aber
auch Mailand und New York. 1951 stirbt WOLS an
einer Lebensmittelvergiftung.
WOLS (Alfred Otto Wolfgang Schulz)
Berlin 1913 – 1951 Paris
Schüler der Schule Reimann 1931
Wolfgang Schulz wächst in
einem musisch interessierten Elternhaus in Dresden
auf und gilt selbst als
begabter Geiger. Nach dem
Tod des Vaters 1930
verlässt er die Schule und
arbeitet 1931 zunächst bei der Fotografin Genja
Jonas, bevor er nach Berlin an die Schule Reimann und
1932 ans Bauhaus geht. Im selben Jahr reist der
junge Mann nach Paris, ausgestattet mit einem
Empfehlungsschreiben von Lázló Moholy-Nagy lernt
er u.a. Fernand Léger kennen. 1933 kommt er durch
die Rumänin Gréty Dabija in Kontakt zum Kreis der
Surrealisten. Sie wird seine Lebensgefährtin und
begleitet ihn auf seinem Vagabundenleben zwischen
Barcelona, Mallorca und Ibiza. 1936 zurück in Paris
kann er als Fotograf arbeiten und erhält 1937 den
Auftrag, den Pavillon de l’Élegance auf der Weltausstellung zu dokumentieren. Sein Pseudonym WOLS
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Impressum
Kabinettdruck 46
Edition Brusberg Berlin 2016
Schule Reimann 1902 – 1943
Ausstellung der Galerie Brusberg
zur Eröffnung der »Wunderkammer«
Galerie Brusberg GmbH & Co KG.
Büro:
Lyckallee 14
14055 Berlin
Ausstellung:
Friedbergstraße 29
14057 Berlin
[email protected]
Redaktion:
Felix Brusberg
Annette Ciré
EDV, Archiv und Fotos:
Winfried Meyer
Gestaltung, Satz:
IONDESIGN GmbH, Berlin
Druck:
ARNOLD group, Großbeeren
Auflage 500
Titelillustration:
Max Hertwig
Signet der Schule Reimann
1920
Stoffdekoration
Fotografie, um 1930
17 x 16,6 cm
rückseitig Stempel:
»SCHULE REIMANN«