Kabinettdruck 46 Edition Brusberg Berlin Schule Reimann 1902 - 1943 Schule Reimann 1902 – 1943 Ausstellung der Galerie Brusberg zur Eröffnung der »Wunderkammer« Kabinettdruck 45 Ansichtspostkarte mit dem Gebäude der Schule Reimann, Berlin Verlagsabteilung der Schule Reimann ca.1931-32 Papier Jüdisches Museum Berlin Edition Brusberg Berlin Schule Reimann 1902 – 1943 »Ein silberner Teelöffel kann ein Kunstwerk sein, ein Gemälde mit hundert Figuren nicht« Albert Reimann, 1921 Kabinettdruck 46 Ausstellung der Galerie Brusberg zur Eröffnung der »Wunderkammer« Ausstellung. vom 14. Oktober bis 19. November 2016 Öffnungszeiten: Freitag von 11 bis 18:30 Uhr Samstag von 10 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung Galerie Brusberg »Wunderkammer« Friedbergstraße 29 14057 Berlin [email protected] Inhalt Felix Brusberg Einleitung »Reimann-Schule? - Kenne ich nicht!« Felix Brusberg Einleitung1 Dr. Tobias Hoffmann Die Reimann-Schule Berlin im Kontext der Schulen der Reformbewegung um 1900 Katalog Albert Reimann Kleinplastiken und frühe Arbeiten 7 Schulalltag und Feste Ephemera und Modezeichnungen 15 Max Hertwig und die Schulzeitschrift »Farbe und Form« Lehrer und Schüler (I) Malerei und Grafik, Fotografie Georg Tappert, Jeanne Mammen, Ernst Fritsch, Georg Muche und WOLS Lehrer und Schüler (II) Reklamekunst, Grafik und Bücher Jupp Wiertz, Paul Scheurich, Kurt Heiligenstaedt, Jeanne Mammen und Werner Graeff Informationen 3 23 29 So war meist die Reaktion auf meine Ankündigung, die erste Ausstellung in den kleinen Räumen unserer neuen »Wunderkammer« dieser großartigen und anscheinend heute fast vergessenen Berliner Kunstund Kunstgewerbeschule zu widmen. Dabei liegt das Thema in dieser Stadt ja quasi vor der Tür und es kann verwundern, dass bislang keine Institution sich der Schule Reimann mit einer Ausstellung angenommen hat. Schon bald nach ihrer Gründung im Jahr 1902 als »Schülerwerkstätten für Kleinplastik« wandte sich die nun in »Schule Reimann« umbenannte Einrichtung auch anderen Gebieten der Kunst und des Kunst gewerbes zu. Gemessen an der Schülerzahl wuchs die »Schule Reimann« innerhalb einiger Jahre zur größten privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule in Deutschland heran: Schätzungsweise 15.000 Studierende haben in über drei Jahrzehnten dort eine künstlerische Ausbildung erhalten. 45 Lehrer und Schüler (III) Karl Heubler und die Metallwerkstatt 55 Chronologie der Schule Reimann 61 Kurzbiographien der Künstler 65 Aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Lage in Deutschland unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, sah sich der jüdische Albert Reimann 1935 gezwungen, mit dem Architekten Hugo Häring einen Mietkaufvertrag über seine Schule abzuschließen. Es ist ein merkwürdiger und bitterer Gang der Geschichte, dass im November 1943 in Berlin die von Albert Reimann gegründete Lehranstalt durch britische und 1944 in London die 1937 gegründete Reimann School and Studios durch deutsche Bomber zerstört worden ist. Einen Wiederaufbau gab es in beiden Fällen nicht. Im Jahr 1949 schrieb Frau Prof. Maria May, damalige Direktorin der Werkkunst-Schule der Stadt Hamburg und vormalige langjährige Leiterin der Textilwerkstätten an der Reimann-Schule in der Zeitung »Die Welt«: »Wenn das Berlin der zwanziger Jahre ein Zentrum neuer Kunst, eine Stätte künstlerischen Aufschwungs wurde, so ist das nicht zum Wenigsten dem Wirken der Reimanns zu verdanken. Die Jugend drängte sich nach ihren neuen Lehren, sie fand in der ReimannSchule schöpferische Atmosphäre und Rüstzeug für die eigene Arbeit. Einen Nährboden, der zu künstlerischer Freiheit und Disziplin zugleich führte.« In unserer »Wunderkammer« ermöglichen wir beispielhaft durch Ephemera der Reimann-Schule und einige Arbeiten der freien und angewandten Kunst von ausgewählten Lehrern und Schülern einen pointierten Einblick in das umfangreiche und so vielschichtige Repertoire dieser Unterrichts- und Lehranstalt. Nicht alle ausgestellten Werke entstanden in der Zeit, in der die jeweiligen Künstler an der Schule Reimann tätig waren. Aber sie haben dort ihren Einfluss geltend gemacht oder wurden von ihr beeinflusst. So veranschaulicht unsere Auswahl die enorme Bandbreite künstlerischer Positionen der Schule. Das Lebenswerk des Namensgebers und seine wunderbare »Schule Reimann« wieder ein wenig in das öffentliche Bewusstsein dieser so geschichtsträchtigen wie geschichtsvergessenen Stadt zu rücken – es wäre schön, wenn unsere kleine Ausstellung und dieser Kabinettdruck auch dazu dienen könnten. 1 Dr. Tobias Hoffmann Die Reimann-Schule Berlin im Kontext der Schulen der Reformbewegung um 1900 In drei Jahren, 2019, wird weltweit mit vielen Ausstellungen der 100. Geburtstag des Bauhauses gefeiert. Das Bauhaus wird zum wiederholten Male als die Speerspitze der Avantgarde in Deutschland und als die wichtigste – wenn nicht gar einzig relevante – moderne Schule für Gestaltung dargestellt werden. So wenig die eine Aussage richtig ist, so problematisch ist die andere Behauptung. Denn als das Bauhaus 1919 gegründet wurde, gab es zum Beispiel die Reimann-Schule in Berlin schon seit 17 Jahren. Beide Schulen – wie auch eine ganze Reihe weiterer wichtiger Kunstgewerbeschulen, von denen hier nur die Burg Giebichenstein in Halle, die Debschitzschule in München und die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin, die älteste in Deutschland, genannt seien, – basieren auf der Reformbewegung um 1900, die eng mit dem Jugendstil verbunden ist. Mit dem Beginn der Industrialisierung wurden immer mehr Waren maschinell und industriell hergestellt, was zu einer Überflutung des Marktes mit günstig produzierten, aber vielfach schlecht gestalteten historistischen Objekten führte. Gleichzeitig löste dies ein Massensterben von handwerklichen Betrieben und, damit verbunden, einen Verlust von handwerklichem Wissen aus. Die Reformbewegung versuchte, diesem Phänomen zu begegnen. Zum einen suchte man nach einem neuen Stil für das vor der Tür stehende neue Jahrhundert. Zum anderen wollte man der maschinellen Produktion in den Fabriken etwas entgegensetzen und förderte das Handwerk. Diese Entwicklung begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgerichtig in England, dem Mutterland der Industrialisierung, mit der Arts-and-Crafts-Bewegung, breitete sich jedoch schnell auch auf dem Kontinent aus. Dem entindividualisierten, technisch produzierten Produkt sollte ein gut gestaltetes und handwerklich perfekt gefertigtes Objekt gegenübergestellt werden, das eine persönliche Handschrift tragen sollte. Um die Individualität des Objekts zu garantieren, einen sich stets erneuernden ästhetischen Reiz der Produktion zu gewährleisten, suchte man einen engen Schulterschluss von Kunst und Handwerk. Die beiden Bereiche waren bis zu diesem Zeitpunkt streng hierarchisch getrennt. Die Kunst schwebte in abgehobenen Sphären und hatte nichts mit dem niederen Handwerk zu tun. Arts and Crafts – Kunst und Handwerk – und die deutschen Begriffe Kunstgewerbe oder angewandte Kunst sind Wortneuschöpfungen aus dieser Zeit, die den Anspruch auf eine neue Einheit von Kunst und Handwerk verbalisieren. Als völlig neuer Museumstyp – und auch dies verdeutlicht das gestiegene Prestige des Handwerks, das nun museumstauglich wurde – entstanden die Kunstgewerbemuseen, angelegt als Vorbildsammlungen, die die Spitzenleistungen des handwerklichen Könnens präsentieren sollten und als Lehranstalten verstanden wurden. Viele dieser Museen – so das MAK in Wien, aber auch das Kunstgewerbemuseum in Berlin – waren deshalb an eine Schule gekoppelt. Die Mustersammlungen und die Schulen sollten das handwerkliche Vorbild gleich in die Praxis überführen. Man wollte einen neuen Beruf ausbilden: einen künstlerisch denkenden und arbeitenden Handwerker, einen Gestalter. Er sollte kein Künstler sein, denn er sollte keine freien Kunstwerke entwickeln, sondern Dinge des täglichen Gebrauchs – aber eben künstlerisch umgesetzt. Und damit war er viel mehr als ein Handwerker, der zwar die technische Verarbeitung der Materialien perfekt beherrscht, dem aber die künstlerische Herangehensweise fehlt. Der Gestalter als Mischwesen aus Künstler und Handwerker war geboren. Natürlich machte die Ausbildung dieses Mischwesens auch neue Unterrichtskonzepte erforderlich. Stärker als in anderen europäischen Nationen entschied man sich in Deutschland, die Ausbildung der Gestalter aus der klassischen Ausbildung der Künstler herauszulösen. Die Jugendstilgestalter, von Richard Riemer- 2 3 Dr. Tobias Hoffmann schmid, Peter Behrens, Bruno Paul bis zu Henry van de Velde, hatten alle ursprünglich an Kunstakademien Malerei studiert und waren dann autodidaktisch zu Gestaltern und Architekten geworden. Die nächste Generation von Gestaltern sollte nun an eigens gegründeten Kunstgewerbeschulen jenseits des Lehrbetriebs der Akademien ausgebildet werden. Man überließ sozusagen den Akademien den reinen Kunstbetrieb – das Wolkenkuckucksheim – und wollte an den Kunstgewerbemuseen die Ideen und Ideale der Kunst erden und sie für die Realität nutzbar machen. Hinzu kam in Deutschland spätestens seit der Gründung des Deutschen Werkbunds die entschiedene Bejahung der industriellen Produktion. Die Ausbildung der Gestalter sollte auf die industrielle Produktion abgestimmt sein. Die Kunstakademie schien hierfür nicht der geeignete Ort zu sein. In gewisser Weise stellt das Verhältnis von Kunst und Gestaltung die Krux aller Kunstgewerbeschulen, von der Reimann-Schule über das Bauhaus bis zur HfG Ulm, dar. Die Einheit von Kunst und Gestaltung, die Förderung von künstlerischer Kreativität, handwerklichem Können und der Sensibilität für gesellschaftliche Notwendigkeiten im Kontext der Produktgestaltung war das Ziel dieser Schulen. Doch wie viel Kunst sollte man an diesen Schulen zulassen? Künstler wurden berufen, um die Studierenden zu unterrichten, um ihnen maßgebliche künstlerische Methoden beizubringen. Aber Kunst selbst sollte gar nicht unterrichtet werden. Über das Verhältnis von Kunst und Gestaltung wird in Deutschland bis heute kontrovers diskutiert – viel mehr als etwa in Frankreich, wo die Gestaltung immer an den Akademien geblieben ist und man keinen Wert auf die Trennung der Disziplinen legte. Die Reimann-Schule, ursprünglich 1902 von dem Bildhauer Albert Reimann als »Schülerwerkstätten für Kleinplastik« gegründet, entwickelte sich rasch zu einer Kunstgewerbeschule. Präsentierte man sich Dr. Tobias Hoffmann mit Schülerarbeiten anfangs in der großen Berliner Kunstausstellung, so wechselte man doch bald zu Ausstellungen der angewandten Kunst. Ein deutliches Indiz für den Schwenk in den angewandten Bereich ist die Teilnahme an der bedeutenden Kunstgewerbe ausstellung 1906 in Dresden, wo auch die Idee für den Deutschen Werkbund geboren wurde und wo Riemerschmid mit seinem Maschinenmöbelprogramm ein erstes Fanal für die industrielle Produktion setzte. Die Reimann-Schule entwickelte sich sozusagen im Schulterschluss mit der deutschen Gestaltung und versuchte sofort, auf die neuesten Entwicklungen zu reagieren. Es machte sich dabei der Vorteil einer privat geführten Schule bemerkbar, die viel unmittelbarer Veränderungen aufgreifen und umsetzen kann. Abgesehen von der revolutionären Tatsache, dass in der Reimann-Schule anders als an den staatlichen Schulen von Anfang an auch Frauen zum Studium zugelassen waren, beschritt die Schule auch bei ihren Unterrichtsfächern neue Wege. 1910 wurde erstmals eine Klasse für Modezeichnung eingerichtet, 1911 eine Klasse für Plakatgestaltung und 1912 die »Höhere Fachschule für Dekorationskunst« angegliedert. Reimann hatte offensichtlich ein sehr gutes Gespür dafür, welche Gestalter für das moderne Großstadtleben gefragt sein würden. Und auch in den 20er Jahren setzte sich die Innovationskraft der Schule fort. 1928 gründete sich an der Schule eine Filmabteilung. Sucht man abschließend noch einmal den Vergleich zum Bauhaus, so muss die Reimann-Schule, die sich ab 1913 mit staatlicher Anerkennung Kunstgewerbeschule nennen durfte, diesen Vergleich nicht fürchten. Noch weit vor der Gründung des Bauhauses entwickelte in Berlin Julius Klinger als Dozent eine Plakatgestaltung, die zur Grundlage der modernen Typografie der 20er Jahre wurde. Und sicherlich kam der Schule auch ihr Standort in der Metropole zugute. In der deutschen Modehauptstadt Berlin, mit den Ufa-Studios vor der Haustür lag es nahe, in Fachklassen Gestalter für diese Bereiche auszubilden. Reimann hatte einen Blick für die Notwendigkeiten der modernen Gesellschaft, er war in Berlin am Puls der Zeit. In Weimar, der Stadt der deutschen Klassik, und später in der Arbeiterstadt Dessau sah man keine Notwendigkeit für Modezeichnung, Schaufensterdekoration oder Film. Bauhaus und Reimann-Schule waren auf ihre je eigene Weise radikal moderne Institutionen. Die Zäsur der Nazi-Tyrannei und des Zweiten Weltkriegs führte dazu, dass beide Schulen geschlossen wurden. Die eine Schule ist heute weltberühmt und die andere fast vergessen. Dass es so kam, hat viele Gründe wie etwa die brillanten Selbstvermarktungsstrategie von Gropius. Mit der Qualität und den historischen Leistungen der Schulen hat es nichts zu tun. Rede des Direktors des Bröhan-Museums, Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus, anlässlich der Ausstellungseröffnung Ausweis der Schule Reimann Berlin von Fräulein Hildegard Bartsch 22.09.35 11,5 x 15,5 cm Lager-Nr. BE 9064 4 5 Albert Reimann Kleinplastiken und frühe Arbeiten »Junge Frau im Profil« Kupferrelief, um 1900 27,5 x 22 cm mit Rahmen u.r. A. Reimann Lager-Nr. BE 9058 6 7 Albert Reimann Zweiarmiger, figuraler Lampenständer Bronze, um 1900 H 38 cm, B 29 cm, T 16,5 cm r. am Sockel: REIMANN Lager-Nr. BE 9056 Albert Reimann Figuraler Lampenständer Bronze, ca. 1902/3 H 53,9 cm B 35,5 cm T 14,3 cm am Fuß rückseitig: Reimann Lager-Nr. BE 9057 Zweiarmiger Kerzenleuchter Zinn, 1903 H 38,5 cm, B 21,5 cm, T 10 cm Lager-Nr. BE 9059 Kleinplastik nach Originalentwürfen und Modellen von Bildhauer Albert Reimann Verlag Bruno Hessling Berlin/New York, 1903 Mappe mit Bildtafeln 32,6 x 24 cm Lager-Nr. BE 9062 8 9 Albert Reimann Albert Reimann Kaffeeservice, vierteilig Zinn, 1905 Höhe der Kanne 23 cm Lager-Nr. BE 9053 Übertopf Kupfer, um 1905 Höhe 8,6 cm Durchmesser 12,5 cm Plakette der Schule Reimann auf der Bodenfläche Lager-Nr. BE 9047 10 11 Albert Reimann »Putto mit Fruchtgirlande« Bronze, ca. 1905 Höhe 11 cm Rückseitig am Sockel: A. Reimann Lager-Nr. BE 9055 Albert Reimann »Sitzender Affe mit Brief« (Petschaft) Bronze, 1916 Höhe 12 cm Rückseitig am Sockel: Albert Reimann Lager-Nr. BE 9054 Collier Versilbert, um 1905 Höhe des Anhängers 6,4 cm Lager-Nr. BE 9060 12 13 Schulalltag und Feste Ephemera und Modezeichnungen »Farbe und Form« Ein Bildprospekt der Schule Reimann Private Kunst- und Kunstgewerbeschule. An illustrated prospectus of the Reimann School Berlin Berlin, vermutlich 1935 32,7 x 23,8 cm Lager-Nr. BE 9072 14 15 Schule Reimann - Ephemera »Modellier-Kasten Schule Reimann« ohne Utensilien, mit Heft um 1905 H 7,6 cm B 33,6 cm T 23,2 cm Lager-Nr. BE 9063 Schule Reimann - Ephemera »Batik-Kasten Schule Reimann« mit Utensilien und Heft um 1905 H 8,2 cm B 26,2 cm T 18,5 cm Lager-Nr. BE 9047 »An unsere ehemaligen Schüler und Schülerinnen…« Werbebrief o.J. 28,7 x 22,5 cm Lager-Nr. BE 9146 »…Verkaufsstelle Spezial Photound Künstlerbedarf…« Werbebrief April 1932 28,7 x 22,5 cm Lager-Nr. BE 9066 16 17 Schule Reimann - Ephemera »Gauklerfest der Schule Reimann 24. Februar 1925 (Künstler)« Eintrittskarte 6,4 x 11,3 cm Lager-Nr. BE 9081 Schule Reimann - Ephemera »Wir zeigen Ihnen das Interessanteste... von allen Bällen der Erde« Doppelkarte eingelegt ein Filmstreifen Je 11,1 x 15,5 cm Lager-Nr. BE 9074 »Einladung zum Gauklerfest der Schule Reimann am 24.II.1926« 5-teilige Faltkarte Mit einer Illustration von Rolf Niczky Je 8,7 x 14,3 cm Lager-Nr. BE 9073 »Reimannball 1928 bei Kroll Die 10 Gebote der Gaukler« Flyer 21,5 x 15,5 cm Lager-Nr. BE 9076 »An den Festausschuss der Schule Reimann« Karte 9,9 x 14,2 cm Lager-Nr. BE 9077 »Programm zum Gauklerfest der Schule Reimann Am 4. Februar und 18. Februar 1928« 29,1 x 22,6 cm Lager-Nr. BE 9075 18 19 Schule Reimann - Ephemera »Reimann-Ball Sonnabend 15. Februar« Einladungskarte, 1930 Illustration: Erna Schmidt-Caroll 14,9 x 10,5 cm Lager-Nr. BE 9049 Schule Reimann (zugeschrieben) »Reimannball 7. Februar 1931« Eintrittskarte 14,5 x 7,8 cm Lager-Nr. BE 9083 »Einladung zum Reimann Ball am 26. Januar 1936« 5-teilige Faltkarte Illustration: Carl Gadau Je 14,8 x 10,5 cm Lager-Nr. BE 9079 »Regenbogen« Kostümentwurf Tusche, Aquarell, Bleistift auf dünnem Papier, um 1928 25 x 18 cm Lager-Nr. BK 15983 »Frechdachs« Kostümentwurf Tusche, Aquarell, Bleistift auf dünnem Papier, um 1928 25 x 18 cm Lager-Nr. BK 15984 »Die wandelnde Glocke« Kostümentwurf Aquarell, Bleistift, Deckweiß auf dünnem Papier, um 1928 25 x 18,2 cm Lager-Nr. BK 15985 20 21 Schule Reimann - Ephemera Max Hertwig und die Schulzeitschrift »Farbe und Form« »Reimann Studios Photography / Commercial Art« London, um 1939 Prospekt 18,5 x 21,2 cm Lager-Nr. BE 9070 »25 Jahre Schule Reimann 1902 – 1927« Sonderband der Zeitschrift »Farbe und Form« April 1927 30,5 x 23,5 cm Lager-Nr. BE 9109 22 23 Farbe und Form Farbe und Form »Farbe und Form« Monatsschrift für Kunst und Kunstgewerbe Mit der Beilage »Mitteilungen der Schule Reimann« Verlag Farbe und Form, Berlin Graphik: Max Hertwig Je 30,5 x 23,5 cm 9. Jahrgang, 9. Heft, November 1924 Titel: Max Hertwig Lager-Nr. BE 9085 10. Jahrgang, 7. Heft, Sept./Okt. 1925 Sonderheft Mode Titel: Rolf Niczky Lager-Nr. BE 9092 11. Jahrgang, 2. Heft, Februar 1926 Titel: Karl Heubler Lager-Nr. BE 9095 11. Jahrgang, 3. Heft, März 1926 Titel: Max Hertwig Lager-Nr. BE 9096 11. Jahrgang, 6./7. Heft, Juni/Juli 1926 Sonderheft Kunst – Handwerk – Maschine Lager-Nr. BE 9099 11. Jahrgang, 8. Heft, August 1926 Titel: W.E. Schade Lager-Nr. BE 9100 24 25 Farbe und Form Farbe und Form »Farbe und Form« Monatsschrift für Kunst und Kunstgewerbe Mit der Beilage »Mitteilungen der Schule Reimann« Verlag Farbe und Form, Berlin Graphik: Max Hertwig Je 30,5 x 23,5 cm 12. Jahrgang, Heft 9, 1927: Oktober Titel: Herta Jess Lager-Nr. BE 9113 12. Jahrgang, Heft 10/11, 1927: November Sonderheft: Das Schaufenster Titel: Else Taterka Lager-Nr. BE 9114 13. Jahrgang, Heft 9, 1928: September Titel: Otto Karguth Lager-Nr. BE 9121 14. Jahrgang, Heft 9, 1929: September Sonderheft Das Schaufenster Titel: Else Taterka Lager-Nr. BE 9125 15. Jahrgang, Heft 1, Januar 1930 Lager-Nr. BE 9126 15. Jahrgang, Heft 9, September 1930 Titel: Carl Gadau Lager-Nr. BE 9129 26 27 Lehrer und Schüler (I) Malerei und Grafik, Fotografie Georg Tappert, Jeanne Mammen, Ernst Fritsch, Georg Muche und WOLS Georg Muche »Die schöne Jahreszeit« (frontales Porträt) abgezogenes Freskenbruchstück auf Pergament, 1942 44 x 47,3 cm Lager-Nr. BE 9022 28 29 Georg Tappert Georg Tappert »Masken« Öl auf Pappe, um 1912 45 x 39 cm Wvz. Wietek Nr. 140 Lager-Nr. BK 15974 »Gespräch im Hof« Tuschpinsel auf Bütten, o.J. 28,5 x 22,3 cm Lager-Nr. BE 9028 30 31 Georg Tappert Jeanne Mammen »Am Tisch stehender Akt« Tuschpinsel auf Papier, 1913 34,5 x 23,8 cm Lager-Nr. BK 15958 »Cabaretsängerin« Aquarell und Tuschfeder auf Papier, 1920er Jahre 32 x 21,8 cm Lager-Nr. BK 16957 »Der Biertrinker« Aquarell und Bleistift auf Papier, ca. 1910-14 19 x 13 cm Lager-Nr. BK 15962 »Der Zeitungsleser« Aquarell und Bleistift auf Papier, ca. 1914 19 x 11 cm Lager-Nr. BK 15963 32 33 Jeanne Mammen Jeanne Mammen »Der Damenimitator (Babette I)« Aquarell und Feder auf Papier, um 1930 49 x 41 cm Wvz. A 375 Lager-Nr. BK 15959 »Mädchen mit Katze« Lithografie, um 1930 53,5 x 44,5 cm Wvz. D 17 Ex. ohne Nummer 17 Exemplare nachweisbar Lager-Nr. BK 15961 »Kurfürstendammpaar« Lithografie, aquarelliert, um 1930 46 x 32 cm Wvz. D 14 Ex. 4/6 Lager-Nr. BK 15960 34 35 Ernst Fritsch Ernst Fritsch »Die Blinde« Öl auf Leinwand, 1920 92,5 x 68 cm Lager-Nr. BK 15955 »Post in Ahrenshoop« Öl auf Leinwand, 1925 74 x 91 cm Lager-Nr. BK 15956 36 37 Georg Muche Georg Muche »Die schöne Jahreszeit« (Porträt nach rechts) abgezogenes Freskenbruchstück auf Velin, 1942 53 x 37,5 cm Lager-Nr. BE 9024 »Schon wieder Scheuchen über dem Horizont 20. Kap.« Bleistift auf gelblichem Zeichenpapier, 1948 48,7 x 63,8 cm Lager-Nr. BE 9023 38 39 WOLS WOLS ohne Titel Tusche auf Papier, 24.8.1951 24,5 x 16,3 cm Wvz. Gutbrod A 683 Lager-Nr. BK 15982 »Pinienwald« Fotografie, November 1933 Silbergelatineabzug vom Originalnegativ, 1976 17,8 x 24 cm Lager-Nr. BK 15980 ohne Titel Aquarell und Tuschfeder auf Papier, 1944 16 x 10 cm Wvz. Gutbrod A 606 Lager-Nr. BK 15981 40 41 WOLS WOLS »Cimitière Montparnasse« Fotografie, Paris 1932/33 Silbergelatineabzug vom Originalnegativ, 1976 24 x 17,8 cm Lager-Nr. BK 15976 »Fantasie de Wols« Fotografie, Paris um 1938/39 Silbergelatineabzug vom Originalnegativ, 1976 24 x 17,8 cm Lager-Nr. BK 15978 »Germaine Demeure« Fotografie, Paris 1938 Silbergelatineabzug vom Originalnegativ, 1976 24 x 17,8 cm Lager-Nr. BK 15977 »Hände im Pavillon d’Elegance« Fotografie, Paris 1937 Silbergelatineabzug vom Originalnegativ, 1976 24 x 17,8 cm Lager-Nr. BK 15975 »Fantasie de Wols« Fotografie, Ibiza (?) um 1936 Silbergelatineabzug vom Originalnegativ, 1976 17,8 x 24 cm Lager-Nr. BK 15979 42 43 Lehrer und Schüler (II) Reklamekunst, Grafik und Bücher Jupp Wiertz, Paul Scheurich, Kurt Heiligenstaedt, Jeanne Mammen und Werner Graeff »Gebrauchsgraphik. International Advertising Art« Juli 1929 31 x 23,5 cm Titelillustration: Jupp Wiertz Lager-Nr. BE 9138 44 45 Jupp Wiertz Jupp Wiertz »Spanihel – Der grosse Lump« Plakat, 1921 90,5 x 60 cm Lager-Nr. BE 9050 »Spanihel – Der grosse Lump« Hermann Wagner Paul List Verlag Leipzig, 1921 Buch mit Original-Umschlag 18,4 x 13,8 cm Lager-Nr. BE 9140 46 47 Jupp Wiertz Jupp Wiertz »Manoli Dose« Plakat, um 1930 84 x 60 cm Lager-Nr. BK 15972 »Köln« Plakat, 1938 84 x 59 cm Lager-Nr. BE 9046 48 49 Paul Scheurich Kurt Heiligenstadt Wandfries im deutschen Repräsentationshaus auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 Farblithografie auf Papier, um 1910 8 Teile eines ursprünglich 12-teiligen Plakates vermutlich Unikat Drucker: Hollerbaum & Schmidt, Berlin Gesamtmaße 196 x 500 cm Lager-Nr. BK 15989 »Für alle Wäsche Persil« Emailschild, 1922 58,5 x 39,3 cm Lager-Nr. BE 9144 50 51 Jeanne Mammen »Die schöne Frau Eine Monatsschrift für Frauenkultur« Jg. 2, 1927, Nr. 3 Titelillustration: Jeanne Mammen 31,2 x 23,5 cm Lager-Nr. BE 9135 Werner Graeff »Des Herrn Munkepunke Cocktail und Bowlenbuch« von Alfred Richard Meyer Titelillustration: Jeanne Mammen Rowolt Verlag Berlin 1929 Buch im Schuber Schuber: 19,6 x 13,4 cm Lager-Nr. BE 9137 »Ottos Fotos« Buch K. Thienemann-Verlag-Stuttgart, 1932 22,8 x 15,8 cm Lager-Nr. BE 9051 »Das Buch vom Auto« Buch K. Thienemann-Verlag-Stuttgart, 1931 23 x 16,8 cm Lager-Nr. BE 9142 »Das Buch von der Eisenbahn« Buch K. Thienemann-Verlag-Stuttgart, 1931 23 x 16,7 cm Lager-Nr. BE 9143 52 53 Lehrer und Schüler (III) Karl Heubler und die Metallwerkstatt 54 55 Metallwerkstatt der Schule Reimann / Max Heubler Handleuchter Messing, ca. 1930-1935 Höhe 15,5 cm Prägestempel auf der Unterseite: Chase Design by Reimann Hersteller Chase Company Lager-Nr. BE 9034 Metallwerkstatt der Schule Reimann / Max Heubler Kerzenständer Messing, ca. 1930-1935 Höhe 21,5 cm Prägestempel auf der Unterseite: Chase Design by Reimann Hersteller Chase Company Lager-Nr. BE 9036 und 9037 Kerzenständer Messing, versilbert, 1930 Höhe 28,4 cm Auf der Unterseite: Ges. gesch. A. Reimann Made in Germany Leihgabe aus Privatbesitz 56 57 Metallwerkstatt der Schule Reimann / Max Heubler Kerzenständer Kupfer, ca. 1930-1935 Höhe 21,7 cm Prägestempel auf der Unterseite: Chase Design by Reimann Lager-Nr. BE 9038 Metallwerkstatt der Schule Reimann / Max Heubler Vierarmiger Kerzenständer Kupfer, ca. 1930-1935 Höhe 6,7 cm Prägestempel auf der Unterseite: Chase Design by Reimann Lager-Nr. BE 9039 Puderdose Kupfer, ca. 1930-1935 Höhe 7,7 cm Prägestempel auf der Unterseite: Chase Design by Reimann Lager-Nr. BE 9040 58 59 Chronologie der Schule Reimann 1. April 1902 Der Bildhauer Albert Reimann (1874 – 1976) gründet die »Schülerwerkstätten für Kleinplastik« in der Kreuzberger Ritterstraße 59. In Kursen für Zeichnen und Modellieren, für Holz- und Metallarbeiten, sowie für Elfenbein-, Perlmutt- und Schildpattschnitzerei werden Entwurf und Herstellung kunstgewerblicher Gegenstände gelehrt. Ein enger Praxisbezug, sowie Material-und Funktionsgerechtigkeit bilden die Grundlagen der Ausbildung. Eine Besonderheit ist, dass auch Frauen hier studieren können. 1903 Die Schule zieht nach Schöneberg in das Eckhaus Hohenstaufenstraße 13 / Landshuter Straße 38. 1905 Der Bildhauer Karl Heubler wird als erster Lehrer eingestellt. 1908 Einrichtung einer Batik-Klasse 1908/09 74 Schüler und Schülerinnen sind eingeschrieben. Fortlaufend werden neue Lehrgebiete eingerichtet. Alle Lehrer bleiben freiberuflich in ihrem Metier tätig, sodass Sie den Bezug zur Praxis und zu neuen Entwicklungen behalten. 1912 werden 16 Lehrer in 23 Abteilungen unterrichten. 1910 Erste Klasse für Modezeichen, aus der sich das wichtigste Lehrgebiet der Schule entwickelt mit diversen Einzelabteilungen. 1911 Gründung einer Klasse für Plakatkunst unter Leitung von Julius Klinger 1912 Angliederung der »Höheren Fachschule für Dekorationskunst«, die 1910 u.a. vom Deutschen Werkbund gegründet worden war. Die Schule Reimann wird damit zur wichtigsten Ausbildungsstätte für Schaufenstergestalter. ab 1912 Zur Karnevalszeit organisieren Schuler und Lehrer die Gauklerfeste und statten sie aus. Der Erlös kommt der »Schülerunterstützungskasse« zu Gute. Die Feste tragen stark zur Bekanntheit der Schule bei. Der ReimannBall wird in den 20ern zum größten Berliner Karnevalsfest. 1913 Max Hertwig übernimmt die Klasse für Schrift, Gebrauchsgrafik und Flächenkunst. Er wird bis zur Zerstörung der Schule an ihr wirken und verantwortlich sein für die gesamte grafische Außenwirkung der Schule, ihre Schulzeitschrift, Einladungen, Plakate, Briefformulare und Drucksachen. 1913 Albert Reimann gründet die »Höhere Fachschule für Theaterkunst«. Der preußische Staat erteilt die Genehmigung, die Schule »Kunst- und Kunstgewerbeschule« zu nennen - als einzige unter den preußischen Privatschulen. Ziel ist nicht die Ausbildung von Künstlern, sondern von Gestaltern für Handwerk und Industrie. Vorkurse im Zeichnen nach der Natur sollen zum Sehen anleiten. Anschließend erfolgt eine praxisnahe Schulung in Lehrwerkstätten. 1914 Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen, wie z.B. der »Weltausstellung für Buchgewerbe und Grafik« in Leipzig, wo die Schule ein Ehrendiplom erhält. 60 61 Chronologie der Schule Reimann 1916 Trotz des Krieges steigt die Zahl der Schüler und Schülerinnen auf 450. 1916 Die erste Ausgabe der Schulzeitschrift erscheint unter dem Titel »Mitteilungen an die Schüler der Schule Reimann«, ab 1920 titelt sie »Farbe und Form. Mitteilungen der Schule Reimann«, ab 1923 »Farbe und Form. Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe«. Schon die Änderungen des Titels zeugen davon, dass sich die Zeitschrift mehr und mehr an eine Leserschaft weit über den Kreis der Schüler hinaus wendet. Die grafische Gestaltung der Zeitschrift stammt bis zur letzten Ausgabe 1934 von Max Hertwig, die Titelillustrationen zeigen Arbeiten verschiedener Fachlehrer und vereinzelt auch von Schülern. 1919 Georg Tappert wird Lehrer für Aktzeichnen. 1921 Im Erdgeschoss eröffnet ein Ausstellungs- und Verkaufsraum, in dem Schüler ihre Arbeiten präsentieren. 1922 Maria May, Textilkünstlerin und bekannt für ihre »MayStoffe«, lehrt bis 1931 Textilentwurf und Dekorative Malerei. 1923 Gründung des »Freundeskreises der Schule« 1927 Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Schule Reimann findet eine Ausstellung im Kunstgewerbe museum Berlin statt und wandert danach durch zahlreiche deutsche Städte (Stuttgart, Chemnitz, Krefeld, Köln, Breslau, Hamburg u.a.) und durch die USA (New York, Philadelphia, Chicago, Detroit, San Francisco u.a.) Chronologie der Schule Reimann 1928 Gründung der Filmabteilung unter Leitung von Adolf Rheinholdt, ab 1932 auch mit einem »Tonfilm-Seminar«, im selben Jahr richtet die Schule im »Capitol am Zoo« die Lehr-Ausstellung »ABC des Filmens« aus. 1930 990 Schüler- und Schülerinnen, davon 350 aus dem Ausland, studieren an der Schule Reimann. 1931 Umbau und Erweiterung des Schulgebäudes durch den Berliner Architekten Leo Nachtlicht 1932 Einrichtung eines Fotostudios, geleitet von dem ehemaligen Bauhaus-Schüler Werner Graeff 1932 Feiern zum 30-jährigen Bestehen der Schule. Albert Reimann betont die Bedeutung seiner Einrichtung für die Industrie. Gründung von Meisterwerkstätten für besonders begabte Schüler. 1933 Trotz des großen Erfolges einer »Leistungsschau« im Herbst 1933 wird es für Albert Reimann aufgrund seiner jüdischen Abstammung immer schwerer, die Schule weiterzuführen. Gestaltung« umbenennt. Durch das Fernbleiben zahlreicher jüdischer und ausländischer Studenten sinken die Schülerzahlen und damit die Einkünfte. Dennoch führt Häring die Schule weiter und stellt mehrere verfemte Künstler ein, unter ihnen den ehemaligen Bauhaus-Meister Georg Muche und den Maler Ernst Fritsch, denen er auf diese Weise eine Einkommensmöglichkeit verschafft. 13. Januar 1937 Während Albert Reimann in Berlin bleibt, eröffnet sein Sohn Heinz Reimann in London auf Betreiben der britischen Regierung die »Reiman School and Studios« und führt dort die Arbeit seines Vaters fort. November 1938 Nach der Reichsprogromnacht, in der die »Verkaufsstelle für Künstlerbedarf« im Erdgeschoss der ehemaligen Schule Reimann zerstört worden war, emigriert Albert Reimann - seiner letzten Einkommensquelle beraubt – nach London. 1943/1944 Die Schule in Berlin wird durch britische Bomben zerstört und die Schule in London wird durch deutsche Bomben zerstört. Damit endet die Geschichte der Schule Reimann. AC 1934 Mit Heft 4 des Jahrganges stellt die Zeitschrift »Farbe und Form« ihr Erscheinen ein. 1935 Nach dem Erlass der »Nürnberger Gesetze« muss Reimann die Schule verkaufen. Neuer Inhaber ist der Architekt Hugo Häring, ehemals Mitglied der avantgardistischen Architekten-Vereinigung »Der Ring«, der sie nun in »Kunst und Werk – Private Schule für Quelle: Swantje Kuhfuss-Wickenheiser, Die Reimann-Schule in Berlin und London 1902 – 1943. Ein jüdisches Unternehmen zur Kunst- und Designausbildung internationaler Prägung bis zur Vernichtung durch das Hitlerregime, Aachen 2009 62 63 Kurzbiographien der Künstler Albert Reimann Gnesen 1874 – 1976 in London 1902 – 1935 Gründer, Inhaber und Leiter der Schule Reimann Albert Reimann wächst in Berlin auf und macht eine Lehre als Holzschnitzer. Ab 1894 studiert er an der »Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums« in Berlin. Dabei erfährt er die Begrenztheit der damaligen Lehrmethoden, die sich auf das Kopieren historischer Vorbilder beschränken. 1897 Arbeitet er in verschiedenen deutschen Städten, zuletzt in Kiel. Schnitzereien von Reliefs für die Gesellschaftsräume eines Dampfschiffes. 1898 Rückkehr nach Berlin und Eröffnung eines eigenen Ateliers für Kleinplastiken und kunstgewerbliche Gegenstände aller Art aus Holz, Marmor, Glas, Bronze, Zinn und Keramik, sowie Schmuck in Formen des Jugendstils. Er fertigt nicht nur Einzelstücke, sondern auch Vorlagen für die industrielle Produktion, z.B. für die Lüdenscheider Metallwarenfabrik Gerhardi & Ci. Das Atelier floriert derart, dass er Mitarbeiter einstellen muss. 1901 Reimann wird Mitglied im Verein »Die Kunst im Leben des Kindes«. Zusammen mit seiner Frau Klara veranstaltet er in seinem Atelier an Sonntag-Vormittagen Modellierkurse für Kinder von 3 bis 14 Jahren, in denen diese ohne Zwang ihre Kreativität entfalten können. 1902 gründet Reimann die »Schülerwerk stätten für Kleinplastik« zunächst aus dem Antrieb, geeignete Mitarbeiter für sein Atelier zu schulen. Schon bald wächst die Einrichtung über diesen Ansatz hinaus und wird – mit Unterstützung seiner Frau Klara – zu der fortschrittlichen Schule Reimann mit zahlreichen Abteilungen und Klassen. 1903 veröffentlicht Reimann die Mappe »Kleinplastik«. Auch namhafte kunstgewerbliche Zeitschriften publizieren seine Arbeiten. Dennoch tritt seine künstlerische Tätigkeit mehr und mehr hinter seine Aktivitäten als Kunstpädagoge und Schulleiter zurück. 1933 Zwar kann Reimann auch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung seine Schule zunächst weiterführen, da es sich um eine private Einrichtung handelt und er daher nicht unter das Berufsverbot für jüdische, beamtete Lehrer fällt, dennoch ist er zahlreichen Repressalien ausgesetzt, bis er 1935 die Schule an den Architekten Hugo Häring verkauft, der den Kaufpreis u.a. in Form jährlicher Raten und Pensionszahlungen an Reimanns Frau Klara begleichen soll. Die finanziellen Vereinbarungen gestalten sich als kompliziert und für Reimann sehr nachteilig. Obwohl er seiner Lebensgrundlage zusehends verlustig geht, bleibt Reimann zunächst in Berlin, erst 1938 nach der Reichsprogromnacht entschließen er und seine Frau sich endlich, dem Sohn nach London zu folgen, wo dieser im Jahr zuvor die »Reimann School and Studios« geründet hat. Nach 1945 engagiert sich Reimann in der »Association of Jewish Refugees«. 1958 erhält er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Ernst Fritsch Berlin 1892 – 1965 1939 - 1942 Lehrer für Malerei an der nun »Kunst und Werk – Private Schule für Gestaltung« genannten Schule Reimann 1909 Nach einer Lehre in einem Entwurfsatelier für Wandstoffe und Tapeten macht Fritsch 1911-1914 eine Ausbildung zum Zeichenlehrer an der Königlichen Kunstschule Berlin und studiert 1913-14 an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums. 1914 Soldat im Ersten 64 65 Kurzbiographien der Künstler Weltkrieg 1919 Mitglied der Berliner Secession und der Novembergruppe 1919-1921 Tätigkeit als Zeichenlehrer, danach als freischaffender Künstler. Fritsch beginnt mit kubistisch-expressiven Darstellungen und wendet sich später einer neusachlichen Malweise zu. Immer aber stehen einfache Menschen in ihrer Alltagswelt im Mittelpunkt seines Interesses, daneben malt er vereinfachte Stadtansichten und Landschaften, in denen die Zeit still zu stehen scheint. 1927 Fritsch erhält den »Rompreis« der Preußischen Akademie der Künste. 1933 Ausstellungsverbot 1939 Bei der Gemäldeverbrennung im Hof der Berliner Hauptfeuerwache wird ein großer Teil seines Werkes vernichtet. 1942-1945 Militärdienst 1946 Berufung an die Berliner Hochschule für Bildende Künste, an der er von 1953 bis zu seiner Emeritierung die Leitung der Abteilung Kunstpädagogik übernimmt. Werner Graeff Wuppertal 1901 – 1978 Blacksberg/Virginia 19311932 Lehrer für Fotografie an der Schule Reimann Künstler, Ingenieur, Erfinder, Schriftsteller, Fotograf, Filmemacher, Lehrer – es ist beinahe unmöglich, ein so vielseitiges Schaffen, wie das von Werner Graeff in wenigen Zeilen zusammenzufassen. Schon als Schüler begann Graeff zu malen, zunächst impressionistisch und ab 1919 kubistisch. 1920 Abitur in Berlin-Tegel 1921 Schüler von Johannes Itten und Oskar Schlemmer am Bauhaus in Weimar. Wird jüngstes Mitglied der De Stijl-Gruppe, deren führender Kopf Theo van Doesburg in dieser Zeit ebenfalls in Weimar weilt. 1922 Teilnahme am »Kongress der Konstruktivisten und Dadaisten« ebendort. Stellt mit der Novembergruppe Kurzbiographien der Künstler in Berlin aus. 1923 Graeff begründet mit Hans Richter, Ludwig Mies van der Rohe und El Lissitzky die Avantgarde-Zeitschrift »G«. 1924/25 Technisches Studium an der TU Charlottenburg 1926 Da seine Familie ihn nicht mehr unterstützen kann, bricht er das Studium ab und gründet eine Fahrschule. Mitglied im Deutschen Werkbund. Mies van der Rohe beruft Graeff zum »Presse- und Propagandachef« der Stuttgarter Werkbund-Ausstellung »Die Wohnung«, berühmt unter dem Namen »Weißenhofsiedlung«. Graeff stellt für 25 Jahre seine Arbeit als bildender Künstler ein, widmet sich zusehends Film und Fotografie, schreibt Filmmanuskripte, publiziert Sachbücher. 1931/32 Lehrer für Fotografie und Leiter des Fotostudios an der Schule Reimann, bevor er sich mit einer eigenen Fotoschule selbständig macht. 1934 Emigration nach Spanien und nach dem Sieg Francos 1936 weiter in die Schweiz 1946-49 Graeff erfindet eine Minikame ra, die nur 50 Gramm wiegt. 1950 Bestärkt von seinem Freund Willi Baumeister nimmt er seine künstlerische Tätigkeit wieder auf. 1951 Rückkehr nach Deutschland, Graeff leitet bis 1959 die Klasse für Fotografie an der Folkwangschule in Essen. 1960 bezieht er einen Bauernhof in Mülheim an der Ruhr und arbeitet dort als freischaffender Künstler bis zu seinem Tod während einer Auslandreise. Kurt Heiligenstaedt Roßleben 1890 – 1964 Berlin nach 1910 Schüler der Schule Reimann 1907-10 Vor seiner Ausbildung bei Karl Klimsch an der Schule Reimann arbeitet Kurt Heiligenstaedt zunächst im Verlagsbuchhandel. Schnell hat er nach seinem Studium Erfolg als Gebrauchsgrafiker, Plakatkünstler und Cartoonist. 1922 Der Künstler entwirft für Henkel das Plakat mit der bis heute berühmten weißen Persil-Dame, für die seine Freundin Modell gestanden haben soll. Zahlreichen Zeitschriften, wie z.B. »Lustige Blätter«, »Die Woche«, »Fliegende Blätter« veröffentlichen seine Illustrationen und Karikaturen. 1923/24 arbeitet Heiligenstaedt erstmals für den »Simplicissimus«, hier ist er ab 1935 und bis in die Nachkriegszeit fester Mitarbeiter. nimmt die Berliner Kunstbibliothek einige seiner Arbeiten und solche seiner Schüler in ihre Bestände auf. Ab 1960 lebt Hertwig in Oberbayern. Max Hertwig Bunzlau 1881 – 1975 Dorfen (Oberbayern) 1913 – 1943 Lehrer für Gebrauchsgraphik, Schriftzeichnen und Ornament, sowie stellvertretender Schulleiter der Schule Reimann 1900-1904 Fachschüler an der von Peter Behrens geleiteten Kunstgewerbeschule in Düsseldorf bei dem Ziseleur Julius Peyerimhoff Ab 1905 Gehilfe in Albert Reimanns Privatatelier. An der Schule übernimmt er die Metallklasse. Sein Unterricht widmet sich im Wesentlichen der Werkstattarbeit und der Ausbildung technischer Fähigkeiten als Grundlage der künstlerischen Begabung. Folgerichtig übernimmt er auch bald die Leitung der Metallwerkstatt. Diese bildet unter seiner Führung eine besonders prominente und auch wirtschaftlich erfolgreiche Abteilung der Schule Reimann bis zur ihrer Zerstörung 1943. Über Karl Heubler ist danach nichts mehr bekannt. Von 1902 bis 1905 studiert Hertwig an der Kunstgewerbeschule unter Peter Behrens und bei dem Schriftkünstler Fritz Helmut Ehmcke. Durch seine Vermittlung erste Tätigkeit als Gebrauchsgraphiker in Hannover. Ab 1908 im Büro von Peter Behrens in Berlin, der seit 1907 nicht nur für die gesamte Bautätigkeit, sondern auch für die Produktgestaltung und Graphik der AEG verantwortlich ist. 1911/12 Ausstellung von Arbeiten Hertwigs in der Bibliothek der Königlichen Kunstgewerbeschule Berlin 1913 Mitglied im Deutschen Werkbund, Aufnahme seiner 30 Jahre währenden Tätigkeit an der Schule Reimann, Hertwig ist als Graphiker für das gesamte Erscheinungsbild der Schule, nicht zuletzt der Schulzeitzeitung »Farbe und Form« verantwortlich. Schwerpunkt seines Unterrichts bildet die Schrift. 1919 Gründungsmitglied des »Bundes Deutscher Gebrauchsgraphiker« 1920 entwirft er ein Plakat für die Schule Reimann mit dem Motiv von Auge, Pinsel und Stift, aus dem ihr sinnfälliges Signet wird. 1921 Karl Heubler geb. 1884 in Düsseldorf 1905 bis 1943 Lehrer für Ziselieren, Gold- und Silberschmieden an der Schule Reimann, Leiter der Metallwerkstatt Jeanne Mammen Berlin 1890 - 1976 Um 1916 Schülerin für Modezeichnen an der Schule Reimann 1895 Jeanne Mammens Familie – der Vater ist ein erfolgreicher und wohlhabender Kaufmann – zieht nach Paris. 1906-10 Kunststudium zusammen mit ihrer älteren Schwester Mimi in Paris, Brüssel 66 67 Kurzbiographien der Künstler und Rom 1912 erstes gemeinsames Atelier in Paris. Mammen zeichnet Straßen- und Alltagsszenen. 1914 Nach Kriegsausbruch muss die Familie aus Frankreich fliehen, das Vermögen wird konfisziert, die Gemälde der Künstlerin gehen verloren. 1916 Über Holland gelangt die Familie völlig mittellos nach Berlin. Die Schwestern müssen nun selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Mammen studiert dennoch an der Reimann-Schule Modezeichnung. 1919 Die Schwestern Mammen beziehen ein gemeinsames Wohnatelier im Gartenhaus Kurfürstendamm 29, wo Jeanne bis zu ihrem Tod 1976 leben und arbeiten wird. Ab 1922 erste Filmplakate und Modezeichnungen in Zeitschriften wie »Styl«, »Die Dame«, »Die deutsche Elite« oder »Der Junggeselle« 2. Hälfte der 20er Jahre Ihre neusachlich-realistischen Zeichnungen, in denen sie einfühlsam das Leben der einfachen Berliner festhält, werden in Zeitschriften wie »Die Woche«, »Uhu« oder »Simplicissimus« publiziert und machen sie größeren Kreisen bekannt. Aquarell und Bleistiftzeichnung sind ihre bevorzugte Techniken. 1930 Erste Einzelausstellung in der Galerie Franz Gurlitt 1933 Mammen verweigert die Zusammenarbeit mit den gleichgeschalteten Redaktionen und zieht sich in die innere Emigration zurück. 1937 Parisreise, unter dem Eindruck des Werks Pablo Picassos wendet sie sich einem kubistisch-expressiven Malstil zu. Während der Kriegsjahre leidet sie erneut bittere Not, ihr Atelier bleibt aber vor der Zerstörung bewahrt. 1947 Durch Vermittlung ihres langjährigen Künstlerfreundes Hans Uhlmann stellt sie in der Galerie Rosen aus. Auch wirkt sie im Künstlerkabarett »Die Badewanne« sowie »Der Quallenpeitsche« mit. 1960 zum 70. Geburtstag Einzelausstellung in der Akademie der Künste Berlin. Kurzbiographien der Künstler Georg Muche Querfurt 1895 – 1987 Lindau 1935 – 1939 Lehrer für Künstlerische Grundgestaltung an der Schule Reimann. 1913 noch vor Abschluss seiner Schulzeit geht Muche nach München, um an der privaten AžbeSchule Malerei zu studieren. 1914 wird seine Bewerbung von der Bayerischen Akademie abgelehnt, woraufhin er 1915 nach Berlin zieht und über Herwarth Walden rasch Anschluss findet an die Künstler rund um dessen Galerie »Sturm«, wo er 1916 erstmals ausstellt. Auch wird er trotz seines jugendlichen Alters und ohne Vorbildung Lehrer für Malerei an der neu gegründeten Kunstschule des »Sturm«. 1918 einjähriger Militärdienst 1919 Mitglied in der Novembergruppe 1920 Walter Gropius beruft Muche als Meister ans Bauhaus nach Weimar. Er ist zunächst mit organisatorischen Aufgaben betraut und für pädagogische Grundfragen zuständig. 1921 übernimmt er die Webereiklasse. 1923 leitet er mit Johannes Itten Vorkurse und organisiert die Erste Bauhaus-Ausstellung. 1924 Studienreise in die USA 1927–30 Rückkehr nach Berlin und Lehrer an der privaten Kunstschule Ittens 1931 Professor für Malerei an der Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau 1933 Muche wird von den Nationalsozialisten entlassen, seine Werke in öffentlichen Sammlungen werden 1937 beschlagnahmt, zwei davon in der Ausstellung »Entartete Kunst« gezeigt. 1935 stellt ihn Hugo Häring, der in diesem Jahr die Schule von Albert Reimann übernommen hat, an dieser ein. 1939 übernimmt Muche die Meisterklasse für Textilkunst an der von Itten geleiteten Textilingenieurschule in Krefeld. Parallel arbeitet er mit Oskar Schlemmer und Willi Baumeister am Institut für Malstoffkunde Dr. Herberts in Wuppertal. Intensiv beschäftigt er sich mit der Freskotechnik und veröffentlich ein Buch zu diesem Thema. 1945 Seine Meisterklasse in Krefeld behält Muche auch in der Nachkriegszeit. Er führt mehrere Fresken in öffentlichen Gebäuden aus. 1958 nach seiner Emeritierung zieht Muche nach Lindau an den Bodensee. Paul Scheurich New York City 1883 – 1945 Brandenburg an der Havel 1917 – 1919 Lehrer für Aktzeichnen und Modellieren an der Schule Reimann Berühmtheit erlangt Scheurich vor allem als Porzellanplastiker, prägt er doch nach seiner Berufung durch den Direktor der Meissener Porzellanmanufaktur Max Adolf Pfeiffer zwischen 1918 und 1936 die künstlerische Erneuerung der Manufaktur, entwirft aber ebenso für die KPM in Berlin und die Nymphenburger Porzellanmanufaktur. 1900-1902 Studium an der Berliner Kunstakademie. Sein Interesse gilt zunächst Zeichnungen und Illustrationen. Ab ca. 1910 entwirft Scheurich regelmäßig Plakate für die führende deutsche Kunstanstalt Hollerbaum & Schmidt in Berlin, u.a. einen Fries aus 12 Lithografien für die Weltausstellung in Brüssel. 1913 Bühnenbildner für Max Reinhardt 1915 Ehrenmitglied des Vereins der Plakatfreunde Ab 1919 für den »Simplicissimus« tätig Um 1923 Scherenschnitte für erste Werbe-Trickfilme 1929 Entwurf für Banknoten der Deutschen Reichsbank 1935 Auftrag für die Ausstattung des neuen Opernhauses in Berlin-Charlottenburg, u.a. für ein 13 mal 9 Meter großes Vorhanggemälde 1939-42 Scheurich schafft 25 Modelle für einen Tafelaufsatz der KPM für das Außenministerium. 1940-45 aufgrund eines psychischen Leidens kann Scheurich nicht mehr arbeiten. Georg Tappert Maler und Kunstpädagoge Berlin 1880 – 1957 1919 – 1924 Lehrer für Akt und Komposition an der Schule Reimann Nach einer Lehre und zwei Berufsjahren als Schneider studiert Tappert – gefördert von Max Liebermann – an der Karlsruher Akademie. 1905 zurück in Berlin hat er eine erste Einzelausstellung bei Paul Cassirer. 1906 Übersiedlung nach Worpswede, wo er im engen Kontakt zu Paula Modersohn-Becker steht und eine private Kunstschule gründet. 1909 Rückkehr nach Berlin 1910 Nachdem seine Werke von der Berliner Secession für ihre Ausstellung abgelehnt werden, gründet Tappert mit anderen Künstlern die Neue Secession. 1912 Er ist mit Arbeiten auf der Sonderbundausstellung in Köln und der Ausstellung des »Blauen Reiters« in München vertreten. Tappert malt Frauen und immer wieder Frauen. Beeinflusst von Gauguin und Matisse entwickelt er einen farbinten siven Expressionismus. Auch beschäftigt er sich intensiv mit Holzschnitt und anderen Drucktechniken. 1913 Tappert unterrichtet an der Königlichen Kunstschule Berlin und der privaten Berlin-Wilmersdorfer Kunstschule. 1915 Einberufung zum Militärdienst 1918 Mitglied der Novembergruppe und des Arbeitsrates für Kunst 1919–1924 Lehrer an der Schule Reimann, gleichzeitig Berufung zum Professor an der Staatlichen Kunstschule. Auch in den 20er Jahren bleiben Frauenbildnisse, Porträts ebenso wie 68 69 Kurzbiographien der Künstler Akte, Tapperts bevorzugtes Motiv. Seine Modelle findet er in Nachtcafés, Varietés und Bordellen, er schildert sie in einem expressiven Realismus und intensiver Körperlichkeit ohne Zynismus und Sozialkritik. Die Druckgrafik tritt in dieser Zeit in den Hintergrund, stattdessen schafft Tappert zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle. 1937 Tappert wird aus dem Lehramt entlassen, erhält Ausstellungs- und Malverbot. Von seinen als entartet diffamierten Werken gelten rund 100 als verloren. Tappert geht in die innere Migration, malt zunächst noch Landschaften, gibt aber 1944 seine künstlerische Arbeit vollends auf. 1945 nach dem Krieg wirkt Tappert ausschließlich als Pädagoge. Er baut die Hochschule für Kunsterziehung wieder auf und ist verantwortlich für ihre Fusion mit der Hochschule der Künste Berlin unter Karl Hofer. Hier unterrichtet er bis zu seiner Emeritierung. Jupp Wiertz Aachen 1888 – 1939 Berlin 1914 – 1916 Lehrer für Plakatgestaltung an der Schule Reimann Um 1912/13 Wiertz studiert an der Berliner Kunstgewerbeschule bei dem Grafiker und Karikaturisten Ernst Neumann 1914 Leitung des »Ateliers für künstlerische Reklame-Ausstattung« in Berlin-Schöneberg 1914-1916 Lehrer an der Schule Reimann 1916 3. Preis im Wettbewerb für die Gestaltung des Plakates für die Nitralampe der AEG, ausgeschrieben vom Verein der Plakatfreunde, dieses wird realisiert und macht ihn bekannt. Arbeitet zu dieser Zeit im Atelier Neumann. 1919 gründet er mit Hans Meyer und Max Hertwig den »Bund der Deutschen Kurzbiographien der Künstler Gebrauchsgraphiker« 1920er Jahre Wiertz ist zunächst vor allem für Zeitschriftenverlage als Illustrator tätig, ab Mitte der Zwanziger aber immer mehr als Werbegrafiker für große Unternehmen wie Odol, Manoli, Kaloderma, Sunlicht. 1929 Teilnahme an der Ausstellung »Das internationale Plakat« in München Um 1930 Werbevertrag mit der »Reichsbahnzentrale für den deutschen Reiseverkehr«, Plakate für den Fremdenverkehr sowie andere Transportunternehmen stehen fortan im Mittelpunkt seiner Tätigkeit (Deutsche Luft Hansa AG, Deutsche Zeppelin Reederei u.a.). Er erhält zahlreiche Preise. 1939 Jupp Wiertz stirbt an den Folgen einer Wundinfektion, die er sich in seinem Atelier zugezogen hatte. entsteht. Auch als Porträtist namhafter Künstler, Schriftsteller und Schauspieler ist er erfolgreich. 1939 nach dem Kriegsausbruch wird WOLS als feindlicher Ausländer interniert. Im Lager beginnt er zu zeichnen. 1940 kommt er durch die Heirat mit Gréty frei. Es sind Jahre großer, materieller Not. Ein Versuch, in die USA zu emigrieren, scheitert. Aquarelle und Zeichnungen entstehen. 1945 erste Ausstellung bei Drouin in Paris, danach widmet WOLS sich zusehends der Ölmalerei und wird zum Vorläufer des Tachismus. Weitere sehr erfolgreiche Ausstellungen in Paris, aber auch Mailand und New York. 1951 stirbt WOLS an einer Lebensmittelvergiftung. WOLS (Alfred Otto Wolfgang Schulz) Berlin 1913 – 1951 Paris Schüler der Schule Reimann 1931 Wolfgang Schulz wächst in einem musisch interessierten Elternhaus in Dresden auf und gilt selbst als begabter Geiger. Nach dem Tod des Vaters 1930 verlässt er die Schule und arbeitet 1931 zunächst bei der Fotografin Genja Jonas, bevor er nach Berlin an die Schule Reimann und 1932 ans Bauhaus geht. Im selben Jahr reist der junge Mann nach Paris, ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben von Lázló Moholy-Nagy lernt er u.a. Fernand Léger kennen. 1933 kommt er durch die Rumänin Gréty Dabija in Kontakt zum Kreis der Surrealisten. Sie wird seine Lebensgefährtin und begleitet ihn auf seinem Vagabundenleben zwischen Barcelona, Mallorca und Ibiza. 1936 zurück in Paris kann er als Fotograf arbeiten und erhält 1937 den Auftrag, den Pavillon de l’Élegance auf der Weltausstellung zu dokumentieren. Sein Pseudonym WOLS 70 71 Impressum Kabinettdruck 46 Edition Brusberg Berlin 2016 Schule Reimann 1902 – 1943 Ausstellung der Galerie Brusberg zur Eröffnung der »Wunderkammer« Galerie Brusberg GmbH & Co KG. Büro: Lyckallee 14 14055 Berlin Ausstellung: Friedbergstraße 29 14057 Berlin [email protected] Redaktion: Felix Brusberg Annette Ciré EDV, Archiv und Fotos: Winfried Meyer Gestaltung, Satz: IONDESIGN GmbH, Berlin Druck: ARNOLD group, Großbeeren Auflage 500 Titelillustration: Max Hertwig Signet der Schule Reimann 1920 Stoffdekoration Fotografie, um 1930 17 x 16,6 cm rückseitig Stempel: »SCHULE REIMANN«
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