Leckere Wildgerichte Buntwaschmittel im Test Wildobst für den Garten Überweisen per Smartphone INHALT Gegossene Geschichte(n) . . . . . 68 Oje, die Schamotte ist schrott . . 70 Fotos: Hertleif, Neder, Fotolia/tashka2000 Die perfekte Täuschung . . . . . . . 71 Ofenbau Stein auf Stein . . . . . . . 72 Gekonnt spalten . . . . . . . . . . . . 73 Auf dem Hof Böckmann in Münster-Handorf ziert ein Sachsenross das Herdfeuer, das im Jahr 1936 neu aufgemauert wurde. Davor haben es sich die Enkel Johann (links) und Laurenz gemütlich gemacht. Gegossene Geschichte(n) Bis heute dekorieren alte, schwarze Reliefs viele Herdfeuer: Kamin- und Ofenplatten. Genaues Hinschauen lohnt sich. Zu entdecken sind biblische Szenen, Wappen oder Figuren aus der Mythologie. Ursprung als Ofenbauteil A uf dem Hof Böckmann bäumt sich ein Sachsenross über der offenen Feuerstelle. Schwarz glänzt das Gusseisen, darunter flackern die Flammen. Vor 80 Jahren, im Jahr 1936, ist das Herdfeuer neu aufgemauert worden. Damals wurde die alte Diele auf dem Hof in Münster-Handorf geteilt und das Feuer versetzt. „Sehr wahrscheinlich war die Platte aber schon Teil der alten Feuer- 68 Jahrzehnten beschäftigt sich das Ehepaar mit den gusseisernen Platten, die manchmal echte Kunstwerke sind. Anfang der 1990er-Jahre hat Wilhelm Elling, lange Leiter des Hamaland-Museums, ein Buch über Kamin- und Ofenplatten im Münsterland herausgegeben. 41 / 2016 stelle“, berichtet Bernhard Böckmann, der den Betrieb gemeinsam mit Ehefrau Andy und Sohn Benedict führt. Seit fast 300 Jahren ist die Familie auf dem Hof ansässig. Das Herdfeuer ist Mittelpunkt des Hauses. Gerade haben es sich die Enkel Johann und Laurenz im Sessel davor bequem gemacht. Wie in dem alten Haus in der Bauerschaft Kasewinkel finden sich auf vielen Höfen rund um den Kamin gusseiserne Platten. Meistens sind sie bereits seit Jahrhunderten im Familienbesitz und waren „schon immer da“. Aber woher die Platten eigentlich kommen, was ihre ursprüngliche Verwendung war – dieses Wissen hat sich über die Jahrhunderte oft davongeschlichen. Licht ins Dunkel bringen Gertrud und Wilhelm Elling aus Vreden im Kreis Borken. Seit mehr als fünf Gemeinsam erläutern die Ellings das kleine Einmaleins der Plattenkunde: ■ Viereckige Exemplare – wie die Platte über dem Herdfeuer der Böckmanns – nennt der Experte Ofenplatten. Diese waren ursprünglich Teil von Hinterladeröfen, die aus fünf Platten zusammengeschraubt und in der Wand verankert wurden. Befeuert werden konnten sie dann aus einem Nach- Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben KAMINE UND KACHELÖFEN Mythologische Motive und Wappen nutzen vor allem Adelige auf ihren Kamin- und Ofenplatten. Mitunter „kennzeichneten“ sie damit aber auch ihnen hörige Höfe. Auf diesen waren ansonsten vor allem biblische Motive zu finden, wie die Geburt Christi und die Kreuzigung, die Hochzeit zu Kana oder Adam und Evas Sündenfall. Ofenplatten mit dem Sachsenross, wie das Exemplar der Böckmanns aus Handorf, kamen im 18. Jahrhundert in Mode, als sich immer mehr Familien einen Ofen leisten konnten. Das Pferd gehörte damals zu den beliebtesten Motiven. Guss in Südwestfalen Gertrud und Wilhelm Elling können alte Kaminplatten „lesen“. Dieses rund 400 Jahre alte Exemplar zeigt den niederländischen Löwen. barraum. Boden- und Deckplatte sind schlicht, die drei übrigen verziert. Auf der Frontplatte ist zusätzlich eine Jahreszahl zu sehen. Diese Öfen kamen Ende des 15. Jahrhunderts auf, als die Eisengießereien expandierten. Erschwinglich waren sie aber längst nicht für jeden. „Plattenöfen haben sich ganz wenige leisten können“, sagt Wilhelm Elling. „Dafür musste man eine Stube haben. In einfachen Häusern gab es nur das eine große Feuer.“ Nur wenige solcher Öfen sind erhalten. Die meisten wurden zerlegt und die Schmuckplatten weiter verwendet. So kam wahrscheinlich auch das Sachsenross der Böckmanns an die Herdfeuerwand. ■ Kaminplatten sind in der Regel größer als Ofenplatten und am oberen Rand reich verziert. Die Platten standen hinter dem Feuer und erfüllten eine doppelte Funktion: Sie schützten das Mauerwerk vor zu großer Hitze und strahlten gleichzeitig Wärme in den Raum ab. Biblisch oder politisch Auch im Wohnzimmer der Ellings hängen einige Kamin- und Ofenplatten an der Wand, alle natürlich in der Sammlungskartei verzeichnet und bestens erforscht. Mitten in einem Spiegel aus niederländischen Fliesen hat eine besonders prachtvolle Kaminplatte ihren Platz. Sie zeigt einen Löwen, das Wappentier der nahen Niederlande. In der rechten Pranke hält er ein Schwert, in der linken sieben Pfeile als Symbol für die sieben Provinzen des Landes. Zwei Frauenfiguren rahmen den Löwen ein. „Links ist die personifizierte Klugheit mit Spiegel und Schlange zu sehen“, erklärt Gertrud Elling, „rechts die Mäßigung, die sich Wasser in den Wein gießt.“ Eisenhütten entstanden ab dem 15. Jahrhundert dort, wo neben Eisenerz auch Holz und Wasser als Energiequellen vorhanden waren, zum Beispiel im Sieger- und Sauerland und in Waldeck. Viele westfälische Platten stammen von dort. Hinweise auf die genaue Herkunft geben Signaturen auf den Platten, häufig Buchstabenkombinationen in einer Ecke. Sie stehen meist für den Pächter einer Eisenhütte. Fachleute können so mehr über den Produktionsort und das Alter einzelner Platten sagen. Viele Platten haben die Ellings auf Bauernhöfen erworben und dort nicht selten vor dem Schrotthändler gerettet. Wilhelm Elling erinnert sich an seine „Einkaufstouren“ in den 1970er-Jahren: „Überall, wo ich hinkam, fand ich diese Platten missbraucht, zum Beispiel als Abdeckung über einem Jauchebehälter. Bei einem Händler habe ich mal einen mit Platten gepflasterten Weg gesehen.“ Am liebsten war es den Ellings aber immer, wenn die gusseisernen Platten an Ort und Stelle blie- Auf den Punkt gebracht • Kamin- und Ofenplatten sind heute Schmuckelemente an Herdfeuern. Viele waren in der Erstverwendung Ofen-Bauteile. • Die Platten zeigen meist biblische Motive. Aber auch Wappen, mythologische und politische Themen finden sich. • Zahlreiche Platten sind in den vergangenen Jahrzehnten eingeschmolzen oder zweckentfremdet worden. • Gertrud und Wilhelm Elling aus Vreden forschen seit mehreren Jahrzehnten zu den Platten. ben. „Wir haben hier in der Gegend alles dafür getan, dass die Familien ihre Sachen wieder wertschätzen und nicht durch die Luke auf den Hof werfen“, sagt Wilhelm Elling. Platten pflegen Der 86-Jährige hat auch einige Tipps zu Pflege und Erhalt der Platten. Gerissene Platten stabilisiert er mit einer rückseitig angebrachten Eisenplatte. Denn: Schweißen lässt sich Gusseisen schlecht. Zum Anlösen von Rost verwendet Elling Petroleum, zur Pflege Ofenschwärze oder schwarze Schuhcreme – auf keinen Fall Schultafellack. Grundsätzlich sollten die Platten möglichst trocken gelagert werden. Die Platte der Familie Böckmann ist noch gut in Schuss. Das Sachsenross soll möglichst auch dann noch springen, wenn die Enkel Johann und Laurenz längst erwachsen sind. Andrea Hertleif BUCHTIPP Ofenplatten in Nordwestdeutschland. Eine Dokumentation in zwei Bänden – von Helmut Rüggeberg. Erschienen im Selbstverlag des Museumsdorfes Cloppenburg, ISBN 978-3938061-26-8, 1081 Seiten, rund 4000 Abbildungen, 69,80 €. Gusseiserne Ofenplatten haben sich auf vielen Adelssitzen und älteren Bauernhöfen Westfalens bzw. Nordwestdeutschlands erhalten. Die meisten Stücke hierzulande stammen aus Westfalen, aus Eisenhütten des Siegerlandes und des kurkölnischen Sauerlands. Weitere Produktionsstätten sind im benachbarten Waldeck sowie in Solling, Harz und Eifel zu suchen. Die Platten kamen um 1500 auf und waren gut 350 Jahre lang eine Mode zunächst des Adels, dann der Bürger und Bauern. Helmut Rüggebergs Buch ist ein Grundlagenwerk voller Spezialwissen. Es liefert für 4300 Platten (!) die jeweiligen Maße, Gussjahr und -ort, eine ausführliche Beschreibung und Erklärung des Dargestellten sowie Besonderheiten. Für den Nachttisch taugt dergleichen nicht, der Doppelband ist selbst fast so schwer wie eine Ofenplatte. Aber wer deren Geschichte recherchieren möchte, kommt um „den Rüggeberg“, wie man sicher bald sagen wird, nicht herum. Auf dem Hof Wasmer in Rosendahl-Osterwick wurden zur Zierde Ofenplatten mit biblischen Motiven über dem Herdfeuer angebracht. 41 / 2016 69 KAMINE UND KACHELÖFEN Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Ein Riss im Schamottestein ist nicht schlimm. Bricht und bröckelt es an der Innenauskleidung im Brennraum, ist es ratsam, die Schamottesteine zu erneuern. Ein Ofenbauer weiß, was zu tun ist und ob es sich lohnt. W er die Ofenklappe seines Kamins öffnet, blickt in die Brennkammer. Sie besteht bei hochwertigen Öfen meist aus Guss oder Stahl und ist verkleidet oder nicht. Wenn die Feuerstätte verkleidet ist, wird dafür oft Schamotte eingesetzt. Es handelt sich um ein graubraunes steinartiges Material. Optisch sind Schamottesteine kein Hingucker. Aber sie haben in der Brennkammer eine wichtige Funktion zu erfüllen. Sie schützen das Gehäuse und die umliegenden Flächen vor Hitzeschäden. „Denn wenn der Stahlkörper beschädigt ist oder sich verzieht, droht am Kaminofen ein Totalschaden“, gibt Ofenbaumeister Holger Nowatzke von H&J Ofenbau aus Melle im Kreis Osnabrück zu bedenken. Um ein Malheur zu verhindern, ist es wichtig, die Steine regelmäßig in Augenschein zu nehmen und zu prüfen, ob sie intakt sind. Lohnen sich neue Steine? Ein feiner Riss im Schamottestein macht noch keinen Schaden. Fotos: Niewind Erste Anzeichen treten auf Wann die ersten Risse auftreten, hängt stark von der Betriebsdauer ab. Häufig sind zwischen dem dritten und achten Nutzungsjahr erste Anzeichen zu sehen. Der Ofenbau- &4-2C7@/C/4 $@/ B@3) 8/@ &)C/7 (:>412C-/C #9C/4A <41 %08/:B./6@>:@B?/4, )"# '&#(+&! *"& $&#!&% 5 '><BA <41 !@77/C?9C/4 5 *@48><B3)C;4=/ 5 %08/: 5 #C/../4 5 "/C+:>B<4+/4 5 *@48C<3)B3)<?6 ',-72#9729&6# 8= ! 8+.<+ (/&-$)9! ! *)- =:8.5;00." ! >>>;217%4/#9#1391#7#;$# 41 / 2016 meister kann allerdings jeden Kaminfreund beruhigen: „Risse sind kein Grund zur Sorge. Der Stahlkörper ist weiterhin geschützt.“ Doch wackeln die Steine? Oder fallen bereits große Stücke in den Feuerraum? Ist das blanke Metall zu sehen? Dann wird es höchste Jetzt ist der erfahrene Heimwerker oder der Fachmann gefragt. Denn grundsätzlich lohnt es sich, defekte Schamotte auszutauschen. Das bewahrt den Kaminofen zum einen vor dem Totalschaden, zum anderen erhält die Reparatur den Wert des teuren Heiz- und Möbelstückes für mindestens zehn weitere Jahre. Doch gibt es Fälle, in denen der Ofenbaumeister von einer Reparatur abrät: Generell, wenn die Kosten den Wert des Ofens übersteigen. Und wenn der Ofen die zulässigen Feinstaubwerte nicht einhält. Wer nicht weiß, ob sein Ofen diese einhält, muss den zuständigen Bezirksschornsteinfegermeister ins Haus holen. Er prüft, ob die Emissionswerte für Staub und Kohlenmonoxid den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Ist das nicht der Fall, legt er den Ofen still. Dann bleiben nur eine Nachrüstung oder ein Neukauf. Rebecca Kopf Schamotte, überall Schamotte Schamotte gehört zu den günstigsten feuerfesten Werkstoffen und ist weitverbreitet. Sie ist überall zu finden, wo Feuer und hohe Temperaturen am Werk sind: im privaten Kaminofen, im gewerblich genutzten Pizzaofen, in den industriellen Brennöfen der Eisen- und Stahl-, Zement- und Keramikindustrie, im Kraftwerksbau, in Gießereien sowie im Verbrennungsofen im Krematorium. Bei einer Feuerbestattung werden Schamottesteine mit eingravierter Nummer verwendet, um die Asche eines Verstorbenen zu kennzeichnen. Schamotte ist im Prinzip ein gebrannter Ton. Fachleute verstehen unter Schamotte ein gesteinsähnliches, künstlich hergestelltes, feuerfestes Material mit einem Anteil von 10 bis 45 % Aluminiumoxiden (Al2O3). Schamotte mit einem Anteil von 10 bis 30 % Al2O3 heißen saure Schamotte. Bei einem Ge- halt zwischen 30 und 45 % Al2O3 ist die Rede von Normalschamotte. Schamottesteine mit einem hohen Al2O3-Anteil gelten als qualitativ hochwertiger, da sie hitzebeständiger und weniger anfällig für Temperaturwechsel sind. rk Foto: Leichhauer Werkstoff zu. Dass Schamottesteine nach jahrelanger Nutzung Risse bekommen oder sogar brechen, ist für den Fachmann nicht ungewöhnlich: „Bei der Ofennutzung steigt die Temperatur auf mehr als 600 °C im Feuerraum. Der Wechsel zwischen heiß und kalt macht die Steine brüchig.“ Er fügt hinzu: „Wenn zudem schwere Holzscheite gegen die poröse Auskleidung stoßen, bröckelt sie noch schneller.“ Vor diesem Hintergrund rät der Experte, jegliches Brennmaterial behutsam in den Feuerraum zu legen. Schamottesteine sind nämlich nur bedingt stabil. Die enormen Temperaturschwankungen setzen dem 70 Ofenbaumeister Holger Nowatzke von H&J Ofenbau aus Melle (Kreis Osnabrück) Zeit, die defekten Schamottesteine gegen neue auszutauschen. Nur bedingt stabil Brechen die Schamottesteine im Brennraum, droht bald ein großes Malheur am Stahlkörper. Foto: Kopf Oje, die Schamotte ist schrott Schamottesteine sind überall dort zu finden, wo es heiß hergeht. KAMINE UND KACHELÖFEN Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Die perfekte Täuschung Gaskamine sind eine bequeme Alternative zum holzbetriebenen Kaminfeuer. Die Nachfrage steigt stetig, aber es gibt auch Nachteile. Foto: kal-fire D ie Scheite glimmen und das Feuer flackert hinter der Glasscheibe im Kamin. Nur wer ganz genau hinschaut, erkennt: Die Scheite sind aus Keramik. Aus kleinen, mit einer Art Stahlwolle gestopften Schlitzen züngeln Gasflammen und das Glutbett glüht dank ausgeklügelter LED-Technik. Ganz schnell wird es muckelig warm, als würde ein Holzfeuer brennen. „Gaskamine sind eine Alternative für alle, die kein Holz schleppen, aber auf ein Kaminfeuer nicht verzichten wollen“, sagt Jens Hilt, Obermeister der Ofensetzer-Innung Bielefeld. Der Markt boomt, vor allem in den Städten. Jens Hilt hat dort schon etliche Exemplare eingebaut. Aber auch auf dem Land wächst die Nachfrage. „Da sind es vor allem die Älteren, denen das Holzschleppen schwerfällt“, berichtet Hilt. So gibt es in der ein oder anderen Altenteiler-Wohnung inzwischen einen Kamin mit Gasanschluss. Preislich bewegen sich fest einge- Zündung per Fernbedienung: Das funktioniert bei Gaskaminen. baute Gaskamine in der Regel zwischen 9000 und 13 000 €. Zündung per Knopfdruck Über eine dünne Leitung strömt das Gas in die künstlichen Scheite. „Am besten ist ein Erdgasanschluss“, sagt Jens Hilt. Aber auch mit Flüssiggas aus dem Tank funk- tionieren die Kamine. Gezündet wird per Fernbedienung. Etwa die ersten zehn Minuten haben die Flammen eine bläuliche Färbung, typisch für Gas. Danach flackert es gelb-orange wie bei Holz. Neben einem Gasanschluss braucht der Kamin auch einen Schornstein. Dieser muss weniger Bedingungen erfüllen als der Ab- zug für eine mit Holz betriebene Feuerstelle. So können die Abgase in Ausnahmefällen direkt über die Außenwand nach draußen geleitet werden. Das Abgasrohr ist doppelwandig. Über den äußeren Ring wird Luft angesaugt, innen wird das Abgas abgeleitet. Nach der ersten Inbetriebnahme kommt der Schornsteinfeger zur Sicherheitsabnahme. Danach muss er alle zwei Jahre messen, ob die Anlage noch richtig läuft. Die Leistung gängiger Modelle liegt zwischen 8 und 13 kW. Um Holz und Gas preislich zu vergleichen, müssen die Kilowattpreise herangezogen werden. 1 kg Holz hat etwa 4 kW Leistung. Das Onlineportal www.schornsteinmarkt.de hat ausgerechnet, dass vier Stunden Vollgas-Betrieb den Betreiber eines Gaskamins um die 2 € kosten. Zwar liege der Preis für die gleiche Zeit bei Holzkaminen knapp 20 % darunter. Aufwand für Lieferung und Holzhacken komme aber noch obendrauf. Eine lange Tradition haben Gaskamine in Großbritannien und den Niederlanden. Aber auch deutsche Hersteller sind längst auf den Zug aufgesprungen und haben Gaskamine in ihr Sortiment aufgenommen. ahe Ebenfalls als Alternative zum Holzkamin werden Ethanol-Kamine angeboten. Mehr darüber lesen Sie auf der folgenden Seite. '+"!)-! +)-0.!1-* ,-" ($3%0.!#2-1/ 2$5 7"0;(;= (;1-$,#("; /;* #9;315/$(5(; 4,%95;31($;3+31(!( ')5 2$513,%0'1= 6;*/315$( /;* 29%;/;&3.0/: ! 4,%95;31($;3+31(!( 0/3 8*("310%" )"'!%($ )!'$"%#& %,> ($/"?!4> .8 5 6:+70 '@/<2!> &!1)# ; .8 063-9 0; :; 5 *$=# ; .8 06576 7- :- ---:79""<3,%95;31($;(:*( "/)*'.)0'/* .(+*$ %)0+!"" #(0+/*1.!$$&0(, 41 / 2016 71 KAMINE UND KACHELÖFEN Knapp 2 t Masse verarbeitet Jens Hilt beim Aufbau des Kachelofens. Foto: Lakenbrink Fotos: Leichhauer Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Aus den Plänen wird Realität: Dorothea Lakenbrink und ihre Töchter Lotte (links) und Lena haben die Bauphase intensiv verfolgt. Mittlerweile ist der neue Ofen in Betrieb. Nur der Anstrich fehlt noch. Ofenbau Stein auf Stein Familie Lakenbrink aus Rheda-Wiedenbrück zieht demnächst in eine ehemalige Tenne um. Bei den Umbauplanungen stand von Anfang an fest: Ein Kachelofen ist auch im neuen Zuhause Pflicht. D orothea Lakenbrink freut sich doppelt auf den Winter. Erstens hat sie mit ihrer Familie dann den Umzug zurück auf den elterlichen Hof geschafft. Zweitens kommt, wenn es kälter wird, der neue Kachelofen zum Einsatz. Der ist Mittelpunkt im neuen Wohnbereich der Familie – und bei den Planungen war er von Anfang an gesetzt. „Das ist eine tolle, wohltuende und heimelige Wärme“, findet Dorothea Lakenbrink. Und wenn der Holznachschub über den eigenen Wald gesichert ist, gibt es aus ihrer Sicht keine Argumente gegen den Ofen. Nach rund 20 Jahren kehrt Dorothea Lakenbrink zurück auf den Hof ihrer Eltern Roland und Gisela Bänisch am Rande von Rheda-Wiedenbrück. Zusammen mit Ehemann Michael und den beiden Töchtern Lena und Lotte wohnt sie bisher in der Stadt. Jetzt zieht sie in die ehemalige Tenne. Hohe Räu- me, einige alte Balken und das mittlerweile verglaste Tor erinnern noch an die alte Nutzung. Anfang September hat Jens Hilt mit dem Bau des Kachelofens begonnen. Fünf Arbeitstage rechnet der Obermeister der Bielefelder Ofensetzer-Innung bis zum letzten Stein. Knapp 2 t Masse, in erster Linie Schamottesteine, verbaut er in dem Ofen, der zwischen der Diele und dem offenen Wohn- und Essbereich positioniert ist. „Ich beginne mit der Außenkante, dann folgt der Innenausbau“, erklärt er. Meterlange Luftkanäle In reiner Handarbeit entstehen die Brennkammer und ein ausgeklügeltes System von Luftkanälen, die der Fachmann „Züge“ nennt. Auf insgesamt 6 m Länge werden später die heißen Rauchgase durch den Ofen strömen, bevor sie sich gen Schornstein ver- Schöne Tage an der herrlichen Mosel! Hotel, Wein- und Kräuterhaus Sponheimer Hof Eigener Weinbau – Naturkostladen Vom 01.03. bis 31.10.: 5 x ÜB/Frühst.: 165,00 € p. Pers. 240,00 € p. Pers. 5 x ÜB/HP: 7 x ÜB/Fewo für 2 Pers.: 240,00 € vom 02.11. bis 22.12.: 4 x ÜB/Frühst.: 125,00 € p. Pers. 4 x ÜB/HP: 185,00 € p. Pers. Familie Heinz A. Schütz Sponheimer Str. 19–23 · 56850 Enkirch/Mosel Tel.: 0 65 41-66 28 · Fax: 10 43 · www.sponheimer-hof.de 72 41 / 2016 abschieden. 600 bis 800 °C sind die Rauchgase heiß. Diese Hitze speichern die Schamottesteine, die Hilt mit einem Spezialkleber zusammenfügt. Eingebaute Sitzheizung Nach dem Innenausbau verkleidet er die Ofenbank und die einzelnen Sockel mit 5 cm dicken Kacheln. Hier können die Lakenbrinks bald eine Pause mit Sitzheizung machen. Die senkrechten Flächen erhalten einen hitzebeständigen Ofenputz. Beim Bau sind noch einige „Ausgänge“ in den Raum zu sehen. Die Reinigungsöffnungen werden später mit Klappen versehen und nur zum Entfernen der Flugasche geöffnet. Der neue Ofen der Lakenbrinks bringt es auf eine Heizleistung von rund 11 kW. „Damit kann man das Erdgeschoss heizen“, verspricht Jens Hilt. Zwei Füllungen sind dafür pro Tag notwendig, jeweils 6 bis 7 kg Holz. Mittlerweile hat der Ofen seine „Feuertaufe“ überstanden. Ende September, nachdem der Putz ausreichend getrocknet war, hat Jens Hilt ihn zum ersten Mal angezündet. Ganz billig ist der Kachelofen nicht. Für den Preis gibt es auch schon einen Kleinwagen. Den Lakenbrinks ist es das wert. „Die Kinder lieben den Ofen heiß und innig“, sagt Dorothea Lakenbrink. Auch im alten Haus der Familie gab es schon eine solche Holzheizung. „Und nasse Kinderklamotten und Schuhe bekommt man nirgendwo besser trocken als an einem Kachelofen.“ ahe Ethanol: Gefährliche Alternative Bioethanol-Kamine sind eine rein dekorative Feuervariante. Das Ethanol verbrennt mit züngelnder Flamme, Wärme entsteht aber nicht. Auch Rauch und Ruß bleiben aus, weshalb ein Ethanol-Kamin auch ohne Schornstein auskommt. Die Bedienung birgt allerdings einige Gefahren. In der Vergangenheit hat es bereits eine Reihe schwerer, zum Teil tödlicher Unfälle gegeben. ■ Bioethanol ist ein aus vergorenen Kartoffeln, Getreide oder Zuckerrohr gewonnener Alkohol. Er ist sehr leicht entzündlich und kann schon bei 21 °C mit Luft eine explosionsfähige Mischung eingehen. Beim Verbrennen entstehen große Mengen Kohlendioxid. Gutes Lüften ist deshalb unerlässlich. ■ Weniger gefährlich sind Gels und Pasten auf Ethanol-Basis. Sie verbrennen aber nicht geruchsfrei. ■ Der Tank darf nur nachgefüllt werden, wenn der Kamin nicht brennt und vollkommen erkaltet ist. Sonst drohen Verpuffungen – mit verheerenden Folgen. Ofenbauer Jens Hilt sieht die Kamine maximal als Alternative für ein Feuer auf der Terrasse. Auf jeden Fall erfüllen sollten sie auch dann die DIN-Norm 4734-1, die unter anderem Sicherheitsstandards vorgibt. ahe Fotos: Bartscher Beim Ausholen sollte die schwächere Hand am Stiel nach oben gleiten. Bevor die Scheide auf das Holz trifft, werden die Hände wieder zusammengeführt. Gekonnt spalten Ob Spaltaxt oder Spalthammer: Beim Brennholzhacken kommt es nicht nur auf das richtige Werkzeug an – sondern auch auf die Technik. B rennholz zu hacken, kostet Kraft. Um möglichst effizient zu arbeiten, gilt es, das richtige Werkzeug zu wählen. Zu den Klassikern zählen Spaltaxt und Spalthammer. Sie unterscheiden sich zum einen in ihrer Form, zum anderen im Gewicht. Der Spalthammer ist mit 3 bis 3,5 kg häufig etwas schwerer als die Spaltaxt mit 2,5 bis 3 kg. Außerdem ist der Kopf des Spalthammers breiter geformt. „Durch diese Kombination drückt der Spalthammer die Fasern bei hartem, kurzfaserigem Laubholz wie Buche oder Eiche besser auseinander“, erläutert Forstwirtschaftsmeister Jörg Voß vom Forstlichen Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik NRW in Arnsberg im Hochsauerlandkreis. Bei langfaserigen Holzarten wie Fichte und anderen Nadelhölzern reicht meist eine Spaltaxt aus. Um die passende Länge des Stiels zu ermitteln, hat Jörg Voß einen Tipp: „Wenn Sie das Werkzeug auf den Boden stellen, sollte das Stielende Ihnen bis zum Schritt reichen.“ Beim Kauf eines neuen Werkzeugs kann das Prüfsiegel „kwf Standard“ des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik e. V. (kwf) eine gute Orientierung bieten. Produkte, die dieses Siegel erhalten, wurden gezielt auf die Ansprüche von Gelegenheitsnutzern getestet. Auch der sogenannte Dreipilz gibt Hinweis auf gute Qualität. Griff nicht verkrampfen Mindestens genauso wichtig wie die Wahl des Werkzeugs ist die korrekte Handhabung. „Häufig sehe ich, dass die Leute bei der Arbeit mit der Axt den Stiel krampfhaft festhalten“, sagt Jörg Voß. Und das hat gleich zwei Nachteile: Zum einen kostet der Schlag mehr Kraft als notwendig. Denn so lässt sich nicht richtig ausholen. Zum anderen beansprucht diese Arbeitsweise Knochen und Gelenke stark. Denn wenn die Klinge auf das Holz trifft, gehen die Vibrationen unmittelbar in den Körper über. Der Fachmann empfiehlt stattdessen folgende Technik: ■ Rechtshänder fassen das Stielende mit der rechten Hand; die linke Hand greift locker darüber. ■ Stellen Sie sich so hin, dass die Klinge der Axt oder des Spalthammers mit locker ausgestreckten Armen den Holzscheit trifft. ■ Beim Ausholen gleitet die linke Hand in Richtung des Axtkopfes. Das sorgt für Stabilität. ■ Kurz vorm Aufschlag berühren beide Hände sich wieder. ■ In dem Moment, in dem die Axt auftrifft, den Griff leicht lockern. Nie Stahl auf Stahl Bei besonders großen Holzstücken kann der Einsatz eines Keils sinnvoll sein. Das Werkzeug wird mit der Rückseite der Axt in das Holz getrieben. Wichtig: Verwenden Sie keinen reinen Stahlkeil. Denn wenn beim Schlag Stahl auf Stahl trifft, können gefährliche Splitter entstehen. Greifen Sie entweder zu einem Stahlkeil mit Gummiaufsatz oder verwenden Sie einen Keil aus Aluminium. Eine andere Möglichkeit, um große Holzstücke klein zu bekommen: Schlagen Sie nicht mittig, sondern beginnen Sie an den Rändern. „Dadurch wird das Holzstück immer schwächer und lässt sich am Ende auch in der Mitte problemlos spalten“, erläutert Jörg Voß. Christina Bartscher 41 / 2016 73
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