Basilika San Franceso - 14.10.2016 pdf LADEN?

Es gilt das gesprochene Wort.
„Der Herr segne dich. Der Herr gebe dir den Frieden.“ (Franziskus)
Weihbischof Ludger Schepers
Predigt am Ende der Romwallfahrt – 14. Oktober 2016
San Francesco, Assisi
Lesung: Gal 6,14-18
Evangelium: Mt 11,25-30
Liebe Schwestern und Brüder,
vor einem Monat durfte ich mit Ordensleuten aus unserem Bistum eine Wallfahrt auf den
Spuren von Benedikt und Scholastika machen. Bei dieser Wallfahrt sind wir immer wieder
auch auf den Heiligen Franziskus gestoßen, den wir hier heute feiern. Es wird berichtet, dass
er – wie wir – Subiaco besucht hat, den Ort an dem der Heilige Benedikt drei Jahre lang in
einer Höhle gelebt hat. In Erinnerung daran entstand ein Fresco, das als das älteste
Franziskus-Bild gilt, weil er ohne Stigmata abgebildet ist. Bei aller Unterschiedlichkeit von
Benedikt und Franziskus durften wir auch Gemeinsamkeiten entdecken.
Eine Gemeinsamkeit kommt mir heute, am Ende unserer Wallfahrt in den Sinn. „Benedikt“
bedeutet: der Gesegnete. Als ein solcher hat auch der Heilige Franziskus gelebt. In Anlehnung
an den Segen Aarons, der uns im 4. Buch Mose, im Buch Numeri überliefert wird, betet
Franziskus für Bruder Leo: „Der Herr segne und behüte dich. Er zeige dir sein Angesicht und
erbarme sich deiner. Er wende dir sein Antlitz zu und schenke dir den Frieden. Der Herr
segne dich. Der Herr gebe dir den Frieden!“
In bin sicher: Franziskus betet heute für jede und jeden von uns mit denselben Worten: „Gott
segne und behüte dich. Er zeige dir sein Angesicht und erbarme sich deiner. Er wende dir sein
Antlitz zu und schenke dir den Frieden. Der Herr segne dich. Der Herr gebe dir den Frieden!“
Bei unserer Wallfahrt durften wir uns als Gesegnete erleben. Dass kein Unglück geschehen ist
?!..., dass wir gute Erfahrungen miteinander machen durften, dass wir ergreifende
Gottesdienste feiern konnten, dass wir uns in aller – zu Hause manchmal – erfahrenen
Kleinheit in den Gemeinden als große Gemeinschaft von glaubenden Menschen, von
Schwestern und Brüdern fühlen durften, dass wir bei den Mahlzeiten und beim Eis-Essen die
guten Seiten der Schöpfung genießen konnten. Ja, wir waren und sind von Gott Gesegnete.
Benedikts und Benediktas. Wenn wir am Ende dieses Gottesdienstes und unserer Wallfahrt
den Segen Gottes erbitten und empfangen, dann ist das sicher in besonderer Weise eine
Zusage für unseren Heimweg und eine Sendung in den Alltag hinein, der dann morgen oder
übermorgen wieder beginnt: „Geh unter der Gnade. Geh mit Gottes Segen.“
In seinem Segensgebet erbittet Franziskus Segen und gleichzeitig Frieden. „Pax et bonum“ –
Friede und Wohlergehen – das ist es, was Franziskus uns auch heute hier in Assisi immer
wieder zuruft. Das sagt uns auch Paulus zu in der Lesung, die wir eben gehört haben. „Friede
und Erbarmen komme über alle.“ (Gal 6,16) Wie dankbar dürfen wir sein, dass wir im
Frieden leben dürfen.
Das Erbarmen, das Paulus den Gemeinden in Galatien und uns zusagt, hat uns in den Tagen
unserer Wallfahrt immer wieder bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes. An den
verschiedenen Kirchen durften wir die Pforten der Barmherzigkeit durchschreiten und uns das
Erbarmen Gottes hautnah zusagen lassen.
Wir leben vom Erbarmen – der Barmherzigkeit Gottes und der Menschen. Weil das so ist,
möchte ich Sie an dieser Stelle einladen zu einer kleinen Tat der Barmherzigkeit. Diese
Kirche, in der wir heute Gottesdienst feiern und Franziskus nahe sein dürfen, ist groß. Und
gleichzeitig ist sie zu klein für uns. Es finden nicht alle einen Sitzplatz. Deshalb möchte ich
die, die einen Sitzplatz gefunden haben, bitten – wenn sie es können – aufzustehen und ihren
Sitzplatz weiterzuschenken an einen oder eine, die bisher stehen musste.
…
Danke, dass Sie barmherzig sind.
(Einladung an Meinrad Rupieper, etwas zu den Werken der Barmherzigkeit und den missioHeften zu sagen.)
Die Einladung zu Werken der Barmherzigkeit lenkt unseren Blick auf Menschen, denen es
nicht so gut geht wie uns. Ich bin überzeugt: Jede und jeder von uns hat solche Menschen im
Gepäck bei dieser Wallfahrt. Wir haben sie mitgenommen nach Rom, haben an sie gedacht
und für sie gebetet. An sie und auch an uns in unserem alltäglichen Mühen richtet sich das
Wort Jesu, das uns durch den Evangelisten Matthäus überliefert und gerade im Evangelium
zugesagt wurde: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.
Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28)
Die Texte der Bibel haben immer wieder eine neue Übersetzung erfahren. Der eben zitierte
Vers spricht mich immer neu an in der Übersetzung durch Friedolin Stier: „Kommt zu mir,
ich werde euch ein Aufatmen schenken für eurer Leben.“ Ja, das haben wir erfahren – in Rom
und hier in Assisi. Wir dürfen Aufatmen und uns neu für unseren Dienst in Kirche und Welt
stärken und senden lassen. Und – da bin ich sicher – zu Hause werden andere an unserem
Aufatmen Anteil haben.
Hier in Assisi und bei diesem Gottesdienst verehren wir Franziskus, der in dieser Kirche sein
Grab gefunden hat. Wir denken gleichzeitig und feiern die heilige Clara, die zusammen mit
Franziskus und auch ganz eigenständig hier gelebt und gewirkt hat.
Auch von Clara ist uns ein Segensgebet überliefert. Ich meine, es kann eine Brücke in unseren
Alltag sein:
„Unser Herr segne dich und behüte dich.
Er zeige dir sein Angesicht und erbarme sich deiner.
Er wende dir sein Antlitz zu und schenke dir den Frieden.
Gott schenke dir hier auf Erden seine Zuwendung und lasse dich wachsen im Guten.
Im Himmel schenke er dir einmal die ganze Fülle des Lebens und die Freude ohne Ende.
Der Herr sei mit dir zu allen Zeiten. Und Gott gebe dir, dass du allezeit in ihm bleibest.“