Ausgabe 10 | Oktober 2016 | www.energate.de ISSN-Nr.: 1863-4311 Dr. Heiko Lohmann THEMA DES MONATS GasVersorgung Süddeutschland (GVS) TOPIC OF THE MONTH GasVersorgung Süddeutschland 10|16 Oktober 2016 Liebe Leserinnen und Leser, für die größte Aufregung sorgte im September ein explodiertes Erdgasfahrzeug an einer Tankstelle in Duderstadt. Was zumindest etliche Vertreter der Gaswirtschaft umtrieb, war die Reaktion der Mineralölgesellschaften, die zumindest vorübergehend überhaupt keine Betankung von Erdgasfahrzeugen zuließen. Dabei sei der Fehler sehr eindeutig auf Mängel des Tanks bei bestimmten Typen zurückzuführen – genaueres in diesem Heft. Verschwörungstheorien kursierten bezüglich des Interesses der Mineralölgesellschaften, das endgültige Aus für CNG herbeizuführen. Mir erscheint dies überzogen. Aber in der Tagespresse fanden der Vorfall und das Verhalten der Tankstellenbetreiber recht große Beachtung, nicht eben zur Freude der Gaswirtschaft. Dr. Heiko Lohmann Thema des Monats ist aber ein Interview mit dem Geschäftsführer der GasVersorgung Süddeutschland (GVS) Helmut Oehler und dem Leiter Dienstleistungsvertrieb Helmut Kusterer. Die GVS will fast ihr gesamtes Produktportfolio über einen virtuellen Marktplatz anbieten und sich damit als Plattformanbieter für handelsnahe Dienstleistungen etablieren. Die Grundidee dahinter: Die Welt wird digital und wie in anderen Bereichen auch, wird es nur eine begrenzte Anzahl von Plattformen geben. Ob dies so ist und wie der Ansatz funktionieren soll, habe ich versucht in dem Gespräch zu erfragen. Was dabei deutlich wurde: Bei der GVS ist nicht nur die Führungsebene überzeugt, sondern das ganze Unternehmen soll diesen Ansatz verinnerlicht haben. Wobei die beiden Dinge, Digitalisierung ernst nehmen und die Unternehmenskultur verändern, ohnehin derzeit für die Energiewirtschaft sehr wichtig sind. Am nachhaltigsten verkörpert dies in der Branche derzeit vielleicht Marie-Luise Wolff-Hertwig, die Vorstandsvorsitzende von entega aus Darmstadt. Auf dem Deutschen Energiekongress schilderte sie in einem sehr engagierten Vortrag, wie sie Unternehmen und Mitarbeiter auf eine Welt der Apps, Innovationen und Datenströme einstellt. Ihr IT-Chef ist 27, hat zwar keinen Studienabschluss, aber das, was für Wolff-Hertwig in der Zukunft unerlässlich ist: Datenkompetenz. Für ungewöhnliche Ideen gibt es bei entega die „Fahrradspur“, auf der diese an traditionellen Unternehmensstrukturen vorbeifahren. Die aktuelle Ausgabe des Gasmarktes gibt es noch eher klassisch. Ich hoffe, Sie haben trotzdem nicht nur Spaß, sondern auch Erkenntnisgewinn beim Lesen. Dr. Heiko Lohmann Freier Mitarbeiter ener|gate Ausgabe 10|16 3 Inhalt dieser Ausgabe / Table of contents Thema des Monats: GasVersorgung Süddeutschland (GVS). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Rahmenbedingungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Marktentwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Marktstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Personal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Marktgerüchte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Topic of the Month: GasVersorgung Süddeutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Framework Conditions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Market Development . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Market Structure. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Personnel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Market Rumours . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Ausgabe 10|16 5 Thema des Monats: GasVersorgung Süddeutschland (GVS) 1. Thema des Monats: GasVersorgung Süddeutschland (GVS) GasVersorgung Süddeutschland (GVS) gehört zu den klassischen regionalen Ferngasgesellschaften. Ihnen war im Rahmen der Marktliberalisierung der schnelle Tod vorausgesagt. Diese Prophezeiung hat sich aber nur für diejenigen Gesellschaften erfüllt, die E.ON oder RWE mehrheitlich gehörten. Bayerngas, GasUnion und GVS erfreuen sich durchaus des Lebens. Alle drei Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren ganz erfolgreich neu erfunden. Die Abschlüsse von Bayerngas und Gas-Union für 2015 zeigen aber, dass die Zeiten härter werden, beide Gesellschaften haben auch im operativen Geschäft rote Zahlen geschrieben (ener|gate Gasmarkt 08 und 09/16). GVS hat noch keinen Abschluss für 2015 veröffentlicht. Das Ergebnis war positiv, der Absatz höher als 2014, sagte Geschäftsführer Helmut Oehler dazu nur. Aber auch für die Stuttgarter wird das Geschäft härter. GVS will den Bereich Dienstleistungen weiter entwickeln und neu positionieren. ener|gate Gasmarkt hat darüber mit Oehler und dem Leiter des Dienstleistungsvertriebs, Helmut Kusterer, gesprochen. ener|gate Gasmarkt: Herr Oehler, Sie wollen den Bereich Dienstleistungen deutlich ausbauen. Was haben Sie vor? Oehler: Erst einmal zur Ausgangslage: Die Margen im reinen Gasvertrieb sind niedrig und werden tendenziell weiter sinken, insbesondere auch aufgrund der teilweise unverständlichen Preisgestaltung einiger Wettbewerber. Die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen nehmen zu, wir merken dies überall im Alltag. Was ist die Konsequenz für unser Geschäft? Erstens müssen wir die Prozesse optimieren und zweitens gehen wir davon aus, dass Online-Geschäfte in Zukunft einen noch deutlich höheren Stellenwert haben werden. Wir sehen dies schon in Ansätzen. Und gerade die jüngeren Mitarbeiter bei unseren Kunden sind insgesamt viel online-affiner. Für uns heißt das, dass wir neben unserem klassischen „CommodityVertrieb“ das Thema Dienstleistungen deutlich mehr in den Vordergrund stellen werden. Dazu haben wir mit unserem Aufsichtsrat eine klare Strategie verabschiedet. Zum neuen Angebot gehören weitere Online-Services auf unserem Energie-Marktplatz. 6 ener|gate Gasmarkt: Was haben Sie genau für eine Strategie verabschiedet? Oehler: Wir bauen eine Online-Plattform auf, mit der wir dem Kunden die Möglichkeit geben, autarker zu werden. Über die Plattform bekommt er zeitnahe Marktinformationen, kann Mengen kaufen und verkaufen oder seine REMIT-Meldungen abwickeln. Manche Bausteine haben noch Werkstattcharakter. Andere Bausteine, die schon operativ sind, werden integriert. ener|gate Gasmarkt: Welche Bausteine sind schon operativ? Oehler: Die Abwicklung von REMIT-Meldungen habe ich genannt. Unser Bilanzkreis-Pool, der sich sehr gut entwickelt hat, gehört dazu. „Gas2Go“ wird es ab dem vierten Quartal neu geben. Dahinter verbirgt sich die Online-Bepreisung von Fahrplänen. Die Kunden können diesen Fahrplan dann auch online kaufen. „Markt Direkt“ ist ein gut eingeführter Handelsschirm. Sie bekommen Preisinformationen für alle Standardhandelsprodukte und können diese online kaufen – als echtes „Click & Trade“ – und zwar Gas und Strom! Unsere Kunden sagen uns, eine solche OnlinePlattform muss auch Strom können. Zusätzlich bieten wir auch Marktinformationen über die Plattform an. Das heißt, wir machen aus allen unseren Angeboten ein Paket, wobei wir mit entsprechenden Tools die einzelnen Dienstleistungen verknüpfen. Kusterer: Es ist ein White-Label-Paket! ener|gate Gasmarkt: Was bedeutet das, was ist der Vorteil? Kusterer: Unser Name steht nicht zwingend auf der Plattform drauf. Unsere Kunden können die Plattform weiter verwenden. Dies ist zum Beispiel für Stadtwerke-Kooperationen interessant. Über die Plattform können auch Konkurrenten zu Partnern werden. Wir wollen bewusst Wissen und IT-Infrastruktur teilen und glauben, dass wir auf diese Weise einen Markt entwickeln und gestalten können. ener|gate Gasmarkt: An welche Konkurrenten denken Sie? ener|gate Gasmarkt Thema des Monats: GasVersorgung Süddeutschland (GVS) Kusterer: Warten Sie es ab! Oehler: Sie sehen es ja auch in anderen Märkten, wo sich keine 20 Plattformen halten können. Die Plattform, die sich am schnellsten verbreitet wird die Standards setzen. Und am schnellsten verbreiten sich offene Plattformen, bei denen Partner mitgestalten können. Den größten Unterschied zum Commodity-Geschäft habe ich aber noch gar nicht erwähnt. Im Commodity-Geschäft haben Sie eine Marge auf das Produkt, auf der Plattform eine Transaktionsgebühr. ener|gate Gasmarkt: Aber die Kunden zahlen zusätzlich auch noch einen Grundpreis? Kusterer: Ja, aber dafür bekommen Sie auch viele Markpreisinformationen. ener|gate Gasmarkt: Und die erwarteten Erlöse sind so auskömmlich, dass es Ihre aktuellen Erlöse ersetzt? Oehler: Im klassischen Commodity-Geschäft wird die Marge weiter schrumpfen, das fangen wir durch Dienstleistungserlöse zumindest teilweise auf. Das heißt aber nicht, dass wir unser klassisches Vertriebsgeschäft aufgeben. Wir werden drei Säulen haben: Commodity-Vertrieb, Beratung und Click&Trade. ener|gate Gasmarkt: Was ist dann die Aufgabe des klassischen Vertriebsgeschäftes? Oehler: Wir werden weiter Key-Account-Manager beschäftigen, aber die werden kein 30-GWhBand mehr an Stadtwerke verkaufen. Der KeyAccounter bespricht komplexe Produkte mit seinen Kunden und verkauft den Plattform-Zugang. Er soll aber auch so viel Vertrauen zum Kunden aufbauen, beziehungsweise der Kunde zu uns, dass er die Online-Plattform nutzt und nicht Standardprodukte am Telefon ordert. Die Transaktionskosten einer Telefon-Order sind bei beiden Partnern zu hoch. In dieser Änderung der gelebten Praxis bei den Kunden, liegt auch ein Stück weit die vertriebliche Herausforderung. ener|gate Gasmarkt: Nur am Rande: Wie viele Key-Account-Manager haben Sie? Oehler: Sieben, die alle in Stuttgart sitzen. Wir glauben, es ist sinnvoller die Mitarbeiter vor Ort Ausgabe 10|16 zu haben, um sie laufend über Produkte zu informieren, als in den Regionen verteilt. Unsere Produkte sind sehr komplex und sehr handelsnah, da brauchen wir den schnellen Austausch. ener|gate Gasmarkt: Was heißt für Sie komplexe Produkte? Oehler: Es sind vielfältige Variationen von Flexibilität und Preisgestaltung. Das lässt sich sehr individuell gestalten und schafft auch einen gewissen Wettbewerbsvorteil. ener|gate Gasmarkt: Aber auch im Dienstleistungsgeschäft sinken die Margen. Was bringt dann der Ansatz? Oehler: Wir sind in der Tat nicht die Einzigen, die auf die Idee gekommen sind, mit Dienstleistungen gegen die schrumpfenden Margen anzugehen. Umso wichtiger ist es, dass wir mit die Ersten sind, die die Transformation in die Online-Welt schaffen. ener|gate Gasmarkt: Noch mal grundsätzlich zu Ihrer These, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Plattformen geben wird. Steckt nicht so viel individuelles Know-how in den Produkten, dass Sie immer eine größere Zahl von Anbietern haben werden? In das Erstellen einer Price Forward Curve (PFC) zum Beispiel geht doch Ihr Handels- und Analyse-Wissen ein. Jede PFC ist anders! Auch bei Preisen, die Sie bieten, kann der Kunde nicht sicher sein, dass es wirklich die besten Preise sind. Warum soll der Kunde sicher sein, dass Sie die besten Daten und Informationen bieten? Oehler: Da bin ich bei Ihnen. Auch deshalb haben wir den White-Label-Ansatz gewählt. So kann jemand, der die Plattform nutzt, beispielsweise seine eigene PFC hinterlegen. Die Entwicklungskosten für die Plattform sind so hoch, da wird es Kooperationen geben. Die sehen wir heute schon. Kusterer: Auf der Plattform, die am schnellsten und mit Nachdruck im Markt durchgesetzt wird, bündelt sich die Liquidität. ener|gate Gasmarkt: Ein anderer Punkt, der mich skeptisch macht: Ich könnte eine solche Entwicklung nachvollziehen, wenn ein neutraler Dienstleister eine solche Plattform anbietet. Aber Sie sind Gashändler, jeder Kunde muss doch Sorge haben, dass sie eigene Handelsinteressen haben. Dies macht doch schon den Aufbau des klassischen Portfoliomanagements schwierig. 7 Thema des Monats: GasVersorgung Süddeutschland (GVS) Oehler: Sie haben recht, vor fünf Jahren, als wir mit dem Dienstleistungsgeschäft begonnen haben, war dies eher ein Thema. Es ist ganz stark eine Frage des Vertrauens. Unsere Wahrnehmung ist, dass uns mittlerweile die Kunden sehr vertrauen und nicht mehr denken, die Dienstleistungen dienen unserem eigenen Gasabsatz. ener|gate Gasmarkt: Noch mal: Vertrauen scheint mir ein ganz zentraler Aspekt zu sein. Sind Sie da wirklich glaubwürdig? Oehler: Es hat sich doch herumgesprochen, dass man mit Mengen allein kein Geld verdient. Damit wird es doch strategisch unwichtiger! Wir haben keine großen Positionen, die wir loswerden müssen. Die Zahl derjenigen, die an dem Punkt Misstrauen haben, nimmt deutlich ab. Kusterer: Wir erleben es doch bei der Dienstleistung für REMIT-Meldungen, die wir anbieten. Da liefern Kunden auch Daten und vertrauen uns, dass wir sie nicht sehen. Vertrauen muss man sich in einem langen Prozess erarbeiten und verdienen! ener|gate Gasmarkt: Was ist eigentlich an Ihrem Ansatz anders als an dem, was auch Ihre Konkurrenten machen? Oehler: Es ist der ganzheitliche Ansatz. Wir nehmen alle Bausteine und integrieren sie zu dem virtuellen „Energie-Marktplatz“ der GVS auf einer Plattform – wir suchen noch den endgültigen Namen dafür. Der Kunde kann sogar Beratungsleistungen über die Plattform abrufen. Sie haben recht, Dinge wie „Markt Direkt“ machen auch andere. Aber ich bin der festen Überzeugung, es wird bei den Plattformen eine Konsolidierung geben, weniger als eine Handvoll wird übrig bleiben. Auch deshalb ist für uns das Thema White Label wichtig, weil wir damit die Plattform weiter vertreiben können. Kusterer: Aus unserer Sicht gibt es bei Stadtwerken zahlreiche vielversprechende Ansätze bei der Umsetzung von Marktinformationen in eine Marktposition. Über die Plattform können die Teilprodukte interaktiv eingesetzt werden, um Beschaffungsentscheidungen zu objektivieren und sie mit Hilfe von Algorithmen operativ umzusetzen. Dann geht es aber weiter. Die Plattform ermöglicht dann auch die Bewirtschaftung der Position. Das minimiert Prozesskosten. Wir sehen es ja bei uns, welche Rolle diese Kosten spielen. 8 Oehler: Ein Hinweis dazu: 2011 bei Einführung unseres Handelssystems haben wir abgeschätzt, wie viele Deals wir pro Jahr machen werden. 2016 machen wir fünf Mal so viele Abschlüsse, wie wir als Maximum erwartet hatten. Und wir waren schon progressiv! Das zeigt wohin die Reise geht. Das Volumen der Deals wird immer kleiner, die Zeiträume werden kürzer. Derzeit löst dies noch jede Menge Aktivitäten aus, bei denen Mitarbeiter telefonieren und nachfragen. Das ist völlig untauglich für Massengeschäfte. Die Prozesse müssen in Richtung Kunde automatisiert werden. Dann kann ich sie auch online zur Verfügung stellen. Wenn ein Kunde auf „Markt Direkt“ per Klick einen Deal abschließt, darf bei uns im Haus niemand mehr Hand anlegen. Dies gilt bis zur Rechnungsstellung und zur Nominierung. Damit noch mal zu der Frage von Ihnen, was wir besser machen. Bei der Automatisierung von Prozessen sind wir schon gut unterwegs. Kusterer: Ganz wesentlich ist für uns noch, dass die Plattform auch für neue Anwendungen mit neuen Partnern offen ist. Wir können uns auch eine Tauschplattform vorstellen, wo Stadtwerke untereinander Gas tauschen und dabei die Blockchain-Technologie nutzen, die derzeit in aller Munde ist. Oehler: Das ist aber noch Zukunftsmusik! ener|gate Gasmarkt: Sie haben eingangs gesagt, Sie haben diese Strategie mit dem Aufsichtsrat vereinbart. Der Aufsichtsrat besteht aus vier Vertretern der EnBW. Was heißt denn die Strategie für Ihr Verhältnis zur EnBW, vor allem nachdem die EnBW ihren eigenen Großkundenvertrieb gerade eingestellt hat. Sagen die EnBW-Vertreter: Super ihr zeigt uns, wie man den Vertrieb wieder neu und schlank entwickeln kann? Oehler: So weit würde ich nicht gehen. Die sagen nicht: GVS mach mal, wir machen das dann nach. Aber sie trauen uns zu, das Konzept umzusetzen. ener|gate Gasmarkt: Als Zwischenfrage: Wer sind denn die Zielkunden für ihren Marktplatz? Oehler: Stadtwerke und Industriekunden in allen deutschsprachigen Ländern. Wobei natürlich nur Industriekunden, die eine echte eigene Beschaffung mit einer eigenen Portfoliobewirtschaftung haben. ener|gate Gasmarkt Thema des Monats: GasVersorgung Süddeutschland (GVS) Kusterer: Aber die Plattform wird so offen sein, dass auch kleinere Kunden online Energie beschaffen können. ener|gate Gasmarkt: Noch mal zu Beschaffungsstrategien: Verzichten nicht auch immer mehr Stadtwerke auf eine eigene Portfoliobewirtschaftung und kaufen Vollversorgungsverträge? Oehler: Wir nehmen zwei gegenläufige Entwicklungen wahr. Es werden sehr günstige, vor allem für den Kunden risikofreie Vollversorgungsverträge angeboten, dies ist für viele Stadtwerke attraktiv. Viele sind aber hin- und hergerissen, ob sie die eigenständige Beschaffung aufgeben sollen. Stadtwerke, die so beschaffen, wollen das Know-how zu einem Minimum der Kosten behalten, die Zeiten sehr attraktiver Vollversorgungen könnten irgendwann vorbei sein. ener|gate Gasmarkt: Ehe ich es vergesse, Sie haben vorhin Strom als zusätzliches Angebot erwähnt. Gehört Strom ab sofort mit zum Kerngeschäft? Kusterer: Nicht im Vertrieb, aber in dem Bereich „Click&Trade“ für Standardhandelsprodukte. ener|gate Gasmarkt: Was bedeutet denn Ihr neues Konzept im Verhältnis zur VNG, ihrer neuen Schwester. Muss der VNG-Vertrieb dann auch die Plattform vertreiben? Der neue VNGVorstandsvorsitzende Ulf Heitmüller sitzt in Ihrem Aufsichtsrat! Kusterer: Es ist ein White-Label-Ansatz, den auch die VNG nutzen kann. Oehler: Noch einmal: Wir wollen, dass sich die Plattform möglichst schnell verbreitet. VNG ist natürlich die erste Adresse bei der Suche nach möglichen Kooperationspartnern. ener|gate Gasmarkt: Zurück zum EnBW-Verhältnis: Das Angebot ist in die Koordination der Prozesse mit EnBW eingebunden? Oehler: Teile des Projekts und damit einige Dienstleistungen haben noch Werkstattcharakter. Im vierten Quartal werden wir, wie gesagt, mit einigen Tools online gehen. Kusterer: Wir werden bei der Fahrplanbepreisung mit einer Beta-Version starten, da wir glauben, wir müssen schnell am Markt sein. Im ersten Quartal 2017 sollte die Vollautomatisierung fertig sein. Oehler: Ein Punkt, der für uns übrigens ganz wichtig ist. Wir wollen, dass alle Mitarbeiter von der Pforte bis zur Abrechnung wissen was wir wollen und die Strategien erklären können. Wir haben übrigens auch ganz bewusst auf Agenturen zur Unterstützung bei der Umsetzung verzichtet. Die kreativen Ideen kommen von den Mitarbeitern, Kunden und studentischen Unternehmensberatungen. ener|gate Gasmarkt: Eine Frage noch zum Abschluss: Sind das Handelsthema und die handelsnahen Dienstleistungen der zentrale Fokus der GVS? Oder spielen Themen, wie neue Absatzmärkte für Erdgas, Lobbyismus für Erdgas auch eine strategische Rolle? Oder sagen Sie, Erdgas spielt eh noch lange eine Rolle, deshalb macht die Konzentration auf die Handelsthemen für uns Sinn? Oehler: Für die GVS im engeren Sinne ist das so. Das Unternehmen ist ein Großhändler und wird dies weiter sein. Wir sind sehr handelsnah. Deshalb ist für uns die Verzahnung mit dem EnBW-Handel wichtig. Dazu noch ein Wort, weil Sie ja vorhin schon nach der Kooperation mit EnBW gefragt haben: Die Schnittstelle zwischen Handel und Vertrieb funktioniert sehr gut. ener|gate Gasmarkt: Dann doch noch mal: Warum ist das so? Oehler: EnBW ist in das Projekt mit eingebunden, weil auch dort Prozesse angepasst werden müssen. Eine völlige Automatisierung bedeutet auch bei der EnBW eine sehr weitgehende Automatisierung aller beteiligten Prozesse, zum Beispiel der Kreditprüfung. Oehler: Weil wir ein gemeinsames Interesse haben. Das ist ja auch ein Branchentrend, die Grenzen zwischen Handel und Vertrieb verschwimmen an vielen Stellen. So sind zum Beispiel die Transferpreise transparent und nachvollziehbar. Auch der Handel hat Interesse, dass der Vertrieb sich entwickeln kann. Die Kommunikationskultur ist gut. ener|gate Gasmarkt: Wann wird die Vollautomatisierung implementiert sein? ener|gate Gasmarkt: Herr Oehler, Herr Kusterer, vielen Dank für das Gespräch. Ausgabe 10|16 9 Der ener|gate Gasmarkt ist der monatliche Hintergrundbericht für den deutschen Gasmarkt. Er enthält die wichtigsten Entwicklungen zu Rahmenbedingungen, Unternehmen, Netzen, Geschäften, Märkten und Preisen. Abgerundet wird jede Ausgabe durch ein ausführliches Thema des Monats und die Rubriken Gerüchte und Personalia. ener|gate Gasmarkt erscheint in deutscher und englischer Sprache. Der Autor, Dr. Heiko Lohmann, ist ein anerkannter Experte und befasst sich seit Jahren intensiv mit Fragestellungen und aktuellen Themen der Gasbranche. Erscheinungsweise: Monatlich, Versand als Printund PDF-Ausgabe. Ihre Bestellung Hiermit bestelle ich eine Einzellizenz für den Monatsbericht ener|gate Gasmarkt zum Preis von 110,- € / Monat zzgl. MwSt. Die Mindestlaufzeit beträgt zwölf Monate und verlängert sich jeweils um weitere zwölf Monate. Eine Kündigung kann jeweils zum Ende der Laufzeit mit einer Frist von 30 Tagen erfolgen. Für den Bezug von ener|gate Gasmarkt durch mehrere Mitarbeiter bieten wir attraktive Team- und Unternehmenslizenzen zu Sonderkonditionen an. Bitte kontaktieren Sie uns für ein Angebot. Name Datenschutzhinweis: Firma Position Straße PLZ, Ort Telefon Ihre persönlichen Daten werden von der con|energyGruppe zum Zweck der schriftlichen Kundenbetreuung verwendet. Außerdem werden wir Sie in Zukunft über Produkte und Neuigkeiten informieren. Sie haben jederzeit die Möglichkeit, der Nutzung Ihrer Daten zu Werbezwecken zu widersprechen. Der Widerspruch ist zu richten an: con|energy ag, Abteilung Datenschutz, Norbertstr. 5, 45131 Essen oder per E-Mail an [email protected]. Wir werden Ihre Daten nicht an Dritte weitergeben. Folgende Unternehmen sind Mitglieder der con|energy-Gruppe: con|energy ag, con|energy agentur gmbh, con|energy akademie, con|energy unternehmensberatung gmbh, ener|gate gmbh, ener|xess GmbH, energy|app provider gmbh, E-world energy & water GmbH, nymoen|strategieberatung gmbh. E-Mail (bitte für die Zustellung der PDF-Ausgabe unbedingt angeben) Datum, Unterschrift Es gelten unsere allgemeinen Geschäftsbedingungen! Bitte senden Sie das ausgefüllte und unterschriebene Bestellformular per Fax an +49 201 1022-555 oder per E-Mail an [email protected] ener|gate gmbh Norbertstraße 5 D-45131 Essen Tel.: +49 201 1022-500 Fax: +49 201 1022-555 [email protected] www.energate.de
© Copyright 2024 ExpyDoc