Wohnfit – Unterstützung bei der Wohnungssuche

11.10.2016
Soziale Arbeit
Wohnfit – Unterstützung bei
der Wohnungssuche
Eine Evaluation des Pilotprojekts der Caritas Zürich
Milena Gehrig
Institut für Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe
29. September 2016
Zürcher Fachhochschule
Agenda
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Ausgangslage
Evaluationsauftrag und Projektbeschreib
Zentrale Ergebnisse
Einbezug von Freiwilligen: Stärken und Herausforderungen
Zürcher Fachhochschule
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11.10.2016
Ausgangslage
«Bei 300 Personen gibt man eine Vierzimmerwohnung nicht an eine
sechsköpfige Familie und auch nicht an jene mit einem Kopftuch»
(Interview Freiwillige)
Besichtigung der Siedlung Kronenwiese
im Juni 2016 (www.tagesanzeiger.ch)
Zürcher Fachhochschule
Evaluationsauftrag
• Ziel: Erfahrungen und Wirkung erfassen
• Methode:
Qualitative Interviews
mit sieben
Wohnungssuchenden
Gruppeninterviews
mit fünf Freiwilligen
Interview mit
Projektmitarbeiterin
WohnFit
Quantitative
Auswertung der
Erfassungsraster
Wohnungssuchenden
und Freiwilligen
Zürcher Fachhochschule
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11.10.2016
Projektbeschreib
• Zielgruppe: in Zürich wohnhafte Working-Poor Familien in prekärer
Wohnsituation
• Hauptziele:
- Befähigung zur selbständigen Wohnungssuche
- Finden einer adäquaten Wohnung
• Methode
- Unterstützung durch freiwillige Mentorinnen und Mentoren
- maximal 6 Monate
Zürcher Fachhochschule
Zentrale Ergebnisse
Wohnungssuchende
Stand Ende August 2016
Anmeldungen
Anzahl
130
Begleitungen durch Freiwillige
18
Beendete Begleitungen
11
Wohnung gefunden
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Zürcher Fachhochschule
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11.10.2016
Zentrale Ergebnisse: Stärken des Angebots
Rahmenbedingungen auf Projektebene als Grundlage
• Gute Rahmenbedingungen und Strukturen für Freiwillige
• Professionelle Unterstützung durch kompetente
Projektmitarbeiterin
• Gute Erreichbarkeit und zeitliche Flexibilität von
Projektmitarbeiterin
• Nützliche Unterlagen zur Wohnungssuche und Vorlagen
Zürcher Fachhochschule
Zentrale Ergebnisse: Stärken des Angebots
Stärken von Unterstützung durch Freiwillige
• Flexibilität der Freiwilligen
• Individuelle Unterstützung der Wohnungssuchenden
«Es war eine sehr gute Erfahrung, sie hat mir wirklich sehr sehr
sehr geholfen, wirklich sehr. Ich bin sehr dankbar dafür, echt.»
• Niederschwelliger Zugang zu Wissen und Kompetenzerwerb
«Unterstützung ist sehr wichtig, weil alleine habe ich diese
Ideen nicht bekommen. Jetzt kann ich besser eine Wohnung
suchen»
Zürcher Fachhochschule
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11.10.2016
Zentrale Ergebnisse: Stärken des Angebots
Stärken der Unterstützung durch Freiwillige
• Förderung von Motivation, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit
«Ich bekomme Hilfe und ich habe wieder neuen Mut
bekommen, dass ich eine Wohnung bekomme»
«Von den Freiwilligen bekommst du Druck, du musst einfach
mehr suchen»
• Stärkung des Sozialkapitals
«Ich habe jetzt Schweizer Freunde»
• Abbau von Vorurteilen
«Das ist eigentlich sozial. In der Schweiz gibt es Solidarität»
• Sensibilisierung der Freiwilligen für die Lebenswelt von
armutsbetroffenen Familien
Zürcher Fachhochschule
Zentrale Ergebnisse: Herausforderungen
Sozialpolitische Herausforderungen
• Fehlende günstige Wohnungen auf dem Zürcher Wohnungsmarkt
• Haltung der Verwaltungen bei der Wohnungsvergabe
Herausforderungen auf Projektebene
• Ungenügende Projektressourcen
• Vernetzung mit Verwaltungen und Genossenschaften
• Viele Anfragen von Wohnungssuchenden, die nicht der Zielgruppe
entsprechen
Zürcher Fachhochschule
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11.10.2016
Zentrale Ergebnisse: Herausforderungen
Herausforderungen in der Unterstützung durch Freiwillige
• Zeitaufwendige Rekrutierung der Freiwilligen
• Komplexität der Situationen von armutsbetroffenen Familien
• Fehlende Computerinfrastruktur und Anwenderkenntnisse der
Wohnungssuchenden
• Herausforderungen in der Kommunikation zwischen
Wohnungssuchenden und Freiwilligen
Zürcher Fachhochschule
Herausforderungen:
«Wenn ich eine Wohnung suche, dann gebe ich Vollgas und dann zu
sehen, dass andere das nicht machen und den Anspruch runter zu
schrauben, ist schon schwierig» (Freiwillige)
«Sie sagte ‘nein, geht schon’, aber dann merke ich, dass es gar nicht
geht» (Freiwillige)
«Viele Male habe ich gesagt, ‘ok, ich gehe dahin’, nur weil die
Freiwillige das gesagt hat. Aber die Wohnung war zu weit weg.
Manchmal machen wir Sachen für andere.» (Wohnungssuchende)
Zürcher Fachhochschule
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Eine Wohnung ist nicht alles.
Aber ohne Wohnung ist alles nichts.
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
Pia Schneider
Das Angebot von Domicil
Wohnraumbeschaffung und -vermittlung
Vermitteln bezahlbaren und angemessenen Wohnraum für
einkommensschwache Haushalte und übernehmen die
Solidarhaftung
Wohnintegration und Wohnraumsicherung
Unterstützen bei der Integration ins Wohnumfeld und sorgen für
nachhaltige Mietverhältnisse
Delogierungsprävention
Bezahlbare und angemessene Wohnungen sichern anstatt eine
neue Wohnung suchen
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Für wen ist Domicil?
Grundsätzlich für sozial und wirtschaftlich benachteiligte
Menschen, die wenig Chancen haben, eine
angemessene Wohnung zu finden
 für Haushalte mit bescheidenem Einkommen
 für kinderreiche Familien, allein Erziehende
 für Menschen im AHV-Alter
 für Arbeitslose und Working Poor
 für Menschen mit psychischen Erkrankungen
 für Menschen aus anderen Kulturen, die sich noch
nicht im Schweizer Mietermarkt zurecht finden
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Das bieten wir den Vermietern:
 Solidarhaftung
 Drehscheibe zwischen Sozialen Diensten,
Wohnungsanbietern und KlientInnen
 Einholen von Referenzen und Betreibungsauskünften
 Kurzfristige Vertragsabschlüsse
 Teilnahme an den Wohnungsübergaben und -abgaben
 Einführung fremdsprachiger Mieterinnen und Mieter
 Rasche Intervention bei sozialen Schwierigkeiten
 Ansprechpartner für alle Fragen im Zusammenhang mit
dem Mietverhältnis
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Wie werden die Wohnungssuchenden
unterstützt:
 Wohnraumbeschaffung auf allen Ebenen
 Versand von Besichtigungsterminen via SMS
 Bewerbungsschreiben nach Erhalt des Formulars
 Erklärung des Mietvertrags / Begleitung bei
Vertragsabschluss
 Teilnahme an den Wohnungsübergaben und -abgaben
 Direkter Ansprechpartner bei Fragen rund um die
Wohnungssuche oder nach Einzug bei Fragen/Problemen
aller Art rund ums Wohnen.
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Ein Gewinn für alle
Für die Wohnungsanbietenden:
Kein unternehmerisches Risiko, wir haften solidarisch für
Mietzins und sorgen für reibungsloses Mietverhältnis
Für die Wohnungssuchenden:
Bezahlbare und sichere Wohnung, mehr Raum für weniger
Geld
Für die öffentliche Hand:
Bezahlbare und sichere Mietverhältnisse entlasten die
Sozialausgaben
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Der Erfolg ist messbar. Seit 1994.
Wohnungen
vermittelt
Für total
Personen
Erwachsene
Kinder
1842
2015: 128
5348
2015: 315
2799
2015: 164
2549
2015: 151
Laufende
Anzahl ProblemMietverhältnisse mit
Kündigungen
Solidarhaftung oder UM durch Vermieter
850
Ablösung von der
Solidarhaftung
Durchschnittlich nicht 2014: 12 Fälle
mehr als 10 pro Jahr 2015: 16 Fälle
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Die Stiftung Domicil
arbeitet zur Zeit nicht mit
Freiwilligen zusammen.
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Hier könnten Freiwillige theoretisch
unterstützen:
Wohnungssuche
 Tägliche Recherche von Wohnungsangeboten
 Erklärung Situation Wohnungsmarkt Zürich
 Begleitung/Anleitung an Besichtigungsterminen
 Ausfüllen der Bewerbungsformulare
 Organisation von finanziellen Mitteln (Depot, AK)
 Erklärung des Mietvertrags
 Übersetzen in die Muttersprache
 Motivieren, motivieren, motivieren!
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Hier könnten Freiwillige theoretisch
unterstützen:
Wohnraumsicherung
 Erklärung der Hausordnung
 Anleitung in der Haushaltsführung
 Übersetzen in die Muttersprache
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Wieso arbeitet Domicil trotzdem nicht mit
Freiwilligen?
 Keine Kapazität für die Schulung, Unterstützung und
Begleitung von Freiwilligen.
 Erfolgserlebnisse für Freiwillige sind eher selten.
 Ganze Akquisitionsarbeit basiert auf einer regelmässige
Beziehungspflege.
 Bewirtschafter wollen nur eine Kontaktperson!
 Wegen der Verpflichtung der Solidarhaftung müssen die
Kontaktpersonen in die Institution eingebunden sein.
 Mittel- bis langfristige Begleitung setzt fachliches Wissen
voraus (Mietrecht, Sozialarbeit, etc.)
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
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Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Fachtagung Caritas Zürich: Freiwilligenarbeit in der Wohnhilfe, 29.9.2016
Pia Schneider
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