- Kunstmuseum Wolfsburg

PRESSEMITTEILUNG
THIS WAS TOMORROW
POP ART IN GREAT BRITAIN 1947-1968
30.10.2016 – 19.2.2017
Pressevorbesichtigung
Eröffnung
Donnerstag, 27. Oktober 2016, 11.15 Uhr
Samstag, 29. Oktober 2016, 19 Uhr
Sind die »Sixties« wirklich wieder im Kommen? Die britische Pop Art jedenfalls scheint aktueller denn je. Ob
Konsumreflexion, die Gefahren der Macht- und Atompolitik oder die Befragung von Geschlechterrollen: Die
zentralen Themen der Pop Art aus Großbritannien, die nach dem Zweiten Weltkrieg Kunst und Medien
ebenso wie Kunst und Leben auf neue Art verbindet, bewegen uns noch immer. Auch hat d ie im Gegensatz
zur US-Variante mehr aufgeraute und vielschichtigere Ästhetik der britischen Pop Art nichts von ihrem
besonderen Appeal verloren. Jenseits von Oberflächenreizen werden hier immer wieder große Fragen wie die
Rolle der Medien oder des Menschen in der Konsumgesellschaft verhandelt.
Genau 60 Jahre nach Richard Hamiltons bahnbrechender Multimedia-Installation „Fun House“, realisiert für
die Ausstellung „this is tomorrow“ in London, verbindet die ambitionierte Großausstellung THIS WAS
TOMORROW im Kunstmuseum Wolfsburg in einer multimedialen Inszenierung Malerei, Skulptur, Collage,
Architektur, Zeichnung, Installation, Film, Musik und Fotografie zu einem einzigartigen Panorama der Pop Art
in Großbritannien – zum ersten Mal seit Uwe M. Schneedes Präsentation „Pop Art in England“ 1976 im
Kunstverein Hamburg.
Was konkret ist kulturhistorisch neu und anders an dieser Ausstellung? Der intensive Blick auf weibliche
Akteure der Pop Art, der starke Fokus auf die eng mit der Kunstszene vernetzten, zukunftsweisenden
Architekten Alison und Peter Smithson, Cedric Price und Archigram, ferner die dezidierte Einbeziehung von
Musik, Zeitschriftenkultur, Fernsehen und Film als gleichwertigen Medien weiterer Grenzüberschreitung
sowie der erweiterte Zeitrahmen: Der Bogen der Ausstellung spannt sich von Eduar do Paolozzis frühen
Pariser Collagen von 1947 bis zum Höhe- und Endpunkt des „Swinging London“ 1968.
THIS WAS TOMORROW macht erstmals im Zusammenhang erfahrbar, dass die britische Pop Art sich
buchstäblich aus den Ruinen und dem Smog des London der Nachkriegszeit entwickelt hat, aus
intellektuellen Diskussionen der Independent Group (IG) und Projekten am Institute of Contemporary Arts
(ICA) quer durch alle Kunstgattungen. Die IG-Mitglieder – bildende Künstler, Architekten, Fotografen,
Kunsthistoriker und Kulturkritiker – arbeiten ab Anfang der 1950er-Jahre intensiv an der Erweiterung des
Kultur- und Bildbegriffs, denken kollektiv über Urbanität, Mobilität und die Stadt der Zukunft nach.
Die Ausstellungstitel der IG am ICA sprechen für sich: „Parallel of Life and Art“ oder „Man, Machine and
Motion“ – ebenso wie jener der wegweisenden Schau in der Whitechapel Art Gallery: „this is tomorrow“. Im
Großbritannien der 1960er-Jahre wird diese, im zuerst noch überschaubaren, interdisziplinären Kreis
entwickelte Methode und Bildsprache zu einem Kunst, Architektur, Film, Musik und Mode übergreifenden
Phänomen – und erhält noch vor den USA eben dort seinen Namen: „Pop“.
KUNSTMUSEUM WOLFSBURG
KOMMUNIKATION
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg, Germany
Telefon +49 (0) 5361-2669-69
Telefax +49 (0) 5361-2669-66
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www.kunstmuseum-wolfsburg.de
Presseinformation
This Was Tomorrow. Pop Art in Great Britain 1947-1968
Die Ausstellungsarchitektur macht all dies räumlich spürbar. Atmosphärisch dichte Innenräume spiegeln die
intensiven Zusammenkünfte der Künstler und die Tristesse der englischen Nachkriegskapitale sowie die
ersten zukunftsweisenden Kunst- und Architekturprojekte. Nigel Hendersons eindringliche Schwarz-WeißFotografien eines entbehrungsreichen Wiederaufbaus treffen hier auf Modelle und Entwurfszeichnungen der
Smithsons für ihr House of the Future. Comics, Science-Fiction, wissenschaftliche Buchillustrationen,
Werbeanzeigen, Hollywood-Filme und Zeitschriftenseiten werden jenseits jeden klassischen High-and-LowDenkens als Inspirationsquellen sichtbar. Nach der Raumexplosion von Richard Hamiltons „Fun House“, das
in allen sinnlichen Details inklusive Jukebox und Erdbeerduft rekonstruiert wird, betreten die Besucher eine
veritable „City of the Sixties“.
In der 16 Meter hohen Halle entstehen Straßen, Plätze und Künstlerhäuser unterschiedlichster Größe und
Höhe für die sehr individuell arbeitenden, jedoch nicht selten freundschaftlich und inhaltlich einander
verbundenen Akteure der Kunst- und Kulturszene der „Swinging Sixties“: Zentrale Protagonisten wie Peter
Blake, David Hockney, R. B. Kitaj und Allen Jones, gemeinhin etwas unbekanntere, jedoch wesentliche
Mitstreiter wie Derek Boshier, Peter Phillips, Richard Smith, Gerald Laing, Patrick Caulfield, Antony
Donaldson, Colin Self und Joe Tilson, aber auch die oft vernachlässigten, dezidiert weiblichen Positionen von
Pauline Boty und Jann Haworth sind dort mit größeren Werkgruppen zu erleben.
Während Pauline Boty im maßgeblich männlich dominierten Feld ihre Weiblichkeit freimütig ausspielt und
zugleich reflektiert, Allen Jones demgegenüber – nach Hermaphroditen im malerischen Frühwerk – die Frau
als Fetisch fokussiert, wird David Hockney durch seine Selbstinszenierung und den offensiven Umgang mit
seiner Homosexualität zu einer der schillerndsten Figuren des sogenannten „Swinging London“. Die
Durchdringung von Kunst, Medien und Leben sowie von Kunst, Musik und Mode im Zeichen der
Konsumgesellschaft wird durch die grenzüberschreitenden Aktivitäten von Bands wie den Beatles, den
Rolling Stones und The Who beschleunigt – und in Antonionis Filmklassiker „Blow Up“ pointiert, der auf
einmalige Art und Weise Musik, Mode, Fotografie und Medienreflexion bündelt.
Stets geht es darum, die zahlreichen, heute meist vergessenen Querverbindungen zwischen den damals
fluide werdenden Kulturformen und ihren kreativen Akteuren exemplarisch erlebbar zu machen. So
präsentiert ein Schaufenster mit alten Fernsehgeräten die den jungen Pop-Künstlern der quirligen Londoner
Szene gewidmete BBC-Fernsehdokumentation „Pop Goes The Easel“ von 1962. Und ein „Music Store“ mit
„Soundbar“ und Fotowand inszeniert die Gleichzeitigkeit der kulturellen Ereignisse: die prägenden Netzwerke,
Zeitschriften, Modeinszenierungen, Bands und Plattencover.
Die Ausstellung schließt mit Werken und Zeitschriften der Architektengruppe Archigram, die in ihren
Projekten aus der Kunst, Musik und Mode ihrer Zeit schöpfen und exemplarische Pop-Architektur bis hin zur
Pop-up-Stadt entwerfen sowie der Wandlung des „Swinging London“ zum „Swingeing London“ 1968. Der
Bogen der Ausstellung von den frühen Collagen Paolozzis in Paris bis zu Hamiltons Bildrelief mit Mick Jagger
und dem Galeristen Robert Fraser in Handschellen macht die künstlerische und kulturhistorische Bedeutung
der britischen Pop Art mit allen Sinnen erlebbar – und erschließt diese Zeit als wesentliche Vorgeschichte
unseres Heute.
Presseinformation
This Was Tomorrow. Pop Art in Great Britain 1947-1968
KünstlerInnen, ArchitektInnen, Filmregisseure, Musikbands und Fotografen in der Ausstellung
Michelangelo Antonioni, Archigram, David Bailey, The Beatles, Peter Blake, Derek Boshier, Pauline Boty,
Patrick Caulfield, Antony Donaldson, Richard Hamilton, Jann Haworth, Nigel Henderson, David Hockney, Allen
Jones, R. B. Kitaj, Gerald Laing, Roger Mayne, Lewis Morley, Eduardo Paolozzi, Peter Phillips, Cedric Price, Ken
Russell, James Scott, Colin Self, Michael Seymour, Richard Smith, Alison und Peter Smithson, Lord Snowdon,
Rolling Stones, Joe Tilson, The Who u. a. m.
Kuratoren der Ausstellung
Ralf Beil, Uta Ruhkamp
Ausstellungskatalog
Zur Ausstellung erscheint im Wienand Verlag das gleichnamige umfassende Katalogbuch in deutscher und
englischer Ausgabe, herausgegeben von Ralf Beil und Uta Ruhkamp, mit Essays von Ralf Beil, David E. Brauer,
Anne Massey, Rainer Metzger, Uta Ruhkamp und John-Paul Stonard, Texten u. a. von Daniel F. Herrmann, Kay
Heymer, Francis Outred, Sue Tate und Victoria Walsh sowie einer Chronologie der Jahre 1947 bis 1968.
432 Seiten mit ca. 400 Abbildungen, 24 x 31 cm, gebunden, gestaltet vom Bureau Mario Lombardo. 38 € im
Museumsshop.
Pressekontakt
Christiane Heuwinkel
Leiterin Kommunikation
[email protected]
Tel. +49 (0)5361 2669 69