Ein eigener Betrieb? Klar geht das!

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Wagnis mit Kalkül
Wer sich für den Kauf eines Unternehmens interessiert,
kann meist mit mehr Unterstützung rechnen, als er glaubt
FOTO: SIBYLLE ZETTLER
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Endlich Unternehmer: Patrick Moll (links) im Gespräch mit Mitarbeitern seines Metallbaubetriebs
„Ein eigener Betrieb?
Klar geht das!“
Ein ganzes Unternehmen mehrheitlich auf Kredit zu kaufen, das können sich nur
ganz wenige erlauben. Oder nicht? Ein vormaliger Fondsmanager hat dabei sogar den
Sprung in eine völlig neue Branche gewagt und einen Bauzulieferer übernommen
D
ie Lebensgeschichte von Patrick
Moll hat etwas, wovon viele
träumen. In Großbritannien studiert, in Fernost und Spanien gearbeitet,
dann über ein Jahrzehnt leitender Mitarbeiter in den unterschiedlichsten
Funktionen bei einer der ganz großen
Fondsgesellschaften. „Neues hat mich
immer gereizt“, sagt der heute gerade mal
35-Jährige, und dem ist er treu geblieben.
Denn schon als Fondsmanager wusste
Moll, selbst Sohn aus einer Hamburger
Unternehmerfamilie, dass er eines Tages
in die Selbstständigkeit wollte: „Das“, sagt
er, „war immer mein Ziel.“
Moll verfolgte es systematisch und
auf eine Art und Weise, die fast schon eine
Vorlage sein kann für andere Angestellte,
die ebenfalls vom Sprung in neue Gewässer träumen. Und auch, genauso wie er,
nicht die Millionen im Hintergrund haben, die es für diesen Schritt vermeintlich
braucht. Sondern einfach eine gute Bank.
Über zwei Jahre lang suchte Moll systema-
tisch nach Familienunternehmen, deren
Seniorchef keinen Nachfolger hatte und
verkaufen wollte. Die weiteren Suchkriterien: ein gewachsener Kundenstamm,
ein etabliertes Geschäftsmodell, eine
bestehende Führungsstruktur, eine faire
Bewertung und vor allem ein Produkt,
dessen Produktion und Vermarktung sich
Steckbrief
Metallbau Schilling
Fakten: Übernahme eines Hamburger
Bauzulieferers im Zuge einer altersbedingten Nachfolgeregelung. Unternehmen seit
vier Jahrzehnten am Markt. Produktion
von Metallprofilen jeder Art. Weltweiter
Einsatz von Schilling-Profilen, sogar in der
deutschen Antarktis-Forschungsstation
Erfolgsrezept: hochindividualisierte
Produktion, Qualitätsorientierung, reine
Auftragsfertigung, maximale Flexibilität,
kurzfristige Lieferfähigkeit
Erwartungen an die Bank: Verständnis
der unternehmerischen Vision, Schnelligkeit, Vertrautheit mit allen Fragen rund
um Finanzierung und Übernahme durch
externe Käufer, Unterstützung der weiteren Ausdehnung ins Ausland
binnen Jahresfrist komplett verstehen
lässt. Und fand all das schließlich erfüllt
bei der Metallbaufirma Peter Schilling,
einem Bauzulieferer aus seiner Heimatstadt Hamburg. Ein Jahr ist Moll nun an
Bord, „80 Prozent der Materie kann ich
jetzt bearbeiten“. Kurz: „Et löpt“, wie der
Hamburger sagt.
Die Deutsche Bank konnte er mit einer
gut strukturierten unternehmerischen
Idee überzeugen. Und zwar so, dass bereits nach 14 Tagen das Finanzierungskonzept stand, berichtet Patrick Simon
von der Deutschen Bank in Hamburg. Er
finanzierte Molls Firmenkauf über einen
KfW-Gründerkredit ohne Zögern. „Die
Bank“, sagt Moll, „hat an mich und mein
Projekt geglaubt.“ Neue Märkte sucht der
Hamburger ganz nebenbei weiterhin.
Vielleicht in ein paar Jahren, wenn alles
rundläuft, wäre es wieder an der Zeit für
einen Firmenkauf. Eben ab und an eine
neue Herausforderung. Das wäre dann
Unternehmen Nummer zwei.
ätten Sie Lust, sich an einer Firma
zu beteiligen? Wenn ja, sollten
Sie das vielleicht mal ernsthaft
prüfen. Denn es sind gerade ziemlich gute
Zeiten für den Kauf eines mittleren Familienunternehmens. Viele Seniorchefs finden
keine Nachfolger in der eigenen Familie
und möchten verkaufen. Das konjunkturelle Umfeld passt, die Zinsen sind historisch
niedrig. „So eine Kombination ist einmalig“,
sagt Sabine Helmer, Regionsleiterin Öffentliche Fördermittel für Baden-Württemberg
und Bayern der Deutschen Bank.
Viel Eigenkapital ist dabei meist gar
nicht nötig. Denn wer ein gesundes Unternehmen erwirbt, kauft und besichert
einen Substanzwert. Und findet deshalb
immer ein offenes Ohr: „Die Finanzierung
von Anteilsübernahmen in Familien­
unternehmen“, sagt Thorsten Frahm von
der Geschäftsleitung der Deutschen Bank
in Hamburg, „gehört für uns zum Kerngeschäft.“ Er schaut dennoch sehr genau hin,
welche Übernahme er unterstützt – und
welche nicht. Im Mittelpunkt stehen das
Geschäftsmodell, Fachwissen und Strategie. Gefragt sind die künftigen Cashflows,
weniger das große Eigen­kapital. Oftmals
sind es deshalb langjährige Führungskräfte
aus der gleichen Branche, die einen Betrieb
übernehmen wollen, in dem der Senior
keinen Nach­folger hat. Mitunter aber auch
komplett Branchenfremde. Als Finanzmann
will Frahm natürlich Zahlen sehen, aber
auch, ob der Kreditnehmer fachlich und
menschlich geeignet ist, und vor allem den
berühmten „reason why“. „Der zukünftige
Unternehmer muss uns überzeugen“, sagt
Frahm, „er muss klar vermitteln können,
was er erreichen will, wie und warum.“
Aus Banksicht ist die Finanzierung eines Anteilskaufs eine Existenzgründung
– und wird auch so behandelt. Das aber
heißt, dass dafür sehr häufig auch die
entsprechenden öffentlichen Fördermittel zum Einsatz kommen. „Der Staat lässt
einen nicht allein“, sagt Sabine Helmer.
Schließlich besteht ein hohes öffentliches
Interesse, Familienunternehmen in Familienhand zu halten. Die gesamte Volkswirtschaft ist darauf angewiesen. Und so gibt
es bei Übernahme­finanzierungen „fast
immer“ eine Form der öffentlichen Förderung, weiß Helmer. Den Käufern stehen
also zahlreiche Optionen offen, die Übernahme finanziell zu stemmen. Eine weitere Möglichkeit wird gern übersehen: das
Verkäuferdarlehen. Denn auch der Senior
ist froh, wenn sein Betrieb in gute Hände
kommt. Und ist deshalb oftmals bereit, einen Teil des Kaufpreises zu stunden. Auch
das ist eine Chance.
Womit Neuunternehmer rechnen sollten
Wer sich in ein Unternehmen einkaufen will, muss zahlreiche Hürden und
­Herausforderungen meistern. Das zeigen auch zwei Studien der Deutschen Industrieund Handelskammer. Viele Neuunternehmer …
43 %
… haben Finanzierungs­
schwierigkeiten
50 %
34 %
… unterschätzen
­Anforderungen
43 %
46 %
… finden kein passendes
Unternehmen
49 %
22 %
… haben unzureichende
Qualifikation
… befürchten hohe
Erbschaftsteuerbelastung
32 %
18 %
QUELLE: DIHK-REPORT ZUR UNTERNEHMENSNACHFOLGE 2014 UND 2015
21 %
„Wir sind
dabei“
Drei Fragen an Stefan Bender,
Leiter Firmenkunden
bei der Deutschen Bank
Herr Bender, ein ganzes Unternehmen
zu kaufen, das trauen sich nur
wenige zu. Da sollte man doch einiges
an Geld mitbringen, oder?
Genau das Gegenteil wollen wir ver­
mitteln. Natürlich brauchen Sie meist
ein gewisses Eigenkapital, wenn Sie sich
als Nachfolger einkaufen. Viel wichtiger
ist für uns aber, ob der Übernahme­
interessent ein klares und durchdachtes Konzept vorlegt. Ob er also wirklich
weiß, wo das Unternehmen heute steht
und wohin er damit will. Wir wollen
Stärken und Schwächen hören, Chancen
und Risiken. Wenn das stimmig ist,
sind wir bei der Finanzierung dabei.
Wer sagt mir denn, ob der geforderte
Kaufpreis nicht viel zu hoch ist?
Da gibt es natürlich viele Ratgeber. Uns
sind eher zwei Punkte wichtig: Welche
Summe ist in angemessener Zeit über
Kredite finanzierbar, und wie viele
Eigenmittel sollen eingesetzt werden?
Worauf sollte der Käufer noch achten?
Was ist etwa mit der Bilanz?
Wir empfehlen eigentlich immer eine
Due Diligence. Denn in fast jeder
Position können Risiken stecken. Immer
wieder unterschätzt werden auch die
Pensions­rückstellungen, wo sich in vielen
Unternehmen Altlasten aufbauen.
Wir sehen, dass Pensionszusagen häufig
unter­finanziert sind. Das schlägt
sich dann sogar bis zum Rating durch.
2015
2014
Weitere Informationen zum Thema:
www.deutsche-bank.de/nachfolgefinanzieren
Eine Serie der Deutschen Bank für den Mittelstand