Physik III Quantenphysik & Statistische Physik http://photon.physnet.uni-hamburg.de/ilp/teaching/ http://photon.physnet.uni-hamburg.de/ilp/hemmerich/teaching/ 0.1 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Studienplan Physik Physik I & Physik II Klassische Physik: Mechanik, Elektrodynamik, Optik, Thermodynamik Physik III Quantenphysik und statistische Physik Atomphysik Molekülphysik Laserphysik 0.2 Physik III, WS 2016/17 Festkörperphysik Kernphysik Teilchenphysik Andreas Hemmerich 2016 © Legende Ü wird in einer Übung vertieft, entweder als Übungsaufgabe oder in den Übungsgruppen P wird in der Vorlesung behandelt, ist aber kein Prüfungsthema wird erst in den Theorievorlesungen konsequent durchgeführt ! 0.3 wird in der Vorlesung nicht behandelt, aber zur Vervollständigung ins Skript aufgenommen Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Inhaltsverzeichnis 0.4 1. Licht: Welle oder Teilchen? 2. Materie: Teilchen oder Welle? 3. Wellenmechanik 4. Die 1D Schrödinger Gleichung im Stufenpotential 5. Formale Grundlagen der Quantenmechanik 6. Elementare Quantensysteme 7. Bahn-Drehimpuls 8. Das Wasserstoff-Atom Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © 0.5 9. Magnetisches Moment & Spin 10. Die Feinstruktur des Wasserstoff-Atoms 11. Vielteilchensysteme: Bosonen & Fermionen 12. Wahrscheinlichkeit & Entropie 13. Boltzmann-Systeme 14. Bose-Einstein – und Fermi-Dirac-Statistik 15. Bose-Systeme 16. Fermi-Systeme Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Literatur Quantenphysik: begleitend zur Vorlesung experimentelle Ausrichtung M. Alonso, E. J. Finn Oldenbourg 2005 ISBN: 348657762X € 39,80 W. Demtröder Springer 2005 ISBN 3-5402-1473-9 € 44,95 Lexikalischer Charakter Relativ kompakte, klare Darstellung, moderat ausgebauter Formalismus, als Einstieg empfehlenswert 0.6 Physik III, WS 2016/17 Haken & Wolf Springer 2003 ISBN 3-540-02621-5 € 44,95 T. Mayer-Kuckuk Teubner 1997 ISBN 3-519-43042-8 € 29,90 Ausgebauterer Formalismus, hohes didaktisches Niveau, verbindet theoretische und experimentelle Aspekte Kompakte Einführung in die Atomphysik für Experimentalphysiker, wenig formale Basis Andreas Hemmerich 2016 © Literatur Quantenphysik: begleitend zur Vorlesung theoretische Ausrichtung 0.7 J.-L. Basdevant J. Dalibard Springer 2005 € 96,25 S. Gasiorowicz Oldenbourg 2005 € 44,80 C. Cohen-Tannoudji et al. de Gruyter 1999 € 54,00 Didaktisch hervorragend, gute fokussierte Themenwahl, elegante Darstellung, vermittelt viel Verständnis Relativ kompakt, anwendungsorientiert, guter Einstieg Ein didaktisch hervorragendes Lehrbuch der Quantenmechanik, umfangreich aber mit gutem Wegweisersystem ausgerüstet Physik III, WS 2016/17 J. Griffith Prentice Hall 2004 $ 111,49 Kompakte Einführung, selektiver Charakter Andreas Hemmerich 2016 © Literatur Quantenphysik: weiterführend 0.8 R. Loudon Oxford University Press € 57,31 C. Cohen-Tannoudji et al. Wiley 1998 € 72,90 C. Cohen-Tannoudji et al. Wiley 1989 € 72,90 P. Schmüser Springer 1995 € 27,95 Ausgezeichnetes Buch über Quantenoptik Exzellentes Buch über die Wechselwirkung zwischen Atomen und Licht Exzellente Einführung in die Quantenelektrodynamik Sehr gute Einführung in die Quantenfeldtheorie, pragmatischer Ansatz, schnörkellose Einführung der Dirac-Gleichung Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Literatur Statistische Physik 0.9 M. Alonso, E. J. Finn Oldenbourg 2005 ISBN: 348657762X € 39,80 Ch. Kittel, H. Kroemer Oldenbourg 1993 ISBN: 3486224786 ISBN 3-4862-5716-1 € 38,90 R. Becker Springer 1985 ISBN: 3540153837 K. Huang Wiley 1987 ISBN: 0471815187 $ 107,06 Guter Einstieg, kompakte, klare Darstellung, das Kapitel über statistische Mechanik ist besonders empfehlenswert Gute Einführung, akzentuiert quantenmechanische Aspekte Ein theoretisch orientierter Klassiker Für Fortgeschrittene mit theoretischer Orientierung. Schließt auch neuere Entwicklungen ein Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Über die Quantenphysik Niels Bohr: “Anyone who is not shocked by the quantum theory has not understood it.” Erwin Schrödinger “Ich mag sie nicht, und es tut mir leid, jemals etwas damit zu tun gehabt zu haben” Albert Einstein: “Ich kann […] nicht ernsthaft daran glauben, weil die Theorie mit dem Grundsatz unvereinbar ist, dass die Physik eine Wirklichkeit in Zeit und Raum darstellen soll, ohne spukhafte Fernwirkung” Richard P. Feynman: “I think I can safely say that nobody understands quantum mechanics.” 0.10 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Unterschiede zwischen klassischer Physik und Quantenphysik: Klassische Physik: Erfolgreiche Beschreibung makroskopischer Phänomene → Physikalische Größen (Ort, Zeit, Impuls, Energie,...) kontinuierlich Unterschiedliche Konzepte für Wellen und Teilchen x(t), p(t) Quantenphysik: sin(kx-ωt) → Individualität von Objekten: zwei Objekte sind niemals identisch → Erfolgreiche Beschreibung submikroskopischer Phänomene → Bestimmte physikalische Größen haben diskrete Wertebereiche Erhebliche Reduktion der Komplexität Elementare Einheiten für bestimmte physikalische Größen Möglichkeit identischer, ununterscheidbarer Objekte → Einheitliches Konzept für Wellen und Teilchen: Welle-Teilchen-Dualismus → Superpositionszustände, Unschärfe, Nichtlokalität, Verschränkung 0.11 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Klein und Groß Auflösung Elektronenmikroskop Auflösung LichtViren Mikroskop Atome Kleine Moleküle Atomkerne fm 10–15 m pm 10–12 m Quantenphysik Å nm 10–9 m µm 10–6 m homo sapiens Haar mm 10–3 m m Klassische Physik Unscharfe Grenze, hängt ab von Temperatur, Druck, ... 0.12 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Das Unbehagen an der Quantentheorie Superpositionsprinzip: Die Quantentheorie erlaubt “Überlagerungen” von Zuständen mit jeweils wohldefinierten physikalischen Eigenschaften → Interferenz, Unschärfe, Verschränkung, Nichtlokalität Messproblem: Die Quantentheorie erhebt den Anspruch sowohl die mikroskopische als auch die makroskopische Welt zu beschreiben. Beobachtung der Quantenwelt erfolgt mit klassischen Apparaten. Zur Operationalisierung des Messvorgangs benötigt die QT Aussagen über die Wechselwirkung mit (klassischen) Systemen, die aufgrund der zu großen Komplexität nicht durch die QT beschrieben werden. Die quantentheoretische Beschreibung “großer Systeme” (viele koppelnde Freiheitsgrade) ist ein aktuelles Forschungsgebiet rund um die offene Frage: Wie eliminiert die klassische Welt die Merkwürdigkeiten der Quantentheorie ? 0.13 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © QUANTUM CLASSICAL STOP show your classical apparatus 0.14 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © 1. Licht: Welle oder Teilchen ? 1.1 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Licht als Welle: Klassische Physik: → Licht ist eine elektromagnetische Welle Beispiel: ebene monochromatische Welle: ω ≡ 2πν E(x,t) = 1 2 E0 ei(kx-ωt) + E0* e-i(kx-ωt) Kreisfrequenz, ν ≡ Frequenz (375–750 THz sichtbar) 2π Wellenzahl, λ ≡ Wellenlänge (0.4–0.8 µm sichtbar) λ I ≡ ε0c E0 E0* über eine Ozillationsperiode gemittelte Intensität k ≡ ( Strahlungsleistung pro Fläche [Watt/m2] ) Dispersionsrelation: 1.2 Physik III, WS 2016/17 ω = c k, c ≡ 2.998 * 108 m/s Lichtgeschwindigkeit Andreas Hemmerich 2016 © Komplexe Schreibweise für reelle harmonische Felder: Reelles elektrisches Feld: 1 2 E(r,t) = A(r) 2 cos(φ(r) - ωt ) = komplexes Feld: A(r) [ ei(φ(r) - ωt ) + e-i(φ(r) - ωt ) ] 1 A(r) e-iφ(r) eiωt 2 = 1 2 A(r) eiφ(r) e-iωt + E(r,t) = 1 ( 2 E(r,t) + E(r,t)* ) E(r,t) = E(r) e-iωt , E(r) = A(r) eiφ(r) Zeitgemittelte Intensität: T = 2π/ω = Schwingungsdauer, I(r) / ε0c = T 1 T dt |E(r,t)|2 = E(r) E(r)* = A(r)2 0 BSP: ebene laufende Welle A(r) = A0, φ(r) = k r ebene stehende Welle A(r) = A0 cos(kr), φ(r) = 0 ⇒ E(r,t) = A0 ei(kr-ωt) I(r) = ε0c A02 ⇒ E(r,t) = A0 cos(kr) e-iωt I(r) 1.3 Physik III, WS 2016/17 = ε0c A02 cos2(kr) Andreas Hemmerich 2016 © Messung der Lichtgeschwindigkeit: (Foucault 1851) Jean Bernard Léon Foucault (1819 – 1868) f langer Weg, ca. 10 km Lichtquelle Drehspiegel Schirm c ≡ 2.998 * 108 m/s Lichtgeschwindigkeit 1.4 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Licht ist ein Wellenphänomen: Interferenz am Doppelspalt (Thomas Young 1805) Young kollimierte Sonnenlicht mit Hilfe eines Spiegels und einer kleinen Apertur. Statt eines Doppelspalts hielt er eine schmale Barriere in den Strahl. Thomas Young (1773-1829) d Modernere Variante: → Kollimierter Strahl eines “Laser Pointers” S ! Bedingung für Maxima: n λ = δL ≈ d sin(θ), n = 0, ±1,... d << S 1.5 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Auflösungsvermögen optischer Abbildungen Für die erste Beugungsordnung n = 1 gilt: d sin(θ) = λ Auflösung des Doppelspalts erfordert, dass 1. Ordnung die Linse trifft θ < α ⇒ d = λ / sin(θ) > λ / sin(α) > λ ⇒ Auflösungsvermögen optischer Abbildungen > λ d θ α Linse 1.6 Physik III, WS 2016/17 Schirm Andreas Hemmerich 2016 © Beobachtung der Interferenzfähigkeit von Licht Unsere Überzeugung, dass Licht ein Wellenphänomen ist, leiten wir aus seiner Interferenzfähigkeit ab → FRAGE: Was sind die Voraussetzungen für Interferenz, ist jede Lichtquelle interferenzfähig, oder gibt es Lichtquellen mit mehr oder weniger Interferenzfähigkeit? Michelson Interferometer beweglicher Spiegel zur Einstellung der Weglängendifferenz δx = c τ bzw. Laufzeitdifferenz τ Imax(τ) Imin(τ) I0 I0 I0/2 Messung der mittleren Intensität I(τ) Interferenzkontrast: K(τ) ≡ Laufzeitdifferenz τ 0 Imax(τ) - Imin(τ) Imax(τ) + Imin(τ) maximale Kohärenz: Interferenzkontrast maximal für alle τ partielle Kohärenz: Interferenzkontrast nimmt ab für große τ 1.7 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Exkurs: Die Kohärenzfunktion als Maß für Interferenzfähigkeit P Betrachte Punktlichtquelle Q: Licht E(t) gelange auf zwei verschiedenen Pfaden zum Punkt P t Pfad 1: Laufzeit t Pfad 2: Laufzeit t+τ xQ xP Elektrisches Feld am Punkt P: E(xP,t) ~ E(t) + E(t+τ) t+τ g(τ) ≡ h E(t) E(t+τ)* i h E(t) E(t)* i T Kohärenzfunktion 1.ter Ordnung hf(t)i ≡ 1 lim T→∞ T f(t) dt -T Mittlere Intensität am Punkt P: I(τ) / ε0c = h|E(t) + E(t+τ)|2i = h|E(t)|2i + h|E(t+τ)|2i + hE(t) E(t+τ)*i + hE(t)*E(t+τ)i = h|E|2i ( 2 + g(τ) + g(τ)* ) = 2h|E|2i (1 + Re[g(τ)]) = 2h|E|2i [ 1 + |g(τ)| cos(γ(τ)) ] g(τ) 1.8 Physik III, WS 2016/17 ≡ |g(τ)| eiγ(τ) Andreas Hemmerich 2016 © I(τ) = ε0c h|E(t) + E(t+τ)|2i = 2ε0c h|E|2i (1 + Re[g(τ)]) = 2ε0c h|E|2i [ 1 + |g(τ)| cos(γ(τ)) ] Annahme: |g(τ)| ändert sich kaum über eine Oszillationsperiode von cos(γ(τ)) Interferenzkontrast: Imax - Imin Imax + Imin Imax(τ) = 2ε0c h|E|2i [ 1 + |g(τ)| ] ⇒ = Eine Lichtquelle bezeichnet man als: P Imin(τ) = 2ε0c h|E|2i [ 1 - |g(τ)| ] |g(τ)| kohärent falls |g(τ)] = 1 partiell kohärent falls ∃ τ : 0 < |g(τ)] < 1 inkohärent falls g(τ) = 0 τ τ>0 |g(τ)|, Re[g(τ)] BSP1: Laserlicht E(t) = E0 exp(-i(ωt + φ)) g(τ) = exp(i ωτ) |g(τ)| = 1 1.9 Physik III, WS 2016/17 1 τ Andreas Hemmerich 2016 © φν(t) BSP2: Thermisches Licht chromatische Wellen ∑ ν=1 exp( -i(ωt + φν(t)) ) N h E(t) E(t+τ)* i = |E0|2 h φν3 0 t Stoßprozesse ändern die Phasen φν(t) ∈ [0,2π] zufällig i(φ (t+τ) – φµ(t)) i eiωτ e ν ∑ φν4 φν2 φν0 E0 exp( -i(ωt + φν(t)) ) , ν ∈ {1,...,N} N E(t) = E0 φν1 2π N Atome oder Moleküle in einem Gas emittieren mono- P ν,µ=1 = |E0|2 eiωτ h N ∑ ei(φν(t+τ) – φν(t)) i ν=1 Summanden mit ν≠µ mitteln sich zu Null eiχν falls freier Flug < τ χν ∈ [0,2π] zufällig e i(φν(t+τ) – φν(t)) = 1 falls freier Flug > τ t+τ t N ∑ e i(φν(t+τ) – φν(t)) ν=1 time N = P(<τ) ∑ eiχν + N P(>τ) = N P(>τ) ν=1 P(<τ) = Wahrscheinlichkeit für freien Flug kürzer als τ P(>τ) = Wahrscheinlichkeit für freien Flug länger als τ 1.10 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © P h E(t) E(t+τ)* i = |E0|2 eiωτ hN P(>τ)i = N |E0|2 eiωτ P(>τ) Kohärenzfunktion: g(τ) ≡ h E(t) E(t+τ)* i h E(t) E(t)* i = eiωτ P(>τ) aus kinetischer Gastheorie, Skript 3. Teil: Wahrscheinlichkeitsverteilung für freie Flüge der Dauer t ∈ [τ,τ + dτ] : p(t) = 1 exp(-τ/τ ) 0 τ0 τ0 = mittlere freie Flugzeit Wahrscheinlichkeit für freien Flug mit Dauer größer als τ : P(>τ) ≡ ∞ p(s) ds = τ exp(-τ/τ0) g(τ) = eiωτ exp(-τ/τ0) ⇒ Re[g(τ)] = cos(ωτ) exp(-τ/τ0) |g(τ)| = exp(-τ/τ0) 1.11 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Hohlraumstrahlung: (Planck’sches Strahlungs-Gesetz) • Würfel (Kantenlänge L) mit verspiegelten Flächen der Temperatur T L • Man beobachtet die Strahlung, die durch eine kleine Öffnung austritt ki L = 2π zi, zi ∈ Z , i = x,y,z Wie viele Moden gibt es pro Frequenzintervall? ky zwei mögliche Polarisationsrichtungen 2π/L 2π/L η = Anzahl von Moden k-Raum Volumen = kx 2 (2π/L)3 = 2V , V = L3 (2π)3 k-Raum Volumen der Sphäre mit Radius k und Dicke dk dSk = 4π ky k2 dk dk kx 1.12 Physik III, WS 2016/17 1 dρ V dν = 1 V = 4π (2π)3 ν2 c3 dSk ν2 η = 8π dν c3 dν ⇒ spektrale Modendichte (1a) ν2 1 ω2 1 1 dρ 1 dρ = = 4 = 3 dν 2π V V dω π2 c3 c Andreas Hemmerich 2016 © Rayleigh Jeans-Formel: Annahme der klassischen Physik Energie/Mode = kBT ⇒ spektrale Energiedichte 1 dE = V dν 1 dE = V dω kB= 1.38 10-23 JK-1 Boltzmann-Konstante 8π ν2 c3 kBT (1b) 1 ω2 k T π2 c3 B UV-Katastrophe: Divergenz für ν → ∞ Planck-Formel: Annahme der klassischen statistischen Mechanik: Im thermischen Gleichgewicht ist die Wahrscheinlichkeit ein System in einem Zustand mit der Energie E zu finden durch einen BoltzmannFaktor gegeben: P ~ exp( – E / kBT) (2a) aus kinetischer Gastheorie, Skript 3. Teil Annahme der Quantisierung: Die Energie einer Mode der Frequenz ω kann nur diskrete Werte En = n ω + E0(ω) annehmen. Wir bezeichnen die Energiepakete ω als Photonen ≡ 1.055 * 10-34 J s 1.13 Physik III, WS 2016/17 = Planck’sches Wirkungsquantum Andreas Hemmerich 2016 © Zusammen: Die Wahrscheinlichkeit n Photonen in einer Mode der Frequenz ω zu finden Pn ~ exp( – nω / kBT) ∞ ∑ Normierung: n=0 Pn = 1 ⇒ Pn = (1- e-α ) e-nα , verwende (2b) α ≡ ω / kBT ∞ ∑ qn = 1/(1 - q) falls q <1 n=0 Mittlere Photonenzahl in der Mode mit Frequenz ω: hni = ∞ ∑ n Pn n=0 = ⇒ 1.14 Pn ∞ = (1- e-α ) ∑ n e-nα (2b,3a) d -nα = (1- e-α ) ∑ – dα e = n=0 n=0 d (1- e-α )-1 – (1- e-α ) dα = ∞ hni 1 1 + hni 1 + hni = 1 (eα - 1) verwende ∞ ∑ qn = - (1- e-α ) d dα ∑ e-nα n=0 1/(1 - q) falls q <1 (3a) n=0 n = Pth(n) Verteilung der Photonenzahl in einer “thermischen Lichtquelle” BSP: Glühlampe, Sonne,... Physik III, WS 2016/17 ∞ Andreas Hemmerich 2016 © spektrale Energiedichte: 1 dρ hni ω V dω 1 dE = V dω spektrale Modendichte = ω2 π2c3 mittlere Anzahl von Photonen pro Mode 1 (eω/kBT - 1) ω Planck (1900) (3b) Energie pro Photon ω << kBT ⇒ eω/kBT ≈ 1 + ω/kBT ⇒ Rayleigh/Jeans spektrale Strahldichte: r θ dVθ θ dVθ = c dt dâ r = c dt cos(θ) da c dt r z=dâ φ 1.15 Physik III, WS 2016/17 Pro Fläche da, Zeitintervall dt, und Frequenzintervall dω in den Raumwinkel dΩ in Richtung r emittierte Strahlungsenergie dS A y θ dâ Volumen dVθ, welches während der Zeit dt zur Abstrahlung unter dem Winkel θ durch die Öffnung dâ beiträgt: x dS = 1 dE 1 dΩ dω dVθ , V dω 4π dΩ = sin(θ) dθ dφ S = 4π Andreas Hemmerich 2016 © Strahlungsintensität: pro Fläche emittierte Strahlungsleistung dS = dt da dΩ dω I = ∞ dΩ dω Halbraum 0 1 1 dE c cos(θ) , 4π V dω c dS = 4π dt da dΩ dω dΩ = sin(θ) dθ dφ ∞ 1 dE dω V dω 0 c dθ dφ sin(θ)cos(θ) = 4 Halbraum ∞ 1 dE dω V dω 0 π = (kBT)4 4π2c23 ∞ dα 0 α3 eα - 1 = σ T4 , π4/15 1 dE = V dω π2c3 σ = π2 kB4 60 c2 3 = 5.67 × 10-8 W (3c) m2 K4 Stefan (1879), Boltzmann (1884) ω3 (eω/kBT - 1) Variablentransformation α = ω/kBT 1.16 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © dE dE dω = dω dλ dλ Kosmischer Mikrowellen-Hintergrund Ü 2000 K – Fit mit Planck-Formel für T = 2.76 K Rayleigh/Jeans 2000 K 1800 K 1200 K 2 4 6 8 10 Wellenlänge [µm] Wellenlänge [mm] I = σ T4 2000 K 1800 K 1200 K 1000 Temperatur [K] 1.17 Physik III, WS 2016/17 2000 Max Planck (1858-1947) Nobelpreis 1918 Robert Wilson & Arno Penzias Nobelpreis 1978 Andreas Hemmerich 2016 © Licht als Teilchen: das Photon Lichtquantenhypothese: A. Einstein 1905 → Energieaustausch mit einer Lichtwelle E(r) e-iωt der Frequenz ω erfolgt in Paketen der Energie ω ≡ 1.055 * 10-34 J s = Planck’sches Wirkungsquantum Die Energiepakete nennt man Photonen man kann Photonen als Lichtteilchen bezeichnen, allerdings ist die Analogie zum klassischen Teilchenbild gering ausgeprägt... Innerhalb der räumlichen Ausdehnung der Welle ist der Aufenthaltsort eines Photons nicht bestimmbar. Photonen sind delokalisierte Objekte Das Betragsquadrat der Welle E(r)E(r)* gibt die Warscheinlichkeitsdichte für die Messung eines Photon an 1.18 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Experimenteller Nachweis des Photons: Photo-elektrischer Effekt (Experiment: Entdeckung durch Becquerel 1839, Hertz & Hallwachs 1887, Genaue Vermessung durch Lenard 1902 Interpretation: Einstein 1905) Photokathode Na, K, Rb, Cs Anode Elektronen I Albert Einstein (Nobelpreis 1921) Später als Jude verfolgt Philipp Lenard (Nobelpreis 1905) Später Verfechter der arischen Physik und Gegner Einsteins U → Photostrom sättigt bei einem für P charakteristischen Wert I I(P2) → Photostrom verschwindet für charakteristische Gegenspannung U0 → Gegenspannung U0 und somit die dem Elektron vom Licht mitgeteilte kinetische Energie hängt nur von Frequenz ω ab, nicht aber von der Lichtleistung P 1.19 Physik III, WS 2016/17 I(P1) -U0(ω) U Lenard 1902 Andreas Hemmerich 2016 © Experiment: U0(ω) = a ω – UA Multiplikation mit Elementarladung e: eU0(ω) + eUA = e a ω Energieerhaltungsgleichung ! e a = = Planck Konstante Interpretation: Das Licht überträgt Energiepakete der Größe ω auf die Elektronen in der Kathode Ein Teil der Energie, nämlich eUA, wird verwendet um die Elektronen aus der Kathode zu befreien. Der Rest eU0(ω) wird in kinetische Energie der Elektronen umgesetzt. U0 Kathode Anode eU0(ω) –UA ωA 0 ω - - - - - eUA eUA [eV] λA[nm] Na 2.28 543 K 2.25 551 Cs 1.94 639 Situation für I=0, U = -U0(ω) eUA = Austrittsarbeit, die ein Elektron leisten muß um die Kathode zu verlassen ωA = eUA/ , λA = 1.20 Physik III, WS 2016/17 2πc ωA = Grenzwellenlänge Andreas Hemmerich 2016 © Unterhalb von ωA (grauer Bereich) kann die Austrittsarbeit nicht durch das eingestrahlte Licht aufgebracht werden. Für einen Bruchteil von Elektronen kann die Austrittarbeit jedoch immer durch thermische Strahlung aufgebracht werden. Eine negative Gegenspannung allein (d.h. Beschleunigungsspannung) kann nur bei extrem hohen Feldstärkewerten den Austritt von Elektronen (d.h. Stromfluss) bewirken, indem die Potentialbarriere in der Kathode hinreichend abgesenkt wird: → Feldemission U0 Potentialbarriere 0 –UA ωA ω Intensität - - - Kathode - eUA eU0(ω) Anode Fazit: Der Austausch von Energie zwischen Elektronen der Ladung e und einem Lichtfeld der Frequenz ω erfolgt in Paketen der Energie ω Verallgemeinerung I: Dies gilt für die Wechselwirkung von Licht mit jeder Form von Materie. Verallgemeinerung II: Die Energie eines Lichtfelds der Frequenz ω kann nur die Werte n ω + E0 , n ∈ N annehmen. 1.21 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Zählen von Photonen: Photomultiplier Quanteneffizienz QE -1500 V gnd Photokathode beschichtet zur Minimierung der Austrittsarbeit Quanteneffizienz QE = Anzahl der an der Photokathode ausgelösten Elektronen Anzahl der eintreffenden Photonen Bei 7 Sekundärelektronen pro Elektron und 10 Dynoden erhält man 710 Elektronen, entsprechend einer Ladung von 1 V an 10 pF 1.22 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Zählen von Photonen mit dem Photomultiplier: viel Licht Photonen Photoelektronen Signal-Pulse Signal (quasi-kontinuierlich) wenig Licht Photonen Photoelektronen Signal (diskrete Pulse) Dunkelzählrate: durch Kühlung < 1 s-1 1.23 Quanteneffizienz QE = 30% im sichtbaren Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Photomultiplier Photonenstatistik: Zählelektronik n = Anzahl der Photonen, die während einer Zeit t gezählt werden hni = mittlere Anzahl der Photonen, die während einer Zeit t gezählt werden n P(n) = exp(– hni) Laserlicht: hni n! Glühlampe (thermisches Licht): n hni 1 Pth(n) = 1 + hni 1 + hni Poisson -Verteilung → ∞ Mittlere Photonenzahl: hni = ∑ n P(n) → n=0 Schrotrauschen: ∞ Δn ≡ ∑ thermische Verteilung Thermisches Rauschen: (n – hni)2 P(n) = hni Δn = n=0 hni + hni2 Pth(n) hni hni Δn 0 1.24 Physik III, WS 2016/17 n Δn 0 n Andreas Hemmerich 2016 © Das Photon trägt Impuls: → Erweiterte Lichtquantenhypothese Einstein 1916: Energieaustausch mit einer Lichtwelle (ω,k) erfolgt in Paketen der Energie ω , jedes Paket trägt den Impuls k Beobachtung des Photonenimpuls: Compton-Effekt (Compton 1923) Kohlenstoff Kα -Röntgenstrahlung λ0 = 71.1 pm p φ ω,k,λ Arthur H. Compton (1892 - 1962) Nobelpreis 1927 ω’,k’,λ’ Beobachtung des Streuspektrums in Abhängigkeit vom Streuwinkel φ : A. H. Compton, Phys. Rev. 22, 409 (1923) Zählrate φ = 0° λ0 1.25 Physik III, WS 2016/17 λ0 λ’= 71.5 pm φ = 135° φ = 90° φ = 45° λ0 λ’= 73.1 pm λ0 λ’= 74.9 pm λ Andreas Hemmerich 2016 © Stoßbilanz: vor dem Stoß: Das Elektron ist mit wenigen eV im Festkörper gebunden. Die Energie der eingestrahlten Röntgenphotonen ω liegt im keV-Bereich. Daher wird das Elektron vor dem Stoß als frei und ruhend betrachtet. nach dem Stoß: Das Elektron hat den Impuls p und die kinetische Energie K. Das gestreute Photon hat die Energie ω’ und den Impuls k’ Energiebilanz: ω = ω’ + K Impulsbilanz: k = k’ (4.1) k ≡ |k|, k’ ≡ |k’|, p ≡ |p| + p (4.2) Relativistische Geschwindigkeit des Elektrons nach dem Stoß ⇒ Verwende Dispersionsrelation der speziell relativistischen Mechanik: E = M c2, p = M v mit M=m 1 (1- v2/c2)1/2 ⇒ E ≡ K(p) ≡ m2c4 + p2c2 – mc2 m2c4 + p2c2 , K ≡ (4.3) E - mc2 m = Ruhemasse Aus (4.1) und (4.3): (ω – ω’) + mc2 = m2c4 + p2c2 Quadriere (4.4) und löse nach p2c2 auf : p2c2 = 2 (ω – ω’)2 + 2mc2 (ω – ω’) (4.4) (4.5) Multipliziere (4.2) mit c, löse nach c p auf, quadriere und verwende ω = c k und k k’ = k k’ cos(φ): p2c2 = 1.26 Physik III, WS 2016/17 2ω2 + 2ω’2 – 2 2 ω ω’ cos(φ) (4.6) Andreas Hemmerich 2016 © p2c2 = 2 (ω – ω’)2 + 2mc2 (ω – ω’) (4.5) p2c2 = 2ω2 + 2ω’2 – 2 2 ω ω’ cos(φ) (4.6) Subtraktion der Gleichung (4.6) von (4.5) ergibt unter Verwendung von ω = 2πc / λ : λ’ – λ = Gestreute Welle hat größere Wellenlänge λc (1 – cos(φ)) Compton Wellenlänge des Elektrons: λc ≡ 2π mc = (4.7) 2.43 pm (liegt im Größenbereich zwischen Kern und Atomhülle) maximal übertragener Impuls bei Rückstreuung (φ = 180°) : p = 2k mc + k mc + 2k Ursache der unverschobenen Komponente des Compton-Spektrums: Röntgen-Photonen wechselwirken auch mit stark gebundenen Elektronen. Der dabei übertragene Impuls p = k wird von den Kohlenstoffkristallen als Ganzes aufgenommen. Die dabei übertragene kinetische Energie p2/2M ist extrem klein aufgrund der großen Masse M. 1.27 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Noch ein Beweis für die Lichtquantenhypothese: Röntgenspektren UHeiz Kα Glühkathode 25 keV Kβ 15 keV U 5 keV Anode (Ni, Pd, Pt,...) Falls die thermische Energie > Austrittsarbeit, treten Elektronen aus der Kathode aus und können durch eine Spannung U beschleunigt werden. Die Elektronen treffen auf die Anode und werden stark abgebremst. Dabei ensteht Röntgen-Strahlung mit kontinuierlichem Spektrum mit scharfer Grenzfrequenz ωG ωG = eU + Eth 1.28 λ [Å ] Grenzwellenlängen λG hängen nur von der Elektronenenergie ab, nicht vom Elektrodenmaterial Eth = thermische Energie ( ≈ eV) eU = Beschleunigungsenergie ( ≈ 1 - 100 keV) Bemerkung: 25 keV Röntgenstrahlung: λ = 0.5 Å Physik III, WS 2016/17 Bremsspektrum = Atomare Größenskala Andreas Hemmerich 2016 © 2. Materie: Teilchen oder Welle ? 2.1 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Erkenntnisse vor 1900: (John Dalton, 1766-1844) Dalton 1802: Gesetz der multiplen Proportionen Gewichtsverhältnisse der Elemente in verschiedenen Substanzen ganzzahlig Gay-Lussac 1808: (Joseph-Louis Gay-Lussac, 1778-1850) Ganzzahlige Volumenverhältnisse bei chemischen Reaktionen von Gasen (Amadeo Avogadro, 1776-1856) Avogadro 1811: Bei gleichem Druck und gleicher Temperatur enthalten gleiche Volumina von Gasen die gleiche Anzahl von Molekülen: N = 6 × 1023 (Dimitrij Ivanowitsch Mendelejeff, 1834-1907) (Julius Lothar Meyer, 1830-1895) Anordnung der Elemente nach Atommassen (Perioden) und chemischen Eigenschaften (Gruppen) Mendelejeff & Mayer 1865: FAZIT: Es gibt chemisch invariante Elementarbausteine (Atome) aus denen sich größere Strukturen (Moleküle, Festkörper) zusammensetzen Relative Atomgewichte (Massen): Konvention 12C → A = 12 1 Mol = Atom/Molekulargewicht in Gramm enthält N = 6.02214 × 1023 Teilchen 2.2 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Röntgen-Strahlung als Sonde für die sub-mikroskopische Welt Röntgen-Photonen haben Wellenlängen im Bereich der Größe von Atomen: 25 keV → λ ≈ 0.5 Å Röntgen-Mikroskop mit atomarer Auflösung ? Problem: keine Linsen bzw. Spiegel wie für sichtbare Strahlung Stattdessen: indirekte Beobachtung (im k-Raum) durch Bragg-Streuung Annahme: Kristalle sind periodische Gebilde. Röntgen-Strahlung wird an parallelen “Netzebenen” elastisch reflektiert ki d ! b–a = nλ kf θ θ θ William L. Bragg (1890 - 1971) William H. Bragg (1862 - 1942) Nobelpreis 1915 b ≡ d/cos(θ) a ≡ b sin(α) = b sin(2θ – 90°) a b – a = (1-sin(2θ – 90°)) d /cos(θ) = 2 cos(θ) d b α δR n λ = 2d cos(θ) Bragg-Bedingung 2.3 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Beobachtung der Röntgen-Beugung an Kristallen (von Laue 1913) Friedrich, Knipping, v. Laue, Annalen der Physik 1913 [2a] UHeiz Glühkathode CuSO4 * 5 H2O Kupfer-Vitriol Max v. Laue (1879 - 1960) Nobelpreis 1914 U Anode weisse Röntgenstrahlung 2.4 Schirm Was das Experiment zeigt: moderne Laue-Aufnahme: –> Kristalle sind periodische Gebilde. Die Netzebenenabstände d liegen im Å-Bereich → Ausrichtung von Kristallen → Substanzanalyse Andreas Hemmerich 2016 © Fragen: → Bedeutung der Netzebenen → Rolle der thermischen Bewegung: Schwingungen der Ionenrümpfe um Ihre Gleichgewichtslagen Exkurs: Grundkurs “Gitter” Bravais-Gitter Einheitszelle kleinste Einheit aus der sich das Gitter durch Translationen aufbauen läßt a1 a2 ai = primitive Vektoren → → → → Bravais-Gitter: R = { R | R = n1 a1 + n2 a2 + n3 a3, ni ∈ Z } → (5) Wigner-SeitzEinheitszelle 2.5 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Reziprokes Gitter: ky y kx x Bragg-Ebenen Bravais Gitter Wigner-Seitz-Einheitszelle Reziprokes Gitter Wigner-Seitz-Einheitszelle = Erste Brillouin-Zone Reziprokes Gitter: Wellenvektoren aller mit dem Gitter komensurablen ebenen Wellen → → → eiK(r+R) → K = {K| Ü →→ eiKR = → ∀ R∈R → 1∀ R ∈ R } Basis des reziproken Gitters K : K = { K | K = n1 b1 + n2 b2 + n3 b3, ni ∈Z } aj x ak bi = 2π a1 (a2 x a3) 2.6 = →→ ei K r Physik III, WS 2016/17 (6) mit {i,j,k} gerade Permutation von {1,2,3} Andreas Hemmerich 2016 © Bragg-Streuung → Eingestrahlte Welle: eiωt → e ikeinx → → → Gestreuter Wellenvektor: kaus , Δk → → Position der Streuzentren: r = R + u, → ≡ → → kein – kaus → → R ∈ R , u = Abweichung vom Gitterplatz R → durch thermische Bewegung. Wird durch Wahrscheinlichkeitsverteilung P(u) beschrieben. Annahme: einlaufende Welle induziert ein elektrisches Dipolmoment mit Phase φ, welches → eine ebene Welle in Richtung kaus abstrahlt (Fernfeldnäherung) → → → Eein(x) = e ikeinx → → Eaus(x) = eiφ → ik r e ein → → → ik (x–r) e aus → r → → Dr = eiφ e ikeinr → <u2>P δR = Gestreute Welle: Summiere Streubeiträge von allen Gitterplätzen auf → eiφ 2.7 Physik III, WS 2016/17 ∑ → ik r e ein r =R + u R∈R → → → ik (x–r) e aus P , f(u) P ≡ ∞ f(u) P(u) d3u -∞ Andreas Hemmerich 2016 © → → Gestreute Welle: E(x) = eiφ → → ik r e ein ∑ → ik (x–r) e aus R∈R → → → → i Δk u e = eiφ ei kausx → → ∑ → i Δk R e P R∈R → → = P ik x = eiφ e aus i Δk r e ∑ R∈R i Δk u e P → → P ∑ i Δk R e (7a) R∈R Debye-Waller-Faktor W r = R + u →→ → →→ → eiφ ei kausx → → → Struktur-Faktor S → Struktur-Faktor S: führt zu scharfen Bragg-Reflexen falls Δk ∈ K, unabhängig von der mittleren Abweichung der Streuzentren von den Gitterplätzen durch thermische Bewegung ! Thermische Bewegung reduziert die Intensität aber nicht die Schärfe der Bragg-Reflexe. → Δk ∈ K → Δk ∉ K ∑ P Ü →→ ⇒ verwende ∑ → → i Δk R 2 e = ∏ i = 1,2,3 sin((N+1)x/2) einx = eiNx n=0 = 1 ⇒ Alle eiΔk R verschieden R∈R N eiΔk R sin(x/2) sin( sin( Ni 2 1 2 ⇒ S = Anzahl der Gitterplätze ⇒ S ≈ 0 → → (Δk ai)) → → 2π Ni 2 (7b) → → (Δk ai)) Δk ai n 2π → , N1 N2 N3 = Anzahl der Gitterplätze, ai primitive Vektoren Die Schärfe der Bragg-Reflexe wird allein durch die Größe des Gitters bestimmt 2.8 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © P Bragg-Ebenen und Netzebenen: → → → Konstruktive Interferenz: kin - kout = K ∈ K Bragg Ebene: halbiert K ∈ K senkrecht BSP: n2 = n3 = 0 Reziprokes Gitter cos(θ) = ⇒ → Bragg-Bedingung → → Elastische Streuung: | kin | = | kout | → aus Zeichnung |K| /2 ⇒ → |kin| 2π → |K| 2π λ = 2 ⇒ n1 λ = 2 λ = 2 → → → |n1b1+n2b2+n3b3| 2π → |b1| cos(θ) cos(θ) cos(θ) → θ Bragg-Ebenen kout Bragg-Ebene , Netzebene: d = 2π → |b1| , n1λ = 2d cos(θ) → kin Bravais-Gitter → K∈ K d= 2π → |b1| Netz-Ebenen 2.9 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Debye-Waller-Faktor für harmonische Vibrationen: (Herleitung P ) Harmonische Oszillationen ⇒ Gauss-verteilte Abweichungen u, P(u): V(u) = 1 m ω2 u2 2 1 = d3u P(u) (2a) ⇒ ⇒ P(u) ∝ exp( –V(u)/ kBT ) m ω2 P(u) = π 2kBT Für Gauss-verteilte Abweichungen u, P(u): →→ i Δk u e 2 P u2 hu2i = P ≡ P(u) d3u = exp(- m ω2u2 / 2kBT) längere Rechnung →→ d3u 3/2 i Δk u P(u) e 2 = (verwende Gauß‘sches Momententheorem) 2 exp – Δk hu2i P 3 3kBT m ω2 Variablentransformation x2 = m ω2u2 / 2kBT →→ ⇒ i Δk u e 2 P = 2 3kBT exp – Δk 3 m ω2 (8) Intensität der Bragg-Reflexe nimmt mit der Temperatur exponentiell ab. 2.10 Physik III, WS 2016/17 Peter Debye (1884 - 1966) Ivar Waller (1898-1991) Nobelpreis 1936 Andreas Hemmerich 2016 © Entdeckung des Elektrons: Experiment von Thomson (1897) Anode mit Apertur UHeiz U2 ×× × × ×××× × ×× ×× ××× × ×× B-Feld Glühkathode Schirm U1 Joseph John Thomson (1856-1940) Nobelpreis 1906 • Ablenkung durch elektrisches Feld: Kathodenstrahlen sind elektrisch negativ geladen • Kompensation der Ablenkung durch magnetisches Feld: Bestimmung von e/m Annahme: Kathodenstrahlen bestehen aus Teilchen der Ladung e und der Masse m: → → → 0 = F = - e (v→ × B + E) 1 mv2 = e U1 2 2.11 Physik III, WS 2016/17 ⇒ e m E2 = 2U1 B2 Andreas Hemmerich 2016 © Millikan Experiment (1911): Gibt es eine Elementarladung? R. A. Millikan, Phys. Rev., 2:109-143, 1913. Öl-Dispenser Robert Andrews Millikan (1868-1953) Nobelpreis 1923 U Die Flugbahnen einzelne Tröpfchen werden beobachtet: mg • Kompensation der Gravitation durch ein elektrisches Feld ⇒ e = E • Aus Flugbahn-Beobachtungen bei E = 0 ( 6πηr v = mg, v = Geschwindigkeit, r = Radius, η = Viskosität von Luft) bestimmt man die Masse m ⇒ Aktueller Wert: e = 1,592±0,0017 · 10-19 As e = 1,602192 · 10-19 As Differenz aufgrund systematischer Fehler bei der Berechnung der Viskosität von Luft 2.12 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Rutherford Experiment (1911): Wie ist die innere Struktur der Atome? α-Teilchen = Kerne des Helium-Atoms: 2 Protonen + 2 Neutronen Goldfolie α-Strahler: 226Ra Ernest Rutherford (1871-1937) Nobelpreis (Chemie) 1908 Fluoreszenz-Schirm • Nahezu alle α-Teilchen gingen durch die Goldfolie hindurch so als wäre sie nicht da. Diese αTeilchen bewegten sich geradlinig weiter. • Einige wenige α-Teilchen wurden geringfügig abgelenkt, üblicherweise um einen Winkel von 2° und weniger. Die wahrscheinlichste Ablenkung an der ganzen Goldfolie lag unter einem Grad (Rutherford benannte sie in seiner Veröffentlichung von 1911 mit 0,87°). • Ganz wenige α-Teilchen wurden um einen Winkel von mehr als 90° abgelenkt. Rutherford nannte in seiner Veröffentlichung von 1911, dass es 1 von 20 000 bei der verwendeten Goldfolie sind. 2.13 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Rutherford Experiment: Thomsons Hypothese Rutherfords Hypothese • Masse und positive Ladung des Atoms sind in einem Kern konzentriert • Zwischen α-Teilchen und Kern wirkt die Coulomb-Kraft ⇒ Differentieller Streu-Wirkungsquerschnitt: σ(φ,θ) ≡ 1 d2n = J dt dΩ z Z e2 2 16π ε0 Ekin 1 104 sin4(θ/2) Z = Kernladung z = Ladung der Projektile Ekin = 5 MeV 102 Rutherford Ekin = kinetische Energie der Projektile 2.14 J = Fluss der eintreffenden Projektile n = Anzahl gestreuter Projektile Physik III, WS 2016/17 Thomson 80 160 θ [deg] Andreas Hemmerich 2016 © Das Wasserstoff Spektrum Mit H2 gefüllte Entladungsröhre 656.3 486.133 434.0 410.2 n=5 n=4 n=3 n=6 Erste Vermessung durch Anders Jonas Angström (1814-1874) Balmer (1885): Johann Jakob Balmer (1825-1898) Mathematiklehrer in Basel Balmer schlug vor, auch nach Linien für andere Werte von m, n und Bm zu suchen, die nicht im sichtbaren Spektrum liegen → Lyman-Serie: m = 1, n = 2,3,4,... liegt im UV → Paschen-Serie: m = 3, n = 4,5,6,...liegt im IR → Bracket-Serie: m = 4, n = 5,6,7,...liegt im IR Rydberg (1888): Johannes Robert Rydberg (1854-1919) 2.15 Physik III, WS 2016/17 λ = Bm n2 n2 – m2 für m = 2, B2 = 364.56 nm 1 = RH λ 1 1 – m2 n2 RH = 1.09677 × 107 m-1 Andreas Hemmerich 2016 © Bohr’sches Atommodell (1913): Ausgangspunkt: Rutherford-Modell: Elektronen bewegen sich um einen Kern Lichtquanten-Hypothese: E = ω Rydberg-Formel interpretiert als Energieerhaltung: 1 = R H λ 1 –1 m2 n2 ⇒ ω = 2π c RH m2 – 2π c RH n2 Niels Bohr (1885-1962) Nobelpreis 1922 = Em – En Bohrs Hypothesen: 1. Das Elektron kann sich nur auf bestimmten stabilen Kreisbahnen um den Kern bewegen. Die innere Energie eines Atoms kann daher nur diskrete Werte En annehmen. 2. Beim Übergang zwischen zwei Kreisbahnen Em > En wird die Energiedifferenz in Form eines Photons der Energie ω = Em – En abgegeben 3. Die erlaubten Bahnen sind durch quantisierte Werte des Bahn-Drehimpuls L = n gekennzeichnet 2.16 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Folgerungen aus den Bohr-Postulaten Annahme: Kernmasse unendlich, Kernladung = Ze Elektron bewegt sich im Coulomb-Potential des Kerns L = r me v = n me r v2 1 4πε0 = Ze2 r2 – rn n2 = a Z 0 pn = Z n a0 En = Epot(rn) + + 1 λc R∞ = 8π2 a02 a0 = pn2 2me = 4πε02 me -1 Ze2 4πε0 r 0.529177 × 10-10 m Bohr-Radius 1 – R∞ 2π c Z2 2 n = me e4 8c ε0 = e2 Epot(r) = 2 h3 = 1.0973731534 × 107 m-1 Korrektur durch endliche Kernmasse mK Betrachte das Zwei-Körper-Problem in Schwerpunktskoordinaten: me → me 1 + me/mK reduzierte Masse , für Wasserstoff: mK = mp = 1836.153 me En = – 2π c 2.17 Physik III, WS 2016/17 Z2 R∞ 1 + me/mK 1 n2 stimmt gut mit Beobachtung überein! (9) Andreas Hemmerich 2016 © E[eV] 0 -13.6 Epot = Ze2 1 – 4πε0 r r n=3 n=2 1 En ∝ – 2 n E1 = -13.6 eV n=1 n=3 n=2 n=1 Paschen Balmer Lyman α,β,γ,... Sonne Wasserstoff Helium Neon Argon Lithium Natrium Kalium Indium Thallium Quecksilber 2.18 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Franck/Hertz Experiment (1914) Hg-Dampf 1 Torr UHeiz James Franck Gustav Hertz (1882 -1964) (1887-1975) I – U + – V + FAZIT: 3 I Nobelpreis 1925 • Elektronen werden beschleunigt bis ihre kinetische Energie 2 den Wert E* besitzt, den die Anregung eines Atoms kostet. Danach sind sie nahezu in Ruhe und werden erneut beschleunigt. Die Gegenspannung V sorgt dafür, dass die Elektronen eine Mindestenergie brauchen um zum Strom I beizutragen. Falls eU = n E* , n = 1,2,... ensteht ein Minimum in der beobachteten U-I Kennlinie. 1 • Die für eine Anregung nötige Beschleunigungsspannung 0 2.19 5 Physik III, WS 2016/17 10 15 U hängt nur von der Atomsorte ab (z.B. 4.89 eV für Hg) • Falls eU ≥ E* wird Licht der Frequenz ω = E* emittiert. Andreas Hemmerich 2016 © Grenzen des Bohr’schen Atommodells • Die beobachtete Substruktur der Emissionslinien bleibt im Dunklen. Auch die Erweiterung auf elliptische Bahnen durch Sommerfeld löst das Problem nicht • Die Bohr’sche Drehimpuls-Quantisierung kann nicht die Spektren von Mehr-ElektronenAtomen erklären • Die beobachteten Lebensdauern & Emissionslinienstärken bleiben unerklärt • Die Frage der Stabilität des Grundzustands bleibt offen • Das Modell ist begrifflich inkonsistent. Es verwendet die Quantisierung der Energie zusammen mit dem klassischen Bahnbegriff 2.20 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Auch massive Teilchen haben Wellencharakter: de Broglie 1924 Comptes rendus de l‘Académie des Sciences, vol. 177, pp. 507-510 (1923) Recherches sur la théorie des Quanta (University of Paris, 1924) Freie Teilchen mit Impuls p und kinetischer Energie E werden durch eine ebene laufende Welle ei(ωt - kr) der Frequenz ω und der Wellenzahl k beschrieben, sodass Ekin = ω (10) ≡ Planck’sches Wirkungsquantum p = k Wir bezeichnen die materiellen Teilchen zugeordneten Wellen als Materiewellen bzw. de Broglie Wellen Luis Victor de Broglie (1892-1987) Nobelpreis 1929 Energie und Impuls sind von einander abhängig. Für ein klassisches (relativistisches) Teilchen gilt Ekin = m2c4 + p2c2 - mc2 Für nicht-relativistische Teilchen ist m2c4 + p2c2 ≈ mc2 + p2/2m und somit Ekin = p2/2m 2.21 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Dispersionsrelation für de Broglie Wellen: verwende Energie-Impuls-Beziehung der relativistischen Mechanik (4.3): Für ein Teilchen der Masse m: ω = ω(k) = ωc = c kc = c 2π 2π ≡ mc2/ , λc ≡ mc λc Ekin Compton-Wellenlänge für Teilchen mit Masse m k2 2m ω ≈ Für ein relativistisches Teilchen der Masse m (p >> mc): ω ≈ c k - ωc Physik III, WS 2016/17 m2c4 + p2c2 - mc2 ωc2 + c2k2 – ωc Für ein nicht-relativistisches Teilchen der Masse m (p << mc bzw. c k << ωc ): 2.22 = nicht-relativistische Materiewellen propagieren mit quadratischer Dispersion relativistische Materiewellen propagieren wie Licht Andreas Hemmerich 2016 © Beugung von Elektronen an einem Nickel-Kristall (Davisson, Germer 1927) Glühkathode Anode Amperemeter Ni-Einkristall Clinton J. Davisson (1981 –1958) Lester H. Germer (1896 - 1971) Polardiagramme der Streuintensität: C. Davisson and L. Germer, Phys. Rev. 30, 705 (1927) 2.23 Physik III, WS 2016/17 Nobelpreis 1937 Andreas Hemmerich 2016 © Elektronen zeigen gleichzeitig Wellen – und Teilchen-Charakter Youngs Doppelspalt-Experiment mit Elektronen: Quelle ist so schwach, daß immer nur ein Elektron unterwegs ist ⇒ Jedes Elektron interferiert mit sich selbst ! Akira Tonomura, Hitachi Advanced Research Laboratory 1994 2.24 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © C60 interference pattern diffraction grating: 50 nm slits at 100 nm period with grating no grating Markus Arndt, et al., Nature 401, 680-682 (1999) 2.25 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © 3. Wellenmechanik 3.1 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Delokalisierte – und lokalisierte Materiewellen Nicht-relativistische ebene Materiewellen: de Broglie → Ein nicht-relativistisches Teilchen mit der Energie E und dem Impuls p wird durch eine komplexwertige ebene Welle ψ(r,t) = A ei(ωt - kr) beschrieben mit der Frequenz E = ω und der Wellenzahl p = k . Es gilt somit die Dispersionsrelation 2k2 ω = 2m Interpretation der Wellenfunktion: Die komplexe Wellenfunktion selbst ist nicht direkt beobachtbar. Das Betragsquadrat der Welle |ψ(r)|2 bezeichnet die Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte des d3r |ψ(r)|2 = 1 erfordert |A|2 = 1 / V , Teilchens. Normierung der Wahrscheinlichkeit V wobei V das von dem Teilchen bevölkerte Volumen bezeichnet. Wegen |e i(ωt - kr)|2 = 1 ist das Teilchen über den gesamten Raum gleichmäßig verteilt. Für einen unendlichen Raum ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte überall Null. 3.2 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Superpositionsprinzip: ψ1(r,t) = 1 exp[i(ω1t - k1r)] , |ψ1(r,t)|2 = V-1 V ψ2(r,t) = 1 exp[i(ω2t - k2r)] , |ψ2(r,t)|2 = V-1 V 2ki2 ωi = , i = 1,2 2m Energie und Impuls von ψi(r,t) wohlbestimmt, Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte konstant. Eine Superposition von ebenen Matriewellen ist selbst eine physikalisch zulässige Materiewelle. ψ(r,t) = 1 exp[i(ω1t - k1r)] + exp[i(ω2t - k2r)] 2V Energie und Impuls von ψ(r,t) sind nicht wohlbestimmt Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte nicht konstant d3r |ψ(r)|2 = 1 , V |ψ(r,t)|2 2π/Δk |ψ(r,t)|2 = V-1 1 + cos(Δω t - Δk r) Δk = k1- k2 Δω = ω1- ω2 = (k1+ k2) 3.3 Physik III, WS 2016/17 r Δk 2m Andreas Hemmerich 2016 © Wellenpakete: Mit Hilfe der Überlagerung von ebenen Wellen verschiedener Frequenzen und Wellenvektoren erhält man lokalisierte Wellenpakete, welche lokalisierte Teilchen beschreiben. → Lokalisierte Teilchen sind durch Energie – und Impuls-Verteilungen statt scharfer Werte für Energie und Impuls gekennzeichnet Mathematisches Werkzeug: |eix|2 1 ebene Welle Überlagerung von n ebenen Wellen 1. - n. Harmonische Überlagerung eines Kontinuums ebener Wellen im Intervall k ∈ [1,n+1] n ∑ eikx Fourier-Transformation → 2 = 1 = sin(nx/2) 2 sin(x/2) k=1 n+1 dk eikx 2 = 1 Δx = 4π/n sin(nx/2) 2 x/2 0 Breite des verwendeten Wellenzahl-Intervalls: x Δx Δk = 4π Δk = n 3.4 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © P Exkurs: Fouriertransformation (Literatur: Fouriertransformation für Fußgänger, Teubner-Verlag; W. Döhring, Atomphysik und Quantenmechanik, Bd. I, S. 306) 1 = (2π)1/2 ψ(x) ∞ ik x dk ψ(k) e ψ(k) -∞ 1 = (2π)1/2 ∞ -ikx dx ψ(x) e -∞ Ortsraum: Einheit m Reziproker Raum (k-Raum): Einheit m-1 Zeitachse: Einheit s Frequenzachse: Einheit s-1 Für 1 Zeit – und 3 Raumkoordinaten: → ψ(x,t) = 1 (2π)2 ∞ →→ → -i(ωt kx) dω d3k ψ(k,ω) e -∞ 1 (2π)2 ∞ dt d3x -∞ (11) → ψ(k,ω) = 3.5 Physik III, WS 2016/17 →→ ψ(x,t) e i(ωt - k x ) → Jean Baptiste Joseph Fourier (1768 –1830) Andreas Hemmerich 2016 © BSP1: (x : k) ψ0 falls x ∈ [–d,d] ψ(x) = 0 sonst ψ(k) = ψ(x) ψ0 2 π sin(kd) k ψ(k) ψ0 2 π ψ0 k = π/d 2d x k 0 0 Endlicher Puls erfordert Superposition ebener Wellen mit beliebig kleinen Wellenlängen Bew: ψ(k) 3.6 1 = (2π)1/2 Physik III, WS 2016/17 ∞ dx ψ(x) e-ikx = -∞ ψ0 (2π)1/2 d dx e-ikx = -d ψ0 (2π)1/2 ik (eikd- e-ikd) Andreas Hemmerich 2016 © BSP2: ( t : ω) γ t) e-iΩt falls t > 0 2 0 sonst exp(– ψ(t) = t>0: Exponentieller Zerfall & Lorentz-Spektrum 1 1 (2π)1/2 γ/2 + i (Ω − ω) ψ(ω) = |ψ(t)|2 = e-γt 1 1 2π |ψ(ω)|2 = γ2/4 + (ω - Ω)2 Bew: 1 ψ(ω) = (2π)1/2 Ü 3.7 BSP3: Physik III, WS 2016/17 ∞ dt ψ(t) eiωt = -∞ 1 (2π)1/2 ∞ dt e( i(ω - Ω) - γ/2) t 0 1 1 = (2π)1/2 γ/2 + i (Ω − ω) Die Gauß-Funktion ist ihre eigene Fourier-Transformierte ψ(x) = exp(– (x/σ)2) ψ(k) e-1/2 -Breite: σ / 2 e-1/2 -Breite: = σ 2 exp(– (σ k)2/4) 2 /σ Andreas Hemmerich 2016 © δn(x) BSP4: Die Dirac’sche δ-Funktion (siehe auch: Cohen-Tannoudji et al. Quantenmechanik, Bd. II, Appendix II, Wiley & Sons) Definition: n n falls x ∈ [-1/2n, 1/2n] δn(x) ≡ 1/n 0 sonst x 0 δ(x) ≡ lim δn(x) n→∞ (*) Definierende Eigenschaft: im Sinne der Vorschrift: Rechne mit δn(x) und führe zuletzt den Limes durch ∞ dx δ(x) φ(x) = φ(0) für beliebige stetige Funktion φ(x) -∞ BEW: Ü 3.8 lim n→∞ 1/2n ∞ dx δn(x) φ(x) = -∞ n lim n→∞ dx φ(x) = φ(0) -1/2n Es gibt auch andere Funktionenfolgen, die (*) erfüllen und somit die δ-Funktion approximieren. Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © (2) Fourier-Transformierte von δ(x): a) b) δ(k) 1 = (2π)1/2 δ(x) 1 (2π)1/2 = ∞ dx δ(x) e-ikx -∞ ∞ dk δ(k) eikx (*) = = -∞ 1 (2π)1/2 1 2π ∞ dk eikx -∞ BEW zu a): Mit BSP1 folgt 3.9 1 (2π)1/2 sin(k/2n) 1 (2π)1/2 k/2n ∞ 1 dx φ(x) 2π -∞ BEW zu b): = δn(k) = ∞ dk φ(-k) -∞ Physik III, WS 2016/17 = 1 (2π)1/2 ⇒ ∞ dk eikx = 1 2π -∞ ∞ dk φ(k) -∞ = 1 lim δn(k) = (2π)1/2 n→∞ ∞ ∞ dk -∞ 1 (2π)1/2 dx φ(x) eikx -∞ ∞ dk φ(k) ei0k = φ(0) -∞ Andreas Hemmerich 2016 © Partielle Integration: ∂ ( f(x) g(x) ) = f(x) ∂ g(x) + g(x) ∂ f(x) ∂x ∂x ∂x f(∞)g(∞) - f(-∞)g(-∞) = f(∞)g(∞) = f(-∞)g(-∞) 3.10 Physik III, WS 2016/17 ∞ dx f(x) ∂ g(x) + ∂x -∞ ⇒ ∞ dx f(x) ∂ g(x) ∂x -∞ ∞ dx g(x) ∂ f(x) ∂x -∞ = – ∞ dx g(x) ∂ f(x) ∂x -∞ Andreas Hemmerich 2016 © Ü Wichtige Eigenschaften: A. → → → → F(x) = ∇ g(x) → → → → f(x) = ∇ G(x) → → → → → F(x) = ∇ × G(x) →→ → → , F(k) = i k g(k) , f(k) = i k G(k) , → → → → → → → → → → ∇x → -i x → FT ik → ∇k (12) F(k) = i k × G(k) Beweis: man verwendet die Definition der Fourier-Transformierten und integriert partiell ∂ g(x) ∂x f(x) = -ix g(x) z.B. a) f(x) = b) a) ⇒ 3.11 , , f(k) = ik g(k) f(k) = ∂ g(k) ∂k f(k) = 1 (2π)1/2 ∞ dx g´(x) e-ikx = -∞ – = 1 (2π)1/2 ∞ dx g(x) ik e-ikx -∞ = Physik III, WS 2016/17 ∞ dx g(x) ∂ e-ikx ∂x -∞ ∞ 1 -ikx = ik g(k) ik dx g(x) e (2π)1/2 -∞ 1 (2π)1/2 Andreas Hemmerich 2016 © ∞ dk φ(k)* ψ(k) -∞ ∞ dk |ψ(k)|2 -∞ B. ∞ dx φ(x)* ψ(x) -∞ ∞ dx |ψ(x)|2 -∞ = = Parseval-Gleichung (13) 1 Beweis: man setzt die Fourier-Transformierten φ(k), ψ(k) ein und verwendet δ(x) = 2π ∞ dk φ(k)* ψ(k) -∞ = = 3.12 Physik III, WS 2016/17 ∞ dx -∞ ∞ dx -∞ ∞ dk -∞ = φ(x)* φ(x)* ∞ dy -∞ ∞ dy -∞ 1 2π 1 ψ(y) 2π ψ(y) δ(x-y) ∞ dx φ(x)* eikx -∞ ∞ dk eikx -∞ ∞ dy ψ(y) e-iky -∞ ∞ dk eik(x-y) -∞ = ∞ dx -∞ φ(x)* ψ(x) Andreas Hemmerich 2016 © C. Unschärfe-Beziehung der Fourier-Transformation: Fourier-Ungleichung φ(k) ψ(x) Δx Δk k x 0 0 Δx ≡ h(x - hxi)2i1/2 x-Standardabweichung Δk ≡ h(k - hki)2i1/2 k-Standardabweichung hf(x)i Behauptung: Δx Δk ≥ 1/2 3.13 Physik III, WS 2016/17 ≡ ∞ dx f(x) |ψ(x)|2 -∞ (in 3 Dimensionen: Δrν Δkµ ≥ 1/2 δνµ ) Andreas Hemmerich 2016 © Es sei ∞ ∞ ∞ ikx dx |ψ(x)|2 = 1 mit dk φ(k) e dk |φ(k)|2 = -∞ -∞ -∞ ∞ dx f(x) |ψ(x)|2 Mittelwert der Funktion f(x) bezügl. |ψ(x)|2 hf(x)i ≡ -∞ 1 ψ(x) = (2π)1/2 Definition : Δx2 ≡ h(x - hxi)2i x-Varianz des Wellenpakets (ψ(x), φ(k)) Δk2 ≡ h(k - hki)2i k-Varianz des Wellenpakets (ψ(x), φ(k)) Behauptung: Δx Δk ≥ 1/2 (in 3 Dimensionen: Δrν Δkµ ≥ 1/2 δνµ ) P Beweis: OBdA sei hxi = 0 : (i) Δx2 = hx2i = ∞ dx |x ψ(x)|2 = -∞ = ∞ ∂ dk | φ(k)|2 ∂k -∞ A. FT[x ψ(x)](k) = 3.14 Physik III, WS 2016/17 = (14) ∞ dk |FT[x ψ(x)](k)|2 -∞ ∞ ∞ 2 ∂ ∂ ∂ φ(k) φ(k)* – dk = dk ( φ(k))* ( φ(k)) 2 ∂k ∂k ∂k -∞ -∞ partielle Integration i ∂ φ(k) ∂k (ii) Δk2 = ∞ dk | (k - hki) φ(k)|2 -∞ B. Parseval-Gl. Andreas Hemmerich 2016 © ∞ ∂ dk | + λ (k - hki) ∂k -∞ 0 ≤ = ∞ ∂ dk φ(k)* + λ*(k - hki) ∂k -∞ = partielle Integration: ∞ dk ∂ + λ* (k - hki) φ(k)* ∂k -∞ ∂ + λ (k - hki) ∂k ∞ dk ∂ + f(k) A(k) B(k) ∂k -∞ = = = (i, ii) ⇒ + λ*(k - hki) ∂ ∂k φ(k) φ(k) 0 ≤ Δx2 + λ2 Δk2 – λ = (Δx – λΔk)2 + λ (2 ΔxΔk – 1) wähle λ = Δx /Δk > 0 Physik III, WS 2016/17 φ(k) ∞ ∂ dk A(k) - + f(k) B(k) ∂k -∞ ∞ ∂ ∂2 dk φ(k)* - 2 + |λ|2 (k - hki)2 – λ + (λ*- λ) (k - hki) ∂k ∂k -∞ ∞ Δx2 + |λ|2 Δk2 – λ + (λ*- λ) dk φ(k)*(k - hki) ∂ φ(k) ∂k -∞ λ reell: ∂ + λ (k - hki) ∂k φ(k) ∞ ∂2 2 (k - hki)2 – ∂ λ (k - hki) φ(k)* dk + |λ| ∂k ∂k2 -∞ = 3.15 φ(k) |2 ⇒ 0 ≤ 2 ΔxΔk – 1 ⇒ Δx Δk ≥ 1/2 Fourier-Ungleichung Andreas Hemmerich 2016 © Herleitung der Schrödinger Gleichung für freie Teilchen: Ausgangspunkt ist die Frage: Welche Überlagerungen ebener de Broglie-Wellen sind zugelassene Materiewellen ? Welche Gleichung bestimmt die Gestalt bzw. zeitliche Entwicklung allgemeiner Materiewellen? de Broglie: Für ein freies nicht-relativistisches Teilchen mit kinetischer Energie E und Impuls p: ebene de Broglie Welle: , ε(r,t) = e-i(ωt - kr) mit Dispersionsrelation ∂ ε(r,t) ∂t = ω ε(r,t) → ∇ ε(r,t) i = k ε(r,t) i 2 ∆ ε(r,t) – 2m k2 k-Raum: ω = 2m , k2 ω = 2m → = (k)2 ε(r,t) 2m Ortsraum: i ∂ ε(r,t) ∂t = 2 – ∆ ε(r,t) 2m Dispersionsrelation (linear in ω und quadratisch in k) im k-Raum ist äquivalent zu einer linearen Differentialgleichung 1. Ordnung in “t” und 2. Ordnung in “r” im Ortsraum 3.16 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Für lineare Theorie folgt: (Superpositionsprinzip) Alle Überlagerungen ebener Wellen mit ω = → ψ(r,t) = 1 (2π)3/2 ∞ d3k -∞ → k2 sind zugelassene Materiewellen: 2m → → → φ(k) e -i(ω(k)t - k r ) φ(k) quadrat-integrable Funktion von k , → i ⇒ ∂ ψ(r,t) = ω ψ(r,t) ∂t → → ∇ ψ(r,t) = k ψ(r,t) i 2 ∆ ψ(r,t) = – 2m (15) 3.17 ⇒ ∂ ψ(r,t) = i ∂t (k)2 ψ(r,t) 2m 2 ∆ ψ(r,t) – 2m Schrödinger-Gleichung für freie Teilchen: (Schrödinger 1926) Erwin Schrödinger (1987-1961) Nobelpreis 1933 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Fazit: folgende Aussagen sind äquivalent (I) ψ(r,t) beschreibt eine freie Materiewelle k2 (II) ψ(r,t) ist eine Überlagerung von ebenen de Broglie-Wellen mit Frequenzen ω = 2m 2 ∂ ∆ ψ(r,t) ψ(r,t) = – (III) ψ(r,t) ist eine Lösung der freien Schrödinger-Gleichung i 2m ∂t Interpretation der Wellenfunktion: (Max Born 1926) Ebene Materiewellen sind unendlich ausgedehnt und nicht quadrat-integrabel. Damit ist |ψ(r)|2 nicht als Wahrscheinlichkeitsdichte interpretierbar. Ebene Wellen sind damit für die Beschreibung physikalischer Zustände nicht geeignet, bilden aber ein ausgezeichnetes Hilfsmittel bei der Superposition von physikalisch sinnvollen quadrat-integrablen Materiewellenpaketen. Man fordert die Normierungsbedingung: ∞ d3r |ψ(r)|2 1 = -∞ und interpretiert |ψ(r)|2 d3r als Wahrscheinlichkeit das Teilchen im Volumenelement d3r zu finden 3.18 Max Born (1882-1970) Nobelpreis 1954 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Beweis (III) ⇒ (II): ∂ 2 ∆ ψ(r,t) ψ(r,t) – = ψ(r,t) ist eine Lösung der freien Schrödinger-Gleichung i 2m ∂t ∞ 2k2 1 ∂ ikr 3 ψ(r,t) = d k φ(k,t) e ⇒ i φ(k,t) = φ(k,t) 2m ∂t (2π)3/2 -∞ 2k2 -iω(k)t ⇒ φ(k,t) = φ(k) e , ω(k) = 2m 1 ⇒ ψ(r,t) = (2π)3/2 ∞ d3k -∞ φ(k) e -i(ω(k)t - k r ) Merke: Die Lösungen der SG sind notwendig komplex Falls ψ(r,t) ≡ e-i(ωt - kr) Lösung der SG, ist ψ*(r,t) keine Lösung und somit auch nicht: Re(ψ(r,t)) = (ψ(r,t) + ψ*(r,t)) /2 Die Wellenfunktion ψ ist ähnlich wie das Vektorpotential in der Elektrodynamik nicht direkt beobachtbar. 3.19 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Ort und Impuls einer Wellenfunktion: ψ(r,t) = 1 (2π)3/2 ∞ dk φ(k,t) eikr , φ(k,t) ≡ FT{ ψ(r,t) } -∞ Statt scharfer Werte für Ort und Impuls kann man i. A. nur die Momente der Orts – (|ψ(r,t)|2) bzw. Impulsverteilung (|φ(k,t)|2) angeben: → hri ≡ ∞ → d3r r |ψ(r,t)|2 Ortsschwerpunkt des Wellenpakets ψ (Erwartungswert für Ortsmessung des Teilchens) -∞ Δx ≡ ∞ d3r (x - hxi)2 |ψ(r,t)|2 -∞ 1/2 x-Ortsbreite des Wellenpakets ψ (Streuung einzelner Ortsmessungen, bzw. Ortsunschärfe des Teilchens) ∞ → hpi ≡ d3k → k Impulsschwerpunkt des Wellenpakets ψ (Erwartungswert für Impulsmessung des Teilchens) |φ(k,t)|2 -∞ Δxp 3.20 ≡ Physik III, WS 2016/17 ∞ d3k (kx - hpxi)2 |φ(k,t)|2 -∞ 1/2 x-Impulsbreite des Wellenpakets ψ (Streuung einzelner Impulsmessungen, bzw. Impuls-Unschärfe des Teilchens) Andreas Hemmerich 2016 © Erwartungswert und Unschärfe für vom Ort “r” bzw. Impuls “p” abgeleitete physikalische Größen: Auch für von Ort und Impuls abgeleitete physikalische Größen kann man die Momente bzgl. der Orts – (|ψ(r,t)|2) bzw. Impulsverteilung (|φ(k,t)|2) angeben. F(r) bzw. G(p) seien Funktionen des Orts bzw. des Impuls: ∞ hF(r)i ≡ d3r F(r) |ψ(r,t)|2 ΔF(r) ≡ ≡ ∞ d3k (G(k) - hG(k)i)2 |φ(r,t)|2 -∞ -∞ ∞ hG(p)i d3k G(k) |φ(k,t)|2 ≡ ΔG(p) 1/2 ∞ d3r (F(r) - hF(r)i)2 |ψ(r,t)|2 -∞ -∞ 1/2 Funktionen H(r,p) erfordern besondere Maßnahmen → später BSP: kinetische Energie: Ekin(p) ≡ p2/2m: mittlere kinetische Energie: hEkin(p)i ≡ ∞ -∞ 3.21 Physik III, WS 2016/17 2 2 d3k k |φ(k,t)|2 2m Andreas Hemmerich 2016 © Zeitentwicklung freier Wellenpakete: Für freie Teilchen gilt: Materiewellen ψ(r,t) haben stationäre Fourier-Transformierten ψ(k,t) , i.e. ψ(k,t) = ψ(k,0) e-iω(k)t , k2 ω = 2m |ψ(k,t)| = |ψ(k,0)| zeitunabhängig → Schwerpunkt h p i und Impulsbreite Δxp sind für freie Wellenpakete zeitunabhängig → vergleiche: für klassische freie Teilchen: p konstant BEW (I): freie Materiewellen sind Überlagerungen von deBroglie-Wellen ∞ ∞ 1 -i(ω(k)t - k r ) 1 3 φ(k) e 3k ψ(r,t) = d k d = 3/2 (2π) (2π)3/2 -∞ -∞ BEW (II): freie Materiewellen lösen die freie Schrödinger-Gleichung ∂ ψ(r,t) = i ∂t ⇒ 3.22 Physik III, WS 2016/17 2 – ∆ ψ(r,t) 2m ⇒ φ(k) e-iω(k)t eikr ψ(k,t) ∂ 2k2 ψ(k,t) ψ(k,t) = i 2m ∂t ψ(k,t) = ψ(k,0) e-iω(k)t mit ω(k) = k2 2m Andreas Hemmerich 2016 © ω(k) Zeitentwicklung freier Wellenpakete: ψ(x,t) = φ(k) = 1 (2π)1/2 ∞ dk φ(k) e -i(ω(k)t - k x ) -∞ φ(k) k FT{ ψ(x,0) } sei zentriert um k0 0 k0 Innerhalb von φ(k) ist Taylor-Entwicklung von ω(k) bis zur 1.ten Ordnung eine sehr gute Näherung für ω(k): ω0 ≡ ω(k0) ω(k) = ω0 + v (k - k0) + ... ∂ω Gruppengeschwindigkeit v ≡ = k0 ∂k k m 0 ψ(x,t) ∞ dk φ(k) e ik (x - v t) -∞ ≈ e -i(ω0 - k0 v ) t 1 (2π)1/2 = e -i(ω0 - k0 v ) t ψ(x - vt ,0) ⇒ |ψ(x,t)|2 ≈ |ψ(x - vt,0)|2 k • Einhüllende des Wellenpakets bewegt sich mit Gruppengeschwindigkeit v = m0 Diese ist identisch mit der Teilchengeschwindigkeit. • Wegen Vernachlässigung der Krümmung von ω(k) bei k0 erfolgt keine Änderung 2 der Form des Wellenpakets. Anders als für Licht ist die Krümmung hier ξ ≡ ∂ ω = ∂k2 k sodass bei genauer Rechnung Dispersion auftritt. 0 3.23 Physik III, WS 2016/17 m ≠ 0 Andreas Hemmerich 2016 © Heisenberg’sche Unschärfe-Relationen für Ort und Impuls: (Heisenberg 1925) Δx Δpx ≥ /2 Δy Δpy ≥ /2 Δz Δpz ≥ /2 Werner Heisenberg (1901-1976) Nobelpreis 1932 → → Beweis: Verwende Fourier-Ungleichung und de Broglie Relation für ebene Wellen p = k Interpretation: Ort und Impuls eines Teilchens können nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmt werden (BSP: Die minimale Ortsunschärfe eine H-Atoms mit Δp/m = 1 m/s beträgt ca. 600 a0 ) Bemerkung: Die Unschärfebeziehung für Ort und Impuls ist ein Spezialfall eines allgemeineren Zusammenhangs zwischen sogenannten konjugierten physikalischen Größen. Heisenberg kam zu diesem Ergebnis im Rahmen seiner Matrix-Theorie, die sich erst später als äquivalent zu der hier beschriebenen Schrödinger’schen Wellenmechanik erwies. 3.24 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © BSP: Freies Gauß-Wellenpaket ψ(x,t) = ⇒ Δx(t) = Δp(t) = 1 (2π)1/2 |ψ(x,t)|2 σ 2 3.25 2 = 1 + π Δx(t) exp 1/2 42t2 φ(k) ≡ mit (x - v0 t)2 – 2 Δx(t)2 , v0 ≡ k0 m 1/4 σ2 (2π)3 exp(– σ2 (k - k0)2 /4) Gruppengeschwindigkeit Δx(t) m2σ4 σ Δx(t) Δp(t) = 2 ⇒ ∞ dk φ(k) e -i(ω(k)t - k x ) -∞ Δx0 1 + 1/2 42t2 Δx0 Steigung: vD ≡ m2σ4 2m Δx0 t Unschärfeprodukt minimal für t = 0, für t >> 0 zerfließt das Wellenpaket mit der Geschwindigkeit vD Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Größenordnungen: • Ein Elektron, welches von einem Atom emittiert wird (Δx0 = Bohr-Radius) zerfließt mit der Geschwindigkeit vD = 1.1 × 106 m/s . Um einen gerichteten Elektronenstrahl zu erzeugen, benötigt man somit Beschleunigungsspannungen 2eU >> mvD2 , i.e. deutlich oberhalb von 14 V. • Ein H-Atom, welches sich von einer Festkörperoberfläche löst, zerfließt mit vD = 0.6 × 103 m/s • Der Schwerpunkt einer Polystyrene-Kugel mit 50 nm Radius zerfließt mit vD = 1.9 nm/s . Zum Vergleich: Die thermische Geschwindigkeit (2kBT = m v2) der Kugel by T = 1 K ist 7.1 mm/s 3.26 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Physikalische Größen und ihre Darstellung durch Operatoren a. Ort und Ortsoperator → R → Ortsoperator (Komponenten X,Y,Z) → → R: ψ → [Rψ](r,t) ≡ r ψ(r,t) a2. hri ≡ ∞ → d3r r |ψ(r,t)|2 = -∞ ∞ → d3r ψ*(r,t) r ψ(r,t) -∞ h r 2i ≡ ∞ d3r r2 |ψ(r,t)|2 -∞ ∞ d3r ψ*(r,t) r2 ψ(r,t) = -∞ → a1. ( [Xψ](r,t) = x ψ(r,t) etc.) = = ∞ → d3r ψ*(r,t) R ψ(r,t) -∞ ∞ d3r ψ*(r,t) R2 ψ(r,t) -∞ Die Wellenfunktion φr(r’) ≡ δ(r’-r) ist Eigenfunktion des Ortsoperators → → R φr(r’) = r φr(r’) zum Eigenwert r → Bew: R φr(r’) = R δ(r’-r) = r’ δ(r’-r) = r δ(r’-r) = r φr(r’) 3.27 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © a3. → Die Wahrscheinlichkeitsdichte für die Messung des Orts r für ein Teilchen mit der Wellenfunktion ψ(r,t) ist |ψ(r,t)|2 = ∞ d3r’ φr(r’)* ψ(r’,t) -∞ Eigenfunktion φr(r’) ≡ δ(r’-r) des Ortsoperators zum → Eigenwert r 3.28 Physik III, WS 2016/17 2 (Projektionsintegral) Wellenfunktion ψ(r,t) des Systems Andreas Hemmerich 2016 © b. Impuls und Impulsoperator → → P ≡ ∇ Impulsoperator (Komponenten Px, Py, Pz) i → → → ∂ ( Px = etc.) P: ψ → Pψ ≡ ∇ψ ∂x i i Behauptung: ∞ b1. → d3r ψ*(r,t) P ψ(r,t) , → hpi = hp2i = -∞ b2. Die Wellenfunktion φp(r) ≡ →→ 1 i p r / e (2π)3/2 ∞ d3r ψ*(r,t) P2 ψ(r,t) -∞ → → ist Eigenfunktion des Impulsoperators: P φp(r’) = p φk(r’) → zum Eigenwert p . → → b3. Die Wahrscheinlichkeitsdichte für die Messung des Impuls p = k für ein Teilchen mit der Wellenfunktion ψ(r,t) ist 2 ∞ |ψ(p,t)|2 = d3r φp(r)* ψ(r,t) (Projektionsintegral) -∞ 3.29 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Beweis: φ(k,t) = b1. hpi ≡ 1 (2π)3/2 d3r ψ(r,t) e-ikr sei Fourier-Transformierte von ψ(r,t) -∞ ∞ d3k k |φ(k,t)|2 -∞ = ∞ d3k k φ(k,t)* φ(k,t) -∞ 1 = (2π)3 ∞ d3k k -∞ 1 = (2π)3 ∞ d3k -∞ ∞ ∞ 3 d r’ ψ*(r’,t) d3r ψ(r,t) - ∇ eik(r’-r) i -∞ -∞ 1 = (2π)3 ∞ d3k -∞ ∞ ∞ ik(r’-r) 3 ∇ ψ(r,t) d3r’ ψ*(r’,t) d re i -∞ -∞ part. Integr. = ∞ ∞ ∞ d3r’ ψ*(r’,t) d3r -∞ -∞ 1 (2π)3 ∞ ∞ d3r’ d3r ψ*(r’,t) ψ(r,t) eik(r’-r) -∞ -∞ ∞ d3k eik(r’-r) -∞ ∇ ψ(r,t) i = ∞ d3r’ ψ*(r’,t) ∇ ψ(r’,t) i -∞ δ(3)(r’- r) = δ(x’- x) δ(y’- y) δ(z’- z) 3.30 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © → → ∇ i 1 (2π)3/2 eikr → b2. P φp(r) = b3. Fourier-Transformierte von ψ(r,t): ψ(p,t) = 3.31 Physik III, WS 2016/17 1 (2π)3/2 = k ∞ d3r ψ(r,t) e-ipr/ -∞ 1 eikr 3/2 (2π) = → = k φk(r) ∞ d3r φp(r)* ψ(r,t) -∞ Andreas Hemmerich 2016 © c. Von “r” und “p” abgeleitete physikalische Größen P F(r) ≡ ∑ n,m,k G(p) ≡ ∑ n,m,k fnmk xn ymzk F(R) ≡ ∑ n,m,k gnmk pxn pym pzk G(P) ≡ ∑ n,m,k fnmk Xn Ym Zk gnmk Pxn Pym Pzk ∞ hF(r)i d3r ψ*(r,t) F(R) ψ(r,t) = -∞ ∞ hG(p)i d3r ψ*(r,t) G(P) ψ(r,t) = -∞ Bemerkung: Eine Verallgemeinerung für physikalische Größen F(r,p), die von Orts - und Impulsvariablen abhängen, ist nicht in eindeutiger Weise möglich, da es bei der sukzessiven Anwendung von Orts - bzw. Impulsoperatoren auf die Reihenfolge ankommt. 3.32 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © BSP zu c. : kinetische Energie Ekin(p) = p2/2m Ekin ≡ P2/2m mit → P = ∇ i → dx ψ*(x,t) Ekin ψ(x,t) hEkin(p)i = -∞ Bew: ⇒ 3.33 Physik III, WS 2016/17 hp2i ≡ ∞ d3k 2k2 |φ(k,t)|2 -∞ 1 hp2i = (2π)3 = 1 (2π)3 = 1 (2π)3 mit φ(k,t) = 1 (2π)3/2 2 ∆ 2m Operator der kinetischen Energie ∞ Behauptung: Ekin ≡ - und somit ∞ d3r ψ(r,t) e-ikr -∞ ∞ ∞ ∞ d3r’ d3r ψ*(r’,t) ψ(r,t) eik(r’-r) d3k 2k2 -∞ -∞ -∞ ∞ ∞ ∞ d3r’ d3r ψ*(r’,t) ψ(r,t) 2k2 eik(r’-r) d3k -∞ -∞ -∞ ∞ ∞ ∞ 3 d r’ ψ*(r’,t) d3r ψ(r,t) -2∆ eik(r’-r) d3k -∞ -∞ -∞ Andreas Hemmerich 2016 © 1 = (2π)3 ∞ d3k -∞ ∞ ∞ d3r’ ψ*(r’,t) d3r ψ(r,t) -2∆ eik(r’-r) -∞ -∞ 1 = (2π)3 ∞ d3k -∞ ∞ ∞ d3r (-2∆ ψ(r,t)) eik(r’-r) d3r’ ψ*(r’,t) -∞ -∞ zweifache part. Integr. 3.34 Physik III, WS 2016/17 = ∞ ∞ 3 d r’ ψ*(r’,t) d3r (-2∆ ψ(r,t)) -∞ -∞ = ∞ d3r’ ψ*(r’,t) -2∆ ψ(r’,t) -∞ 1 (2π)3 ∞ d3k eik(r’-r) -∞ δ(3)(r’- r) Andreas Hemmerich 2016 © d. Verallgemeinerung für beliebige physikalische Größen : Zu jeder physikalischen Größe “q” gibt es einen Operator Q: ψ → Qψ sodass gilt d1. der Erwartungswert der Größe “q” für eine Materiewelle ψ ist ∞ hqi d3r ψ*(r,t) Q ψ(r,t) = -∞ d2. Die Lösungen der Eigenwertgleichung Q φq(r) = q φq(r) bestimmen die möglichen Messwerte der physikalischen Größe “q” und die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens. Die Eigenwerte sind die möglichen Messwerte q der Größe “q”. Die Eigenfunktion φq(r) zum Eigenwert q besitzt einen scharfen Wert q der Größe “q” : hqi = q, Δq = 0. Die Wahrscheinlichkeit für ein Teilchen mit der Wellenfunktion ψ(r,t) den möglichen Messwert q zu beobachten ist wq[ψ] = ∑ Alle Eigenfunktionen ∞ d3r φq(r)* ψ(r,t) -∞ 2 φq zum Eigenwert q 3.35 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Schrödinger-Gleichung für freie Teilchen als Operatorgleichung: ∂ ψ(r,t) = i ∂t Ekin ψ(r,t) Ekin = P2/2m P = ∇ i Schrödinger-Gleichung im äußeren Potenzial V(r): i ∂ ψ(r,t) ∂t = Ekin ψ(r,t) + Epot ψ(r,t) Epot ψ(r,t) = V(r) ψ(r,t) In dieser nicht aus dem Superpositionsprinzip und de Broglies Hypothese herleitbaren Erweiterung steckt die eigentliche Innovation ... Der Operator der Gesamtenergie H = Ekin + Epot heißt Hamilton-Operator 3.36 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Schrödinger-Gleichung: Stationäre Lösungen 2 ∆ψ(r,t) + V(r) ψ(r,t) – 2m ∂ ψ(r,t) = i ∂t Separation von Orts und Zeit-Variablen → Ansatz: ψ(r,t) = φ(r) χ(t) i χ(t)-1 (I) (II) ε φ(r) ε χ(t) = = 2 ∆ φ(r) + – 2m ∂ i χ(t) ∂t V(r) φ(r) ⇒ 2 ∂ ∆φ(r) + V(r) = ε χ(t) = – φ(r)-1 2m ∂t Zeitunabhängige Schrödinger-Gleichung ⇒ ε t -i χ(t) = e Lösungen der zeitunabhängigen Schrödinger Gleichung (sog. stationäre Lösungen) sind Wellenfunktionen mit zeitlich konstanter Wahrscheinlichkeitsdichte |ψ(r,t)|2 = |φ(r)|2 und scharfem Wert der Energie ε : H ψ(r,t) = ε ψ(r,t) 3.37 Physik III, WS 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Ü Für freie Teilchen gilt: ∂ i hrµi = ∂t = ∂ i ∂t 1 2m Schrödinger-Gl. = -1 2m Partielle Integration = -1 2m Produktregel -1 = m Partielle Integration 3.38 Physik III, WS 2016/17 ∞ d3r -∞ ∞ d3r -∞ ∞ d3r -∞ ∞ d3r ∂ → ∂ → 1 → h r i = m hpi , hpi ∂t ∂t ψ*(r,t) rµ ψ(r,t) 0 ∞ ∂ ∂ d3r ψ*(r,t) rµ i ψ(r,t) - ψ(r,t) rµ ( i ψ(r,t) )* ∂t ∂t -∞ = ψ*(r,t) rµ P2 ψ(r,t) = - ψ(r,t) rµ P2 ψ*(r,t) Pν( ψ*(r,t) rµ) Pν ψ(r,t) - Pν( ψ(r,t) rµ) Pν ψ*(r,t) ψ*(r,t) (Pν rµ) Pν ψ(r,t) - ψ(r,t) (Pν rµ) Pν ψ*(r,t) -∞ ∞ d3r ψ*(r,t) (Pν rµ) Pν ψ(r,t) = -∞ i m ∞ d3r ψ*(r,t) Pµ ψ(r,t) = -∞ über index ν wird summiert Pν rµ = δ i νµ i hp i m µ Andreas Hemmerich 2016 © Wahrscheinlichkeitsstromdichte und Kontinuitätsgleichung ρ(r,t) → j(r,t) ≡ ψ(r,t)* ψ(r,t) ≡ 1 m = -i 2m ⇒ → Re( ψ(r,t)* P ψ(r,t) ) ∂ ρ(r,t) + r j(r,t) = 0 ∂t Kontinuitätsgleichung ψ(r,t)* rψ(r,t) - ψ(r,t) rψ(r,t)* BEW: Verwende Produktregel, Schrödingergleichung Ü Phasendarstellung: ψ(r,t) = A(r,t) eiS(r,t) , A(r,t) ≥ 0 j(r,t) = ρ(r,t) v(r,t) , v(r,t) ≡ BSP: 3.39 ψ(r,t) = A0 eikx Physik III, WS 2016/17 ⇒ v(r,t) = k m m rS(r,t) x Andreas Hemmerich 2016 © 4. Die 1D Schrödinger Gleichung im Stufenpotential 4.1 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Gebiet I Potentialstufe: Gebiet II V(x) = V > 0 V(x) = 0 x=0 Gebiet I: ψ1(x) = A1 ei k1x Gebiet II: ψ2(x) Rand: ε ψ(x) ε ψ(x) = A2 ei k2x + B1 e-i k1x mit ε = A1 2k12 B2 B1 2m 2 2 ∂ ψ(x) + V ψ(x) = – 2m ∂x2 + B2 e-i k2x mit ∂ ψ(x) , ψ(x) stetig bei x=0 ∂x A2 + B2 k2 (A2 – B2) 4.2 A2 2 ∂2 ψ(x) = – 2m ∂x2 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 = 2k22 ε – V = 2m A1 + B1 = A2 + B2 ⇒ k1A1 – k1B1 = k2A2 – k2B2 1 0 0 1 A1 + B1 k1 (A1 – B1) Transfer-Matrix = 1 Andreas Hemmerich 2016 © Streuung an einer Potentialstufe: (B2 = 0) Gebiet 1 Gebiet 2 V(x) = V > 0 V(x) = 0 ψ1(x) = A1 ei k1x + B1 e-i k1x ψ2(x) = A2 ei k2x x=0 A1 + B1 = A2 ⇒ k1A1 – k1B1 = k2A2 4.3 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 B1 = A1 A2 = A1 k1 – k2 k1 + k2 1+ B1 A1 = 2 k1 k1 + k 2 k1 = 2m 2 k2 = 2m (ε 2 mit ε – V) Andreas Hemmerich 2016 © Partielle Reflexion: ε – V > 0 ⇒ k1 , k2 reell ε Gebiet I Reflexionskoeffizient: jref R ≡ jin Transmissionskoeffizient: T ≡ T = 2 v A2 2 A1 v = = 1 jtrans jin Total-Reflexion: R = B1 2 v1 A1 v1 e±i k1x k1 – k2 2 Gebiet II ei k2x k1 + k2 R + T = 1 4 k1k2 (k1 + k2)2 vi = ki/m V >ε >0 ⇒ k1 reell, k2 = i γ imaginär Gebiet I Gebiet II ε Reflexionskoeffizient: 4.4 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 R = B1 2 = A1 k2 = i γ imaginär k1 – i γ 2 k1 + i γ = 1 ⇒ v2 = 0 ⇒ e±i k1x e-γx T = 0 Andreas Hemmerich 2016 © Translation + Potential-Stufe: Lösung im Gebiet n: ψ (x) = A ei kn (x-xn) n n ε = 2kn2 + 2m Gebiet n Vn + Bn e-i kn (x-xn) Vn kn+1 Vn Vn+1 φn ≡ kndn xn+1 xn ψn(xn+1) = An ei kn (xn+1-xn) + Bn e-i kn (xn+1-xn) = An ei φn + Bn e-i φn ⇒ kn dn ψ(x) stetig bei xn+1 ψn+1(xn+1) = An+1 Gebiet n+1 Vn+1 + Bn+1 An+1 + Bn+1 An An+1 Bn Bn+1 = An ei φn + Bn e-i φn ∂ ψ(x) stetig bei xn+1 ∂x ⇒ 4.5 kn+1 (An+1 – Bn+1) = kn (An ei φn – Bn e-i φn) Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © ⇒ An+1 + Bn+1 = An ei φn + Bn e-i φn kn+1 (An+1 – Bn+1) = kn (An ei φn – Bn e-i φn) iθ e = cos(θ) + i sin(θ), gilt auch für imäginäre Winkel θ = i x: sin(i x) = i sinh(x), cos(i x) = cosh(x) An+1 + Bn+1 kn+1 (An+1 – Bn+1) = cos(φn) i kn sin(φn) i sin(φn) / kn cos(φn) An + Bn kn (An – Bn) Transfer-Matrix Mn Für die Transfer-Matrix gilt: det Mn = 1 Für dn= 0 ist Mn die Einheitsmatrix der Potentialstufe 4.6 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © P Serie von Potential-Stufen: k0 k1 k2 kN-2 kN-1 kN V0 V1 V2 VN-2 VN-1 VN d1 d1 dN-2 dN-1 φ1 φ1 φN-2 φN-1 x2 x1 xN-1 xN A0 A1 A2 AN-1 AN B0 B1 B2 BN-1 BN 1 M1 AN + BN kN (AN – BN) = MN-2 ⋅ ⋅ ⋅ M2 MN-1 ⋅ ⋅ ⋅ M1 MN-1 A0 + B0 k0 (A0 – B0) Transfer-Matrix M Für die Transfer-Matrix gilt: det M = det MN-1 ⋅ ⋅ ⋅ det M1 = 1 4.7 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © P Streuung einer Materiewelle an einer Serie von Potential-Stufen: BN = 0: AN kN AN = A0 + B0 MN-1 ⋅ ⋅ ⋅ M1 k0 (A0 – B0) M Amplituden-Reflexionskoeffizient: r ≡ B0 A0 A Amplituden-Transmissionkoeffizient: t ≡ N A0 Ü M ≡ 4.8 M11 M12 M21 M22 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 r = ⇒ det M = 1 t = 1 kN t = M 1 + r k0 (1 – r ) k0 M22 – k0kN M12 – kN M11 + M21 k0 M22 – k0kN M12 + kN M11 – M21 2 k0 k0 M22 – k0kN M12 + kN M11 – M21 Andreas Hemmerich 2016 © Streuung an Potential-Barriere: cos(kd) i sin(kd) / k M = (B2 = 0) V i k sin(kd) cos(kd) 0 ⇒ r = t = V(x) i sin(kd) (k2 – k02) 2kk0 cos(φ) – i sin(φ) (k2 + k02) k0 k k0 V=0 V V=0 2 k k0 d φ ≡ kd 2kk0 cos(φ) – i sin(φ) (k2 + k02) x2 x1 mit k0 = k = 2m 2 ε 2m (ε 2 A0 – V) Winkel φ kann imaginär sein: sin(ix) = i sinh(x), cos(ix) = cosh(x) 4.9 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 B0 A 1 B M1 A2 Potentialstufe + Translation + Potentialstufe M = M1 1 = M1 Andreas Hemmerich 2016 © Fall 1, Streu-Resonanzen: ε>V>0 2m (ε 2 k0, k = ⇒ – V) reell ε V k0 k0 k 0 R = rr * = (k2 – k02)2 sin2(kd) 4k2k02 + (k2 – k02)2 sin2(kd) = V2 sin2(kd) 4ε(ε – V) + V2 sin2(kd) Gleiche Popagationsgeschwindigkeit v0 = k0/m auf beiden Seiten der Barriere: T = tt ⇒ 4.10 * v0 v0 R + T = 4k2k02 4k2k02 + (k2 – k02)2 sin2(kd) = 4ε(ε – V) 4ε(ε – V) + V2 sin2(kd) = 1 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © T = 4ε(ε – V) 4ε(ε – V) + V2 sin2(kd) Transmission T wird durch Airy-Funktion beschrieben mit Resonanzen für sin2(kd) = 0, ähnlich wie bei einem optischen Fabry-Perot-Interferometer. In Resonanz: destruktive Interferenz für Reflexion, konstruktive Interferenz für Transmission T HWB ε V 4ε(ε – V) k0 k k0 4ε(ε – V) + V2 0 0 Ü 4.11 1 Halbwertsbreiten für Spezialfälle: Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 ε →V ⇒ dHWB → 2 / k0 , ε →∞ ⇒ dHWB → 0 , T π T → 1 → kd 2π 4 4 + (k0d)2 Andreas Hemmerich 2016 © Fall 2, Tunneleffekt: R = (γ2 + k02)2 sinh2(γd) 4γ2k02 sin(ix) = i sinh(x) T = V>ε>0 + (γ2 + k02)2 sinh2(γd) 4k2k02 4γ2k02 + (γ2 + k02)2 sinh2(γd) ⇒ = = k0 reell, k ≡ i γ imaginär: γ = 2m (V 2 – ε) V2 sinh2(γd) 4ε(V – ε) + V2 sinh2(γd) 16ε(V – ε) 4ε(V – ε) ≈ γd >> 1 4ε(V – ε) + V2 sinh2(γd) V2 e -2γd R + T = 1 Innerhalb der Barriere zerfällt die Wellenfunktion exponentiell. Das Teilchen kann mit endlicher Wahrscheinlichkeit durch die Barriere tunneln. Halbwertsbreite: ε → V ⇒ dHWB → 2 / k0 ε →0 BSP: Tunnelmikroskop, α-Zerfall Analogon in der Optik: Frustrierte Totalreflexion Ü T d V ε ⇒ dHWB → 0 1 Grau: T für reelles k von gleichem Betrag HWB 0 4.12 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 π γd Andreas Hemmerich 2016 © d ε = 2k02 V 2m 0 x1 x2 Lösung der stationären SG: vor Barriere hinter Barriere A0 ei k0 (x-x1) + r(V,d, k0) A0 e-i k0 (x-x1) t(V,d, k0) A0 ei k0 (x-x2) Stationäre Lösung der zeitabhängigen SG: vor Barriere hinter Barriere 4.13 ε i k (x-x ) -i 0 1 A0 e e t ε -i k (x-x ) 0 1 -i + r(V,d, k0) A0 e e t ε t(V,d, k0) A0 ei k0 (x-x2) e-i t Allgemeine Lösung der zeitabhängigen SG (beliebiges Wellenpaket): ∞ ∞ ε i k0 (x-x1) -i ε t i k (x-x ) -i t 0 1 dk r(V,d, k ) A (k ) e vor Barriere dk0 A0(k0) e + e e 0 0 0 0 -∞ -∞ ∞ i k0 (x-x1) -i ε t dk t(V,d, k ) A (k ) e hinter Barriere e 0 0 0 0 -∞ Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Kann man Atome direkt sehen? Tunnelmikroskopie: Heinrich Rohrer Gerd Binnig Nobelpreis 1986 + – Elektronen d = Tunnelbarriere Tunnelstrom ∝ exp(-γ d) → Abstand zwischen Spitze und Probe kann extrem präzise gemessen werden 4.14 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © 5.43 Å Si (1,1,1) Fläche 71.3 Å Fe-Atome auf Cu-Oberfläche M. Crommie, et al., Science 262, 218 (1993). 4.15 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Gebundene Zustände? A0 = 0 & BN = 0: AN ⇒ 1 kN = MN-1 ⋅ ⋅ ⋅ M1 1 – k0 B0 M B0, k0 AN, kN M ≡ M11 M12 M21 M22 ⇒ kN = AN = B0 M21 – k0M22 M11 – k0M12 (R) M11 – k0M12 Für die Transfer-Matrix gilt M = M(k1, ... , kN-1). Daher ist (R) als eine einschränkende Bedingung für die möglichen Wellenzahlen k0, ... , kN zu lesen. Unter bestimmten Bedingungen führt dies zu einem diskreten Spektrum erlaubter Energiewerte und zu stationären gebundenen Zuständen. 4.16 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 Andreas Hemmerich 2016 © Rechtecktopf: V<ε<0 0 M = cos(φ) i sin(φ) / k i k sin(φ) cos(φ) tan(φ) = ⇒ (R) 2 (k0 / ik) 1 – (k0 / ik)2 V(x) ε V<ε<0 V k0 k k0 V=0 V V=0 ⇒ d 1 – tan2(φ/2) 2m 2 k = 2m (ε 2 κ2 ≡ φ ≡ kd 2 tan(φ/2) k0 = = tan(φ) = 1– – V) k2 + γ 2 = – k0 = i γ reell 2m 2 V tan(φ/2) 2 (γ/k) (γ/k)2 imaginär, ε ⇒ 0 < γ/k = – cot(φ/2) quadratische Gl. für γ/k lösen ⇒ 4.17 k2 κ2 = 1 1 + (γ/k)2 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 cos2(φ/2) = sin2(φ/2) verwende: (1 + tan2(x))-1 = cos2(x) (1 + cot2(x))-1 = sin2(x) Andreas Hemmerich 2016 © |cos(φ/2)| k κ = 1 tan(φ/2) |cos(φ/2)| 0 < & |sin(φ/2)| |k /κ| – cot(φ/2) 0 κd Man findet endlich viele diskrete Energiewerte kµ (Eigenwerte von H), für die ein gebundener Zustand existiert. Für κ → ∞ erhält man equidistante Werte für k, i.e. quadratisch wachsende Energieabstände. Im Topf: ψ1(x) Gebiet 2 0 = A1 ei kµ(x-x1) Bei x1 gilt: + B1 e-i kµ(x-x1) B0 = A1 + B1 ⇒ ψ1(x) Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 V γ B0 (1 - i ) k 2 γ B0 B1 = (1 + i ) k 2 V(x) x1 x2 A1 = - k0B0 = k (A1 + B1) 4.18 Gebiet 1 Gebiet 0 = B0 cos(kµ(x-x1)) + γ sin(kµ(x-x1)) k Andreas Hemmerich 2016 © Wellenfunktionen im Rechteck-Potentialtopf: x1 γµ = - 2m2 εµ kµ = 2m (εµ 2 x2 ε =0 – V) cos(kµ(x–x1)) + k sin(kµ(x–x1)) Im Topf sind die Wellenfunktionen durch trigonometrische Funktionen gerader oder ungerader Parität gegeben, in den klassisch verbotenen Gebieten durch die Exponentialfunktion. Die Wellenfunktion tunnelt umso weiter in das klassisch verbotene Gebiet, je näher ε bei ε = 0 liegt. Für V → -∞ verschwinden die Tunnelbeiträge für tiefliegende Niveaus und für diese ist die Wellenfunktion ∝ sin(kµ(x–x1)) mit 4.19 Universität Hamburg, Physik III, WiSe 2016/17 kµ (x2–x1) = n π , n = 1,2,... Andreas Hemmerich 2016 ©
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