Bundesministerium für Inneres Abteilung III/1- Legistik Herrengasse 7 1010 Wien Ihre Zahl: BMI-LR1330/0013-III/1/c/2016 Ihre Nachricht vom: 07. 09. 2016 - Name/Durchwahl: Mag. Verena Werner/805003 Geschäftszahl (GZ): BMWFW-14.810/0020-Pers/6/2016 Bei Antwort bitte GZ anführen. BMI; Entwurf einer Verordnung der Bundesregierung zur Feststellung der Gefährdung der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung; Stellungnahme des BMWFW Das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft begrüßt den im Betreff genannten Entwurf. Dieser stellt ein geeignetes Mittel dar, um den Belastungen entgegenzuwirken, die durch die rund 89.000 Anträge auf internationalen Schutz im Jahr 2015 und die auch aktuell hohen Antragszahlen entstanden sind. Durch die Verordnung soll das weitere Funktionieren öffentlicher Einrichtungen und Dienste sichergestellt und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung sowie der Schutz der inneren Sicherheit gewährleistet werden. Für den Bereich der Wirtschafts- und Standortpolitik sowie mit Blick auf den Wissenschafts- und Forschungsstandort ergeben sich daraus folgende Implikationen: Budgetäre Kosten - Der starke Zustrom führt zu einer enormen Belastung des Staatshaushaltes. Das BMF rechnet im Stabilitätsprogramm 2016 (Tabelle 16) mit Auswirkungen auf den Haushaltssaldo durch Flüchtlinge in der Höhe von rund 2 Mrd. Euro, davon knapp die Hälfte für anfängliche Aufnahmekosten.1 Der Internationale Währungsfonds geht von fiskalischen Kosten für Österreich 2016 von 0,31% des BIP (rund 1 Mrd. Euro) aus. 2 1 2 http://ec.europa.eu/europe2020/pdf/csr2016/sp2016_austria_de.pdf https://www.imf.org/external/pubs/cat/longres.aspx?sk=43609 Abteilung Pers/6 - Allgemeine Rechtsangelegenheiten und Legistik 1011 Wien | Stubenring 1 | Tel.: +43 (0)1 711 00 | Fax: +43 (0)1 718 24 03 | DVR 0037257 E-Mail: [email protected] | www.bmwfw.gv.at Seite 1 von 4 Gemäß dem Budgetbericht 2016 werden für die Versorgung von Flüchtlingen im Zuge der Grundversorgung im Budget 2016 in der UG 11 zusätzlich 420 Mio. Euro bereitgestellt. Darüber hinaus beschloss die Bundesregierung eine Reihe weiterer Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen. Es wurde ein „Topf für Integration“ (75 Mio. Euro) von Seiten des BMF eingerichtet, aus dem Integrationsprojekte finanziert werden können. Für Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik werden 70 Mio. Euro bereitgestellt.3 Gemäß einer Studie, die der Fiskalrat in Auftrag gegeben hat („Langfristeffekte der Flüchtlingszuwanderung“), wird die Aufnahme von Flüchtlingen nach dem angenommenen Referenzszenario folgende Auswirkungen haben: Bis zum Jahr 2060 werden allein aufgrund der Migration im Jahr 2015 157.000 Menschen mehr in diesem Land leben. Die Staatseinnahmen daraus werden geringer sein als die Kosten für Integration, Sozialausgaben, Gesundheits- und Bildungssystem. Der sogenannte Nettofiskalbeitrag inklusive Zinslast betrage demnach 277.000 Euro pro aufgenommenen Flüchtling. Die Staatsschulden werden aufgrund der Flüchtlingszuwanderung bis 2060 um 23 Mrd. Euro oder 6,5% des BIP steigen. Arbeitsmarkt Die außergewöhnlich hohe Zahl an Schutzsuchenden führt auch zu massiven Belastungen des Arbeitsmarktes. Da der Arbeitsmarkt schon länger anhaltend Schwierigkei3 https://www.bmf.gv.at/budget/das-budget/Budgetbericht_2016.pdf?5i7zdo BMWFW-14.810/0020-Pers/6/2016 Seite 2 von 4 ten in der Aufnahme des steigenden Arbeitskräfteangebots hat, muss damit gerechnet werden, dass die Arbeitslosigkeit unter den Asylberechtigten sehr hoch sein und die Arbeitslosigkeit in Österreich insgesamt erhöhen wird. So nimmt etwa das Institut für Höhere Studien (IHS) in seiner Prognose vom Dezember 2015 an, dass nach den vorliegenden Informationen (betreffend Deutschkenntnisse, verwertbare Qualifikationen) von ungünstigen Voraussetzungen für die Integration auszugehen ist. Dies bestätigt auch ein gemeinsames Arbeitspapier von OECD und Europäischer Kommission, wonach nach zehn Jahren nur etwa 55% der Flüchtlinge in Österreich über Sprachkenntnisse auf B1-Niveau verfügen. Standort Makroökonomische Faktoren zählen zu wichtigen Standortfaktoren. Steigende Staatsausgaben und Budgetdefizite sowie steigende Arbeitslosigkeit verschlechtern demnach die Qualität und das Ansehen des Standorts Österreich. Obwohl die höheren Flüchtlingsausgaben kurzfristige Effekte auf das BIP-Wachstum haben, überwiegen in einer Gesamtbetrachtung die negativen Effekte durch den steigenden Zustrom in einen bereits überlasteten Arbeitsmarkt. Insbesondere ist zu erwarten, dass das BIP pro Kopf aufgrund der geringeren Produktivität und der schlechteren Erwerbschancen der Schutzsuchenden sinken wird. Zu den Standortfaktoren, die in Rankings vielfach verwendet und bewertet werden, zählen auch das Vertrauen in die Politik, die Sicherheit bzw. das Sicherheitsgefühl in einem Land, etc. Daher ist es auch für die Standortqualität wichtig, dass lösungsorientiert mit der Flüchtlingsproblematik umgegangen und der auch im europäischen Vergleich besonders starke Zustrom nach Österreich begrenzt wird. Aus wissenschaftspolitischen Erwägungen wird besonders auf die Betroffenheit und mögliche Entwicklungen im Bereich der Studierendenzahlen sowie des hochschulischen Forschungspersonals hingewiesen. Eine möglicherweise überproportionale Entwicklung von weiteren Studierenden aus Drittstaaten kann den Hochschulstandort belasten, weil die finanziellen und personellen Ressourcen an den Hochschulen begrenzt sind. Zudem wird auf den Bereich der Anerkennung bisher erworbener Qualifikationen hingewiesen. Die vorliegenden Erfahrungen belegen teilweise große Defizite und Probleme bei der Anerkennung von Qualifikationen und Abschlüssen. Bei einem weiteren BMWFW-14.810/0020-Pers/6/2016 Seite 3 von 4 Anstieg der Fallzahlen wäre mit großer Wahrscheinlichkeit mit zusätzlichen Herausforderungen und spürbaren Mehrbelastungen im Verfahren zu rechnen, da sich dieses bereits bisher als teilweise äußerst schwierig darstellt. Mit freundlichen Grüßen Wien, am 06.10.2016 Für den Bundesminister: Mag.iur. Georg Konetzky Unterzeichner Datum/Zeit Aussteller-Zertifikat Serien-Nr. Hinweis Prüfinformation BMWFW-14.810/0020-Pers/6/2016 Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft 2016-10-06T13:09:11+02:00 CN=a-sign-corporate-light-02,OU=a-sign-corporate-light-02,O=A-Trust Ges. f. Sicherheitssysteme im elektr. Datenverkehr GmbH,C=AT 1184203 Dieses Dokument wurde amtssigniert. Informationen zur Prüfung des elektronischen Siegels bzw. der elektronischen Signatur finden Sie unter: https://www.signaturpruefung.gv.at/. Die Bildmarke und Hinweise zur Verifikation eines Papierausdrucks sind auf https://www.bmwfw.gv.at/amtssignatur oder http://www.help.gv.at/ veröffentlicht. Seite 4 von 4
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