FÜTTERUNG UND EINSTREU | SPECIAL UNG FÜTTER UND U E IN S T R E „Du bist, was Du isst?“ Also gesund und fit - zufrieden und ausgeglichen? Ohne Mineralstoffe läuft nix.... T E X T VO N J E S S I C A K AU P Auch wenn sie nicht in großen Mengen im Körper vorkommen, so sind sie doch absolut lebensnotwendig: Mineralstoffe. Sie haben spezifische Funktionen im vitalen K örpergeschehen. Viele von ihnen können ihre Aufgaben aber nur dann erfüllen, wenn sie in einem besonderen Verhältnis zu einem anderen Mineralstoffpartner vorkommen. M an kann die Mineralstoffe in zwei Gruppen aufteilen: zum einen die Mineralstoffe, die beim Aufbau des Körpers benötigt werden, und die, die in kleinen Mengen spezifische Aufgaben im Körper wahrnehmen“, das erklärt Heilpraktikerin Gabriele Mohr-Jakobi. Sie zählt auf: „Der Pferdekörper braucht sie für die Entwicklung und Erhaltung des Skeletts, für unterschiedliche chemische Reaktionen, damit beispielsweise bestimmte Enzyme ihre Funktion aufnehmen können. Für den Sauerstofftransport im Blut, für die Weiterleitung von Nervenimpulsen, für die Versorgung von Huf, Fell, Haut, Zähnen und vielem mehr.“ Im Grunde gilt: Es gibt kein Mineral, welches „wichtiger“ als das andere ist. Der Mangel an bestimmten Nährstoffen kann sich in körperlichen oder psychischen Fehlfunktionen zeigen. Erkrankungen, die auf ein solches Defizit zurückzuführen sind, treten schleichend ein und zeigen sich von Pferd zu Pferd, von Rasse zu Rasse unterschiedlich. Bei Verdacht auf einen Mineralstoffmangel sollte eine veterinärmedizinische Diagnose gestellt werden. Von einer eigenständigen Zufütterung „auf Verdacht“ ist abzuraten, da auch ein Überschuss an Spurenelementen und Mineralien fatale Folgen haben kann! Grund dafür: Manche Mineralstoffe wirken beim Übervorkommen toxisch, andere hemmen ihre „Gegenspieler“ an der Ausübung ihrer Funktionen. Zu den typischen Mineral-Paarungen gehören unter anderem Selen und Zink, Kupfer und Mangan, Kalzium und Phosphor. KUMPEL ODER KONTRAHENTEN Mineralstoffkombis auf der Spur 52 I MECKLENBURGER PFERDE – 10 I 16 Foto: www.toffi-images.de F Ü T T ERU NG Sensibles Selen Selen ist ein wichtiges Spurenelement zum Schutz der Zellen und für die Funktion der Muskulatur und des Immunsystems. Im Körper des Pferdes wirkt es als Antioxidans. Das heißt, es verhindert eine unerwünschte Oxi- dation (Freisetzung von Elektronen) anderer Mängel genau dieser drei Elemente den SelenSubstanzen. Auf diese Weise trägt es zum Ab- wert in die Höhe treiben. Unter Umständen bau von Peroxiden bei und bindet Schwerme- kann also auch eine Zufuhr von Kupfer, Zink talle wie Quecksilber, die dadurch unschäd- oder Mangan den Selenwert senken. lich gemacht werden. Gabriele Mohr Jakobi beschreibt: „Zu viel Selen ist sehr empfindlich gegen Umwelt- Selen kann andere Nährstoffe verdrängen, einflüssen. Sein Gehalt im Futter entscheidet die dann fehlen. Darüber hinaus kann zu sich nach Standort, Düngung, Konservierung viel Selen im Körper toxisch wirken. Typiund dem Vegetationsstadium, so dass Man- sche Symptome für eine Überdosierung sind: gelerscheinungen nicht selten sind. Gabriele Ringförmige Einschnürungen an den Hufen, Mohr-Jakobi erklärt: „Der Körper kann Selen Anschwellungen des Kronrades mit eventuelnicht selbst herstellen. Bei der täglichen Do- len Blutungen, bröckelige Hufe, häufige Hufsierung von Selenzugaben muss man aller- geschwüre, unspezifische Lahmheiten sowie dings sehr genau und sorgfältig sein, denn die Haarausfall (besonders Mähne- und SchweifSpanne zwischen der unterstützenden Funk- haare). Auch Apathie und Appetitmangel sind tion und der gefährlichen Überdosierung ist mögliche Zeichen für einen Selenüberschuss. klein.“ Es ist darauf zu achten, dass Selen im richtigen, für das Tier „verstoffwechselbaren“ Bekanntes Verhältnis Das bekannteste Mineralstoffverhältnis Verhältnis von organischem und anorganibeim Pferd ist das Calcium-Phosphor-Verschem Selen zugeführt wird. hältnis (Ca : P-Verhältnis). Diese Relation Zink und Selen sollte zwischen 1:1 bis 2:1 (optimal 1,2 bis Zink und Selen sind wie Geschwister im Stoff- 1,5:1) liegen. wechsel. Beide können ihre Funktionen nicht Calcium und Phosphor sind in ihren Reakohne den anderen ausüben und so führt das tionen, ihrem Stoffwechsel und Zusammeneine zu Ende, was das andere leistet. Sowohl spiel im Körper sehr eng miteinander verbunZink als auch Selen sind aktivierende Be- den. Ihr Vorkommen und Zusammenwirken standteile vieler wichtiger Enzyme im Körper. hat eine große Bedeutung für den gesunden Da sich beide Spurenelemente gegenseitig re- Knochenstoffwechsel, denn es wird zur Bilgulieren, kann ein angeblicher Selenmangel dung der Knochen benötigt. Anders als viele immer auch auf einen versteckten Zinkman- denken, unterliegt Knochengewebe einem gel hindeuten, denn der Selenwert sinkt im- ständign Umbau. Bei Calciummangel kommt mer vor dem Zinkwert. Im Blutprofil müssen es zum Entkalken der Knochen, die Knochen neben Selenwerten auch die Werte von Zink, werden biegsam und es kommt zu VerkrüppeKupfer und Mangan beachtet werden. Die- lungen. Wie aktiv Knochengewebe ist, sieht se sollen den Selenwert nach oben treiben. man übrigens deutlich an der Entstehung eiWird ein Zinkmangel behoben, kann sich nes Überbeins (Exostose). der Selengehalt normalisieren. Oftmals zeiEin zu hoher Phosphoranteil beeinträchtigt gen Blutuntersuchungen erhöhte Selenwerte. stark die Calciumverwertung. Das Ergebnis Korrekterweise müssten in diesem Fall aber ist eine Demineralisierung der Knochensubauch die Werte von Kupfer, Zink und Mangan stanz mit dem Ergebnis der erhöhten Anfäluntersucht werden. Es kommt häufig vor, dass ligkeit für Entzündungen, Knochenauftrei10 I 16 – MECKLENBURGER PFERDE I 53 SPECIAL | FÜTTERUNG UND EINSTREU L I N KS | Mineralstoffe im Futter sollten in einem fein abgestimmten Verhältnis zueinander stehen. Dosiert verfüttern 54 I MECKLENBURGER PFERDE – 10 I 16 Foto: Champ Kooperation mit Mangan Mangan steht mit Calcium, Magnesium, Phosphat, Phytinsäure, Oxalsäure, Tannine, Eisen, Kupfer, Zink und Cobalt in Wechselwirkung. Mangan ist im Heu grundsätzlich genügend vorhanden. Wird das Heu jedoch reichlich genässt, kann es womöglich ausgewaschen werden. Füttert man statt Heu Luzerne, muss man beachten, dass Luzerne einen geringeren Mangangehalt aufweist. Ein Manganmangel kann drohen. Als Symptome für einen derartigen Mangel nennt Gabriele Mohr-Jakobi: „Harte Muskulatur bis hin zum Verschlag, Überbeine, Arthrosen. Es besteht die Veranlagung zu Verkalkungszuständen im Bereich der Sehnen und Bänder (Nackenbandverkalkung), Übersäuerung.“ Auch ein Zuviel Calcium kann Mangan verdrängen und einen Mangel auslösen. Ein Zuviel an Mangan kann mitteln muss stets das Augenmerk darauf getoxisch wirken und Eisen verdrängen, was legt werden, dass man einen übersichtlichen und bedarfsgemäßen Fütterungsweg fährt wiederum zu einer Anämie führen kann. Ist der Kupferwert erhöht, kann dies auf und keine Balancen der Mineralstoffe zerstört. „Jeder Tierbesitzer sollte sich einmal die eine Immunschwäche deuten oder aber auch einen Manganmangel. Beim Blick auf den Mühe machen und die Inhaltstoffe auf „seiManganhaushalt muss auch das Zusammen- nem“ Futtermittel der Wahl nachlesen bevor spiel von Kupfer und Zink betrachtet werden, er noch zusätzliche Mineralstoffe beifüttert“, die in Wechselwirkung miteinander stehen: fordert Gabriele Mohr-Jakobi und ergänzt: Bei einem Kupfermangel besteht möglichwei- „Vergessen Sie bei diesem Check auch den Mise ein gemeinsamer Überschuss von Mangan, neralleckstein nicht! Damit sollte eine ÜberZink und Vitamin C und diese vermindern dosierung zu vermeiden sein“ Mineralstoffe, Vitamine und Spureneledie Kupfer-Aufnahme. Körpereigenes Cortisol ist der Gegenspie- mente, die natürlich gebunden sind- beiler zu Zink. Zink-Überschuss verstärkt wiede- spielsweise in Kräutern oder im Muschelkalk, sollten klar den Vorzug erhalten vor syntherum Ausscheidung von Kupfer und Eisen. tischen Mineralsoffen. Gabriele Mohr-Jakobi Natürlich oder synthetisch erklärt, warum: „Die Bio-Verfügbarkeit von Die Beispiele zeigen das enge Zusammen- synthetisch gebundenen Mineralstoffen ist spiel bestimmter Mineralstoffe und Spuren- nicht zufriedenstellend. Beim Pflanzenfreselemente miteinander und belegen auch die ser Pferd wird ein natürliches Mineral oder Problematik, durch falsche Fütterung für Vitamin weitaus optimaler verarbeitet, als ein Unruhe im fein ausgeklüngelten Miteinander künstliches. Künstlich zugesetzte und hochder Substanzen zu sorgen. Fakt aber ist: Mit dosierte Stoffe verursachen nicht selten im Hafer und einer einzigen Sorte Kraftfutter- Laufe der Zeit ernsthafte Probleme und Immix kommt so gut wie kein Pferdebesitzer aus. balancen, allerdings in der Regel erst auf den Ein Döschen hiervon, ein Tütchen davon – es zweiten Blick.“ häuft sich. Doch bei den vielen Extra-Futter- Vierbeiner. Aber auch Birnen, Orangenschnitze oder die ein oder andere Weintraube finden den Weg in die Krippe oder werden als Leckerli gereicht. Grundsätzlich sind die kleinen, süßen Vitaminhappen eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan, die von den Pferden –nach Gewöhnung – gerne genommen werden. Regelmäßige Kontrolle Das richtige Verhältnis von Mineralstoffgaben ist sehr komplex und schlussendlich noch nicht vollständig geklärt. Man sollte daher auf äußere Zeichen wie Veränderungen im Fell und im Temperament des Pferdes sowie im Futterzustand und den Zustand des Hufhorns achten. Schauen Sie Ihr Pferd mit offenen Augen an, es zeigt Ihnen grundsätzlich, ob es sich wohl fühlt und die Fütterung somit pferdegerecht ist oder nicht. Anhaltspunkte für eine falsche Fütterung gibt es reichlich; nehmen Sie diese wahr. Es ist ratsam, einmal jährlich eine Blutanalyse und, wenn möglich, eine Haaranalyse machen zu lassen um dann gemeinsam mit dem Behandelnden das weitere Vorgehen zu besprechen. Zur Abwechslung etwas Obst! Obst in der Pferdefütterung ist ein gesundes und leckeres Extra. Nicht mehr und nicht weniger. Obstrationen ersetzen kein anderes Futtermittel und decken in keinen Fall den Vitaminbedarf Ihres Pferdes. Aber: Es bringt gerade in der grasarmen Zeit frische Impulse in die Pferdefütterung. Äpfel und Bananen stehen schon lange auf dem Speiseplan der Obst – egal welches – gehört nicht zu den Grundfuttermitteln des Pferdes und muss dosiert verfüttert werden. Wichtig ist zudem, die gesamte Obstmenge zu betrachten, die Sie Ihrem Pferd vorsetzen. Haben Sie beispielsweise die maximal empfohlene Apfelmenge (hier kalkuliert man einen Apfel pro 100 Kilo Körpergewicht) bereits gefüttert, sollen Sie nicht noch einen bunten Eimer an Birnen, Beeren oder Trauben hinterher reichen. Auch die Menge an Rüben, Karotten oder roten Beeten hat Einfluss auf die Größe und Zusammensetzung des täglichen Obstangebots für Ihr Pferd. Viele Pferdebesitzer unterliegen dem Irrglauben, ihren Pferden mit großen Mengen an Obst viel Gutes zu tun. Doch: Obst ist tatsächlich nicht mehr als eine kleine Leckerei. Man kann weder den Vitamin- noch den Mineralstoffbedarf über die gezielte Obstfütterung positiv beeinflussen. Ein typisches Beispiel für dieses Futter-Missverständnis sind die Bananen. Sie gelten gerne als Magnesiumlieferant. Das ist im Grunde nicht falsch, gilt aber eher für den Reiter als fürs Pferd. Um einen etwaigen Magnesiummangel beim Pferd nachhaltig zu kompensieren, müsste das Pferd über einen längeren Zeitraum mehrere Kilo Bananen täglich fressen. Und da überwiegen die negativen Nebenwirkungen die Magnesiumzufuhr. Dazu gehört unter anderem ein gesundheitsschädlicher Kaliumüberschuss oder auch eine mögliche Herzschädigung. Darüber hinaus bedeuten zu viele Bananen ein Zuviel an Zucker! Achtung: Zucker Überhaupt ist es der Zucker, der dem Verzehr von Obst die strengste Grenze setzt: Ein Zuviel an Obst stellt in der Regel keine „Säure-Problematik“ sondern eher eine Zucker-Problematik“ dar, sagt Fütterungs-Expertin Sophia Riegger und führt aus: „Pferde leiden zunehmend unter Stoffwechselerkrankungen und sind insbesondere hinsichtlich Zucker empfindlich. Pferde, die beispielsweise zu Hufrehe neigen, reagieren hier besonders sensibel und können durch zu viel süßes Obst einen Reheschub erleiden“, erklärt Riegger. Ihnen sollte man gerade süße Äpfel wirklich nur als besondere Belohnung reichen, denn – je süßer die Frucht, desto höher ihr Zuckergehalt. Dass Vitamin- und Mineralstoffzufuhr sich nicht gezielt über fruchtiges Futter steuern lassen, ist nicht nur eine Frage der Obstmenge, sondern auch eine des schwankenden Gehalts dieser Stoffe im Obst. „Bei der Mineralien- und Vitaminversorgung strebt man eine möglichst konstante und gleichbleibende Versorgung an. Im frischen Obst können die Gehalte sowohl nach Sorte als auch nach Reifegrad sehr unterschiedlich sein, wodurch man nie genau weiß, wie es um die Versorgung des Pferdes tatsächlich steht“, beschreibt Sophia Riegger die Schwierigkeit einer konstanten und nachvollziehbaren Vitamin- und Mineralstoffversorgung mittels Obst. Eine Ausnahme allerdings macht sie: Täglich einige Handvoll Hagebutten können ein merkbares Plus an Vitamin C im Pferdeorganismus bewirken und damit die körpereigene Abwehr stärken. Wenn Sie die Hagebutten selber pflücken, sollten diese vorm Verfüttern gewaschen werden. Ihnen haften häufig Fuchsbandwürmer an. SALVANA PFERDEMINERAL ... und das Pferd ist bestens versorgt! U N T E N | Maßvoll, ausgewogen und mit natürlichen Mineralien – so sollte Pferdefutter sein. Foto: Salvana bungen (Überbeine), Sehnenabrissen und Frakturen. Kalziumüberschuss kann Magnesiummangel verursachen, Futterzusätze mit viel Kalzium sind nicht immer die beste Lösung da Kalzium Magnesium verdrängt. Außerdem schränkt ein Zuviel an Kalzium die Resorption anderer Mineralien, vor allem Spurenelemente wie Mangan, Kupfer, Eisen und Zink ein, sodass auch hier ein Mangel entstehen kann. FÜTTERUNG UND EINSTREU | SPECIAL SALVANA TIERNAHRUNG GmbH 10 I 16 – MECKLENBURGER PFERDE I 55 Telefon 0 41 21 / 804-0 www.salvana-pferde.de [email protected] FÜTTERUNG UND EINSTREU | SPECIAL UNG FÜTTER UND U E IN S T R E EI NS T REU WIE MAN SICH BETTET, … Durch den feuchten Sommer fällt die Strohernte in diesem Jahr deutlich schlechter und geringer als in den vergangenen Jahren aus. Aber es muss auch nicht immer das goldgelbe Stroh sein, das da am Boxenboden liegt und Ihrem Pferd im besten Falle eine weiche, warme, trockene, verformbare und hygienische Unterlage bietet. Eine Reihe von Alternativen ist inzwischen auf dem Markt. D abei ist eine Unterteilung rein in Materialien schon längst nicht mehr ausreichend. Vielmehr spielen Bearbeitung und Darreichungsform eine entscheidende Rolle. Denn hier hat sich in den vergangenen Jahren enorm viel getan unter anderem mit dem Ziel, die Materialien insgesamt noch saugkräftiger und staubärmer zu gestalten. Trotz vieler Alternativen ist Stroh immer noch das bekannteste und am meisten gebräuchliche Einstreu-Material. Seine Bedeutung wird auch dadurch offensichtlich, dass sich die Al- 56 I MECKLENBURGER PFERDE – 10 I 16 ternativen vom Holzspan bis zur Hanffaser allesamt am Stroh messen und ihre Vorzüge zumeist in Relation zum Stroh anpreisen. Stroh von guter Qualität ist für gesunde Pferde durchaus zu befürworten. Wird Stroh nicht nur als Einstreu, sondern auch als Futterkomponente betrachtet, bieten sich Weizen- und Haferstroh ein. Wobei die Pferde auf letzteres ganz wild sind, und die Gefahr besteht, dass sie den größten Teil des Einstreus auffressen und letztlich in einer leeren Box stehen. Stroh muss heutzutage übrigens nicht mehr in langen, natür- lichen Halmen am Boxenboden liegen sondern es gibt es vielfach bearbeitet: Vom Kurzstroh über Strohpellets und Strohgranulate bis hin zum fein gemahlenen Strohmehl gibt es allein von diesem Grundmaterial viele interessante Alternativen: Die Varianten sind in der Regel, entstaubt, sehr saugkräftig und manchmal mit gesunden Zusätzen, wie beispielsweise wohltuenden Kräuterdüften angereichert. Bewährter Luxus Leinen- oder Flachsstroh hat seit einigen Jahren Einzug gehalten in viele Betriebe. Hierbei handelt es sich um einen relativ hochpreisigen Boxenbelag, der als Matratze gepflegt wird. Pluspunkte sammeln die Fasern durch ihre enorme Saugkraft, das geringe Lagervolumen, die Reduktion der Mistmenge sowie durch ihre schnelle Verrottung. Neben dem Leinstroh eignet sich auch entstaubtes Rapsstroh für Pferde mit Atemwegserkrankungen. Schließlich gehört auch die Staubfreiheit zu den Vorteilen von bearbeiteten Spezial-StrohVarianten. Leinen oder Flachsstroh ist zunächst einmal nicht wirklich günstig. Doch, wenn es richtig Foto: www.toffi-images.de THEMA | MUSTERTEXT gepflegt wird, kommt man in der Regel mit wenig Nachtstreu-Material aus! Achten Sie beim Misten (nur die Pferdeäpfel werden dabei entnommen) darauf, nicht in die tieferen, Urin bindenden Gefilde des Einstreus vorzudringen. Verletzt man die dichte Oberfläche mit einem Forkenstich treten scharfe Ammoniakgase aus. Auch mit gefasertem Hanf lässt sich Einstreu herstellen. Dieser birgt – mal abgesehen von den hohen Anschaffungskosten - eine Reihe von Vorteilen: Er schafft staubfrei und geruchsbindend ein gesundes Stallklima, überzeugt ebenfalls durch weichen Liegekomfort und hohe Saugkraft. Außerdem lässt es sich nach der Entsorgung gut weiterverwerten und gibt nach kurzer Zeit einen gehaltvollen Dünger. Ebenfalls gebräuchlich, wenn auch noch nicht sehr häufig, sind Fasern aus Hanf. Eine wie auch immer geartete „Drogenproblematik“ müssen Sie beim Hanfeinstreu übrigens nicht befürchten: Gewonnen wird die Faser nämlich von den Stängeln nicht narkotisch wirkender Hanfpflanzen. Allerdings: Fressen sollten die Pferd Hanfeinstreu dennoch nicht. Hier drohen Schlundverstopfung und Kolik. Beobachten Sie Ihr Pferd also in den ersten Tagen eines Einstreuwechsels diesbezüglich genau und geben Sie insbesondere für die Nacht genügend Raufutter! Vom Baum in die Box Holz-Späne sind wohl die bekannteste Alternative zum herkömmlichen Stroh. Ihr absolutes Plus: Die Saugkraft, die rund doppelt so hoch wie beim herkömmlichen Stroh liegt. In handlichen Ballen geliefert, lassen sie sich gut lagern und transportieren. Das Misten der Späneboxen gestaltet sich zeitsparend. Einfach Pferdeäppel und nasse Stellen herausnehmen. Das Entsorgen der Späne muss allerdings individuell geregelt werden, denn anders als Stroh, können sie nicht einfach auf die Felder gestreut werden. Auch einige Granulate haben Holz als Grundstoff. Weichholz- Beispielsweise ein Teil mit Spägranulat beispielsweise wird da- nen und anderer – als Schlafecke bei aus kompaktierten, also fest mit Stroh. Das Pferd hat dadurch verpressten Weichholzspänen eine Box mit unterschiedlichen in speziellen Arbeitsgängen ver- Funktionsbereichen. edelt. Die großen Kapillaroberflächen der Granulatprodukte … und noch ein sorgen für intensive, langanhal- bisschen Mattematik tende Saugwirkung und effektive Boxenmatten werden häufig in Feuchtigkeits – und Geruchs- Zusammenhang mit Einstreubindung. Alle Vorteile der Holz- alternativen eingesetzt. So kann späne würden bei den Granu- das Einstreu-Volumen deutlich latprodukten noch vervielfacht, gesenkt werden. In vielen Fällen versprechen zumindest die Her- sogar ohne dass Stand- und Liesteller. Selbiges gilt für in Pellets gekomfort des Pferdes gefährdet geformte Holzware. Hier soll der werden. Man unterscheidet grundsätzBelag in seiner Elastizität zudem gelenkschonend wirken. Ganz lich zwischen wasserdurchlässiwichtig beim Verwenden von ge und nicht-wasserdurchlässige Granulaten – nicht nur von Holz- Stallmatten, die je nach Untergranulaten – ist die ausreichende grund zum Einsatz kommen. Dicke des Belags. Auf einer nur Letztere können nur auf einem dünnen Granulat-Schicht haben Untergrund mit Gefälle verlegt die Pferde keine Standfestigkeit werden, damit Flüssigkeiten unund rutschen auf den kleinen ter dem Stallplatten-System frei Röllchen hin und her. Also: Eine ablaufen können. Nicht-durchdicke Grundeinstreu muss in die Box, die dann je nach HerstellerEmpfehlung fachmännisch und mit dem nötigen Sparpotential Anzeige gepflegt werden kann. lässige Matten sind widerstandsfähiger gegen Verunreinigungen und können mit einer geringen Menge an Einstreu praktisch auf allen gebundenen Untergründen eingesetzt werden. Der Markt für Stallmatten ist hart umkämpft und jeder Hersteller brüstet seine Produkte als einzig wahre Ware. Geboten werden Laufware zum Zuschneiden, oder Puzzle-Produkte, die man individuell einsetzen kann. Jeder Hersteller hat so seine eigene Kunststoffmischung, die er anbietet. Empfehlenswert sind dickere Matten mit einem soften Kern. Gummimatten stehen vielfach in der Kritik. Sie seien zu schwer, zu hart, mit Schadstoffen kontaminiert. Grundsätzlich gilt schon bei der Wahl der Matten, die Aspekte Weichheit, Kälteschutz und Stoßdämpfung als Entscheidungskriterien einzubeziehen. Bewährte Schichtarbeit Um die Vorzüge der diversen Einstreu-Varianten miteinander zu verknüpfen, ist eine Reihe von Pferdebesitzern und Stallbetreibern dazu übergegangen Materialien und Methoden miteinander zur verknüpfen. So wird beispielsweise geschichtet eingestreut. Der Boden wird also mit möglichst feinstofflichem Material belegt, um hier den Schwamm-Effekt zu nutzen. Holz- oder Stroharten sind bei der Auswahl der bodennah aufgebrachten Granulate, Pellets oder Mehlarten Geschmacksache. Auf diese saugstarke Unterlage kommt dann häufig herkömmliches Stroh. Vorteil: Das Stroh bleibt weitest gehend trocken, lässt sich leichter pflegen und bleibt dem Pferd als wichtige Raufutterkomponente erhalten. Auch die Raumaufteilung mittels Einstreu wird praktiziert: So wird, bevorzugt auf einem Untergrund von Stallmatten, die Box nur teilweise eingestreut. BELMONDO® Gummibeläge für Stall, Paddock und Führanlage – exzellenter Komfort für Ihr Pferd. • fördern Huf- und Gelenksgesundheit • schützen vor Verletzungen • minimieren Einstreu, Kosten und Arbeit www.kraiburg-belmondo.de 10 I 16 – MECKLENBURGER PFERDE I 57
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