Die Sache mit dem Apfel

PORTRAIT HENRYK BRANDT | ZUCHT
Foto: Ute Goedecke
Foto: comtainment
THEMA | MUSTERTEXT
LINKS: Henryk
mit „seinem“
­Erfolgspferd, dem
18 Jahre alten
Clever & Smart.
RECHTS: Drahtesel
statt Pferd - Bianca
Brandt in Valluhn.
Foto: Ute Goedecke
gondelten auf dem Abreiteplatz herum, irgendwie ganz ruhig, guckten hier und dort…“ Die Nervosität von Andreas und Bianca Brandt
wuchs, schließlich wissen beide wie eine ordentliche Vorbereitung
aussehen sollte. „Henryk war ganz entspannt und die Eltern dem
Herzinfarkt nahe“, grinst Brandt sen. bei der Erinnerung an den Tag.
In dem Moment allerdings, als es in die Prüfung ging, legte Clever &
Smart den „Schalter“ um und sein noch sehr junger Reiter ebenfalls.
Henryk mit
Clever & Smart in
Valluhn.
HENRYK BRANDT
Die Sache mit dem Apfel …
Henryk Brandt ist erst 14 Jahre alt, aber dank der Pferde ist der Schüler schon ganz schön „rumgekommen“. Zum Beispiel
ins bayrische Kreuth, wo er Teil der mecklenburgischen Abordnung für die „Goldene Schärpe“ Vielseitigkeit war und mit
der Tagesbestnote von 9,5 aus dem Gelände kam. Außerdem holte sich der Junior den Titel des Hallenlandesmeisters
und er war beim Bundesnachwuchschampionat in Warendorf dabei. Eine Menge überregionaler Erfolge - vor allem,
wenn man bedenkt, das Henryk „so richtig“ erst mit 12 Jahren den Vielseitigkeitssport für sich entdeckt hat…
E
ine andere Disziplin kam für den Sohn des Landestrainers Andreas Brandt und seiner Frau Bianca allerdings auch nicht in Frage. „Das Gelände macht einfach Spaß - auch ohne Sattel“, sagt
Henryk, als sei das das Selbstverständlichste der Welt. In Neuendorf
bei Wismar liegt der Betrieb der Familie. 46 Pferde stehen dort aktuell, meist Berittpferde zur Ausbildung. Andreas Brandt ist doppelter
Pferdewirtschaftsmeister (Zucht + Haltung und Reiten), seine Frau
Bianca sitzt ebenfalls jeden Tag im Sattel. Zwei Söhne hat das Ehepaar
- Henryk und Alexander. Der berühmte „Apfel fällt also nicht weit vom
Stamm“ bei den Brandts.
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Er heißt wie er ist
Die dritte Komponente auf dem Weg von Henryk Brandt ist braun,
mittlerweile 18 Jahre alt und trägt (völlig zu Recht) den namen Clever & Smart. Ein Nachkomme des englischen Vollblüters Colway Bold
xx und Enkel des Dressurhengstes Donnerhall. Clever & Smart ist der
Prototyp eines idealen Lehrpferdes und hat Henryk Brandt zu all seinen Erfolgen getragen. Vater Andreas war mit dem coolen Braunen
hochplatziert und „im Busch“ eine Leistungsgröße. Genau diesem
Pferd vertrauten die Eltern den Sohn an und erinnern sich mit breitem
Lächeln an das erste Turnier des Sohnes. Bianca Brandt: „Die beiden
Know-How in der Familie
Einen solchen Partner zu haben, weiß Henryk Brandt zu schätzen.
„Cleverchen kann das alles und manchmal denke ich ´hoffentlich verhau ich das jetzt nicht`,“ sagt der Schüler. Der „Professor“ unter dem
Sattel weiß worauf es ankommt, wird allerdings nicht mehr jahrelang
zur Verfügung stehen. Als die beiden in Kreuth aus der Geländeprfüfung kamen, war Henryk Brandt zunächst gar nicht bewußt, dass
er eine sehr gute Runde gedreht hatte. „Aber als dann das Ergebnis
kam, war ich schon stolz. Training und Unterricht bekommt Henryk
Brandt zuhause, seine Mutter ist überwiegend für die Dressur zuständig, der Vater hat ein Auge auf alles andere und generell achten die
Eltern darauf, dass Henryk Verantwortung für die Pferde übernimmt
und den Spaß am Reiten behält. „Cleverchen“ ist dabei eine wichtige
Stütze. „Henryk stört das Pferd nie, er weiß, das Clever verläßlich ist
und der hat genug eigene Erfahrung“, sagt Bianca Brandt. Gleichwohl
sitzt Henryk Brandt auch auf den jüngeren Pferden, auf jenen, die die
Unterstützung des Reiters benötigen, weil sie nicht die Erfahrung des
Paradepferdes im Stall Brandt haben.
Oft genug saust Henryk Brandt aber auch einfach ohne Sattel auf dem
Pferderücken über die Geländestrecken, die die Brandts selbst rund
um den Betrieb angelegt haben. „Ich finde das gut, es schult außerdem
das Gleichgewicht“, stellt seine Mutter unumwunden fest. Gut finden
die Eltern auch, dass ihr Ältester noch anderen Interessen nachgeht.
Henryk Brandt trainiert Kampfkunst - immer freitags, was dann gelegentlich mit Turniereinsätzen kollidiert. Außerdem entdeckte er bei
einem Ersthelferseminar seine Begeisterung für den Rettungsdienst.
Und wie es bei Heranwachsenden so ist, hat Henryk auch mal Tage, an
denen die Pferde nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen….
Platz zwei bei der „Goldenen Schärpe“ in Kreuth ist dem Junior in
lebhafter Erinnerung geblieben. „Kreuth war echt super, alle haben
sich gut verstanden“, so Brandt junior, der inzwischen weiß, dass er
später mal „was mit Pferden machen“ wird. Ganz konkret sind die
Berufspläne und -Vorstellungen noch nicht, aber das - so findet die
Familie - ist ja auch noch nicht unbedingt notwendig. Vorläufig reitet
Henryk zuhause die Pferde mit und begleitet seinen Vater auch bei Kadertrainings in MV, wenn die Zeit es erlaubt. Und Zeit ist eben auch
immer mal für anderes da …
Martina Brüske
Wohlsortiert und geordnet im
Gelände: Clever & Smart und
Henryk Brandt.
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