Titelbild: Unterwegs auf Klettersteigen – © Stefan Pöder analyse:berg PRESSEKONFERENZ, 06.10.2016 Sommer 16 PK 06.10.2016 Referenten Prof. Dr. Karl Gabl Präsident Österreichisches Kuratoriums für Alpine Sicherheit Meteorologe, staatl. geprüfter Berg- und Skiführer Peter Veider Ausbildungsleiter und Geschäftsführer Bergrettung Tirol staatl. geprüfter Berg- und Skiführer Generalmajor Norbert Zobl Stellvertretender Landespolizeidirektor und Leiter Alpinpolizei in Tirol, Polizeibergführer, staatl. geprüfter Berg- und Skiführer Erläuterungen zur Datengrundlage Immer wenn ein Notruf bei einer Leitstelle eingeht oder bei einem Alpinunfall Verdacht Fremdverschulden besteht, wird in Österreich dieser Unfall von der Alpinpolizei aufgenommen. Auswertungen basieren auf diesen Daten der Alpinpolizei; Unfälle unbestimmten Grades, wo Verunfallten selbständig den nächsten Arzt oder Krankenhaus aufsuchen (z.B. MTB oder häufig Skiunfällen, weil die Unfallfolgen erst später sichtbar werden) sind nicht erfasst. Betrachtet wird der Zeitraum vom 01.05. bis 30.09.2016. Kontakt: Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit Mag. Regina Sterr Olympiastrasse 10, 6020 Innsbruck www.alpinesicherheit.at – [email protected] Tel. 0512/365451-20 auf Die die bei 1 PK 06.10.2016 Weniger Unfälle beim Sommer-Bergsport Die Unfallzahlen für den Sommer 2016 sind erfreulich: weniger Todesopfer in Österreichs Bergen. Allerdings lässt sich nicht alles über Prävention begründen, auch das Wetter trug dazu bei. Im Sommer reisten mehr Touristen an, aber im verregneten Sommeranfang wurden wohl weniger Bergtouren im Hochgebirge unternommen, als im Schönwettersommer 2015. Knapp die Hälfte der Unfälle gab es beim Bergwandern, meist durch Sturz, Stolpern und Ausgleiten, gefolgt von Herz-Kreislaufversagen. Bergwanderunfälle betreffen längst nicht mehr nur versierte „Top-Alpinisten“. Für das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit ein Grund, Prävention auch in der breiteren Öffentlichkeit zu betreiben. Dazu organisiert es nebst der etablierten Alpinmesse Winter ab 2017 auch eine Alpinmesse Sommer. Gesamt Österreich – Tirol (Gabl, Veider, Zobl) Im Zeitraum 01.05. bis 30.09.2016 verunfallten in Österreichs Bergen 131 Personen tödlich. Der langjährige Durschnitt liegt für den Betrachtungszeitraum bei 147 Toten. Die Gesamtzahl der Verunfallten (Tote und Verletzte) dagegen ist im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen (6%). Während der Ferienzeit Juli/August hat sich ein Großteil der tödlichen Unfälle ereignet (64%). Die KW 27 (erste Juliwoche) sowie KW 33 (ab Mitte August) und die KW 34 waren die unfallträchtigsten Wochen mit tödlichem Ausgang. HERKUNFT: Knapp die Hälfte der Verunfallten (Tote und Verletzte) im alpinen Raum waren Inländer (48%). Ein gutes Drittel waren deutsche Staatsbürger (36%). WANDERN/BERGSTEIGEN: Etwa die Hälfte aller Verunfallten (Tote und Verletzte) kam in Österreich beim Bergwandern zu Schaden. 76 Personen starben im betrachteten Zeitraum beim Bergwandern. Hauptunfallursache sind Sturz, Stolpern und Ausgleiten, gefolgt von Herz-Kreislaufversagen. Auch bei den tödlich verunglückten Bergwanderern waren etwa die Hälfte Inländer (ca. 53%) und ein gutes Drittel deutsche Staatsbürger. Eine wirkungsvolle Aufklärungs- und Präventionsarbeit beginnt also im Inland und zwar am besten im Kindesalter (Schulsportwochen Sommer und Winter, Trittschulungen, Laufparcours etc.). KLETTERN: Im betrachteten Zeitraum starben 10 Personen beim Klettern (klassische und sanierte Mehrseillängen-Routen), zwei Personen davon auf Klettersteigen. HOCHTOUREN: 3 Personen kamen auf einer Hochtour im Betrachtungszeitraum ums Leben. MOUNTAINBIKEN: Hier ist im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme der Unfälle (Tote und Verletzte) um 12% zu verbuchen. Bei den MTB Unfällen ist anzunehmen, dass bei leichten Unfällen der Verunfallte die Heimreise oftmals noch mit dem Bike selbst antritt und somit diese nicht als Alpin Notruf bei der Leitstelle erfasst werden. 2 PK 06.10.2016 Lt. Auskunft unseres Partners der Tirol Werbung konnte man bereits in der ersten Sommerhälfte (Mai bis Juli) 10% mehr Gäste in Tirol verzeichnen als im Vorjahr. Der größte Zuwachs der Gäste in Tirol kommt aus Deutschland. In Tirol gab es insgesamt 34 Todesopfer, davon 17 beim Bergwandern, 4 beim Klettern, 2 auf Hochtour, 2 beim Mountainbiken, 3 bei der Arbeit und 6 Personen entfallen unter sonstiges. Alpine Notrufe werden nicht nur bei Unfällen abgesetzt, sondern auch von unverletzten Personen, die sich in einer misslichen Lage befinden. Darunter fallen Personen, die mit den Begebenheiten einer Tour und den Verhältnissen überfordert sind oder sich selbst überschätzen. Der Anteil der Unverletzten hat in den letzten 10 Jahren signifikant zugenommen und machte im Berichtsjahr fast ein Drittel aller Notrufe aus (32%). Sicher Bergwandern - (Gabl, Veider, Zobl) Zur Reduktion von Unfällen empfehlen das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit, die Alpinpolizei und die Bergrettung: Wichtig beim Bergwandern sind eine seriöse Tourenplanung, eine realistische Selbsteinschätzung und eine passende Ausrüstung. Mit der Tourenplanung kann verhindert werden, dass sich „falsche Menschen am falschen Ort“ aufhalten. Zur Tourenplanung gehören Kartenstudium, Zeitplan und Wetterbericht. Oder aber man schließt sich einer von einem Berg- oder Wanderführer geleiteten Gruppe an. Die Tour muss nicht nur den Verhältnissen, sondern auch den persönlichen Fähigkeiten angepasst sein. Dies setzt eine realistische Selbsteinschätzung voraus. Zu einer passenden Ausrüstung gehören: Ein solider Bergwanderschuh mit grober Profilsohle, wetterfeste Kleidung, Handy (Notruf), Erste Hilfe Paket, Stirnlampe und Karte (Orientierungsmaterial). Wanderstöcke können eine gute Lage des Schwerpunktes unterstützen, Gelenke entlasten und das Überqueren von Bächen oder gefrorenen Schneefeldern erleichtern. Allerdings sind sie auch immer wieder Ursache von Unfällen. Um ein Stolpern über diese Wanderstöcke möglichst zu verhindern, sollten diese in absturzgefährdeten Gelände nicht in den Schlaufen gehalten werden. Kinder sollten nicht immer mit Stöcken gehen, weil sie sonst das freie Gehen im Gelände nicht richtig erlernen. Die Stöcke am Rucksack verstauen, wenn man aufgrund der Schwierigkeit des Weges die Hände zum Halten oder für das Gleichgewicht benötigt. Bei Teleskopstöcken darauf achten, dass diese gut fixiert sind und sich nicht unter Belastung zusammenschieben. 3 PK 06.10.2016 Überblick: Alpinunfälle im Sommer 2016 Verunfallte (Tote und Verletzte) im alpinen Raum in Österreich 01.05. - 30.09. Burgenland Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien gesamt 2014 0 131 141 282 279 122 734 150 0 1.839 2015 0 133 137 283 267 130 694 178 1 1.823 2016 0 126 122 292 313 128 782 172 0 1.935 Diff. in % 0 -5 -11 3 17 -2 13 -3 -100 6 10-Jahresmittel 0 122 138 259 206 133 680 162 0 1.699 Verunfallte (Tote) im alpinen Raum in Österreich 01.05. - 30.09. Burgenland Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien gesamt 2014 0 20 4 10 29 13 50 5 0 131 2015 0 9 11 16 21 18 51 11 0 137 2016 0 15 11 19 27 14 34 11 0 131 Diff. in % 0 67 0 19 29 -22 -33 0 0 -4 10-Jahresmittel 0 15 9 13 23 19 56 11 0 147 Diff. in % 0 -6 -12 7 10 4 15 7 -100 8 10-Jahresmittel 0 151 159 283 243 170 833 202 0 2.040 Alpinunfälle gesamt in Österreich 01.05. – 30.09. Burgenland Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien gesamt 2014 0 165 185 304 324 177 968 179 0 2.302 2015 0 174 174 310 346 179 915 225 1 2.324 2016 0 163 153 333 380 186 1.052 241 0 2.508 4 PK 06.10.2016 Verunfallte (Tote und Verletzte) nach Geschlecht im alpinen Raum in Österreich 01.05. - 30.09.2016 37% Frau Mann 63% Verunfallte (Tote und Verletzte) nach Unfallort / Bundesland in Österreich 01.05. - 30.09.2016 Vorarlberg 9% Kärnten 7% Niederösterreich 6% Oberösterreich 15% Tirol 40% Salzburg 16% Steiermark 7% 5 PK 06.10.2016 Herkunft der Verunfallten (Tote und Verletzte) bei Alpinunfällen in Österreich 01.05. - 30.09.2016 1% 1% 1% 1% 1% 1% 1% 0% 5% Österreich 1% Deutschland Niederlande 3% GB Ungarn 48% Schweiz Tschechien Italien Belgien Polen 36% Dänemark Frankreich Andere 6 PK 06.10.2016 Unfälle nach Teildisziplinen Verunfallte (Tote und Verletzte) nach Unfalldisziplinen in Österreich 01.05. - 30.09. Klettern Hochtouren Bergwandern Mountainbiken Flugunfall Wildwassersport sonstige gesamt 2014 149 40 859 360 92 42 297 1.839 2015 151 51 857 393 113 35 223 1.823 2016 142 35 930 439 111 27 251 1.935 Diff. in % -6 -31 9 12 -2 -23 13 6 10-Jahresmittel 141 41 796 292 100 27 270 1.667 Tödlich Verunfallte nach Unfalldisziplinen in Österreich 01.05. - 30.09. Klettern Hochtouren Bergwandern Mountainbiken Flugunfall Wildwassersport Arbeitsunfall sonstige gesamt 2014 10 4 63 5 4 1 10 34 131 2015 15 5 75 4 5 3 11 19 137 2016 10 3 76 6 3 2 6 25 131 Diff. in % -33 -40 1 50 -40 -33 -45 32 -4 10-Jahresmittel 13 4 75 4 7 2 11 31 147 Diff. in % 150 -20 0 171 -20 -48 29 1 10-Jahresmittel 7 4 6 13 9 32 7 75 Tote beim Bergwandern in Österreich 01.05 – 30.09. Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg gesamt 2014 7 1 2 16 7 28 2 63 2015 4 5 9 7 10 33 7 75 2016 10 4 9 19 8 17 9 76 7 PK 06.10.2016 Unfallursachen beim 01.05. – 30.09.2016 Bergwandern mit tödlichem Ausgang in Österreich 1% 5% 11% 37% Sturz, Stolpern, Ausgleiten Herz-Kreislaufstörung Absturz Verirren, Versteigen sonstige 46% Unfallursachen beim Bergwandern mit Verunfallten (Tote und Verletzte) in Österreich 01.05. - 30.09.2016 10% 2% 2% 3% Sturz, Stolpern, Ausgleiten Herz-Kreislaufstörung 7% Erschöpfung Absturz Verirren, Versteigen sonstige 76% 8 PK 06.10.2016 Tödliche Unfälle im Zeitverlauf Anzahl Verunfallte (Tote und Verletzte) nach Kalenderwoche (KW) in Österreich 01.05. - 30.09.2016 250 200 150 100 50 0 KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 9 Anzahl Todesopfer nach Kalenderwoche (KW) in Österreich 01.05. - 30.09.2016 16 14 12 10 8 6 4 2 0 KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW KW 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 PK 06.10.2016 Unfälle nach Teildisziplinen TIROL Verunfallte (Tote und Verletzte) in Tirol 01.05. - 30.09. Klettern Hochtouren Bergwandern Mountainbiken Flugunfall Wildwassersport Arbeitsunfall sonstige gesamt 2014 48 24 412 85 33 26 19 87 734 2015 63 31 377 96 39 15 7 66 694 2016 49 29 455 126 37 16 10 60 782 Diff. in % -22 -6 21 31 -5 7 43 -9 13 10-Jahresmittel 56 28 368 70 39 15 16 74 666 2016 4 2 17 2 0 0 3 6 34 Diff. in % -50 200 -48 0 -100 0 50 50 -33 10-Jahresmittel 5 1 31 1 3 1 3 10 55 Tödlich Verunfallte in Tirol 01.05. - 30.09. Klettern Hochtouren Bergwandern Mountainbiken Flugunfall Wildwassersport Arbeitsunfall sonstige gesamt 2014 4 0 28 3 1 0 3 11 50 2015 6 0 33 2 4 0 2 4 51 10
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