Senioren Zeitschrift Frankfurt | Herausgegeben vom Dezernat für

Blick über den Tellerrand
Plaudern am Telefon – eine anregende Dienstleistung
Rütten war Krankenschwester und
viele Jahre mit einer sozialen Leitungsfunktion betraut.
esonders ältere Menschen unterhalten sich gerne. Kein Wunder, sie haben viel erlebt und
können einiges aus ihrem langen Leben erzählen. Es bieten sich allerdings nicht immer so viele Gelegenheiten dazu. Den erwachsenen Kindern fehlt oftmals die Zeit. Die Enkel
verdrehen vielleicht sogar die Augen, „wenn Oma immer dieselbe
Platte“ auflegt. Manchmal werden
die Anrufe kürzer und seltener.
Kinderlosen geht es mit ihren Nachbarn und Bekannten ähnlich. Besonders Leute, die aus gesundheitlichen
Gründen kaum mehr aus dem Haus
kommen, freuen sich deshalb über
anregende Gespräche und Kontakte.
B
Eine gute Lösung bietet der gemeinnützige Verein „Ambulante Versorgungsbrücken“ in Bremen. Etwa
ein Dutzend Frauen machen Wohlfühlanrufe. Das sind „Hausbesuche
per Telefon“, wie es die Initiatorin
Elsbeth Rütten nennt. Rund 100 Menschen zwischen 55 und 95 Jahren
aus ganz Deutschland, meist alleinstehende Rentnerinnen, haben die
Gespräche abonniert.
Wie lange und wie oft sie miteinander plaudern, ist Vereinbarungssache. Manche wünschen sich feste
Uhrzeiten, andere wollen lieber spontan angerufen werden. Die meisten
Gespräche dauern etwa eine halbe
Stunde. Die einzige Vorgabe sind die
Kosten: Sie belaufen sich auf 45 bis
100 Euro für drei Monate, je nach
Häufigkeit und Dauer. Etwa die Hälfte der Abonnentinnen bezahlt diese
Gebühr selbst. Der andere Teil bekommt das Telefon-Abo geschenkt.
In vielen Fällen von Familienmitgliedern, die erleichtert sind, dass
jemand anderes sich die Zeit nehmen kann, mit den Eltern oder Großeltern zu plaudern. Für Elsbeth
Rütten ist es „ein entlastendes Angebot für die ganze Familie“.
Die ehrenamtlichen Telefondamen
finden die Unterhaltungen in vielen
Fällen spannend. „Wir freuen uns,
Der elektronische Besuchsdienst
ist aber kein Nottelefon im engeren
Sinne. Es geht eher darum, anregende Gespräche zu führen, „manche
wollen mit ihren Sprachkenntnissen in Englisch in Übung bleiben
oder über Politik diskutieren“, erlebt
Elsbeth Rütten immer wieder. Die
Themen reichen von Hannah Arendt
bis hin zu Kochrezepten. Manche singen Lieder zusammen und genießen
diese Zeit ganz ausgelassen.
Ein netter Anruf muntert auf.
Foto: Oeser
wenn ältere Menschen ihre Erlebnisse erzählen“, sagt Elsbeth Rütten.
Alle Anruferinnen werden geschult,
bevor sie den Telefondienst antreten. Sie hören dabei nicht nur zu,
sondern haben auch gelernt, Gespräche zu führen.
Die meisten Anruferinnen sind
selbst im Rentenalter und wollen
ihre freie Zeit sinnvoll verbringen.
Viele haben früher in sozialen Berufen gearbeitet. Gründerin Elsbeth
>>
Der Verein „Ambulante Versorgungsbrücken“ wurde bereits 2009
gegründet, um die Betreuung von
Klinikpatienten zu verbessern, nachdem sie entlassen wurden. Neben
Beratungen in solchen Fällen bietet
er seit 2012 auch regelmäßige Anrufe an. 2013 wurde das Konzept der
Anrufe mit einem 1. Platz im Wettbewerb „Zuhause hat Zukunft“ ausgezeichnet. Sicherheitshinweise und
ein Datenschutzkonzept gewährleisten einen vertrauensvollen Rahmen.
Die „Wohlfühlanrufe – Hausbesuche per Telefon“ können unter der
Nummer 04 21/3 80 97 34 erreicht
werden. Im Internet sind sie unter
www.-wohlfuehlanrufe.de zu finden.
Nicole Galliwoda
Agaplesion-Broschüre zum Thema Demenz
Eine Schriftenreihe zu Fragen
der Medizin startet der christliche
Betreiber von Krankenhäusern und
Altenpflegeeinrichtungen, Agaplesion, mit einem Themenheft zu Demenz. Unter dem Titel „Demenz –
Verständnis und Geborgenheit“ umfasst das erste Heft von „Agaplesion Wissen“ Beiträge zu Konzepten und Behandlungsmethoden,
vom „Demenzsensiblen Krankenhaus“ bis hin zur „Tiergestützten
Therapie“.
Autoren der verschiedenen Beiträge sind Fachleute und Führungs-
kräfte der rund 100 Einrichtungen
unter dem Dach von Agaplesion, das
nach eigenen Angaben Deutschlands größter Anbieter von Altersmedizin ist.
Die Broschüre kann auf www.
agaplesion.de kostenfrei heruntergeladen oder gegen eine Schutzgebühr von zehn Euro als gedrucktes
Exemplar bestellt werden.
Sie kann zudem in allen Buchhandlungen unter dieser ISB-Nummer
978-3-936527-37-7 bestellt werden.
wdl
SZ 2 / 2014
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