Zwischen Innovationsfabrik und Startup- Inkubator

UDW Spezial 2016
NEUE GESCHÄFTSMODELLE
Zwischen
Innovationsfabrik
und StartupInkubator
Sehen wir die Herausforderungen
aus COP 21 als eine Chance für Startups
Das neue Klimaschutzabkommen von Paris stellt auch Österreich vor die Herausforderung, die ambitionierten Ziele mit der
Unterstützung jedes Einzelnen zu erreichen. Ein Weg hin zu einer Green Economy, hin zu mehr Innovation im Nachhaltigkeitsbereich ist aber auch eine Chance, die wir als Österreich nutzen
können und nutzen müssen. In Österreich gibt es ein unglaubliches Potenzial an Ideen in den unterschiedlichsten Bereichen,
allerdings ist es für innovative Jungunternehmer und etablierte
Wirtschaftstreibende oft nicht einfach, zueinanderzufinden.
The Blue Minds Company (TBMC) sieht sich daher als Innovationsfabrik. Startups, die einen Beitrag zur Nachhaltigkeit
und zum Klimaschutz leisten, erhalten strategische und finanzielle Unterstützung sowie Zugang zu Kunden, die ihrerseits
wiederum auf der Suche nach innovativen Lösungen und neuen
Geschäftsmodellen sind.
STARTUPS: WARUM GERADE JETZT?
Weltweit wachsen die Investitionen im Greentech-Bereich.
Bis ins Jahr 2020 ist laut dem Consultingunternehmen Roland
Berger alleine in Central Eastern Europe mit einem jährlichen
Zuwachs von 8,5% zu rechnen. Diese Ziffer liegt klar über der
europäischen und auch der globalen BIP-Prognose. Einer der wesentlichen Faktoren für die große Nachfrage ist die weltweit zunehmende Rohstoffvolatilität und die damit verbundene Energie-Unsicherheit. Im Rahmen der daraus folgenden Energietransformation wird sich die Energieinfrastruktur verändern.
Sie wird intelligenter, wesentlich mehr Daten verarbeiten und
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Charakteristika aufweisen, von deren Existenz wir heute unter
Umständen noch keine Kenntnis haben.
Entwicklungen werden disruptiv, komplex und dynamisch
verlaufen. Neue Speichertechnologien werden einen „Game
Changer“ darstellen. Die Nachfrage nach „smarten“ Energiedienstleistungen und die Vernetzung von Energie, Mobilität und
anderen Services wird immens steigen. Im Hinblick auf die Paris-Ziele sind diese Entwicklungen auch erforderlich. Für Startups, Ventures und Gründer bedeutet das Wachstumschancen.
Was jetzt gefragt ist, sind Innovationen, die neue Märkte schaffen und die auf die Herausforderungen von Paris mit neuen Lösungen reagieren. Die oft unkonventionelle, unvoreingenommene und inkrementell motivierte, innovationsgetriebene Herangehensweise von Entrepreneuren bietet enormes Potenzial.
Wirtschaftsnationen, die diesen Wirtschaftsbereich fördern,
werden nachhaltig von diesem Wirtschaftsboom profitieren (vgl
„Wohlstand in langen Wellen“, „6. Kondratieff-Zyklus“).
STARTUP-ÖKOSYSTEM ÖSTERREICH
Österreich ist in den letzten Jahren im Startup Bereich sehr
aktiv geworden. Das Finanzierungsvolumen liegt laut einer
2015 veröffentlichten Erhebung der Wirtschaftsagentur Wien
& Herbst Kinsky Rechtsanwälte GmbH allein in Wien bei 160
Mio Euro. Große Tickets – über einer Mio Euro – stammen allerdings noch immer aus dem Ausland. Daraus folgt, dass viele
Startups nach der Frühphase abwandern und die später erzielte
Wertschöpfung nicht in Österreich verbleibt.
UDW Spezial 2016
NEUE GESCHÄFTSMODELLE
TBMC setzt hier an: Sie inkubiert am Standort Wien österreichische und internationale Startups mit disruptiven, dynamischen und innovativen Geschäftsmodellen im Bereich Energy
Transition mit dem Ziel, die Time-to-Market-Periode zu verkürzen und nachhaltige Geschäftsmodelle für den internationalen
Markt zu etablieren.
TBMC UND IHR STARTUP-NETZWERK
TBMC arbeitet seit langem sehr eng mit Startups und Entrepreneuren – allesamt im weitesten Sinne aus dem Bereich
Energy Transition – zusammen und bekommt so viel von den
neuesten Entwicklungen mit. Die Business Cases sind dabei sehr
unterschiedlich: Da gibt es has.to.be mit ihrer Managementund Abrechnungsplattform für Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder bgood, die ein Gutscheinsystem zur Belohnung von
nachhaltigen Handlungen entwickelt haben. Neben den software-lastigen Startups befinden sich allerdings auch hardwarelastige im TBMC-Portfolio, zB Collective Energy, die auf die Realisierung gemeinschaftlich finanzierter Solaranlagen spezialisiert sind oder iconic – ein Carport System mit stützenfreiem
Carport zum Selbstaufbau sowie optionalen Photovoltaikpaneelen. Doch auch spannende Geschäftsideen, die nicht auf aggressives Wachstum ausgerichtet sind, können bei TBMC Unterstützung finden: zB Unverschwendet, ein Unternehmen, das über-
schüssige Früchte zu Produkten weiterverarbeitet. Über das eigene Portfolio hinausgehend ist allerdings auch ein GreentechTrend zu erkennen. So kommen TBMC – beispielsweise bei Jurysitzungen – immer wieder auch sehr vielversprechende Startups
aus dem Bereich Energy Transition unter.
Die Entwicklungen stimmen positiv. Allerdings gibt es noch
immer Bedarf, die regulatorischen und strukturellen Rahmenbedingungen für Startups zu verbessern, sodass wir die Erreichung der Paris-Ziele auch mit Hilfe innovativer Jungunternehmer gemeinsam erreichen können.
QQQ
http://www.blueminds-company.com
http://blueminds-factory.com
https://www.bgood.io
http://www.collective-energy.at
http://has-to-be.at
http://iconic-product.at
http://www.unverschwendet.at
Dr. Eveline Steinberger-Kern
(The Blue Minds Company GmbH)
[email protected]
Strom der Zukunft
Trends am Strommarkt und wie die Industrie vorhandene Flexibilität nutzen kann.
Der deutsch-österreichische Strommarkt hat sich in den
vergangenen zehn Jahren grundlegend verändert. Es ist
nicht die Nachfrageseite, die diese Änderungen hervorgerufen
hat, sondern das Angebot. Der Zuwachs der Produzenten von erneuerbarer Energie hat viele konventionelle Anbieter vom
Markt verdrängt. Dieser Trend lässt sich einfach als gewünschte
Dekarbonisierung1 des Energiemarktes zusammenfassen.
Die Herausforderung dabei: Diese neuen Stromerzeuger
sind nicht wie ihre Vorgänger gewachsen, um eine damals
noch steigende Nachfrage zu befriedigen, sondern produzieren
– von umfangreichen Förderungen ausgelöst – unabhängig von
jeder Nachfrage. Vereinfacht gesagt: Die Solarzellen erzeugen
Strom, wenn die Sonne scheint, und die Windkraft speist in das
Netz ein, wenn der Wind bläst. Da die Förderungen in der ersten
Phase des Ausbaus der erneuerbaren Energie durch garantierte
1 Bezeichnet die Umstellung der Energiewirtschaft in Richtung eines niedrigeren Umsatzes von
Kohlenstoff
Einspeisetarife erfolgten, sind diese Anlagen dafür konzipiert,
so viel Strom zu erzeugen, wie möglich. Dieses Fördersystem,
das im Ökostromgesetz festgelegt ist, muss novelliert werden.
Große Biomassekraftwerke produzieren zwar gleichmäßig
Strom, aber durch ihr Wachstum ist die Nachfrage nach Holz so
stark gestiegen, dass man dieses in Österreich importieren
muss. Zusätzlicher Nebeneffekt: Ein Teil des Holzes steht für die
materielle Nutzung (zum Beispiel für die Erzeugung von Papier
und Platten) nicht zur Verfügung.
Die Produktion von Strom in Wind- und Solarkraftwerken
richtet sich mehr nach den Wetterverhältnissen als nach der benötigten Menge an Energie. Das hat zum Beispiel dazu geführt,
dass viele Stromhändler Meteorologen beschäftigen, die Sonnenschein oder Wind möglichst lange vorhersagen können, um
sich nicht durch Preisschwankungen (aufgrund kurzfristig geänderter Erzeugung) überraschen zu lassen.
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