FORSTTECHNIK Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Motorsägen: Profisportler für den Betrieb . . . 37 Weniger schädliche Abgase . . . 40 Fotos: Leichhauer, Schlotmann (1) Helme: Viel Komfort für wenig Geld . . . 41 Leichte Profisägen für den universellen Einsatz gibt es in jedem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb. Wir haben getestet, welches Modell zurzeit die Nase vorn hat. Profisportler für den Betrieb Der Markt für leichte Profisägen ist hart umkämpft. Das neueste Update bekam die MS 261 von Stihl. Für uns Anlass genug, sie unter die Lupe zu nehmen und mit ihren Konkurrenten zu vergleichen. M otorsägen in der Leistungsklasse um 50 cm3 bzw. 3 kW sind sowohl in Forstunternehmen als auch auf landwirtschaftlichen Betrieben im Einsatz. Darum haben wir drei Testkandidaten für die professionelle Nutzung in den harten Praxiseinsatz geschickt: ■ Stihl MS 261 C-M, ■ Husqvarna 550 XP und die ■ Dolmar PS 5105 C. Getestet wurden die Geräte in der Holzernte und bei typischen Hofarbeiten. Unterstützt haben uns auch diesmal die erfahrenen Forstwirtschaftsmeister Georg Beuse und Robert Tarner vom Regionalforstamt Münsterland. Insgesamt verlief der Test über die Dauer von knapp drei Monaten. sind das, streng genommen, erst einmal nur Zahlen. Am Arbeitsplatz angekommen wirkt die Stihl sehr vertraut. Das aktuelle Modell der „261er Baureihe“ verfügt über das elektronische Motormanagement und den Kombihebel zum Starten und Stoppen, einen transparenten Ölund Kraftstofftank mit werkzeuglosem Bajonettverschluss, sowie den Langzeitluftfilter – genau wie das Vorgängermodell. Auffällig ist der schlankere Säge- Kraft aus Waiblingen Wichtigste Neuerung an der MS 261 ist das um 300 g verringerte Gewicht des Sägekörpers und die auf 4,1 PS erhöhte Leistung. In Bezug auf den praktischen Einsatz Die Bauart der einzelnen Luftfilter unterscheidet sich je nach Hersteller. Bei den Wartungsintervallen gibt es allerdings keine Ungleichheiten. körper und der neu gestaltete Zylinder. Beides gemeinsam soll für eine verbesserte Handhabung sorgen. Das bestätigte sich während unseres Tests. Besonders bei Entastungsarbeiten ist die verbesserte Ergonomie der MS 261 zu spüren, denn sie lässt sich enger am Stamm und gänzlich leichter führen – das bedeutet insgesamt weniger Kraftaufwand. Beim Fällen von schwachen oder mittelstarken Laub- und Nadelbäumen zieht der Motor gut durch und wirkt sehr spritzig. Ebenso beim Einschneiden von Brennholz oder Stammabschnitten. Ob es nun an der höheren Leistung liegt, konnten unsere Tester nicht sagen. Jedoch wurde das Durchzugsverhalten bereits aus dem unteren Drehzahlbereich heraus gegenüber dem Vorgänger deutlich verbessert. Die mittlerweile bewährte Bedienung mit dem Kombihebel gibt ebenso wenig Rätsel auf wie die Kettenspannvorrichtung auf der linken Geräteseite. Beim Wechseln der Kette ist das Kettenrad dank der innen liegenden Kupplungsglocke einfach zu erreichen. Die Muttern sind verliersicher am Kettenraddeckel angebracht. Das erleichtert die Arbeit auch dann, wenn keine Werkbank zur Verfügung steht. Die Einstellung der Ölpumpe erfolgt stufenlos über eine Schraube an der Sägeunterseite – wie bei den anderen Sägen. Hier bedurfte es im Testbetrieb aller40 / 2016 37 Alle Veröffentlichungsrechte liegen bei der Landwirtschaftsverlag GmbH – Dieser Beitrag ist im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen. INHALT FORSTTECHNIK Auf den Punkt gebracht Au dings der höchsten Stufe, damit die Pumpe ausreichend Kettenhaftöl transportierte. Beim Luftfilter kann die Stihl punkten: Sie hat die größte Abscheidefläche aller Testkandidaten und sitzt gut geschützt unter der einteiligen Motorabdeckung. Sie ist nach dem Entriegeln von drei Bajonettverschlüssen mithilfe des Motorsägenschlüssels abnehmbar. Zum kräftesparenden Anwerfen verfügt die MS 261 über ein Dekompressionsventil. Die Stihl startete in jedem Zustand und bei jeder Witterung zuverlässig und schnell. Schwedische Ergonomie Insbesondere bei Forstprofis ist die Husqvarna beliebt. Sie gilt als besonders spritzig und verspricht eine angenehme Handhabung. Das be- stätigte sich während unseres Tests vor allem beim Entasten. Auch wenn Stihl diesbezüglich ordentlich aufgeholt hat – bei dieser Arbeit ist die 550 XP einfach unschlagbar. Der Motor ist durchzugsstark, jedoch erscheint er bei Fällarbeiten im Gegensatz zu seinen Kontrahenten drehmomentschwächer. Ebenso wie die MS 261 verfügt die Husqvarna über eine Einhebelbedienung zum Starten und Stoppen, eine elektronische Motor- und Vergasersteuerung sowie ein Dekompressionsventil und werkzeuglose Tankverschlüsse. Die Deckel der Tanks haben ein Gewinde und sind daher nicht so rasch zu öffnen wie die der Stihl. Das muss aber kein Nachteil sein. Der Kettenraddeckel verfügt über verliersichere Muttern, die Kette wird seitlich gespannt. Größtes Manko beim Ket- tenwechsel ist die außen liegende Kupplungsglocke. Da dies die Ergonomie verbessern soll, hält Husqvarna an der Bauart fest. Die einteilige Motorabdeckung kann nach dem Lösen von drei Klippverschlüssen geöffnet und abgenommen werden. Der darunterliegende Luftfilter ist zwar relativ klein, dennoch benötigt es keine häufigeren Wartungsintervalle. Während der Testphase verlor die 550 XP mehrfach Kettenhaftöl im Bereich der Ölpumpe. Beim Starten im warmen Zustand machte unser Testgerät Probleme – wie uns berichtet wurde „typisch“ für eine Motorsäge aus dem Hause Husqvarna. Nach dem Ab- 38 40 / 2016 stellen, zum Beispiel zum Tanken, sprang die Säge zum Teil sehr schlecht, in einigen Fällen erst nach einer längeren Pause wieder an. Das darf bei einer Profisäge nicht sein. Japanisch konventionell Im Gegensatz zu den Sägen von Stihl und Husqvarna kommt das Modell von Dolmar – ein Marke der japanischen Makita-Gruppe – etwas altmodisch daher. Die Optik wirkt nicht so modern und 500 g Mehrgewicht gegenüber der Stihl Motorsägenvergleich 2016 Stihl MS-261 C-M, Husqvarna 550 XP und Dolmar PS 5105 C im Vergleich Testkriterium/Technische Daten Auch bei diesem Motorsägentest haben uns die erfahrenen ForstwirtschaftsForstwirtschafts meister Georg Beuse und Robert Tarner unterstützt. Wir haben die drei Profi-Motorsägen Stihl MS 261 C-M, Husqvarna 550 XP und Dolmar PS 5105 C im praktischen Einsatz getestet. • Durchzugsstark und handlich: Die MS 261 von Stihl gewinnt den Titel des Allrounders. Das Update mit Gewichtsreduzierung ist gelungen. • Top Ergonomie: In puncto Handlichkeit macht der Husqvarna 550 XP keiner was vor. Die Zuverlässigkeit lässt jedoch hier und da zu wünschen übrig. • Solide und kräftig: Die Dolmar ist technisch und optisch nicht auf dem neuesten Stand. Aber sie erledigt zuverlässig alle Arbeiten. MS-261 C-M 550 XP cm2 50,1 Hubraum 50,2 3,0/4,1 max. Motorleistung kw/PS 2,8/3,8 Leerlaufdrehzahl U/min. 2800 2800 Schalldruckpegel nach dB(A) 104 106 ISO 22868 Gewicht (betriebsbereit – betankt g 6,51 6,61 mit Schneidgarnitur) Gewicht (nur Sägekörper) kg 4,9 4,9 Leistungsgewicht kg/kW 2,17 2,36 Vibrationswert nach ISO 22867 m/s2 – vorderer Handgriff 3,5 2,8 – hinterer Handgriff 3,5 3,7 Inhalt Kraftstofftank l 0,5 0,52 Inhalt Öltank l 0,27 0,27 Standardschnittlänge cm 37 38 Kettenteilung Zoll 0,325 0,325 Treibgliedstärke mm 1,6 1,5 Listenpreis € 949 945 Optionen Kettenschnell- Trio Brake spannung Griffheizung Griff- und Vergaserheizung Quickstop PS 5105 C 50 2,8/3,8 2500 102,4 7,09 5,4 2,53 5,2 3,7 0,47 0,27 38 0,325 1,5 749 Griffheizung Alle Veröffentlichungsrechte liegen bei der Landwirtschaftsverlag GmbH – Dieser Beitrag ist im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen. Bei der Start-StoppSt t ll Hersteller H t ll einen i Steuerung nutzen alle Kombihebel. • Mit einem Sc Schauglas im Tank bzw. tr transparenten Öl- un und Kraftstoff-tan lässt sichh tanks der Füllstandd ein n. einfach ablesen. Be ss Bei Dolmar muss zur FüllstandskontF ntnk rolle der Tank geö geöffnet werdenn – ten dabei sollten ose werkzeuglose TTankverschlüsse üsse weile mittlerweile Standard sein. FORSTTECHNIK Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Wer ist der Allrounder? Unser Fazit: Die MS 261 C-M von Stihl ist die Säge für den Waldbauern, die Dolmar PS 5105 C das richtige Werkzeug für den Bauern mit Wald. Das Testmodell von Stihl ist vor allem in der professionellen Holzernte zu Hause. Ob Fällen, Entasten oder Einschneiden von Stammholz: Die Arbeit mit der MS 261 geht leicht und verlässlich von der Hand. Das Update mit verringertem Gewicht und einer höheren Leistung bzw. verbessertem Durchzug ist absolut gelungen. Die Dolmar erledigt alle Aufgaben zuverlässig: von der Holzernte in schwachen und zum Teil mittelstarken Beständen bis zum Anspitzen von Zaunpfählen oder dem Einschneiden von Brennholz. Die fehlende elektronische Motor- und Vergasersteuerung und das hohe Gewicht sind bei regelmäßigem Einsatz der Kompromiss zum geringeren g Preis – immerhin trennen die Dolmar von den anderen Model dellen gut 200 €. Trotz kleiner Schwächen ist die Tro Hu Husqvarna eine gute Säge. Vor allem bei Entastungsarbeiten spürt der Anwender die hervorragende Erg Ergonomie der 550 XP. Als Allrounder rou für den Hof oder den For Forstbetrieb kann die Husqvarna allerdings all nicht empfohlen werden. Insbesondere bezüglich ihrer de Zuverlässigkeit erwarten wir von Zu einer Profisäge mehr. ei Kevin Schlotmann Die digitale Rettungspunkte-Karte des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik e. V. (KWF) kann bei einem Unfall im Wald Leben retten. Jetzt steht eine neue, erweiterte Version kostenlos zum Download bereit. Sie enthält rund 50 000 Rettungspunkte und bietet erstmals die Möglichkeit, die Daten in einer zoombaren Karte zu veranschaulichen. Rettungspunkte haben eine eindeutige Bezeichnung und sind den Rettungsleitstellen mit Koordinaten bekannt. Sie können von Hilfesuchenden bei der Kommunikation mit dem Rettungsdienst genutzt werden, um die Örtlichkeit im Wald besser zu beschreiben. Mit Unterstützung von Landes-, Kommunal- und Privatwaldbesitzern hat das KWF einen einheitlichen nationalen Datensatz mit Rettungspunkten erstellt. Mit der jetzt veröffentlichten Version 2.1 deckt der Datensatz zwölf Bundesländer ab. Neu hinzugekommen sind unter anderem die Rettungspunkte von Sauerland-Tourismus e. V. Neu ist zudem die Bereitstellung der knapp 50 000 Rettungspunkte als Internetdienst. Wie bisher stehen die Rettungs- Rettungspunkte sind definierte Orte im Wald, die mithilfe von Koordinaten gefunden werden. punkte aber auch in zwei Datei-Formaten zum Download bereit (.shp – für gängige GIS-Anwendungen – und .kml – für Google Earth/Google Maps). Außerdem ist das Transferieren in Formate wie .gpx und .gpi möglich. So können z. B. Privatanwender die Daten in mobile GPS-/ Navigations-Geräte zum Wandern oder Radfahren einlesen. ➥ www.rettungspunkte-forst.de *:!,,5+/.3'+5,9)$/62,7 #19 84 "- & (+:969!:01"! %+7!/ !1)*2 # $% (%&, -0 -% ".3+)2 #, (,&' -( ,% /# D überarbeitete Stihl MS 261 Die hhat unsere Tester mit ihrer LLeistung überzeugt. 40 / 2016 39 Alle Veröffentlichungsrechte liegen bei der Landwirtschaftsverlag GmbH – Dieser Beitrag ist im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen. Foto: Stihl sind schon eine Hausnummer. Auch technisch steht die PS 5105 ohne elektronische Motor- und Vergasersteuerung etwas hinten an. Darum musste während des Tests insbesondere die Leerlaufdrehzahl mehrfach an die Umgebungs- und Witterungsbedingungen angepasst werden. Für Ungeübte und Gelegenheitsanwender kein ganz einfaches Unterfangen. Insgesamt ist die Handhabung der Säge trotz einiger Nachteile in Ordnung. Beim Entasten vor allem von Fichten ist die Dolmar etwas behäbig. Überraschen konnte sie hingegen mit ihrem kräftigen und durchzugsstarken Motor. Bei Fällarbeiten in den unterschiedlichen Beständen und beim Einschneiden von Brennholz, unter anderem einer gut 70 cm dicken Eiche, gab sich die PS 5105 keine Blöße. Zum Teil bestand kein spürbarer Unterschied zur Stihl MS 261. Gesteuert wird die Dolmar wie ihre Konkurrenten über einen Kombihebel. Der Kettenspanner befindet sich links. Leider sind die Muttern des Kettenraddeckels nicht verliersicher. Dafür ist der Kettenwechsel durch die innen liegende Kupplungsglocke einfach. Wie bei der Husqvarna wird die Motorhaube von drei Klippverschlüssen verriegelt. Diese erscheinen etwas schwach, haben aber im Testverlauf gehalten. Der Luftfilter gleicht ebenfalls dem der Husqvarna. Im Gegensatz zu den anderen Testsägen lassen sich Kettenöl- und Kraftstofftank nur mit einem Werkzeug öffnen. Die Einfüllöffnung des Kettenhaftöls wird durch den vorderen Griff leicht verdeckt. Eine Füllstandsanzeige für die Betriebsstoffe sucht man vergebens, genauso wie ein Dekompressionsventil zur Starterleichterung. Die Dolmar sprang immer zuverlässig und nach wenigen Zügen an. Einzig im kalten Zustand bei Nebel dauerte der Start etwas länger. Schnelle Rettung im Wald Foto: KWF Für Bediener mit großen Händen ist der hintere Griff der 550 XP zu klein. FORSTTECHNIK Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Weniger schädliche Abgase trophale Folgen haben: Während des Motorbetriebes kann es zum Abreißen des Schmierfilmes im Zylinder kommen, beschreibt der Fachmann. Die Folge ist ein sogenannter Kolbenfresser. In dem Fall ist eine Reparatur teuer und eine Neuanschaffung meist sinnvoller. Gewöhnliches Zweitaktgemisch zum Betrieb der Motorsäge ist schädlich für Umwelt und Gesundheit. Sonderkraftstoffe hingegen sind doppelt so teuer. Doch der höhere Aufwand lohnt sich. Stinkende Abgase mag niemand, denn sie gefährden Gesundheit und Umwelt. Sonderkraftstoffe zum Betrieb von Motorsägen oder Heckenscheren minimieren das Risiko von schweren Erkrankungen und fördern die Langlebigkeit der Motoren. Z weitaktmotoren in Motorsägen, Heckenscheren oder Freischneidern benötigen ein spezielles Gemisch aus Öl und Benzin. Das lässt sich leicht und verhältnismäßig preiswert mit Kraftstoff von der Zapfsäule selbst herstellen. Gesund ist das Gemisch jedoch nicht: Die schwefel- und benzolhaltigen Abgase führen von Erkrankungen der Atemwege bis hin zu Krebs. Wer stattdessen Sonderkraftstoffe nutzt, entgeht dem Risiko, schont die Umwelt und tut seiner Säge etwas Gutes. Lohnt sich nicht, oder? Theo Bremke ist Landmaschinenhändler aus Eslohe im Sauerland. In seinem Betrieb verkauft und repariert der Landmaschinenmechanikermeister täglich Motorsägen, Freischneider und Heckenscheren. Seinen Kunden empfiehlt er zum Betrieb ihrer Motorgeräte stets den Sonderkraftstoff. „Als ich angefangen habe den Ökokraftstoff zu verkaufen, haben viele meiner Kunden ihn als neumodischen Schnickschnack abgetan“, erin- 40 40 / 2016 nert sich der Sauerländer. Heute kennt er nur noch wenige, die herkömmliches Gemisch verwenden. Insbesondere Privatleuten ist die Nutzung von Sonderkraftstoff trotz des etwa 1 €/l höheren Preises leicht zu vermitteln – Ökokraftstoff kostet zwischen 2,50 bis 2,80 €/l. „Einige sind anfangs skeptisch: Sie bräuchten doch nur 5 l im Jahr zum Heckeschneiden, da lohne sich das doch nicht“, zitiert Bremke die Reaktion seiner Kunden. Aber das ist ein Trugschluss. Ein wesentlicher Vorteil des Sonderkraftstoffes ist seine Stabilität. Das Alkylatbenzin ist mindestens zwei Jahre lagerfähig, weil es sich kaum entmischt. Beim herkömmlichen Zweitaktgemisch trennen sich nach einiger Zeit Öl und Benzin. Zusätzlich entsteht durch weitere Umsetzungsprozesse Wasser. „Das kann schon nach sechs Monaten passieren“, gibt Bremke zu bedenken. Auch durch Schütteln des Kanisters lässt sich der Prozess nicht umkehren, da es auf molekularer Ebene abläuft. Von außen erkennbar ist der entmischte Kraftstoff nicht, wird er dennoch eingesetzt, kann das katas- Vorsicht bei „Oldtimern“ Theo Bremke empfiehlt: „Für Motorsägen und andere Geräte, die dauerhaft mit Zweitaktgemisch betrieben wurden, ist die Nutzung von Sonderkraftstoff nicht sinnvoll. Beim Verbrennen des Alkylatbenzins können sich Ruß oder andere Verunreinigungen lösen, wodurch Motorschäden entstehen. In diesem Fall ist es besser, die benötigte Kraftstoffmenge frisch herzustellen und innerhalb weniger Wochen zu verbrauchen.“ Theo Bremke Neben dem Problem der Entmischung stehen für Theo Bremke vor allem Aspekte des Gesundheits- und Umweltschutzes im Vordergrund. Beim Heckeschneiden oder Holzsägen wird das Werkzeug nah am Körper getragen – alle Abgase bekommt der Anwender dabei nahezu ins Gesicht und atmet deshalb einen Großteil an Schadstoffen ein. „Der Sonderkraftstoff enthält erheblich weniger Schwefel und Benzol als das herkömmliche Gemisch, sodass die Abgase deutlich weniger gefährdend sind“, führt der Landmaschinenhändler aus. Wegen seines speziellen Geruchs ist der Sonderkraftstoff von Benzin zu unterscheiden, was ein weiterer Vorteil ist. Durch Unachtsamkeit oder aus Versehen wird immer wieder Benzin ohne Ölzusatz in den Tank geschüttet. Bei Inbetriebnahme geht das Gerät dann sofort kaputt – dieser Fehler ist hiermit ausgeschlossen. Auch technisch sieht Bremke Vorteile. Das Mischungsverhältnis von 1 : 50 wird beim Ökokraftstoff immer exakt eingehalten. Das ist besser für die Langlebigkeit des Motors und die Leistungsabgabe. Bei modernen Motorgeräten mit elektronischer Motorsteuerung empfiehlt er den Sonderkraftstoff dringend. Zudem verrußen Motor und Abgasanlage kaum noch, sagt der Experte weiter. Vielerorts Pflicht Die Verfügbarkeit des Alkylatbenzines ist flächendeckend gegeben. Mittlerweile führen schon Baumärkte den Sonderkraftstoff. Beim Fachhändler können Kunden zwischen Gebinden mit 5 oder 25 l wählen. Für Forstbetriebe gibt es zudem 60- oder 200-l-Fässer, wodurch der Preis unter 2,20 €/l sinkt. In Staats- oder Kommunalbetrieben ist die Nutzung von Sonderkraftstoffen mittlerweile Pflicht – mehrfach auch für Viertaktmotoren. Gleiches gilt für zertifizierte Forstbetriebe. „Für die eigene Gesundheit und die Langlebigkeit des Werkzeugs sind 2,50 €/l für vernünftigen Sprit am langen Ende nicht zu teuer“, resümiert Theo Bremke. Kevin Schlotmann Alle Veröffentlichungsrechte liegen bei der Landwirtschaftsverlag GmbH – Dieser Beitrag ist im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen. Foto: Schlotmann Gut für Mensch und Natur FORSTTECHNIK Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Viel Komfort für wenig Geld Umfassender Schutz, Tragekomfort, Dauerhaftigkeit und ein günstiger Preis. Das muss eine Kopfschutzkombination dem Waldbauern bieten. Wir haben getestet, welcher Helm die Kriterien erfüllt. N ur ein Helm, der auch getragen wird, kann im Notfall schützen. Damit das Aufsetzen des Kopfschutzes kein unge- liebter Zwang ist, sind die Ansprüche an den Tragekomfort hoch. Zudem dürfen Schutzwirkung und Dauerhaftigkeit nicht zu kurz kom- men, obendrein muss das PreisLeistungs-Verhältnis stimmen. Wenn alles passt, greift der Waldbauer gerne zur Schutzausrüstung. Welche Kopfschutzkombination im Bereich zwischen 60 und 120 € die Beste ist, haben Forstwirtschaftsmeister Winfried Junker und Azubi Maximilian Bertram vom Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald für das Wochenblatt getestet. Beim Kauf einer Helmkombi kann der Waldbauer technische Eigenschaften anhand von Prüfnummern bewerten. So sollten Sie nur Helme kaufen, die den Normen EN 397 und EN 352 Teil 3 unterliegen. Dadurch ist beispielsweise die Schutzwirkung vor fallenden Gegenständen gewährleistet. Doch bezüglich Handhabung und Komfort ist das Urteil von Kennern gefragt. Darum haben wir uns angeschaut, welcher Forsthelm für den semiprofessionellen Anwender empfehlenswert ist. Im Frühjahr dieses Jahres mussten sich die Kopfschutzkombinationen ■ Husqvarna Functional, ■ Husqvarna Technical, ■ Peltor G3000M, ■ Schuberth Euroguard V+, ■ Stihl Advance über mehrere Wochen hinweg während der Laubholzernte bewähren. Kevin Schlotmann So haben wir die Forsthelme beurteilt Austauschbare Hygienesätze erhöhen den Tragekomfort, zudem können sich Gelegenheitsanwender einen Helm teilen. Fünf beliebte Kopfschutzkombinationen mussten sich im Test bewähren. Schuberth Euroguard V+ Peltor G3000M Stihl Advance Husqvarna Functional Husqvarna Technical Ø Ø + + + –– + + + + + + Ø + + Ø Ø Ø – + + – + Ø – + + + + Ø Ø + + Ø Ø Ø + Ø – + Ø Ø – + + Ø Ø + ++ –– + Ø + Ø Ø Belüftung Sicht/Sehfeld Ø Ø Ø + Ø Ø Ø Ø Ø + Gesamturteil Ø + Ø Ø + Verarbeitung Helmschale – Kanten – Einsatz (Tragekorb) Gehörschutz – Befestigung Visier – Befestigung Handhabung Der Gesichtsschutz ragt bei einigen Forsthelmen in offener Stellung weit nach vorn. Das führte im Test aber nicht zu Problemen. Bedienung/ Einstellung – Kopfumfang – Visier – Gehörschutz Komfort ++ = sehr gut, + = gut, Ø = befriedigend, – = ausreichend, – – = mangelhaft 40 / 2016 41 Alle Veröffentlichungsrechte liegen bei der Landwirtschaftsverlag GmbH – Dieser Beitrag ist im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen. Fotos: Leichhauer Bezüglich Handhabung und Komfort ist das Urteil von Kennern gefragt: Winfried Junker und Maximilian Bertram haben fünf Kopfschutzkombinationen im harten Alltag getestet. FORSTTECHNIK Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Ebenso wie der Euroguard V+ von Schuberth ist der Peltor G3000M unter Forstwirten und Waldbauern weitverbreitet. Die Helmkombi wiegt 680 g und lässt sich angenehm tragen. Das Kopfband ist im Hinterkopfbereich mit einem weichen, polsternden Kunststoff versehen. Es lässt sich in der Weite leicht und mit nur einer Hand verstellen, sodass Junker und sein Team die Weite auch während der Arbeit einfach regulieren konnten. Das Visier liegt im geöffneten Zustand am Helm an und hindert nicht. Die Größe des Gesichtsschutzes ist für unsere Experten gerade noch ausreichend. Der Kapselgehörschutz dämmt laute Geräusche zuverlässig. Alles in allem bewer- ten die Fachleute Haptik und Optik mit „sehr gut“. Einzig das Zusammenbauen des Helmes erfordert etwas Fingerspitzengefühl, ist aber auch für Ungeübte keine große Herausforderung. Positiv: Sämtliches Zubehör wie Gesichtsschutz, Hygienesatz oder Gehörschutz lässt sich einfach austauschen und ist zu günstigen Preisen erhältlich. Die Kopfschutzkombi kostet 59,90 €. Testurteil: Die Kombination sitzt gut und erfüllt alle Anforderungen. Zudem ist sie günstig. Einzig einen dritten Kopfgurt wünschten sich die Tester. Ansonsten hat die Experten dieses Modell absolut überzeugt und belegt den ersten Platz. Die Waldarbeiter wünschen sich beim Peltor einen dritten Kopfgurt. Nordischer Klassiker Um die Kopfweiteneinstellung dauerhaft zu fixieren, erfordert es beim Functional Improvisationstalent: in diesem Fall Klebeband. Der Functional von Husqvarna gilt bei der Waldarbeiterrotte als Klassiker. Der Grund: Der Helm erfüllt alle Ansprüche an Tragekomfort und Sicherheit, ist solide und stabil. Beim Gewicht liegt er mit 720 g im Mittelfeld. Die Kopfweitenverstellung funktioniert ähnlich wie beim Schuberth-Helm über ein Band. Allerdings ist die Einstellung nicht stufenlos, sondern über kleine Löcher und Noppen geregelt und fixiert. Im Test funktionierte das nicht und die Justierung verlor rasch an Halt. Daher nutzten unsere Tester Klebeband zur Befestigung des Kopfbandes – wie sich herausstellte ein „norma- Solider Standard Der Euroguard V+ von Schuberth gilt bei Junker und anderen Waldarbeitern als Standardhelm. Die Kopfschutzkombination bietet umfangreiche Sicherheit und Langlebigkeit. Der Zusammenbau von Helmschale, Visier und Gehörschutz stellte unsere Tester vor kein Problem. Die Weitenregulierung des Kopfbandes geschieht stufenlos durch das Zusammendrücken zweier gekennzeichneter Laschen. Auch wenn das System den Forstwirten auf den ersten Blick instabil erschien, bot es über den gesamten Testzeitraum hervorragenden Halt, ohne nachzugeben. Pluspunkte gibt es für den austauschbaren Hygienesatz des Helmes und die verschließbaren Ventilationsöffnungen an 42 40 / 2016 der Helmschale. Abzüge geben die Tester wegen des gefühlt hohen Gewichts – obwohl der Helm mit 730 g relativ leicht ist. Der Gesichtsschutz ist angenehm groß, ragt aber im geöffneten Zustand weit nach vorne. Das störte die Waldarbeiter aber nicht bei ihren Arbeiten. Die Visierarretierung beurteilten sie als zu schwach, ebenso den Anpressdruck der Gehörschutzkapseln. Zudem verstellen sich diese zu leicht. Preis: 60,90 €. Testurteil: Auch wenn das gesamte Helmdesign nicht so modern erscheint wie das anderer Testkandidaten, ist die Kombi dennoch solide, stabil und sicher. Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt. les“ Problem dieses Modells. Der Gehörschutz liegt eng an und dämmt laute Geräusche zuverlässig. Das Visier ist ähnlich groß und weit nach vorn ragend wie beim Eurogard V+. Junker und seine Kollegen fanden die Visierarretierung instabil – Schäden oder Probleme während des Tests sind jedoch nicht aufgetreten. Den Functional gibt es für 69,90 €. Testurteil: Husqvarnas Klassiker ist bequem zu tragen und günstig. Die Kopfweitenverstellung erfordert allerdings Improvisationstalent. Insgesamt aber empfehlenswert. Die Einstellung der Kopfweite erschien den Forstwirten instabil – dennoch bot sie während des Tests genügend Halt. Der Anpressdruck des Gehörschutzes war nicht nur bei der Schuberth-Kombi zu gering. Alle Veröffentlichungsrechte liegen bei der Landwirtschaftsverlag GmbH – Dieser Beitrag ist im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen. Der Liebling FORSTTECHNIK Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Schwedische Technik Geprüfte Sicherheit Der Technical kam gut an. Die abgebrochene Gehörschutzkapsel leider nicht, zählt aber als Garantiefall. Der Protos kommt mit einem tollen Design daher – zum Nachteil des Komforts: Der Gehörschutz drückt auf die Ohren. Design aus Österreich Außerhalb des eigentlichen Tests und darum in der Wertung nicht berücksichtigt haben wir die Kopfschutzkombination von Pfanner getragen. Grund warum der Protos Integral nicht mit zu den Testkandidaten zählte: sein Preis von 198 €. Dennoch wollten wir wissen, ob der Auf den Punkt gebracht • Beim Kauf von Forsthelmen zählen neben dem Schutz vor allem Tragekomfort und Preis. • Wir haben getestet, welche Kopfschutzkombination das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. • Die meisten Testmodelle unterschieden sich weniger in der Ausstattung, aber deutlich bei Design und Preis. • Testsieger ist der Peltor G3000M, eine der günstigsten Helmkombis im Vergleich. dreifach höhere Preis im Vergleich zu unserem Testsieger gerechtfertigt ist. Die Helmkombination des österreichischen Herstellers hat in diesem Jahr das KWF-Prüfsiegel erhalten. Mit 837 g zählt die Kombi nicht gerade zu den Leichtgewichten. Die Anpassung an den Kopf des Anwenders ist gut – nicht zuletzt aufgrund verschiedener Verstellmöglichkeiten. Jedoch ist die Einstellung der Kopfweite umständlich. Das Visier ist ausreichend groß und liegt aufgeklappt eng am Helm an. Die Ohrmuscheln dämmen laute Geräusche zuverlässig. Allerdings drücken sie im geöffneten Zustand auf die Ohren, was sehr störend ist. Unangenehm empfanden wir das Schweißband aus einer Art Schaumstoff, insbesondere bei schweißtreibender Arbeit. Urteil: Beim Tragekomfort und der Schutzwirkung spielt der Protos im oberen Drittel mit. Aus unserer Sicht ist der hohe Preis nicht gerechtfertigt und der Helm viel zu teuer. Moderne Kopfschutzkombinationen werden umfangreich geprüft. Ihr Gebrauchswert und ihre Dauerhaftigkeit wird durch die KWF-Gebrauchswertprüfung (Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik) sicher nachgewiesen. Dabei untersuchen erfahrene Profis den jeweiligen Helm in einem intensiven Dauertest. Besonders die Belüftung der Helmschale und die Haltbarkeit der Gehörschutzbügel erweisen sich häufig als Schwachstellen der Kombinationen. Alle positiv geprüften Produkte erhalten das Profi-Siegel des KWF mit eigenem Prüfbericht. Schwäbisch-Spacig Die Kopfschutzkombination Advance von Stihl wirkt auf den ersten Blick sehr futuristisch. Die Helmschale verfügt über eine eigene, laut Hersteller, ergonomische Form und viele Belüftungslöcher sowie eine Regenrinne. Das Ganze kommt auf satte 900 g Gewicht – zu schwer urteilten unsere Experten. Das Kopfband lässt sich über einen Drehknopf verstellen. Durch Abziehen und Andrücken des Knopfes kann die Einstellung gesichert oder gelöst werden. Zufriedenstellend fanden die Fachleute die Fixierung nicht, außerdem scheuerte das Band am Hinterkopf einiger Tester. Das Visier liegt im geöffneten Zustand sehr eng an der Helmschale an, wofür es einen Pluspunkt gibt. Leider ist es etwas klein und der Kinn- bereich einiger Testanwender war nur wenig geschützt. Die Befestigungsmechanik ist hingegen hervorragend. Der Kapselgehörschutz lässt sich durch Lösen eines weiteren Drehknopfes in alle Richtungen verschieben und dadurch optimal anpassen – sehr gut. Doch unsere Tester empfanden den Anpressdruck zu gering und die Gewichtsverteilung der gesamten Kombi als zu „hecklastig“. Preis des Herstellers: 109 €. Testurteil: Insgesamt erfüllt der Helm die Anforderungen der Forstwirte, hat jedoch als einziger im Test kein KWF-Prüfsiegel. Überdies wird er dem Mehrpreis gegenüber dem Euroguard V+ oder dem G3000M nicht gerecht. Kurzum: Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht. Die Kopfweite wird über einen Drehknopf verstellt und fixiert – die Einstellung ist leicht, bietet aber zu wenig Halt. 40 / 2016 43 Alle Veröffentlichungsrechte liegen bei der Landwirtschaftsverlag GmbH – Dieser Beitrag ist im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen. Husqvarna schickte neben dem Functional auch den höherwertigen Technical ins Rennen. Gewicht: 710 g. Die Tester beurteilten die Kopfschutzkombination als optisch modern. Bei der Helmschale setzt der Hersteller auf Belüftungslöcher mit Insektenschutzgitter und reflektierende Applikationen für eine höhere Sicherheit – das kam sehr gut an. Der Gesichtsschutz wurde als stabil und ordentlich groß bewertet. Die Gehörschutzkapseln erfüllen ihren Zweck optimal: Sie liegen eng an und sorgen für eine gute Geräuschdämmung. Leider ist Junker während des Tests eine der Gehörschutzkapseln aus ihrer Befestigung gebrochen. Nach Rücksprache mit dem Hersteller sind vergleichbare Schäden nicht bekannt. Husqvarna geht hier von einem Materialfehler aus – ein Garantiefall. Grundsätzlich sind sämtliche Einzelteile der Kopfschutzkombination einzeln beim Händler erhältlich. Mit 119,90 € ist er der Teuerste im Test. Testurteil: Der Helm ist angenehm zu tragen und technisch auf den vorderen Plätzen. Allerdings lässt sich Husqvarna das ordentlich bezahlen. Darum ist der Technical auf Platz zwei zu finden.
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