6 Vor 25 Jahren h Dienstag, 1. Oktober 1991 Nach Schätzungen des Bundesgrenzschutzes in Lüneburg würde eine Auflösung des BGSStandortes, wie sie eine Arbeitsgruppe des Innenministers empfohlen hat, einen wirtschaftlichen Verlust von jährlich 30 Millionen Mark für die Stadt bedeuten. Der BGS beschäftigt in Lüneburg 560 Beamte und 90 Frauen und Männer in der Verwaltung. LG G in i Kürze ü ■ Die Wanderbewegung fährt mit dem Heideradbus am Sonntag, 2. Oktober, nach Döhle. Von dort geht es über Undeloh und Sudermühlen nach Egestorf. Treffen zur rund 17 Kilometer langen Wanderung ist um 8.15 Uhr am ZOB Lüneburg. ■ Der Vortrag zum Thema Lüne- burg unterm Hakenkreuz am Sonntag, 2. Oktober, beginnt bereits um 18 Uhr im Gebäude der Volkshochschule an der Haagestraße. Die Geschichtswerkstatt als Veranstalter hatte zunächst eine andere Uhrzeit genannt. ■ „Es braucht ein Dorf…“ ist ein Treffpunkt für Alleinerziehende und Eltern, die sich über ihre Herausforderungen bei der Erziehung ihrer Kinder austauschen möchten. Bei Kaffee und Keksen treffen sich Interessierte am Mittwoch, 5. Oktober, von 10.30 Uhr an im Elterncafè des Familienzentrums Plus, Am Weißen Turm 9 in Lüneburg. Informationen: 0 41 31/2 87 33 23 ☎ ■ Einen Kursus für acht bis zwölf Jahre alte Kinder bietet das Museum Lüneburg am Mittwoch, 5. Oktober, 14 Uhr an. Es geht um Fossilien und was sie über die Entstehung der Erde erzählen. Interessenten melden sich unter 0 41 31/7 20 65 80 und [email protected]. ☎ ■ Einen Gesprächskreis für pfle- gende Angehörige bietet die Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen jeweils am ersten Donnerstag des Monats an, das nächste Mal also am 6. Oktober, 16.30 Uhr im „Roten Pavillon“ der Wohnanlage Alte Stadtgärtnerei an der Olof-Palme-Straße. Thema an diesem Nachmittag ist eine Neuerung des Pflegestärkungsgesetzes. ■ Eine kostenlose Live-Mediati- on mit Mediator Tilman Metzger bietet die Industrie- und Handelskammer LüneburgWolfsburg am Dienstag, 11. Oktober, 17 Uhr in der Hauptgeschäftsstelle, Am Sande 1, an. Im Mittelpunkt steht dabei das Kennenlernen der Grundsätze und Strukturen des Mediationsver0 41 31/ fahrens. Anmeldung: 74 24 05 und recht@lueneburg. ihk.de. ☎ °Lokales° Sonnabend, 1. Oktober 2016 · Nr. 231 „Fanatismus ist unser größter Feind“ Diakonie in neuen Räumen Bilal Demir ist neuer Imam in Lüneburg – Am Montag ist Tag der offenen Moschee VON CARLO EGGELING Lüneburg. In Zimt gewälzte Äpfel stehen auf dem Tisch, dazu kühles Wasser in einer Karaffe, die Sonne lächelt. Gartenidyll vor der Moschee am Lüner Weg. Bilal Demir fühlt sich wohl, er bleibt sitzen, als aus dem offenen Fenster des Gebetsraums ein Mann nach dem geistlichen Lehrer ruft: „Hodscha, was ist mit dem Gebet?“ Sie mögen doch ohne ihn beginnen, sagt der Imam, er sei im Gespräch. Der 44-Jährige stellt sich vor, er ist der neue Geistliche der Gemeinde. Seine Wurzeln hat er in Sanliurfa, einer kurdischen Stadt im Osten der Türkei. Aktuell komme er mit seiner Familie aus Istanbul. Er hat bereits in Deutschland gelebt, von 2009 bis 2011 sei er in München, Rosenheim und Ingolstadt als Geistlicher gewesen. Er schwärmt vom technisch starken Süden, Mercedes, Audi, Bosch gefallen ihm. Auch das deutsche Bildungssystem sei modern und aufgeschlossen. Gleichzeitig gefällt ihm deut- sche Pünktlichkeit: „Wenn man 16 Uhr sagt, ist jemand auch 16 Uhr da.“ In der Türkei sei das anders. Drei Wochen wohne er in Lüneburg: „Eine schöne Stadt mit vielen Radfahrern.“ Per Los an die Ilmenau Bilal Demir ist über die in Deutschland umstrittene Organisation DITIB in der Bundesrepublik. Das heißt, der türkische Staat zahlt sein Gehalt. „Ich habe in Ankara eine Prüfung abgelegt“, erzählt er. „Danach wurde gelost, wohin ich komme.“ Allerdings glaubt er, dass beim Zielort auch die vielen Flüchtlinge eine Rolle spielen, die an der Ilmenau eine Heimat gefunden haben. Darunter sind viele Mos- Bilal Demir ist der neue Imam in der Moschee am Lüner Weg. Ein bisschen Deutsch spricht er bereits, um es besser zu können, hat er einen Kursus an der Volkshochschule belegt. Foto:ca lems. Demir kommt dabei zur Hilfe, dass er neben Türkisch und Kurdisch auch Arabisch spricht: „Ich habe zwei Jahre in Ägypten gelebt.“ Die Flüchtlinge sind auch ein Thema für die türkische Gemeinde. Eigentlich zählt sie rund 150 Mitglieder. Doch beim Freitagsgebet, das besonders viele Gläu- Untergang in Artlenburg Feuerwehr zieht Motorjacht aus Hafenbecken Artlenburg. Eine acht Meter lange Motorjacht ist gestern Vormittag im Artlenbugrer Hafen gesunken. „Warum wissen wir noch nicht“, erklärte Polizeisprecher Kai Richter auf Anfrage. Möglicherweise hätten Arbeiten auf dem Schiff zu dem Malheur geführt. Für die Feuerwehr war es ein schweißtreibender Einsatz, das Boot zu bergen. Helfer aus Artlenburg, Hohnstorf, Brietlingen und Scharnebeck rückten an. Dazu kamen Taucher aus Lüneburg, die das Boot sicherten und Gurte darunter schoben, damit ein Autokran der Firma Anker das Schiff aus dem Hafenbecken heben konnte. Zuvor musste allerdings Wasser aus dem Havaristen abgepumpt werden, berichtet Feuerwehrsprecher Felix Botenwerfer. ca Kaffeeklatsch für Senioren Lüneburg. Mal richtig Zeit für Klönschnack, fesselnde Gesellschaftsspiele und sehr leckere Torten – am kommenden Mittwoch, 6. Oktober, decken Ehrenamtliche wieder einmal liebevoll die Kaffeetafel im Lüneburger Senioren- und Pflegestützpunkt. Von 14.30 bis 17 Uhr sind Gäste herzlich willkommen an der Heiligengeiststraße 29a in Lüneburg. sp Die Feuerwehr sichert das untergegangene Boot im Hafen. Es dauerte Stunden, bis es mit einem Kran geborgen werden konnte. F.: feuerwehr bige anlockt, reicht der Saal im Erdgeschoss nicht aus, da stehen die Männer bis in den Garten. Rund 300 zusätzliche Gäste suchen Halt und Perspektive in der Moschee. Neben den Gottesdiensten sieht der Imam seine Aufgabe auch darin, Orientierung zu geben. Integration bedeute, dass sich beide Seiten annähern. Fanatismus und Radikalität lehnt er ab: „Das schadet unserem Glauben und ist unser größter Feind. Wir wollen friedlich leben.“ Deshalb begrüßt er die traditionelle Offenheit der Gemeinde, die seit Jahren beispielsweise Konfirmandengruppen einlädt, damit sie einen Eindruck vom muslimischen Leben erhalten. Demir sagt: „Wir freuen uns Gäste zu begrüßen, ich komme auch gern zu Besuch, wenn ich eingeladen werde.“ Natürlich kennt der Hodscha die Diskussion um das Kopftuch und die Rolle der Frau im Islam. Er lächelt und sagt: „Es gibt Vorschriften, was eine Frau tragen soll, aber keinen Zwang. Der Prophet empfiehlt etwas. Aber Allah, der Allmächtige, achtet nicht auf das Aussehen, sondern auf unsere Taten. Von Unterdrückung ist nirgendwo die Rede.“ Es gelte, Werte und Normen der Menschlichkeit zu achten. Und im übrigen sei der Koran auch Richtschnur für den Mann: „Die sollte er erfüllen.“ Bilal Demir hat seine Frau und vier Kinder mit an den Lüner Weg gebracht. Der Nachwuchs hat Plätze in Schulen und Kita gefunden, und auch der Papa geht lernen: Er hat einen Deutschkursus an der Volkshochschule belegt. Führungen und Vorträge Am Montag, 3. Oktober, dem Tag der offenen Moschee, stellt sich die Gemeinde vor. Um 14 und 17 Uhr werden Führungen angeboten, um 15.15 Uhr beginnt ein Vortrag „Integration als Chance“ und eine Lesung aus dem Koran, von 16 Uhr an stellt sich der Vorstand des Moscheevereins dem Gespräch. Lüneburg. Der Diakonieverband hilft seit Monaten, doch nun haben die Sozialarbeiter, die Ansprechpartner für Flüchtlinge sind, eine neue Anlaufstelle. Im Haus der Kirche haben Handwerker für das Team Büros eingerichtet. Gestern weihten Superintendentin Christine Schmid und Kirchenkreissozialarbeiter Holger Hennig die Räume ein. Gekommen waren Gäste aus Verwaltung und Kirche, auch die muslimische Gemeinde war vertreten. „Ich will dir den Weg zeigen“ „Ich will dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Ich will dich mit meinen Augen leiten“, gab Christine Schmid Worte aus dem 32. Psalm als Losung vor. Es gehe darum, Menschen zu helfen und ihnen Wege aufzuzeigen in ihrer neuen Heimat. Dazu könnten aber auch Enttäuschungen gehören, denn nicht jeder Wunsch lasse sich umsetzen. So könne auch Abschied ein Thema sein. Die Büros liegen im Keller des Hauses An den Reeperbahnen. Sie sind freigeworden, da die Druckerei des Kirchenkreises aufgelöst wurde. Relativ schnell sei klar gewesen, wie man den neuen Platz nutzen könne, berichtete Hennig. Allerdings sei es kein einfacher Weg gewesen. Es gehörte eine Menge Fantasie dazu, dem „schmutzigen Raum“, an dessen Decke sich verschiedene Rohre entlangzogen, ein neues Ambiente zu geben. Nun strahlen die Wände und Möbel in Weiß und Grün und strahlen Freundlichkeit aus. Auch eine kleine Küche hat Platz gefunden – gemeinsames Kochen soll Verbindung schaffen. Schmidt zollte den Architekten Anerkennung, die hätten ein „Verwandlungswunder“ vollbracht. Ansprechpartner stehen bereit Als Ansprechpartner für Beratung in Asylverfahren, die Koordination der Kulturmittler sowie die Flüchtlingssozial- und -integrationsarbeit stehen bereit Katharina Picker, Katja Heidmeier, Anja Schweiner und Agneta Funk. ca Die i kleine kl i Andacht d h Dank für Möglichkeiten Der Bischof der hannoverschen Landeskirche, Ralf Meister, hat zum Erntedankfest in einem Brief an die Gemeinden daran erinnert, dass es in diesem Jahr nicht nur Grund zum Dank für die Früchte und Gaben des Feldes gibt. Auch für Früchte der Verantwortung und der Menschenfreundlichkeit könne gedankt werden. „Viele Christen haben sich in den vergangenen Monaten für die Menschen eingesetzt, die zu uns geflohen sind. Sie haben vorgelesen, Essen ausgegeben, Betten aufgebaut, unsere Sprache unterrichtet und für den Frieden gebetet.“ Der Landesbischof verbindet seine Erinnerung und seinen Dank mit dem Hinweis, dass Dialog und gegenseitiges Verständnis gerade am kommenden 3. Oktober auf gute Gelegenheiten stoßen. An diesem Tag wird zum „Tag der offenen Moschee“ eingeladen. Am Tag der Deutschen Einheit wollen Muslime ihre Ver- bundenheit zu dem Land, in dem sie jetzt leben, betonen und Gespräch und Begegnung anbieten. Wo wir als Christen diese Einladung annehmen, kann das sonntägliche Erntedankfest sich in den Montag hinein verlängern und so zu einem gemeinsamen Zukunfts- und Hoffnungstag werden. Frieden, Begegnung und besseres Verstehen brauchen solche entschiedene Initiative. Christen und Muslime wollen sich sich kennenlernen. So wird etwas gesät, was Früchte verheißt. Früchte, die in unseren Herzen und Köpfen gedeihen. Moscheen sind Begegnungsstätten, wie unsere Kirchen auch. Belebt werden sie durch Menschen, die sich von Ausgrenzung und Furcht befreien lassen. Solche Begegnung muss nicht bedeuten, dass man sich in geistlichen Dingen naive Unterschiedslosigkeit attestiert. Der religiöse Dialog muss ernsthaft und gewissenhaft bleiben. Aber in Zeiten, Rolf Adler ist Umweltbeauftragter der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, zu erreichen unter Tel. 04136/9136156. Foto: nh in denen in Deutschland Brandsätze auf Moscheen geworfen werden, braucht es Menschen mit zündenden Alternativen zu solchem Wahnsinn. Erntedank 2016: Wir feiern nicht nur einen dankbaren Blick zurück auf das, was Gott schenkte und was uns gelang. Sondern wir feiern mit einem Blick nach vorne, der es mit der Möglichkeit aufnimmt, Furcht, Hass und Ausgrenzung zu überwinden. Hier werden wir reich ernten können, wenn wir der Mitmenschlichkeit das Feld bereiten. Auch in Lüneburg gibt es den Tag der offenen Moschee. Rolf Adler
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