Botschafter Werner Hans Lauk Rede anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit Bukarest, 3. Oktober 2016 - Es gilt das gesprochene Wort - Deputy Prime minister, distinguished Ministers and State Secretaries, Excellencies, dear colleagues, Exzellenzen, sehr geehrter Herr Abgeordneter Dr. Krichbaum, sehr geehrte Damen und Herren Senatoren und Abgeordnete, meine sehr geehrten Damen und Herren, zur Feier des 26. Tages der Deutschen Einheit heiße ich Sie alle auch im Namen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herzlich hier im Bukarester Nationaltheater willkommen! Am 3. Oktober feiern wir Deutschen, dass wir 1990 als Volk wieder in Freiheit und Einheit in einem gemeinsamen Staat vereint wurden. Die deutsche Wiedervereinigung ist mit Zustimmung und Unterstützung unserer Nachbarn und Partner erfolgt. Der Weg dahin war ein friedlicher Prozeß, die Festlegung der Grenzen Deutschlands und die Deutsche Einheit an seinem Ende war das Ergebnis von diplomatischen Verhandlungen – so wie es sein sollte. Wir Deutschen sind dankbar dafür, insbesondere denen gegenüber, die uns seinerzeit im Rahmen des 2+4-Prozesses und innerhalb der europäischen Strukturen auf diesem Weg geholfen haben. Die glücklichen Umstände der Deutschen Einheit in Freiheit und Frieden sind uns auch ein Ansporn, uns international für Verständigung, friedlichen Ausgleich und Achtung des Völkerrechts einzusetzen. Wir tun dies in diesem Jahr auch besonders im Rahmen unserer OSZE-Präsidentschaft. Ich freue mich besonders, dabei Rumänien als wichtigen Partner und Freund eng an unserer Seite zu wissen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, als wir vor einem Jahr am gleichen Ort hier im Nationaltheater gemeinsam ein Vierteljahrhundert deutscher Einheit feiern konnten, mussten wir auch bedauernd feststellen, dass die Zeiten seit 1990 international rauer und die Entwicklung volatiler geworden sind als im Jahre 1990. Leider sind die Herausforderungen im hinter uns liegenden Jahr nicht geringer geworden, ganz im Gegenteil. Nach wie vor sucht eine große Zahl von Menschen aus anderen Ländern in Europa Schutz vor Krieg, vor politischer Verfolgung oder vor wirtschaftlicher Not und Hoffnungslosigkeit. Nach wie vor wütet ein grausamer Krieg in Syrien, dessen Ende nicht absehbar ist, und im Nachbarland Ukraine hat sich die Lage nicht nachhaltig so zum Besseren gewendet, wie es die Abkommen von Minsk vorgesehen hatten. In Europa selbst sind an vielen Orten die Zweifel ob des eingeschlagenen und des einzuschlagenden gemeinsamen Weges gewachsen, das Brexit-Votum ist insoweit eine höchst bedauerliche Entwicklung. Deutschland ist allerdings überzeugt, dass dies nicht die Stunde der nationalstaatlichen Alleingänge ist. Wir Europäer sollten stattdessen unsere Stärken und Gemeinsamkeiten herausstellen und weiterentwickeln, auch wenn es dazu oft schmerzhafter Diskussionen und Kompromisse bedarf. Auf viele grundlegende Herausforderungen an Europa und auch innerhalb der Europäschen Union kann es sinnvoller Weise nur eine gemeinsame europäische Antwort geben, und die geteilten Überzeugungen im Grundsätzlichen sind meines Erachtens größer und bedeutender als unsere Meinungsunterschiede. Ich freue mich daher bei aller illusionslosen Betrachtung der mannigfaltigen Herausforderungen, dass Rumänien fest zum europäischen Projekt steht und sich vorgenommen hat, in Zukunft seine Stimme in Europa noch vernehmbarer zum Wohle aller zu erheben und sich noch aktiver im Interesse seiner Bürgerinnen und Bürger in die Gemeinschaft einzubringen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Blick zurück bietet jedoch nicht nur Sorgenvolles, sondern auch höchst Erfreuliches. Für die bilateralen rumänisch-deutschen Beziehungen war das vergangene Jahr ein weiteres der immer engeren partnerschaftlichen und freundschaftlichen Zusammenarbeit. Bereits kurz nach Neubildung der Regierung Rumäniens im November 2015 gab es etliche Abstimmungen auf höchster Ebene – erwähnen möchte ich dabei das Treffen von PM Cioloş Anfang Januar mit Bundeskanzlerin Merkel in Berlin und die Treffen von AM Comănescu an seiner alten Wirkungsstätte mit Bundesminister Steinmeier. Insgesamt hat der rumänische PM Deutschland bislang in diesem Jahr dreimal zu hochrangigen Gesprächen besucht, ebenso die beiden stellvertretenden PM und viele Fachminister. Protokollarischer und politischer Höhepunkt aber war der Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck in Rumänien Ende Juni. Er hat in eindrucksvoller Weise die vertrauensvolle Verbundenheit und das herzliche enge Verhältnis gezeigt, das sich zwischen Rumänien und Deutschland auch auf der persönlichen Ebene zwischen den jeweiligen Gesprächspartnern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt hat und das ein sehr tragfähiges Fundament für die gemeinsame Zukunft bildet. Der Besuch von Bundespräsident Gauck zeigte auch, welch wichtige Brücke zwischen unseren Völkern auf allen Gebieten dabei die sehr aktive deutsche Minderheit in Rumänien spielt. Ich danke an dieser Stelle der Regierung Rumäniens ganz ausdrücklich für die vorbildliche Gestaltung des Umgangs mit der deutschen, aber auch den anderen Minderheiten im Land. Europa wäre friedlicher, wenn auch andere dem Vorbild Rumäniens im Umgang mit Minderheiten folgen würden. Sehr verehrte Damen und Herren, Auch im wirtschaftlichen Bereich hat sich die bisher schon sehr enge Kooperation weiter intensiviert. Unternehmen aus Deutschland haben weiter nachhaltig in Rumänien investiert und qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen; der Handel zwischen unseren Ländern hat weiter erfreulich zugenommen. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang, dass die Regierung Rumäniens das Thema der Dualen Berufsausbildung aufgegriffen hat. Ich bin überzeugt, dass sich viele gute Erfahrungen, die wir zum Wohl der jungen Menschen in Deutschland mit der Dualen Berufsbildung gemacht haben, auch auf Rumänien übertragen lassen und auch hier vielen jungen Menschen eine gute Perspektive im Land geben können. Die Erfahrungen, die in fünf Pilotprojekten hier gemacht werden konnten, sind sehr ermutigend. Meine sehr geehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir zum Schluß einige persönliche Bemerkungen. Der heutige Empfang zum Tag der deutschen Einheit ist für mich ein ganz besonderer, denn es ist für mich nicht nur der letzte, bei dem ich hier in Bukarest Ihr Gastgeber sein darf, sondern auch der letzte Tag der deutschen Einheit, zu dem ich als Botschafter der Bundesrepublik überhaupt eingeladen habe. Nach dreieinhalb erfüllten, durchweg interessanten und sehr schönen Jahren in Rumänien werde ich zu Ende dieses Jahres in den Ruhestand treten. Ich möchte Ihnen daher sagen, wie sehr es mich berührt, bewegt und gefreut hat, Rumänien und seine vielfältige Bevölkerung in diesen letzten dreieinhalb Jahren intensiv kennengelernt und Ihre großartige Gastfreundschaft erlebt zu haben. Das waren Erfahrungen, die durchweg sehr bereichernd waren und die ich nie vergessen werde. Dafür möchte ich, auch im Namen meiner Frau, von ganzem Herzen Dank sagen. Meine Damen und Herren, ich bin dankbar, dass ich meine Zeit in Rumänien nutzen konnte, um die Schönheit des Landes und seine vielfältigen Attraktionen , vor allem aber die große Offenheit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft seiner Bewohner kennenzulernen. Dafür möchte ich herzlichen Dank sagen all denen, die mich diese vergangenen dreieinhalb Jahre hier begleitet und mir ihr Vertrauen geschenkt haben. ch freue mich, dass ich die rumänisch-deutschen Beziehungen in drei Monaten in einem so exzellenten Zustand an meinen Nachfolger übergeben kann, und ich freue mich, dass ich meinen Ruhestand mit so guten Erinnerungen an diesen wunderbaren letzten Posten meiner beruflichen Laufbahn antreten kann. Ich möchte es nicht versäumen, all denen ganz besonders zu danken, die den heutigen Abend überhaupt erst ermöglicht haben, nämlich den großzügigen Sponsoren unseres Fests. Sie sind zu zahlreich, um sie alle zu erwähnen, Sie finden ihre Namen auf der Tafel am Eingang und in Ihrem Programm. Ihnen allen meinen und unseren ganz herzlichen Dank! In meinen Dank einschließen möchte ich auch das Ensemble Violoncellissimo unter seinem Leiter Marin Cazacu, die unser Bühnenprogramm gestalten. Im Foyer werden uns während des Empfangs Marian Mexicanu und seine Band mit Jazz Manouche unterhalten und, da bin ich mir sicher, auch begeistern. Ich möchte mit der Auswahl unserer musikalischen Begleitung heute Abend auch ein bewusstes Zeichen für unsere politische und kulturelle Verbundenheit mit den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Rumänien setzen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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