mitmischen - KirchenZeitung

ARCHIV DER PGR-REFERENT/INNEN
oktober 2016
juli 2012
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Juli
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juli 2012
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Juli
2014
mitmischen
kultursommer
kultursommer
Kirche bunt
sonntag
sonntag
Tiroler
Tiroler
ST. PÖLTNER KIRCHENZEITUNG
Kirchenzeitung
Kirchenzeitung
der Diözese Innsbruck
der Diözese Innsbruck
WOCHENZEITUNG DER ERZDIÖZESE SALZBURG
EDITORIAL
Wo konnte
ich mitmischen?
Vier Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte
berichten, wo sie sich in der nun auslaufenden Periode
einbringen konnten – und wie sie ihr Engagement
verändert hat.
ARCHIV DER PGR-REFERENT/INNEN
„Wir mischen mit, wir mischen uns
ein. Unser Leben kann voll Farbe
sein“, heißt es in einem bekannten religiösen Lied von Claudia
Mitscha-Eibl. Es beschreibt kraftvoll
die Mission der Christinnen und
Christen in der Gesellschaft: zivilgesellschaftliches Engagement, wo
man gebraucht wird, Zivilcourage,
wo sie notwendig ist – und das alles
ausgehend vom Beispiel Jesu, der
„Farbe bekannt“ hat.
In ganz Österreich haben in der nun
zu Ende gehenden Pfarrgemeinderatsperiode Menschen mitgemischt:
in den Pfarren selbst, in ihrem
Umfeld, aber auch darüber hinaus.
Deutlich vor Augen steht die Hilfe
für Flüchtlinge. Aber das ist nur ein
Teil des vielfältigen Engagements.
Diese inpuncto-Ausgabe bietet ein
buntes Bild von Beispielen, die
stellvertretend für viele andere vom
Mitmischen der Pfarrgemeinderäte in ganz Österreich erzählen:
ob ­Entwicklungszusammenarbeit,
Ökologie, Stadtteilarbeit ...
Die andere Perspektive dieses
­Magazins ist in die Zukunft gerichtet: auf die anstehende Kandidatenfindung der österreichweiten Pfarrgemeinderatswahl am 19. März 2017
und die neuen Aufgaben, die auf
die Gewählten für die Zeit danach
warten – beim Mitmischen in Kirche
und Welt.
Viel Freude und interessante
Ein­blicke beim Lesen wünscht I­ hnen
Ihr Heinz Niederleitner.
2
mitmischen
Lebendigkeit. Ich bin mit offenen Armen
und Augen auf unsere Pfarre zugegangen
und kann mit Stolz feststellen, dass wir
eine lebendige Pfarre sind. Wir gründeten
zum Beispiel ein Mesnerteam mit 14 Mitgliedern, wobei die jüngsten 14 Jahre alt
sind! Wir konnten viele Gottesdienste an
verschiedenen Orten feiern und zahlreiche
Aktivitäten organisieren. Außerdem gehen
wir auf andere Pfarren zu und können
mitansehen, wie wir eine große Familie
werden! In den Zeiten der Seelsorgeräume
ist das für mich sehr wichtig! l
Neu- und Umbau. Für mich waren das
zwei große Aktivitäten:
Erstens haben wir das Pfarrzentrum neu
gebaut. Eine große Gruppe von Laien
war da engagiert. Positiv war es, mit
Menschen aus verschiedenen Bereichen zu
arbeiten. Beruflich arbeitet man ja eher mit
Menschen, die etwas Ähnliches tun wie
man selbst.
Zweitens wurde unser alter Pfarrverband
aufgelöst und ein neuer gegründet. Das ist
für alle eine Herausforderung. Gleichzeitig
entsteht viel Neues und das ist schön. l
BIRGIT HALPER,
PFARRE OBERDORF-ST. ANNA (BURGENLAND)
KARL NEULINGER,
PFARRE ST. PÖLTEN-WAGRAM
Jugendarbeit. Ich wurde als
Jugendvertreter in den Pfarrgemeinderat
gewählt und durfte als Lektor, Kantor und
Ministrantengruppenleiter tätig sein. Es
war mir immer eine Freude, den Kindern
und Jugendlichen den Glauben auf
spielerische Art und Weise schmackhaft zu
machen und ihre Meinung zu vertreten.
Diese Jahre waren bunt und lehrreich, da
sehr viele Veranstaltungen durchgeführt
wurden. Durch meine Dienste wurde
ich für meinen zukünftigen Beruf als
Religionslehrer gestärkt und konnte viele
neue Elemente einer Pfarre miterleben. l
Vielerlei. Wir haben eine sehr gute
Zusammenarbeit im Pfarrgemeinderat.
Jeder kann sich überall einbringen: ob bei
der Auswahl von Glaubenskursen oder
beim Anlegen unseres spirituellen Weges
im Ort, ob bei Festen, in der Liturgie oder
bei Aktionen, die sozialen Anliegen im
In- und Ausland zugute kommen. Auch
die Betreuung der rund 70 Flüchtlinge im
Dorf ist uns als Pfarre ein Anliegen. Durch
die vielen Möglichkeiten der Mitarbeit ist
mir die Pfarre zu einem zweiten Zuhause
geworden und mein Glaube wurde
erneuert, erweitert und vertieft. l
MARKUS LEITINGER,
PFARRE SCHWAZ-ST. BARBARA (TIROL)
HELGA HÄNSLER,
PFARRE THÜRINGEN-ST. STEPHAN (VORARLBERG)
BILDER: ARCHIV DER PGR-REFERENT/INNEN
Menschen machen
die Kirche bunt
Interview mit Anton Pelinka
Mehr Vielfalt in der Kirche
Warum Engagement
in der Zivilgesellschaft
immer wichtiger wird,
welche Rolle die Kirche
dabei spielt und was sich
geändert hat, erklärt der
Politologe Anton Pelinka
im Gespräch.
INTERVIEW: HEINZ NIEDERLEITNER
Zivil- oder Bürgergesellschaft
bedeutet, dass sich Menschen jenseits
des Staates für die Allgemeinheit
engagieren. Wie steht es um die
Zivilgesellschaft in Österreich?
Pelinka: Sie ist in einem dramatischen Umbruch. Die Fähigkeit der staatsgründenden
Parteien, die Gesellschaft politisch zu mobilisieren, hat rasant abgenommen. Die Frage
ist, was an die Stelle des Parteienstaates tritt.
Wir können annehmen, dass sich Österreich
wie andere demokratische Gesellschaften
entwickelt: weniger Parteibindung, mehr
Unberechenbarkeit, aber auch mehr Aktivität jenseits der traditio­nellen Politik.
Welche Rolle spielt dabei die Kirche?
Pelinka: Eine ganz andere als noch vor ein
bis zwei Generationen. Ein Teil der radikalen
Veränderungen ist das Ende des sogenannten politischen Katholizismus, bei dem klar
war, wo die Gläubigen einzuordnen waren.
Die Amtskirche hat in diesem Bereich die
Reduktion ihrer Gestaltungsmacht erfahren
müssen. Das schafft Freiraum für die aktiven
Laien. Auch das Zweite Vatikanische Konzil
hat hier viel an Denkprozessen freigesetzt.
Heute sind viele Katholikinnen und Katholiken politisch höchst unterschiedlich aktiv.
Die katholische Kirche hat eine massive Pluralisierung durchgemacht und auch akzeptiert. Das heißt, wir finden zum Beispiel bei
­gesellschaftlichen Konfliktfeldern Katholik/
innen auf allen Seiten.
Wird angesichts dessen das Engagement vor Ort in den Pfarren nicht
manchmal auch unterschätzt?
Pelinka: Vermutlich ja. Gerade im Bereich
des karitativen Wirkens auf pfarrlicher Ebene
Katholik/innen sind politisch heute nicht mehr festgelegt, sagt Anton Pelinka. ist die katholische Kirche sehr präsent. Sieht
man die gesamte Gesellschaft, dann sind die
stark kirchlich gebundenen Menschen zwar
eine Minderheit und jene, die sich engagieren, sind darin auch eine Minderheit. Aber
sie engagiert sich eben sehr deutlich. Gleichzeitig sieht man auch hier die Pluralisierung:
Innerhalb der Kirche und aus der Kirche motiviert passiert zum Beispiel viel in der Sorge
um die unmittelbar Notleidenden, die in das
Wohlstandsland Österreich kommen. Aber
beim Thema Umgang mit der Flüchtlings­
frage gibt es unterschiedliche Haltungen
auch in der Kirche. Das ist relativ neu.
Ist diese Pluralisierung
eine positive Entwicklung?
Pelinka: Das ist nicht negativ, potenziell
sogar positiv. Die Vorstellung, dass eine
zentrale Autorität ihre Botschaft politisch
umsetzt, ist ja vom Gedanken der individuellen Freiheit und Verantwortung her mit
drei Fragezeichen zu versehen. Es funktioniert auch gar nicht mehr.
Ist die Zivilgesellschaft nicht ohnehin
der selbstverständliche Ort für die
Kirche, um in der Welt zu wirken?
Pelinka: Von den Normen her ja. In der
PRIVAT
r­ ealen Praxis kann man das so nicht sagen.
Seit dem römischen Kaiser Konstantin
(gest. 337) hat die Kirche versucht, die
Nähe des Staates zu suchen. Und es gab den
Kirchenstaat. Heute ist die Kirche sicher im
staatsfreien Raum präsent. Aber zum Beispiel
im Obersten Gerichtshof der USA sind sechs
der neun Richter Katholiken. Dort sind
Katho­liken sehr sichtbar, wenn auch mit verschiedenen politischen Hintergründen und
als Einzelpersonen, die nicht namens der
Kirche sprechen. ●
ZUR PERSON
Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka,
geboren 1941 in Wien, gehört zu den
bekanntes­ten und renommiertesten
Politikwissenschaftlern Österreichs.
Nach akademischen Stationen in
Deutschland lehrte er von 1975 bis 2006
an der Universität Innsbruck. Seither ist
er an der Central European University in
Budapest tätig. Neben seinem vielfältigen
Forschungs­spektrum tritt Pelinka auch
als Publizist in Erscheinung.
mitmischen 3
4
mitmischen
mitmischen
Manchmal reicht mir mein Alltag.
Stau, Steuernachzahlung
und der Schulanfang der Jüngsten.
Manchmal will ich einfach meine Ruhe,
leise Musik geht gerade noch.
Manchmal frag’ ich mich, ob das wirklich
mein Leben ist: mein perfekter Alltag in
schmutzabweisendem Beige, mein Kaffee
ohne Koffein, mein Auto mit Einparkhilfe und
der auf mich abgestimmte Diätplan.
Alles ist sicher, alles ist geplant, alles ist in
Ordnung, so wie es ist!
mitmischen –
das steht nicht im Lexikon meines Lebens.
mitmischen –
das könnte gefährlich werden.
mitmischen –
das patzt mein schönes Beige an.
mitmischen –
das ist laut, witzig und voll Abenteuer.
mitmischen –
das ist wie noch einmal Radfahren lernen,
sich die Knie aufschlagen und jubeln.
mitmischen –
das ist die tägliche Einladung,
ins Hier und Jetzt zu kommen.
mitmischen –
das ist Bedingungslosigkeit im Leben
und im Handeln
mitmischen –
das wär’ doch was!
mitmischen – ich bin da.bei
CHRISTINA REPOLUST
FOTO: PHOTOCASE/SUZE (SUSANNE KÜRTH)
mitmischen 5
Eine Pfarrgemeinde lebt von den Menschen, die sich engagieren
Talente gesucht – und gefunden
Die Aufgaben in den
Pfarren erfordern
unterschiedlichste
Talente und Fähigkeiten.
Wie kann man diese
aber finden und an sich
binden? Erfahrung darin
haben Unternehmen
und Organisations­
entwickler.
GEORG BRAUN
Offener und klarer Austausch ist notwendig. R
untastic ist eines der erfolgreichsten
österreichischen Internetunternehmen und war von Beginn an angewiesen, verschiedenste Talente rund um
den Globus zu finden. Talentesucher wie
Monika ­Dauterive sind für das Unternehmen
weltweit auf Ausschau nach Menschen, die
Antworten auf immer neue Fragen finden
müssen. Wer aber glaubt, dass dabei nur
auf Programmierkenntnisse geschaut wird,
der irrt. „Wir achten schon im Bewerbungsprozess stark auf die Motivation und die
Begeisterung für die gemeinsame Idee“, sagt
Dauterive. Organisationsentwickler und
Coach Gerhard Ratz nimmt aber auch die
Suchenden in die Verantwortung. „Wer Ausschau nach Talenten hält, sollte genau wissen, welche man sucht. Ob der Umgang mit
schwierigen Lebenssituationen, die Organisation eines Umbaus oder eine erfolgreiche
PHILIPP PASOLLI
Öffentlichkeitsarbeit – alle diese Aufgaben
brauchen bestimmte Fähigkeiten“, sagt er.
Gemeinsame Werte. Es muss schon viel
zusammenpassen, damit sich Menschen auf
neue ehrenamtliche Aufgaben einlassen.
„Oft würden zwar Ziele und Werte stimmen,
aber die aktuelle Lebensphase zum Zeitpunkt
des Gesprächs lässt einfach keine langfristige Bindung für eine neue Aufgabe zu. Hier
braucht es dann ein wenig G
­ eduld oder
Flexibilität in der Gestaltung der Rahmenbedingungen“, sagt Gerhard Ratz zu den
Anforderungen in der Freiwilligenarbeit.
Entwicklung ermöglichen. Die wichtigste
Rahmenbedingung für persönliche Entwicklung bringt Hirnforscher Gerald Hüther bei
seinen vielen Vorträgen immer wieder auf
den Punkt: ein angstfreies Umfeld. Um das
zu ermöglichen, ist viel offener und klarer
Austausch notwendig. Wenn über Spielräume, Möglichkeiten und Erwartungshaltungen von Beginn klar gesprochen wird,
wird viel Konfliktpotenzial und persönliche
Enttäuschung vermieden. Gerhard Ratz sagt,
dass speziell bei der freiwilligen Mitarbeit auf
ausreichend persönliche Gestaltungsspiel­
räume geachtet werden muss. Wer immer
nur brave Ausführer sucht, wird kaum
Menschen mit Talenten für sich begeistern
können.
Auch bei Runtastic sind Eigenverantwortung,
Entscheidungsfreiheit und eine konstruktive Gesprächskultur wichtige Säulen der
Entwicklung. „An unserem DONI (Day of
New Ideas – Tag neuer Ideen), der einmal im
­Monat stattfindet, arbeiten alle RuntasticMitarbeiter an Einfällen, die nicht unbedingt
mit dem jeweiligen Fachbereich zu tun haben. So können wir die vielen Fähigkeiten in
der gesamten Organisation nutzbar machen
und den so wichtigen Blick über den Tellerrand fördern“, sagt Monika Dauterive.
Perspektive. In einem sind sich Dauterive
und Ratz einig: Die persönliche Entwicklungs-Perspektive muss sich in den anstehenden Aufgaben wiederfinden. „Das erfordert
– einfach – einige offene und ehrliche Gespräche, bei denen auch persönliche Vorteile
aus der Aufgabe klarwerden müssen.“ Dabei
gilt: Nicht überreden, sondern begeistern. l
Erfahrung bei der Talentesuche: Monika Dauterive und Gerhard Ratz. 6
mitmischen
PRIVAT
Mehr über die Pfarrgemeinderatswahl 2017
erfahren Sie auf www.pfarrgemeinderat.at.
Der Arbeitskreis Schöpfungsverantwortung mit dem Elektroauto des Pfarres vor der Photovoltaik-Anlage.
Daneben die Dechantskirchner Volksschüler, die sich auch für den Umweltschutz engagieren und ein Schöpfungsfest feierten. PFARRE
Ökologisches Engagement
Die sonnige Pfarre
Dechantskirchen in der
Oststeiermark ist schon lange
Öko-Vorzeigepfarre – nicht
nur in der Steiermark. Sie
war 2010 österreichweit
die erste Pfarre, die für
ihr Umweltmanagement
zertifiziert wurde.
GISELA REMLER
D
er Umstieg auf erneuerbare Ener­
gien ist das Gebot des 21. Jahrhunderts“, sagt Pfarrer Wolfgang Fank.
Ursprünglich plante man in Dechants­
kirchen eine Photovoltaik-Anlage auf dem
Kirchendach, aber die konnte man aus
verschiedenen Gründen nicht verwirklichen. Davon ließ sich der Arbeitskreis
Schöpfungsverantwortung auf Dauer aber
nicht aufhalten. 2001 gegründet, begann
er die Aufbauarbeit vor allem auch über
konsequente Bewusstseinsbildung in der
Bevölkerung.
Heute hat Dechantskirchen fünf pfarr­
eigene Photovoltaik-Anlagen, die drei
Mal so viel Strom erzeugen, wie Pfarrhof,
­Kirche und Kindergarten verbrauchen.
Eine sechste Anlage wollen sie im nächsten
Jahr in einer Missionsstation in Nigeria
errichten lassen. Wolfgang Fank spricht
vom „Dechantskirchner Wunder der
Photovoltaik-­Vermehrung“: „Die erste
Anlage haben wir mit Spenden finanziert,
alle anderen durch das Geld, das wir durch
die Anlagen erwirtschaftet haben.“ Nach
verschiedenen anderen Preisen erhielt
Dechantskirchen heuer den „Energy
Globe Styria Award 2016“ in der Kategorie
Kampagne. Mit dem Projekt „Viele kleine
Schritte in Richtung Ökologie und Nachhaltigkeit“ spart die Pfarre jährlich mehr
als 65 Tonnen CO2 ein.
„Einer muss brennen.“ Rückblickend
sagt Pfarrer Wolfgang Fank: „Einer muss
brennen, das war sicher ich, aber ohne
Team geht nichts.“ Nun zeigt sich, wie das
Feuer um sich greift und etwas entsteht, das
keiner für möglich hielt. Die im Umweltmanagement der Pfarre engagierte Maria
Knöbl will aber nicht verhehlen, dass der
Weg der kleinen Schritte viel an Durchhaltevermögen erfordert und oft mühsam ist.
Die damalige Obfrau des Pfarrgemeinderates war sofort begeistert, als der Pfarrer
vorschlug, einen Arbeitskreis „Schöpfungsverantwortung“ zu gründen.
Knöbl war auch maßgeblich dabei,
als die Pfarre die Zertifizierung für ihr
Umwelt­manage­ment (EMAS) im Eiltempo
durchzog. Gemeinsame Arbeit machte es
möglich: „Wir geben uns gegenseitig Kraft,
machen uns Mut zum Durchhalten, denn
Bewusstseinsarbeit ist hartes Brot.“
Überzeugungsarbeit. Doch durch
die Bewusst­seinsbildung konnten viele
Menschen in der Pfarre von Öko-Anliegen
­überzeugt werden. Zwölf Prozent der
Haushalte haben eine eigene Photovoltaik-­
Anlage, 15 Prozent der Haushalte sind auf
Ökostrom umgestiegen. Immer wieder
­werden Pfarrer Wolfgang Fank und sein
Team zu Vorträgen und Diskussionen
gebeten.
Roman Zinggl, aktueller Leiter des
Arbeitskreises und Vater von drei Kindern:
„Wir dürfen nicht auf Kosten von nächsten
Generationen leben. Nachhaltigkeit ist das
Gebot der Stunde.“ Mittlerweile entstehen
immer mehr Photovoltaik-Gemeinschaftsanlagen. „Auch für die nächste haben wir
die Leute beieinander. Jeder weiß, so ist
mein Geld gut angelegt.“ Nicht schlecht
in einer Zeit, wo es schwer ist, eine sichere
Geldanlage zu finden. Photovoltaik trägt
Zinsen für die Zukunft, für die ganze Erde.
In Dechantskirchen wird nachhaltig
­gelebt. Roman Zinggl sieht an seinen
eigenen Kindern: „Für sie ist dieses Denken
völlig geläufig, sie bringen das schon aus
dem Pfarrkindergarten und aus der Schule
mit nach Hause. Auch der Pfarrkinder­
garten ist EMAS-zertifiziert und die Kinder
sind begeistert dabei.“ l
mitmischen 7
Flüchtlingsinitiativen
Gemeinsam in
der Not helfen
Seit vergangenem Jahr kamen Hunderttausende Menschen
aus Krisen- und Kriegsgebieten nach Europa, um hier
Zuflucht zu finden. Sie sind auf Hilfe angewiesen.
Wie sie ihnen zuteil wird, zeigen bemerkenswerte
Flüchtlingsinitiativen von Pfarren gemeinsam mit
Hilfsorganisationen und freiwilligen Helfern.
BRIGITTE ALICE RADL
W
enn es so weit ist, rufst
du mich an und ich bin
dabei“, versprach Josef
Ziniel, Bürgermeister
von Frauenkirchen, als
Pater Thomas Lackner ihm die Ankunft
der Flüchtlinge aus Nickelsdorf ankündigte. Auch der Pfarrgemeinderat sagte
sofort seine Unterstützung zu. Als dann
der erste Autobus in die burgenländische
2.400-­Seelen-Gemeinde unterwegs war, postete Pater Thomas einen Hilferuf auf Facebook und richtete einen SMS-Verteiler ein.
„Bereits in der ersten Nacht kamen statt der
angekündigten 50 gleich 90 Flüchtlinge –
und 30 freiwillige Helferinnen und Helfer.
Auch der Bürgermeister war innerhalb von
fünf Minuten vor Ort und organisierte 200
Semmeln fürs Frühstück“, erinnert er sich.
Spontane Hilfe. Alles musste sehr schnell
gehen: Polizei, Bundesheer und Caritas
konnten im vergangenen September und
Oktober den Ansturm in Nickelsdorf nicht
mehr bewältigen und baten kurzfristig um
Unterstützung. Pater Thomas fühlte sich
verpflichtet zu helfen: „Wenn jemand in
Not ist, kann ich nicht sagen ‚Das kommt
mir jetzt ungelegen‘. Als Christ muss ich in
der Situation handeln.“ Durch das Engagement der Pfarre, der Gemeinde – alle
politischen Kräfte waren dabei – sowie
der Bevölkerung wurden in zwei Monaten
360 Menschen im Pfarrsaal und Kreuzgang
8
mitmischen
vorübergehend untergebracht sowie mit
Essen und Medizin versorgt. „Einmal habe
ich mitten in der Nacht um Hygieneartikel
und Männerbekleidung gebeten. Als ich
um zwei Uhr nachgesehen habe, waren alle
Tische voll“, ist Pater Thomas noch heute
überwältigt von der Hilfsbereitschaft. Sogar
ein Flüchtlingsstammtisch wurde ins Leben
gerufen: „Unter dem Motto ‚Durchs Reden
kommen die Leut z’samm‘. Wir haben alle
eingeladen – auch jene, die Flüchtlingen
kritisch gegenüberstehen.“
Neue Nachbarn. Frauenkirchen ist ein
Beispiel von vielen. In zahlreichen österreichischen Gemeinden sind im vergangenen
Jahr Flüchtlingsinitiativen unter der Federführung oder in Kooperation mit Pfarren
entstanden. Sie alle sind nur möglich, weil
sich viele Menschen engagieren und an
einem Strang ziehen. „Auch in Lingenau
war stets klar, dass es sich um ein gemeinsames Projekt der Caritas, der Pfarrgemeinde
und der politischen Gemeinde handelt“,
erzählt Thomas Berger-Holzknecht vom
In Lingenau wird gemeinsam Deutsch gelernt, aber auch in entspannter Atmosphäre gegessen. Einmal im Monat
findet in der Pfarre
Böheimkirchen das
Café International statt
(l. u. r. unten). Anton
­Liedlbauer (rechts im Bild
sitzend) und sein Team
renovieren Häuser und
Wohnungen für Flüchtlinge. ANDREAS MÜLLER
PGR ­Lingenau. Das Kaplanhaus der Vorarlberger Gemeinde wurde der Caritas zur
Verfügung gestellt, im Jänner 2015 zogen
die ersten zehn Männer aus Syrien, Irak,
Iran und Somalia ein. Das Helferteam rund
um die Asylwerber kümmert sich aber
nicht nur um Wohnraum: „Wir haben
Patenschaften eingeführt. Dabei verbringen
Lingenauer Familien mit den Flüchtlingen
ihre Freizeit, helfen ihnen bei rechtlichen
Fragen oder Arztbesuchen. Daraus entwickelten sich auch innige Freundschaften.“
PRIVAT
Fußball. Das Kaplanhaus steht am zentral gelegenen Schulplatz, wo sich auch
der dörfliche Jugendraum befindet. Das
Jugend­team organisierte im März 2015
einen Dorfabend – zum Spendensammeln
und Kennenlernen der Asylwerber. Auch
zum Fußballspielen wurden sie eingeladen.
„Das funktioniert auch ohne Sprachkenntnisse“, schmunzelt Berger-Holzknecht.
Durch die Nachbarschaftshilfe der Caritas
durften die Flüchtlinge bis vor Kurzem
gegen eine freiwillige Spende bei Einheimischen Tätigkeiten verrichten und Lehrerinnen aus der Gegend bieten Deutschkurse
an. „Der regelmäßige Kontakt führt dazu,
dass Berührungsängste und Skepsis in der
Bevölkerung abgebaut werden“, so BergerHolzknecht. Mittlerweile haben schon rund
20 Asylwerber positive Bescheide erhalten.
„Wenn es so weit ist, helfen wir ihnen und
ihren nachkommenden Familien noch bei
der Wohnungs- und Arbeitssuche. Doch
dann brauchen sie uns immer weniger und
werden relativ schnell unabhängig.“
Freunde bleiben. Wohnraum wurde auch
im niederösterreichischen Böheimkirchen
gesucht. „Unsere Flüchtlingsinitiative
ist im Herbst 2014 aus der Überzeugung
entstanden, dass wir als Christen tätig werden müssen“, sagt der Pfarrgemeinderats­
vorsitzende Anton Liedlbauer. Am Beginn überlegten er und drei Kollegen,
was zu tun und möglich ist. „Wir haben
l­eerstehende Wohnungen und Häuser
gesucht und sie selbst saniert – Böden
verlegt, Möbel geschleppt und elektrische
Leitungen in Schwung gebracht etc. Dabei
halfen bereits zahlreiche weitere Menschen mit. So haben wir unsere Hände
und Füße zur Verfügung gestellt, begleitet
wurden wir von oben.“ In die Aktivitäten
wurden auch die Vertreter der Gemeinde
eingebunden.
Gemeinsam. Im Oktober 2014 zog die
erste Flüchtlingsfamilie ein. „Mittlerweile
bieten wir 32 Personen in acht Häusern
und Wohnungen Unterkunft an. Das ist
nur gelungen, weil uns viele Menschen
durch Sach- und Geldspenden tatkräftig
unterstützt haben“, erzählt Liedlbauer.
Insgesamt sind 60 Helferinnen und Helfer
laufend im Einsatz. Sie haben Deutsch­
kurse und Lerngruppen, Paten- und Fahrtdienste, Freizeitangebote und Feste für die
Flüchtlinge auf die Beine gestellt. Einmal
im Monat kommen alle beim Café International zusammen. Dann wird gemeinsam
getanzt, gesungen und gegessen. „Ziel ist
es, diese Menschen so lange zu begleiten,
bis sie das Leben in Öster­reich alleine bewältigen können. Unsere Freunde werden
sie aber immer bleiben. Und damit setzen
wir eine urchristliche Idee um“, resümiert
Liedlbauer. Wie unterschiedlich die Flüchtlingsinitiativen im Detail auch sein mögen
– das ist es, was sie alle gemein haben. l
mitmischen 9
In Hallein-Neualm entsteht ein Begegnungsraum für die ganze Bevölkerung
Die Linde als Zeichen des Miteinanders
Ein Ort, an dem Gemeinschaft gelebt wird, ein Ort
des Friedens und der Gerechtigkeit – dafür stand einst die
Dorflinde. Das Pfarrzentrum
Neualm St. Josef holt diese
Symbolkraft ins Heute.
D
ie Pfarre Neualm St. Josef gehört zur
Stadt Hallein und ist ein Treffpunkt
für die Bewohner/innen. Hier lebt
die Gründergeneration der Pfarre, Wohnblocks für Familien entstehen: Menschen aus
verschiedenen Milieus und Kulturen leben
hier, die Katholiken sind in der Minderheit.
„Bei uns ist schon längst Fakt, worüber man
gesamtgesellschaftlich spricht. Wir wollen
mit unserem Pfarrzentrum Begegnung und
Zukunft mitgestalten und ein Ort der Gemeinschaft für alle hier werden“, sagt Pfarrgemeinderatsobfrau Maria Schwarzmann.
Heimat.Vor 20 Jahren ist sie vom Chiemsee
zur Kindermesse nach Neualm gepilgert.
„Schon damals habe ich mich hier beheimatet gefühlt“, erzählt sie. Im Sakralraum
feiert die Gemeinde Gottesdienst, im Laufe
der Woche treffen sich hier Mutter-KindGruppen, der Sparverein und die Pensionistengruppe. „In Neualm gibt es kein Gasthaus
mehr, Begegnungsräume sind rar, wir sind
dabei, neue zu schaffen“, sagt die PGRObfrau.
Diese Offenheit über die Pfarrgrenzen
hinaus soll es weiterhin geben – aber in neu
gestalteten Räumen. Vier Jahre tüftelte ein-
An der Linde: Pfarrgemeinderatsobfrau Maria Schwarzmann mit ihrem Sohn Florian.
Team mit Pfarrassistent Robert Golderer an
einem Plan für einen modernen Sakralraum.
„Schnell war klar: Wir müssen sanieren, aber
anders feiern wollen wir nicht“, sagt Maria
Schwarzmann. Aus dem Tun und Handeln heraus, aus der Liturgie, entstand das
Konzept für den neuen Raum: Es gibt keine
Bühne, welche die Gottesdienstbesucher zu
Zuschauern macht. Die Gemeinde ist selbst
die Mitte, auch wenn der Bereich zwischen
Ambo und Altar frei bleibt, als Landeplatz
für den Heiligen Geist.
Die Mitte. Der Pfarrgemeinderat hat mit
den Verantwortlichen der Erzdiözese einen
Künstler gesucht, der sie begleitet und mit
ihnen Schritt für Schritt an der Entwicklung
und Umsetzung der Visionen arbeitet. Nach
einem Entwurf des Pongauer Künstlers Willi
Scheruebl spielt die alte Linde vor dem
Pfarrzentrum eine zentrale Rolle: Über eine
Sichtachse weist sie zum Taufbecken und der
REPOLUST
Mitte des Sakralraums bis zum Tabernakel.
Alles richtet sich nach dieser Mitte aus und
bekommt so Kraft.
Ab Herbst entsteht im Untergeschoss
auch das neue Kultur- und Begegnungszentrum Neualm, das für Veranstaltungen
genutzt wird. Mit Begeisterung zeigt Maria
Schwarzmann auf die Linde:„Es ist unsere
bewusste Entscheidung, auf dem Bestehenden aufzubauen, das Alte zu sanieren und in
die Zukunft hinein zu adaptieren. Die Linde
als Symbol des Miteinander ist auch hier
Zeichen und Auftrag, um die Friedensarbeit
im Stadtteil neu zu definieren. Ein neuer
Sakralraum entsteht, der das Alte mit dem
Neuen, das Unbekannte mit dem Vertrauten
verbindet. Als Pfarrgemeinderat haben wir
viel bewegt und dabei auch finanzielle Unterstützung der Stadt Hallein erhalten. Jetzt
geht es weiter, weit über diese Pfarrgemeinderatsperiode hinaus.“ l
SANDRA BERNHOFER UND CHRISTINA REPOLUST
IMPRESSUM: inpuncto mitmischen ist das gemeinsame Magazin von Der Sonntag. Die Zeitung der Erzdiözese Wien, Stephansplatz 4/VI/DG, 1010 Wien; Kirche bunt.
St. Pöltner Kirchenzeitung, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten; KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; martinus. Kirchenzeitung der Diözese
Eisenstadt, St. Rochus-Straße 21, 7000 Eisenstadt; Rupertusblatt. Wochenzeitung der Erzdiözese Salzburg, Kaigasse 8, 5020 Salzburg; Sonntag. Kirchenzeitung
Katholische Kirche Kärnten, Tarviser Straße 30, 9020 Klagenfurt, Sonntagsblatt für Steiermark, Bischofplatz 2, 8010 Graz; TIROLER sonntag. Kirchenzeitung der
Diözese Innsbruck, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck; Vorarlberger KirchenBlatt, Bahnhofstraße 13, 6800 Feldkirch.
Medieninhaber: Kooperation Kirchenzeitungen – Verein zur Förderung der Kirchenpresse, Bergstraße 12/1, 5020 Salzburg. Herausgeber: Obmann Prälat Wilhem
Vieböck, [email protected] Redaktion: Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen, Bergstraße 12, 5020 Salzburg. Leitung: Dr. Heinz Niederleitner, 0676/87 76 39 51,
[email protected]. Anzeigenleitung: Mag. Walter Achleitner, 0676/87 76 39 41, [email protected]. Grafik: Egger & Lerch, 1030 Wien.
Herstellung: Niederösterreichisches Pressehaus Druck und Verlags-GmbH., 3100 St. Pölten. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2
Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Die Offenlegung gemäß MedienG §25 Abs. 2 ist unter www.meinekirchenzeitung.at/impressum/inpuncto abrufbar.
Das Magazin inpuncto mitmischen ist ein Beitrag zur österreichweiten Pfarrgemeinderatswahl am 19. März 2017. Die Konferenz der PGR ReferentInnen der Diözesen
Österreichs hat zum Erscheinen des Magazins einen Kostenbeitrag geleistet. inpuncto mitmischen erscheint in einer Auflage von 314.600 Exemplaren.
Erfolgt der Abo-Bezug der Kirchenzeitung über
die Österreichische Post AG, so wird das Magazin
inpuncto CO2 neutral zugestellt.
10
mitmischen
gedruckt nach der Richtlinie
„Druckerzeugnisse“ des Österreichischennach
Umweltzeichens,
-gedruckt
der Richtlinie „Druckerzeugnisse“
NP DRUCK,
UW-Nr. 808 Umweltzeichens, NP DRUCK, UW-Nr. 8
des
Österreichischen
Elisabeth Rathgeb
ist seit 2004 Leiterin des
Seelsorgeamts der Diözese
Innsbruck. WEINGARTNER
Ein Blick in die nächste Periode der Pfarrgemeinderäte
Einsteigen in
neue Aufgaben
Den Pfarrgemeinderäten, die im März 2017 gewählt
werden, stehen spannende Zeiten bevor: Wichtige
Entscheidungen und mehr Mitverantwortung kommen
auf sie zu, sagt Elisabeth Rathgeb, Seelsorgeamtsleiterin
der Diözese Innsbruck.
O
b sie „Zukunftsprozess“ oder
„Apostel­geschichte 2.1“ heißen:
Österreichs Diözesen bereiten
sich auf Herausforderungen der Zukunft
vor. Die Gemeinden vor Ort sind stets ein
Thema, auch wegen des Priestermangels.
Daher ist für Elisabeth Rathgeb klar, dass
die Pfarrgemeinderäte Gremien werden, die
nicht nur beraten, sondern auch Mitverantwortung in der Pfarrleitung übernehmen.
„Ich sehe eine große Chance, dass so das
Zweite Vatikanische Konzil mit der Beteiligung aller Gläubigen konkret wird“, sagt
die Leiterin des Seelsorgeamts der Diözese
Innsbruck. „Mit dem Apostel Paulus vertraue
ich darauf, dass jede Gemeinde Menschen
mit den Fähig­keiten hat, die sie braucht.
Sie zu finden, ist eine der Herausforderungen
der Pfarr­gemeinde­ratswahl.“
Chancen. Die neuen Herausforderungen
für die Pfarrgemeinderäte würden von den
Mitgliedern als Chancen und als Hürden
wahrgenommen. Wichtig sei es, die Aufgaben gut zu verteilen, damit es zu keiner
Überforderung der ehrenamtlich Engagierten komme. Rathgeb ist überzeugt: „Die
Fähigkeiten der Gemeinden wachsen in
dieser Situation, weil sie erkennen: Jetzt sind
wir vor Ort gefragt. Wenn wir wollen, dass
Kirche bei uns lebendig bleibt, müssen wir
in die Aufgaben ‚einsteigen‘ und dürfen uns
nicht nur ‚versorgen‘ lassen.“
Die Seelsorgeamtsleiterin sieht die ­Kirche
in einer Übergangssituation: Bei den Zukunftsprozessen gehe es auch darum, im
Angesicht des Priestermangels die PfarrLeitungsfrage zu handhaben. Längerfristig
müssten die Zugangsbedingungen zum
Priesteramt diskutiert werden. Rathgeb erinnert daran, dass Papst Franziskus von den
brasilianischen Bischöfen mutige Vorschläge
gefordert hat.
Immer wichtiger wird jedenfalls die Zusammenarbeit: zwischen den Pfarren, aber
auch zwischen den verschiedenen Ebenen
der Diözese. Beteiligung zu ermöglichen
sei eine Aufgabe der Diözesanleitung, sagt
Rathgeb.
Analyse. Die Theologin warnt davor, funktionierende Strukturen kaputt zu machen.
Für eine „kollektive Kirchendepression“ gebe
es keinen Grund. Gleichzeitig brauche es
aber bei weniger werdenden Ressourcen eine
nüchterne Analyse – auch in den Pfarren:
Welche Aufgaben können entfallen, welche
sind unverzichtbar? Als unverzichtbar nennt
sie Liturgie, Diakonie (karitatives Wirken),
Verkündigung und Gemeinschaft. Das könne auch zur Frage führen: „Wofür müssen
wir aktiv ehrenamtlich Engagierte suchen,
wenn sie im Moment nicht ‚auf der Matte‘
stehen.“ Gleichzeitig kämen mit neuen Themen auch neue Engagierte, wie man beim
Einsatz für die Flüchtlinge gesehen habe.
Neue Weite. Insgesamt gelte es vor der
Pfarrgemeinderatswahl, auch über den
Tellerrand der Pfarre hinauszuschauen,
sagt Rathgeb. „Das bedeutet zum B
­ eispiel
zu ­fragen: Wo sind die Kreativen, die Menschen mit Zivilcourage oder die Schöpfungs­
bewussten in unserem Gebiet? Wen wollen
wir zur Mitarbeit einladen? Davon erhoffe
ich mir auch eine viel größere Weite an
Themen.“ Die Kandidatenfindung vor
der Pfarrgemeinderatswahl 2017 sei daher
zwar eine Mühe, lohne sich aber: „Das ist
die größte aktivierende Befragung in der
österreichischen Kirche, eine missionarische
Initiative. Die Frage, ob man sich eine Kandidatur für den Pfarrgemeinderat vorstellen
kann, führt sehr viele Menschen dazu, sich
mit ihrem Christsein und ihrem Platz in der
Kirche auseinanderzusetzen.“ l
HEINZ NIEDERLEITNER
ZAHLEN UND FAKTEN
In Österreichs Pfarren leisten rund
354.000 Personen durchschnittlich
65 Stunden im Jahr ehrenamtliche
­Dienste. 64 Prozent sind Frauen. 42 Prozent der Zeit betreffen religiöse und
seelsorgliche Tätigkeiten, 20 Prozent
Soziales und Bildung, 18 Prozent Kultur und Brauchtumspflege, 13 Prozent
praktische Dienste und sieben Prozent
Veranstaltungs­tätigkeit und Gremien­
arbeit. Das alles entspricht einer Wertschöpfung von 400 bis 540 ­Millionen
Euro. (QUELLE: STUDIE „WIRTSCHAFTSFAKTOR KIRCHE“ 2015)
mitmischen 11
Mitarbeit im Pfarrgemeinderat als Erfüllung
„Ich trete wieder zur Wahl an“
Monika Auer aus St. Radegund (OÖ) wurde 2012 das erste
Mal in den Pfarrgemeinderat gewählt. Die Möglichkeiten,
in der Pfarre mitzugestalten, Ideen einzubringen und auch
umzusetzen – all das gefällt ihr. Darum will sie weitermachen.
JOSEF WALLNER
A
ls Schülerin war Monika Auer Ministrantin und ging mit Freude zum
Gottesdienst. In der Jugendzeit ist
aber dann ihre Bindung zur Kirche abgerissen. „Jahrelang bin ich nicht in die Messe
gegangen, durch die eigenen Kinder bin
ich wieder zurückgekommen.“ Sie nahm
mit ihrer Tochter an einer Spielgruppe des
Bildungswerks teil. „Damit habe ich wieder
einen ersten Sprung in die katholische
Richtung gemacht“, erzählt sie. Es folgte
ein Einsatz als Tischmutter bei der Erstkommunionvorbereitung der Tochter. Als diese
zu ministrieren beginnen wollte, meinte
der Pfarrer, dass er jemanden sucht, der
sich um die Ministrant/innen kümmert. So
begann Monika Auer gemeinsam mit ihrer
Freundin Regina Hofbauer, die Minis zu
betreuen. Innerhalb von fünf Jahren ist die
Gruppe auf sechzehn Mädchen und Buben
angewachsen – eine beträchtliche Schar,
zählt doch die Pfarre St. Radegund nur
564 Katholik/innen. Über die MinistrantenArbeit kam Monika Auer auf die Liste der
PGR-Kandidat/innen und w
­ urde ­gewählt.
Mehr als reden. Sie erlebt den Pfarrgemeinderat nicht bloß als Debattierklub.
„Wenn man es ernst meint und mithelfen
will, kann man wirklich etwas bewegen“,
ist ihre Erfahrung. Der elektronische Newsletter, den sie ins Leben gerufen hat, zeugt
davon. Auf vier Seiten stellt sie wichtige
Informationen für die Pfarrangehörigen
zusammen: Gottesdiensttermine, Ankündigungen und auch Berichte über A
­ usflüge
und Aktionen. Jeweils zum ersten des
Monats geht der Newsletter per E-Mail an
achtzig Adressen. Ausgedruckt wird er auch
im Schaukasten der Pfarre angeschlagen.
Eröffnet werden die Nachrichten mit einem
Bibelvers. „Zumeist schlage ich einfach
die Bibel auf. Erstaunlich, wie die Worte
der ­Heiligen Schrift immer zur aktuellen
Situation oder den Inhalten des Newsletters
passen“, sagt Auer.
Ausgleich. Die Arbeit im Pfarrgemeinderat
und für die Pfarr-Gemeinschaft versteht
Monika Auer auch als Ausgleich zur ihrem
Beruf. Die 35-jährige Mutter von zwei
schulpflichtigen Kindern ist im Transportunternehmen ihres Mannes angestellt.
Da geht es vor allem um Zahlen. „Das
Leben besteht auch aus etwas anderem als
Buchhaltung und Rechnungen“, betont sie:
„Für mich persönlich sind mir der Glaube,
der Messbesuch und das Gebet sehr wichtig.“ Sie erfährt immer wieder, dass Gebet
etwas bewirkt, dass man Antworten kriegt,
auch wenn man es nicht gleich merkt.
Die Arbeit mit den Ministrant/innen
macht ihr Freude, auch als Pfarrgemeinderätin leistet sie gerne ihren Beitrag für die
Gemeinschaft. Sie steht daher für die Pfarrgemeinderatswahl im Frühjahr 2017 wieder
als Kandidatin zur Verfügung. Dass in den
kommenden Jahren ein tiefer Einschnitt
in das Pfarrleben bevorsteht, schreckt sie
nicht ab. Der langjährige Pfarrer Josef
Steinkellner, der bislang die beiden Pfarren
Tarsdorf und St. Radegund betreute, wird
in absehbarer Zeit in Pension gehen, ein
eigener Priester nicht mehr nachkommen.
„Wir sind in Rodego“ – wie die Einheimischen ihr Dorf nennen – „gut aufgestellt“,
macht sich ­Monika Auer keine allzu großen
Sorgen: „Der Pfarrer hat die Leute seit Jahren schon zuwi lassen.“
Die Wege des Herrn. „Zuwi lassen“ heißt,
den Mitarbeiter/innen nicht nur Arbeit,
sondern auch Verantwortung übertragen,
besonders in der Liturgie. Lange schon
sind an Sonntagen die Leiterinnen der
Wort-Gottes-Feiern im Einsatz. Auch wenn
sich manches ändern wird, Auer sieht voll
Zuversicht in die Zukunft. Sie verlässt sich
fest auf das Bibelwort, das sie für den Pfarrnewsletter vom August 2016 aufgeschlagen
hat: „Der Herr zeige uns seine Wege.“ l
Über die Ministrant/innen-Betreuung stieg Monika Auer in die pfarrliche Arbeit ein. 12
mitmischen
PRIVAT
Gemeinsam arbeiten, gemeinsam feiern: Auch zur feierlichen Eröffnung des Schulzentrums (oben rechts) Anfang Februar 2014 waren Hans Platzer,
Pfarrer Benoit Nzonzi, Konrad Weixelbraun, Bernhard Huber und Viktor Pacher (im Bild rechts unten) aus dem Mölltal nach Mafumfu gereist. PFARRE
Entwicklungszusammenarbeit ist keine Einbahnstraße
Brücke der Herzen nach Afrika
In den Kärntner Pfarren
Penk und Kolbnitz
erwuchs ein eigenständiges
Entwicklungshilfeprojekt
in der Demokratischen
Republik Kongo. Mehrere
Pfarrgemeinderäte fuhren
dafür selbst nach Afrika.
PHILIPP TEICH
A
ls sich Pfarrer Benoit Nzonzi im
Jahre 2010 als neuer Seelsorger in den
Pfarren Kolbnitz und Penk im Mölltal
vorstellte, begann sich einiges zu ändern.
Vor allem in den Köpfen der Menschen.
Denn die meisten Pfarrmitglieder hatten zu
Nzonzis Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, wenig bis keinen Bezug. Aber
man begann, sich schnell kennenzulernen
und auszutauschen.
„Pfarrer Nzonzi fand durch seine offene
und herzliche Art schnell einen Weg in
unsere Mölltaler Herzen. Er brachte uns die
Schönheit seiner Heimat, gleichzeitig aber
auch die vielen Herausforderungen, vor
­denen das afrikanische Land steht, näher“,
erinnert sich Pfarrgemeinderatsobmann
Viktor Pacher aus Penk. „Er erzählte uns von
seinem Traum, ein Schul- und Ausbildungsprojekt in Mamfumfu, 20 Kilomenter von
der Hauptstadt Kinshasa entfernt, zu bauen.
Ein Traum, den wir mittlerweile mit ihm
teilen und zu großen Teilen verwirklichen
konnten“, ist Pfarrgemeinderatsobmann
Hans Platzer aus Kolbnitz stolz.
Vor sechs Jahren taten sich einige Mitglieder aus den Pfarrgemeinderäten von
Kolbnitz und Penk zum Verein „Mölltalherz
für ­Congo“ (MHC) zusammen. „Pfarrer
Nzonzi war damals sozusagen das Zugpferd,
plante die Schritte, die nötig waren, das
Schulprojekt in Mafumfu umzusetzen“,
erzählt Obmann und „Sprachrohr“ vom
Verein „­Mölltalherz für Congo“, Konrad
Weixelbraun. „Wir haben ihn, wo es ging,
unterstützt, Spendenaktionen und Gütertransporte nach Mafumfu organisiert und
versucht, andere zu begeistern.“
Ausbildung. „Wir“, das waren zum Zeitpunkt der Gründung des Vereins die beiden
Pfarrgemeinderatsobmänner von Kolbnitz
bzw. Penk, Hans Platzer und Viktor Pacher,
Bernhard Huber sowie Weixelbraun selbst.
Heute hat der Verein über 20 Mitglieder und
Förderer in ganz Kärnten. Und im Schulzentrum in Mafumfu, das im Jahre 2014 eröffnet
wurde, bekommen die über 100 Kinder und
Jugendlichen endlich das, was für Gleichaltrige in Österreich eine Selbstverständlichkeit
ist: eine schulische Ausbildung, mehrere
Mahlzeiten täglich, eine Perspektive auf ein
besseres Leben. „Neben der Ausbildung in
landwirtschaftlichen Fächern als Grundlage
einer gesicherten Selbstversorgung wird im
Lehrplan auch großer Wert auf die Vermittlung von Umweltschutz und Müllentsorgung gelegt“, erklärt Weixelbraun.
Vor Ort. Die Mitglieder vom „MHC“ haben
seit Baubeginn an die 900 Arbeitsstunden
in das Schulprojekt gesteckt, das ständig
erweitert wird. Weixelbraun, Pacher, Huber
und Platzer sind auf eigene Kosten mehrmals
nach Mafumfu gereist, um beim Bau mitzuhelfen und sich selbst ein Bild zu machen.
„Wir haben gemeinsam mit den Menschen
in Mafumfu den Rohbau aufgezogen, die
Wasserleitungen gelegt, Lehrwerkstätten und
Sanitärräume errichtet“, berichtet Viktor
Pacher.
Durch ihr Engagement haben die Mitglieder vom Verein „MHC“ einen nachhaltigen
Beitrag für eine Zukunft für die Jugend von
Mafumfu geleistet. Sie haben aber auch
selbst viel dazugelernt: „Das Gottvertrauen
und die Bescheidenheit der Menschen in
Mafumfu sind beeindruckend und für uns
alle beispielhaft. Trotz ihrer teils schwierigen
Lebensumstände verlieren sie nicht den Mut,
glauben und arbeiten hart an einer besseren Zukunft“, sagt Vereinsobmann Konrad
Weixelbraun. „Aber besonders dankbar sind
wir für die Möglichkeit, mit eigenen Augen
mitansehen zu dürfen, dass jeder Handgriff,
groß oder klein, wertvoll sein kann.“ l
mitmischen 13
Ökumenische Feier in der neuen Siedlung am ehemaligen Wiener
Nordbahnhofgelände. HERBERT TICHOVA
Pfarrarbeit in Neubaugebieten
Neue Stadtviertel:
„Pfarre muss Zugezogenen
entgegengehen“
Einleben und einwurzeln:
In städtischen Neubau­
gebieten ist das nicht nur für
die Zugezogenen, sondern
auch für die Pfarrgemeinden
eine anspruchsvolle Aufgabe.
In Wien gibt es derzeit drei
solcher Bereiche.
WOLFGANG LINHART
14
mitmischen
Z
iel der Pfarrgemeinden bei neuen
Stadtteilgründungen ist es, als Kirche
bekannt und als hilfreiche Einrichtung erkannt zu werden, wobei natürlich
jede „Mutterpfarre“ mit unterschiedlichen
Voraus­setzungen zu kämpfen hat:
Im Wiener Sonnwendviertel zum Beispiel fiel der Beginn der Wohnbauprojekte zeitlich mit der Gründung der Pfarre
„Zum ­Gött­lichen Wort“ (eine sogenannte
„­Pfarre Neu“) zusammen – bestehend aus
den bisherigen Pfarren „Allerheiligste Dreifaltigkeit“, „St. ­Johann der Evangelist“ und
„Zur H
­ eiligen Familie“.
„Den Bewohnern der ersten 350 Haushalte
konnten wir noch im Advent 2013 die gut
gestalteten Info-Folder ,wir werden eins‘ in
die Postkästen werfen. Ein Schutzengelfest für
Schulkinder mit eigener Werbung im Sonnwendviertel zeigte aber kaum Resonanz“,
erzählt Pfarrgemeinderätin Eva ­Dobias.
Kontakt. Ein persönlicher Kontakt zu
Mietern ist den Sternsingergruppen gelungen. Damit hat die Aktion eine zusätzliche
Bedeutung gewonnen: Sie ist die einfachste
Möglichkeit, durch Anläuten in die sechs­
stöckigen Wohnbauten zu gelangen, meint
Dobias. Außerdem erhalten alle ­Katholik/
innen viermal jährlich das Pfarrblatt
„­Dreiklang“ per Post zugesandt.
Derzeit sind schon mehr als tausend
Wohnungen fertiggestellt, und im kommenden Jahr, wenn das Seniorenwohnhaus und
ein Kindergarten (beide unter kirchlicher
Trägerschaft) eröffnet werden, ist ein großes
Fest geplant.
Nähe suchen. Etwas anders zeigt sich
die ­Situation am Gelände des ehemaligen
Wiener Nordbahnhofs, wo bereits die erste
Hälfte der neuen Wohnhäuser im Frühjahr bezogen wurde. Hier sollen künftig
In die Höhe geschossen sind die Bauten im Sonnwendviertel. Im Bild rechts die Segnung der
Seelsorgestation in der Seestadt Aspern in Wien. EVA DOBIAS, CHRISTIAN SCHWEITZER
20.000 Menschen leben – einer Studie
zufolge werden rund 42 Prozent Katholiken, zwölf Prozent aus anderen christlichen
­Konfessionen, 13 Prozent Muslime und
30 Prozent Bekenntnislose erwartet.
Spürbar sein. Direkt im Neubaugebiet gibt
es keine katholische Kirche. Die Pfarrkirche
St. Johann Nepomuk ist mehr als einen
Kilometer entfernt, die Nachbarpfarrkirche
am Mexikoplatz jedoch in „Sichtweite“.
Seit Beginn der Bauarfbeiten versucht die
„Mutterpfarre“ St. Johann Nepomuk für die
Neuzuziehenden präsent zu sein: Bereits
zum dritten Mal fand im Gemeinschaftsraum des Wohnprojektes ein gut besuchter
Glaubenskurs statt, die Pfarre ist regelmäßig
beim „Grätzl-Treffen“ der Gebietsbetreuung
dabei oder sie lädt zu Gesprächsabenden und
Abendgebeten ein.
„Jetzt, wenn die Neuzuziehenden hier
erste Kontakte knüpfen, Wurzeln schlagen,
heimisch werden, muss ihnen die Kirche
entgegengehen, für sie da und spürbar sein“,
betont Pfarrgemeinderat Johannes Dressel.
Leidenschaft. Wie eine eigene „Stadt am
Rande der Großstadt“ entwickelt sich derzeit
die Seestadt Aspern. In diesem Neubaugebiet
ist die „Mutterpfarre“ Aspern schon sehr
früh durch Pfarrer Georg Stockert allgemein
bekannt, der mit dem Rad zu den Wohnungen kommt und persönlich zu Geburtstagen,
Hochzeitstagen und Jubiläen gratuliert.
„Ich habe den Eindruck, diese Leidenschaft
für den persönlichen Kontakt wird gut angenommen und findet Resonanz, vielleicht
nicht gleich im Kirchenbesuch, sondern in
einem Akt der Wertschätzung und F­ reude“,
erzählt Pastoralassistentin Bernadette
Schilling, die für Kinder- und Schulpastoral
beziehungsweise Erstkommunionvorbereitung zuständig ist.
Auch in der Seestadt hat die Sternsinger­
aktion mitgeholfen, die Pfarre bekannt zu
machen. Das ist auch das Ziel für das Pfarrblatt. „Es ist uns aber noch nicht gelungen,
damit in jede neue Wohnung zu gelangen.
Mit dem Wachsen der Seestadt liegt noch die
Herausforderung vor uns, genügend Frauen
und Männer zu finden, die das Verteilen als
ihren Beitrag zum Pfarrleben sehen“, sagt
Schilling.
Gemeindeforum. Schon seit zwei Jahren
gibt es ein Team aus ansässigen, vorwiegend
ehrenamtlichen Pfarrmitgliedern, die die Aktivitäten rund um die neue Seelsorgestation
St. Edith Stein in der Seestadt begleiten. Seit
Kurzem gibt es ein monatliches „Gemeindeforum“, das allen interessierten Gemeindemitgliedern offensteht. Inzwischen ist die
Sonntagsmesse mit 40 bis 60 Mitfeiernden
ein wesentlicher Anziehungspunkt für die
Gemeinde. Auch die Uhrzeit – 11.15 Uhr
– dürfte den Menschen entgegenkommen,
wenn auch viele, vor allem Familien, gleich
danach zum Mittagessen eilen. Deshalb wird
überlegt, das Pfarrcafé bereits vor der Messe
für einen Brunch zu öffnen.
Erstkommunion, Jungschar, ElternKind-­Treff, Lange Nacht der Kirchen,
Eröffnungs­feier etc. haben neben der Feier
der Hochfeste schon stattgefunden – mit
viel ehrenamtlicher Mitgestaltung. „Deshalb
sind wir zuversichtlich, auch Kandidaten
für die kommende PGR-Wahl zu finden“,
sagt ­Pastoralassistentin Schilling. „Obwohl
schon einiges sichtbar wurde, befinden
wir uns noch in der Anfangsphase, beim
Abtasten, Experimentieren, Probieren und
Orientieren.“
Geduld. Andererseits ist eine Zurückhaltung
zu spüren, sich längerfristig zu engagieren; ­punktuelle und kleine Aufgaben sind
gefragter als verbindlichere Aufgabenbereiche. „Ich glaube, in Neubaugebieten ist es
schwieriger, Menschen zu finden, die sich
über ihre Alltagsaufgaben hinaus ehrenamtlich engagieren wollen – die Bewohner/innen
in der Seestadt sind Menschen, die ,hackeln‘
müssen, um sich ihr Leben sinn- und genussvoll zu gestalten oder überhaupt die Lebens­
erhaltungskosten zu decken“, sagt Schilling.
Zeit. Deshalb scheinen Geduld und Zeit
wichtige Faktoren in der Seelsorge in Neubaugebieten zu sein. Gelungene Gemeindearbeit lässt sich vielleicht nicht sofort
ablesen, sondern erst nach drei oder gar
fünf Jahren. Wichtig ist eine längerfristige
Präsenz im Kleinen ebenso wie gute Werbung für die Gemeinde beziehungsweise
große Aufmerksamkeitsaktionen: Neben
Besuchsinitiativen und Pfarrnachrichten
sind das unter anderem der Kontakt mit
dem Stadtteilmanagement, die Teilnahme an
Regionalforen, Initiativentreffen oder Nachbarschaftsfesten, das Verleihen von Heurigenbänken oder das zur Verfügungstellen
von Räumlichkeiten – auch an ungewöhnliche, nicht kirchengebundene Anbieter und
Referent/innen. l
mitmischen 15
Stephan Anh Tran
Pfarrgemeinderat
Wien-Altsimmering
19. März 2017
Die wollen mich und meine Talente
Ich bin gern mit dabei.für Frauen, Männer, verschiedene Generationen und Kulturen –
gemeinsam die Perspektive verändern und vielleicht die Welt auf den Kopf stellen.
Ich bin einer von vielen unterschiedlichen Menschen, die sich in einer Pfarrgemeinde
engagieren. Und ja, ich schau mir die Welt gern aus unterschiedlichen Perspektiven an.
Meine Pfarre hat mich gefragt, ob ich als Pfarrgemeinderat kandidiere.
Ich habe überlegt und ja gesagt.
www.pfarrgemeinderat.at