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Kapitalmarktausblick KW 41
7. Oktober 2016
Metzler: Britisches Pfund im Abwärtsstrudel
Große wirtschaftliche Risiken infolge eines „harten Brexit“
Die Aussagen der neuen britischen Premierministerin
May auf dem Parteitag der Konservativen am vergangenen Wochenende wurden von vielen Finanzmarktakteuren dahingehend interpretiert, dass Großbritannien
eine harte Scheidung von der EU anstrebt und in Zukunft nur noch über ein Handelsabkommen mit der EU
verbunden sein möchte. In diesem Falle würde Großbritannien den Zugang zum Binnenmarkt und somit die
Passporting-Rechte für sein Finanzsystem verlieren.
In den vergangenen Tagen ging die Pfund-Schwäche
jedoch mit steigenden Renditen 10-jähriger britischer
Staatsanleihen einher (2. Phase). So scheinen die Finanzmarktteilnehmer aufgrund der gestiegenen Wahrscheinlichkeit eines harten Brexit mit geringen ausländischen Kapitalflüssen nach Großbritannien zu rechnen,
was das britische Pfund schwächt und die Renditen von
Staatsanleihen steigen lässt, da eine geringere Verfügbarkeit von Kapital im Inland erwartet wird.
Zweifellos ist es mit diesen Perspektiven unattraktiver
für ausländische Firmen geworden, in Produktionsstätten in Großbritannien zu investieren, und es steigt die
Wahrscheinlichkeit, bestehende Produktionsstätten aus
Großbritannien in die EU zu verlagern. Großbritannien
hat einen Bestand an ausländischen Direktinvestitionen
von etwa 1,5 Billionen USD. Dabei ist das Land mit
einem Leistungsbilanzdefizit von knapp 6 % des BIP
jedoch erheblich auf den Zufluss ausländischen Kapitals
angewiesen.
Großbritannien: Zweite Phase der Pfundschwäche
Wechselkurs des britischen Pfunds zum US-Dollar
1,65
1,60
1,55
1.Phase
1,50
1,45
1,40
2.Phase
1,35
1,30
1,25
1,20
1/2015
Großbritannien: Hohe Krisenanfälligkeit aufgrund hohen
Leistungsbilanzdefizits
4/2015
7/2015
10/2015
2/2016
5/2016
8/2016
Quellen: Thomson Reuters Datastream, Berechnungen Metzler; Stand 7.10.2016
Großbritannien: Steigende Zinsen
Leistungsbilanz in % des BIP (gleitender Durchschnitt über vier
Quartale)
Rendite 10-jähriger britischer Staatsanleihen in %
3
2,3
2
2,1
1
1,9
0
1,7
-1
1,5
1.Phase
-2
1,3
-3
1,1
-4
0,7
-6
0,5
1/2015
-7
1960
2.Phase
0,9
-5
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
4/2015
7/2015
10/2015
2/2016
5/2016
8/2016
Quellen: Thomson Reuters Datastream, Berechnungen Metzler; Stand 30.6.2016
Quellen: Thomson Reuters Datastream, Berechnungen Metzler; Stand 7.10.2016
Zwar wertete das britische Pfund direkt nach dem
Brexit-Referendum zunächst deutlich ab, gleichzeitig
verzeichneten die Renditen 10-jähriger britischer
Staatsanleihen jedoch ebenfalls einen deutlichen Rückgang (1. Phase). Im Endeffekt könnte vor dem Hintergrund dieser Marktbewegungen argumentiert werden,
die Finanzmarktakteure hätten damals eine deutliche
Lockerung der Geldpolitik durch die Bank von England
erwartet.
Damit besteht das Risiko, dass eine Spirale in Gang
gekommen ist: mit einer kontinuierlichen Abwertung
des britischen Pfunds und steigenden Zinsen, die die
britische Wirtschaft schädigen könnten.
Konjunkturbelebung zum Jahresende
Der US-Aufschwung wird vom Konsum getragen, der
nach einem Schwächeanfall im August mit deutlichen
Zuwachsraten bei den Einzelhandelsumsätzen (Freitag)
im September geglänzt haben dürfte. Einer Zinserhöhung der Fed im Dezember steht damit sehr wahr1
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7.Oktober 2016
scheinlich nichts mehr im Wege, wie auch die Protokolle der Fed-Sitzung (Mittwoch) zeigen dürften.
In der Eurozone wird der ZEW-Index (Dienstag) veröffentlicht, und aus China kommen die Verbraucher- und
Erzeugerpreise (Freitag) für September.
Eine gute und erfolgreiche Woche wünscht
Edgar Walk
Chefvolkswirt Metzler Asset Management
Metzler Asset Management
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