Teilnahme für Akteure aus der Beruflichen Bildung verbessern

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06.10.2016
Daten | Fakten | Argumente
THEMA
DER
WOCHE
ERASMUS+: Teilnahme für Akteure
aus der Beruflichen Bildung verbessern
Zwischenbewertung:
Auslandsaufenthalte
zahlenmäßig erhöhen
Das Europäische Parlament und die EU-Kommission werden Ende des Jahres eine Halbzeitbewertung des Programms vornehmen. Der DIHK sieht für den Zugang von kleinen und mittleren
Betrieben erheblichen Verbesserungsbedarf, um die Entsendung von Auszubildenden im dualen
System durch ERASMUS+ weiter zu steigern. Auch die Bundesregierung hat das Ziel einer jährlichen grenzüberschreitenden Mobilitätsquote von zehn Prozent in der Berufsbildung bis zum
Jahr 2020 formuliert. Derzeit sind in Deutschland circa 4,7 Prozent der Jugendlichen in beruflicher Erstausbildung international mobil. Allerdings ist die Nachfrage nach Auslandsaufenthalten in der Berufsbildung in den letzten Jahren deutlich langsamer gestiegen als die verfügbaren
europäischen Mittel. Die durchschnittliche Länge der Auslandspraktika ging von 5,1 im Jahr
2013 auf 4,5 Wochen im Jahr 2016 zurück. Auch der schulische Bereich ist betroffen: Die Anzahl der geförderten Schulpartnerschaften ist nach dem Start von Erasmus+ von 600 in 2013
auf 171 in 2014 gesunken. Dabei sind frühe Auslandserfahrungen ein wichtiger Grundstein, um
die Bereitschaft für internationale Mobilität im Berufsleben zu erhöhen.
Passgenauigkeit und
Nutzerfreundlichkeit
schaffen
ERASMUS+ wird den Unternehmen nicht gerecht: Große Projekte werden bevorzugt, Registrierungs- und Antragsverfahren sind schwerfällig, Programmleitfäden und Förderverträge zu
umfangreich, IT-Instrumente benutzerunfreundlich. Außerdem ist es nicht an die spezifischen
Besonderheiten der Beruflichen Bildung und die Bedürfnisse der Betriebe angepasst.
Der „One size fits all“-Ansatz muss in Richtung Passgenauigkeit für spezifische Bildungsbereiche umgesteuert werden und individuelle Mobilität noch stärker fördern. Die Berufliche Bildung
sollte einen stärkeren Fokus auf kleinere Projekte legen. So können auch kleine und m
­ ittlere
Unter­nehmen mit wenig Ressourcen an ERASMUS+ teilnehmen. Antragsverfahren müssen
schlanker und Abrechnungs- sowie Berichtsmodalitäten für Programmteilnehmer einfacher
werden. Außer­dem sollte die Förderung von sprachlichen und interkulturellen Vorbereitungsmaßnahmen mit systematischer Lernbegleitung für Azubis und Absolventen der Beruflichen
Bildung wiedereingeführt werden. Des Weiteren sollte die Höhe der Länderpauschale an die
Lebenshaltungskosten des jeweiligen Landes angepasst werden.
Professionelle
­Beratungs- und Unter­
stützungsstrukturen für
Unternehmen
Wichtig für kleine und mittlere Ausbildungsbetriebe sind unternehmensnahe und professionelle Beratungs- und Unterstützungsstrukturen. Dieses Ziel verfolgt auch das Bundes­programm
„Berufsbildung ohne Grenzen“, das gemeinsam vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie, dem DIHK und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks getragen wird und Betrieben Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung von Auslandsaufenthalten ihrer Azubis
und Fachkräfte anbietet.
Ansprechpartnerinnen:
Barbara Fabian, DIHK Brüssel, +32 2 286-1610 , Tamara Moll, DIHK Service GmbH, 030 20308-2510
Studenten, Auszubildende, Schüler und Bildungspersonal: Das EU-Bildungsprogramm ERASMUS+ fördert mit einem Gesamtbudget von 14,7 Milliarden Euro unterschiedliche Zielgruppen.
Zwischen 2014 und 2020 soll das Programm vier Millionen Teilnehmern Lern- und Arbeitsaufenthalte im Ausland ermöglichen. Im Vergleich zu den Vorgängerprogrammen Erasmus (Hochschule), Leonardo (Berufsbildung) und Comenius (Schule) wurden die Antragsverfahren und
Förderbedingungen vereinheitlicht. Allerdings orientieren sie sich nun zu stark am Hochschulbereich. Das sollte sich ändern. Viele Unternehmen sind im Ausland aktiv. Deswegen ist es auch
in ihrem Interesse, dass Azubis und Mitarbeiter grenzüberschreitende Erfahrungen sammeln.