Mythologiespaziergang

18 Kantonsschulpark
Die Eule wurde für einen ehemaligen
Lehrer hier aufgestellt.
23 Notkerstrasse 22,
Kantonsbibliothek Vadiana
Über dem Eingang des alten Bibliotheksgebäudes thront die Eule und symbolisiert
19 Brühlpark, im Teich der Voliere
das Wissen, das in den Büchern verborgen
Der Meeresgott Poseidon schmückt den
liegt. Ihr zur Seite steht ein Greif, das WapTeich. Früher stand er als Brunnenfigur
pentier des Bibliotheksgründers Joachim
auf dem Bohl, aber er musste dem Verkehr von Watt, genannt Vadian. Im Innern des
Platz machen.
Gebäudes empfangen den Besucher auf
den Glasfenstern im Treppenhaus noch
20 Stadtpark, Ostfassade Stadttheater
weitere Eulen.
Als letzte ist die Muse Melpomene 2004
zu den St. Galler Göttinnen und Göttern
gestossen. Passend zum Theater hebt sie Rebecca Graf, Rezia Krauer, 2016
die tragische Maske über ihren Kopf.
21 Kunstmuseum, Museumstrasse 32
Im Giebelfeld oberhalb des Eingangs ist
die Göttin Athene hier für einmal als Person und nicht nur durch Eulen dargestellt.
Man erkennt sie an ihrem Helm und dem
Schuppenpanzer.
22 Tonhalle, Museumsstrasse 25
Acht der neun Musen schmücken das
Konzerthaus über den Seitenfenstern und
dem Haupteingang. An der Westfassade
links finden wir Euterpe, die Muse der
Instrumentalmusik, mit ihrer Flöte, und
Melpomene, Muse der Tragödie. Rechts
sitzen Klio, Muse der Geschichtsschreibung, mit einer Buchrolle, und Kalliope,
die für die epische Dichtung zuständig
ist, mit einer Wachstafel. Links über dem
Haupteingang: Terpsichore, Patronin des
Tanzes, mit Tamburin und die Muse des
Gesangs, Polyhymnia, mit der Lyra. Auf
der Ostseite erwarten uns zuerst Erato,
Muse der Geometrie, und Urania mit
dem Globus; sie ist die Patronin der Astronomie. Nun fehlt nur noch die neunte
Schwester, Thalia, doch an ihrer statt
erkennen wir ganz rechts Allegorien der
Industrie und des Handels.
Mehr Informationen in:
C. Müller und P. Müller,
Götter, Musen, Fabelwesen.
Gestalten der griechischen
Mythologie in St. Gallen,
Verlag Vadiana 2016.
Mit Unterstützung von:
Götter, Musen,
Fabelwesen
Ein Spaziergang zu den mythologischen
Figuren in St. Gallen
In St. Gallen begegnen wir an Erkern,
Hausfassaden, Brunnen und Dächern
vielen griechischen und römischen
Göttinnen und Göttern und anderen
mythologischen Figuren aus der Antike.
Viele davon stammen aus der Zeit des
Jugendstils (um 1900), als St. Gallen
durch den Textilhandel reich wurde.
Daher treffen wir sehr oft auf Hermes,
den griechischen Gott des Handels.
Besonders häufig trifft man in St. Gallen
aber auch auf Eulen als Symbol für Athene,
die Göttin der Weisheit. Der Spaziergang
vom Bahnhofplatz quer durch die Innenstadt bis ins Museumsquartier lädt
dazu ein, einige dieser mythologischen
Gestalten in St. Gallen kennenzulernen.
1 Gutenbergstrasse 2
Vom Eingang der Bibliothek Hauptpost
herab blickt Tyche. Die von den Römern
als Fortuna verehrte Göttin des Glücks
ist mit zwei Füllhörnern dargestellt.
2 St. Leonhardstrasse 21
Ein sehr junger Hermes auf einer Bronzeplakette schmückt die Fassade. Hermes,
Sohn von Zeus und Maja, ist der Gott des
Handels und der Diebe. Hier erkennt man
ihn an seinem geflügelten Schlangenstab,
dem Caduceus. In der Hand hält er einen
Geldbeutel. Bei den Römern hiess er
Mercurius. Ganz in der Nähe liegt die
Merkurstrasse.
3 St. Leonhardstrasse 20,
Haus «Oceanic»
Die Moiren (lateinisch Parzen) spinnen
als Schicksalsgöttinnen den Lebensfaden
der Menschen. Sie heissen Klotho
(die Spinnerin), Lachesis (die Zuteilerin)
und Atropos (die Unabwendbare). Man
kann sie auch als Sinnbild für das Schicksal der Textilstadt St. Gallen verstehen.
4 Schützengasse 1
Atlas hatte am Kampf der Titanen gegen
die Olympier teilgenommen. Zur Strafe
musste er das Himmelsgewölbe tragen.
Atlanten tragen immer wieder an Gebäuden steinerne Lasten.
5 Vadianstrasse 11
Der Götterbote Hermes, hier erkennbar an
seinem geflügelten Hut, fliegt über dem
Rundbogeneingang. Links und rechts von
ihm: sein Caduceus.
6 Broderbrunnen, zwischen
St. Leonhardstrasse und Oberem Graben
Venus steht, von zwei Tritoniden begleitet,
in der Mitte des Brunnens. Das Kind, das
einmal auf einer Gans, dann auf einer
13 Brunnenplatz, Ende Spitalgasse
Auf der Kugel auf der Brunnensäule sitzt
ein ganz junger Dionysos. Als Gott des
Weines hält er eine Weintraube in der
Hand.
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Karte: Ralph Harb
© St. Gallen-Bodensee Tourismus | st.gallen-bodensee.ch
9 Multergasse 11,
auf dem Platz vor dem Haus
Dionysos, der Sohn des Göttervaters Zeus
und der Sterblichen Selene, ist Gott des
Weines und des Rausches. Der bei den
7 Neugasse 54
Ganz oben auf dem mächtigen Gebäude, Römern als Bacchus verehrte Gott
den Blick nach Westen gerichtet, wohin er schmückt den Brunnen in der Mitte des
seine Fracht bringen will, segelt Hermes in Platzes.
einem mit bestickten Stoffen beladenen
Schiff. Im Gebäude befand sich früher die 10 Marktgasse 18, Haus
«Zur kleinen Engelburg»
wichtige Börse für Stickereiwaren.
Der älteste Hermes der Stadt fliegt hier in
ewiger Jugend seit dem 18. Jahrhundert.
8 Schmiedgasse 16
Pegasus, das geflügelte Pferd, ist der Sohn Flügelschuhe, Flügelhut, geflügelter
Schlangenstab und Geldbeutel machen ihn
von Medusa und Poseidon. Weil er mit
unverkennbar.
einem Hufschlag auf dem Dichterberg
Helikon eine Quelle entspringen liess, wird
er als Sinnbild der Dichtkunst angesehen.
Schildkröte und auf einem Delphin reitet,
durchläuft eine «Metamorphose», eine
Umwandlung zu einem Tritonenkind.
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14 Kugelgasse 10, Haus
«Zum Schwanen»
Oben am prunkvollen Erker, auf den
Reliefs, die alle mit dem Wasser zu tun
haben, wird der Meeresgott Poseidon
(lateinisch Neptunus) mit seinem
Dreizack von Tritonen und Nereiden
begleitet. Der Erker wird von Tritonen
getragen, auf der Nordseite bläst ein
Triton in sein Muschelhorn.
15 Kugelgasse 8, Haus «Zur Kugel»
Herakles war ein Halbgott und einer der
grössten Helden Griechenlands. Als junger
Mann erlegte er den gefährlichen Löwen
von Nemea. Seither kleidete er sich in
dessen Fell und Kopf, so auch auf unserem
Erker. Wir sehen hier, wie er für den
Titanen Atlas eingesprungen ist, der die
11 Kirchgasse 15, Gewerbliches
Himmelskugel (hier als Erdkugel dargeBerufs- und Weiterbildungszentrum
Die doppelte Eule mahnt die Schülerinnen stellt) auf seinen Schultern tragen muss.
und Schüler zum Lernen – nicht nur für
16 Lämmlisbrunnenstrasse 3
den Beruf, sondern auch für das Leben.
Satyrn sind Mischwesen: Sie sind halb
Die Eulen sind die Vögel der WeisheitsMensch und halb Ziegenbock und begleigöttin Athene.
ten Dionysos, den Gott des Weines und
des Festes. Über dem Satyr achtet eine
12 Bohl 1
Auf der Akropolis in Athen schmücken die Eule darauf, dass nicht nur Ekstase, sondern auch Weisheit hier in der Nähe der
Karyatiden, Säulen in Frauengestalt,
den Tempel Erechtheion. Wie die Atlanten Kantonsschule präsent ist.
mussten sie zur Strafe für einen Verrat –
17 Burggraben 26
sie hatten mit den Persern die Griechen
Noch mehr Eulen: Ein ganzer Eulenbekämpft – schwere Lasten tragen.
schwarm hat sich am Gebäude niedergelassen.