aktuell Nr. 39 vom 04.10.2016 ( PDF , 3,0 MB)

D 8512
52. Jahrgang
Nr. 39
Dienstag, 4. Oktober 2016
Die
Spezialisten
Foto: Bundeswehr/Hans-Joachim Burkard
Vor 20 Jahren wird in Calw das
Kommando Spezialkräfte gegründet.
Ein Rückblick. Seite 9
POLITIK
STREITKRÄFTE
PERSONAL
Bangen um Syrien
Die letzten Bohikaner
Master an der FüAkBw
Seit 2011 hat der Krieg in
Syrien nach Angaben der
Vereinten Nationen mehr als
250 000 Tote gefordert. Seite 4
Mit ihrem Auftritt bei den NATODays beginnt für die Bo 105 nun
entgültig der Abschied aus der
Bundeswehr.
Seite 8
Ein neuer Masterstudiengang
ergänzt rechtlich anerkannt den
General- und Admiralstabslehrgang.
Seite 11
[email protected]
VIDEO DER WOCHE
Neu:
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aktuell INTERN
4. Oktober 2016
Foto: Bundeswehr/PAO NCO TAAC-N
BILD DER WOCHE
Marathon in Masar: Oberstleutnant Florian W. wollte am Marathon in Berlin teilnehmen – doch dann ging es in den Einsatz nach Masar-i Scharif. Kein Problem: Der
Soldat konnte auch in der Ferne offiziell starten, bekam sein Starterpaket nach Afghanistan geschickt. Laufzeit: 3 : 53 : 57 Stunden für 42,195 Kilometer. Gut gelaufen!
IMPRESSUM
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ZITAT
„Let us pledge to work for the total elimination
of nuclear weapons with urgency and a sense
of collective purpose. Our very survival depends
upon it.“
Ban Ki-Moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen, während
der Generalversammlung am 26. September 2016.
KALENDERBLATT
Vor 15 Jahren: Am 4. Oktober 2001 verlegen NATO-Truppen
unter Führung der Bundeswehr zum Schutz der internationalen
Beobachter nach Mazedonien. An der Operation Amber Fox ist
die Bundeswehr mit 600 Soldaten beteiligt.
Vor 30 Jahren: Am 9. Oktober 1986 wird das Musical „Das
Phantom der Oper“ von Andrew Llod Webber in London
uraufgeführt. Judy Kaye und Michael Crawford werden als beste
Darsteller ausgezeichnet.
Vor 75 Jahren: Am 9. Oktober 1941 wird dem ehemaligen USPräsidenten Franklin D. Roosevelt empfohlen, Planung und Bau
einer Atombombe voranzutreiben. Der Name des geheimen
US-Atombombenprogramms: „Manhattan Project“.
Vor 110 Jahren: Am 3. Oktober 1906 wird der Ruf „SOS“ zum
international gültigen und einheitlichen Notrufsignal erklärt. Dreimal
kurz – dreimal lang – dreimal kurz. Der Morsecode gilt bis heute.
Vor 210 Jahren: Am 9. Oktober 1806 erklärt Preußen Frankreich
den Krieg. Der französische Kaiser Napoleon greift entschlossen
und energisch an, koordiniert sein Armeekorps effektiv. Schon fünf
Tage später erleidet die preußische Armee zwei schwere Niederlagen in den Schlachten bei Jena und Auerstedt.
(eb)
EDITORIAL
Ihr Auftrag fordert ihnen körperlich und psychisch das Äußerste
ab – die Soldaten des Kommandos Spezialkräfte.
Vor 20 Jahren
wurde das Kommando in Dienst
gestellt (Seite 9).
Die Fähigkeit,
deutsche Staatsbürger aus Krisengebieten im Ausland
retten zu können, stand
damals im Vordergrund.
Aufklärung, Terrorismusbekämpfung, Evakuierung und
Militärberatung gehören heute
zum Aufgabenspektrum der Soldaten aus Calw. Die weltpolitische Entwicklung und die damit
verbundene zunehmend asymmetrische Bedrohungslage führen vor Augen, wie notwendig
es ist, Spezialkräfte vorzuhalten. Sie sind vorbereitet, im Fall
der Fälle zu agieren – egal wo
auf der Welt und unter extremen
Bedingungen.
Die Ausbildung zum Kommandosoldaten ist hart. Wer
sie durchlaufen will, muss
nicht nur körperlich leistungsfähig, teamfähig und
lernwillig sein, sondern auch
psychisch belastbar, willensstark, stressstabil, verantwor-
tungsbewusst und verschwiegen. Auch „geordnete soziale
Verhältnisse“ werden vorausgesetzt.
Das offizielle
Anforderungsprofil verrät eine
Menge über jene,
die sich am Ende
zum KSK zählen
können. Die Kommandosoldaten sind
charakterstarke und
zuverlässige Persönlichkeiten. Menschen, die in der Lage
sind, auch noch dann besonnen
zu handeln, wenn das eigene
Leben konkret bedroht ist.
Wann immer die Redaktion
der Bundeswehr über das KSK
berichtet, ist Interesse garantiert. Auf dem YouTube-Kanal
der Bundeswehr erreichen Beiträge über die Kommandosoldaten die mit Abstand höchsten
Klickzahlen. Dieses Interesse
hat wohl auch damit zu tun, dass
die Operationen der Soldaten
der besonderen Geheimhaltung
unterliegen. Und es hat ganz
gewiss mit Anerkennung zu tun.
Mit sehr viel Anerkennung.
Vivien-Marie Bettex
Leitende Redakteurin
4. Oktober 2016
MINISTERIUM / HINTERGRUND
aktuell
3
Fotos: European Union (2)
Rüstungsbericht geht
ans Parlament
Deutsch-französische Pläne: Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian und Ursula von der Leyen in Bratislava.
Gemeinsame Sache
Deutschland und Frankreich stellen bei EU-Treffen Verteidigungsinitiative vor.
Von Florian Manthey
Bratislava. „Alles, was Europa
stärkt in der Verteidigung, stärkt
auch die NATO.“ Diesen Grundsatz hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beim
informellen Treffen der EU-Verteidigungsminister im slowakischen Bratislava betont. Erstmals diskutierten die Minister
dort offiziell über die deutschfranzösische Verteidigungsinitiative. Diese stellt nach Angaben von von der Leyen keine
Konkurrenz zur NATO dar.
Schneller auf
Krisen reagieren
Die Ministerin forderte, die
Europäische Union müsse bei
Krisen schneller reagieren können. In der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik
(GSVP) bleibe Europa zu oft
hinter seinen Möglichkeiten. So
komme die europäische Antwort
auf Krisen häufig erst Monate
später. Dabei verfüge Europa
über einen „breiten Instrumentenkasten“ aus zivilen und mili-
tärischen Mitteln, die kombiniert
werden könnten, um umfassende
Antworten zu geben.
Deutschland und Frankreich
haben konkrete Vorschläge auf
dem Weg hin zu einer umfassenden Verteidigung eingebracht. Sie basieren auf dem vor
der Sommerpause vorgestellten
Weißbuch 2016 der Bundesregierung und orientieren sich darüber
hinaus an der neuen EU-Strategie zur Außen- und Sicherheitspolitik (Global Strategy).
Für NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sind die
Beziehungen zwischen EU und
NATO „derzeit enger denn je“.
Er begrüßt die aktuelle Diskussion und sieht keinen Widerspruch zwischen einer starken
europäischen Verteidigung und
einer starken NATO.
Von der Leyen sagte: „Wir
brauchen einen ausgeprägten europäischen Pfeiler in der
NATO.“ Sie plädierte für eine
bessere Organisation und Koordinierung innerhalb der EU, um
„die wichtigen, großen, kritischen Fähigkeiten gemeinsam
zu entwickeln.“ Die Ministe-
rin betonte in diesem
Zusammenhang
die engen Beziehungen zum
NATO-Partner Großbritannien,
das ebenfalls von
einem starken Europa
profitiere.
Es gehe nicht
darum, eine europäische Armee zu schaffen,
sondern „die unterschiedlichen
Stärken der europäischen Länder besser zusammenzufassen,
damit wir gemeinsam schnell
handlungsfähig sind“, erklärte
von der Leyen. Wichtig sei nun,
Strukturen zu schaffen, die die
Entscheidungsfähigkeit verbessern.
für militärische und
zivile Operationen.
Die Strukturen
des Eurokorps
könnten hierfür genutzt
werden.
Eingebracht werden auch
Vorschläge
für ein europäisches Sanitätskommando mit mobilem Krankenhaus und die
Stärkung der strategischen Transportfähigkeiten mit einem noch
nicht verorteten Logistikknotenpunkt. Mit dem Europäischen
Lufttransportkommando sind
auch dafür ausbaufähige Strukturen vorhanden.
Die EU-Außenbeauftragte
Federica Mogherini sagte, die
EU strebe die Stärkung im Verteidigungsbereich ergänzend zur
NATO an. „Das ist nichts Ideologisches.“ Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le
Drian äußerte, dass noch „vor
Jahresende bedeutsame Fortschritte“ erzielt werden könnten.
EU
Ein permanentes
EU-Hauptquartier
Ein mittelfristiges Ziel der
Verteidigungsinitiative ist unter
anderem die Einrichtung eines
permanenten EU-Hauptquartiers
Berlin. Das Verteidigungsministerium (BMVg) hat den Fachausschüssen des Deutschen
Bundestages am vergangenen
Donnerstag den aktuellen Rüstungsbericht vorgelegt. Er dokumentiert den Status und die Risiken von 13 Großprojekten. Ein
Ergebnis: Die Maßnahmen zur
Modernisierung des Rüstungswesens zeigen Wirkung. Mitte
September hatte sich die Führung
des BMVg mit den Projektbeauftragten und Fachabteilungsleitern in Berlin getroffen, um den
Entwicklungsstand ausgewählter Rüstungsprojekte zu beraten.
Die deutliche Verbesserung der
Verfügbarkeit des Kampfhubschraubers Tiger oder die erfolgreiche Werfterprobung der Fregatte F125 werden als Zeichen
dafür gewertet, dass die Modernisierungsmaßnahmen in der Rüstung zunehmend greifen. (stö)
Mehr auf www.bmvg.de
Bundestag beschließt
Einsatz Sea Guardian
Berlin. Der Bundestag hat am
vergangenen Donnerstag mit
breiter Mehrheit für eine Beteiligung der Bundeswehr an der
neuen NATO-Marinemission
„Sea Guardian“ im Mittelmeer
gestimmt. Die Operation, die
beim NATO-Gipfel in Warschau am 8. Juli vereinbart worden war, löst die bisherige Mission „Active Endeavour“ ab. Die
Bundeswehr wird sich mit bis
zu 650 Soldaten beteiligen. Die
beteiligten Schiffe und Flugzeuge
sollen ein umfassendes Lagebild
erstellen und verdächtige Schiffe
genau kontrollieren und durchsuchen.
(eb)
Ein „Marshall-Plan“ für Afrika
Berlin. Der Bundesminister
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd
Müller, und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
haben einen Ministerdialog zum
Thema „Vernetztes Denken und
Handeln: Wie können wir Fluchtursachen wirksam begegnen und
Bleibeperspektiven schaffen?“
durchgeführt. Die Veranstaltung
war Teil des Deutschen Forums
Sicherheitspolitik.
Eine Live-Schaltung stellte
Kontakt zwischen Berlin und
dem malischen Bamako her:
Auf der Leinwand im Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sind ein Major der
Bundeswehr und ein Referent des
BMZ zu sehen und zu hören. Der
Major ist in Mali als interkultureller Einsatzberater eingesetzt. Er
berichtet über seine Arbeit in dem
afrikanischen Land, beschreibt,
wie der Vernetzte Ansatz im
Alltag praktiziert wird. „Es geht
zunächst einmal um Informationsaustausch“, sagt er. Um den
Austausch mit den Partnern aus
dem BMZ und dem Auswärtigen
Amt (AA), die ebenfalls in Mali
sind. „Es geht darum, erst einmal
den Raum zu verstehen.“ Das sei
die Voraussetzung, um den Menschen dort effektive Hilfe geben
zu können, ergänzt der Referent
aus dem BMZ.
Der Major berichtet weiter in
die Veranstaltung, die von der
Bundesakademie für Sicherheits-
politik und dem BMZ gemeinsam organisiert wird: „Es gibt
ein sehr positives Deutschlandbild in Mali.“
Ursula von der Leyen dankt
für den authentischen Bericht aus
Mali, betont, es müsse mit großer Geduld an solche Missionen
herangegangen werden.
Die Ministerin weiter: „Wir
reden darüber, wie wir noch besser werden können.“ Ihr Kabinettskollege Müller betont die
ausgesprochen gute Kooperation
zwischen BMVg und BMZ. „Wir
wissen, dass wir ohne einander
nicht können.“ Wie der Vernetzte
Ansatz noch besser werden kann?
Die Ministerin bringt es auf den
Punkt: Dem Vernetzten Ansatz
müsse noch höhere Priorität bei
Foto: Bundeswehr/Nicole Griebel
„Vernetztes Denken und Handeln“ ist Thema beim Deutschen Forum Sicherheitspolitik. Ministerin: „Noch besser werden.“
Mali: Deutsche Soldaten suchen Kontakt zur Bevölkerung.
den Auslandsmissionen eingeräumt werden. „Wir müssen
unser vernetztes Handeln auf eine
höhere Ebene der Intensität und
auf eine höhere Ebene der Qualität heben.“ Europa sei insgesamt
gefordert. Müller ergänzt: „Wir
brauchen einen ,Marshall-Plan‘
für Afrika.“
Ein Beispiel dafür, was vernetztes Handeln im Alltag praktisch
bedeutet, bringt die Ministerin
von einem Besuch im malischen
Gao. Der Bürgermeister trägt an
sie die Bitte heran: „Wir brauchen
da noch eine Straße.“ In solchen
Momenten gehe es um unkonventionelle Hilfe, so von der Leyen.
Sie sage dann eben nicht: „Ich
bin nicht zuständig.“ Sie nehme
vielmehr das Anliegen des Bürgermeisters aus Gao auf und vermittle es an ihren Kabinettskollegen im BMZ.
(jf)
4
aktuell
POLITIK / HINTERGRUND
4. Oktober 2016
Schweden will die
Wehrpflicht zurück
Friedensabkommen
für Afghanistan
Kabul. Die afghanische
Regierung und Milizenführer
Gulbuddin Hekmatjar haben
ein Friedensabkommen unterzeichnet. Hekmatjar forderte
außerdem andere Rebellen dazu
auf, ihre Ziele „mit friedlichen
­
Mitteln
weiterzuverfolgen“. Der
afghanische Präsident Aschraf
Ghani appellierte an die radikalislamischen Taliban, ihren Aufstand zu beenden. „Jetzt ist es an
der Zeit für die Taliban, darüber
nachzudenken, ob sie den Krieg
fortsetzen oder Frieden wollen“,
sagte Ghani nach der Unterzeichnung des Abkommens. Hekmatjar ist Chef der nach den Taliban
zweitgrößten afghanischen Miliz
Hesb-i-Islami. Die afghanische
Regierung versucht seit Jahren,
auch einen Frieden mit den Taliban auszuhandeln, die für die
meisten Angriffe am Hindukusch
verantwortlich sind.
(ogo/ju)
Israels Ex-Präsident
Peres verstorben
Jerusalem. Israel trauert um
seinen ehemaligen Präsidenten
Schimon Peres. Der weltweit
hoch geschätzte Staatsmann war
am vergangenen Mittwoch im
Alter von 93 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls in einem
Krankenhaus bei Tel Aviv verstorben. Der Friedensnobelpreisträger gehörte zur Generation der
Gründerväter Israels und war von
2007 bis 2014 Präsident des Landes. Die Nachricht von Peres‘
Tod lösteweltweit Bestürzung
aus. Bundespräsident Joachim
Gauck erklärte, Peres habe sein
Leben in den „Dienst von Frieden und Versöhnung“ gestellt.
Außenminister Frank-Walter
Steinmeier würdigte den Verstorbenenund sagte, Israel habe
„einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch
geschätzten Freund und Partner
verloren“.
(jes/jah/mid)
Foto: ddp images/abaca press / Ibrahim Ebu Leys
Stockholm. Schweden will ab
2018 die Wehrpflicht wieder
einführen. Das gab der schwedische Verteidigungsminister Peter Hultqvist am vergangenen Mittwoch bekannt. Sein
Land verspreche sich davon eine
„stabilere, robustere und funktionsfähigere Rekrutierung“ für
die Armee. Die Wehrpflicht war
in Schweden 2010 abgeschafft
worden. Die geplante Wiedereinführung muss noch vom Parlament gebilligt werden. Ab 2018
könnten dann jährlich rund 4000
junge Schweden und erstmals
auch Schwedinnen ihren Dienst
für ihr Land antreten.
(hcy)
Ein Leben inmitten von Zerstörung: Ein Straßenzug in der syrischen Stadt Aleppo. Das Bild stammt aus der vergangenen Woche.
Bangen um Syrien
Seit 2011 hat der Krieg nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 250 000 Tote gefordert.
Von Angelika Finkenwirth
Berlin. Wieder haben sich die
Hoffnungen auf Frieden im Bürgerkriegsland Syrien nicht erfüllt.
Die von den USA und Russland ausgehandelte Feuerpause,
die am 12. September begonnen hatte, wurde immer wieder verletzt. Nach einer Woche
erklärte die syrische Armee die
Waffenruhe für beendet, es folgten umgehend neue Meldungen
über Luftangriffe und sogar den
Beschuss eines Hilfskonvoi der
Vereinten Nationen (VN).
Der Krieg geht weiter, trotz
internationaler Bemühungen. Es
war bereits der zweite erfolglose
Versuch einer Waffenruhe in diesem Jahr. Die Genfer Friedensgespräche wurden schon vor Monaten ausgesetzt.
Eigentlich sollte nach der
jüngsten einwöchigen Feuerpause eine weitere Vereinbarung der USA mit Russland
umgesetzt werden: Beide Länder wollten militärische Informationen austauschen und gemein-
sam gegen Terrorgruppen wie
den „Islamischen Staat“ (IS) und
den Al-Kaida-Ableger Fatahal-Scham-Front (früher: Al-Nusra-Front) vorgehen. Die Abmachung wurde vorerst hinfällig.
Seit 2011 hat sich die
Lage stetig zugespitzt
Seit 2011 hat sich die Lage
in Syrien stetig zugespitzt. Aus
zunächst friedlichen Demonstrationen gegen das Regime von
Baschar al-Assad ist ein komplexer Bürgerkrieg mit nach Angaben der Vereinten Nationen bisher mehr als 250 000 Toten
sowie vielen Fronten und Milizen geworden: Im Osten dominiert die Terrormiliz „Islamischer
Staat“ (IS), im Nordosten die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), im Nordwesten die
syrischen Rebellen, die auch im
Süden Gebiete beherrschen, und
im Westen das syrische Regime
und die libanesische Hisbollah.
„Die Kämpfe konzentrieren sich
insbesondere auf Frontabschnitte
im Norden Syriens um die Rebellenhochburgen Aleppo und Idlib“,
sagt Nils Wörmer, der das Auslandsbüro der Konrad-AdenauerStiftung für Syrien und den Irak
leitet. „Hier kämpft das Regime
gegen kleinere säkulare und meist
islamistische Rebellengruppen
unterschiedlicher ideologischer
Couleur, deren Stärke momentan auf 60 000 bis 80 000 Kämpfer geschätzt wird.“
Ihnen stünden nach fünf Jahren
Krieg nur noch 30 000 bis 50 000
Mann der regulären syrischen
Streitkräfte, sowie regimetreue
Milizen gegenüber. Mit Unterstützung – unter anderem durch
Russland und den Iran – hat das
Assad-Regime eine Niederlage
abwenden und ab Herbst 2015
das Blatt militärisch wieder wenden können. Wörmer: „Russland
setzt vornehmlich Luftstreitkräfte
ein, während Spezialkräfte der iranischen Revolutionsgarden den
Einsatz eines mehrere zehntausend Mann starken Heeres schiitischer Milizen aus dem Libanon,
Irak und Afghanistan steuern.“
Auch die Amerikaner haben
eine Rolle in dem Konflikt: Sie
führen eine Allianz von mehr als
60 Ländern und internationalen
Organisationen im Kampf gegen
den IS an. Die Türkei startete
außerdem im August 2016 die
Militäroperation „Schutzschild
Euphrat“. Offiziell will sie damit
das türkisch-syrische Grenzgebiet von Terrorgruppen befreien.
Lösung des Konflikts
in weiter Ferne
Eine Lösung des Konflikts
scheint angesichts der vielen
Regime-Unterstützer und Regime-Gegner in weiter Ferne.
„Assad sitzt fest im Sattel und hat
offenbar wenig Interesse an einer
politischen Einigung, jedoch stützt
sich seine Herrschaft auf religiöse Minderheiten“, sagt Wörmer.
Es sei schwer vorstellbar, dass
die Rebellen, die sich vornehmlich aus der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit rekrutieren, ihren
Kampf gegen das Regime einstellen werden.
Kanzlerin verurteilt brutale Gewalt gegen Zivilbevölkerung
Der IS in Syrien
Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Luftan-
Die Terrormiliz „Islamischer
Staat“ (IS) hat das Chaos
des syrischen Bürgerkriegs
genutzt, um sich auszubreiten.
Sie will Syrien und seine Nachbarländer einnehmen und
dort ein Kalifat errichten. Die
Luftangriffe der Anti-IS-Koalition haben bis zu 25 000
IS-Kämpfer getötet, so dass
die Stärke des IS in Syrien und
im Irak auf 20 000 bis 40 000
Mann geschätzt wird.
(fin)
griffe auf die syrische Stadt Aleppo scharf verurteilt. Die Angriffe seien „brutale Gewalt gegen die
Zivilbevölkerung in einem absolut nicht akzeptablen
Ausmaß“, sagte sie vergangene Woche in Berlin.
Mit Blick auf die Rolle Moskaus als engem Verbündeten der syrischen Führung sagte die Kanzlerin, es sei ganz eindeutig am Regime von Syriens
Präsident Baschar Assad und auch an Russland,
einen Schritt zu gehen, damit die Chancen für einen
Waffenstillstand und eine humanitäre Versorgung
sich wieder verbesserten. Weltweit Bestürzung
lösten in der vergangenen Woche die Bomben-
angriffe auf zwei Krankenhäuser in Aleppo aus.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban
Ki Moon, stufte sie als „Kriegsverbrechen“ ein.
Nach dem Scheitern der von den USA und Russland ausgehandelten Waffenruhe in Syrien waren
in der Vorwoche auch die Befriedungsversuche
der internationalen Syrien-Unterstützergruppe in
New York ergebnislos gescheitert. Nur kurze Zeit
später setzten syrische und russische Angriffe zur
Rückeroberung Ost-Aleppos an. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura sagte, es gäbe seit
Jahren nur eine Konstante in dem Konflikt – dass
keine Seite gewinnen werde.
(eb)
4. Oktober 2016
EINSATZ / BUNDESWEHR
aktuell
5
Das Ziel vor Augen
Aus Sicherheitsgründen können deutsche Soldaten die Airbase
in Incirlik nicht verlassen – Leutnant Marcin S. verzichtet
trotzdem nicht auf das Training mit dem Rennrad.
Soldaten mit Einschränkungen
aufgrund von Verletzungen
oder Verwundungen veranstaltet
wird.
Auf dem Rad
über die Air Base
Hintergrund: Bereits 2014
nahm Marcin S. an einem Auslandseinsatz teil, erlitt dort einen
Dienstunfall und wurde anschließend im sportmedizinischen Insti-
tut der Bundeswehr in Warendorf
behandelt. Während der Sporttherapie steckte sich der Soldat
immer weitere Ziele. „Ich wollte
besser und leistungsfähiger werden“, sagt Marcin S. Heute ist er
so weit genesen, dass er erneut
den Anforderungen eines Auslandseinsatzes gerecht werden
kann. In einem einwöchigen Auswahlverfahren konnte der Leutnant sich außerdem vor seinem
Einsatz in der Türkei für das Rad-
rennen qualifizieren: Lediglich
150 Teilnehmer wurden zugelassen, die Rennstrecke zieht sich
über 450 Meilen – umgerechnet
rund 720 Kilometer – entlang der
kalifornischen Küste.
Doch um im Oktober fit antreten zu können, fehlte dem deutschen Soldaten in der Türkei das
wesentliche Trainingsgerät: „Ich
brauchte ein Rad für die Straße.
Da wir die Air Base aus Sicherheitsgründen nicht verlassen dür-
Fotos: Bundeswehr/Jürgen Sickmann (3)
Incirlik. Leutnant Marcin S. ist
Militärpolizist beim deutschen
Einsatzkontingent auf der Air
Base im türkischen Incirlik. Der
Einsatz in der Türkei ist nicht der
erste Einsatz des Leutnants – aber
sein sportlich aktivster.
Durch die Bereitstellung von
Tornado-Aufklärungsflugzeugen
und von Tankflugzeugen unterstützt Deutschland von Incirlik
aus die internationale Allianz
„Operation Inherent Resolve“
im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“. Auf der
Airbase besuchen die deutschen
Soldaten vor allem die gut ausgestatteten Sporteinrichtungen
der amerikanischen Streitkräfte,
um sich fit zu halten. Marcin S.
geht zusätzlich einen besonderen Weg: Sein Ziel ist die „Ride
2 Recovery Challenge“ im Oktober in Kalifornien – ein sechstägiges Radrennen der Veteranen
der US-Streitkräfte. „Recovery“
bedeutet, dass dieses Rennen für
Vom Einsatz in den Wettkampf: Feldjägeroffizier Marcin S. (auf beiden Bildern rechts) durchläuft
neben dem Dienst ein striktes Trainingsprogramm, um im Oktober in Kalifornien erfolgreich zu sein.
Abschied der Verbindungsmänner
Reduziertes Mandat im Kosovo: Ende September ging es nach Hause.
lze
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bekam er vom Oberstabsgefreiten Daniel S. Er nahm unter anderem am Commanders Update teil,
wenn der Verbindungsoffizier gleichzeitig
am sogenannten XO-Meeting – der
Lage beim
Chef des
Stabes der
MNBG- E
– gebunden
war.
Mit der
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Zeit
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Foto: Bu
Sicherheitsaufgaben
und -befugnisse an die einheimischen Sicherheitskräfte
über. Mit dem Abzug der Einho
Sein Auftrag war das Halten
der Verbindung zur MNBG-E,
um eine gute Zusammenarbeit
sicherzustellen. „Einerseits
prüfte ich die Befehle
und ob die deutschen Einsatzgrundsätze
eingehalten werden.
Andererseits versuchten wir,
die amerikanischen Operationen so gut
wie möglich zu
unterstützen, auch
über den Kernauftrag der
deutschen Einsatzkompanie hinaus“, erklärt Christian R. Hilfe
Sc
Kosovo. Wären die deutschen
Flaggen bei den US-Streitkräften im Camp Bondsteel nicht
solide befestigt gewesen, Major
Christian R. hätte sie mit eigenen Händen gehalten.
Doch damit ist nun Schluss.
Mit dem Beschluss des Bundestages vom Juni 2016, die Zahl der
deutschen Soldaten im Kosovo
zu reduzieren, sind Ende September die Einsatzkompanie und
andere Dienstposten weggefallen. So packte auch der deutsche
Major (Foto l.), zuletzt Verbindungsoffizier (Liaison Officer,
kurz: LNO) bei der US-geführten Multinationalen Battle Group
East (MNBG-E), seine Ausrüstung und machte sich auf den
Weg in die Heimat.
satzkompanie trägt nun allein die
kosovarische Polizei die Verantwortung
Für die US-Truppen im Kosovo
waren der deutsche Verbindungsoffizier und sein Oberstabsgefreiter oft eine ganz praktische Hilfe.
„Wir haben die US-Truppen regelmäßig auf Patrouillen begeleitet.
Viele Menschen im Kosovo sprechen deutsch, sodass wir immer
wieder sprachmittelnd unterstützen konnten“, sagt Christian R.
Für den Major und seine
Oberstabsgefreiten ist damit
ein interessanter, fordernder
aber auch erfüllender Einsatz zu
Ende gegangen. „Jeder Tag
war anders, aber jeder Tag hier
war klasse“, sagt Christian R.
abschließend.
(eb)
fen, musste ich nach einer Möglichkeit suchen, an ein Rennrad
zu kommen.“ Ein Fachhändler aus Incirlik konnte helfen –
und liefern. Bereits am nächsten Tag drehte Marcin S. seine
ersten Runden auf der Airbase.
Incirlik: Fast so
wie in Kalifornieren
Allerdings: Eine komplette
Runde um das Flugplatzgelände
kann aus Sicherheitsgründen
nicht gefahren werden. „Auf meiner ersten Runde von knapp 40
Kilometern habe ich einen amerikanischen Kameraden getroffen,
der mich fortan beim Training
unterstützt.“ Das Training bei
Temperaturen von mehr als 35
Grad Celsius ist hart und zehrt an
den Kräften. Der Leutnant sieht
das positiv: „Das sind vergleichbare Bedingungen zu Kalifornien.“ Und dort will er im Oktober schließlich durchtstarten. (eb)
Ein Kleinbus für
Malis Streitkräfte
Koulikoro. Der Beauftragte
für Erziehung und Ausbildung
des Generalinspekteurs der
Bundeswehr, ­Brigadegeneral
Wolfgang Richter, hat der
Offizierschule der malischen
Streitkräfte in Koulikoro einen
Kleinbus übergeben. Hintergrund: Eine Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung hat
zum Ziel, Partnerländer besser
zu befähigen, auf akute sicherheitspolitische Herausforderungen zu reagieren. Die Initiative
stärkt durch schnell wirksame,
bedarfsgenaue und nachhaltige
Ertüchtigungsprojekte lokale
Anstrengungen. Das Ertüchtigungsprojekt entstand in enger
Abstimmung mit dem deutschen
Einsatzkontingent der Ausbildungsmission der Europäischen
Union in Mali.
(eb)
6
aktuell
POLITIK
aktuell
Die Weltbehörde
SCHWEDEN
FINNLAND
NORWEGEN
Die Vereinten Nationen haben den Auftrag, den Weltfrieden zu
wahren, freundschaftliche Beziehungen zwischen den Nationen zu
entwickeln und internationale Probleme zu lösen. Die Aufgaben der
Büros und Sonderorgansationen sind vielfältig. Ein Auszug.
7
RUSSLAND
KANADA
WEISSRUSSLAND
POLEN
UKRAINE
V
ergangene Woche schloss
die 71. Generalversammlung der Vereinten
Nationen (VN) mit dem „International Day for the Total Elimination of Nuclear Weapons“.
Neben der Generalversammlung
gehört der Sicherheitsrat zu den
bekanntesten Organen der VN.
Die Sicherung des Weltfriedens
ist das übergeordnete Ziel der
Organisation mit 193 Mitgliedstaaten – so steht es in der Charta
aus dem Jahr 1945.
IMO: Internationale
SeeschifffahrtsOrganisation
Um dieses Ziel zu erreichen,
gliedern sich die VN in sechs
Hauptorgane: Neben der Generalversammlung und dem Sicherheitsrat sind das der Wirtschaftsund Sozialrat, das Sekretariat,
der Internationale Gerichtshof
und der seit 1994 inaktive Treuhandrat.
Daneben arbeiten zahlreiche
Sonderorganisationen im Auftrag der VN sowie zugeordnete
Einrichtungen für ein friedliches Miteinander der Kulturen.
Insgesamt umfasst das System
mehr als 60 Sonderorganisati-
onen und zugeordnete Einrichtungen. Zu den bekanntesten
zählen das Welternährungsprogramm (WFP), das Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und das Kinderhilfswerk (UNICEF). Auf der
Agenda stehen neben den Krisen
dieser Welt aber auch Schwerpunkte wie Menschenrechte und
Klimawandel. Das Arbeitsspektrum der Vereinten Nationen ist
breit. aktuell stellt eine Auswahl
der Komitees, Büros und Organisationen vor.
ITU: Internationale
Fernmeldeunion
WPV: Weltpostverein
FRANKREICH
Die IMO (International Maritime Organization) ist im
VN-Organigramm als Sonderorganisation eingestuft.
Unter dem Motto „Safe,
secure and efficient shipping
on clean ocean“ kümmert
sich die IMO seit ihrer Gründung 1948 um die Verringerung der Meeresverschmutzung, die internationale
Regelung der nicht komplett
wirtschaftlichen Angelegenheiten der Handelsschifffahrten und um die Verbes-
Auch die Internationale Fernmeldeunion (ITU) ist eine Sonderorganisation der Vereinten
Nationen.
Sie ist für alle Fragen und
internationale Anliegen rund
um das Nachrichtenwesen
zuständig. Die ITU hat 193
Mitglieder und wurde schon im
Jahr 1865 als Internationaler
Telegraphenverein gegründet.
Unter den multilateralen Organisationen gilt nur das Internationale Rote Kreuz als älter.
Die Erleichterung der weltweite Kommunikation – heute
serung der Sicherheit sowie
der Arbeitsbedingungen auf
hoher See.
Das wohl wichtigste Übereinkommen wurde 1974
verabschiedet. Das SolasÜbereinkommen befasst sich
mit dem Schutz des menschlichen Lebens auf See. Mittlerweile ist die fünfte Fassung
in Kraft.
Die IMO unterhält zur Verbesserung der Ausbildung
und der Zusammenarbeit drei
maritime Institute in Malmö,
Malta und Triest. Der Sitz
der Sonderorganisation ist
London.
via Smartphone, Internet,
Telefon – ist das Ziel der Organisation. Die ITU sucht nach
Lösungen, wie die Kommunikation auch zwischen Industriestaaten und gering entwickelten Ländern in Zukunft
aussehen könnte. Wichtige
Schwerpunkte sind dabei der
Ausbau der weltweiten Internetanschlüsse und Investitionen in verbesserte Telekommunikation.
Die ITU mit Sitz in Genf ist
erster Ansprechpartner, wenn
es um die Vergabe von Funkfrequenzen und die Positionen
von Satelliten geht.
im Jahr 2015 täglich fast 53
Millionen Sendungen zugestellt. Damit die Zustellung
auch international funktioniert, wurde im Jahr 1874 der
Weltpostvertrag verabschiedet und mit ihm der Weltpostverein gegründet. Seit 1948
ist der Verein Bestandteil des
Systems und dient vor allem
als Forum zwischen den verschiedenen Postunternehmen.
Ziel ist es, eine schnelle und
unkomplizierte Zustellung zu
garantieren. Erst in der vergangenen Woche berieten sich
die Mitglieder über eine neue
Preisstruktur für kleine Pakete.
RUMÄNIEN
ITALIEN
BULGARIEN
USA
ATLANTISCHER OZEAN
SPANIEN
TÜRKEI
IAO: Internationale
Arbeitsorganisation
MAROKKO
ALGERIEN
IMB: Internationale Meeresbodenbehörde
UNOOSA: Büro der Vereinten Nationen
für Weltraumfragen
SRSG/CAAC: Die Sonderbeauftragte
für Kinder und bewaffnete Konflikte
Die Internationale Arbeitsorganisation ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen.
Schon im Jahr 1919 wurde
sie ins Leben gerufen und
hat heute ihren Sitz in Genf.
Schwerpunkte der Arbeit der
Organisation sind die Formulierung und Durchsetzung internationaler gültiger
Arbeits- und Sozialnormen.
Ein Ziel der IAO ist in der
Verfassung verankert: Die
Sicherung des Weltfriedens
durch eine Verbesserung der
Arbeits- und Lebensbedingungen aller Menschen. Dies soll
vor allem mit international gültigen Sozialstandards erreicht
werden, wie Lohngleichheit,
Verbot von Kinderarbeit und
Gesundheitsschutz.
Wie jede Sonderorganisation der VN entwickelt auch
die IAO verbindliche Überein-
Bei der Internationalen Meeresbodenbehörde, kurz IMB (International Seabed Authority), handelt es sich um eine eigenständige
internationale Organisation, die auf Grundlage des VN-Seerechtsübereinkommens ins Leben gerufen wurde. Sie hat ihren Sitz in
Kingston auf Jamaika.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1982 hat die IMB zur Aufgabe, den
Abbau von Rohstoffen auf dem Meeresboden zu überwachen.
Nach der Satzung hat die IMB auch den Auftrag, die Bodenschätze zu schützen. Denn das Areal viele tausende Meter unter der
Erde gilt als „gemeinsames Erbe der Menschheit“. So erarbeitet
die IMB Reglungen für den Zugang zu Bodenschätzen.
Besonders Geräte, die am Meeresboden Rohstoffe aus der
Tiefe an die Erdoberfläche transportieren, verschlechtern die ökologische Situation in einigen Regionen drastisch. Für den Abbau
auf dem Meeresboden hat die IMB im Jahr 2000 den „Tiefseebergbau-Kodex“ verabschiedet. Er behandelt unter anderem den
Abbau von Manganknollen, die auch die Metalle Cobalt, Kupfer
und Nickel enthalten.
Die VN beschäftigen sich auch mit dem Weltall. Das United Nations
Office for Outer Space Affairs (UNOOSA), das Büro der Vereinten
Nationen für Weltraumfragen, setzt sich für die friedliche Nutzung
des Weltalls ein. 1993 wurde die Organisation gegründet.
Das Büro ist Ansprechpartner für die Rettung nach Unfällen im
Weltall. Dazu hat UNOOSA das UN-SIDER-Programm entworfen. Dies ist ein Verzeichnis von Abläufen und Maßnahmen bei
einem möglichen Notfall in der Stratosphäre. Neben dem WorstCase-Szenario hat UNOOSA ein Register über sämtliche
Flugobjekte im Weltall erarbeitet. Die Mitarbeiter in Wien können bei jedem Flugkörper sofort erkennen, um welchen
Satelliten es sich handelt.
Erst Ende Juni 2016 hat die Volksrepublik China mit den VN eine
Partnerschaft besiegelt. VN-Mitglieder können ab dem Jahr 2020
Astronauten auf die neue chinesische Raumstation schicken und
dort Tests durchführen. Nach Einschätzung von UNOOSA-Direktorin Simonetta Di Pippo handelt es sich dabei „um eine aufregende Möglichkeit, auch Entwicklungsländer ins All zu bringen.“
In vielen Teilen der Welt herrschen Unruhen, Konflikte und Krieg.
Und fast immer sind Kinder involviert – als Opfer oder als Soldaten. Genau damit befasst sich die VN-Sonderbeauftragte für Kinder
und bewaffnete Konflikte. Bei geschätzt einer Viertelmillion Kindersoldaten weltweit hat die Sonderbeauftragte Leila Zerrougu eine
schwierige Aufgabe. Ihr Büro ist direkt unter dem des VN-Generalsekretärs angesiedelt und hat seinen Sitz an der Hauptdienststelle in New York.
Seit dem Jahr 2000 veröffentlicht die Dienststelle einen jährlichen Report, in dem die Lage der Kinder im Vordergrund steht.
Tod und Verstümmelung, Ausbildung von Kindersoldaten, sexuelle
Gewalt, Entführung, Verweigerung von humanitären Maßnahmen,
Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser: Jedes Jahr listet das
Büro die Taten auf und erstellt eine sogenannte „List of Shame“,
die die Namen der Täter öffentlich benennt.
Die Sonderbeauftragte hat das Recht, Initiativen zur Verbesserung der Situation von Kindern weltweit einzubringen und kann
auch auf diplomatischer Ebene aktiv werden.
kommen, die für die Mitgliedsstaaten rechtlich bindend sind.
So wurde zum Beispiel eine
Konvention gegen die internationale Zwangsarbeit, eine
Festlegung auf ein Arbeitsmindestalter und eine Entgeltgleichheit beschlossen. Die
vorerst letzte von der deutschen Bundesregierung übernommene Konvention ist das
Übereinkommen zur menschenwürdigen Arbeit von
Hausangestellten aus dem
Jahr 2013. Deutschland ist
der drittgrößte Beitragszahler der Organisation, die 187
Mitglieder umfasst.
Sitz der
VN-Hauptorgane
Mehr unter www.dgvn.de.
Einen Brief von Australien
nach Deutschland zu schicken, ist heutzutage kein Problem mehr. Binnen einiger
Tage wird der Brief zugestellt.
Ohne Zustellungsschwierigkeiten, Zölle und Einfuhrhindernissen. Das wäre ohne
den Weltpostverein, mit Sitz
in Bern, undenkbar. Die Sonderorganisation der Vereinten
Nationen kümmert sich um die
internationale Zusammenarbeit der Postunternehmen und
-behörden.
Allein in Deutschland wurden durch die Deutsche Post
UNGARN
Sekretariat
New York
MEXICO
Sicherheitsrat
New York
VENEZUELA
KOLUMBIEN
ECUADOR
PERU
BRASILIEN
LIBYEN
ÄGYPTEN
SUDAN
Sitz der vorgestellten
Einrichtungen
Generalversammlung
New York
SRSG/CAAC
New York
IAO und ITU
Genf
Wirtschafts- und Sozialrat
New York, Genf
IMB
Kingston
IMO
London
Internationaler Gerichtshof
Den Haag
WPV
Bern
UNOOSA
Wien
SÜDSUDAN
DEMOKR. REP.
KONGO
Grafik: Bundeswehr/Sebastian Nothing, Bundeswehr/Daniela Prochaska
Von Marcel Jarjour
8
aktuell
BUNDESWEHR
4. Oktober 2016
Die letzten Bohikaner
Der Hubschrauber Bo 105 hat sich auf den NATO Days verabschiedet.
eintägiges Event, an dem die
tschechische Armee und Sicherheitskräfte zusammen mit denen
ihrer Nachbarstaaten Polen und
der Slowakei 10 000 Besuchern
ihre Arbeit präsentierten. Mittlerweile gehören die NATO Days zu
den größten Sicherheitsshows
in Europa. Sie locken
jährlich mehr als
100 000 Besucher an.
Die
Von Fabian Hadler
Ostrava. Auf dem tscheischen
Flughafen Ostrava herrscht noch
Stille vor dem Betrieb. Ein großer, braun gebrannter Mann in
oliver Fliegerkombi tritt aus dem
Hangar. Er setzt sich auf eine
Bank und schließt die Augen.
Seine Hände bewegt er langsam und bewusst hin und her.
„Ich nutze noch einmal die Ruhe
vor dem Start“, erklärt Hauptmann Olaf Langanki. „So kann
ich am besten meine Konzentration hochfahren und
alle Figuren durchgehen.“ Langanki
ist Show-Pilot auf dem
Hubschrauber Bölkow Bo 105
(Bo 105). Das bedeutet, dass er
auf verschiedenen Anlässen die
Wendigkeit des Verbindungsund Panzerabwehrhubschraubers
präsentiert. Seine Präsentation
bei den NATO Days in Ostrava
wird der letzte offizielle Auftritt
der Bo 105 sein. Er bezeichnet
sich als letzter Bohikaner.
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Noch ein
letztes Mal
Die NATO Days gibt es mittlerweile seit 15 Jahren. Sie werden jedes Jahr in Ostrava, der
drittgrößten tschechischen Stadt,
ausgerichtet. Anfangs war es ein
Bundeswehr beteiligt sich seit 2007.
Deutschland präsentiert sich
dieses Jahr als Special Partner
Nation der Tschechen. Neben
dem militärischen Anteil zeigen sich auch andere Organisationen. Es präsentieren sich das
Technische Hilfswerk (THW),
das Deutsche Rote Kreuz (DRK),
die Polizei und der Zoll mit ihren
Geräten und Fahrzeugen. Im
deutschen Ausstellungsbereich
stehen für die Besucher Fahrzeuge des Heeres, der Luftwaffe,
der Marineflieger und der Heeresflieger bereit. „Mir gefällt vor
60 Jahre
Luftwaffe gefeiert
Feldjägerdienst in der Fläche
Bundeswehr
auf den NATO Days
Das Gerät ist größer aber
hat nun auch deutlich mehr
Leistung“, führt er fort. Mit
seinen vielseitigen Optiken
und Waffen sei er deutlich
variabler einsetzbar. Nachdem sich der Tiger auch
im Einsatz bewährt hat,
steht das endgültige
Aus der Bo105 an.
Hauptmann Langanki lässt seinen
Hubschrauber
eine Verbeugung
ausführen, bevor
er routiniert landet. Es war das
letzte Display, das
er geflogen ist.
allem, dass die Soldaten alles
so freundlich erklären“, freut sich
der 20-jährige Lucáš Poborsky.
Der Tscheche hat Deutsch in der
Schule gelernt und nutzt es nun,
um die deutschen Soldaten auszufragen. Besonders der Kampfhubschrauber Tiger hat es ihm
angetan.
2016 endet die 43-jährige
Ära der Bo 105 in der Bundeswehr. „Am 13. Dezember
bringen wir noch einmal jede
Maschine in die Luft, die wir
hoch bekommen“, kündigt
Langanki euphorisch an. „Und
danach werden die Taschentücher verteilt“, ergänzt sein Bordtechniker Olaf Tägder bedrückt.
Nach 30 Jahren an der Maschine
wird ihm auch ein Stück
Lebensinhalt genommen. Aber
dies ist das Schicksal der letzten Bohikaner.
Der Tiger ist der Nachfolger der Bo 105. „Der Tiger war
ein großer Schritt nach vorne“,
erklärt Hauptmann Michael Krüger. Seine Erfahrungen im Einsatz haben ihm gezeigt, dass
er sich zu 100 Prozent auf den
Tiger verlassen könne. „Er ist
die logische Weiterentwicklung.
FELDJÄGER
Teil 4
Nörvenich. Im September 1956
erhielten die ersten zehn Piloten
der Bundesluftwaffe ihre Flugzeugführerabzeichen. Einige
Monate zuvor waren bereits
die ersten Freiwilligen zum
Dienstantritt am Fliegerhorst
Nörvenich eingerückt. Diese
Geburtsstunde der Luftwaffe
wurde vergangene Woche am
Standort des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ mit einem Festappell gefeiert. Dazu hatten alle Verbände
Abordnungen entsandt. Höhepunkt war ein Überflug, mit dem
die fliegende Teilstreitkraft traditionell feierliche Anlässe würdigt.
CH-53, Eurofighter, Tornado,
Transall, Luftbetankungsflugzeug – am Himmel zeigten sich
alle Luftfahrzeuge, mit denen die
deutsche Luftwaffe weltweit im
Einsatz ist.
(kha)
Bonn. Feldjäger verfügen über vielfältige
Fähigkeiten und Spezialisten. Im Alltag
stehen jedoch die Kernaufgaben
der Truppengattung im Vordergrund. So sind die Soldaten mit
ihrer „Schwarzzeug“ genannten
Ausrüstung – der Armbinde mit
der Aufschrift „MP“ und dem
Holster – meist im militärischen
Streifendienst wahrzunehmen.
„Wir nennen das Überwachen und Aufrechterhalten der
militärischen Ordnung. Dabei
unterstützen wir die Truppenteile in unserem Zuständigkeitsbereich. Wir fungieren sozusagen als verlängerter Arm der
Disziplinarvorgesetzten“, erläutert Hauptmann René Volland.
Der Offizier ist Zugführer und
stellvertretender Kompaniechef
bei der 6. Kompanie des Feldjägerregiments 2, zu der auch das
Feldjägerdienstkommando Bonn
gehört. Sie ist zuständig für ein
Dienstgebiet von Leverkusen
nördlich von Köln bis nach Wittlich nahe Koblenz und von Düren
Foto: Bundeswehr/Alyssa Bier
Foto: Bundeswehr/Stefan Petersen
Von der Verkehrskontrolle bis hin zur Absicherung ist alles dabei.
Absicherung von Bundeswehr Events in der Öffentlickeit: Ein Feldjäger auf dem Tag des Bundeswehr in Bonn im Sommer 2016.
im Westen bis Rennerod als östlichstem Punkt. Diesen großen
Bereich mittels Streifendienst zu
betreuen, bedeutet im Fachjargon „Feldjägerdienst in der Fläche“ zu leisten. Ein Auftrag, den
in Bonn rund 50 Feldjägerfeldwebel von zahlreichen Standorten aus wahrnehmen.
Generell gehören dem Aufgabenbereich Feldjägerwesen der
Bundeswehr bundesweit rund
2700 Soldaten sowie zivile Mitarbeiter an. Das unterstreicht den
Charakter einer kleinen, spezialisierten Truppengattung.
Feldjägerdienstkommandos
sind rund um die Uhr an jedem
Tag des Jahres mit mindestens
einem Ansprechpartner besetzt,
im Fall der Bonner Feldjäger
sogar mit drei Soldaten. Sie nehmen die anfallenden Aufträge an
und koordinieren den Einsatz der
Kräfte – vergleichbar mit einer
Polizeiwache. So rücken die
Feldjäger etwa zur Unfallaufnahme aus, wenn ein Bundeswehrfahrzeug beteiligt ist. Routinemäßig überwachen sie auch
den militärischen Verkehr und
kontrollieren militärische Kraftfahrer. Verstöße gegen aktuelle
Befehls- beziehungsweise Vorschriftenlage melden Feldjäger
an die zuständigen Vorgesetzten
der betroffenen Soldaten.
Bei Großveranstaltungen der
Bundeswehr sorgen die Feldjäger häufig für die Absicherung.
Ein prominentes Beispiel hierfür ist der Tag der Bundeswehr,
der unter anderem in der Bonner
Innenstadt veranstaltet wurde.
Dabei arbeiten die Soldaten eng
mit anderen Behörden zusammen. Einen wesentlichen Aspekt
ihres Dienstes sehen die Feldjäger aber darin, allen Soldaten
eine helfende Hand zu reichen.
„Wir leisten Hilfestellung und
sind Ansprechstelle für jeden
Bundeswehrangehörigen“, sagt
Hauptmann Volland.
(raw)
4. Oktober 2016
ZOOM
aktuell
9
„Geht nicht“
ist erst der Anfang
Das Kommando Spezialkräfte besteht seit 20 Jahren.
A
m Anfang des Kommandos Spezialkräfte
(KSK) steht ein Kapitel,
das leicht zum Trauma hätte werden können. Elf Deutsche geraten
1994 im afrikanischen Ruanda
außerhalb von Kigali in eine isolierte Lage. Ihre Bedrohung lässt
keine andere Maßnahme als die
Evakuierung zu, die Bundesregierung prüft ihre Optionen. Doch
sowohl zum möglichen Einsatz
der GSG 9 als auch zur Entsendung der neu aufgestellten Kompanien B1 (Kommando) der Fallschirmjäger gibt es Bedenken.
Noch während die Überlegungen
laufen, erreichen belgische Para
Commandos die Eingeschlossenen und evakuieren sie zum
umkämpften Flughafen.
Die B1-Kompanien der Fallschirmjäger und die Fernspähkompanien stellten überwiegend
den personellen Grundstock. Für
die ersten Generationen stand
Improvisation und Learning by
doing an oberster Stelle. Die
Fähigkeit, sich unbekanntes Terrain zu erschließen, Ziele zu definieren und die Bereitschaft, auch
scheinbar unmögliche Wege zu
gehen, kennzeichnen bis heute
jeden Kommandosoldaten.
Die GSG 9, der britische SAS,
die US 10th Special Forces Group
und weitere befreundete Spezialeinheiten halfen dem KSK bei
den ersten Schritten. Sie öffneten
eigene Lehrgänge und Ausbildun-
Im Notfall
handeln können
Die Gründe für das Zögern
waren damals vielschichtig. Es
gab rechtliche Bedenken – aber
auch mangelndes Vertrauen in
die Kräfte der Bundeswehr. Das
führte zu zwei richtungsweisenden Ereignissen: Dem Urteil
des Bundesverfassungsgerichts,
das humanitäre und militärische
Einsätze der Bundeswehr außerhalb des Bündnisgebiets unter
streng definierten Bedingungen
zuließ. Und der Äußerung des
damaligen Verteidigungsministers Volker Rühe, dass die Fähigkeit, im Notfall eigene Staatsbürger im Ausland aus Gefahr für
Leib und Leben retten zu können,
„zur grundlegenden Verantwortung eines jeden Staates“ gehöre.
Ersteres machte die Bundeswehr
von einer Verteidigungs- zu einer
Einsatzarmee, letzteres führte zur
Aufstellung des KSK.
Schwert mit Eichenlaub:
Barettabzeichen des KSK.
gen, zeigten den Deutschen, welche Fähigkeiten für diese Arbeit
nötig sind. Die ersten KSK-Männer sogen das Wissen begierig auf, übernahmen, was gut
passte, transformierten, wo sie
eigene Wege gehen wollten. Das
Bewusstsein des KSK, dass ein
„Geht nicht“ nicht das Ende, sondern der Anfang eines Vorhabens
ist, kommt aus dieser Zeit.
Schon am 1. April 1997 meldet das KSK für den ersten Zug
„Retten und Befreien“ mit 20
Mann volle Einsatzbereitschaft
zur Rettung deutscher Staatsbürger im Ausland. Es folgen die
ersten Einsätze auf dem Balkan. Zugriffe gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher. Gleich
die erste Aktion wird ein Erfolg
und zeitigt das bis heute im KSK
legendäre Zitat eines US-Special-Forces-Kommandeurs: „Welcome to the club.“ Bei einem
anderen Einsatz zeigen sich die
hohen Risiken: Eine Zielperson
zündet während des Zugriffs
eine Handgranate. Mehrere Soldaten des KSK werden zum Teil
schwer verwundet.
Kampf um
Tora Bora
Der 11. September 2001 hat
enorme Auswirkungen für das
KSK. In Afghanistan gehen bis
zu 100 Mann des Kommandos in
ihren ersten Kampfeinsatz unter
dem Mandat der Operation Enduring Freedom (OEF). Sie kämpf en gemeinsam mit anderen
Spezialeinheiten im und um das
Höhlensystem Tora Bora, sind
an vorderster Front beim Sturz
des Taliban-Regimes.
Bis 2005 nehmen die Soldaten aus Calw immer wieder Aufgaben im Rahmen von
OEF wahr, danach stellen sie
stets Kräfte für die International
Security Assistance Force Afghanistan (ISAF) und Resolute
Support (RS), bei denen sie im
Schwerpunkt afghanische Spezialkräfte ausbilden. Eine Reihe
von KSK-Soldaten bekommt das
Ehrenkreuz der Bundeswehr für
Tapferkeit. Im Mai 2013 fällt mit
Hauptfeldwebel Daniel W. im
Raum Baghlan der erste Soldat
der Einheit im Gefecht.
Im September 2016 feiert das
KSK sein 20-jähriges Bestehen. Das Aufgabenspektrum ist
immens, die Anforderungen an
die Soldaten sind enorm. Ein früherer Kommandeur des Verbandes hat es einmal so formuliert:
Das Eignungsfeststellungsverfahren in Calw gehöre zum „Äußersten, was man jungen Menschen in
einer Demokratie zumuten darf.“
Fotos: Bundeswehr/KSK (5), wikipedia/TUBS
Von
Gregor Weber
Die Anforderungen an die Spezialkräfte sind enorm:
KSK-Soldaten in Afghanistan (o.). An einer Transall trainieren die Soldaten eine Geisellage (2.v.o.). Die erste Großübung für das KSK im Jahr 1997 (u.).
10
aktuell
SPORT
Fünffach gut
Von Markus Hein
Warendorf. Bei der 44. Militärweltmeisterschaft im Modernen
Fünfkampf haben die deutschen
Teilnehmer, trotz meist guter
Leistungen, die Siegertreppchen
verfehlt. Gleichwohl präsentierte sich die Sportschule der
Bundeswehr vom 19. bis zum
25. September als guter Gastgeber. Rund 80 Fünfkämpfer
aus 16 Nationen waren der Einladung gefolgt.
„Friendship through sports“
– das ist das Motto des Internationalen Militärsportverbandes CISM (Conseil International du Sport Militaire). Dass sich
Freundschaft und Siegeswillen
nicht ausschließen, zeigten dieses
Mal vor allem die russischen und
ägyptischen Kameraden.
Im Finale der Damen gab
es einen russischen Doppelsieg: Ekaterina
Khuraskina
gewann
d i e
Goldmedaille
vor Svetlana Lebedeva. Dicht dahinter
folgte Yane Marques aus Brasilien. Auch in der Teamwertung
gewann Russland. Platz zwei
errang Litauen, Platz drei sicherte
sich das brasilianische Team.
Die CISM-WM der Fünfkämpfer in Warendorf.
Im Finale der Herren sprinteten
zwei Ägypter zu Gold und Silber:
Yasser Hefny wurde neuer Militärweltmeister. Ihm folgte der
erst 18-jährige Sherif Rashad.
Bronze holte der Franzose Valentin Belaud. Auch die Mannschaftswertung gewann Ägypten.
Auf den Plätzen zwei und drei
folgten Tschechien und Russland.
Das deutsche Team kämpfte
gut, musste sich aber mit Platz
vier zufrieden geben. In der Einzelwertung war Stabsunteroffizier (FA) Alexander Nobis mit
Platz 13 bester Deutscher.
Spitzenleistung in
fünf Disziplinen
Bei den deutschen Teilnehmerinnen richtete sich der Blick
vor allem auf Stabsunteroffizier (FA) Annika Schleu. Bei
den Olympischen Spielen in
Rio hatte sie noch einen sensationellen fünften Platz erkämpft.
In Warendorf reichte es nur für
Platz sechs. Schleu sagte nach
dem Rennen: „Wegen der relativ
großen Abstände zu meinen Vorderleuten konnte ich nicht mehr
so viele Plätze wie in Rio gutmachen. Ich bin trotzdem nicht
unzufrieden mit meiner Leistung. Das war ein schöner Saisonabschluss nach sehr vielen
Wettbewerben in diesem Jahr.“
Fotos: Bundeswehr/Hubert Kemper (5)
Schleu auf
Rang sechs
CISM-WM: Beim modernen Fünfkampf geht es für die Teilnehmer um Vielseitigkeit. Die Sportschule in
Warendorf war in diesem Jahr Ausrichter der Militärweltmeisterschaft und erwies sich als professioneller Gastgeber. 16 Nationen folgten der Einladung zu den 44. Wettkämpfen des Miltärsportverbandes.
Den krönenden
Abschluss
der CISM-WM
bildete das
Mixed-Finale mit zwölf Teams
aus je einer Frau und einem
Mann. Der Sieg ging diesmal an
Polen. Das Team der Ukraine
errang Platz zwei. Ägypten
stand mit Bronze erneut auf dem
Treppchen. Das deutsche Team
landete auf dem achten Platz.
Modernen Fünfkampf gibt
es seit 1912. Er besteht aus den
Einzeldisziplinen Schwimmen,
Degenfechten, Springreiten und
einer Kombination aus Laufen
und Pistolenschießen. Ein Wettkampftag beginnt mit 200 Meter
Freistilschwimmen, gefolgt von
Degenfechten im Modus „Jeder
gegen Jeden“. Besonderheit
beim Springreiten: Die Pferde
werden den Teilnehmern zugelost. Mit dem antiken Pentathlon aus Diskuswurf, Weitsprung,
Speerwurf, Wettlauf und Ringkampf hat der Moderne Fünfkampf somit also fast gar nichts
mehr gemeinsam.
Budapest. Die CISM-Mannschaft der
Bundeswehr im Straßenlauf hat in der
vergangenen Woche am traditionellen
NATO-Run teilgenommen – und beachtliche Leistungen erbracht. An dem ZehnKilometer-Lauf in Ungarns Hauptstadt
Budapest nahmen rund 3000 Sportler teil.
13 Nationen schickten ihre Mannschaften ins Rennen, darunter das vierköpfige
deutsche Team.
Der Lauf begann auf der Seite von Pest
und ging nach einem Teilstück entlang der
Donau hoch bis zur Zitadelle auf der Spitze
des Gellértberges auf 235 Meter Höhe.
Die Läufer Obergefreiter Daniel Rosenberg (Foto), Oberleutnant Tim Madalinski,
Stabsunteroffizier Bastian Glockshuber
und Oberstabsbootsmann Holger Wollny
liefen in diesem Feld ein hervorragendes
Rennen und verfehlten in der Teamwertung den dritten Platz nur knapp.
Das rumänische Team hatte die Ziellinie sieben Sekunden zuvor überschritten. Zum Siegerteam aus Ungarn fehlten
nur 27 Sekunden und zum zweiten Platz,
den Portugal belegte, zwölf Sekunden.
In der Einzelwertung liefen Bastian
Rosenberg mit Platz fünf (32:36) und Tim
Madalinksi mit Platz sieben (32:40) in der
Spitzengruppe mit. Holger Wollny und
Bastian Glockshuber ereichten die Plätze
26 und 39.
(hwo)
Foto: CISM/Ibolya
NATO-Run in Budapest
4. Oktober 2016
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Karriere bei
der Sanität
Foto: Bundeswehr/Katharina Junge
Militärische Führung
und Internationale Sicherheit
Abschluss:
Master of Arts
Sachgebiet:
Sicherheitswesen
Regelstudienzeit:
2 – 5 Jahre
Unterrichtssprachen:
Deutsch, Englisch
Studienform:
berufsbegleitend
Standort:
Hamburg
Auf höchstem Niveau
Ein neuer Masterstudiengang ergänzt den General- und Admiralstabslehrgang.
Von Irina Henrich
Hamburg. Der Soldat soll aus
Überzeugung dienen. Überzeugung allein reicht aber nicht aus.
Letztendlich ist eine gute Ausbildung der Grundstein zum Erfolg.
Ob ein Realschulabschluss oder
ein international anerkannter
Masterabschluss – die Bundeswehr bietet zahlreiche Möglichkeiten für die Aus- und Weiterbildung.
Anerkannter
Abschluss
Der Studiengang „Militärische Führung und Internationale Sicherheit“ bietet seit 2014
eine akademische Ergänzung
zum sogenannten General- und
Admiralstabslehrgang. Bisher
fehlte den Lehrgangsteilnehmern
nach ihrer zweijährigen Ausbildung an der Führungsakademie
ein rechtlich anerkannter akademischer Abschluss. Doch dieser ist in der Regel nötig, um im
internationalen Umfeld Aufgaben
auf höchster militärischer Ebene
wahrzunehmen. Der Studiengang
ist eine Kooperation der Führungsakademie der Bundeswehr
und der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg
und schließt nun diese Lücke. Die
Hälfte der erforderlichen Studienleistung erbringen die Studierenden bereits durch den erfolgreichen Abschluss des General- und
Admiralstabslehrgangs.
Fregattenkapitän Lars Gößing
ist einer der ersten Absolventen:
„Es bringt mich persönlich und
beruflich voran. Auf eine solche
Möglichkeit wollte ich auf keinen Fall verzichten.“
Klaus Beckmann ist Professor
an der Helmut-Schmidt-Universität: „Wir haben es hier mit einer
ganz besonderen Klientel zu tun.
Die Studierenden haben einen
Bildungshintergrund, mit dem
man als Professor gern arbeitet.“ Seit 2014 haben sich 175
Offiziere immatrikulieren lassen,
unter ihnen 25 Soldaten aus dem
Ausland. Lehrgangsleiter Oberst
Michael Schlechtweg zeigt sich
von dem wachsendes Interesse
beindruckt: „Wir haben anfangs
mit 35 Studenten pro Jahr gerechnet. Uns stehen bereits weitere
Anmeldungen aus älteren und
jüngeren Jahrgängen ins Haus.“
Zwischen Militär und
Wissenschaft
Das Studium ist freiwillig und
erfolgt berufsbegleitend mit einigen Präsenzphasen. Für jene,
die eine Familie haben und auf
sechs Wochenenden verzichten
müssen, ist die Zeit eine besondere Belastung. Zusätzlich fallen zum Lehrgang General- und
Admiralstabsdienst 800 Arbeitsstunden für das Studium an. Ist
das geschafft, können sich die
Studierenden mit der Masterarbeit bis zu drei Jahre nach dem
Lehrgang Zeit nehmen.
Inhaltlich befasst sich das Studium mit Themen wie Psychologie, Völkerrecht und Militär-
ökonomie. „Ich bin fest davon
überzeugt, dass ich heute Führungsentscheidungen anders treffen würde“, sagt Gößing. Ab und
zu helfe es, die militärische Brille
abzusetzen und die wissenschaftliche aufzusetzen. Mit dem Studium werden die Soldaten auch
Teil eines Netzwerks, das ihnen
neue Türen öffnet. Absolventin Major Katharina Benford ist
überzeugt, dass sie die zusätzliche Qualifikation beruflich weiterbringt: „In meiner nächsten
Verwendung geht es für mich in
das NATO-Hauptquartier. Dort
kann ich Themen, Methoden und
Inhalte aus dem Studium eins zu
eins übernehmen und umsetzen.“
Mit dem Pilotprojekt sind alle
Beteiligten zufrieden. Dennoch
entwicklen Helmut-Schmidt-Universität und Führungsakademie
den Studiengang weiter. „Wir
sind dabei, die Inhalte zu optimieren, und denken darüber nach,
weitere Wahlfächer wie zum Beispiel Cyber oder Medizin einzuführen“, sagt Beckmann.
Berlin. Die Anforderungen an
die Bundeswehr wachsen rasant
– und damit auch der Bedarf
auch Nachwuchskräften für den
Sanitätsdienst. Gleichzeitig ist
die Bundeswehr wie jeder andere
Arbeitgeber auch vom Fachkräftemangel in den medizinischen
Berufen betroffen. Deshalb sucht
der Sanitätsdienst der Bundeswehr Menschen, die Verantwortung für andere übernehmen wollen.
Ab dem 30. September 2016
rückt die Arbeitgeberkampagne
„Mach, was wirklich zählt” die
Arbeit der Soldaten und Angestellten im militärischen Gesundheitswesen in den Mittelpunkt.
Bundeswehrangehörige berichten aus ihrem Berufsleben und
erklären, warum sie sich für eine
Karriere beim Militär entschieden
haben. Auch in den sozialen Netzwerken und auf YouTube wird
gezeigt, wie abwechslungsreich
die Arbeit beim Sanitätsdienst ist.
Angehende ­Sanitätssoldaten
können bei der Bundeswehr aus
einem Angebot von 31 verschiedenen Berufen auswählen. Vom
Apotheker bis zum Zahnmedizinischen Fachangestellten –
für jedes Qualifikationsniveau
ist etwas dabei. Ob als Fachoder Führungskraft, als Student
oder Quereinsteiger: Die 20.000
Angehörigen des Sanitätsdienstes haben sich dem Schutz und
dem Erhalt der Gesundheit ihrer
Kameraden verschrieben. Sie
gewährleisten eine Rundumversorgung auf höchstem medizinischem Niveau – sowohl zuhause
in Deutschland als auch im Einsatz im Ausland.
(eb)
Weitere Informationen unter:
bundeswehrkarriere.de/sanitaetsdienst
PERSONALBOGEN
Bei ihr fallen selbst Riesen um
Was ist Ihr höchstes Gut?
Menschlichkeit.
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen
Sie zu häufig?
Das kriegen wir schon hin.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Die Echoortung, welche Fledermäuse besitzen.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Arroganz, Lügen, Muskelkater.
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Annika Fleer leitet nun das Büro des Truppenarztes im Sanitätsversorgungszentrum Augustdorf.
Sie prüft Soldaten auf ihre Einsatztauglichkeit.
„Das Schönste ist für mich, wenn jemand sagt:
Was, schon fertig? Man hat ja kaum etwas
gemerkt!“ Bei der Untersuchung kippen
aber auch starke Männer manchmal
um. „Ich höre oft: Ich brauche mich
nicht hinzulegen, das geht schon.
Und dann liegt plötzlich wieder so
ein Riese auf der Erde“, sagt sie.
Fleer schätzt den Zusammenhalt
unter den Kameraden. Auch deshalb
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ereitet
sie sich auf einen freiwilligen
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Auslandseinsatz
vor. „Es ist sicher eine
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Herausforderung. Aber wenn man sich für die
Bundeswehr entscheidet, gehört das dazu“, sagt
Fleer. Sie wolle da sein, wo sie wirklich gebraucht
werde: „Was die Soldaten beim Aufbau Afghanistans oder bei der Rettung von Flüchtlingen im
Mittelmeer leisten, ist wirklich stark.“
(sim)
eb
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hebt die 26-jährige Annika Fleer sofort die Hand.
„Es liegt mir einfach, mit Menschen zu arbeiten,
sie zu beruhigen und ihnen Sicherheit zu geben“,
sagt sie. Nach der Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten suchte sie eine
neue Aufgabe. „Meine Tante ist Oberfeldärztin. Als sie mich fragte, ob der
Sanitätsdienst nicht etwas für mich
wäre, habe ich zuerst gesagt: Ich?
Zur Bundeswehr?“
Fleer ließ sich überzeugen: von der
höheren Bezahlung, den geregelten
Arbeitszeiten und den Karrieremöglichkeiten. Sie verpflichtete sich für dreizehn
Jahre und bildete sich zur Fachwirtin für ambulante Versorgung weiter. Für die Meisterausbildung
wurde sie fünf Monate vom Dienst freigestellt – die
Kosten der Aubildung wurden übernommen, auch
ihr Gehalt wurde weitergezahlt. „Das war eine tolle
Chance für mich.“
sW
Augustdorf. Beim Impfen oder Spritzensetzen
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Puhhh, eigentlich ist ein Papa immer ein Held für seine Töchter...
Was war Ihr größter Fehler in der Vergangenheit?
Das bleibt mein Geheimnis.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Tue das, was du liebst, liebe das, was du tust.
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aktuell
VERMISCHTES
4. Oktober 2016
Yabba Dabba Doo!
Ein Stück Fernsehgeschichte feiert Geburtstag – vor 50 Jahren kommt „Familie Feuerstein” ins deutsche Fernsehen.
Von Timo Kather
Felsental. „Wiiil-maaa!” – Fred
Feuersteins Hilferuf nach seiner
Ehefrau hat Fernsehgeschichte
geschrieben. Eigentlich wollte
Fred nur den Säbelzahn-Stubentiger der Familie vor die Haustür setzen – wurde aber von dem
Tier überlistet und ausgesperrt.
Nun muss Wilma ihren Gatten
aus dem Schlamassel holen. Mal
wieder.
Die Steinzeit
zur Primetime
Die Szene läuft im Abspann
jeder Folge der Familie Feuerstein – im Original: „The Flintstones“. Fast vierzig Jahre lang
war die Sitcom die erfolgreichste
Zeichentrickserie der Welt. Sechs
Jahre lang, von 1960 bis 1966,
liefen die Abenteuer der Steinzeitsippe im US-Fernsehen sogar
zur Prime Time im Abendprogramm. Erst 1997 wurde Fred,
Wilma und den Geröllheimers
der Rang abgelaufen. Die Simp-
sons aus Springfield behaupten
sich seitdem an der Spitze des
Zeichentrick-Olymps.
Die erste der insgesamt 166
Folgen Familie Feuerstein wurde
vor 56 Jahren im US-Sender
ABC ausgestrahlt, nach Deutschland kam die Serie vor 50 Jahren:
Ab Juli 1966 zeigte die
ARD die erste Staffel.
Das Produzentenduo
William Hanna und Joseph
Barbera hatte zuvor „Tom
& Jerry“ verantwortet. Sie wollten nun eine
Zeichentrickserie für
die ganze Familie machen: Eltern
wie Kinder gleichermaßen sollten vor
den Fernseher gelockt
werden. Natürlich ging
es dabei auch ums
Geld. Die erste
Staffel, noch in
Schwarzweiß,
wurde von
einem
Zigarettenhersteller gesponsort.
Die Feuersteins sind eine
Parodie auf das Leben der
amerikanischen Mittelschicht – nur verpflanzten die
­Produzenten
­
das Ganze in die Steinzeit. Der
liebenswerte, aber aufbrausende
Fred und sein bester Freund Barney malochen gemeinsam im
Steinbruch. Sie geraten immer
wieder in die wildesten Abenteuer. Wilma und Betty halten ihren Männern den Rücken
frei und holen sie aus den
Schwierigkeiten heraus,
in die sich die beiden bringen. In den Staffeln drei
und vier bekommen die Paare
Nachwuchs: Die Feuersteins freuen sich über
die niedliche Pebbles,
die Geröllheimers adoptieren den
kräftigen
Bamm-Bamm,
der sich mit seiner
Spielzeug-Holzkeule
Respekt verschafft.
Das Hanna/Barbera-Rezept ging
auf: Die Feuersteins wurden ein
weltweiter Erfolg.
Die Serie wurde
in 80 Länder verkauft und in
22 Sprachen übersetzt. Es folgten diverse Ableger, unter anderem „Die Flintstone Kids“ in den
Achtzigerjahren. 1994 und 2000
kamen zwei Feuerstein-Filme
mit echten Darstellern in die
Kinos.
Ein Freudenschrei
wird weltberühmt
Die Serie wurde so populär,
dass das Markenzeichen von
Familienvater Fred – der Freudenschrei „Yabba Dabba Doo”
– zu einem festen Bestandteil
des US-amerikanischen Wortschatzes wurde. Auch die Simpsons-Erfinder ließen sich von den
Feuersteins inspirieren: Homer
Simpson trägt den gleichen Dreitagebart und ist von ähnlich kräftiger Statur wie Fred Feuerstein,
und Homers Zechkumpan Barney
Gumble wurde sogar nach Barney Geröllheimer benannt: Der
Blondschopf mit der markanten
Lache heißt im US-Original nämlich Barney Rubble.
Foto: PR/Hanna-Barbera/Warner Bros.
RÄTSEL
SUDOKU
39
2016
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
die sich aus den farbigen Feldern
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
„Sudoku 39/2016” und Ihrer Postanschrift an:
Viel
Glück
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Zu gewinnen:
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Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.
Lösung 37/2016: 2 7 6 6
Gewonnen hat: Tanja Tretter
Spielregeln: