PD 133-16 Matthes-Schulbücher auf Prüfstand

 UniPressedienst Verantwortlich: Pressestelle der Universität Augsburg Klaus P. Prem, Michael Hallermayer 86135 Augsburg Telefon 0821/598‐2096 [email protected]‐augsburg.de [email protected]‐augsburg.de www.presse.uni‐augsburg.de 133/16 – 7. Oktober 2016 Schulbücher auf dem Prüfstand Eine Neuerscheinung zu der Frage, wer bestimmt oder beeinflusst, welche Inhalte in schulbezogenen Bildungsmedien wie vermittelt werden Augsburg/KPP ‐ Wenn man davon ausgeht, dass Schulbücher bzw. schulbezogene Bildungsmedien generell neben Lehrplänen – und noch unmittelbarer als diese – die zentralen Steuerungsmittel des Unterrichts sind, dass sie also Inhalte und deren Vermittlung entscheidend mitbestimmen, liegt es nahe, sie auf dem Prüfstand sehen zu wollen. Aber: Wer stellt sie auf den Prüfstand? Wer ist berech‐
tigt, dies zu tun? Und welches sind die Prüfkriterien? Zu diesen Fragen haben die Augsburger Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Eva Matthes (Lehrstuhl für Pädagogik) und ihre Kollegin Sylvia Schütze (Universität Hannover) in der Reihe "Beiträge zur historischen und systematischen Schulbuchforschung" des Verlags Klinkhardt jetzt den Sammelband "Schulbücher auf dem Prüfstand – Textbooks under Scrutiny" herausgegeben. Zwischen staatlicher Kontrolle und unkontrolliertem Lobbyismus Die Herausgeberinnen sehen die staatlichen Zulassungs‐ bzw. Kontrollansprüche im Zusam‐
menhang mit Schulbüchern in einer Zwickmühle: Einerseits stünden diese – in unterschiedlich starken Ausprägungen – nach wie vor unter Kontrolle des Staates; andererseits seien von unter‐
schiedlichsten Gruppen online angebotene Lehrmittel unkontrolliert zugänglich, obwohl sie die‐
selbe oder zumindest eine ähnliche Funktion wie das klassische Schulbuch einnähmen und so‐
mit von nicht minder hoher gesellschaftlicher Relevanz seien. Dies gelte zumal unter den Vorzei‐
chen einer Gesellschaft, die Wissen und Bildung zu ihren Schlüsselressourcen erkläre. Die Ver‐
antwortlichen, meinen Matthes und Schütze, zeigten angesichts dieses Dilemmas bestenfalls Problembewusstsein, in der Regel allerdings eher eine gewisse Hilflosigkeit bis hin zu Unwis‐
senheit oder Ignoranz. "Wir sehen unseren Sammelband als Beitrag zum Bemühen, auf diese neuen Herausforderungen Antworten zu finden, Antworten die nicht einem Lobbyismus an Schulen Tür und Tor öffnen und damit den demokratischen Staat zum 'Nachtwächterstaat' degradieren und Antworten, die die politische, pädagogische und didaktische Qualität von Lehrmitteln sichern helfen", so Matthes. UPD 133/16, Seite 1 von 2
Zulassungsverfahren und politisches System Rund die Hälfte der gut zwanzig Beiträge des Bandes widmen sich dem Themenkomplex Schul‐
bucherstellung und Schulbuchzulassung, insbesondere den jeweiligen Zulassungsverfahren in einzelnen Ländern und für bestimmte Fächer. Daraus wird ersichtlich, wie deutlich sich die staatlichen Zulassungsverfahren insbesondere nach dem Zustand der jeweiligen politischen Systeme in ihren Intentionen und Beschaffenheit voneinander unterscheiden. Strategien der (De‐)Legitimierung Ein zweiter Themenschwerpunkt sind politische und gesellschaftliche Strategien der Legitimie‐
rung bzw. der Delegitimierung. Analysiert werden hier Versuche gesellschaftlicher Gruppen, entweder Schulbüchern ihre Legitimität abzusprechen oder selber Schulbücher und zunehmend auch Online‐Lehrmittel mit bestimmten Inhalten aus beispielsweise weltanschaulichen Gründen durchzusetzen. Die Beiträge des dritten Teils schließlich prüfen aus bildungswissenschaftlicher Perspektive, inwieweit Schulbücher den aktuellen bildungspolitischen und didaktischen Trends der Umset‐
zung von Bildungsstandards und Kompetenzmodellen entsprechen. _______________________________ Publikation: Eva Matthes, Sylvia Schütze (Hrsg.), Schulbücher auf dem Prüfstand – Textbooks under Scrutiny, Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2016, 297 Seiten, kartoniert, 32,00 Euro, ISBN 978‐3‐7815‐2132‐2 _______________________________ Ansprechpartnerin an der Universität Augsburg: Prof. Dr. Eva Matthes Lehrstuhl für Pädagogik Universität Augsburg 86135 Augsburg Telefon 0821/598‐5574 [email protected]‐augsburg.de UPD 133/16, Seite 2 von 2