14 Bier w w w. g a s t . a t · N r. 1 6 | 7. O k t o b e r 2 0 1 6 15 Bier w w w. g a s t . a t · N r. 1 6 | 7. O k t o b e r 2 0 1 6 Pils-Cup Alexander Grübling Pils-Cup Die Braumeister-Jury des ÖGZ-Pilscup: 1. Reihe (v. l.): Heinz Wasner (Zwettler), Matthias Schnaitl (Schnaitl), Christian Mayer (Zipfer), Juryvorsitzender Günther Seeleitner (Kaltenhausen). 2. Reihe: Raimund Linzer (Hirter), Michael Moritz (Baumgartner), Ludwig Mühlhofer (Stiegl), Johannes Bauer (Eggenberger), Christoph Scheriau (Raschhofer), Andreas Urban (Schwechater). 3. Reihe: Markus Führer (Gablitzer), Reinhard Bayer (Schlägl), Gerhard Hörandtner (Rieder), Tobias Frank (Ottakringer), Ewald Pöschko (Freistädter). Würdiger Rahmen im Brauereiverband: der große Besprechungsraum. Hochkonzentriert gingen die Schülerinnen und Schüler der Hertha-Firnberg-Schule für Wirtschaft und Tourismus ans Werk. Konzentration war auch das Stichwort für die Jury: Ein gutes Pils offenbart seine Schönheit nicht immer auf Anhieb. Österreich sucht das Super-Pils Info Worauf es bei klarerweise an Nuancen Unterschiede zwischen den verschiedenen Proben – und bewerten dies natürlich auch subjektiv. Beispiel: Wenn ein Pils laut Sortenbeschreibung eine mittlere bis hohe Karbonisierung aufweisen sollte, dann gibt es freilich einen Spielraum für jedes Jurymitglied. Dem einen gefällt eine deutliche Rezenz („Kohlensäure“) beim Pils, den anderen stört Geruch: Blumig oder würzig ausgeprägte, feine Hopfenaromen. Aussehen: Strohgelb bis leicht golden, klar, cremige und lang anhaltende weiße Schaumkrone. Geschmack: Spritzig rezent, bitter, mit einem trockenen bis halbtrockenem Abgang. Hopfenbittere dominiert den Geschmack. Mundgefühl: Schlanker Körper, mittlere bis hohe Karbonisierung. Gesamteindruck: Spritziges, erfrischendes Bier. Stammwürze: 11,0 – 12,4°P Alkohol: 4,4 – 5,2 %Vol. Freistädter Schwechater Brauerei einem Pils ankommt Hirter Andreas Urban, Zipfer Baumgartner Die Detailergebnisse aus der Blindverkostung offenbaren spannende Einblicke in die Welt der Pils-Biere nach deutscher Brauart aus Österreich: „Mehrheitlich waren die Pilsbiere qualitativ okay, beziehungsweise drei Biere für mich im oberen Bereich angesiedelt“, analysiert Andreas Urban, Braumeister der Brauerei Schwechat. Wenn ein Braumeister „qualitativ okay“ sagt, dann handelt es sich in der Regel um ein fehlerfreies Bier, das man Gästen getrost servieren kann – und das trifft in jedem Fall auf alle teilnehmenden Biere zu. Profis erkennen sie vielleicht sogar. Das ist klarerweise Geschmackssache. In einzelnen Kategorien, wie etwa Bittere oder Aussehen gibt es bei den Bewertungen keine großen Unterschiede. Größere Schwankungen in den Resultaten treten etwa bei Aroma und Geschmack zutage. Für die beteiligten Braumeister war der Bier-Cup eine interessante Erfahrung. Deshalb hat die ÖGZ bereits mit der Planung eines Bier-Cups 2017 (mit einem anderen Bierstil) begonnen. Mitmachen würden alle gerne wieder, allerdings ist ein Punkt von besonderer Bedeutung: die Besetzung der Jury. Günther Seeleitner: „Wichtig wäre mir, dass wieder qualifizierte Verkoster teilnehmen – das erscheint mir wegen der Beurteilung im Hinblick auf eine Typgerechtigkeit eines Bieres sehr wichtig zu sein.“ Das sieht auch Andreas Urban so: „Ich komme gerne wieder!” Raschhofer Ergebnisse „Mehrheitlich waren die Biere qualitativ okay. Drei Biere waren für mich im oberen Bereich angesiedelt.“ Eggenberg anschließend zeitnah serviert werden mussten (15 Verkoster mit je fünf Proben). Denn es müssen klarerweise aus Fairnessgründen für alle Biere dieselben Voraussetzungen herrschen. Rieder Reininghaus Stattgefunden hat der Biercup im Verband der Brauereien Österreichs. Die Hausherren waren perfekte Gastgeber, stellten den großen Besprechungsraum zur Verfügung und unterstützten die ÖGZ bei Vorbereitung und Ablauf sowie den Juryvorsitz bei der Auswertung der Bewertungsbögen nach der Verkostung. Großer Dank gebührt auch der Hertha-Firnberg-Schule für Wirtschaft und Tourismus. Sie unterstützte den Pilscup, indem sie elf Schülerinnen und Schüler samt Lehrer ins Rennen schickte. Die Gruppe agierte hochprofessionell und fehlerfrei: Die Biere wurden von der Jury blind verkostet, es galt also, mehrere Proben weitgehend gleichzeitig zu servieren – ohne dass es zu Temperaturschwankungen kommt. Was beispielsweise bei einem Durchgang mit fünf Proben bedeutet, dass 75 Gläser gleichzeitig ausgeschenkt und Ottakringer Punkte (perfekte Qualität für den Typ) waren zu vergeben, die einzelnen Kategorien waren unterschiedlich gewichtet. Das größte Gewicht hatte dabei das Aroma mit einem Faktor von 2,5. Das bedeutet, dass ein Bier maximal 25 Punkte in der Kategorie Aroma erreichen konnte. Aussehen (max. 10 Punkte), Geschmack (max. 20), Bit- Braumeister scheinen strenge Juroren zu sein, denn keines der eingereichten Biere hat die maximal erreichbare Punktezahl geschafft. Das rührt auch daher, dass es sich bei den Ergebnissen um errechnete Mittelwerte aus allen Jurybewertungen handelt. Einzelne Juroren werden dem einen oder anderen Bier also schon die maximale Punktezahl in der einen oder anderen Kategorie zugebilligt haben, aber eben nicht alle. Was der Bierstil „Pils“ für einen Braumeister bedeutet, bringt Juryvorsitzender Günther Seeleitner (Hofbräu Kaltenhausen) auf den Punkt: „Es ist wohl das Ziel jedes Braumeisters, seinem Pils ein schönes Hopfenaroma mitzugeben. Und – wenn es gelingt – ist es der Stolz eines jeden. Aber wir alle wissen, dass es zu erreichen verdammt schwer ist und deshalb leider so selten verwirklicht wird.“ Wären andere Ergebnisse herausgekommen, wenn in der Jury Biersommeliers gesessen wären? „Ich glaube das nicht. Biersommeliers, die nicht einen brautechnischen Ausbildungshintergrund haben, können zwar vielleicht nicht abschätzen, wie schwierig es ist, ein schönes Hopfenaroma, deutliche aber trotzdem feine Bittere und schlanken Körper in einem Bier zu vereinen. Aber ich denke sie können das Besondere an einem Pilsbier erkennen. Und auch schätzen. Insbesondere weil es nicht allzu oft anzutreffen ist“, fügt Seeleitner an. Schnaitl Hofbräu Kaltenhausen Strenge, gerechte Jury Mohren Villacher Grieskirchner Dass Hopfen grundsätzlich nicht nur zur Bitterung und zur Aromatisierung eingesetzt werden kann, sondern auch die Vollmundigkeit, den Körper Günther Seeleitner, tere (max. 15), Mundgefühl (max.10) waren entsprechend weniger gewichtet, beim Gesamteindruck waren maximal 20 Punkte zu vergeben. Zwettler Hopfen macht Körper „Ein Pils mit einem schönen Hopfenaroma ist der Stolz eines jeden Braumeisters.“ Stiegl Die Kunst eines hervorragenden PilsBieres liegt unter anderem darin, dass es – vereinfacht gesagt – nach etwas schmeckt, nicht wässrig wirkt. Aber mit dem relativ geringen Alkoholgehalt von 4,4 bis 5,2 % (Stammwürze 11,0 bis 12,4°P) kann das durchaus passieren – weniger Malz bedeutet in der Regel auch weniger Vollmundigkeit. Ein Pils ist laut Definition ein helles, untergäriges Bitterbier mit guter Schaumhaltbarkeit. Zum Vergleich: Untergärig ist ein Helles oder ein Märzen auch, aber es fällt meist nicht durch ein feines Hopfenaroma auf. bei (leichteren) Bieren unterstützen kann, ist den meisten Konsumenten vermutlich gar nicht bewusst. Apropos Hopfung: Sie ist eines der wesentlichen Merkmale bei Pils nach deutscher Brauart und spielt eine ganz entscheidende Rolle. Und deshalb gab es auch bei unserem Pilscup für den Faktor „Aroma“ die meisten Punkte zu holen. Welche Leistung die Braumeister und vor allem Juryvorsitzender Günther Seeleitner (Hofbräu Kaltenhausen) bei der Auswertung erbracht haben, ist beachtlich: 16 Biere wurden blind verkostet, die Proben waren codiert, also nicht nummeriert. 15 Jurymitglieder bewerteten die Proben in fünf Kategorien (Aussehen, Aroma, Geschmack, Bittere, Mundgefühl), und sie gaben zusätzlich eine Note für den Gesamteindruck (siehe Tabelle unten). 0 Punkte (gar nicht getroffen) bis 10 Schlägl Fortsetzung von Seite 1 Aussehen 8 76 8 98 9 8 84 98 9 Aroma 1517 10 19 17 16 2117 17 15 131319181817 Geschmack14 Bittere 11 10 9 9 9 16151414 1213 8 15 13 14 1614 13 10 88 12111111 910 8 11 11 10 1210 10 Mundgefühl7 5 5 8777 67 4 8 7 7 77 7 Gesamteindruck13 10 11 16151515 1314 8 15 14 14 1614 14 Alle Proben wurden blind verkostet. Die Proben wurden in fünf Kategorien (Aussehen, Aroma, Geschmack, Bittere, Mundgefühl) bewertet. Zusätzlich gab es eine Note für den Gesamteindruck. Die Gewichtung der Kategorien: Aussehen 1 / Aroma 2,5 / Geschmack 2 / Bittere 1,5 / Mundgefühl 1 / Gesamteindruck 2; gefettet die Höchstwerte. Bei den Punkten in der Tabelle handelt es sich um errechnete, gerundete Mittelwerte aus allen Bewertungen.
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