Bayerische Staatskanzlei Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, MdL, anlässlich der Veranstaltung „100 Jahre iwis“ am 7. Oktober 2016 in der Allerheiligenhofkirche in München Manuskriptfassung: Es gilt das gesprochene Wort. - Anrede ich darf Sie alle in der Allerheiligenhofkirche begrüßen. Wir in Bayern haben in der Residenz die schönsten Säle nördlich der Alpen. Und wir haben die schönste Hofkapelle nördlich von Palermo. In Italien gesehen, in Bayern übertroffen. Der heutige Festakt zeigt: Der Kulturstaat Bayern blickt auf eine ebenso stolze Wirtschaftsgeschichte zurück. Unser Aufstieg vom Armenhaus zum international beneideten High-Tech-Standort ist legendär. Dieses Jahr können wir mehrere weiß-blaue Erfolgsgeschichten feiern: 100 Jahre BMW, 100 Jahre iwis. In diesem Jahr feiern wir 70 Jahre Bayerische Verfassung. Und wir blicken voraus auf 100 Jahre Freistaat Bayern im Jahr 2018. Zugleich jährt sich 2018 zum 200sten Mal die Verfassung des Königreiches Bayern, die zu den freiheitlichsten Verfassungen des Deutschen Bundes zählte. 2019 wird der Freistaat seine erste demokratische Verfassung von 1919 feiern. Wir in Bayern können, um, mit Franz Josef Strauß zu sprechen, „dankbar rückwärts, gläubig aufwärts und mutig vorwärts blicken“. Wir sollten diese Jubiläen zum Anlass nehmen, uns unserer selbst zu vergewissern. Denn der heutige Tag zeigt: Wir können stolz sein, auf unser Land! Meine Damen und Herren, wenn ich Gäste aus dem Ausland frage: Was macht Bayern aus? Dann höre ich: Landschaft, Oktoberfest, Fußball und bayerische Autos. Bayern ist Motor der deutschen Automobilindustrie. In Bayern schlägt das starke Herz des deutschen Maschinenbaus. Bayern ist Hort des deutschen Mittelstandes, Heimat zahlreicher erfolgreicher Familienunternehmen – die für Tradition und Zukunft stehen. Jedes für sich, ein Champion seiner Klasse. iwis ist ein solcher Champion - global und bayerisch, in der Welt zuhause und in Bayern daheim, zukunftsstark weil traditionsstark. Ohne iwis geht in vielen Branchen gar nichts. iwis steckt überall drin – im Automobilbau, im Maschinen- und Anlagenbau, in der Landwirtschaft. Fast alle Autohersteller zählen auf Sie! Technologieführer bei Präzisionsketten, Stammwerke in München und Landsberg, 45 Standorte und 1.300 Mitarbeiter in aller Welt. iwis steht damit prototypisch für unseren starken industriellen Mittelstand, um den uns die ganze Welt beneidet. iwis gehört zur Innovationselite des deutschen Mittelstandes. iwis ist für einen Hundertjährigen recht dynamisch unterwegs. Respekt und weiter so! Sie alle leben das Credo der Sozialen Marktwirtschaft vor: Wertschöpfung braucht Wertschätzung. iwis ist ein sozial verantwortliches Familienunternehmen im besten Sinne. Sie wurden völlig zu Recht mehrfach ausgezeichnet: als familienfreundlicher Arbeitgeber, Bayerns Best 50, Top 100 Innovator. Sie räumen ab, was der Freistaat an Auszeichnungen zu vergeben hat. Sehr geehrter Herr Johannes Winklhofer, Bayern geht es gut, auch weil es Menschen gibt, die mehr tun, als Ihre Pflicht. Sie engagieren sich neben Ihren unternehmerischen Pflichten als Vizepräsident der IHK für München und Oberbayern. Damit tragen Sie maßgeblich zu dem guten Miteinander von Staat und Wirtschaft in Bayern bei. Auch dafür sage ich ein herzliches Vergelt´s Gott. Sehr geehrter Herr Gerhard Winklhofer, Bildung und Ausbildung sind der entscheidende Erfolgsfaktor Ihres Unternehmens. Dafür tun Sie enorm viel. Sie bei iwis sagen: „Der einzige dauerhafte Wettbewerbsvorteil basiert auf dem Kollektivwissen, (…), auf der Effizienz, mit der es dieses Wissen nutzt sowie auf der Bereitwilligkeit, mit der es neues Wissen erwirbt und anwendet.“ Das ist auch mein ganz persönliches Credo. Die einzige Ressource, die sich durch ihre Nutzung vermehrt, ist der menschliche Geist. Wir in Bayern investieren jeden dritten Euro in die Bildung. Das ist gut angelegtes Geld. Das trägt die höchsten Zinsen. Ich bin stolz, sagen zu können: In den letzten zehn Jahren haben wir die Zahl der Studienanfänger um fast die Hälfte erhöhen können. Bei den naturwissenschaftlichen Fächern sogar um 70 Prozent. Und hier wiederum den Anteil der Frauen um über 80 Prozent – das ist der größte Bildungsaufbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. Wir schaffen in Bayern Chancen für jedes Talent. Deshalb wollen wir nochmals zusätzlich 1 Milliarde Euro in die Bildung investieren, unter anderem für noch mehr Ganztagsangebote. Unsere „Bildungsmilliarde“ ist ein neuer Kraftakt für das Chancenland Bayern. Wir haben seit 2008 fast 7.000 Lehrerstellen neu geschaffen. Wir werden bis 2018 über 800 weitere Stellen zusätzlich zur Verfügung stellen. Der Bildungsmonitor 2016 zeigt: Bei der Integration von Flüchtlingen liegt Bayern auf Platz 1 in Deutschland. Ich danke den bayerischen Lehrkräften, der Wirtschaft und allen Helferinnen und Helfern für diesen Kraftakt. Bayern bietet mehr Chancen für alle! Bayern ist das Land des gelingenden Miteinanders! In Bayern gilt seit jeher: Der Facharbeiter ist genauso viel wert wie der Vorstandsvorsitzende. Berufliche Bildung und akademische Bildung sind gleichwertig. Deshalb: Vielfalt und Wahlfreiheit. Individuelle Bildung ist die beste Bildung. Die berufliche Bildung und das duale System sind und bleiben der Erfolgsgarant unseres Landes! Damit bauen wir auch morgen noch die schönsten Säle, die besten Präzisionsketten und die neumodischsten Fahrräder, wie Johann Baptist Winklhofer sagen würde. Damit steht auch künftig der Weg von einer Fahrradkette zum Weltmarktführer offen. Und damit bauen wir auch morgen noch die besten Autos und Maschinen der Welt! Bayern soll auch im digitalen Zeitalter ein in aller Welt bewunderter und beneideter Industriestandort sein. Wohin die falsche Politik der De-Industrialisierung führt, können wir in vielen europäischen Nachbarländern beobachten. Das ist nicht unser Weg. Ich bin stolz auf unseren hohen Industrieanteil von 25%. Denn: Industrie hat Zukunft – Industrie schafft Zukunft! Bayern ist Autoland – wir sind stolz auf diese Spitzenindustrie. Nur wenn wir bei Elektromobilität und beim autonomen Fahren Weltspitze sind, können wir die Arbeitsplätze im Land halten. Ich freue mich, dass BMW und Audi Milliardenbeträge in Bayern investieren, z. B. in neue Entwicklungszentren. Die Staatsregierung hat das „Digitale Testfeld Autobahn“ nach Bayern geholt – mit der A 9 zwischen Nürnberg und München als erster Strecke für automatisiertes Fahren. Pilotprojekte in München und Ingolstadt folgen. Wir in Bayern haben die Kraft zur Zukunft! In den kommenden zwei Jahren investieren wir jeweils über 1 Milliarde Euro gezielt für die Arbeitsplätze der Zukunft. Das ist der Wachstumsplan Bayern. Der globale Wettlauf um die digitale Zukunft ist in vollem Gange. Bayern ist bereits heute Treiber des digitalen Fortschritts. Nicht umsonst kommen die Top-Firmen nach Bayern – von Google über IBM bis Huawei. Microsoft eröffnet seine neue Deutschlandzentrale in München. München ist die digitale Hauptstadt Europas. Und wir schaffen digitale Gründerzentren in jedem Regierungsbezirk. Gleichzeitig unterstützen wir mit 100 Millionen aus unserem Wachstumsfonds junge Start-ups in ganz Bayern. Wir wollen die Arbeitsplätze der digitalen Revolution im High-Tech-Land Bayern haben. Deshalb investieren wir in den kommenden beiden Jahren erneut 2,5 Milliarden Euro für BAYERN DIGITAL – für den weiteren Netzausbau, für den digitalen Aufbruch in Unternehmen, Schulen und Hochschulen. Die neue Technik wollen wir nutzen. Wir dürfen nicht schutzlos sein gegen digitale Bedrohungen und wir wollen nicht entmündigt werden. Wir wollen die Technik beherrschen – nicht umgekehrt. Deshalb setzen wir auf eigene Kompetenz und nicht auf eingekaufte Kompetenz. Das ist der bayerische Weg: selbstbestimmt, vernetzt, Weltspitze. Meine Damen und Herren, bei uns im Freistaat hat Zukunft Tradition. iwis setzt auf Zukunft. iwis ist im automobilen und digitalen Zentrum Europas gut aufgehoben. In Bayern stehen alle Ampeln auf Kurs Zukunft. Bei uns herrscht Vorfahrt für Innovationen und Investitionen. Diese Zukunftsfähigkeit ist der Test unserer Lebenseinstellung, unserer Kultur, eine Frage unserer Mentalität. Unser gemeinsamer Auftrag lautet: Nicht das Silicon Valley, nicht Asien, sondern Bayern baut das Auto der Zukunft, baut die Fabrik der Zukunft. Wir packen das! Und ich rufe allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu: Im Auto der Zukunft, in den Maschinen der Zukunft, ist ganz viel iwis drin. Bleiben Sie hungrig! Wagen Sie Neues! Bewegen Sie weiter die Welt! Bleiben Sie typisch bayerisch: Ehrgeizig und eigenständig! Viel beneidet – nie erreicht! Folgen Sie dem bayerischen Grundgesetz: Standards setzen! Immer dem Besten verpflichtet, offen für Neues, treu zu den eigenen Werten. iwis eine erfolgreiche Zukunft! Bayern ist stolz auf Sie! Auf die nächsten 100 Jahre!
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