Num m e r 3 04. O kt o b e r 2 0 1 6 39. J a h r g a n g PVSt. DPAG H 263 0 Entge lt b e z a h lt 3D-Drucker für Metalle Forschung an neuen Produktionsverfahren Lehrerbildung So profitieren Studierende vom Projekt PRONET Wohin in Kassel? Ausgehtipps vom Campus STUDENTENJOB? JA, BITTE! Gemeinsam mehr Energie. Bei WINGAS ist keine Aufgabe wie die andere. Das mögen wir und das treibt uns an. Flexibilität, Kreativität und der Mut, Neues auszuprobieren, sind die Basis unseres Denkens und Handelns – frei nach dem Motto: Gemeinsam mehr Energie. Von der Aufbereitung von Vertragsdaten über den Aufbau und die Pflege von Datenbanksystemen bis hin zur Erstellung von Präsentations-Charts und „Sonderprojekten“ bieten sich Ihnen vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Und, ebenfalls nicht zu verachten: Der Stundenlohn stimmt. Gute Englischkenntnisse sind allerdings erforderlich. Haben Sie Fragen? Bitte melden Sie sich bei Katja Uthof, Telefon: 0561 99858-2373. Oder schicken Sie gleich Ihre Bewerbung an: WINGAS GmbH | Personal/GGA | Frau Katja Uthof Königstor 20 | 34117 Kassel Oder per E-Mail an: [email protected] (max. 2 MB) WINGAS GmbH Königstor 20 34117 Kassel Telefon: +49 (0)561 99858-0 Fax: +49 (0)561 99858-1110 E-Mail: [email protected] www.wingas.de Editorial Inhalt D 03 Editorial 03 Impressum ie Lehrerbildung gehört seit Forschung den Gründungsjahren zu den 04 Zukunft der Industrieproduktion I Metalldruck optimieren profilierten Wissenschafts- 08 Das All im Labor | Astrophysik in Kassel bereichen der früheren Gesamthochschule und heutigen 10 Projekt PRONET | Millionen für die Lehrerbildung Universität Kassel. Die Studierenden sind mit ihren Studienbe- 14 Religionspädagogik | Schulklassen diskutieren über Gott dingungen sehr zufrieden, die Forschungsleistungen zu Fragen des Lehrens und Lernens weithin anerkannt. Mit dem „Zent- Transfer rum für empirische Lehr- / Lernforschung“ wurde eine zentrale 16 wissenschaftliche Einrichtung für die Durchführung kooperati- Bilder, die im Kopf bleiben | Selbstständig mit Animationsfilmen ver Forschungsprojekte etabliert. In den letzten Jahren wurde die Lehrerbildung an unserer Universität Stück für Stück weiter- Campus entwickelt und auf aktuelle politische und gesellschaftliche 18 Glaswerkstatt | Handwerkskunst aus Oberzwehren Herausforderungen reagiert. So hat die Universität mit dem 20 Projekte zum Thema Flucht | Prof. Westphal im Interview Projekt „Professionalisierung durch Vernetzung“ erfolgreich am 22 „Hallöchen Professor“ | E-Mails an der Universität Wettbewerb „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ teilgenommen 24 Tipps von Studierenden | Lieblingsplätze in Kassel (s. Seite 10). Menschen Zudem hat es in den Gremien und in Expertenrunden 26 eine breite Debatte über die Lehrerbildung gegeben; vor kurzem hat der Senat dem Konzept zur „Organisations- und verbindet 28 Strukturentwicklung des Zentrums für Lehrerbildung (ZLB)“ zugestimmt, das aus dieser Diskussion hervorgegangen ist. Zu Gast im Weinberg-Krug | Was Kneipe und Kunst Studieren als Schüler | Frühstudenten erzählen, wie das klappt 30 Was mich antreibt | Gerrit Retterath Danach sollen Promotionen im Bereich der Lehrerbildung intensiver gefördert werden als bisher; das traditionsreiche „Kernstudium“ wird auch weiterhin breit ausgerichtet sein und künftig „Bildungs- und gesellschaftswissenschaftliches Kernstudium“ heißen; die Governancestruktur des ZLB soll straffer werden, ohne dass sich an der Verankerung der Lehrerbildung in den Fachbereichen etwas ändert. Schließlich werden Themen der Lehrerbildung hervorgehoben, zu denen Impressum wir sehr bald Gestaltungsvorstellungen entwickeln müssen: Inklusion, Mehrsprachigkeit und Internationalität. Mit dem Konzept werden die Weichen in die richtige Richtung gestellt. Die Verlag und Herausgeber: Universität Kassel, Kommunikation, Presse- Lehrerbildung wird so, wie ich hoffe, auch in Zukunft erheblich und Öffentlichkeitsarbeit zum Profil der Universität beitragen – in Lehre und Forschung. Redaktion: Sebastian Mense (verantwortlich), Beate Hentschel, Marieke Schmidt, Samantha Pfanzer Mönchebergstr. 19, 34109 Kassel | [email protected] Gestaltung: formkonfekt.de | Karen Marschinke Titelfoto: Andreas Fischer; Foto Editorial: Nikolaus Frank Druck: Druck- u. Verlagshaus Thiele & Schwarz GmbH | Kassel-Waldau Anzeigen: Thiele & Schwarz, Helmut Wiegand | Tel. (0561) 95925-0 www.thiele-schwarz.de Prof. Dr. Andreas Hänlein Erscheinungsweise: viermal jährlich, Bezugspreis 9,- Euro jährlich. Vizepräsident der Universität Kassel Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht unbedingt mit der Auffassung der Redaktion überein. Bei Nachdruck Belegexemplar erwünscht. 3 Hier werden Metalle druckreif Das Institut für Werkstofftechnik arbeitet an der Zukunft der Industrieproduktion TEXT Marieke Schmidt FOTOS Andreas Fischer Mit einem 3D-Drucker unterm Arm in die Vorlesung? Bei Prof. Dr.-Ing. Thomas Niendorf kommt das ab und zu vor. Der Professor schmunzelt, als er erzählt: „Ich drucke live. Zu Beginn einer Vorlesung schmeiße ich den Drucker an und am Ende ist dann zum Beispiel ein kleiner Plastikbecher fertig. So können die Studierenden am besten lernen, wie 3D-Druck genau funktioniert.“ Den neuen Drucker des Instituts für Werkstofftechnik kann Niendorf allerdings nicht mal eben so unter den Arm klemmen – es ist ein 3D-Drucker für Metalle. Die schwarze Anlage ist größer als mancher Kleiderschrank und hinein- Florian Brenne arbeitet an der Powder-Recovery-Station die fertig gedruckten Teile aus einem Metallblock heraus. sehen kann man während des Druckvorgangs nur durch eine Art Bullauge. Seit Metallpulver heraus – eine Nickelbasis- – das entspricht in etwa dem Durch- Juli steht der Drucker einsatzbereit im Superlegierung. Die Maske schützt messer eines menschlichen Haares. Erdgeschoss des Sophie-Henschel-Hau- seine Atemwege vor den feinen Metall- ses auf dem Campus Holländischer Platz. körnern, die aufwirbeln, wenn er das Betreut wird er von Diplom-Ingenieur Pulver in den Drucker einführt. Zuvor Florian Brenne, der die Abteilungsleitung hat er ein virtuelles Modell des Objekts der additiven Fertigung übernehmen angefertigt, das gedruckt werden soll, Länger als einen Tag kann es dauern, wird. Während Kunststoff-3D-Drucker und die Daten am Computer für den bis die Ingenieure die hochkomplexen bereits in vielen Druckereien eingesetzt Drucker übersetzt. In diesem Fall wird Teile aus dem 3D-Drucker entneh- werden und somit einer breiten Öffent- unter anderem ein Auspuff-Teil für das men können. Dafür kann ein Drucker lichkeit zur Verfügung stehen, beschränkt Herkules Racing Team der Uni gedruckt. aber – je nach Größe der einzelnen sich der 3D-Druck für Metalle noch auf Die Mannschaft benötigt es für den Teile – durchaus mehr als 50 verschie- Unternehmen der High-Tech-Branchen. Abgasstrang ihres Rennwagens. dene Objekte gleichzeitig produzieren. Der Drucker läuft und läuft und läuft Während des Druckvorgangs wird es Brenne setzt sich eine Atemmaske auf Jede Schicht, die der Drucker aufträgt, im Inneren des Druckers unglaublich und holt ein kleines Fläschchen graues ist nur etwa 30 bis 150 Mikrometer dick heiß – abhängig vom Material bis zu 4 publik 03 / 16 | Forschung Prof. Thomas Niendorf und Florian Brenne vor dem 3D-Drucker für Metalle. In der Hand halten sie ein Auspuff-Teil, das sie für den Rennwagen des Herkules Racing Teams der Uni gedruckt haben. 5 publik 03/ 16 | Forschung Florian Brenne führt Metallpulver in den Drucker ein. Zum Schutz vor den feinen Metallkörnern, die dabei aufwirbeln, trägt er eine Atemmaske. Nach dem Druckvorgang müssen die einzelnen Teile von den Ingenieuren zunächst aus einem Metallblock herausgearbeitet und von Pulverresten befreit werden. 1.200 Grad Celsius. Da dauert allein das Aber zunächst einmal muss jedes Teil, ihre Versuche den Prozess des Druckens Abkühlen der Teile mehrere Stunden. das den Drucker verlässt, von Pulver- optimieren, um möglichst fehlerfrei zu resten befreit werden. Dazu schnappt bauen. Dazu stellen sie vor allem spe- Und wenn dann alles abgekühlt ist? sich Brenne die fertig gedruckten zielle Probenkörper her – die sind klei- Rausnehmen, einsetzen, loslegen – das Gegenstände, die sich noch in einem ner, günstiger und lassen sich schneller bleibt Wunschdenken. Alle Gegenstände Metallblock befinden, und öffnet die drucken als fertige Gegenstände für die werden von den Ingenieuren nachbe- Tür zu einem Nebenraum, in dem eine Industrie. Außerdem suchen die Forscher handelt und geprüft. Prof. Niendorf ist kleine Maschine steht – die Powder- nach weiteren Metallen, die sich gut für froh, dass an der Uni für diese Arbeiten Recovery-Station. Vorsichtig legt er den Druck eignen. Aktuell dominieren diverse Geräte zur Verfügung stehen. den Metallklotz in eine Kammer und Titanlegierungen. Sie machen ca. 80 Pro- Er hebt hervor: „Nicht alle Institute in verschließt sie. Von außen kann er nun zent des Weltmarktes aus. Zertifiziert sind Deutschland, die 3D drucken, verfügen durch integrierte Handschuhe fassen Titanlegierungen unter anderem für die über Maschinen, mit denen sie die Teile und die einzelnen Teile vorsichtig her- Luftfahrtindustrie und die Biomedizin. so tiefgehend prüfen können. Auch neh- ausarbeiten. Brenne macht deutlich: men sie sich oftmals nicht die Zeit, die „Man darf das nicht unterschätzen. Auch Gegenstände umfassend auf Beschaffen- wenn das Ausgangsmaterial pulver- heit und Stabilität zu testen. Das macht förmig ist, es bleibt aus Metall. Das sind die Uni Kassel besonders – wir sind gut dann schon ein paar Kilo, die man in „Die Gegenstände, die wir herstel- ausgerüstet und legen großen Wert auf der Hand hat.“ Das Vorgehen der Ingeni- len, sind extrem filigran und komplex. Nachbehandlung und Prüfung.“ Dazu eure ist sehr effizient. Alle Pulverreste, Anders als im 3D-Druck könnte man stehen den Forschern unter anderem die nach der Befreiung der Gegen- sie oft gar nicht produzieren“, erläutert verschiedene Wärmebehandlungs- stände übrigbleiben, kommen in ein Prof. Niendorf. Dafür hat der Drucker Öfen, diverse Röntgendiffraktometer, Rüttelsieb und können so beim nächs- allerdings auch seinen Preis. Ange- zwei Rasterelektromikroskope und ein ten Druck wiederverwendet werden. schafft wurde er für rund 750.000 Computertomograph zur Verfügung. Die Kasseler Ingenieure wollen durch Euro, finanziert zu 100 Prozent von 6 Chancen für die deutsche Volkswirtschaft publik 03 / 16 | Forschung Je nach Größe der einzelnen Teile können in einem Druckvorgang bis zu 50 verschiedene Objekte gleichzeitig produziert werden. Prof. Thomas Niendorf spannt einen Metallstab aus dem 3D-Drucker in einen Lastrahmen. Er möchte untersuchen, ob der Stab auch größeren Belastungen Stand hält. der DFG. Eine ähnliche Dimension hat zum 3D-Laserschmelzen.“ Zudem zeig- oben kann man in das Gerät hinein- ein weiterer Drucker, den die Forscher ten viele Unternehmen Interesse an sehen und beobachten, wie Schicht gerne ans Institut holen möchten. Der Experten für 3D-Druck. Entsprechend für Schicht ein kleiner rosafarbener Unterschied: Beim bisherigen Verfah- groß sei der Bedarf an Fachkräften. Becher entsteht. Für besondere Anlässe ren wird das Metallpulver durch einen Elektronenstrahl geschmolzen. Bei der zweiten Anlage würde das ein Laser Probenkörper im Belastungstest können Hochschulangehörige bei Prof. Niendorf auf diesen Drucker zugreifen. Voraussetzung: Sie müssen fertige Zeichnungen mitbringen. Diese setzen übernehmen. „Das perfekte Verfahren gibt es nicht“, versichert Niendorf. Brenne hat mittlerweile alle Teile von die Mitarbeiter von Prof. Niendorf dann „Die beiden Verfahren unterscheiden Pulverresten befreit und trägt sie in eine am Computer in Infos für den Drucker sich unter anderem in den Materiali- große Halle, in der mehrere Geräte ste- um. Dabei ist Kreativität gefragt, denn en, die eingesetzt werden können, und hen. Niendorf übernimmt und zeigt bei- von individuellen Schachfiguren über in den physikalischen Eigenschaften spielhaft an einem kleinen Metallstab, Kaffeebecher bis hin zu 3D-Visitenkarten der fertigen Produkte.“ Deshalb wer- wie ein Belastungstest für die Proben- ist alles Mögliche denkbar. Aber auf- den in verschiedenen Industriezweigen körper aussehen kann. Dazu spannt er gepasst: Was aus dem Drucker kommt, unterschiedliche Drucker eingesetzt. einen gedruckten Stab in einen Last- muss noch lange nicht perfekt sein. Bei rahmen. Von oben und unten wird nun einem Kaffeebecher könnte es passie- Der Markt insgesamt ist in den letzten an dem Gegenstand immer kräftiger ren, dass sich die Flüssigkeit zwischen fünf Jahren stark gewachsen. Einen gezogen. Später können die Forscher zwei Schichten im Boden sammelt. Den- Arbeitsplatzverlust für die deutsche dann genauer untersuchen, ob der Stab noch ist 3D-Druck beliebt. Ob Metall, Volkswirtschaft erwartet Niendorf die Belastungen unbeschadet überstan- Kunststoff oder andere Materialien, durch die neue Art der Produktion den hat oder ob Risse entstanden sind. Prof. Niendorf beobachtet immer wieder: „Mit 3D-Druck kann man Menschen nicht: „Deutsche Hersteller sind führend bei der Erzeugung von Metall- Nur ein paar Tische weiter arbeitet der pulvern und dem Bau von Anlagen kleine 3D-Drucker für Kunststoffe. Von aus allen Generationen begeistern.“ 7 Orientierungshilfe für die Suche im All Astrophysiker bauen Moleküle, die helfen, Geheimnisse des Weltraums zu lüften TEXT und FOTO Peter Dilling Wie werden Sterne geboren? Wie ster- physik. Außerdem reagierten Atome ben sie? Wo sind in den Weiten des Welt- in der eisigen Kälte des Alls weitaus raums „Brutkästen“ zu finden, in denen seltener miteinander als auf der Erde. Vorstufen des Lebens entstehen? Auf sol- Dennoch erhalten die Observatorien eine che Fragen suchen Astro-Wissenschaftlerinnen und Den Weltraum ins Labor holen -wissenschaftler Flut von Daten bei der Beobachtung des Weltraums. Astronomen detek- seit Jahrzehnten mit immer aufwendige- tieren Atome und Moleküle mit Hilfe ren Teleskopen Antworten. Bei der Suche der Ferninfrarot-Spektroskopie: Diese ist die Unterstützung des Fachgebiets Teilchen absorbieren oder senden ext- Laborastrophysik der Uni Kassel sehr rem kurzwellige elektromagnetische begehrt. Das Team gibt mithilfe der Mole- Strahlung aus – im Giga- bis Terahertz- kularspektroskopie Observatorien eine Frequenzbereich (1 Terahertz ent- Orientierung, wonach die Kolleginnen spricht 0.3 Millimeter). Doch damit und Kollegen Ausschau halten müssen. ist es nicht getan. Denn jedes Atom oder Molekül aus dem Weltraum hat Die Forscherinnen und Forscher um einen charakteristischen „Fingerab- Prof. Dr. Thomas Giesen helfen ähnlich druck“. Sie schwingen und rotieren auf wie Pfadfinder, die interessanten Regi- unterschiedliche Weise, abhängig von onen im All aufzuspüren, wo Atome im ihrer Umgebung. Einige Moleküle, wie scheinbar leeren Weltraum zu den ver- Aluminium-Monooxid, existieren nur schiedensten Molekülen verklumpen. im Weltraum. „Auf der Erde zerfallen Dazu müssen die Wissenschaftler nicht sie in Mikrosekunden“, sagt Breier. ins All reisen. Sie holen sich den Weltraum gewissermaßen in ihr hochgerüs- Wenn man also bestimmte Teilchen tetes Labor und bauen Moleküle unter im Weltraum aufspüren will, hilft es weltraumähnlichen Bedingungen nach. entscheidend, wenn man deren „Fingerabdruck“ bereits kennt. Hier setzt Die interessanten „chemischen Küchen“ die experimentelle Forschung der im Weltraum zu finden, ist schwer. „Das Kasseler Astrophysikerinnen und gleicht der Suche nach einer Nadel im -physiker an. „Wir erzeugen im Labor Heuhaufen“, sagt Alexander Breier, Dok- unter weltraumähnlichen Bedingun- torand in der Forschungsgruppe Astro- gen interstellar relevante Moleküle. 8 Komplizierte Technik: Alexander Breier zeigt die Molekülquelle, mit der die Forscher unter Weltraumbedingungen experimentieren. In dieser Quelle werden die Moleküle aus einem etwa 3000 Grad heißen Plasma, das von einem Laser erzeugt wird, auf etwa minus 250 Grad Celsius abgekühlt. publik 03 / 16 | Forschung Das fliegende Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie (SOFIA) sucht mit seinem Teleskop nach den interstellaren Gegenstücken der Moleküle, die die Kasseler Forscher im Labor erzeugt haben. Entwickelt wurde SOFIA von der NASA und dem DLR. Foto: NASA/DLR Sie sind 100 Mikrosekunden stabil“, den interstellaren Gegenstücken der gestellt. Wir haben mit vier Mitarbeitern erklärt Breier. Das gelingt mithilfe einer im Kasseler Labor erzeugten Mole- angefangen und sind stetig gewachsen“, Vakuumkammer, einer Molekülquelle küle. „Derzeit beobachtet das ,fliegende berichtet Breier. Heute sind 16 Mitarbei- und eines Spektrometers, das den Teleskop‘ in der Nähe des Galaktischen terinnen und Mitarbeiter in der Astro- Terahertz-Bereich abdeckt. Von jedem Zentrums auf Grundlage unserer Mes- physik tätig, darunter drei Bachelor- und neu „gebauten“ Molekül nehmen die sung kleine Kohlenstoffketten, wel- drei Masterstudierende. Das Fachge- Forscher einen „Fingerabdruck“. Sie che den Anfängen der organischen biet ist mit rund 30 Studierenden nicht zeichnen also dessen Spektrallinien auf. Chemie entsprechen“, sagt Breier. gerade überlaufen. Das hat aber auch Anschließend unterziehen sie ihre Labor- Ihren Erfolg haben die Kasseler Astro- Kontakt zum Professor. Jede Frage wird ergebnisse einem Praxistest: Das von physiker vor allem Prof. Giesen zu ver- beantwortet“, sagt Breier. Die Studie- der NASA und dem Deutschen Zentrum danken. Giesen brachte 2012 bei seinem renden erhielten im Astrophysik-Labor für Luft- und Raumfahrt entwickelte flie- Wechsel von der Universität Köln nach eine breite technische Ausbildung. Diese gende Stratosphären-Observatorium Kassel große Expertise in der modernen sei beispielsweise in der Vakuum- und für Infrarot-Astronomie (SOFIA) sucht Molekülspektroskopie-Forschung mit. Lasertechnikbranche sehr begehrt. mit seinem Teleskop im Weltall nach „Er hat die Forschungsgruppe neu auf- Vorteile. „Jeder Studierende hat direkten 9 „Es ist ein ambitioniertes Vorhaben, das vor uns liegt“ Prof. Dr. Frank Lipowsky ist Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Empirische Lehr- und Lernforschung (ZELL). Dr. Dorit Bosse ist Professorin für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt Gymnasiale Oberstufe. Außerdem leitet sie das Zentrum für Lehrerbildung (ZLB). Gemeinsam leiten sie das Projekt PRONET. 10 publik 03 / 16 | Forschung Das Projekt Professionalisierung durch Vernetzung (PRONET) zielt auf noch mehr Qualität in der Lehrerbildung an der Uni Kassel INTERVIEW Marieke Schmidt FOTOS Paavo Blåfield, Marieke Schmidt Die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern an der Uni Kassel ist schon jetzt sehr gut, aber sie soll noch besser werden. Die Uni erhält dafür 5,6 Millionen Euro aus der bundesweiten „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ für das Projekt PRONET. Aber was bedeutet das konkret für die Studierenden? Darüber sprach die publik mit Prof. Dr. Dorit Bosse und Prof. Dr. Frank Lipowsky, die das Projekt gemeinsam leiten. Worum geht es im Projekt PRONET? und Aktivierung der Lernenden. Es wird also unmittelbar Bosse: Wir möchten unsere Lehrerbildung weiter fort- deutlich, dass die Lehrkraft stets unterschiedliche Kompe- entwickeln – angesichts der Anforderungen, die Schule tenzen aus den Bereichen Bildungswissenschaften, Fach- heute an Lehrerinnen und Lehrer stellt. Durch die Mittel didaktik und Fachwissenschaften integrieren muss. Im aus der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Rahmen von PRONET fangen viele Dozentinnen und Dozen- Ländern haben wir dafür jetzt ganz andere Möglichkeiten, ten jetzt an, ihre Veranstaltungskonzepte gemeinsam zu ent- Lehrangebote an verschiedenen Stellen noch systema- wickeln. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit und tischer weiterzuentwickeln. Hierzu gehört zum Beispiel erfordert Koordination und thematische Abstimmung. das große Thema Inklusion, aber auch Diagnostik. Jetzt erhalten unsere Studierenden zum Beispiel Angebote für Haben Sie Rückmeldungen darüber, ob die sprachsensiblen Fachunterricht oder Mehrsprachigkeit. Studierenden diesen Unterschied bemerken? Lipowsky: Wir können hier auf Daten aus unserem letzten Lipowsky: Ein großes Thema bei PRONET ist die Vernetzung. Lehramtssurvey zurückgreifen. Das Fach Physik pflegt diese Darunter fallen zum Beispiel die Vernetzung von Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften in der Lehre und Kooperationen, die das Referendariat und die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften betreffen. Weshalb halten Sie diese Vernetzungen für wichtig? Bosse: Wenn eine Lehrkraft mit einer Schülergruppe zusammenarbeitet, ist sie gefordert, alles miteinander zu verbinden, was sie an der Universität oder in der letzten Lehrerfortbildung gelernt hat. Es geht im Unterricht nicht nur um eine fachlich korrekte Darstellung und Erarbeitung von Inhalten, sondern auch um eine konstruktive Unterstützung 11 publik 03/ 16 | Forschung PRONET in Kürze Mit der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ unterstreichen Bund und Länder die herausragende Bedeutung von Lehrkräften für den Erfolg des Bildungssystems. Im Rahmen der bundesweiten Initiative setzte sich die Uni Kassel mit ihrem Projekt PRONET gleich in der ersten Runde durch. Die Uni Kassel erhält rund 5,6 Millionen Euro zur Weiterentwicklung der universitären Ausbildung von Lehrkräften. Der Förderzeitraum startete am 1.7.2015 und läuft bis zum 31.12.2018. Verwendet werden die Mittel unter anderem zur Stärkung reflexiver Praxisstudien, zur Vorbereitung der Lehrkräfte auf Inklusion und Diversität und zur Vernetzung von Fachdidaktiken, Fachwissenschaften und Bildungswissenschaften. An dem Projekt sind 30 Professorinnen und Professoren und 50 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uni beteiligt. Insgesamt sind fünf Fachbereiche sowie die Kunsthochschule Kassel und das Zentrum für Lehrerbildung in das Projekt eingebunden. Vernetzung zwischen Fachwissenschaft und Fachdidaktik schon und Selbstreflexion an, wir holen die Praxis medial vermittelt seit längerem. In der Lehramtsbefragung war dann deutlich an die Uni und wir schaffen durch das Arbeiten mit Medien wie zu erkennen, dass die Physikstudierenden die Vernetzung von dem ePortfolio eine nachhaltige Infrastruktur, die zu Diskussion Fachwissenschaft und Fachdidaktik deutlicher wahrnahmen und Austausch einlädt. Dabei helfen uns die PRONET-Mittel. und positiver bewerteten als Studierende anderer Fächer. Können die Studierenden aus dem LehrveranstaltungsKönnten Sie ein PRONET-Projekt aus Ihrer eigenen Praxis verzeichnis gezielt PRONET-Projekte auswählen? kurz vorstellen? Lipowsky: Wir kennzeichnen die Lehrveranstaltungen und Bosse: Bei PRONET laufen aktuell 44 Teilprojekte. Es gibt zum Lernumgebungen, die Teil von PRONET sind, nicht explizit. Beispiel im Rahmen der „Reflexiven Praxisstudien“ ein Teilpro- Dass sich die Studierenden in einer PRONET-Veranstaltung jekt, in dem wir für Lehramtsstudierende mit dem ePortfolio befinden, bemerken sie aber vielleicht daran, dass sie im Rah- eine digitale Lernumgebung entwickeln, die einen reflexiv men der Veranstaltung befragt werden oder dass die Dozenten ausgerichteten Aufbau von Kompetenzen bis ins Referendariat darauf verweisen. Die Befragungsdaten benötigen wir für die ermöglicht. Dazu arbeiten wir mit typischen Unterrichtsszenen, Meta-Evaluation von PRONET. Wir untersuchen unter anderem entweder in Form von Unterrichtsmitschnitten aus unserem die Entwicklung der Studierenden über das ganze Studium Videoportal „Unterricht unter der Lupe“ oder mit textbasierten und prüfen, ob sich der Besuch von PRONET-Veranstaltungen Fallvignetten aus dem „Online Fallarchiv“. Wir schauen uns zum in besonderer Weise auf die Entwicklung von Kompetenzen Beispiel die ersten Minuten einer Unterrichtsstunde an und auswirkt. Dabei versuchen wir, den Befragungsaufwand für erarbeiten dann gemeinsam Kriterien für einen guten Unter- die Studierenden und die Lehrenden in Grenzen zu halten. richtseinstieg. Eigene Erfahrungen mit Unterricht als Schüler oder als Praktikant fließen ebenso mit ein wie Forschungser- Binden Sie die Studierenden auch aktiv in die Evaluation ein? gebnisse zu effektivem Unterricht. Hieran erkennt man drei Bosse: Wir haben die Möglichkeit, Studierende in den ver- Dinge: Wir regen unsere Studierenden verstärkt zur Reflexion schiedenen Teilprojekten in Forschungsvorhaben miteinzu- 12 publik 03 / 16 | Forschung beziehen. Mit Blick darauf, dass die Studierenden später als Bewegung ist und dass Lehrende neue Kooperationen einge- Lehrkräfte immer auch interne oder externe Evaluationen hen, was ganz im Sinne unseres Mottos ist. Die drei Treffen, an ihren Schulen durchführen müssen, ist das wichtig. die wir bislang durchgeführt haben und an denen jeweils ca. 70 PRONET-Mitarbeitende teilgenommen haben, sind ein Welche Herausforderungen sehen Sie für sichtbares Zeichen für diese verstärkte Kooperation und Kom- die nächsten Projektphasen? munikation im Bereich der Lehrerbildung. Aber wir haben Lipowsky: Es ist ein ambitioniertes Vorhaben, das wir ver- das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Die Kasseler folgen und das vor uns liegt. Was Abstimmung, Vernetzung Lehrerbildung ist schon sehr gut – aber da, wo es möglich ist, und Kohärenz betrifft, bemerken wir bereits, dass vieles in möchten wir uns noch weiter entwickeln und verbessern. Anzeige Ein Projekt von: n ch mit diese Dann leb do RTOR! E am SCHILL #Highlights ts-Campus m Universitä zu s bi m 0 > Nur 50 itgemäß odern und ze le > Neubau, m erd und Spü e inklusive H > Einbauküch Internet lätze > High Speed ahrradstellp end Indoor-F ch ei sr au G g > Im K bahnanbindun und Straßen us B e ut G > ilhelmshöhe of Kassel-W > ICE-Bahnh ss > TV-Anschlu ah > Zentrumsn me inklusive d Trockenräu un ch as W > rhanden inen im KG vo Waschmasch o ,- Eur 5 2 2 ab iete Kaltm 13 Gott und die Welt im Klassenzimmer Lehramtsstudierende sprechen mit Jugendlichen über Religion – ist das nicht schwierig? TEXT und FOTOS Samantha Pfanzer Jugendtheologie im Zentrum der Forschung Wer ist Gott? Gibt es ihn überhaupt? zur Beantwortung derzeit noch offener Für viele war das irgendwann sicher ein Forschungsfragen in der Religionspäda- Thema. Vielleicht als Kind, vielleicht als gogik“, erklärt Freudenberger-Lötz. Auch Erwachsener. Aber als Jugendlicher mit die Jugendlichen haben regelmäßig die Das Besondere an diesem Ansatz ist, Freunden über Gott zu sprechen, gar in Möglichkeit, Themenwünsche zu äußern. dass Schüler eines Jahrgangs in ihrer der Schule? Uncool, könnte man vermu- Entwicklung vom Kind hin zum Jugend- ten. Doch die Schülerinnen und Schüler Freudenberger-Lötz bildet mit zehn Schü- lichen begleitet werden. Die Jugend- in Kaufungen sind begeistert von den lern einen Stuhlkreis und ist gespannt. theologie erfuhr laut der Kasseler religionspädagogischen Gesprächen, die Was denken die Teenager über den Glau- Wissenschaftlerin im Gegensatz zur Kin- dort seit Jahren stattfinden. Initiiert hat ben und wie fanden sie den Unterricht dertheologie lange Jahre eine zu geringe die Gespräche Dr. Petra Freudenberger- mit den Studierenden? Gleich wird sie Aufmerksamkeit in der Forschung. Dabei Lötz, Professorin für Evangelische Reli- bombardiert mit Handmeldungen, denn seien die grundlegenden Unterschiede gionspädagogik. Die Kasseler Theologin es zeigt sich, dass das Interesse an theo- zwischen Kind und Jugendalter offen- hat ein neues, in Deutschland einmaliges logischen Gesprächen auch nach drei sichtlich: etwa das komplexere Wissen, Konzept entworfen, das Studierende Jahren noch groß ist. Linnea zum Bei- die erweiterten kognitiven Kompeten- stark einbezieht und mit dem Jugendli- spiel würde gerne im nächsten Schuljahr zen und die veränderten Interessen. che über mehrere Jahre begleitet wer- über das Thema „Leben und Tod“ reden, den. Sie nennt es den „Kasseler Weg“: weil es dabei vieles gebe, das „man Oft fällt es Teenagern anfangs schwer, gar nicht so genau wissen kann“. Luca offen über ihre Gefühle und Deutungen In der „Forschungswerkstatt Theologi- würde gerne darüber sprechen, wie man zu sprechen. Die Sicht, die andere von sche Gespräche“ unterrichten Studie- die Bibel modern und bildlich deuten ihnen haben sollen, erschwert die freie rende an Partnerschulen für die Dauer kann, „so als guten Ratschlag oder Ähn- Meinungsäußerung. Die theologischen eines Semesters Kleingruppen von liches. Es kann ja nicht alles so wörtlich Fragen erscheinen vielleicht auch zu sechs bis acht Teenagern. Die Ergeb- gemeint sein, wie es in der Bibel steht.“ weit weg von der eigenen Lebenswelt nisse jeder Unterrichtsstunde münden Selina möchte selbst Umfragen darüber und den Interessen. Doch letztlich sind in die Vorbereitung der nächsten. „Sie machen, was die Leute über Gott den- sie auf der Suche nach ihrem Lebensstil, dienen einerseits zur Professionalisie- ken und ob sie sich damit beschäftigen. nach einem neuen Selbstbewusstsein rung der Studierenden, andererseits 14 und ihrer eigenen Identität. Theologische publik 03 / 16 | Forschung Mittlerweile sind schon etliche Veröffentlichungen aus den Forschungswerkstätten erwachsen. Die Reihe „Beiträge zur Kinder- und Jugendtheologie“ (kassel university press) präsentiert sehr gelungene Examensarbeiten, die im gesamten deutschsprachigen Raum Beachtung finden. Gespräche können den Jugendlichen Ori- im Vorfeld entierung geben, so Freudenberger-Lötz. einen kur- Während sie von den Studierenden als zen Brief kompetente Gesprächspartner betrachtet schreiben, werden, lernen sie selbst, ihren eigenen in denen Standpunkt zu finden und zu vertreten. sie über sich erzählen und Für die Schüler ist es immer etwas worauf sie Besonderes, wenn die Studierenden sich in den an die Schule kommen. Arvid bemerkt Gesprächen dazu: „Es war so gar kein klassischer freuen. Eine Religionsunterricht. Man hat im Stuhl- tolle Möglich- kreis darüber gesprochen, was man keit, das Eis denkt. Da kann man auch schon mal schon früh zu eine ganze Stunde lang diskutieren. brechen! Durch die Kleingruppen wurde es auch viel persönlicher und intensiver.“ Die Studierenden empfinden die Gespräche mit den Schülern ebenfalls als einen großen persönlichen Gewinn, da sie ihnen früh in ihrer Ausbildung einen Praxisbezug für ihre spätere Lehrtätigkeit ermöglichen. Um ihnen den Einstieg in die Gespräche mit den Jugendlichen zu erleichtern, hat Frau Freudenberger-Lötz noch eine besondere Aufgabe für die Schüler: Sie können den Studierenden 15 Geschichten in 45 Sekunden Das Startup „Raum 230 GbR“ produziert Animationsfilme mit schlichten, teils poetischen Bildern TEXT Gabriele Hennemuth FOTOS „R230“ In Raum 230 an der Kunsthochschule er drei von Absolventen gegründete sitzen Studierende zusammen, um Pro- Studios und leitete Erfolgsfaktoren für jekte zu bearbeiten. Hier haben sich ein eigenes Startup ab. Martin, der sei- auch Dennis Stein-Schomburg (30) und nen Abschluss bereits ein Jahr zuvor Martin Schmidt (33) kennengelernt. gemacht hatte, war begeistert und beide Die beiden sind Absolventen der Trick- beschlossen, gemeinsam zu gründen. filmklasse und haben gemeinsam ein Derzeit nutzen sie ein Inkubator-Büro erfolgreiches Startup aufgezogen. Ihre in der Gottschalkstrasse. Dort arbei- Filmprojekte laufen inzwischen welt- ten aktuell sechs Gründerteams, die weit auf Festivals wie der Berlinale und ihre Geschäftsideen weiter ausarbeiten wurden vielfach preisgekrönt. Auch mit und erste Schritte am Markt testen. kommerziellen Clips sind sie erfolgreich. Die Zeit, in der sie an einem Film arbeiten, beschreibt Dennis als sehr intensiv: Ein Mix aus analogen und computeranimierten Aufnahmen „Da schläft man auch schon mal unter dem Schreibtisch.“ Viele ihrer erfolgrei- Heute realisiert die „Raum 230 GbR“ chen Filmprojekte wie „Emil“ oder „The kommerzielle Filmproduktionen, bei- Old Man and the Bird“ sind in der Kunst- spielsweise Werbeclips oder Erklär- hochschule entstanden. Im Raum 230 videos. Was ein Realfilm in fünf Minuten saßen die Trickfilmstudierenden zu fünft erzählt, packt das Startup in 45 Sekun- oder sechst zusammen, haben an ihren den. Die Clips funktionieren auf der Projekten gearbeitet und sich gegenseitig Kinoleinwand, aber auch auf dem Smart- geholfen. „Man merkt sehr schnell, ob phone oder dem Computer. Bei der man mit dem anderen klarkommt, unter Produktion kommen den Gründern ihr Stress, engen Deadlines oder bei Hitze“, Talent zum Geschichtenerzählen und erzählt Dennis. Und so ist in zwei Jahren unterschiedliche Techniken zugute, die ein Netzwerk aus verschiedenen Exper- sie sich im Studium angeeignet haben. ten entstanden, die sehr genau wissen, So können sie zum Beispiel komplexe welche Kompetenzen jeder einzelne hat Inhalte so reduziert wie möglich dar- und mit wem sie gut zusammenarbeiten. stellen. Das Ergebnis sind Filme mit schlichten, teilweise poetischen Bildern. Ende 2014 stellte Dennis in seiner Abschlussarbeit „Raum_230 – ein Weg Bei ihrer Arbeit profitieren die Trickfilmer zur gemeinsamen Selbständigkeit“, ein von ihren unterschiedlichen Talenten: Geschäftskonzept für die Gründung eines Dennis arbeitet gerne analog, Martin Studios vor. Für seine Arbeit besuchte lieber am Computer. So entstehen 16 Ein Blick hinter den Kulissen vom Dreh: „The Old Man and the Bird“. publik 03 / 16 | Transfer Beim Dreh ist das Team der Raum 230 GbR hoch konzentriert. Spots mit einem Mix aus analogen und computeranimierten Bildern – diese Kombi- Gründer-Blog nation bleibt im Kopf. Das Team ist froh, zu wachsen und weitere Talente an Bord zu holen. „Auch einsame Wölfe sollten sich ein starkes Team zur Gründung suchen, Die Universität Kassel informiert ab sofort in einem eigenen Blog um die Fähigkeiten zu vereinen“, rät Martin über Themen von und für Gründer angehenden Gründerinnen und Gründern. und Startups: Filmprojekte in Eigenverantwortung an der Kunsthochschule Kassel zu produzieren www.gruenderblog-uni-kassel.de war eine gute Schule für die Gründung, davon sind Dennis und Martin überzeugt. Sie mussten sich nicht nur mit der Ideenentwicklung und der Kalkulation beschäftigten, Der Blog bietet Tipps für Gründerinnen und Gründer, sondern auch Marketingkonzepte erstellen. hilfreiche Links und Informationen Außerdem war die Arbeit im Raum 230 sowie News und Reportagen von eine wichtige Team-Erfahrung. Das Startup und über Existenzgründer-Teams. zieht noch im Oktober 2016 in ein größeres Büro im Science Park um. Ihren Namen „Raum_230 GbR“ behalten sie aber. 17 Handwerkskunst für Forschung und Lehre Seit 1973 fertigt die Glaswerkstatt Apparate für Wissenschaft und Kunst TEXT Samantha Pfanzer FOTOS Samantha Pfanzer „Wenn man Glas erhitzt, wird es flüssig. zähler oder Destillen. Besonders bei den Das ist am Anfang für die Auszubilden- naturwissenschaftlichen Instituten und den die größte Herausforderung: Die in den Ingenieurwissenschaften ist ihre Glasröhren, die sie bearbeiten, so über Handwerkskunst gefragt – und wenn dem Feuer zu drehen, dass die Mitte etwas kaputt geht, ist das Team der Werk- nicht zerfließt und alles dazu noch in der statt zur Stelle und repariert die Geräte. Achse bleibt“ erläutert Michael Meyer, Auch für die Kunsthochschule hat die Leiter der glastechnischen Werkstatt. „Es Glaswerkstatt schon Kunstwerke und dauert Monate, bis man den Dreh raus Alltagsgegenstände hergestellt. So etwa hat.“ Meyer betreut die beiden Auszu- 2013 eine Glasskulptur des Künstlers bildenden Marius Gertz (21) und Annina Urs Lüthi, die der ehemalige Professor Klotz (28). Gertz lächelt bei dem Gedan- für Visuelle Kommunikation in seinem ken an seine Anfangszeit. Er musste bis Münchener Atelier ausgestellt hat. vor kurzem durch diesen schmerzhaften Prozess und führt am Tischbrenner vor, Derzeit arbeiten in der Werkstatt zwei was sein Ausbilder meint. Jetzt zeigt Angestellte: Matthias Schäfer (56) war er stolz, woran er gerade arbeitet: Ein 1976 einer der ersten technischen Aus- Gärrohr für das biologische Institut. zubildenden der Uni. Michael Meyer (61) ist schon seit 1978 dabei und so Seit 1973 und damit schon kurz nach begeistert von seinem Beruf wie am ers- der Gründung der Gesamthochschule ten Tag. Das merkt man ihm schnell an, Kassel wurde die Glaswerkstatt am wenn er in seiner Werkstatt von Gerät Standort Heinrich-Plett-Straße in Ober- zu Gerät springt. Er weiß gar nicht, zwehren eingerichtet. Seit 1976 ist sie was er als erstes zeigen soll: Etwa die ein Ausbildungsort für Fachkräfte des Kreationen seiner Auszubildenden, die Glasapparatebauhandwerks – die ein- Drehmaschinen, die den Handwerkern zige in der größeren Umgebung mit bei größeren Arbeiten das Glasdrehen diesem Equipment. Die Handwerker abnehmen oder gleich das Schmuckstück stellen überwiegend filigrane Werkzeuge im hinteren Bereich der Werkstatt? Dabei und Behälter für Forschung und Lehre handelt es sich um die selbst angefer- her wie etwa Gärrohre, Kühler, Blasen- tigte H2O-Bi-Destille. Sie destilliert das 18 publik 03 / 16 | Campus Die Auszubildenden Annina Klotz (links) und Marius Gertz (oben) werden vom Leiter der glastechnischen Werkstatt, Michael Meyer (im Kittel), betreut. Bild unten: Die Destille ist mehr als einen Meter hoch und wurde von der Werkstatt selbst angefertigt. Ein beeindruckendes Kunstwerk mit Spiralen, verwinkelten Wasserdurchflüssen, einem „integrierten Wasserkocher“ und zwei Heizstäben. Leitungswasser gleich zweimal und sorgt dadurch für ein besonders sauberes und Mit dem Glashandwerk Kunst und Nützliches verbinden kalkfreies Wasser. Nur diese Flüssigkeit wird zum Spülen und Säubern des Klotz war schon früh von dem Materi- eingespannt, während sie 13 Wochen empfindlichen Materials benutzt, damit al Glas fasziniert. Mit der Ausbildung im Jahr die Schulbank drücken. es nicht durch Kalk angegriffen wird. in der Uni-Werkstatt konnte sie diese Leidenschaft mit der Vorliebe für eine Auf die Frage, was sie denn mehr inte- Für die Auszubildenden geht es am handwerkliche Arbeit verbinden. Gertz ressiere: die Herstellung von Glas- Anfang vor allem darum, „Spitzen zu hat sich direkt nach der Schule für das apparaten für die Wissenschaft oder ziehen“. Das Glasrohr wird so bearbeitet, Glashandwerk entschieden. Kassel von Kunstwerken, betonen beide ein- dass es an beiden Seiten zu einer zulau- war da seine erste Adresse. Beiden stimmig: „Beides ist Kunst!“ Klotz fenden Spitze geformt wird. Dadurch war außerdem klar, sie wollen nicht sagt: „Ich entdecke zunehmend die ist man später weit weg von der heißen einfach nur eine Glasfachschule besu- Schönheit an den Kühlern oder Gär- Schmelzstelle. Im nächsten Schritt wird chen, sondern gleichzeitig im Betrieb rohren, die wir herstellen. Und die geübt, wie man Kugeln aus dem durch- arbeiten. „In der Schule stellt man zwar sind dazu auch noch nützlich.“ sichtigen Werkstoff bläst. Mittlerweile auch Sachen her, die landen dann am sind Annina Klotz und Marius Gertz Ende aber meist in der Tonne. Hier weiß schon viel weiter. Sie setzen ihre Schutz- ich, meine Arbeit wird gebraucht und brillen auf. Während Klotz einen Kühler unsere Geräte werden benutzt. Das ist formt, schaltet Gertz den Brenner auf ein tolles Gefühl!“, betont Gertz. In der große Flamme. Er stellt eine Schaum- Werkstatt werden sie praxisnah ausge- bremse für das Institut für Chemie her. bildet und gleich in größere Projekte Mehr zur Ausbildung an der Universität Kassel: www.uni-kassel.de/go/ausbildung 19 „Viele unserer Studierenden arbeiten aktuell mit Geflüchteten“ Prof. Dr. Manuela Westphal über laufende Projekte und Kooperationen zum Thema Flucht INTERVIEW Marieke Schmidt FOTO Marieke Schmidt Welche Seminare bieten Sie aktuell zum Thema „Flucht“ an? Im letzten Semester ist ein Theorie-Praxis-Seminar gestartet, das ich gemeinsam mit der Lehrkraft für besondere Aufgaben im BA Studiengang Soziale Arbeit, Sina Motzek-Öz, anbiete. Mit den Studierenden bearbeiten wir theoretische Fragen aus der Sozialarbeit mit Geflüchteten, sehen uns aber auch die Praxis an. Dazu kooperieren wir aktuell mit dem Projekt „Meine Chance“ des Jugendmigrations- Prof. Dr. Manuela Westphal hat bereits in ihrem eigenen Studium zum Thema Flucht geforscht. Mit der publik spricht sie darüber, wie das Thema aktuell in ihre Lehre am Fachgebiet „Sozialisation mit dem Schwerpunkt Migration und interkulturelle Bildung“ einfließt. dienstes der Caritas in Kassel. In dem Projekt werden junge Geflüchtete im Alter von 18 bis 25 Jahren auf ihren die Sozialpädagogin Hacer Toprakoglu men, in denen Märchen zum Thema Hauptschulabschluss vorbereitet. vom Jugendmigrationsdienst. „Familie“ behandelt werden. Welche Aufgabe übernehmen Gibt es weitere Kooperationen Und auf der Forschungsebene – welche die Studierenden? mit Einrichtungen in Kassel? Fragen sind da gerade aktuell? Sie evaluieren das Projekt. „Meine Gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Kruse Im größten Projekt am Fachgebiet, das Chance“ läuft über zwei Jahre und wir vom Institut für Germanistik denke ich von der Stiftung Mercator gefördert wird, wollen den gesamten Zeitraum auswer- aktuell über eine Art „Quasi“-Schule geht es allgemeiner um migrations- ten und auch darüber hinaus fragen, nach, die wir in der Aufnahmeein- und kindheitspädagogische Fragen. Wir wo die Geflüchteten einen Ausbildungs- richtung Niederzwehren aufbauen untersuchen aus Sicht von Eltern in der platz oder Arbeit gefunden haben. Dazu möchten. Dabei geht es um eine Vorbe- Türkei und aus der Türkei die Themen hospitieren unsere Studierenden im schulung für Grundschulkinder. In frühe Kindheit, Entwicklung und Erzie- Unterricht und führen Gespräche mit den einem anderen Projekt kooperieren hung. Dann gibt es zum Beispiel noch Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ent- wir mit der GRIMMWELT und brin- ein Projekt über adoleszente Entwicklun- standen ist diese Kooperation übrigens gen Einheimische, Geflüchtete und gen von begleiteten und unbegleiteten durch eine Absolventin der Uni Kassel, Studierende in Workshops zusam- jugendlichen Geflüchteten. In diesem 20 publik 03 / 16 | Campus Sprachkurs für Geflüchtete. Auch viele Studierende der Uni Kassel arbeiten beruflich, ehrenamtlich oder in Praktika in der Flüchtlingssozialarbeit. Foto: Frank Gärtner / Fotolia.com Rahmen arbeitet die wissenschaftliche geändert. Viele unserer Studierenden und Erziehung dringend gebraucht. In Mitarbeiterin Samia Aden in ihrer Pro- arbeiten aktuell mit Geflüchteten: beruf- diesem Zusammenhang ist die Arbeit motion zu der Frage, welche Handlungs- lich, im Praktikum oder im Ehrenamt. mit Geflüchteten zwar gesondert zu und Orientierungsmuster Geflüchtete Oft sind es die Arbeitgeber oder die betrachten, sie ist aber zugleich in aus Somalia durch transnationale soziale Institutionen, die auf die Studierenden das große Thema sozialer Inklusion, Beziehungen haben und wie diese ihre zugehen und sie bitten, den Bereich Diversität und Teilhabe einzubinden. Zukunftsvorstellungen beeinflussen. der Flüchtlingssozialarbeit zu betreuen. Eine Traumatisierung oder ein Sprach- Das verstärkt wiederum das Interesse defizit sind auch eine Beeinträchtigung. der Studierenden für das Thema. Eine wichtige Aufgabe der Sozialpä- Wie werden die Veranstaltungen zum dagogik sehe ich deshalb darin, das Thema Flucht von den Studierenden angenommen? Und nach dem Studium – finden Ihre Integrations-/ Inklusionsthema an den Bis vor zwei Jahren hatten wir noch Stu- Studierenden schnell einen Job? Kitas, Schulen und Hochschulen zu dierende, die das Thema Flucht vielleicht Sozialpädagogen mit migrationsgesell- stärken und weiterzuentwickeln. nur am Rande ihres Studiums behan- schaftlichen Kenntnissen und reflektier- delt haben – das hat sich bedingt durch ter interkultureller Kompetenz werden die Nachfrage aus der Arbeitspraxis im gesamten Bereich von Bildung 21 Die Etikette bleibt wichtig – aber welche? Eine Germanistin hat untersucht, welche Erwartungen Kasseler Lehrende an die E-Mails ihrer Studierenden haben TEXT Sebastian Mense FOTOS Uni Kassel „Hey Herr Professor“ – Flapsigkeiten wie diese lässt kaum ein Lehrender in einer E-Mail von Studierenden durchgehen. Darauf deuten Ergebnisse einer empirischen Studie an der Universität Kassel hin, in der erstmals „Angemessenheitserwartungen“ in der Mail-Kommunikation an einer Hochschule untersucht wurden. Aber, so ein Befund: Wenn Studierende mit Formulierungen Anstoß erregen, muss dies nicht unbedingt an ihnen liegen. Katharina Böhm hat in ihrer Abschlussarbeit untersucht, welche Erwartungen Dozentinnen und Dozenten an die E-Mails von Studierenden haben. „Hi Prof, wann schreiben wir Klausur?“ Mit diesem Zitat überschrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung vor einiger Zeit So akzeptiert eine Mehrheit der Lehrenden eine Anre- ein Interview mit einem Gießener Professor, der mangelnde de ohne Titel. Auch die eher vertrauliche Anrede „Liebe/r Etikette in E-Mails vieler Studierender beklagte. Die Rede von Frau/Herr XY“ wird weitgehend als angemessen emp- einem allzu laxen Ton in den Schreiben von Studentinnen und funden – auch bei Studierenden, zu denen kein enges Studenten hört man seitdem immer wieder. Katharina Böhm Verhältnis besteht. Die noch von der Elterngeneration (26), Absolventin der Universität Kassel, hat in ihrer Abschluss- beherzigte Regel, kein Schreiben mit „ich“ zu beginnen, arbeit nun erstmals untersucht, welche Erwartungen Dozen- können die Studierenden ebenfalls getrost vergessen. tinnen und Dozenten an die E-Mails ihrer Studierenden haben. Auch wenn sich diese Untersuchung – so viel vorweg – auf das Bitte keine Chat-Sprache Lehrpersonal der Geistes- sowie der Naturwissenschaften an der Universität Kassel beschränkt und die Gruppe der Befrag- Dennoch gibt es auch in der digitalen Kommunikation an ten relativ klein ist: Die Ergebnisse sind teils überraschend. einer Hochschule jede Menge Fauxpas: So empfindet es 22 publik 03 / 16 | Campus Viele Dozentinnen und Dozenten empfinden es als unangebracht, wenn E-Mails ohne Namensnennung beginnen oder die Groß- und Kleinschreibung nicht beachtet wird. die Mehrheit der Dozentinnen und Dozenten als unange- Bei der Analyse der E-Mails zeigte sich, dass die meisten Stu- bracht, E-Mails ohne Anrede zu beginnen oder mit einer dierenden es richtig machen: „Etwa zwei Drittel aller Mails Anrede, aber ohne Namensnennung. Auch „Hey Frau werden von den Adressaten als angemessen beurteilt“, berich- XY“ oder „Hi Herr XY“ sollten Studierende tunlichst ver- tet Böhm. „Ausrutscher wie die viel zitierten allzu flapsigen meiden. Die online inzwischen häufig anzutreffende Anreden wie ,Hey‘ oder ,Hallöchen‘ konnte ich kaum finden. durchgehende Kleinschreibung wird ebenso wenig gou- Ab und an allerdings E-Mails, die wie WhatsApp-Nachrich- tiert wie häufige Rechtschreib- oder Tippfehler. Und ganz ten wirkten.“ Aber auch dort, wo die Studierenden nicht die falsch machen es alle, die Chatsprache verwenden, even- Erwartungen der Adressaten treffen, müsse die Schuld nicht tuell noch ergänzt durch Sternchen: „***seufz***“. immer bei ihnen liegen. „Oft können sie nicht wissen, welche Erwartungen der Adressat hat“, erläutert Böhm. So empfindet „Aus dem Internet oder aus privaten Nachrichten ist diese zwar die Mehrheit der Empfänger eine Anrede mit Titel wie Sprache geläufig“, sagt die Lehramts-Absolventin Böhm. „Dr.“ oder „Prof.“ als angemessen, manche halten sie sogar „Aber wird sie tatsächlich auch in E-Mails an Lehrende ver- für dringend erforderlich. Andere aber hielten den Titel gera- wendet? Und wie reagieren die Empfänger? Das wollte ich de für unangebracht. Auch hätten Dozenten in einigen Fällen wissen.“ Für ihre Examensarbeit befragte die Germanistin E-Mails als im Ton unangemessen beurteilt, obwohl alle ihre 34 Dozentinnen und Dozenten der Fachbereiche Geistes- Erwartungen erfüllt worden waren. Hier, vermutet Böhm, wissenschaften und Naturwissenschaften der Universität spielten möglicherweise situative Faktoren eine Rolle – etwa Kassel. Außerdem wertete sie 284 E-Mails aus, die Studie- wenn ein Referat am Vorabend per Mail abgesagt wird. rende an die Befragten geschrieben hatten. Dabei handelte es sich um erste Gesprächsaufnahmen; ausgenommen waren Antworten auf vorangegangene E-Mails und auch der Schriftverkehr mit näher bekannten Studierenden. 23 Lieblings-Orte Feiern oder entspannen: Studierende verraten, wo sie an der Uni und in der Stadt gerne hingehen AUFGEZEICHNET von Samantha Pfanzer und Marieke Schmidt FOTOS Marieke Schmidt, Samantha Pfanzer Kevin Octavio, 25 Jahre, 8. Semester Berufspädagogik in den Fächern Metalltechnik und Sport Niklas, 23 Jahre, und Lennart, 21 Valentina, 24 Jahre, 3. Master- Ich mag die Bibliothek am HoPla. Wenn Semester in Biologie man die ruhigen Insider-Orte kennt, kann Jahre, 5. Semester Elektrotechnik man sich da stundenlang aufhalten. In Kassel gibt es viele schöne Orte – Mein Lieblings-Ort an der Uni ist der Besonders während der Semesterferien schwer sich da zu entscheiden. Am Pavillon. Da treffe ich Leute oder setze bin ich da oft. Das Sportinstitut ist dann Standort Wilhelmshöher Allee sind wir mich einfach zum Lesen und Kaffeetrin- der Kontrast, aber das mag ich auch am liebsten auf dem Mensavorplatz. ken hinein. In Kassel bin ich gerne im sehr. Das ist nahe der Aue und bietet Da kann man sich gut mit Freunden Vorderen Westen unterwegs. In dem viel Natur. Das Irish Pub in der Friedrich- zusammensetzen. Im Sommer ent- Stadtviertel habe ich mal eine Woh- Ebert-Straße ist ein familiärer Ort, wo spannen wir zum Beispiel am Buga- nung angeguckt und mein erster Ein- ich mich abends wohl fühle. Ich habe See oder treffen uns auf der großen druck war, dass es dort sehr gemütlich dort auch meine Freundin kennenge- Wiese vor der Orangerie. Zum Feiern: ist. Ich mag etwa das Westend-Café. lernt. Es macht einfach Bock, da zu sein. FES geht immer. Außerdem hatten wir Abends findet man mich oft im Fiasko in im Irish Pub schon gute Abende. Die der Schönfelder Straße. Auf der Select veranstalten auch Karaoke-Partys und Party gibt’s da ganz schön was auf die ein Pub-Quiz. Und noch eine Empfeh- Ohren. Vor allem Ska und Punkrock. lung: die Uniparty in der Ing.-Schule. Das macht einfach Lust auf Tanzen. 24 publik 03 / 16 | Campus Tobias, 22 Jahre, 6. Semester Lehramt Physik und Sportwissenschaften Auch in meiner Freizeit bin ich gerne am Institut für Sport und Sportwissenschaften. Das ist ja direkt an der Aue. Aber Sahba, 25 Jahre, 10. Semester vor allem mag ich die Leute dort, meine Lehramt Englisch, Französisch Kommilitonen, aber auch die Dozenten. Cornelia, 25 Jahre, 10. Semester Die sind dort alle sehr offen und locker. Lehramt Mathematik, Französisch Das finde ich toll! Mein Lieblingsort in Kassel ist auf jeden Fall der Bergpark. Wir finden die Terrasse auf dem Pavil- Hasim, 24 Jahre, 2. Semester Dort gehe ich oft joggen und genieße lon toll! Wenn die Sonne scheint, könn- Wirtschaftsrecht die Natur. Abends bin ich dann eher auf ten wir da den ganzen Tag sitzen, Leute der Friedrich-Ebert-Straße unterwegs. beobachten und Kaffee trinken. Die Sitz- Hier im Pavillon am HoPla gefällt es mir Zum Feiern gehe ich beispielsweise kissen im Campus Center sind auch zu am besten. Einfach rumsitzen, Kaffee gerne Mal ins FES oder den Club 22. empfehlen, total gemütlich, allerdings trinken und nette Gespräche mit allen beliebt, da muss man Glück haben, möglichen Leuten führen. Dasselbe dass ein Kissen frei ist. Der Bergpark mache ich in der Stadt an der Orangerie. ist unser place to be. Besonders die Um auszugehen, gefällt mir der Club 22 Wiese am Schloss ist nicht so voll wie sehr gut. Er hat zwei Floors. Wenn man etwa die Goethe-Anlage. Da kann man tanzen will, geht man hoch, ansonsten gut ausspannen. Für abends ist die bleibt man in der Bar und kann sich mit Lollibar im ARM eine gute Adresse zum den anderen Feierwütigen unterhal- Feiern. Schön sind aber auch das K19 ten. Das Alex am Friedrichsplatz hab und der Schlachthof. Da gibt es viele ich auch letztens für mich entdeckt. kulturelle Veranstaltungen und Konzerte. Wenke, 29 Jahre, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Weiterbildendes Studienprogramm Mein Lieblingsort an der Uni ist die Bank unter der Weide. Ansonsten finde ich diese ganzen kleinen verwinkelten Mini-Gärten und das kleine Amphitheater versteckt in den Gassen der Klinkergebäude toll. Im Café DesAStA bin ich auch oft und trinke einen Kaffee. In Kassel mag ich den Weinberg, da ist es wie im Märchen. Abends gehe ich gerne in den Weinbergkrug, aber auch in die Goldgrube oder die Mutter. Letzter Tipp: Der Nachtflohmarkt in der Kesselschmiede alle drei Monate. 25 Von der Kunst zur Kneipe zum Kafé Christof Lutz ist Absolvent der Kunsthochschule Kassel. Seine Ideen für Kunst und visuelle Kommunikation setzt er heute in Gastronomie- und Musikprojekten um. TEXT Sonja Fischer FOTO privat Ein abgewetzter Tresen mit Thekenschrank aus den Fünfziger- Im Weinberg-Krug sei jeder Abend anders, sagt Lutz. „Das jahren, Altkanzler Helmut Schmidt im Portrait und ein Skelett ist eigentlich kein Tanzladen, aber manchmal feiern und an der Wand: „Trash tanzen die Leute richtig ab. An anderen Tagen sitzen alle bis Punk“, so beschreibt „Trash bis Punk“ an der Bar und würfeln.“ Vom Queer-Abend über House- Christof Lutz (37) den Stil seiner Kneipe „Weinberg-Krug“ an Partys bis zu Geburtstagsfeiern variieren die Veranstaltun- der Frankfurter Straße, die er seit fünf Jahren gemeinsam mit gen. Eine richtige Institution sind die Retro-Games zweimal dem befreundeten Musiker Craig Bjerring betreibt. Den Som- im Monat, wo auf alten Konsolen Videospiele gespielt wer- mer haben die beiden zum Renovieren genutzt: die Wände in den. Aber wo bleibt eigentlich die Kunst bei so viel Ver- Taubenblau gestrichen und die alte Holztheke frisch geölt. anstaltungs- und Thekenplanung? „Für mich ist das kein Widerspruch“, sagt Lutz. „Visuelle Kommunikation heißt Lutz hat bis 2008 Visuelle Kommunikation an der Kunst- ja Atmosphäre machen. Ich habe hier einen Gestaltungs- hochschule Kassel studiert und danach als wissenschaft- raum, in dem ich meine Ideen frei umsetzen kann, wenn ich licher Mitarbeiter die Basisklasse unterrichtet. In dieser zum Beispiel unsere Veranstaltungen bewerben möchte.“ Zeit veranstaltete er mit Bjerring Konzerte und Partys, für die sie nur Mundproganda gemacht haben. Schnell Für intensive Kunstprojekte ließ die Kneipe aber keine Zeit wurde der Andrang so groß, dass sie sich etwas ande- mehr. Im ersten Jahr standen Lutz und Bjerring sogar noch res überlegen mussten. „Wir wollten gern in der Süd- jeden Abend selbst hinter dem Tresen. „Ich bin ganz froh, stadt weitermachen, denn hier gab es bis dahin fast kein dass das jetzt vorbei ist und wir immer Leute finden, die gern Angebot für Studenten und Künstler“, erzählt Lutz. bei uns arbeiten“, sagt Lutz. Die freie Zeit haben die beiden gleich ins nächste Gastro-Projekt investiert: Im Winter 2014 Im Jahr 2011 haben die beiden den damals geschlosse- eröffneten sie das Kafé am Weinberg – direkt neben dem nen Weinberg-Krug entdeckt, eine der ältesten Kneipen in Weinberg-Krug und der Galerie „Warte für Kunst“. Das Kafé Kassel. „Die Pils-und-Korn-Ästhetik fanden wir richtig gut, ist ein richtiges Kontrastprogramm zum wilden Weinberg- das wollten wir genau so lassen und auch den Namen und Krug. Hier treffen junge Familien, Rentnerinnen und Rentner das alte Kneipenschild behalten. Eigentlich mussten wir und Studierende in entspannter Umgebung aufeinander, um nur eine bessere Anlage und gutes Licht installieren und selbstgebackenen Kuchen zu bestellen. „Passt gerade viel bes- alles mit ein bisschen Ironie dekorieren.“ Die „neue“ Kneipe ser zu meiner eigenen Lebenssituation“, sagt Lutz, „ich habe kam insbesondere bei den Kunststudierenden und Künst- ja inzwischen auch zwei kleine Kinder.“ Obwohl die Konzepte lern sofort richtig gut an. Inzwischen ist das Publikum et- verschieden sind, vermischt sich das Publikum beider Läden was gemischter, auch Leute aus der Nachbarschaft und bei gemeinsamen Veranstaltungen sehr gut. Künftig bleibt Studierende anderer Studiengänge kommen gern vorbei. das Kafé bis in den späten Abend geöffnet und die Gäste können je nach Lust zwischen den Angeboten wechseln. 26 publik 03 / 16 | Menschen Craig Bjerring (links) und Christoph Lutz im Kafé am Weinberg. 27 Als Schüler an die Uni Das Frühstudium ermöglicht einen ersten Einblick in die Universität Robin Ole Heinemann hat dieses Jahr sein Abitur gemacht und interessiert sich vor allem für theoretische Astrophysik. TEXT Samantha Pfanzer FOTOS Samantha Pfanzer, privat Robin Ole Heinemann (17) hat dieses Jahr sein Abitur gemacht. belegte zusammen mit Patricia Asemann, ebenfalls eine Birk Magnussen (16) steht es im nächsten Schuljahr bevor. ehemalige Frühstudentin, für die Simulation einer Planeten- Beide verbindet eins: Sie haben bereits an der Uni Kassel stu- Entstehung im Bundeswettbewerb 2015 den 1. Platz, Birk für diert – naja nicht wirklich studiert, aber sie haben schon Lehr- einen Energiemanager den 3. Platz. Was ihre Noten angeht, veranstaltungen besucht, und das während ihrer regulären muss man sich nicht unbedingt Sorgen machen, und so er- Schulzeit. Sie sind so genannte Frühstudenten, also Schüler, halten sie leichter die Erlaubnis der Schule, während der die schon während ihrer Schulzeit in ihr späteres Studium Unterrichtszeit auch mal für Kurse an der Uni zu fehlen. reinschnuppern möchten. Ganz regulär erhalten sie in den belegten Kursen Scheine, die sie sich für ihr späteres Studium Robin, der dieses Jahr sein Abitur an der Albert-Schweitzer- in Kassel, aber auch andernorts anrechnen lassen können. Schule gemacht hat, interessiert sich besonders für die theoretische Astrophysik: „Mit Physik kann man die Welt noch Robin und Birk haben noch mehr gemeinsam: Sie engagie- einmal mit ganz anderen Augen betrachten und ich will ren sich in ihrer Freizeit im Schülerforschungszentrum Nord- wissen, was es noch da draußen im Universum gibt“, erklärt hessen (SFN) der Uni Kassel. Sie haben auch schon mehrere er begeistert. Bei Birk, Abiturient am Wilhelmsgymnasium, Male am landes- oder bundesweiten Wettbewerb der Stiftung sind es die Fächer Elektrotechnik und Informatik, die er später Jugend Forscht teilgenommen und Preise gewonnen: Robin studieren möchte. Seine Hobbys sind „Engineering und das 28 publik 03 / 16 | Menschen Was ist ein Frühstudium? Im Frühstudium nehmen Schülerinnen und Schüler an Lehrveranstaltungen einer Hochschule teil und erwerben Leistungsnachweise, die in einem späteren Studium anerkannt werden können. Das ist so im Hessischen Hochschulgesetz geregelt. Auch wenn meist gute Schülerinnen und Schüler das Frühstudium nutzen, ist es ein niedrigschwelliges Angebot. Voraussetzung ist die Erlaubnis der Schule. Die Schülerinnen und Schüler sollten nicht jünger als 15 Jahre alt sein. In Kassel belegen Schülerinnen und Schüler Lehrveranstaltungen überwiegend in den MINT-Fächern, vereinzelt auch in den Politikwissenschaften, der Soziologie oder Geschichte. Im Wintersemester 2015 /16 gab Birk Magnussen ist Abiturient am Wilhelmsgymnasium und möchte später Elektrotechnik und Informatik studieren. es an der Uni Kassel zehn Frühstudierende. Im Durchschnitt sind es 25 pro Semester. Die Universität profitiert vom Angebot des Frühstudiums, indem sie gute Schülerinnen und Schüler als Nachwuchs gewinnt. Programmieren. Ich konzeptioniere und designe gerne Pla- Forschern gegenüber aufgeschlossen, sobald ihre Überra- tinen und beschäftige mich mit den Programmiersprachen schung angesichts des Alters verklungen ist. So mancher C++, Java und C#.“ Da ist klar, wohin die Richtung geht! Professor behauptet sogar, die Schüler lägen mit ihren Prüfungsergebnissen auch schon mal über den Durchschnitts- Für das Wintersemester hat Robin einen Studienplatz in der leistungen der Studierenden. Für Robin und Birk war die Astrophysik an der Uni Heidelberg, wo er sich seinen Schein Zeit an der Uni sehr spannend und mit vielen neuen Ein- Analysis l aus Kassel anrechnen lassen kann. Birk über- drücken verbunden. Sie wissen jetzt nicht nur noch bes- legt, an welchem Kurs er dann an der Uni teilnimmt – trotz ser, was sie später studieren wollen, sie konnten auch das der Abiturvorbereitungen. Für die beiden Kurse „Diskrete Studentenleben schon einmal ein wenig kennenlernen. Schaltungstechnik“ und „Einführung in C++“ hat er bereits seine Scheine. Als er sie gemacht hat, war er noch 15 Jahre alt. Auch wenn manche Lehrerinnen und Lehrer vielleicht etwas skeptisch auf die Fehlzeiten der beiden schauen, insge- Weitere Infos: www.uni-kassel.de/go/fruehstudium samt unterstützen sie die Vorhaben der Frühstudierenden Kontakt: Thomas Haubrich gerne. Die Kommilitonen und Lehrenden sind den jungen [email protected] 29 Was mich antreibt Kasseler Promovierende und ihre Themen Gerrit Retterath (29) Praktiken und Potenziale des Teilens „Für meine Promotion untersuche ich Situationen, in denen Menschen zusammenkommen, um etwas miteinander zu teilen – zum Beispiel Dinge, Räume oder Wissen. Dabei betrachte ich sowohl kommerzielle als auch alternative Angebote. Das sind etwa Volksküchen, Gemeinschaftsgärten oder Mitfahrgelegenheiten. Wie genau ich forsche? Ich mache mit! ‚Teilnehmende Beobachtung‘ nennt sich das in der Soziologie. Das kann so aussehen: In Kassel in die Mitfahrgelegenheit – Schweigen oder Smalltalk bis Hamburg – Notizen machen – und zurück. Oder ich quartiere mich über Couchsurfing für eine Nacht bei fremden Leuten auf dem Sofa ein. Auch in den Gemüsebeeten zweier Gemeinschaftsgärten helfe ich für meine Forschung beim Unkrautjäten, Gießen und natürlich Für mich persönlich steht durch meine Während meiner Forschungen freue Ernten. Forschungen schon eins fest: Orte des ich mich am meisten über Momente, Teilens bereichern Städte. In Kassel gibt in denen Begegnungen zwischen ganz Meine zentrale Frage dabei ist: Welche es zum Glück mittlerweile einige Ange- unterschiedlichen Menschen stattfinden Rahmenbedingungen müssen erfüllt bote, so dass ich nach meinem Studium und man sich auch mal spontan gegen- sein, damit das Teilen gelingen kann? für die Promotion gerne hier geblieben seitig hilft. Und wenn in einem Projekt Dabei interessiert mich zum Beispiel, bin. Da gibt es zum Beispiel Gemein- etwas schiefläuft? Aus Forschungssicht wie gemeinsam Entscheidungen getrof- schaftsgärten und mehrere Coworking ist das ebenfalls spannend. Neulich ist fen werden, wie mit Fremdheit umge- Spaces. Spannend finde ich auch die mir in der Volksküche der Mangold ange- gangen wird oder wie sich Hierarchien Volksküche, die man sich wie ein öffent- brannt, der gesamte Raum war voller herausbilden. Aktuell bin ich dabei, die liches Wohnzimmer vorstellen kann. Bis Rauch. Aber alle haben schnell mit ange- Regelmäßigkeiten herauszuarbeiten, die zu 50 Leute kommen da an einem Abend packt – und ich darf weiter mitkochen.“ ich in den unterschiedlichen Projekten zum Essen zusammen. Die Gruppe, die feststelle. Betreut wird meine Arbeit von gemeinsam kocht, besteht aus ungefähr Prof. Dr. Jörn Lamla, dank des Promoti- 15 Personen. Anfangs mäandert beim onsstipendiums der Uni Kassel bin ich Kochen oft alles so vor sich hin – aber auch finanziell abgesichert. irgendwann entsteht dann doch überraschend ein Buffet. 30 Aufgezeichnet von Marieke Schmidt; Foto: Marieke Schmidt » App sofort sind Sie Hellseher! Jetzt wissen Sie immer genau, wann Busse und Bahnen fahren – mit Echtzeitinformationen. Auf der NVV-App, über den PC oder am ServiceTelefon des NVV. QR-Code scannen und App downloaden! Falls kein QR-Code-Reader vorhanden, einfach in Ihrem App-Store herunterladen. Kompetenz spüren ist einfach. Kompetente Vorlesungen finden Sie im Hörsaal der Uni. Kompetente Finanzberatung erhalten Sie im S-Campus – Ihrer Filiale direkt im Campus Center. www.s-insider.de www.kasseler-sparkasse.de
© Copyright 2024 ExpyDoc