2. 10. 2016

27. Sonntag im Jahreskreis C
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an
Thimotheus (1,6-8.13-14)
Mein Sohn! Ich rufe dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade
Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil
geworden ist. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der
Verzagtheit gegeben, sonde rn den Geist der Kraft, der Liebe
und der Besonnenheit. Schäme dich also nicht, dich zu
unserem Herrn zu bekennen; schäme dich auch meiner nicht,
der ich seinetwegen im Gefängnis bin,
sondern leide mit mir für das Evangelium.
Gott gibt dazu die Kraft:
Halte dich an die gesunde Lehre, die du
von mir gehört hast; nimm sie dir zum
Vorbild, und bleibe beim Glauben und bei
der Liebe, die uns in Christus Jesus
geschenkt ist. Bewahre das dir anvertraute
kostbare Gut durch die Kraft des Heiligen
Geistes, der in uns wohnt.
Aus dem Evangelium nach Lukas (17, 5-10)
Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr
erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein
Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb
dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden und verpflanz dich
ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Wenn einer von euch
einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa
zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz
zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir
etwas zu essen, gürte dich und bediene mich; wenn ich
gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und
trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan
hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein:
Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr
sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere
Schuldigkeit getan.
Die heutige Lesung und
das Evangelium sprechen
beide von der Kraft des
Glaubens. Es geht darum
auf den Glauben zu
setzten und im Glauben
Vertrauen zu haben. In
ihm liegt eine unglaubliche
Kraft. Er kann begeistern,
befreien und stark machen.
Lassen wir uns vom Glauben befreien? Sind wir mutig genug,
um uns in Freiheit aufrichtig zum Glauben zu bekennen?
Ich vertraue auf Gott und fürchte mich nicht.
Was können Menschen mir antun?
Psalm 56,5
„Die unendliche Macht Gottes führt uns nicht dazu, vor seiner
väterlichen Zärtlichkeit zu fliehen, denn in ihm sind liebevolle
Zuneigung und Kraft miteinander verbunden. Tatsächlich
beinhaltet jede gesunde Spiritualität, die göttliche Liebe
aufzunehmen und den Herrn zugleich wegen seiner
unendlichen Macht vertrauensvoll anzubeten. In der Bibel ist
der Gott, der befreit und rettet, derselbe, der das Universum
erschuf, und diese beiden göttlichen Handlungsweisen sind
zutiefst und untrennbar miteinander verbunden: »Ach, mein
Herr und Gott! Du hast Himmel und Erde erschaffen durch
deine große Kraft und deinen hoch erhobenen Arm. Nichts ist
dir unmöglich […] Du hast dein Volk Israel unter Zeichen und
Wundern […] aus Ägypten herausgeführt« (Jer 32,17.21). »Der
Herr ist ein ewiger Gott, der die weite Erde erschuf. Er wird
nicht müde und matt, unergründlich ist seine Einsicht. Er gibt
dem Müden Kraft, dem Kraftlosen verleiht er große Stärke« (Jes
40,28b-29).“ (Laudato si 73)
Papst Franziskus spricht von einer „gesunden Spiritualität“ die
ihr vollstes Vertrauen in Gott, den barmherzigen Schöpfer des
Himmels und der Erde, setzt. Aus einer Spritualität des
Vertrauens können wir Kraft schöpfen und vieles vielleicht
unmöglich erscheinende anpacken. Vertrauen wir in die Kraft
unseres Glaubens und vertrauen wir der Liebe Gottes, dann
sind wir stark genug Dinge zu ändern. Es liegt an uns
zerstörerische Kräfte, die wir selbst in die Welt gestezt haben,
auszuschalten.
„Wir können nicht eine Spiritualität vertreten, die Gott als den
Allmächtigen und den Schöpfer vergisst. Auf diese Weise
würden wir schließlich andere Mächte der Welt anbeten oder
uns an die Stelle des Herrn setzen und uns sogar anmaßen, die
von ihm geschaffene Wirklichkeit unbegrenzt mit Füßen zu
treten. Die beste Art, den Menschen auf seinen Platz zu
verweisen und seinem Anspruch, ein absoluter Herrscher über
die Erde zu sein, ein Ende zu setzen, besteht darin, ihm wieder
die Figur eines Vaters vor Augen zu stellen, der Schöpfer und
einziger Eigentümer der Welt ist.“ (Laudato si 75)